A/N Der ursprüngliche Entwurf schlummerte schon lange auf meiner Festplatte. Wurde endlich Zeit, dass ich ihn mal entstaubt und fertig geschrieben habe.
Mal wieder ohne Beta, also sind alle Tipp- und Logikfehler alleine auf meinen Mist gewachsen.
Wer einen Tippfehler findet, darf ihn behalten!
Disclaimer: Wie immer gehört mir so (fast) gar nix, ich leihe mir Hogwarts und die Figuren nur aus und gebe sie anschließend heile wieder zurück!
Kapitel 1
1943, Anfang Dezember
„Oh, Rolanda, nun mach schon! Beeil dich!"
Minerva McGonagall trieb ihre Freundin zur Eile an.
„Es geht einfach nicht, dass ausgerechnet du als unser Mannschaftskapitän ständig zu spät zum Training kommst!"
„Minerva, mach nicht so einen Wirbel. Wir haben noch massenhaft Zeit", entgegnete Rolanda Hooch gelassen und verschwand wieder hinter den Vorhängen ihres Himmelbettes.
„Das sagst du jedes Mal und jedes Mal kommst du doch zu spät", murrte Minerva.
„Entspann dich, Minerva."
Hoochs strubbeliger Haarschopf tauchte hinter den Vorhängen auf.
„Du hast nicht zufällig meine zweite Socke gesehen?"
Minerva verdrehte die Augen.
„Ich verstehe nicht, wie ein einzelner Mensch soviel Chaos verbreiten kann", brummte sie und zupfte Rolandas vermisste Socke von deren Nachtschränkchen.
„Hier."
„Danke. Wenn ich dich nicht hätte!" Rolanda warf Minerva eine Kusshand zu.
„Dann würdest du in deinem Chaos ersticken!", konterte Minerva. „Und nun mach hin, beeil dich!"
„Bin schon fertig." Rolanda zog ihre Socken hoch und sprang vom Bett.
„Kommst du?"
Rolanda ergriff Minervas Hand und zog sie mit sich aus dem Mädchenschlafsaal. Minerva seufzte auf und folgte ihr.
Gemeinsam gingen sie zum Frühstück in die Große Halle.
„Ich kapier einfach nicht, wie du das immer schaffst", kommentierte Rolanda zwischen zwei Bissen Toast.
„Wie ich was schaffe?" Minerva sah sie fragend an.
„Du bist immer pünktlich, immer ordentlich, deine Noten sind spitze und du machst deine Hausaufgaben quasi im Vorübergehen. Eigentlich müsstest du sterbenslangweilig sein. Aber irgendwie bist du es nicht."
Minerva verschluckte sich beinahe an ihrem Tee.
„Wie bitte? Warum sollte ich langweilig sein?"
„Na, denk doch mal nach. Du bist fast so klug wie die Lehrer, du weißt alles, du kannst alles, du hältst dich fast schon sklavisch an die Schulregeln. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du ein echter Streber bist. So wie Clara O'Flanery aus Ravenclaw."
Minerva verzog das Gesicht bei diesem Namen.
„Du willst mich doch wohl nicht mit Clara vergleichen?"
„Nö", erwiderte Rolanda seelenruhig und biss wieder in ihren Toast.
„Clara ist zwar genauso ein Streber wie du, aber dafür stinklangweilig. Sie kriegt die Zähne nicht auseinander und hat überhaupt keinen Sinn für Humor. Sie lässt auch niemanden abschreiben, hab ich gehört."
Rolanda mampfte weiter ihren Toast und fuhr kauend fort:
„Außerdem habe ich sie noch nie lachen sehen. Im Gegensatz zu dir."
Sie spülte ihren Toast mit Tee herunter, bevor sie ihren Satz wieder aufnahm: „Und ich muss zugeben, dass du ein absolut umwerfendes Lächeln hast."
Minerva lächelte unsicher und spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
Rolanda bemerkte das.
„Hey, du wirst ja rot! Wie süß!"
Minerva warf ihr einen indignierten Blick zu.
„Geht es vielleicht noch lauter, damit es auch wirklich jeder mitbekommt?"
„Nun reg dich doch nicht wieder auf, das war doch jetzt wirklich nichts Schlimmes", kommentierte Rolanda mit vollem Mund, während sie die nächste Scheibe Toast verputzte.
