Titel: Eine halbe Stunde

Autor: Bloodfeather

Genre: Drama/ Angst/ Drepression

Rating:PG-13

Pairing: Omi x ?

Zeitpunkt: Kurz nach Oukas Ermordung (AU)

Disclaimer: Keiner der Charaktere gehört mir und ich verdiene auch Geld hiermit, einzig der Plot

ist meinen Gehirnwindungen entsprungen und gehört demnach mir .

Summary: Was tust du, wenn einer deiner schlimmsten Feinde vor deiner Tür steht und dich um

eine halbe Stunde deines Lebens bittet? Wird Omi auf das Angebot eingehen und was

wird darauf folgen ... Glück oder Verlust?

Warnung Beinhaltet stark depressive Gedankengänge und geringe slash Andeutungen

Wer damit nicht zurecht kommt, sollte hier abbrechen!

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Eine halbe Stunde

Kapitel 1

Wie oft er in den vergangenen Nächten von seinem eignem Schluchzen aufgewacht war, wusste er nicht mehr. Egal wie gut er es schaffte die Bilder über den Tag hinweg zu verdrängen, spätestens wenn er erschöpft die Augen schloss waren sie wieder da.

Er kämpfte dagegen an, doch immer öfter zerbrach sein aufgesetztes Lächeln an dem Grauen tief in ihm. Niemandem war es aufgefallen, aber er ging daran kaputt. Seine eigenen Erinnerungen zerfraßen ihn.

/Ein überraschter, lautloser Schrei, als die Kugel ihre Brust trifft…Ihre blauen Augen die ihn bitten die schreckliche Wahrheit zu ändern, während ihr Körper zu Boden sinkt. Seine Verzweiflung als er dem Weißhaarigen Mann hinterher rennt der ihr das angetan hat…er ist zu langsam, viel zu langsam. Seine Beine wollen ihm nicht gehorchen, er stürzt und Beserkers höhnisches Lachen gellt in seinen Ohren. Er will sich aufrappeln, doch er schmeckt nur die bittere Erde und die salzigen Tränen des Versagens, weil seine Gliedmaßen noch immer von Angst betäubt sind ... er kann nur liegen bleiben und hilflos zusehen wie sie verblutet …/

Auch jetzt war er zu schwach um gegen die Panik siegen zu können, die ihn daran hinderte die Tatsachen akzeptieren und angemessen um sie zu trauern. Er wusste es und dadurch wurde es nicht besser. Sich hier in seinen Kissen zu verstecken und um Vergessen zu flehen war so viel einfacher als - Er ertrug es nicht, dass sie kalt und leblos in ihrem Grab lag, während er lebte und litt, von Selbstvorwürfen schier um den Verstand gebracht.

Ein Teil von ihm flüsterte ihm zu, dass er nur feige war. Zu feige um das Wort auch nur zu denken, was ihn so schmerzte. Tod! Ja, sie war tot und er hatte es nicht verhindert! Wie er sollte er mit diesem Wissen leben?! Wie konnte er so weiter machen wie bisher? Als sei nichts gewesen, als sei Ouka nicht ...

„Tot", seine Stimme brach. Kaskaden von Schmerz türmten sich höher und höher und erdrückten den letzten Funken Verstand. Er war nur noch ein Gefäß für seinen Selbsthass.

Tot …allein …im Stich gelassen …fort für immer …Schuld…seine Schuld …TOT! …er hatte sie verraten! – er allein!

Gequält schrie er auf und presste die Hände auf die Ohren. Es half nicht. Die kalte, mitleidlose Stimme in seinem Innern sprach immer weiter. Von seinem Versagen, von seiner törichten Sehnsucht, die ihn jetzt schlimmer peinigte denn je. Mit einem Ruck setzte er sich auf.

Er musste hier raus! So wurde er noch wahnsinnig!

Lautlos öffnete er seine Balkontür und schlüpfte hinaus in die kühle Nacht. Er setzte sich auf den Steinboden und lehnte den Kopf an das Geländer. Nur zu gerne wäre er jetzt eingeschlafen. Wie immer machten es ihm seine Zweifel unmöglich.

