Der Schluckauf (lat. singultus Schluchzen, Schlucken) ist eine reflektorische Einatmungsbewegung (Kontraktion) des Zwerchfells, wobei die Einatmung durch plötzlichen Stimmritzenverschluss unterbrochen wird. Dadurch entsteht ein hörbares Geräusch.

Schluckauf Part One

Oh nein... nein... neinneinnein...

Das konnte doch nicht wahr sein?!

Panisch starrte Harry seine Armbanduhr an.

Malfoy würde ihn umbringen...

Harry löste seine Schreibfeder von seiner Backe, untersuchte sein Gesicht im Spiegel auf Tintenrückstände und versuchte ruhig zu bleiben. Er war ohnehin zu spät. Selbst wenn er sprinten würde, könnte er es nicht mehr rechtzeitig in die Bibliothek schaffen.

Er packte seine Lernbücher, das Mäppchen mit den Kugelschreibern, die er von Hermine zu seinem letzten Geburtstag geschenkt bekommen hatte, einen Apfel und den Schreibblock in die Tasche, warf einen letzten Blick in den Spiegel und stöhnte.

Seine Haare würden sich nie bändigen lassen, dachte er und zupfte an einzelnen, ziemlich widerspenstigen Strähnen herum, ließ es dann aber sein, da es seiner Meinung nach nur noch schlimmer wurde.

Genervt über sich selbst, schnappte sich Harry seine Umhängetasche und verschwand aus dem Gryffindorgemeinschaftsraum. Da heute Sonntag und somit eigentlich ein lernfreier Tag war, befanden sich so gut, wie keine Schüler auf Hogwarts. Die wenigen, die noch da waren, befanden sich wahrscheinlich alle am See und amüsierten sich, während Harry seine Zaubertrankarbeit schreiben durfte.

Er konnte nicht einmal mehr seinen ganzen Frust auf Snape schieben, denn Slughorn war ja nun ihr Zaubertranklehrer. Dieser war nicht zwingend schlecht, mit Sicherheit besser als Severus Snape, aber er hätte nicht erwartet an einem Sonntag in den Frühjahrsferien, wo alle an die frische Luft gingen, um auszuspannen und einfach Ferien zu haben, lernen zu müssen.

Und daran war noch nicht einmal Draco Malfoy Schuld gewesen. Sicher hatte er auch etwas anderes geplant gehabt, als mit seinem „Liebling" einen Aufsatz zu schreiben.

Slughorn musste ihnen allen einen Partner aufdrücken, damit die Teamarbeit ein wenig gefördert würde. Aber das war wieder typisch. Alle anderen vergnügten sich und hatten bereits ihre Arbeiten, selbst Ron, der das Glück hatte mit Parvati Patil zusammen arbeiten zu dürfen, hatte diese Aufgabe schon erledigt. An Hermine wollte er gar nicht erst denken.

So machte er sich missmutig auf den Weg in die Bibliothek, wo sein Zaubertrankpartner ihn mit großer Wahrscheinlichkeit schon „sehnlichst" erwarten würde.

Und dann, kurz bevor er um die Ecke in die Bibliothek bog, passierte es...

„Hicks!"

Hatte er denn nur Pech heute? Zuerst schlief er bis in die Puppen und verpasste somit das Frühstück und kam dann auch noch zum Mittagessen zu spät. Dann musste er diesen beknackten Aufsatz über die Überfunktion der Disanthus Blüte schreiben, über der er auch prompt eingeschlafen war, da er einfach zu viel geschlafen hatte. Jetzt würde er auch noch zu spät zu der Verabredung kommen. Und ausgerechnet in diesem Moment bekam er Schluckauf. Das war ja wieder klasse!

Draco würde ihn umbringen.

Verzweifelt suchte er alle Reihen nach dem arroganten blonden Jungen ab. Er musste jedoch bis zur letzten Reihe gehen, um den Slytherin auf dem Fensterbrett sitzend, mit einem Quidditchbuch in der Hand vorzufinden. Anscheinend hatte Draco nicht bemerkt, wie jemand durch die Türen gehetzt kam, da er nicht reagierte, als Harry sich ihm näherte.

„Du bist zu spät", sagte Draco, erhob seinen Blick jedoch nicht von seinem Buch.

Er unterdrückte den Schluckauf. „Verschlafen", brachte er schließlich heraus, als sich dieser nicht wirklich unterdrücken ließ.

Er legte sein Buch auf das Fensterbrett und machte das Fenster weit auf. „Das habe ich bereits gemerkt", antwortete Draco, während er die Luft einatmete, die schon gewaltig nach Sommer schmeckte. „Gibt es einen Grund?"

„Ich bin eingeschlafen."

„Einen guten Grund."

„Das ist die Wahr-hicks-heit!"

Eine blonde Augenbraue hob sich und zwei nebelgraue Augen sahen ihn amüsiert an. „Hast du getrunken?", erkundigte er sich nach einer Weile, nachdem Harry sich auf den Stuhl vor ihm setzte.

