Disclamer:

die Personen und Orte, an denen die Handlung spielt, gehören nicht mir, sondern Frau Rowling sowie diversen Verlagen, Firmen und Filmgesellschaften, denen sie Rechte verkauft hat. Ich verdiene mit der folgenden Geschichte keinen einzigen Cent. Den Namen „Wyrren Malfoy" habe ich mit einigen Fähigkeiten des Mädchens aus der gleichnamigen Geschichte von Eliza D. Snape. Wozu einer nicht vorhandenen Schwester Malfoys ständig neue Namen erfinden? Professor deGazeville ist auf meinem Mist gewachsen.

Inhaltsangabe:

Harrys sechstes Schuljahr. Nie war das Thema Freundschaft für ihn so wichtig. Hermine hat noch immer das Lied des Sprechenden Hutes im Ohr. Slytherins tauchen in der DA auf. Es gibt einen neuen Lehrer für Verteidigung. Und Harry plagen Alpträumen von Sirius, hinter denen mehr steckt.

Da Frau Rowling sicherlich nicht auf die Forderungen ihrer Fans hört und ihre Geschichte so vollenden wird, wie sie sich diese von Anfang an gedacht hat, habe ich letztes Jahr beschlossen, meine eigene Version von Band sechs zu schreiben. Somit hatte ich die Möglichkeit, Dinge zu ändern, die mir das Herz bluten lassen.

Rating: T

Viele Worte kurzer Sinn; nun zur Geschichte. Viel Spaß beim Lesen! Ich freue mich auf eure Reviews.

Harry Potter und der Nekromanter

Eulenpost und unerwartete Besucher

Harry blinzelte in die aufgehende Sonne. Eine weitere Nacht war vergangen, die er am Fenster sitzend halb durchwacht hatte. So schön er den Sommer auch fand, ihn bei den Dursleys verbringen zu müssen, fand er wenig amüsant.

Harry lächelte bei dem Gedanken an Onkel Vernons Gesichtsausdruck, als Mad Eye Moody ihm versprochen hatte, vorbei zu kommen, wenn er nicht alle drei Tage eine Nachricht von Harry bekäme. Harry hatte Hedwig wie versprochen jeden dritten Tag losgeschickt und zwischendurch auch Pigwigeon Post für Ron und Hermine mitgegeben.

Also waren weder Tonks, noch Mad Eye, noch Lupin im Ligusterweg aufgetaucht. Harry war in der ersten Ferienwoche einmal bei Mrs. Figg zum Tee gewesen doch nachdem er das Gespräch abrupt beendete als es auf Sirius kam, hatte er die alte Frau nicht mehr gesehen. Harry schmunzelte bei dem Gedanken an Mrs. Figg. Als er noch in der Muggelwelt in die Schule gegangen war, hatten seine Mitschüler Mrs. Figg immer wegen ihrer vielen Katzen als Hexe beschimpft. Wenn die wüssten wie nahe sie dran gewesen waren. Er hatte im letzten Sommer heraus gefunden, dass Arabella Figg eine Squib war. Das waren Zauberer, die nicht zaubern konnten.

Harry gähnte und streckte sich. Er fragte sich, wie lange er noch die Nächte halb durchwachen und so den Alpträumen entkommen könne. Wenn er tagsüber schlief, wurde er zum Glück schneller wach. Ein Glück auch, dass sich die Dursleys kaum noch um ihn kümmerten. Dudley machte einen noch größeren Bogen um ihn als im letzten Sommer. Die Geschichte mit dem Dementor schien ihm immer noch in lebhafter Erinnerung zu sein.

Heute war sein sechzehnter Geburtstag. Geburtstag zu haben, war für Harry erst in den vergangenen Jahren zu etwas besonderem geworden. Die Dursleys hatten ihn die letzten Jahre immer ignoriert. Die Dursleys waren der Rest Familie, die Harry noch hatte. Tante Petunia war die Schwester seiner verstorbenen Mutter. Dann gab es noch den äußerst stämmigen Onkel Vernon und den fetten und hochgradig doofen Dudley, seinen Cousin.

Harry wunderte sich ein wenig, dass er noch keine Grüße von Ron und Hermine bekommen hatte, aber da Hedwig, seine Schneeeule, im Moment nicht da war, bestand immer noch die Möglichkeit, dass sie im Laufe des Tages mit Grußkarten wieder kommen würde. Im nächsten Augenblick schweiften seine Gedanken wieder zu seinem Patenonkel, der, seit er aus Askaban, dem Zauberergefängnis ausgebrochen war, stets an seinen Geburtstag gedacht hatte. Doch von Sirius würde er nie wieder ein Geburtstagsgeschenk bekommen. Erst vorletzte Nacht hatte er wieder von jenem Abend im Ministerium geträumt, als Sirius durch diesen Bogen gefallen und verschwunden war. Harry verspürte einen pflastersteingroßen Knoten in seinem Magen. Es war seine Schuld, dass der Mann gestorben war, der ihm und seinem Vater so viel bedeutet hatte.

Hinter ihm hörte Harry Tante Petunia im Bad beim Fönen ihrer Dauerwelle. Es würde nicht mehr lange dauern und er konnte sich unten im Haus zum Frühstück sehen lassen. Seufzend fischte sich Harry ein frisches Paar Socken aus dem Schrankkoffer und zog sich an. Er sah sich schmunzelnd im Zimmer um. Tonks hätte ihr wahre Freunde daran gehabt. Überall lagen Zaubereibücher und Kleidungsstücke achtlos durcheinander geworfen herum. Harry war in den letzten vier Wochen in Little Whinging noch mal weitere fünf Zentimeter gewachsen aber in Dudleys ausgeleierten und abgelegten Kleidungsstücken sah er nach wie vor ziemlich klein und abgemagert aus. Sein Haar hatte er seit seiner Rückkehr aus Hogwarts nicht mehr geschnitten und nun sah es noch strubbliger und ungepflegter als sonst aus. Hogwarts war die Schule für Zauberei und Hexerei, in die Harry seit nun mehr fünf Jahren ging. Er wusste, nichts wäre schlimmer für Onkel und Tante, würde eines Tages die Nachbarn erfahren, was er war. Tante Petunia hatte es aufgegeben, ständig an Harrys Haaren herum zu kritisieren und selbst Onkel Vernon schien seltsam kleinlaut, auch wenn es ihn jedes Mal sichtlich Mühe bereitete, Harry nicht wie all die voran gegangenen Jahre zu schikanieren.

