Titel: Simplex Amor
Autor: Tanya C. Silver
eMail: SilverAlecis (at) aol (dot) com
Rating: K
Genre: Drama/Romance
Hauptcast: HG/DM, HP/GW, RW/LL
Disclaimer: Weder die Figuren, noch die darauf basierende Handlung meiner Fanfiction, gehören mir - sondern einzig und alleine nur der Plot. Die Rechte an Harry Potter liegen ganz alleine bei Joanne K. Rowling. Ich verdiene hiermit kein Geld.
A/N: Diese FF trug ehemals den Titel "HATE - LOVE", weil ich aber damit schon immer etwas unzufrieden war und das zu meiner Titel-Einfallslosen-Zeit war, wurde sie nun in "Simplex Amor" (dt. Einfache Liebe) umbenannt. Simplex deswegen, weil ich persönlich nicht wirklich mit diesem Gesamtergebnis zufrieden bin. Ich kann sogar behaupten, diese FF frustriert mich manchmal schon ganz schön. Ich danke allerdings allen, die anderer Meinung sind und mir ein Review hinterlassen haben. Nur wegen euch, wurde sie nicht gelöscht.
Besonderer Dank gilt BlueEyesOff, crazylolly14, DependetOffGG, Heimdall, Jenny90 und thelittleginnygirl.
hegdl, eure Tanya :)

Überarbeitete Version. Keine Änderungen, die den Handlungsablauf verändern - jedoch Verbesserungen in Formatierung und Wiedergabe des Textes (Dezember 2oo6).


Kapitel 01

Die liebe Liebe

Trotz des Winters war im Zaubertrankkerker die Luft stickig und schwül. Was eigentlich total unmöglich schien, wenn man die Situation betrachtete, dass sie sich im Kerker befanden. Doch die Kessel der Schüler dampften heute ganz besonders und in dieser Hitze machte sich der unangenehme Geruch von Schwefel breit, der drohte die Schüler beinahe zu ersticken.

Hermione bedauerte, dass niemand daran dachte, ein Fenster zu öffnen, um frischen Wind hineinzulassen. Selbst fiel es ihr schließlich wie Schuppen vor die Augen, denn nirgends befand sich hier auch nur der kleine Ansatz eines Fensters.

Schwermütig atmete sie durch und warf ihr langes Haar – inzwischen nicht mehr buschig, sondern nur noch von feinen sanften Locken durchzogen – in den Nacken. Prüfend sah sie durch die Reihen der anderen Mitschüler. Harry und Ron schienen ebenso kaputt wie sie, genauso wie die anderen... selbst Draco Malfoy, der sonst immer so aussah, als würde er den Winter selbst durch seine pure Anwesenheit erwecken.

Nervös biss sich Hermione auf ihre Unterlippe und betrachtete ihn weiter. Anfangs wollte sie sich das alles überhaupt nicht eingestehen, doch sie musste es nun ehrlich zugeben. Draco Malfoy war der bestaussehenste Typ im ganzen Jahrgang. Nun ja, Harry war auch nicht besonders ohne, doch er...

Sie wusste nicht wie sie seit ein paar Wochen immer wieder diese Gedanken überkamen, besser gesagt, seit Schuljahresanfang, doch irgendwie schien es, als ob sie ihn wirklich attraktiv finden würde. Klar, sie hasste ihn – genaugenommen hasste sie ihn nicht, sondern empfand eher Mitleid für ihn, weil er überhaupt nicht wusste was es hieß, richtig gemocht zu werden. Er war es, der sie hasste – doch damit hatte das ja alles nichts zu tun. Die Art wie er sich immer wieder durch seine blonden Haare fuhr, wobei ihm dann wieder seine Strähnen ins Gesicht fielen, während sein weißes Hemd, welches lässig über der schwarzen Schuluniformhose hing, von oben bis zur Mitte aufgeknöpft war, ließ ihn unheimlich sexy wirken... und gefährlich. Ja okay, vielleicht übertrieb sie es mit diesem gefährlich ein bisschen, doch es hatte etwas.

Als er sich mit dem Handrücken über die Stirn wischte und stöhnte, merkte Hermione, wie ihr Herz einen kleinen Sprung machte. Allerdings blieb ihr keine Zeit drüber nachzudenken wieso sich ihr Herz so verrückt benahm, denn sogleich hallte Professor Snapes kühle Stimme durch den Kerker.
„Miss Granger."

Erschrocken wandte sich Hermiones Blick von Malfoy ab und ihm zu. Alleine seine Stimme schaffte es, die ganze Hitze aus ihrem Körper zu vertreiben und ihre Adern gefrieren zu lassen. Seine Augen blitzen gefährlich und irgendwie wirkte er etwas amüsiert. Etwas... schadenfroh. Wofür sie sogleich den Grund erfuhr.

