Severus Snape hatte Lily Evans schon immer fasziniert. Er war anders, merkwürdig, abstoßend. Wie ein blutrünstiger Zombie in einem Spielfilm von dem man trotzdem die Augen nicht abwenden kann.
Lily fand Psychologie sehr spannend. Wenn sie in den Sommerferien aus dem Internat nach Hause kam hatte sie sich angewöhnt sich weiterzubilden um ihr Allgemeinwissen zu vergrößern. Der Gedanke daran was sie alles verpasste dadurch, dass sie nicht auf eine öffentliche Schule ging, entsetzte sie. Sie konnte keine anderen Sprachen als Englisch, dass Bisschen was sie über Mathematik, Geographie und Politik wusste, war nur was sie vor ihrem elften Lebensjahr gelernt hatte. Eine Schande, das fanden auch ihre Eltern und nur finanzielle Probleme hielten sie davon ab ihre jüngste Tochter mit Fachliteratur und Privatlehrern zu überhäufen.
Stattdessen lieh sich Lily gleich von Beginn der wochenlangen Ferien Unmengen an Büchern in der Bibliothek aus und verschanzte sich mit ihnen in ihrem Zimmer. Geschützt vor ihrer überkritischen Schwester, ihrer aufdringlichen Mutter und dem scheinbar unkontrollierbaren Jähzorn des Vaters wog sie sich erst in Sicherheit wenn der Schlüssel im Schloss und ihre Nase sich im Buch befand.
Nach ihrem fünften Schuljahr in Hogwarts, der Schule für Zauberei und Hexerei und mit fast sechzehn Jahren war Lily ungewöhnlich klug und intellektuell. Begierig nach allem was ihr mehr Wissen brachte, begeisterten sich Leute die sie nicht kannten zu erst für ihre strahlend grünen Augen die neugierig in die Welt blickten.
Sie las Freud und Thorndike, entsetzte sich über die Versuche Watsons und fühlte sich nach stunden-, tage- und wochenlangen Lektüren gebildet genug um es mit der unverständlichsten Person aufzunehmen die ihr, so meinte sie, bisher über den Weg gelaufen war.
Was war Severus Snapes Problem?
Was musste in ihm vorgehen, dass er ohne mit der Wimper zu zucken schreckliche Beleidigungen auf sie loslas?
Am Ende des fünften Schuljahrs, gleich nach den letzten Prüfungen hatte es einen Vorfall gegeben der Lilys Interesse angeregt hatte. Einer ihrer Mitschüler, James Potter, ein, in Lilys Augen, nerviger Macho der unverständlicherweise mit ihr besessen zu sein schien, hatte ihn vor allen Schülern bloßgestellt. Lily hatte eingegriffen, er hatte sie beleidigt.
Zuerst war sie entsetzt und beleidigt. Sie war Vertrauensschülerin, half jüngeren Schülern und war für alle eine beliebte Vertrauensperson. Und ja, da war sie stolz drauf. Und nun wagte es dieser unattraktive, ungepflegte Pöbel ihre Hilfe zu verweigern!
Doch der Ärger war der Neugier gewichen. Warum fragte ihr Herz ihr Gehirn, und dieses wollte nicht ruhen bis es die Antwort gefunden hatte.