Als Harry sich an den Frühstückstisch setzte, hatte Tante Petunia schon die Post geholt und überreichte ihm mit geschürzten Lippen einen dicken Brief. Sollten das endlich die Ergebnisse der ZAG Prüfungen sein? Harrys Magen drehte sich um. Er hatte ohnehin eigentlich keinen Hunger und nun wurde ihm ganz schlecht. Doch als er den Umschlag genauer ansah, bemerkte er seine Anschrift mitsamt einer ordnungsgemäßen Briefmarke und einem höchst seltsamen Absender „Grimmiger Alter Platz, Mittag, London". Was um Himmelswillen sollte das sein? Er bemerkte, wie Tante Petunia und Onkel Vernon ihn aufmerksam beobachteten.

„Eulen haben wohl Flugverbot, wie?", sagte Onkel Vernon höhnisch.

Harry sah ihn stirnrunzelnd an. Dann öffnete er den Brief.

Sehr geehrter Mr. Harry Potter!

Hiermit laden wir Sie zu einem nächtlichen Dinner zwecks Sondierung des Nachspeisenangebotes in unsere Hallen am Grimmigen Alten Platz, Mittag, London für kommenden Samstag ein."

Das war heute. Keine Unterschrift. Der Brief war auf gutem Pergament geschrieben, welches normalerweise nicht von Muggeln benutzt wurde. Er war aber auch zweifelsohne mit der Muggelpost gekommen.

‚Grimmiger alter Platz, Mittag. Na klar, Mittag war doch zwölf Uhr. Grimmiger alter Platz – das konnte nur eins bedeuten - Grimmauld Platz Nr.12, London. Das war eine Nachricht vom Orden des Phönix, die Nachricht auf die er seit vier Wochen gewartet hatte. Nur wie um alles in der Welt sollte er heute Abend nach London kommen?', dachte Harry.

„Nun was ist?", fragte Onkel Vernon möglichst beiläufig. „Fragen Sie nach, ob wir dich auch gut behandeln?"

„Mmh", antwortete Harry. Tonks benutzte eigentlich immer den Eulenweg, um ihm Nachrichten zukommen zu lassen. Schade dass Hedwig gerade mit einer Nachricht unterwegs war. Zu gerne hätte er sie sogleich nach London zu Tonks geschickt.

Harry stand auf, ohne auch nur einen Bissen seines Frühstückes angerührt zu haben und ging nach oben. Dort schrak er kurz zurück, dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.

„Hedwig! Kannst du Gedanken lesen?"

Harry sprang durch den Raum zu seiner Eule. „Schön, dich zu sehen altes Mädchen!"

Hedwig schuhute und pickte ihn zärtlich in die Hand. Da bemerkte er, dass auch sie einen Brief mitgebracht hatte. Als er ihn öffnete, sah Harry, dass er von Hermine, seiner besten Freundin in Hogwarts war.

Lieber Harry,

ich hoffe die Muggelpost hat dir unsere Einladung bereits zugestellt. Der Brief von Tonks ist ein Portschlüssel. Du musst ihn genau zu Sonnenuntergang fest in der Hand halten, dann bringt er dich her. Aus irgendeinem Grund will Dumbledore nicht, dass du lange hier bleibst aber wir haben die Weasleys überredet, wenigstens deinen Geburtstag hier zu feiern. Ich hoffe inständig, dass du nicht wieder so sauer wie letzten Sommer bist, wegen der miesen Postsituation. Wir sehen uns heute Abend! Ron und Hermine"

Ein Portschlüssel. Harry hatte sich schon gefragt, wie sie ihn diesen Sommer von hier weg holen wollten. Bisher war er noch jedes Mal auf einem anderen Weg dem Ligusterweg entkommen. Was sollte ‚Dumbledore will nicht, dass du lange hier bleibst' heißen. Und je mehr er es sich überlegte, so wollte er nicht zum Grimmauld Platz. Da würde der Geist von Sirius noch lebendiger als in seinen Träumen wirken. Er wollte nicht zurück an den Ort, wo er sein bisher schönstes Weihnachten verbracht hatte, wo ein Hauself Sirius mit seinen Lügen gegenüber Harry in eine tödliche Falle gelockt hatte. Beim Gedanken an Kreacher stieg die kalte Wut in ihn hoch. Ihm war egal was Dumbledore gesagt hatte, Kreacher hatte ihn und Sirius an die Malfoys verraten. Erst er hatte das möglich gemacht, was dann geschehen war. Andererseits wollte er gern Ron und Hermine wieder sehen.

Später konnte er nicht mehr sagen, wie er die Zeit bis Sonnenuntergang totgeschlagen hatte. Als es an der Zeit war, umfasste er den Brief von Tonks und spürte das vertraute Ziehen in der Nabelgegend. Alles drehte sich, verschwamm vor seinen Augen und bald darauf spürte er wieder festen Boden unter den Füßen und ein vertrautes Kreischen drang an seine Ohren:

„Der Freund der Schlammblüter und Muggelfreunde! Verschwinde aus dem Haus meiner Urahnen. Noch nie in der Geschichte des altehrwürdigen Hauses der Familie Black…"

Er war genau vor dem Portrait von Sirius' Mum gelandet und er sollte nie erfahren, was noch nie in der Geschichte des altehrwürdigen Hauses der Blacks passiert war, denn ein roter Lichtblitz traf Sirius' Mutter direkt in die Brust. Der Schocker kam von der Treppe, die, wie Harry wusste ins Untergeschoss in die Küche führte. Lupin lächelte ihm finster zu. „Blöde Kuh!"