„Wenn sie breit sind ihren Blick von Mr Malfoy abzuwenden, dann wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Unterrichtsgeschehen zuwenden würden", meinte ihr Zaubertrank-Professor listig.

Röte stieg in Hermiones Gesicht und sogleich spürte sie jedes Augenpaar im Kerker auf sich ruhen. Innerlich verfluchte sie Snape. Sie wusste, dass er jahrelang auf eine Chance wartete, sie im falschen Moment zu erwischen. Der war nun gekommen... dabei lag es ihm nicht so sehr daran sie zu bestrafen, sondern lediglich, mehr sie öffentlich zu demütigen. Und das eben war eine der großen Demütigungen die es geben konnte.

Aus dem Augenwinkel sah Hermione hinüber zu Malfoy, um zu überprüfen, wie er Snapes Worte aufgenommen hatte. Sie konnte seine Miene nicht entziffern, dafür sah sie ihn nicht richtig, doch er wirkte etwas verwundert und hatte die Braue nach oben gezogen.
Das letzte was sie brauchen konnte, war ein noch eingebildeter Malfoy, der glaubte mit seinem Astralkörper alles und jeden beeinflussen zu können. Aber eigentlich musste Hermione ihn dafür nicht lange anstarren, denn er tat es sowieso schon.

„Sie müssen sich irren", erwiderte Hermione dann mit ruhiger Stimme, „Ich habe das Unterrichtsgeschehen sehr genau mitverfolgt."
„So?" Nun war es Snape, der die Braue in die Höhe zog. „Dann erklären Sie mir bitte, was ich gerade über den Unsichtbarkeitstrank erklärt habe. Welche Zutaten braucht man für seine Herstellung?"

Hermione hatte überhaupt keine Ahnung von dem, was Snape in den letzten Minuten über seine Lippen gebracht hatte, jedoch wusste sie ganz genau welche Zutaten in diesen Trank gehörten. Letzte Woche war sie zufällig in einem Buch darüber gestoßen und hatte sich sofort daran gemacht, das Rezept aufzuschreiben. Wahrscheinlich war das eine Fügung des Schicksals – doch da sie an das Schicksal nicht so Recht glaubte – musste es wohl pures Glück sein. Irgendwann wird es bestimmt einmal nützlich sein, hatte sie gedacht und damit musste sie an die Abenteuer mit Harry und Ron zurückdenken, die nicht immer gut ausgegangen sind.

„Der Unsichtbarkeitszaubertrank entsteht durch das Haar eines Einhorns, Gramholdwurzeln, Saft von geriebenen Stöckelbeinen und schließlich noch durch eine Jasminblüte."

Hermione schaffte es aber nicht, sich ein triumphierendes Lächeln zu verkneifen, nachdem sie zu Ende gesprochen hatte. Eigentlich bemühte sie sich auch gar nicht, denn so konnte jeder sehen, das seine Behauptung von eben, sie nicht aus dem Konzept gebracht hatte.

„Nun gut...", meinte Snape missbilligend, schickte jedoch sogleich noch eine spöttische Bemerkung hinterher, „lesen kann ja jeder."
Dann wandte sich Snape wieder seiner Klasse zu. „Nun werde ich euch die Prüfungsaufgabe erklären, die in Form eines Projektes, eine wichtiger Bestandteil eurer Gesamtnote für dieses Schuljahr ausmachen wird. Mit eurem Projektpartner habt ihr die Aufgabe in den nächsten Stunden, einen Liebestrank zu entwickeln. Richtig, eigentlich ist es verboten, doch ich habe dazu die Erlaubnis von Professor Dumbledore bekommen. Aber denkt euch nicht, es sei leicht, denn den Liebeszauber in einen Trank zu bannen, ist eines der schwierigsten Unterfangen, die es gibt. Es braucht sehr viel Macht, menschliche Gefühle wie Liebe, Freundschaft, aber auch Hass zu zaubern. Ich werde euch nicht erklären, wie dies funktioniert. Ihr müsst selbst euren eigenen Verstand – so fern vorhanden – anstrengen. Das Einzige was ihr von mir bekommt, ist die Zutatenliste."

In der Klasse brach Unruhe aus. Schüler warfen sich gegenseitig alarmierende Blicke zu, andere sahen aufgeregt und sogar glücklich aus.

„Liebestrank?", murmelte Ron neben Hermione und biss sich nachdenklich auf seine Lippe. „Denkt ihr... den dürfen wir dann auch probieren?"
„Ron, natürlich nicht", stöhnte Hermione genervt.

