Sommerende
Harry wachte erschrocken auf. Wieder einmal war er von seiner Tante geweckt worden, deren Schrei durchs Haus hallte.
"STEH AUF, du fauler Bengel. Du musst heute noch für Duddys Geburtstag was kochen. LOS!",schrie sie durch seine Katzenklappe, die ihm für das Essen angebracht wurde, falls er wieder eingesperrt wurde.
"Ja, ich komme gleich.", kam genervt zurück.
Harry setzte sich langsam auf und blickte sich um. Auf dem Boden war Eulenmist verteilt, ebenso wie seine Schulbücher und Umhänge. Er wünschte sich endlich den nächsten Tag herbei. Morgen würde er endlich wieder nach Hogwarts zurückkehren. Zu seinem besten Freund. Zu Hermine. Der Gedanke an sie verursachte ihm einen starken Stich ins Herz. Er vermisste sie so sehr.
Es war ihm erst klar geworden, als sie ihm nach dem Durchgang des Tores einen Kuss auf die Wange gegeben hatte. Er hatte dabei so viel gefühlt.
"Komm endlich runter!", rief Onkel Vernon nach ihm.
"Ja, ich muss mich nur noch anziehen, dann bin ich da."
Er zog sich rasch an und begab sich nach unten.
Wie er diesen Tag hasste. Aber er dachte an den Zug. An das Schloss. An Ron. Und seine Laune besserte sich etwas.
Nachdem er den Schinken gebraten hatte, setzte er sich an den Tisch und aß schnell seinen Teller leer, um wieder nach oben zu kommen.
Als er wieder oben war, versuchte er sich auf seine Schulbücher zu konzentrieren, die ihm Ron geschickt hatte, da er nicht in die Winkelgasse kam. Doch er schweifte immer wieder ab.
An Hermine. Er liebte sie so. Er wollte jeden Augenblick mit ihr zusammen sein. Doch er wusste auch, bzw. er dachte, dass sie nur Augen für Ron hatte. Für seinen besten Freund. Aber warum? Was hatte Ron, was er nicht hatte? Oder mochte sie Ron mehr, weil er halt nicht so, ja wie er halt war? Weil sie so unterschiedlich waren wie Tag und Nacht?
Irgendwie musste er rausfinden, für wen sie etwas empfand!
Er schaute auf seine Uhr und bemerkte, dass es schon später Nachmittag war. Hedwig klackerte an ihrem Käfig herum, weil sie schon seit Tagen nichts als das Zimmer gesehen hatte. Nachdem er noch weiter über seine Situation nachgedacht hatte, machte er sich daran, seinen Koffer zu packen. Vieles war drin geblieben, doch er musste vieles vom Boden aufklauben und in den Koffer packen.
"So, jetzt bin ich fertig. Nur noch das Album hineinpacken und dann kann ich morgen von Ron abgeholt werden.", sagte er zu Hedwig. Als er das Album hinein packen wollte, fiel es ihm herunter und eine Seite mit ihm und Hermine auf einem Bild lag obenauf. Er nahm es und strich langsam mit einem Finger über ihr Gesicht. Ihre Augen. Sie sind so schön. Und ihr Lachen. Wie froh ich sein werde, wenn ich es endlich wieder hören kann. Es ist immer so unbeschwert. So frei. Sie ist der einzige Mensch der immer zu mir hält, egal was ist. Und ihre Haare. Sie sind so voll und weich. Sie ist einfach perfekt. Sie muss mich einfach lieben, sonst werde ich nicht mehr froh. Dies dachte er, während er das Foto von ihnen beiden beobachtet hatte.
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Der Himmel draußen färbte sich schon dunkel, als er sich nochmal an den Büchern versuchte.
" Eine Hexe verspürt nur ein Kribbeln, wenn sie verbrannt werden soll. Sie führt dann meist einen Eiszauber aus, der sie gefrieren lässt, wodurch dann das eben erwähnte Kribbeln hervorgerufen wird. Durch diese Aktion konnte eine Hexe oder ein Zauberer sich vor den Muggeln schützen, die sie als eben jenes entlarvt hatten." Er las diesen Artikel durch und warf das Buch nach kurzer Zeit auch in den Koffer, welchen er danach schloss.
"Hedwig, kannst du mir sagen, wie ich ihr morgen gegenüber stehen soll? Wie ich sie begrüßen soll? Es ist ja nichts mehr wie früher. Ich liebe sie und weiß nicht mal, was sie für mich empfindet. Das ist so verdammt schwierig.", fragte er Hedwig, die ihn nur verständnislos anschaute und ihm mit einem weiteren Klackern zu verstehen gab, das sie nur raus wollte. "Ich kann sich nicht hinaus lassen. Die Dursleys sind da sehr eigen. Es scheint ihnen egal zu sein, dass du ihren Teppich mit Kot versaust.",fügte er mit einem leichten Lächeln hinzu.
Als er sich am Abend hinlegte schwelgte er in Erinnerungen an die letzten drei Hogwartsjahre zurück.