Wie konnte ein Todesengel, dessen einzige Existenzberechtigung darin bestand Menschen ihr Leben zu nehmen, sich vor dem Tod fürchten? Es war unbegreiflich, ein Paradoxon. Genauso wie es wohl absurd war sich mit dem allzu oft abgewaschenen Rot an seinen Händen nach Liebe zu sehnen. Rot stand für das Blut der Toten, für ihn war die Liebe gestorben. Er sollte es endlich einsehen ...

„Verdammt" Irgendwie drehte sich heute alles in seinem Kopf, was war nur mit ihm los? So depressiv war er doch sonst nie gewesen ... müde schloss er die Augen. Hatte er sich nicht einst geschworen nie aufzugeben? Niemals dem Teufelskreis des Grübelns zu verfallen, sondern stattdessen für sein Team da zu sein? Er hatte trainiert immer fröhlich zu sein und allem etwas Gutes abzugewinnen, bis es ihm zur zweiten Natur geworden war. Ähnlich wie eine zweite Haut die er sich übergestreift hatte. Warum kam ihm dieses Verhalten nun so heuchlerisch vor?

Vielleicht, weil er nun nicht mehr wusste wer er war. Er konnte nicht mehr der fröhliche Bombay sein … doch, wer war er dann?

Verbitterung keimte in ihm auf. So ein reines Gefühl wie die Liebe zu Ouka hätte niemals funktionieren können. Hätte er das doch nur eher erkannt… Man konnte als Todesengel nicht verlangen, dass das warme Rot im Herzen gegen das kalte Rot an den Händen bestand. Das Eine hatte das Andere auf Dauer unweigerlich verlöschen müssen.

Er seufzte tief und versuchte dann zu lächeln, so wie er es immer getan hatte. Es klappte, besser als erwartet und nur er wusste das es von nun an eine Lüge war. Damit würde er leben lernen müssen.

Denn der andere Weg war der Tod und den fürchtete er noch mehr, als dieses leere Dasein … noch.

Einige Kilometer entfernt

Zum ersten Mal seit langem war er wachgeworden und hatte genau gewusst was er tun würde.

Lange waren seine Gedanken von Zweifeln durchzogen gewesen. Nun würde er einen Schlussstrich setzen. Mechanisch zog er sich an und stieg die Treppe hinunter.

Langsam betrat er die Küche, wo er den Rest seines Teams vorfand. Er wünschte ihnen einen guten Morgen, ehe er teilnahmslos die Worte aussprach, die er sich gestern Abend sorgfältig zurechtgelegt hatte. Er würde für eine Weile verschwinden und entweder am nächsten Tag zurückkehren oder am darauffolgenden …oder nie

Aber das sagte er nicht, so wie er ihnen vieles nicht gesagt hatte. Wenn sie bemerkt hatten was er plante, so hielten sie ihn nicht auf. Nur einer von ihnen richtete kurz seine intensiven, grünen Augen auf ihn, schwieg aber.

Er dankte ihnen im Stillen dafür. Irgendwann würden auch sie so handeln, dann wenn auch ihre Zeit als Todesengel vorbei war. Unsinnigerweise hoffte er, dass sie die Chance bekämen in ein anderes, schöneres Leben aufbrechen zu können. War dieser Gedanke vermessen?

Seine Sünden wurde man nicht los, denn sich von einer reinzuwaschen bedeutet, man musste mindestens eine neue begehen. Eine endlose Spirale. Der Tod machte vor niemandem halt, auch nicht vor seinen Gehilfen. Es gab keinen Ausweg. Nur gehen.

Und genau das hatte er vor, aber zuvor würde er sich noch einen Wunsch erfüllen.

Schweigend machte er sich auf den Weg.

o

Es klingelte. Gereizt zockelte Omi zur Tür. Er war froh gewesen, dass Aya ihn nicht auf seinen Zustand angesprochen hatten, als er zum Frühstück erschienen war. Trotzdem war ihm Yohjis heimlicher Blickaustausch mit ihrem Leader nicht entgangen.

Von nun an würde er vorsichtiger sein müssen. Auf keinen Fall wollte er ihre Sorge auf sich ziehen. Das könnte er nicht ertragen.

Die Türklingel schellte ein weiteres Mal. Griesgrämig langte der Blonde nach dem Türgriff.

Hoffentlich war es keines der Schulmädchen, die sogar am Sonntag vorbeikamen, um sie zu belagern, obwohl der Laden nicht mal geöffnet war.