Manchmal fragte sie sich schon, wieso er nicht einfach nachdachte, bevor er den Mund aufmachte. Nur weil sie einen Liebestrank herstellen durften, hieße das noch lange nicht, dass man nicht bestraft wird, wenn man diesen auch benutzt.

Snape aber war auf Rons Frage hellhörig geworden. Ein fieses Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Mr Weasley, ich kann verstehen, dass sie so versessen darauf sind, diesen Trank zu testen. Vielleicht würde er auch ihre einzige Chance auf etwas Liebesglück sein, jedoch muss ich sie enttäuschen. Dieser Trank wird zwar auch getestet, doch ich habe einen Speziellen ausgesucht, der nur ein paar Stunden wirken wird."

Hermione hörte wie Ron kurz Harry etwas zuzischte und sich dann wieder an sie wandte.
„Hermione?", fragte er vorsichtig, „Arbeiten wir beide vielleicht zusammen? Mit Harry wäre das etwas schlecht... immerhin na ja, wir beide sind ja nicht schwul. Und ich habe keine Lust darauf in diesen paar Stunden, ähm... wir könnten vielleicht sogar... über einander herfallen. Wäre wirklich peinlich..."

Wenn sie jetzt nicht Zaubertränke hätten, hätte Hermione laut zu lachen angefangen. Jedoch musste sie sich zurückhalten, zumal Snapes Augen wieder gefährlich zu ihnen hinüber blitzten.
„Das wird wohl nichts Weasley", mischte Snape sich abermals grinsend ein. „So sehr Sie sich vielleicht die Aufmerksamkeit von Miss Granger – sei's auch nur für ein paar Stunden – wünschen, habe ich mir erlaubt Projektpartner für Sie auszusuchen."

Hermione erkannte, wie Ron entsetzte die Augen weitete, während Snape an seinen Schreibtisch ging und eine Liste aus seinen Unterlagen hervorzog. „Parkinson und Potter arbeiten zusammen, sowie Thomas mit Bulstrode, Crabbe und Weasley, Finnigan mit Goyle..." und nach etlichen anderen Namen wurde auch Hermione Name genannt: „Granger mit Malfoy."

Erschrocken sah Hermione in Snapes Gesicht, dann warf sie ihren Blick hinüber zu Malfoy, der verwundert zurückstarrte. Schließlich blitzten seine Augen wütend und er wandte sich wieder von ihr ab.

„Mein Beileid", hörte sie Rons Stimme an ihrem Ohr. „Ich würde auch nicht unbedingt ein paar Stunden alleine mit ihm zusammenarbeiten und mich vor allem nicht in ihn verlieben wollen."
„Wir verlieben uns nicht!", fauchte Hermione wütend.
„Doch", wiedersprach er ihr, „durch den Zaubertrank. Allerdings will ich nicht wissen, was passiert wenn er schief geht. Vielleicht wirkt er dann für immer..."
„So ein Quatsch. Ich mache nie etwas falsch und wenn ich ehrlich bin, Malfoy ist ein tausendmal besserer Schüler als du. Außerdem würde ich mich fragen, ob nicht der Trank von dir und Crabbe schief geht, immerhin seit ihr beide nicht gerade große Leuchten, wenn es um Zaubertränke geht. Das heißt wenn man die Tatsache außer Acht lässt, das Crabbe in keinem Fach eine besondere Leuchte ist."

Ron erwiderte nichts mehr, sondern war viel zu sehr damit beschäftigt panisch in Crabbes Richtung zu starren – er wusste ganz genau das Hermione Recht hatte. Sie hatte sogar die vage Befürchtung, dass Snape das mit Absicht getan hatte, denn Ron war sogar noch schlechter als Harry in Zaubertränke, ganz zu Schweigen von Crabbe. Obwohl dieser in Slytherin war, konnte Snape ihn trotzdem nicht leiden, denn sein Hass auf die Schüler basierte auf zwei Tatsachen. Snape mochte dich nicht, wenn du verzweifelt schlecht in Zaubertränke bist oder du die Frechheit besitzt ein Gryffindor zu sein. Vielleicht wollte er ihm damit eins auswischen, sowieso tat er ja alles um sie zu quälen.

„Hey Granger!", ertönte plötzlich Malfoys genervte Stimme ein paar Meter von ihr entfernt.
Verwundert hob sie den Kopf und blickte ihm zu, während er sie mit seinen grauen Augen missbilligend anfunkelte. „Wie wäre es, wenn du dich herbbequemen würdest, immerhin habe ich keine Lust mir meine Note zu versauen, nur weil du den Weg zu meinem Tisch nicht findest."
Wohl oder übel musste Hermione ihm Recht geben, je früher sie anfingen, desto besser für den Zaubertrank und desto besser für sie, denn dies hieß schließlich, sie würde diese Stunden voller Qualen schnell hinter sich bringen.