Er blickte ihn verwirrt an. „Bitte?"

„Ob du getrunken hast, will ich wissen."

„Ich habe Schluck-hicks-auf."

Vorsichtig stellte Draco das Quidditchbuch wieder in das Regal. „Wie lange hast du ihn schon?"

„Kurz bevor ich –hicks- in die Bibliothek gekommen bin", erklärte Harry und fuhr sich genervt durch die Haare. „Das war wieder –hicks- klar...", murmelte er.

„Wenn du glaubst, dass dich dieser Schluckauf vor dem Aufsatz retten kann, Freundchen, hast du dich geschnitten", verkündete Draco. „Nicht einmal ein Beinbruch hätte dich davor bewahrt."

„Gut zu wissen –hicks- dann brauche ich mich erst gar nicht die Treppe herunter-hicks-fliegen lassen", erwiderte Harry und packte sein Schreibzeug aus.

Verwundert blickte Draco den roten Kugelschreiber an. „Was ist das?" fragte er schließlich.

„Ein Kugelschreiber."

„Was macht er?"

„Man kann damit schreiben."

„Auf Pergament?"

„Auf alles, was du Lust hast", erklärte Harry und versuchte ein Schmunzeln zu unterdrücken. Es war irgendwie lustig, dass Malfoy nicht wusste, was ein Kugelschreiber war.

„Auf wirklich alles?", wiederholte Draco und im nächsten Moment hatte er auch schon Harrys rechte Hand in der Gewalt und bevor Harry wusste, wie ihm geschah, war darauf ein kleines blaues Herz gemalt worden.

Überrascht starrte er Draco an. „Was sollte das?", fragte er und betrachtete das kleine Herz auf seinem Handrücken.

„Du sagtest, er schreibt auf alles", antwortete dieser und grinste.

„Aber ich meinte –hicks- nicht, dass du auf mir schreiben sollst", lachte Harry. Es war sogar ziemlich lustig, dass Malfoy nicht wusste, was ein Kugelschreiber war.

„So etwas habe ich noch nie gehabt", sagte Draco staunend und es kam Harry so vor, als ob sich vor ihm kein 17 Jähriger Junge, sondern ein 6 Jähriger Junge befinden würde.

„Ich –hicks- habe noch einen grünen bei mir. Den kannste haben", verkündete Harry und kramte in seiner Tasche nach den restlichen Kugelschreibern, die Hermine ihm geschenkt hatte. Schließlich war es ein ganzes Set, mit vielen verschiedenen Farben gewesen und einen Grünen musste es auch geben.

„Und wann muss ich die Tinte nachfüllen?", fragte er und untersuchte den Kuli skeptisch nach einer Öffnung, in der man die Tinte füllen konnte.

„Das ist ja das gute", sagte Harry. „Das –hicks- musst du gar nicht. Keine nervigen Tintenfinger, keine Kleckse, kein –hicks- Schmieren mehr."

„Kann er kaputt gehen?"

„Alles kann kaputt gehen, Malfoy –hicks- auch ein Kuli hält nicht ewig."

„Kuli?"

„Kugelschreiberkurz-hicks-form", sagte Harry und reichte Draco den grünen Kugelschreiber.

Prüfend sah er den grünen Stift an. „Und wie lange hält so ein Kuli?"

„Bis die Farbe in seinem –hicks- Speicher aufgebraucht ist."

„Interessant", war das Einzige, was Draco nach diesem Geschenk herausbrachte. Anscheinend schenkte man ihm nicht oft so etwas. Vorsichtig steckte er den grünen Kugelschreiber in seine Tasche und zog ein dickes Buch hervor. „Damit wollen wir anfangen", verkündete er und schob es Harry unter die Nase.

„Das sollen wir alles –hicks- durcharbeiten? Heute?"

„Nein", stöhnte Draco. „Es steht nicht viel drin, aber das Wichtigste enthält es."

„Du –hicks- hast es also schon gelesen?", fragte Harry und öffnete den Wälzer zögernd. Er konnte nicht glauben, dass Draco das alles bereits durchgearbeitet hatte.

„Wen du mich so fragst... Ja, das habe ich."

„Und?"

„Lies es selbst, dann weißt du was ich meine."

Verärgert blätterte er in dem Buch herum, ehe Draco ihm, nachdem Harry schier verzweifelt wäre, weil er sie nicht fand, die Seite verriet, die er lesen sollte.

Eigentlich dachte Draco, dass er jetzt ein bisschen Ruhe haben würde, ehe sie sich an den Aufsatz machen würden. Doch weit gefehlt. Dieser Schluckauf, den Harry hatte, schien schlimmer zu werden. Oder es fiel Draco nur besonders auf.

Es war zum Verrückwerden. Immer wenn er gerade dachte, dass es aufgehört hatte, kamen auf einmal zwei Hickser hintereinander und alles ging wieder los. Dieser Schluckauf machte ihn wahnsinnig. Der war wie eine Fliege im Schlafzimmer oder ein tropfender Wasserhahn. Draco musste etwas dagegen tun. Seine eigene geistige Gesundheit hing davon ab.