Harry starrte ihn gebannt an. Mrs. Black mit Schockern außer Gefecht zu setzen war definitiv neu. Letztes Jahr hatten immer alle möglichst still sein müssen, um die Alte nicht aufzuwecken und wenn dies doch geschehen war, hatte man versucht, die Vorhänge vorzuziehen. Die Schockermethode wurde eigentlich nur bei den anderen Gemälden verwendet.

„Wow", sagte Harry tief beeindruckt.

„Das war Sirius' Variante, wenn kein Besuch im Hause war", meinte Lupin und zuckte kaum merklich zusammen als er den Namen seines Freundes aussprach.

„HARRY!", die Tür zum Salon flog auf und Ron und Hermine stürmten auf ihn zu und erdrückten ihn beinahe mit ihren Umarmungen.

„Alles Liebe zum Geburtstag, Harry!", sagte Hermine.

„Cool, dass du da bist Mann! Von mir ebenfalls alles Gute!" Ron grinste ihn an. Er war nochmals gewachsen und überragte ihn jetzt fast um einen halben Kopf.

„Harry, ich hatte schon Sorge, dass Hedwig dich nicht mehr rechtzeitig erreicht und du nicht kommen würdest!", sprudelte es aus Hermine heraus.

„Wie geht's bei den Muggeln? Lassen sie dich auch in Ruhe?", bestürmte Ron Harry.

„Sagt mal, was sollte der Satz bedeuten von wegen ‚Dumbledore will nicht, dass ich zu lange hier bleibe'?", fragte Harry die beiden.

Ron und Hermine warfen sich einen kurzen Blick zu.

„Das wissen wir auch nicht so genau. Du musst heute Nacht noch wieder zurück. Aber vielleicht kann dir Professor Lupin was dazu sagen?" Hermine wandte sich um, doch Lupin war schon wieder zurück in die Küche gegangen.

„Los kommt! Wir gehen mal runter nachsehen." Hermine wandte sich zum Gehen.

„Haben die keine Geheimsitzungen mehr hier?", fragte Harry.

„Jedenfalls nicht im Moment", sagte Ron.

„Was ist mit dem blöden Elfen passiert?", wollte Harry wissen und mied dabei bewusst Hermines Blick, die scharf die Luft einzog.

„Dumbledore hat ihn aus dem Haus geschmissen. Er hat irgendeinen Zauber beschworen, so dass Kreacher nicht zurückkommen kann", antwortete Ron.

In der Küche saßen Lupin, Tonks und eine ältere Frau, deren Gesicht Harry irgendwie bekannt vorkam an dem langen Tisch. Tonks und die Frau sprangen auf, als Harry eintrat.

„Harry!", rief Tonks und umarmte ihn. Nymphadora Tonks war eine junge, ziemlich verrückte und manchmal etwas schusselige Hexe, die im Ministerium als Aurorin arbeitete. Tonks, wie sie sich bevorzugt nennen ließ, war ein Metamorphmagus, was bedeutete, dass sie ihre Erscheinung beliebig verändern konnte. Heute trug sie ihre langen blauen Haare zu vielen kleinen Rastazöpfchen geflochten.

„Harry, das ist meine Mutter, Andromeda Tonks. Mum das ist Harry."

„Hi Tonks. Coole Frisur! Mrs. Tonks."

Harry stellte fest, dass Andromeda ein wenig wie die geschockte Mrs. Black im Flur aussah. Sie hatte dichtes, schwarzes, langes Haar, welches sie zu einem Knoten im Nacken zusammengebunden hatte, graue Augen, (‚so wie Sirius' Augen – Au, falsches Thema', dachte Harry) die ihn freundlich und interessiert ansahen. Harry stellte mit Erleichterung fest, dass ihre Augen zwar über die Narbe auf seiner Stirn huschten, jedoch nicht da festklebten, wie er es leider viel zu oft erlebte. Am meisten war er vom Anblick Lupins geschockt. Auch er hatte Harry zum Geburtstag gratuliert. Aber ihm war aufgefallen, dass Lupin noch schmaler und blasser als sonst aussah. Er hatte dunkle, tiefe Ringe unter den Augen und schien in den vergangenen vier Wochen um mindestens zehn Jahre gealtert. Sein ohnehin angegrautes Haar war jetzt fast durchgehend grau, an den Schläfen sogar weiß.

„Alles Gute zum Geburtstag, Harry. Die Weasleys kommen auch noch", sagte Tonks und riss ihn aus seinen Gedanken.

Während sie sprach, färbten sich die Flammen im Kamin grün und zuerst erschien eine verschwommene, sich schnell um sich drehende Person. Ginny Weasley. Sie stieg aus dem Feuer, klopfte sich den Staub von ihrem Umhang und lächelte fröhlich in die Runde. Gleich darauf kamen Mrs. und Mr. Weasley, Bill, Fred und George sowie Kingsley Shacklebolt durchs Feuer.

„Überraschung Harry!", strahlte ihn Mr. Weasley an.

„Harry, mein Lieber wie geht es dir?", fragte ihn Mrs. Weasley.

„Gut", log Harry sie an.

Nachdem er alle begrüßt und ihre Glückwünsche entgegen genommen hatte, begannen Mrs. Weasley und Mrs. Tonks mit den Vorbereitungen für eine kleine Willkommensparty. Einiges hatten sie schon vorbereitet und per Flohpulver ins Haus der Blacks geschickt.

„Ich hatte mir gedacht, wir veranstalten eine kleine Geburtstagsparty. Wie findest du das Harry?", fragte Mrs. Weasley.

„Ähm", sagte Harry und verschluckte sich fast. „Machen Sie bitte keinen großen Aufriss. Ich möchte nicht, dass Sie meinetwegen so viel Arbeit haben."