Genervt ging sie zu dem Slytherin hinüber und ließ sich auf de Stuhl neben ihn fallen, den zuvor Goyle freigemacht hatte, um Seamus seine Liebe zu schenken.

„Okay Granger...", begann Malfoy sofort gebieterisch, „bevor wie beginnen, sollten ein paar Regeln gemacht werden. Erstens, bitte lass das, mich im Unterricht zu beobachten. Das ist ja unheimlich wenn man von dreckigen kleinen Schlammblütern angeschmachtete wird. Zweitens..."

Wie die zweite Regel lautete, erfuhr Hermione nicht. Und zwar durch ihre eigene Schuld – was sie aber nicht besonders bereute – denn sie unterbrach ihn empört mit einem zornigen Beben in der Stimme. „Sag mal Malfoy, konnte es sein das du irgendwelche Komplexe oder so etwas hast? Arroganter geht es ja nicht! Denkst du wirklich ich würde dir freiwillig auch nur irgendeinen Blick schenken? Du könntest sogar der letzte Mann auf Erden sein, eher würde ich lesbisch werden."

„Was für ein schrecklicher Verlust für die Männerwelt", meinte Malfoy gespielt bedauernd.
Hermione erwiderte darauf nicht, denn sie wusste, dass es dann nie ein Ende haben würde. Also sah sie ihren Gegenüber finster an.
„Hast du noch eine deiner tollen Sprüche auf Lager, oder könnten wir vielleicht endlich beginnen? Immerhin will ich mir auch nicht meine Zaubertranknote versauen und ganz bestimmt nicht durch dich!"
Malfoy und Hermione tauschten zornig funkelnde Blicke, schließlich gaben sie nach und wandten sich dem Rezept für den Short-Term-Liebestrank zu.

Wenn Hermione ehrlich war, störte sie die Arbeit mit Draco Malfoy nicht wirklich. Eigentlich war ihr das ziemlich egal und brachte ihr sogar einen kleinen Vorteil ein, denn er war – musste Hermione ehrlich zugeben – ein ausgezeichneter Schüler. Bei den Prüfungen belegte er immer einen Platz unter ihr. Alleine schon die Tatsache „Draco Malfoy – Der ewige Zweite", gab ihr auch eine kleine Genugtuung, wenn sie daran dachte, wie er wahrscheinlich innerlich vor Wut brodelte, weil er nie die Spitze der Listen erreichen würde, denn sie würde ihren Platz bestimmt nicht hergeben.
Was allerdings wirklich ärgerlich war, war die Aufgabe an sich. Eine Zutatenliste für den Tank half noch lange nicht bei der wirkungsvollen Herstellung und das bedeutete mit anderen Worten, dass auch sie damit ihre Probleme haben würde. Alles in allem, war diese Aufgabe eine reine „Glücksarbeit". Innerlich war Hermione etwas wütend darüber und fragte sich, ob Snape so etwas überhaupt stellen durfte, aber trotzdem hielt sie sich mit einer aufgebrachten Beschwerde zurück.


Draußen war es schon dunkel, während die Ländereien Hogwarts mit einer Schneedecke bedeckt wurden. Eisige Kälte umhüllte die Umgebung, so kalt, dass selbst die Bäume erzitterten. Hermione hatte es sich mit ihren besten Freunden jedoch im gemütlichen Gryffindor-Turm bequem gemacht und zog es nicht mal in Erwägung auch nur einen Schritt vor die Tür zu setzen.
Ron Weasley schrieb einen langen Brief an seine Mutter. Welche ihm seit dem Vorfall vor einem Jahr – damals in der fünften Klasse – als sie alle aus Hogwarts abgehauen sind um eine Befreiungsaktion für Sirius zu starten, befohlen hatte, sie ständig über alle Dinge die in Hogwarts geschehen würden, auf dem Laufenden zu halten.
Harry Potter vergnügte sich mit Ginny Weasley, Rons Schwester, indem sie zusammen eine Partie Snape explodiert spielten und Hermione schrieb wie immer fleißig an ihren Hausaufgaben für die ganze Woche.

„Nur gut das du endlich Cho aufgegeben hast", ertönte plötzlich Rons Stimme. „Jetzt kannst du dich ja unter den anderen Mädels umsehen, in Gryffindor laufen auch ein paar Hübsche rum."