Plötzlich ließ er einen lauten Schrei los. Das konnte er getrost machen, da Madam Pince in Hogsmead einkaufen war. Also konnte ihn deswegen keiner mehr rechtfertigen.

Neben ihm zuckte Harry erschrocken zusammen. „Malfoy! Was zum Henker sollte das?!"

Erwartungsvoll beobachtete er den schwarzhaarigen Jungen.

Als er bemerkte, was Draco damit bewirken wollte, war der ganze Zorn wieder verflogen. „Mich einfach so –hicks- zu erschrecken", murmelte Harry und ließ sich wieder auf dem Stuhl nieder. „Davon geht der Schluck-hicks-auf bei mir nicht weg."

„Halt die Luft an", schlug Draco vor.

Harry hob überrascht seine Augenbrauen, schob das Buch von sich weg, da Draco nicht einfach so aufgeben würde und konzentrierte sich. Er versuchte gleichmäßig ein und auszuatmen, wurde immer wieder vom Schluckauf unterbrochen und hielt die Luft an.

Nach gut einer Minute, und jeder Menge Luft, die er dank des Hicksens verschluckt hatte, war der Schluckauf nicht weg.

„Spann die Bauchmuskulatur an."

„Ich soll was?!"

„Zieh dein T-Shirt aus!", befahl Draco missmutig und zog Harry von Sitz hoch.

„WAS?!", brachte Harry staunend heraus und ehe er sich versah, stand er schon halb nackt in der Bibliothek vor dem Slytherin. Er wollte sich lieber nicht ausmalen, was Ron von diesem Szenario denken würde.

„Spann deine Bauchmuskulatur an, Potter!"

„Warum?!"

„Vielleicht entspannt sich dein Zwerchfell somit und der Schluckauf verschwindet!"

Verwundert tat er genau das, was Draco von ihm verlangte. In jeder anderen Situation hätte er dem Slytherin gesagt, dass er ihn mal kreuzweise könnte, aber ihn machte dieses ewige Hicksen selbst langsam verrückt.

Behutsam legte Draco seine flache Hand auf Harrys Bauch und fühlte, ob er auch wirklich anspannte. Man könnte es auch ohne sehen, da Harry einen Waschbrettbauch hatte, aber Draco wollte auf Nummer sicher gehen.

Als er die weiche Hand auf seinem Bauch spürte, überkam ihn ein Schauer, der direkt in seinen Magen ging und es kam ihm so vor, als ob von Dracos Hand Wellen ausgehen würden oder Schmetterlinge, die genau dort zum Flügelschlagen anfingen. Man sollte nicht meinen, dass Draco kalte Hände hatte, auch wenn Harry dass immer angenommen hatte. Eigentlich war sie sogar ziemlich warm. Beinahe schon brennend.

Nein. Harry wollte sicherlich nicht wissen, was Ron denken würde, wenn er sie so sehen würde. Harry halbnackt und Malfoy seine Hand auf dessen Bauch.

„Besser?", erkundigte sich Draco vorsichtig.

Ein Hickser bestätigte, dass es nicht besser geworden war. Genervt nahm Draco seine Hand wieder zu sich und Harry überkam ein neuer Schauer.

„Wann hast du das letzte Mal Schimmel gesehen?", fragte Draco wie aus heiterem Himmel.

„Wann habe ich was?"

„Schimmel gesehen?"

„Pferd oder Pilz?"

„Das ist Jacke, wie Hose."

„Ist es nicht, denn das eine ist definitiv ekliger."

„Da bin ich mir nicht sicher."

„Du willst mir doch nicht weiß machen, dass du Schimmel an den Wänden dem Pferd vorziehen würdest?"

„Ich hasse weiße Pferde."

„Ich mag Pferde auch nicht besonders, aber ich finde sie noch besser, als Schimmelpilz."

„Du kannst jedoch durch beides sterben."

„Ich habe noch nie gehört, dass jemand an Schimmelpilz gestorben ist."

„Das heißt aber nicht, dass es nicht doch jemand ist."

„Diese Diskussion ist--- Moment mal" Harry blickte den blonden Jungen schief an. „Du versuchst mich abzulenken."

„Möglich" antwortete Draco schulterzuckend und wartete gespannt.

Doch ein einziges „Hicks" zerstörte alle Hoffnungen.

TBC...

Winnie: Diese Idee mit dem Kugelschreiber-
Draco verärgert: War wirklich unter aller Würde! Wieso muss ich mich über so einen bescheuerten Kugelmaler freuen? Ich bin ein Malfoy!
Winnie genervt: Du würdest dich auch über ein Klinextaschentuch freuen, Draco!
Draco überlegt: Hast du eines?
Winnie stöhnt: Malfoys... überreicht Dray ein Klinextaschentuch
Draco freut sich wie ein Honigkuchenpferd