Deswegen taumelte er überrascht zurück, als er sah wer an diesem frühen Morgen vor ihm stand. Doch dann straffte er sich und ein leises Knurren entkam seiner Kehle. Seine Augen blitzten zornig.

„Was willst Du hier?", dass war das einzige was er hervorbrachte. Fassungslos musterte er den frühmorgendlichen Besucher. Seine Gedanken rasten. Wie konnte er es wagen einfach hier aufzutauchen?! Nachdem ... - verwirrt wartete er auf eine Reaktion.

Doch der Andere schien sich an der Ablehnung in keinster Weise zu stören, sondern musterte ihn nur ruhig, ohne jeden Ausdruck. Verstört begab Omi sich in Abwehrhaltung. Was hatte das zu bedeuten? Warum griff er ihn nicht an? Ein Ruf von drinnen ließ ihn zusammenzucken.

Noch mehr allerdings schreckte er vor der sanften Stimme des Schwarz und dessen sachter Berührung an seinem Arm zurück.

„Wir sollten besser woanders reden"

Von dieser vertrauten Geste überrumpelt, wurde Ken, derjenige der gerufen hatte, mit einer nichtssagenden Antwort abgespeist und Omi folgte der schlanken Gestalt nach draußen.

Warum er dies getan hatte, hatte er später nie zu sagen gewusst, vielleicht war es Neugier gewesen, vielleicht auch seine Einsamkeit.

Sie gingen ein Stück die Straße hinunter, bogen um die nächste Ecke. Unvermittelt sprach der Schwarz erneut:

„Ich bin hier um dich um etwas zu bitten", sagte er mit dieser klaren, ruhigen Stimme, die so anders klang als bei ihrem zusammentreffen auf Missionen. Doch Omi war nicht bereit sich so einfach einlullen zu lassen.

„Warum sollte ich dir helfen? Du bist ein Schwarz.", brach es störrisch aus ihm hervor und er funkelte den Schwarz wütend an. Zu seinem Erstaunen blieb der Andere weiterhin ruhig und lächelte sogar leicht, als er erwiderte

„Es gibt keinen Grund warum du das tun solltest, es liegt völlig bei dir. Ich bitte dich lediglich um eine halbe Stunde deines Lebens. Keine Bedingungen, keine Erklärungen. Die Entscheidung liegt ganz bei dir. Aber ich verspreche, dass dir kein Leid geschehen wird."

Eine Weile herrschte verblüffte Stille, was sollte das heißen? Er verstand es nicht und das sagte er auch deutlich, und wieder war dieses seltsame Lächeln auf den Lippen des Anderen.

„Ich möchte einfach eine halbe Stunde deines Lebens mit dir teilen, ohne Zorn, ohne Verpflichtungen von außerhalb. Danach werde ich gehen und nicht zurückkommen - auch wenn du dich weigerst wird dies der Fall sein."

„Du bist verrückt." Doch während Omi dies sagte, wusste er, dass nichts zu verlieren hatte. Was konnte man ihm schon noch nehmen? Nichts. Nichts was wichtig gewesen wäre, selbst sein Leben erschien ihm nicht bedeutsam genug, um abzulehnen. Sollte es eine Falle sein, würde man ihm wenigstens seine Wahl abnehmen ... und so willigte er leise ein.

o

Der Wind rauschte durch die Zweige des stattlichen Baumes unter dem sie saßen, brachte die Zweige zum Rascheln und fuhr ihnen kühl über die Haut.

Sie waren ungefähr eine Viertelstunde gelaufen, bevor der Schwarz Omi in einen kleinen Park gelotst hatte, der um diese Uhrzeit gänzlich verlassen und einsam dalag.

Auf dem Weg hierher hatten sie viel geredet, von alltäglichen Dingen, kleinen Anekdoten über die Mitglieder ihrer Teams, aber über nichts was mit ihrem „Job" zu tun hatte. Es tat Omi gut. Auf eine verquere Art und Weise, half es ihm so gelassen mit jemandem sprechen zu können, ohne Angst vor dessen Reaktion haben zu müssen oder darauf achten zu müssen was er preisgab. Sie waren Feinde, kannten einander aus unzähligen Gefechten und Bespitzelungsaktionen, sie wussten mehr über einander als so manche Familie dies von sich behaupten konnte – Da war eine unleugbare Verbindung zuwischen ihnen.