Hermione sah neugierig von ihrem Zauberkunstaufsatz hoch, während Ron seinen Blick in Richtung Ginny warf. Sie wusste genau was das zu bedeuten hatte, denn seit Beginn ihres sechsten Schuljahres hatte es sich Ron zur Aufgabe gemacht, Harry und Ginny zusammen zubringen. Einer der Gründe mochte vielleicht sein, dass er Dean Thomas, Ginnys neuester Errungenschaft, nicht über den Weg traute. Obwohl sie sich eigentlich vor der Beziehung der beiden, ziemlich gut verstanden hatten.
Bei dem ganzen Hin und Her hatte Hermione immer munter zugesehen, denn Ron stellte sich bei seinen Kupplungsaktionen dermaßen dämlich an, wie es eigentlich nur ging. Einmal hatte er sie zwar aufgefordert, die ganze Sache besser zu machen, doch Hermione hatte dankend Ron alles überlassen. Niemals würde sie versuchen Harry und Ginny zusammen zu bringen, denn es war auch nicht ihre Aufgabe. Das mochte jetzt vielleicht egoistisch klingen, sie war aber fest davon überzeugt, dass die beiden auch ohne Hilfe zueinander finden würden – wenn sie wirklich wollten - immerhin war nicht einmal diese Frage geklärt.

Ginny war zwar schon mal viele Jahre in Harry verliebt gewesen, als dieser aber damals Cho Chang zum Weihnachtsball einladen wollte, hatte sie die ganze Sache aufgegeben. Hermione wusste noch genau, wie sie fast jeden Tag die Tränen ihrer Freundin hatte trocknen müssen. Jetzt aber wirkte sie glücklich und schien Harry nur noch als normalen Freund zu sehen.
Harry hingegen war ebenfalls ein paar Jahre unglücklich verliebt gewesen. Sie hatte immer das Gefühl, dass diese Verliebtheit in Cho damals der größte Fehler seines Lebens war. Cho Chang war nämlich eingebildet, arrogant und ausgesprochen selbstsüchtig, außerdem viel zu schnell beleidigt – auch wenn sie alle mit ihrer netten Art zu blenden versuchte. Im fünften Jahr, sind die beiden mal miteinander ausgegangen, doch gleich das erste Date war ein riesiges Fiasko, worauf sich Harry so schnell wahrscheinlich nicht mehr einlassen würde.

Genauso wie Harry und Ginny hatte auch Ron ein Liebesleben, das nicht besonders gut lief... oder besser gesagt, überhaupt nicht lief und eigentlich noch nie gelaufen ist. Zwar hatte er sich vor zwei Jahren beim Trimagischen Turnier in Fleur Delacour verliebt – einer Teilnehmerin aus der französischen Zauberakademie Beauxbatons – doch die hatte so ziemlich jedem mit ihrem Veela-Blut den Kopf verdreht. Ron steigerte sich in seine Verliebtheit so hinein, dass er ihr vor versammelter Schülerschaft seine Liebe erklärt hatte, was natürlich dazu führte, dass er einen Korb bekam und vor lauter Scham fast im Boden versunken wäre.

Hermione hatte genauso viel Pech mit der Liebe, obwohl sie eigentlich in den letzten Jahren verschont geblieben ist, von unglücklichen bis peinlichen Zuneigungen – vielleicht war dann Pech eine schlechte Erklärung. Viele glauben zwar – und Hermione war sich ziemlich sicher, dass auch Harry und Ron das vermuteten – sie würde sich eher für Bücher interessieren, als für Jungs, doch diese Vermutung war definitiv falsch. Gerne hätte sie auch jemanden gehabt, denn es gab doch so manche Moment in ihrem Leben in denen sie sich ziemlich einsam fühlte. Aber eigentlich hatte sich Hermione noch nie verliebt und schon gleich gar nicht in Viktor Krum, wie alle damals geglaubt hatten, denn der war für sie einfach nur ein guter Freund gewesen und wirklich überhaupt nicht ihr Typ.

„Ach ja?", meinte Harry mit einer etwas abwesenden Stimme, weil er sich auf die Partie mit Ginny konzentrierte. „Könnte sein, doch im Moment brauche ich keine Freundin.
Überleg doch mal, da müsste ich mich ja mit diesen verdammten Prüfungen rumschlagen und dann auch noch Zeit für sie aufbringen. Wäre doch viel zu anstrengend. Außerdem muss ich erst gar nicht lange auf eine Freundin warten." Harrys Gesicht verzog sich schmerzhaft. „In ein paar Wochen – das heißt wenn dieser komische Liebestrank funktioniert – wird mir Pansy sowieso wie ein kleines Hündchen hinterherlaufen."