„Aber Harry", erwiderte Mrs. Weasley. „Das macht mir doch keine große Arbeit."

„Ich ... mir ist heute nicht so nach Feiern", flüsterte er Mrs. Weasley zu.

Mrs. Weasley sah ihn lange an und nickte dann.

„Wenigstens was zu essen?", fragte sie und sah ihn sanft lächelnd an.

Harry lächelte zaghaft zurück und nickte ebenfalls.

„Hier, das ist für dich", sagte Ron und drückte Harry ein großes Päckchen in die Hand.

Harry legte es auf den Tisch und begann auszupacken. Heraus gepurzelt kamen fünf zwanzig Zentimeter große Besenmodelle. Alle aus verschieden farbigem Fruchtgummi. Wenn man sie am Schweif mit dem Zauberstab anstubste, schwebten sie durch den Raum.

„Cool", sagte Harry.

„Haben Fred und George entwickelt. Ist brandneu", erzählte Ron und sah den Besen hinterher, die gerade im Formationsflug die Kerzenleuchter an der Decke umrundeten.

„Wie geht es eigentlich Seidenschnabel?", fragte Harry Ron. „Er ist doch noch hier, oder?"

„Lupin konnte noch keinen anderen Platz für ihn finden. Außerdem …" Ron sah sich verstohlen zu Lupin um, der sich angeregt mit Kingsley unterhielt „… außerdem glauben wir, dass Seidenschnabel Lupin einfach zu sehr an Sirius erinnert und er ihn deshalb behält."

Harry stockte der Atem. Ron hatte es getan. Am Ende des letzten Schuljahres hatten alle beide es tunlichst vermieden, Sirius' Namen in Harrys Gegenwart zu erwähnen. Ron sah ihn ebenfalls leicht erschrocken an.

„Tut mir schreckl…", nuschelte Ron mit verlegenem Blick auf Harry.

„Kommt mit ihr beiden", sagte Hermine bestimmt und warf einen besorgten Blick auf Harry. „Lasst uns nachsehen, was Seidenschnabel so macht."

„Mmh", murmelte Harry.

Der Gang ins Obergeschoss, wo Seidenschnabel noch immer im ehemaligen Schlafzimmer von Sirius' Mum versteckt war, fiel ihm nicht leicht. Überall sah er seinen Paten. Dieses Haus weckte einfach zu viele Erinnerungen, die noch zu frisch waren. Tagsüber vermied es Harry für gewöhnlich so gut er konnte, an Sirius zu denken. Vielleicht war das ja auch der Grund, wieso Dumbledore Harry nicht so lange im Haus bleiben lassen wollte.

Seidenschnabel krächzte laut, als er sie erkannte. Sie alle drei verbeugten sich tief und warteten nicht lange bis der Hippogreif ebenfalls sein stolzes Haupt neigte. Er sah etwas zerfleddert aus und sein rotes Auge betrachtete sie traurig.

„Glaubt ihr, er weiß, was mit ihm passiert ist?", fragte Ron nun sorgfältig darauf bedacht, Sirius' Namen nicht auszusprechen.

„Sagt mal", warf Hermine ein, ging zu Seidenschnabel und tätschelte seinen Hals „es ist doch Blödsinn, seinen Namen nicht auszusprechen! Da brauchen wir fast fünf Jahre um ‚Voldemort'", sie betonte diesen Namen besonders „laut zu sagen und dann suchen wir uns den nächsten, dessen Namen wir nicht aussprechen!" Sie wandte sich an Harry und sah ihn auffordernd an.

Harry nickte nur. Natürlich wusste er, dass sie Recht hatte. Ein dicker Kloß saß ihm ganz fest im Hals und verhinderte das zu sagen, was er loswerden wollte.

Plötzlich drückte Hermine Harry ganz fest an sich. „Lass es einfach raus!", sagte sie mit ungewohnt sanfter Stimme.

Harry seufzte tief. „Ich habe wieder Alpträume. Ich habe die letzten Ferienwochen kaum eine Nacht durchgeschlafen. Immer wieder befinde ich mich in diesem verfluchten Raum im Ministerium und sehe ihn mit diesem verwunderten Blick durch den Bogen fallen. Und wenn ich mich mal zur Abwechslung nicht an diese Nacht erinnere, dann träume ich von einem dunklen Gang oder Keller und sehe immer wieder diese Szene, die mir Voldemort geschickt hatte, um mich ins Ministerium zu locken. Die, in der er Sirius foltert und ihm androht ihn zu töten, wenn er nicht mehr nützlich ist." Harrys Stimme wurde immer leiser, bis er den letzten Satz nur noch flüsterte.

Hermine und Ron sahen ihn bestürzt an. „Sagt es bitte keinem der anderen", bat Harry die beiden.

„Oh Harry!", rief Hermine und sah noch besorgter aus.

Ron blickte ihn wieder verlegen an. „Hör mal, mach dir bitte keine Vorwürfe deswegen. Wenn Sirius nicht hätte da sein wollen, wäre er nicht da gewesen."

„Doch genau das ist es!", rief Harry und begann genau das auszusprechen, was ihm schon seit fünf Wochen nicht mehr aus dem Kopf ging. „Es ist zum größten Teil meine Schuld. Auch wenn ich versuche, sie auf Snape abzuwälzen. Der hätte es wahrlich verdient. Wenn der seinen Unterricht ernster genommen hätte… ach Scheiße!", er warf einen alten Beutel, den Sirius immer benutzt hatte, um die toten Ratten für Seidenschnabel zu transportieren, an die Wand. Der Hippogreif bauschte nervös seine gewaltigen Flügel auf.

„Harry!", riefen Hermine und Ron gleichzeitig.

