Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore ist 14 Jahre alt.

Von unten hörte er aufgeregte Stimmen.

Seine Mutter war zurück und schimpfte – mal wieder – mit seinem Bruder Aberforth.

Anscheinend hatten Aberforth und Ariana zu nah am Fenster gespielt oder irgendetwas in dieser Richtung.

Genau konnte er ihre Worte nicht verstehen, bis -

„Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore! Ich verlange, dass du auf der Stelle herunter kommst."

Albus seufzte leise und klappte sein Buch über Arithmantik für Fortgeschrittene zu.

Das hörte sich ja fast so an, als ob er etwas ausgefressen hatte, dabei hatte er doch nur hier oben gesessen und gelernt.

Wahrscheinlich…

„Glaub ja nicht, dass ich zu dir hochkomme, Bürschchen", rief seine aufgebrachte Mutter abermals.

Hastig stand Albus auf und lief die Treppe hinunter.

Am unteren Treppenabsatz stand seine Mutter, deren Haar das gleiche Kastanienbraun hatte wie sein eigenes.

Das war aber auch schon das einzige, das ihre Verwandtschaft erkennen ließ.

Sein Gesicht, seine blauen Augen und die Brille hatte er von seinem Vater geerbt hatte und er war stolz darauf mit ihm verglichen zu werden – auf die lange, krumme Nase hätte er allerdings verzichten können.

„Mutter", fragte er, als ihm bewusst wurde, dass Kendra Dumbledore ihn noch immer wütend anfunkelte. „Ich war oben und habe gelernt", fuhr er fort, unsicher was er aus der Situation machen sollte.

Die Augen seiner Mutter wurden minimal weicher, ihr Mund jedoch war noch immer zu einer dünnen Linie gezogen.

„Was hatte ich dir gesagt, Albus? Als ich vorhin zum Einkaufen aufgebrochen bin?"

Albus starrte sie verständnislos an.

Sie hatte nichts gesagt oder?

Er war oben beim Lernen gewesen und sie hatte gerufen… hatte gerufen… Oh.

Erkenntnis formte sich in seinem Gesicht als ihm dämmerte, was seine Mutter ihm aufgetragen hatte.

Er blickte sich um und sah durch die offene Wohnzimmertür seine Schwester Ariana und seinen Bruder Aberforth auf dem Teppich vor dem Kamin sitzen, beide anscheinend vertieft in irgendein absurdes Spiel, dass sie selbst erfunden hatten.

Kendra seufzte, fort war ihre Wut, wie so oft genauso schnell gegangen wie gekommen.

Seit dem sein Vater gestorben war… nein eigentlich schon seit diesem furchtbaren Angriff auf Ariana waren die Launen seiner Mutter furchtbar wechselhaft.

Mit ihr umzugehen war eine Gradwanderung zwischen Himmel und Hölle, die immer öfter schief zu gehen schien.

Kendra strich ihm durch das dichte, lange Haar und murmelte: „Ich weiß, dass du viel lernst Albus, aber es ist genauso wichtig, dass du mir zuhörst. Du bist der Mann im Haus, mein Sohn und wenn ich fort bin trägst du die Verantwortung über deine Geschwister. Für heute hattest du Glück, dass nichts Schlimmes passiert ist, aber in Zukunft erwarte ich mehr Verantwortung von dir."

Albus nickte ernst und seine Mutter wandte sich ihren Einkäufen zu.

„Aberforth", sagte sie scharf. „Komm her und hilf mir beim auspacken. Albus, geh nur wieder hoch. Der zukünftige Vertrauensschüler sollte schließlich in seinen Studien ein gutes Vorbild sein, nicht wahr?"

Sie lächelte ihm aufmunternd zu und hatte ihren Ärger auf ihn schon wieder vergessen.

Als Albus zurück nach oben gehen wollte, stieß sein kleiner Bruder ihn in den Rücken.

„Hey", sagte Albus verärgert und drehte sich zu dem zwölfjährigen um.

„Ja, geh nur und lern schön, Albus, perfekter Vertrauensschüler, der du bist", murrte Aberforth und schnitt ihm eine Grimasse.

„Was soll das, Aberforth", fragte Albus und zog die Augenbrauen zusammen.

„Ich kann gut allein auf Ariana aufpassen. Sie mag mich sowieso lieber als dich", fauchte der dünne Junge, der die gleiche Haar- und Augenfarbe wie Albus besaß.

Albus öffnete seinen Mund, doch bevor er etwas sagen konnte rief seine Mutter aus der Küche: „Aberforth, ich brauche deine Hilfe JETZT nicht erst in einer Stunde. Und lass deinen großen Bruder in Frieden. Er hat wichtigeres zu tun."

Aberforth schnaubte leise und murmelte: „Genau, unser lieber Hochbegabter ist einfach zu gut, um sich mit seiner einfach Familie abzugeben."

Wieder konnte Albus nichts erwidern, denn Aberforth wandte sich ab und ging in die Küche.

Wann war es soweit gekommen, dachte er bei sich als er seinem Bruder hinter her sah.

Vor einigen Jahren waren sie noch die besten Freunde gewesen, aber das lag lange vor Hogwarts.

Seit dem hatte sich viel verändert.

Er hatte sich verändert.

Seine Mutter hatte Recht, er hatte die Verantwortung für Aberforth und Ariana, nur manchmal viel es ihm schwer daran zu denken, wenn die beiden so ruhig waren und er eine neue Idee hatte…

Er seufzte.

Er würde es wieder gut machen bei Aberforth. Irgendwann.

Und was Ariana betraf…

Er ging ins Wohnzimmer und nahm ein Zitronenbonbon aus der Schale auf dem Regal und reichte es anschließend seiner kleinen Schwester, die wie immer kränklich und blass wirkte.

Sie fummelte eine Weile an dem Bonbonpapier bis Albus genug hatte und es ihr aus der Hand nahm.

Er entnahm das klebrige, gelbe Bonbon und hielt es gegen ihre Lippen.

„Mach den Mund auf, Ari."

Sie gehorchte und er steckte die Süßigkeit in ihren Mund.

Zufrieden begann sie es in ihrem Mund hin und her zu schieben und schenkte Albus eines ihrer Zauberhaften lächeln.

Er blickte auf das klebrige Papier an seinen Fingern und überlegte, warum es keinen Zauber gab, der dies verhindern konnte.

Oder gab es einen?

Vielleicht sollte er es einmal nachschlagen?

Nachdenklich und ohne einen weiteren Blick an seine Schwester zu verschwenden machte er sich auf den Weg nach oben in sein Zimmer.

Nicht klebende Bonbons wären was Ariana ging wirklich praktisch, dachte er als er die Bücher in seinem Regal durch ging und nach einem passenden suchte, schließlich liebte seine Schwester nichts so sehr wie Süßigkeiten.

Vielleicht könnte er so etwas herstellen…

Dann verwarf er den Gedanken wieder. Er wollte nichts erfinden was so… so unglamourös war.

Seiner Mutter würde es sicher nicht gefallen, wenn er seine Intelligenz für so etwas benutzte – Verschwendung würde sie wahrscheinlich sagen.

Nein, er sollte lieber darüber nachdenken, was man zum Beispiel alles noch mit Drachenblut anstellen konnte, seiner Meinung nach gaben seine Schulbücher da wirklich nicht genug Informationen her.