„Und du ihr", ergänzte Hermione listig lächelnd. „Also werdet ihr euch in der Mitte treffen und dann..."
„Hör bloß damit auf!", unterbrach Harry sie schnell und schauderte. „Erinnere mich nicht daran, mit diesem Gedanken habe ich mich nämlich noch lange nicht angefreundet. Vielleicht sollte ich dieses Gesöff sabotieren." Harry sah Hermione mit einem Grinsen an und fügte sogleich „War nur ein Witz, nur ein Witz..." hinzu, als diese schon vorwurfsvoll den Mund öffnete.
„Mein Gott!", stöhnte Ron dann, „Sag mal bist du es denn nicht leid? Ein ganzer Haufen Mädchen steht auf dich und du denkst nur an deine Prüfungen. Zumal du doch einer der letzten bist, der ans Lernen denkt."

Etwas überrascht blickte Hermione Ron entgegen. Dies war mal eine ganz neue Taktik, nun steigerte er sich sogar richtig rein...

„Weißt du, ich wäre froh, wenn es auf diesem gottverdammten Planeten wenigstens nur ein einziges Mädchen geben würde, welches mich auch nur ein bisschen mit dem Arsch anschauen würde und was machst du? Viele laufen dir in Scharren hinterher, doch die siehst du nicht mit dem Arsch an."
Harry sah genauso überrascht aus wie Hermione, wenn nicht sogar etwas mehr. „Was ist denn plötzlich mit dir los? Wenn mir eine ganze Scharr von Mädchen hinterher laufen würde, dann würde ich davon sicher etwas mitbekommen, jetzt übertreibst du ja total."
„In dem Punkt muss ich Harry Recht geben", stimmte Hermione zu.

Aber dieser Kommentar von ihr war anscheinend total überflüssig, zumindest machte Ron ihr das mit einem etwas zornigen Glitzern in den Augen klar. Hermione setzte ein entschuldigendes Lächeln auf, packte schnell ihre Sache zusammen und stand dann auf. Als sie an Ron vorbei ging, murmelte sie ihm noch schnell zu: „Also du musst dir echt langsam was Besseres einfallen lassen" und verschwand dann durch das Portraitloch der Fetten Dame.


Gelangweilt schlenderte Draco durch die Regale der Bibliothek. Mit den Augen warf er kurz einen prüfenden Blick auf die Titel der Bücher, um nach ein paar Ausschau zu halten, die ihm bei der Herstellung dieses elenden Trankes weiterhelfen könnten.
Auf einmal jedoch stieß er plötzlich mit dem Fuß gegen etwas festes. Sein wütendes kurzes Fluchen ging jedoch in einem lauter Schrei unter und auf einmal fiel jemand auf ihn, den er Dank eines tollen Reaktionsvermögens gerade noch rechtzeitig mit den Armen auffangen konnte. Doch seine Miene erstarrte, als er in das Gesicht eines hübschen Mädchens mit langen braunen Haaren blickte, die ihre Augen entsetzt zusammengedrückt hatte. Ihr schlanker Körper war unglaublich leicht in seinen Armen und mit dem kurzen schwarzen Rock, welcher sich elegant an ihre braungebrannten Beine schmiegte und der weißen Bluse, die darüber hing, sah sie unglaublich verführerisch aus. Irgendwie fast schon auf dem Präsentierteller lag sie da, doch alles in allem lag Hermione Granger in seinen Armen.

Vorsichtig öffnete sie ihre Lider, wohl um sicherzugehen, dass sie noch lebte und erstarrte, als sie ihn vor sich erkannte. Als Draco merkte, dass sie immer noch in seinen Armen lag, ließ er sie unsanft fallen. Hermione reagierte nicht rechtzeitig, sondern landete unter einem schmerzverzerrtem ärgerlichem Gesicht auf dem harten Boden und rieb sie ihren Hintern.

„Verdammt noch mal, spinnst du?", rief sie dann wütend, wobei ihre braunen Augen zornig funkelten.

Draco warf einen prüfenden Blick nach oben und erkannte, dass sie auf einer Leiter gestanden hatte, gegen die er gestoßen war und sie deswegen fiel. „Na ja, niemand hat dir sagt, du sollst dich Mitten in den Weg stellen", meinte er dann achselzuckend, wieder ihr zugewandt. „Sei lieber froh, dass ich dich aufgefangen habe."
„Nachdem du dafür gesorgt hast, dass ich falle, was?"
„Tut mir leid", entschuldigte er sich höhnisch, „Doch ich wüsste nicht, wieso ich dir, Schlammblut, mehr Aufmerksamkeit schenken sollte, als ich es sowieso schon tue."