Harry atmete tief durch, schüttelt den Kopf und begann erneut sich zu erklären:„Eigentlich weiß ich ja, dass Snape keine Schuld trifft aber irgendwem muss ich sie ja geben. Kreacher ist ja nicht mehr da! Ach." Er setzte sich auf den Boden und stützte den Kopf auf die Arme. „Ich hab letztes Weihnachten von Sirius ein kleines Päckchen bekommen, nachdem er sich mit Snape so in der Küche gefetzt hatte. Ich hab damals gedacht, das machst du nie auf und wirst nichts tun, was ihn veranlassen könnte, aus dem sicheren Haus zu kommen. Am letzten Tag in Hogwarts habe ich es geöffnet. Es war ein kleiner Zwei – Wege - Spiegel. Ich hätte an dem Abend nur in diesen Spiegel schauen müssen und ich hätte Sirius gesehen und er hätte mir sagen können, dass er sicher im Grimmauld Platz ist."

Daraufhin tat Ron etwas sehr ungewöhnliches. Er setzte sich neben Harry und zog ihn zu sich. „Leider haben wir den Zeitumkehrer von Hermine nicht mehr", stellte er mit bitterer Stimme fest.

„Den hätten wir nicht nehmen können. Da waren zu viele Personen beteiligt, nein", meinte Hermine nachdenklich. „Ich habe die letzten Wochen versucht, etwas über diesen Bogen heraus zu bekommen, hab' aber nichts gefunden", sagte sie mit ärgerlich zusammengezogenen Augenbrauen. Ron hob seinen Kopf wieder an. Dass Hermine etwas nicht in ihren Büchern fand, amüsierte ihn. Nur war er so schlau, es nicht zu erwähnen.

„Hallo ihr drei!" Ginny schob ihren Kopf durch den offenen Türspalt. „Ich soll euch ausrichten, dass das Essen fertig ist!"

Dann zog sie Harry beiseite und murmelte ihm ins Ohr „Wie geht's dir?"

Harry schüttelte nur mit dem Kopf.

„Mum macht sich übelst Sorgen wegen dir", sagte Ginny. „Aber ich hoffe, sie schafft es den Mund zu halten."

Harry grinste sie verlegen an. Ginny hatte mal wieder den Punkt getroffen.

„Wie läuft's bei Fred und George?", fragte er sie.

„Ziemlich gut glaube ich. Hat dir Ron schon den Hammer erzählt?"

„Ähm, nö."

„Percy." Ginny verdrehte die Augen. „Er will zwar seine Wohnung in London behalten um schneller im Ministerium sein zu können", äffte sie den Tonfall ihres älteren Bruders nach „aber er spricht wieder mit Mum und Dad und er hat sich bei Dad entschuldigt."

„Ist er noch immer die rechte Hand von Fudge?", wollte Harry wissen.

„Er folgt ihm wie ein Schatten", antwortete Ginny.

Harry grinste sie an: „Es hat sich nicht viel verändert."

Dann fiel ihm etwas anderes, viel wichtigeres ein. Er hatte, seit er hier war, noch nichts Neues über Voldemort erfahren und es auch völlig vergessen, danach zu fragen.

„Ihr habt nicht zufällig Neuigkeiten über Voldemort?", fragte er an Ron und Hermine gewandt.

„Pst!", zischelte Ginny. Sie kamen gerade am Portrait der wiedererwachten Mrs. Black vorbei. Der Vorhang war geschlossen und Harry bedauerte es zutiefst, noch nicht volljährig zu sein und in den Ferien zaubern zu dürfen. Nichts hätte ihm jetzt mehr Freude bereitet als die alte Sabberhexe zur Ruhe zu bringen.

Am Fuß der Treppe zum Untergeschoss angekommen, empfing sie Mrs. Weasley.

„Da seid ihr ja. Das Essen ist schon fast kalt! Los rein mit euch Vieren."

Mrs. Weasley und Tonks' Mutter hatten diverse Köstlichkeiten auf den Tisch gezaubert und Harry fiel plötzlich sein knurrender Magen auf. Heute früh, als er den Brief bekam, hatte er vor Aufregung nichts gegessen und den Rest des Tages hatte er sich auch nicht hungrig gefühlt.

„Also, wie steht's?", fragte Harry in die Runde, als alle gegessen hatten und nur noch ein paar Anstandshappen auf den Platten lagen. „Was gibt es Neues von Voldemort und den Todessern?"

Die Weasleys, Tonks und ihre Mutter zuckten zusammen, als er den Namen aussprach, doch Harry achtete nicht auf sie und sah Lupin direkt an. Lupin hatte es bisher vermieden, Harry in die Augen zu sehen und fühlte sich nun sichtlich unwohl.

„Ähm. Nun ja, Harry", begann er, wurde jedoch von Mrs. Weasley unterbrochen. „Ich glaube nicht Remus, dass wir das jetzt und hier erörtern sollten!"

„Ich will es aber wissen!", platzte es aus Harry heraus. „Letzten Sommer habt ihr uns doch auch das Gröbste erzählt."

Lupin sah ihn mit seinen großen dunkel umschatteten Augen an.

„Hat Professor Dumbledore dir vom Inhalt der Prophezeiung erzählt?"

„Remus!", fuhr Mrs. Weasley ihn an. „Hör auf! Dumbledore will sicher nicht, dass…"

„Dumbledore hat mir letztes Schuljahr gesagt, es gäbe viele Dinge, die er mir schon viel früher hätte erzählen müssen!", mischte sich Harry ein.

Mrs. Weasley starrte ihn mit offenem Mund an.

„Was ist der Inhalt der Prophezeiung?", fragten Ron und Hermine gleichzeitig.

Lupin ignorierte die beiden und wandte sich weiter an Harry.

„Die Todesser versuchen Sybille Trelawney zu finden. Wir vermuten, Voldemort hat einen dunklen Zauber gefunden, wie er sie zwingen kann, die Prophezeiung noch einmal zu wiederholen."

Harry sah ihn ungläubig an.

„Wieso?", wollte er wissen.

„Seher erinnern sich nicht an das, was sie prophezeien, Harry", antwortete Lupin.