Sie schluckte den letzten Bissen hinunter und sprang dann auf, um zum Quidditch-Feld zu laufen. Minerva folgte ihr erleichtert.
Im Umkleideraum warfen sie sich schnell in ihre Quidditch-Roben und stießen dann zum Rest des Teams, das schon auf sie wartete.
Rolanda gab rasch einige Erklärungen von sich, wie sie sich die Spieltaktik vorstellte, dann schwangen sie sich alle auf ihre Besen, um für das Spiel gegen Ravenclaw zu trainieren.
Als sie das Training dann beendet hatten und ziemlich durchgefroren vom Besen stiegen, nickte Rolanda befriedigt.
„Das war richtig gut, Leute. Wenn wir nächsten Samstag auch so spielen, werden wir Ravenclaw einfach wegputzen. Everard", wandte sie sich an einen zierlichen blonden Jungen, „ich möchte einen gewissen Punktevorsprung haben, bis du den Schnatz fängst, vielleicht vierzig oder fünfzig Punkte, okay?"
Der Sucher nickte und Rolanda wandte sich dem Torhüter zu.
„Und Jamie, du achtest am besten mehr auf den mittleren Ring, den vergisst du schon mal ganz gerne und die Jäger von Ravenclaw werden das bemerken und es darauf absehen."
Jamie nickte und schulterte seinen Besen.
„Das war es auch schon. Nichts wie rein ins Warme, bevor wir hier noch anfrieren!"
Das ließen die Spieler sich nicht zweimal sagen und verkrümelten sich schleunigst. Nur Minerva blieb zurück und wartete, bis Rolanda die Bälle wieder eingeschlossen hatte.
„Du bist verdammt gut geflogen heute", bemerkte Rolanda und legte Minerva den Arm um die Schultern, während sie zum Schloss zurückkehrten.
„Das sagst du jedes Mal", wehrte Minerva lachend ab.
„Hey, es stimmt ja auch! Du bist eine prima Jägerin und ich bin froh, dass du in unserem Team spielst", konterte Rolanda.
„Du bist als Treiber aber auch nicht ohne, und das weißt du auch", gab Minerva das Kompliment zurück.
Rolanda verdrehte die Augen.
„Dass du aber auch immer das letzte Wort haben musst", maulte sie.
„Hab ich gar nicht!", widersprach Minerva.
„Siehst du? Du tust es schon wieder!"
Nun verdrehte auch Minerva die Augen.
„Rolanda, du bist eine furchtbare Nervensäge und ich weiß wirklich nicht, wie ich dich in den letzten Jahren habe ertragen können, ohne dich nachts heimlich zu erdolchen."
„Ruhig Blut, es ist nur noch dieses letzte Jahr und dann brauchst du mir nachts nicht mehr beim Schnarchen zuzuhören."
Rolanda blickte bei diesen Worten ein wenig wehmütig drein, bevor sie überraschend loslief.
„Wer zuerst im Schloss ist!"
Minerva blinzelte überrascht, dann sprintete sie ihr nach.
Am Portal holte sie sie ein und erwischte sie an der Robe.
„Das war nicht fair!", keuchte sie.
Rolanda lachte.
„Na und? Zumindest lohnt sich jetzt das Duschen! Komm!"
Lachend erklommen sie die Stufen zum Gryffindorturm, wo sie sich duschten und umzogen.
Während Minerva schnell damit fertig war, spazierte Rolanda in ihren Bademantel gewickelt durch den Schlafsaal und trieb allerhand Schabernack mit ihren Klassenkameradinnen.
Schließlich erwähnte eines der Mädchen spitz:
„Bin ich froh, dass bald Ferien sind und ich nach Hause fahre! Dann bleibe ich zumindest über Weihnachten von deinen Streichen verschont!"
„Oh, Sue, du fährst also doch nach Hause?", erkundigte Minerva sich überrascht.
„Ja, ich habe es mir anders überlegt. Der Freund meines Bruders kommt nämlich auch." Sue errötete bei diesem Geständnis.
„Aha? Ist da irgendetwas, das wir wissen sollten?", wollte Abigail von ihr wissen.
„Noch nicht", erwiderte Sue keck, „aber vielleicht nach den Ferien? Er ist unheimlich süß."
Rolanda verdrehte die Augen, hatte aber das Pech, das Sue das mitbekam.
„Du brauchst gar nicht die Augen so verdrehen, Rolanda Hooch! Nur, weil du dir nichts aus Jungen machst, muss das nicht für uns alle gelten!"