„Wie auch immer, ich habe keine Lust mich mit dir weiter so nett zu unterhalten."
Hermione sammelte ihre Bücher ein, die mit ihr hinter gefallen sind, und stand auf. „Du bist ganz schön spät dran."
„Ich habe auch nicht versucht mich zu beeilen."
„Das habe ich mir fast gedacht", murmelte sie spitz, während sie zusammen mit ihm in die Richtung eines freien Tisches ging und ihre Bücher ablegte. Dann setzte sie sich und er ihr gegenüber.
„Weißt du... es passt mir ganz und gar nicht zusammen mit dir zu arbeiten", erklärte er nach einer Weile, in der er nur stillschweigend zugesehen hatte, wie Hermione in einem Buch mit der Aufschrift Verzauberung der Gefühle blätterte und sich Notizen auf ihren Block machte.
Ohne aufzublicken antwortete Hermione sarkastisch: „Denkst du mir? Wie wäre es wenn du auch mal etwas tun könntest?"
„Na ja, ich tu doch etwas", antwortete er und zog einen gelben Zettel, zwischen ihren Notizen hervor. „Ich überprüfe den Tagesplan, den du für uns zusammengestellt hast... und ich muss dir leider sagen, dass du einen Fehler gemacht hast."
„Ach ja?"

Hermiones Tonfall wurde immer gereizter, doch sie hob wiederwillig interessiert ihren Kopf und wenn Draco ehrlich war, dann gefiel es ihm irgendwie sie aufzuziehen oder zu ärgern. Früher hatte er es einfach nur getan, weil er es als Pflicht gesehen hatte, ein Schlammblut mies zu behandeln, aber jetzt glich das alles nur noch liebevollen Neckereien. Niemals aber würde er das zugeben. Obwohl er nie die Tatsache vergas, dass sie wirklich nichts anderes war, als primitives Lebewesen, welches das Glück hatte, überhaupt etwas von Magie gehört zu haben.

„Hier steht, dass wir uns tagsüber auf die Suche nach Mondstein machen müssen. Jedoch gibt es da ein kleines Problemchen, Granger. Ist dir schon entfallen, dass man Mondstein nur nachts erkennen kann und zwar nachts bei Vollmond?"
Verärgert biss sich Hermione auf ihre Unterlippe. Er hatte Recht, doch sie würde ihm jetzt bestimmt nicht die Genugtuung geben und es zugeben. Stattdessen funkelte sie ihn nur kurz an, riss ihm schließlich das Blatt auf der Hand und verbesserte die Zeile.
„Ich versteh sowieso nicht, wieso du dir diese ganze Arbeit machst", meinte er dann und sah ihr weiter zu.
„Ich plane eben mein Leben", erklärte sie ihm und fügte schließlich etwas leiser hinzu, „Außerdem macht es auch irgendwie Spaß."

„Spaß?", höhnte Draco, „Das ist doch alles nur Zeitverschwendung. Mit den Minuten, die du immer für deine Planung brachst, könntest du genauso gut irgendwas anderes machen. Nützlicheres."
„Weißt du, anstatt mich immer wieder belehren oder verbessern zu wollen, kümmere du dich doch lieber um was Nützlicheres und lass mich damit in Ruhe."
„Okay, so wie du willst."
Draco zuckte die Achseln und riss ihr den Block weg, noch ehe Hermione reagieren konnte.
„Hey!", rief sie wütend, verschränkte ihre Arme vor der Brust und lehnte sich nach hinten gegen den Stuhl.
Ihre haselnussbraunen Augen haben das gefährliche Funkeln nicht verloren, sie sah sogar aus, als würde sie jeden Augenblick über ihn herfallen.

Nun ja, das wäre vielleicht an sich überhaupt nicht so schlimm gewesen, mochte man dies in einer anderen Situation bedenken. Sie sah nämlich wirklich gut aus, um genau zu sein – sie war wunderschön. Früher wollte er es einfach nicht wahrhaben. Es hat ihn fast um den Verstand gebracht, ein Schlammblut als „schön" zu bezeichnen. Doch nun konnte er es nicht mehr ignorieren. Schon oft hatte er sie beobachtete, wie sie in Zaubertränke oder den anderen Fächern, die sie gemeinsam hatten, ihre langen braunen Haare über die Schulter geworfen hatte. Allerdings hatte sie es nie so ganz geschafft, denn immer wieder hatte eine Strähne sich wieder den Weg in ihr Gesicht gebahnt. Er mochte es, wenn ihr schwarzer Rock kurz über ihren Knien endete und man so gut ihre goldbraunen Beine, die sie meinst übereinander verschränkt hatte, sehen konnte. Die weiße enge Bluse die sie immer trug, brachte besonders ihre Rundungen zur Geltung, die man nach seiner Meinung, nicht verstecken sollte, was sie auch nicht tat. Ihren schwarzen Umhang, der ebenfalls zur Schuluniform gehörte, trug sie schon lange nicht mehr. Nur noch wenn es in einem Raum richtig kalt war, deswegen schleppte sie ihn mit sich rum. Er hatte sich schon oft überlegt, wie es wäre ihre Lippen zu küssen und ihre weiche Haut zu berühren. Alles natürlich nur als Neugier, mehr steckte da wirklich nicht dahinter... Schließlich hasste er sie ja trotz allem immer noch.