„Aha", meinte Harry leise. Dunkel erinnerte er sich an den Tag seiner ersten Prüfung in Wahrsagen, als Professor Trelawney vorrausgesagt hatte, dass der Knecht des Dunklen Lords wiederkehren würde und sich dann nicht mehr daran erinnern konnte.

„Ist sie geflohen?", fragte er weiter Lupin.

„Nicht direkt. Aber sie wird bis zum Beginn des neuen Schuljahres vom Orden an einem sicheren Ort versteckt", erwiderte Lupin.

„Wo?", wollte Harry wissen, doch Lupin lächelte nur müde und schüttelte den Kopf.

„Was ist sonst noch passiert?"

„Es gab einen Dementorangriff auf Muggel in Wales und Todesser haben vor drei Wochen zwei Mitarbeiter des Ministeriums entführt, gefoltert und schließlich wieder freigelassen. Die Beiden sind noch immer mit unklarer Prognose im St. Mungo Hospital", sagte Kingsley Shacklebolt.

„Wenigstens werden wir nicht mehr als ein Haufen Irrer angesehen, nur weil wir von Anfang an Dumbledore geglaubt haben", sagte Tonks mit düsterer Stimme.

„Ich glaube das reicht jetzt!", mischte sich Mrs. Weasley wieder ein.

Harry sah von ihr zu Lupin und Shacklebolt und ahnte, dass er nun nichts Neues mehr erfahren würde.

„Mrs. Tonks, wie sieht Tonks, ähm Ihre Tochter eigentlich richtig aus?", fragte Hermine, um von der angespannten Stimmung etwas abzulenken.

„Tonky?", fragte Andromeda Tonks.

Alle bis auf Tonks prusteten in ihren Nachtisch.

„Tonky?", fragte Ron und lief bei dem verzweifelten Versuch nicht vor Lachen zu bersten scharlachrot an.

„Ja, ich hab sie Tonky getauft, als sie plötzlich im Alter von 12 Jahren anfing nicht mehr bei ihrem Vornamen genannt werden zu wollen und sich überall als ‚Tonks' vorstellte", erwiderte Andromeda mit schelmischen Lächeln.

Tonks sah reichlich sauer aus. „Danke Mum! Was würdest du tun…"

„Ja, ja ich weiß schon, was würde ich nur selbst tun, wenn meine Närrin von Mutter mir so einen bescheuerten Namen wie ‚Nymphadora' gegeben hätte."

Tonks steckte ihrer Mutter die Zunge raus, über das ganze Gesicht grinsend.

„Ich weiß es nicht so recht, Hermine", beantwortete Andromeda jetzt Hermines Frage. „Ist schon ein komisches Gefühl, als Mutter nicht zu wissen, welches ihrer vielen Gesichter ihr wirkliches ist."

„Aber du musst doch als Mutter wissen, wie deine Tochter aussieht!", rief Mrs. Weasley empört.

„Ach, weißt du Molly", sagte Andromeda „wir haben schon einige peinliche Situationen mit unserer Tochter erlebt. Kannst du dich noch daran erinnern, als wir dich im Muggelkindergarten abholen wollten und die Erzieherin hat dich einfach nicht gefunden?" Sie wandte sich an ihre Tochter. „Konnte sie auch nicht. Mein Kind stand getarnt als Baum auf der Wiese hinter dem Gebäude…"

Alle begannen wieder zu lachen.

„Du wolltest einfach nicht mit mir in diese Zoohandlung fahren und mir ein Kaninchen kaufen!", erwiderte Tonks mit gespielt gekränkter Stimme.

Wieder lachten alle am Tisch.

„Oder einmal bin ich mit deinem Vater im Theater gewesen und als wir Heim kamen, stand eine alte verschrumpelte Frau in unserer Küche und sang mit mädchenhafter Stimme „Let it be" von den Beatles." Sie lachte in sich hinein. Als sie einige fragende Gesichter um sich herum sah, erklärte sie, dass die „Beatles" eine Popband in der Muggelwelt seien.

„Da hatte ich Liebeskummer. So wie ich da aussah, habe ich mich vermutlich auch gefühlt", verteidigte sich Tonks.

In sich hinein lächelnd, bemerkte Andromeda: „ich habe keine Ahnung wie wir das durchgestanden haben, seit uns die Heiler im St. Mungo eröffneten, einen Metamorphmagus in der Familie zu haben." Sie schüttelte den Kopf. „Wir waren vielleicht entsetzt, als uns unsere Tochter den einen Tag groß und schlank mit Black - typischem schwarzen Haaren entgegen lachte und am nächsten Tag hatten wir plötzlich ein kleines rothaariges Pummelchen. Aber groß bekommen haben wir sie doch."

„Du", meinte Tonks leicht säuerlich. „Dad hat sich irgendwann nicht mehr viel darum gekümmert."

„Nymphadora! Er liebt dich, nur kann er es dir eben nicht so zeigen, wie du es gerne hättest, Liebes!", sagte Andromeda ermahnend.

Tonks atmete tief aus. „Sie leben getrennt", erklärte sie den anderen am Tisch.

Harry bemerkte wie Lupin Andromeda einen forschenden Blick zuwarf. Anscheinend gab es noch viele Dinge in der Vergangenheit, von denen er nichts wusste.

„Habt ihr schon irgendetwas von euren ZAG Prüfungen gehört?", fragte Harry Ron und Hermine, die beide den Kopf schüttelten.

„Professor McGonagall meinte doch, dass es circa sechs Wochen dauern würde, bis wir die Ergebnisse erfahren. Aber du hast Recht", antwortete Hermine. „Die Frist ist vorbei. Eigentlich müssten wir die Ergebnisse jeden Tag bekommen."

„Kannst ja Hedwig schicken, wenn du was weißt", meinte Ron.

Schließlich war es Zeit für Harry, zurück zu kehren. Tonks hatte einen alten Teller als Portschlüssel verwandelt. Mrs. Weasley drückte ihn fest an sich und murmelte in sein Ohr, er solle sich melden, wenn er jemanden brauchen würde. Harry nickte nur als Antwort. Er verabschiedete sich von Fred und George, die ihm ein paar Kollapsbonbons, die es als Neuauflage in ihrem Geschäft zu kaufen gab, zusteckten.

