Disclaimer: Personen und Schauplätze gehören ganz alleine JKR. Leider.
Anmerkung: In dieser FF werde ich wohl wieder die niedrigsten und tiefsten seelischen Abgründe aufarbeiten, die mein kranker Geist sich ausmalen kann. Die Zeitlinie ist irgendwann in Harrys letztem Jahr angesiedelt. Sollte sich die Fic wirklich so entwickeln, wie ich sie momentan vor meinem geistigen Auge habe, wird das Rating mal wieder sehr angebracht sein. Also hier noch mal, für alle die mit Rape, Drogenmissbrauch und anderem harten Tobak nicht klarkommen, würde ich raten, sich eine andere Geschichte zum Lesen auszusuchen. Für alle anderen: ich hoffe euch gefällt mein Getippsel und natürlich würde ich mich über eine Menge Reviews sehr freuen, also hinterlasst mir doch eure Meinung. ;)
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Ich habe getan was ihr verlangtet,
ich bin gegangen wohin ihr mich schicktet,
nicht wissend was mich erwartete,
nicht wissend wie schwer es werden würde,
und jetzt verlangt ihr von mir Vergebung?
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Die Zeit nach dem Fall war für uns alle nicht leicht. Es war natürlich ein Grund zu feiern, dass wir endlich die Fesseln des Bösen lösen konnten, und besonders für mich sollte es eigentlich der schönste Tag in meinem Leben sein, als der Dunkle Lord endlich niedergestreckt wurde. Doch es war nicht so. Bei Merlins Bart es war nicht so.
Die Leere, die sich in mein Leben und der anderen schlich, war unbeschreiblich. Sie war nicht fassbar und niemand sprach offen darüber, doch in den Gesichtern die mich umgaben sah ich die gleiche Verlorenheit, die auch mich quälte. Es war vorbei, endlich hatte die Tyrannei ein Ende gefunden, und doch fürchtete ich mich mehr vor dem Kommenden als vor dem das hinter mir lag.
Das Ziel, das mich bisher aufrecht erhalten hatte, war verschwunden und damit auch der Grund für den ich jeden Tag aufs neue aufgewacht bin. Natürlich, auch heute noch stehe ich Tag für Tag auf, und widme mich meiner Aufgabe, auch wenn sie mehr als jemals zuvor sinnlos erscheint.
Doch in all der Monotonie, die bereits wenige Tage nach der Vernichtung des Dunklen Lords und seiner Gefolgschaft eingetreten war, gab es jemanden, der mehr als alle andere darunter zu leiden schien. Der Junge der lebte war immer noch der strahlende Held, doch auch wenn ich bisher immer der Meinung war, dass er trotz allem seine Rolle genoss, könnte ich es heute nicht mehr beschwören. Etwas in dem zarten Gesicht des Jungen hatte sich verändert, die Jugend war mit einem Schlag daraus gewichen und mit ihr dieses Feuer, dass Potter so eigen war.
Merlin allein weiß, was dem Jungen widerfahren ist, während er in Gefangenschaft geraten war, und doch allein die seltsame Annahme dessen, was geschehen sein könnte, lässt mich eisig schaudern. Er hatte gesiegt, doch zu welchen Preis?
Es war kühle Berechnung von Dumbledore, dass er den Jungen in die Höhle des Löwen geschickt hatte, und doch konnte ich in seinem Gesicht lesen, wie schwer es ihm gefallen war. Das Wohl einzelner ist weniger von Bedeutung als das Wohl vieler! War nicht das eine der ersten Lektionen, die ich lernen musste? Selbst der Direktor ließ mich in dieser Hinsicht niemals im Dunklen. Wäre es für den Sieg erforderlich gewesen, hätte er wohl nicht gezögert mich oder irgendjemand anderen in den Tod zu schicken. Und doch hatte es mich überrascht, dass seine Wahl gerade auf Potter fiel.
Doch es ist zu spät um über solche Dinge zu grübeln. Die Schlacht ist geschlagen, der Feind vernichtet. Doch irgendetwas sagt mir, dass die Wurzel dieses ganzen Übels noch Früchte tragen wird. Die Welt wie sie einst war, ist verschwunden und nichts wird sie jemals wieder zurückbringen können.
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Noch nie zuvor hatte Snape sich dermaßen unbehaglich in der Gegenwart des anderen Mannes gefühlt. Es war jenes bedrückende Gefühl, dass ihn schon seit geraumer Zeit quälte, und das ihn kaum noch zur Ruhe kommen ließ. Er wollte nicht wissen worüber der Direktor so dringend mit ihm sprechen wollte, noch wollte er wissen warum gerade er dazu auserkoren worden war.
Die Gerüchte brodelten in letzter Zeit immer stärker, und kaum jemand wurde von dem ganzen Schmutz verschont, so war auch schon ihm selbst einige der seltsamen Annahmen zu Ohren gekommen, die sich rund um Potter und seine Clique rankten. Es hatte sich vieles verändert seit er den Dunklen Lord vernichtet hatte und das dunkle Mal auf Snapes Unterarm für immer verschwunden war. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Angst hatte er die Veränderung auf seinem Arm beobachtet. Wie das Mal immer schwächer und schwächer wurde, und dann in einem letzten grellen Aufflackern vollkommen verschwand. In diesem Augenblick hatte er weder die erhoffte Erleichterung noch das Gefühl des Sieges in sich verspürt. Vieles war ihm durch den Kopf gegangen, vieles von dem er schon lange gedacht hatte, dass es vergessen war, doch nichts hatte etwas beruhigendes an sich gehabt. Es waren Bilder von längst vergessenen Taten, Emotionen, die er schon lange verloren geglaubt hatte, Erinnerungen die längst in Vergessenheit geraten hätten sollen. Ein Durcheinander das ihn heute noch die Auswirkungen spüren ließ.