Als Hermione in den Mädchenschlafsaal kam, welchen sie zusammen mit Parvati und Lavander bewohnte, wurde sie sofort von einem Gekicher begrüßt. Genervt verdrehte sie die Augen. Solche Situationen kannte sie schon. Die beiden kamen nur immer in den Schlafsaal, um über irgendwelche Jungs oder Erlebnisse, die sie heute erlebt hatten, zu tratschen. Manchmal, wenn Hermione so dabei saß, kam sie sich aber richtig albern vor. Es gab viele Dinge, über die sie eine andere Meinung hatte, als sie.

„Hey... Hermione...", begann Parvati und grinste über beide Ohren.
Gelangweilt setzte sich die Angesprochene ans Fußende ihres Bettes und blickte angespannt in Richtung Parvati. Immer wenn sie diesen Tonfall drauf hatte, dann wusste Hermione, dass nun wieder eine Welle von Fragen begann, auf die sie eigentlich nicht unbedingt antworten wollte.
„Hat Snape recht, mit dem was er heute im Unterricht gesagt hatte?", wollte Lavander wissen und ergänzte dann: „Das du deinen Blick nicht von Malfoy abwenden konntest?"
„Wir verstehen dich ja", kicherte Parvati, ganz so, als wollte sie ihr Mut zusprechen, die Wahrheit zu sagen. „Er sieht schon nicht schlecht aus. Kein Junge aus Gryffindor würde an ihn heranreichen. Da kenne ich nur sehr wenige, Harry vielleicht... aber die beiden sind zwei totale Gegensätze."
Hermione seufzte und ließ sich rücklings nach hinten, in ihr Himmelbett fallen.

„Nein, nein Hermione!", rief Lavander, setzte sich neben sie, zog sie wieder hoch und hackte sich bei ihr ein. „Du kannst ruhig ehrlich sein. Ich meine, wem solltest du dann alles erzählen, wenn nicht uns? Wir sind doch Freundinnen."
„Er ist auch klug. Das ist wahrscheinlich das, was du an ihm so magst, Hermione."
„Sehr klug und ziemlich oft in der Bibliothek!", bejahte Lavander.
„Wenn auch etwas... etwas... komisch. Aggressiv und feindselig. Aber das macht sein gutes Aussehen wieder wett."

Hermiones Gesicht verzog sich ins Missbilligende und sie strafte ihre beiden Freundinnen mit einem Blick, als würden sie ganz und gar nicht verstehen, von was sie überhaupt sprachen. Was auch so war, und Hermione genoss diese Tatsache.
„Das ist mir eigentlich ziemlich egal, ob ihr ihn aggressiv oder feindselig findet. Früher habe ich das ja auch gehasst und bin zwar immer noch der Meinung, er ist ein Arschloch, aber gerade das ist ja so aufregend, oder?"

Parvati und Lavander starrten Hermione entgeistert an, tauschten erstaunte Blicke und sahen dann wieder verdutzt zu ihr. „Wie bitte?", riefen beide aus einem Munde.
„Ihr habt Recht, ja er sieht gut aus", fuhr Hermione entschlossen fort. „Wahnsinnig gut sogar und es gefällt mir auch, dass er so klug ist, aber es ist nicht das gute Aussehen, oder seine Intelligenz. Sondern seine Ausstrahlung. Er ist irgendwie gefährlich... und genau das ist es, was mich so in seinen Bann zieht. Das heißt aber noch lange nicht, dass es irgendetwas mit Liebe zu tun hat, sondern ich finde ihn einfach spannend."

Wieder tauschten die beiden Mädchen Blicke und wandten sich dann wieder ihr zu. „Anscheinend stehst du auf kleine Abenteuer, was?", stellte Lavender überrascht fest, konnte es aber irgendwie immer noch nicht so Recht glauben. „Hätte ich nicht von dir gedacht."
„Ohne Abenteuer wäre das Leben langweilig, oder?", erwiderte Hermione. Sie stand auf, ging zur Tür und wollte wieder den Schlafsaal verlassen. „Und auf ein langweiliges Leben stehe ich bestimmt nicht. Eigentlich hättet ihr das wissen müssen, immerhin bin ich mit Harry Potter befreundet und alleine schon der, ist ein Abenteuer für sich..."


TBC