„Für den Fall, dass du mal von den Muggeln eine Auszeit brauchst", grinste Fred ihm zu. Harry dankte ihnen.

Tonks drückte ihn ebenfalls kurz, während Kingsley Shacklebolt und Mr. Weasley ihm kräftig die Hand drückten. Zuletzt verabschiedete er sich von Ron und Hermine, die ihn in den Salon begleitet hatten, von wo aus er den Portschlüssel aktivieren wollte.

"Lass mal was von dir hören!", sagte Ron und drückte ihn kurz an sich.

"Pass auf dich auf, Harry. Wir sehen uns bald wieder!", meinte Hermine mit belegter Stimme.

"Bis hoffentlich bald", erwiderte Harry. Er hasste es, zurück zu den Dursleys zu müssen, aber es schien keine andere Alternative zu geben. Tonks kam in den Salon gehuscht und berührte den Portschlüssel mit ihrem Zauberstab. Sofort fühlte Harry das Reißen am Bauchnabel und das Zimmer begann zu verschwimmen.

Einige Tage später flatterte ein großer Waldkauz in sein Zimmer, als er gerade zu Bett gehen wollte. Der Kauz ließ einen dicken Umschlag auf sein Bett fallen und flatterte dann wieder zurück durch das Fenster in den dunkler werdenden Abendhimmel. Harry sah sofort woher der Brief kam. In smaragdgrüner Tinte war seine Adresse auf den Umschlag geschrieben. Das mussten die Ergebnisse der ZAG Prüfungen sein. Er wusste nicht recht, ob er ihn ignorieren oder sich sofort darauf stürzen sollte. Schließlich gewann seine Neugier. Harry öffnete den Umschlag und heraus fielen drei Blätter. Er nahm das erste zur Hand.

"Sehr geehrter Mr. Potter,

das Neue Schuljahr beginnt wie üblich am 1. September. Der Hogwartsexpress fährt um 11:00 Uhr ab Bahnhof Kings Cross, Bahnsteig neun drei viertel . Bitte füllen Sie beiliegende Liste für Ihre neuen UTZ Kurse aus und schicken Sie diese innerhalb der nächsten Woche an die Schulleitung zurück. Nachfolgend sind Ergebnisse Ihrer ZAG Prüfung aufgelistet. Bitte beachten Sie, dass Fächer die nicht bestanden wurden, nicht mehr gewählt werden können.

Mit freundlichen Grüßen

Minerva McGonagall

Stellvertretende Schulleiterin

P.S. Nachträglich alles Gute zum Geburtstag wünschen Ihnen Professor Dumbledore und ich. M. McGonagall"

Harry atmete einmal tief durch bevor er weiter las. Der Bogen enthielt im Folgenden eine Aufstellung seiner Fächer mit den Prüfungsergebnissen:

"Zauberkunst Erwartungen übertroffen

Verwandlung Erwartungen übertroffen

Kräuterkunde Erwartungen übertroffen

Geschichte d. Magie Annehmbar

Pflege magischer Geschöpfe Annehmbar

Wahrsagen Schrecklich

Astronomie Annehmbar

Verteidigung gegen die dunklen Künste Ohnegleichen

Zaubertränke Erwartungen übertroffen"

Harry musste noch einige Male tief durch atmen. Das konnte doch beim besten Willen nicht wahr sein. Er hatte alles bis auf Wahrsagen bestanden. Ob Dumbledore da etwas gedreht hatte? Eigentlich hatte er erwartet, im größten Teil der Fächer wesentlich schlechter abzuschneiden, als dies der Fall zu sein schien. Aber Dumbledore hatte doch auf die ZAG's keinen Einfluss, oder? Zaubertränke, Erwartungen übertroffen. Harry musste grinsen. Wahrscheinlich traf das genau den Kern des Problems. Mit etwas Glück würde er in den UTZ Kurs aufgenommen werden und dann konnte er noch immer Auror werden. Das einzige, was er sich für seine Zeit nach Hogwarts vorstellen konnte. Mit einem Grinsen versuchte er sich Snapes Gesicht vorzustellen.

Schließlich nahm er das nächste Blatt in die Hand. Es enthielt eine Aufstellung der neuen Bücher, die er je nach den Kursen die er wählte, brauchen würde.

"Verwandlung - Aufbaustufe I & II" von Miranka Redclothes,

"Zaubertränke - klinische Wirkungen von einheimischen Kräutern und ihre Anwendung in der modernen Zaubertrankbrauerei" von Lucien Clearwater,

"Die Hohe Zauberkunst der Neuzeit" von Nicolas Standon,

"Lied- und Illusionszauber, ein wirksame Verteidigungsstrategie" von Hilbert Queston,

"Heilkräuter, eine Studie zur klinischen Anwendung und Nebenwirkungen" von Helena Hermann.

So ging es noch eine ganze Weile weiter. Hinter jedem Buch war ein kleiner Vermerk, für welchen Kurs das jeweilige Buch notwendig war. Harry zog die Augenbrauen hoch. Das mit der Wahl der UTZ Kurse schien eine Wissenschaft für sich zu sein. Er beschloss, darüber am nächsten Morgen nach zu denken, entkleidete sich und ging zu Bett.