Er hatte Ron kennen gelernt und dadurch auch die ganze Weasley - Bande, was sehr schön war, denn die Familie bemühte sich um ihn, wie um einen Sohn.
Er hatte Hermine kennen gelernt. Sie war so schlau und am Anfang so grauenvoll zu ihm und Ron gewesen.
Und zusammen hatten die drei Abenteuer erlebt. Abenteuer, die sie nie vergessen würden. Sie würden wohl nie ein normales Hogwartsjahr erleben. Doch dies war nicht weiter schlimm, denn Harry hatte in Hogwarts ein Zu hause gefunden, welches er nur noch für je acht Wochen verlassen musste, um zu den Dursleys zurückzukehren.
Er liebte dieses Schloss mit seinen Geheimgängen, Statuen und den sprechenden sowie sich bewegenden Bildern.
Er mochte sogar einige Lehrer, allerdings hasste er auch den einen oder anderen. Aber am liebsten war er im Büro von Dumbledore. Dort war so viel zu entdecken gewesen für ihn. Die letzten Jahre hatte er oft dorthin gemusst, wegen irgendwelchen Sachen und immer hatte er irgendwas Neues entdeckt. Er freute sich so sehr auf den morgen.
OoOoOoOoO
Diese Nacht schlief er für seine Verhältnisse ziemlich ruhig, wenn ihn auch Träume plagten in denen Hermine ihm einen Korb gab, in denen er sie als grauenhaftes Etwas bezeichnete und in denen sie mit Ron oder jemand anderem rummachte.
Am nächsten Morgen wachte früher auf als gewohnt. Der Rest schlief noch. Das hörte an dem Schnarchen, welches von Dudley ausging, der wohl wieder auf dem Rücken lag und von irgendwem träumte, den er verprügelte.
Und unten waren noch keine Laute zu hören. Er beschloss oben zu bleiben und auf die Ankunft von Ron zu warten. Er schaute auf den Wecker, welcher noch grün leuchtete und ihm anzeigte, dass es erst viertel nach sechs war. Das hieß, er musste noch eine Stunde auf ihn warten.
Er verplemperte die Zeit damit, Briefe zu lesen, die Hedwig oder eine andere Eule ihm diesen Sommer zugesandt hatte.
Lieber Harry,
ich bin hier in Voisins, in Frankreich. Der Sommer hier ist ziemlich heiß und mein Kater liegt nur im Schatten, um nicht verbrannt zu werden. Mein Sommer ist ziemlich ereignislos, bis jetzt, gewesen. Und wie geht es dir? Ich hoffe, die Dursleys lassen dich in Ruhe und nerven dich nicht mit irgendwelchen Sachen. Und wie kommst du voran mit deinen Gedanken, von denen du mir im letzten Brief geschrieben hattest? Willst du mir nicht sagen, worüber du nachdenkst? Oder hat etwa deine Narbe wieder gebrannt? Bitte, wenn es der Fall war, schreib Dumbledore. Er will davon erfahren! Das weißt du hoffentlich!! Und auch ich mache mir Sorgen, wenn ich nicht weiß, was los ist mit dir.
Bitte antworte mir.
Bis zum 1.September , da werden wir uns ja wiedersehen. Ich werde uns dann ein Abteil reservieren.
Herzlichste Grüße,
Hermine
Das war einer der Briefe, die er von Hermine erhalten hatte. Und jeder war voller Sorgen um ihn gewesen. Was seine Narbe anging, was ihn selbst anging. Er spürte wieder einen Stich, ignorierte ihn dieses Mal jedoch, da es unten an der Tür geklingelt hatte. Er lief schnell die Treppe hinunter und sah schon an der Silhouette, dass es Ron war, doch noch zwei größere Gestalten standen hinter ihm Er öffnete die Tür, als oben eine die Schlafzimmertür aufflog und Onkel Vernon schrie: "Wer zum Himmel klingelt um kurz nach sieben? Ich werde ihn meucheln. Er wird es bereuen!"
"Es sind nur die Weasleys, die mich abholen. Du musst keinen meucheln, der mich von euch wegholt. Du kannst wieder schlafen gehen.", antwortete Harry ruhig.
"Hey Harry. Ähm bist du bereit, wir müssen uns beeilen. Wir brauchen ja noch eineinhalb Stunden zum KingsCross. Also hol deinen Koffer und Hedwig. Wir warten hier.", ertönte die Stimme von Fred, Rons älterem Bruder.
"Hey, ja ich hol rasch meine Sachen." Er lief nach oben und holte seinen Koffer und nahm Hedwigs Käfig in die andere Hand. "Bald wirst du wieder frei sein, meine Große.", sprach er ihr liebevoll zu.
"Bis nächsten Sommer, Onkel,Tante. Tschüss"
Er lief raus und sogleich fiel ihm die Last vom Herzen. Er stieg ins Auto zu Mr. Weasley, George, Freds Zwillingsbruder, und Ron, der auf ihn gewartet hatte.
Als sie los flogen,(der Wagen war verzaubert), fühlte er sich frei. Er war glücklich wie den ganzen Sommer nicht. Er war auf dem Weg nach Hause. Nach Hogwarts zurück.