„Oh, ich habe gar nichts gegen Jungs, Sue Turnbull", widersprach Rolanda, „ich kenne kaum jemanden der mehr von Quidditch versteht als Ian McClanahan."
„Du und dein geliebtes Quidditch!" Sue rümpfte geringschätzig die Nerven.
„Ich und mein Quidditch, genau! Fährt sonst noch jemand über Weihnachten nach Hause?"
Ein vielstimmiges Gemurmel setzte ein und Minerva kommentierte:
„Sieht so aus, als hätten wir den Schlafsaal in den Ferien ganz für uns."
„Ach, du bleibst doch hier?", fragte Rolanda erstaunt.
„Ja, meine Mutter ist noch im Hexeninstitut von Salem und es lohnt sich nicht für sie, extra für Weihnachten herzukommen", erwiderte Minerva. „Was dann wohl heißt, dass ich dich als einzige über die Feiertage ertragen muss", frotzelte sie.
Rolanda zuckte mit den Schultern.
„Ich werde meine ganze Aufmerksamkeit nur auf dich richten", versprach sie.
„Beim Bart von Merlins Großvater, tu mir das nicht an!"
„Hey, was soll das denn heißen?"
Rolanda warf ihr Kopfkissen nach Minerva. Diese warf es mit Elan zurück und innerhalb kürzester Zeit fand sich der halbe Mädchenschlafsaal in einer wilden Kissenschlacht wieder, die erst gestoppt wurde, als Minerva sich ihrer Verantwortung als Schulsprecherin bewusst wurde und eingriff.
„Schluss jetzt, Mädels! Ich glaube, das reicht. Rolanda, willst du dich nicht endlich mal anziehen? Ich bekomme ja schon Frostbeulen, wenn ich dich nur ansehe!"
Rolanda salutierte grinsend und suchte ihre verstreut herumliegenden Sachen zusammen, um sich endlich fertig anzuziehen.
„Hast du eigentlich den Aufsatz für Professor Merrythought schon fertig, Minerva?"
„Ja, natürlich. Ich hab das gestern Abend gemacht, als du dir den Kopf über die neue Spielstrategie zerbrochen hast."
„Schön, ich muss den nämlich noch schreiben. Kann ich mir deinen vielleicht mal ansehen, nur so als Einstieg?"
„Wenn du Professor Merrythought einmal zuhören würdest, müsstest du dir nicht ständig meine Notizen ausborgen!", beschwerte sich Minerva.
„Hach, Minnie, nun sei nicht so", schmeichelte Rolanda.
„Nenn mich nicht Minnie! Du weißt, dass ich das nicht mag!"
„Ach, Süße, nun sei doch lieb mit mir! Ich schwöre auch feierlich, dass ich die nie wieder Minnie nenne und in Zukunft in Verteidigung gegen die Dunklen Künste besser aufpasse!"
„Wer's glaubt, wird selig", knurrte Minerva, „das versprichst du mir jedes Mal."
„Minerva, bitte! Ich kann sonst morgen nicht mit nach Hogsmeade gehen, weil ich den ganzen Tag dafür brauchen werde. Ich habe halt nicht deinen brillanten Geist."
„Schmeichelei nutzt dir gar nichts", konterte Minerva trocken, kapitulierte dann aber unter dem bittenden Blick ihrer Freundin.
„Na, von mir aus. Sonst kann ich mir das die ganzen Ferien hindurch anhören."
„Minerva, du bist ein Schatz!"
„Ich weiß. Obwohl du es eigentlich gar nicht verdient hast!"
Minerva kramte in ihrer Schultasche und reichte Rolanda eine eng beschriebene Pergamentrolle.
„Ich hoffe, du kannst das lesen."
„Soll das ein Witz sein? Bei deiner ordentlichen Handschrift?"
„Es können ja nicht überall Wichtel übers Pergament laufen", entgegnete Minerva achselzuckend.
„Ich gehe in die Bibliothek, ich brauch was Neues zu Lesen."
„Warte, ich komme mit!"
„Wolltest du nicht den Aufsatz schreiben?"
„Ja, aber ein Nachschlagewerk in Reichweite ist dafür sicher nicht verkehrt, oder?"
Minerva seufzte betont auf, erhob aber keinen Widerspruch mehr, als Rolanda hinter ihr her zur Bibliothek trottete.
To be continued...