Als die Sonne ihn am nächsten Morgen weckte, fragte er sich als erstes, wieso er sich so gut fühlte. Dann fiel es ihm ein. Das war die erste Nacht seit Beginn der Sommerferien, in der er nicht von Sirius geträumt hatte. Bestürzt fragte sich Harry, ob er jetzt begann, Sirius zu vergessen. Er verscheuchte den Gedanken unwirsch. Er würde seinen Paten nie vergessen. Letztes Schuljahr hatte er auch aufgehört, ständig von der Nacht zu träumen, in der Cedric gestorben war. Und vergessen konnte er den ehemaligen Mitschüler trotzdem nicht. Schließlich stieg er aus seinem Bett und sah im nächsten Moment die schlafende Hedwig in ihrem Käfig sitzen. Sie musste in der Nacht zurück gekommen sein. Hedwig war manchmal tagelang unterwegs, um zu jagen. Harry dachte noch darüber nach, ob er Ron und Hermine schreiben sollte, um sie nach ihren Ergebnisse zu fragen, als mit einem leisen Klatsch ein Umschlag von seiner Bettdecke fiel, den Hedwig heute Nacht dahin geworfen haben musste. Als er ihn aufhob, sah er, dass er von Hermine war. Harry lächelte. Hermine schien manchmal, trotz ihrer Abneigung gegen Wahrsagen, seherische Fähigkeiten zu haben. Er hob den Brief auf und öffnete ihn.

"Lieber Harry,

ich hoffe, auch du hast gestern deine Ergebnisse der ZAG Prüfungen bekommen. Ich habe alle Fächer bestanden. Zauberkunst, Verwandlung, Arithmantik, Astronomie, Kräuterkunde, Alte Runen, und Zaubertränke mit Ohnegleichen, den Rest mit Erwartungen übertroffen. Ich konnte es gar nicht glauben! Wie waren deine Ergebnisse? Ich glaube Ron ist in Wahrsagen durchgefallen, was ehrlich gesagt, keine Überraschung ist. Was für Kurse willst du in der UTZ Stufe wählen? Mrs. Weasley machte gestern Abend so eine Andeutung, dass du die letzte Ferienwoche nach London kommen könntest. Sie wollen dir aber noch genau Bescheid geben, wie sie dich abholen kommen. Von den anderen haben wir hier niemand mehr gesehen. George und Fred waren vor einigen Tagen abends mal hier. Der Laden geht richtig gut! Wenn wir in die Winkelgassen gehen, um die neuen Bücher zu holen, sollen wir unbedingt bei ihnen vorbei schauen. Ich werde die nächste Woche noch mal bei meinen Eltern verbringen, ihre Sprechstundenhilfe ist ausgefallen und ich werde ihnen in der Praxis helfen. Ich würde mich trotzdem freuen, bald von dir zu hören!

Liebe Grüße, Hermine"

Er sollte endlich von hier weg dürfen. Harry hatte nichts dagegen, von den Dursleys ignoriert zu werden, aber einwenig langweilig war ihm doch. Er hatte für diese Sommerferien keine Hausaufgaben bekommen und in den alten Schulbüchern zu lesen, wie es vermutlich Hermine tat, wenn sie nicht gerade die Neuen auswendig lernte, hatte er auch keine Lust. In der Gesellschaft von Ron und Hermine würde er sich wenigstens wohl fühlen.

Schließlich kam dann der Brief, auf den er seit dem Morgen gewartet hatte. Ron schrieb ihm seine Ergebnisse. Er hatte tatsächlich Wahrsagen nicht bestanden. Harry fühlte sich ein wenig zufrieden. So war er wenigstens nicht der Einzige, der bei Trelawney durchgefallen war. Rons Ergebnisse waren insgesamt ein wenig schlechter als Harrys. Er fragte sich, ob die beiden dieses Jahr auch wieder Vertrauensschüler sein würden. Doch in Rons weiteren Brief erfuhr er, dass die Weasleys einen weiteren Vertrauensschüler, oder besser, eine Vertrauensschülerin in der Familie hatten. Ginny. Harrys Grinsen wurde noch breiter. Mrs. Weasley war vermutlich ganz aus dem Häuschen. Ron erklärte außerdem in seinem Brief, dass Vertrauensschüler nur im fünften Schuljahr ernannt wurden

Die nächsten Tage verbrachte er damit, sich seine neuen Kurse zu überlegen. Es gab von allen Fächern verschiedene Varianten. Die Fächer waren nach Stundenanzahl gegliedert. So konnte man z.B. Verwandlung mit 6 Wochenstunden, mit 4 oder 2 Stunden wählen. Dann konnte man noch zusätzlichen Unterricht wählen, um die Mindeststundenzahl zu erreichen. Dafür gab es Kurse in allen angebotenen Fächern mit je 1 Wochenstunde a 45 min, in denen man keine Jahresabschlussprüfung ablegen musste. Jedoch durfte dies keins von den anderen Fächern sein, welches man schon mit anderer Stundenzahl belegte. Harry hatte keine Ahnung was er wählten sollte. Als ihm am späten Mittwoch Nachmittag der Kopf rauchte und er die Wörter auf der Stundenliste nicht mehr klar erkennen konnte, beschloss er Ron und Hermine zu schreiben und die beiden um Rat zu fragen.

"Hallo Ron,

danke für deinen Brief. Ich bin auch bei Trelawney durchgerasselt, mach dir nichts daraus. Eigentlich haben wir das doch schon vorher gewusst, oder? Ansonsten sind meine Ergebnisse erstaunlich gut. Der Knüller ist jedoch ein Erwartungen übertroffen bei Snape.Vielleicht kann die McGonagall was drehen und mit ein wenig Glück sitze ich im nächsten Schuljahr wieder bei ihm im Unterricht. Der wird vielleicht stinkig sein. Das lässt mich zu meinem Hauptanliegen kommen. Hast du einen Plan, wie du dir deinen Kursplan zusammenstellst? Wette, Hermine hat ihren schon fertig. Viele Grüße, und meine Glückwünsche an Ginny. Harry."

Einen ähnlichen Brief schrieb er an Hermine. Dann band er beide an Hedwigs Beine und schickte die Eule auf die Reise. Da fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, ob die Weasleys wieder den ganzen Sommer im Grimmauld Platz verbrachten oder ob sie im Fuchsbau waren. Harry schüttelte leicht den Kopf. Eigentlich war es egal. Hedwig würde die Briefe sicher abliefern.