Er sah mit starrer Miene auf und ließ seinen Blick über das freundliche Gesicht des Direktors schweifen. Warum kam ihm auf einmal dieses Gesicht so falsch und verlogen vor, warum konnte er nicht mehr diese Achtung dafür empfinden wie vor dem finalen Kampf? Diese Augen, die ihn in jeder Situation gütig angeblickt hatte, hatten all jenes verloren. Zurückgeblieben war lediglich das alte Gesicht eines Mannes, der ihn kaltem Kalkül Menschen geopfert hatte, und bis heute nicht den geringsten Beweis von Trauer gezeigt hatte.
‚Severus, ich möchte, dass du dich um Potter kümmerst...' Der graue Bart wallte in sanften Wellen über den Oberkörper des Direktors wenn er sprach und mit jedem neuen Wort schien es Snape mehr als wäre er in einem Alptraum gefangen. Was war geschehen, dass er diesen Mann nicht weiter als Mentor ansehen konnte, nicht weiter als den Vater, den er gerne gehabt hätte. Nichts von den vergangenen Emotionen war noch in ihm vorhanden. Nur diese schreckliche Abneigung, die er nicht einmal eindeutig bestimmen konnte.
Lange blickte er den alten Zauberer an, versuchte darin Emotionen zu lesen, die er ertragen konnte, doch nichts davon war für ihn zu erkennen. ‚Warum gerade ich?' Diese Frage war nicht einmal notwendig gestellt zu werden, und doch tat er es. Es erschien ihm in dieser Situation einfach richtig zu sein sie zu stellen. Oder vielleicht wollte er einfach das Schweigen brechen, das sich unaufhörlich zwischen ihnen ausgebreitet hatte.
‚Weil ich glaube, dass du der einzige sein könntest, der wirklich zu Harry durch dringen kann. Vielleicht hast du die Gerüchte bereits gehört, die ihm einen schlechten Umgang mit ein paar sehr seltsamen Gestalten unterstellen. Ich möchte einfach, dass du mit ihm redest und herausfindest was mit ihm los ist. Er hat sich etwas verändert, und ich möchte einfach nur sichergehen, dass alles in Ordnung mit ihm ist:'
Snape war versucht seinen eigenen Gedanken zu dieser Erklärung Ausdruck zu verleihen. Wie gerne würde er Dumbledore fragen, für wen er den Retter spielen sollte? Für Potter oder doch eher für ihn? Wollte er ihn dazu benutzen, dass er sein schlechtes Gewissen beruhigen konnte? Wollte er einfach nur sicher gehen, dass nicht er daran schuld war, wenn Potter sich an dem gleichen seelischen Abgrund befand, wie er selbst schon seit vielen Jahren? So sehr er sich auch wünschte diese Fragen auszuspeien, wie sehr sie auch auf seinen Lippen brannten, er tat es nicht. Er schwieg und erwiderte emotionslos den Blick des alten Mannes.
Langsam erhob er sich. Die Müdigkeit, die seinen Geist umfasste, hatte sich auch auf seine Gliedmaßen ausgedehnt, und es fiel ihm nur sehr schwer sich noch weiter auf den Beinen zu halten. Er wusste nicht, ob er wirklich noch die Energie hatte, sich um jemand anderen zu kümmern. Hatte er sie jemals besessen? Doch irgendeine Gewissheit sagte ihm, dass er es wenigstens versuchen sollte. Nicht um seiner Willen, nicht um Dumbledores Gewissen zu beruhigen, doch vielleicht hatte der Junge, der einst lebte noch eine Chance, dem zu entgehen, was ihm bevorstand. Und sollte nur ein Bruchteil dessen, was Snape vermutete sich als Wahrheit herausstellen, würde der Junge ohne fremde Hilfe nur noch weiter in den Sumpf gezogen, in den er sich freiwillig zurückgezogen hatte.
Er wandte sich von dem alten Mann ab ohne ein weiteres Wort zu erwidern. Er hätte auch nicht gewusst, was er dem Direktor noch sagen konnte, die Dinge die er hören wollte, würde er niemals über die Lippen bringen, und die Dinge vor denen er sich fürchtete, würde auch der Zaubertränkemeister niemals entkräften können.
Leise schloss sich die hölzerne Türe, welche den Eingang zum Büro des Direktors kennzeichnete. Die dunklen Gänge von Hogwart umfingen ihn schon fast liebevoll. Die Dunkelheit breitete ihre Fänge um den Zaubertränkemeister aus und umschlang ihn, hüllte ihn fast vollständig ein. Hier war er nur ein weiterer Schatten unter vielen, hier waren die Gefahren, die ihn peinigten, gefangen genommen. In der Schwärze der Nacht fühlte er sich geborgen, als gehöre er zu ihr und sie zu ihm. Seine Absätze hinterließen ein einsames Echo in den gewundenen Gängen, zeugten von seiner Anwesenheit und auch gleichzeitig von seinem Verschwinden.
Nur ein einziger Gedanke bahnte sich durch seinen Geist. Wie sollte er einen Verdammten retten können, wenn er selbst es schon lange war?
TBC...