Nachlässig streckte Omi sich unter dem mächtigen Baum aus, entspannt saß er neben dem Mann der ihn innerhalb eines Sekundenschlags töten konnte und war glücklicher als all die Monat zuvor im Koneko. Nun das stimmte nicht ganz, er war nicht wirklich glücklich aber er war zufrieden mit der Situation. Der Schwarz gab ihm das Gefühl das es okay war, wenn er für einige Minuten nicht an ihren Tod dachte, ohne das er das Gefühl hatte sich hinter einer Maske zu verschanzen.

Eine Zeit lang schwiegen sie, hingen ihren Gedanken nach. Bis Omi das Gefühl hatte etwas sagen zu müssen, nicht weil der Andere es erwartete sondern weil er selbst es gerne wollte.

Inzwischen waren zwanzig Minuten vergangen.

„Es ist so ungerecht", kam es leise von ihm.

„Was?", der Schwarz lächelte milde, er hatte geahnt das Omi das Thema ansprechen würde und er selbst war ja auch mit einem ähnlichen Vorsatz überhaupt erst beim Koneko erschienen. Omis Stimme war dünn und leer, kraftlos vom Zweifel und der Angst keine Antwort zu erhalten.

„Warum musstet ihr sie töten? Warum seid ihr Schwarz und wir Weiß? Ich meine was macht uns aus? Warum ist unsere Art zu töten besser als eure, sind wir nicht ebenso Monster? Ich erkenne einfach keinen Unterschied mehr"

Einen Moment hing der letzte Satz in der Luft und der Schwarz nahm sich die Zeit in Omis blanke, flehende Augen zu sehen. Der Arme wartete auf eine Bestätigung die er ihm nicht geben konnte. So blieb ihm nur eine Antwort, die nach der er seine Entscheidung getroffen hatte.

„Es gibt keinen Unterschied, nur den den das Schicksal für uns wählt. Wir haben keinen Einfluss darauf, wir haben nur die Wahl zu akzeptieren oder zu sterben. Es ist sinnlos auf anderes zu hoffen."

„Also ist auch der Hass vorherbestimmt? Nur weil wir durch Zufall auf zwei verschiedenen Seiten gelandet sind, dürfen wir nicht mehr hoffen? Wo ist dann die Freiheit, von der man immer spricht? Jede Mission, jeder Mord verstärkt den Hass aufeinander. Es gibt für einen Todesengel nichts anderes, ich habe das Gefühl verloren gegangen zu sein ... und ich bin es Leid zu hassen." Eiferte sich Omi und seine Stimme hatte den dunklen Klang der Hoffnungslosigkeit angenommen.

Doch die Stimme des Schwarz noch immer klar und ruhig. Die Worte kamen selbstbeherrscht über seine Lippen.

„Du hast dir die Antwort auf deine Fragen schon selbst gegeben. Wir sind Todesengel - für unterschiedliche Ziele gehört es zu unseren Aufgaben Leben zu nehmen, gleich wie wir dazu stehen. Das mag sich tatsächlich ungerecht anhören, aber wem willst du die Schuld geben? Wer kann etwas dafür, dass wir in die Familien geboren wurden, deren Schicksal es war kaputt zu gehen? Aber ich verstehe dich - niemand kann auf Dauer ertragen mit diesem Wissen zu leben. Dem Menschen ist es nicht gegeben zu verstehen ... zu ... begreifen, dass Dinge grundlos so sind wie sie sind. Weißt du, ich glaube nicht das wir einander hassen. Wir hassen die Masken die wir und die alle anderen tragen" seine Stimme wurde spröde.

„Sie erinnern uns an eigenen, nicht wahr? Früher, da war ich so ... zornig, aber nicht auf die Anderen. Tief in mir war ich immer wütend auf mich selbst, weil niemand in der Lage schien mir eine Antwort auf diese … Sinnlosigkeit zu geben. Obwohl ich selbst wusste, dass es keine Antwort gibt. Mach nicht den gleichen Fehler Omi! Es gibt keinen Unterschied! Schwarz und Weiß – das sind bloß zwei verschiedene Worte für den gleichen Zweifel, den gleichen Versuch Sinn in die Grundlosigkeit zu bringen."

Seine ausdrucksstarken Augen kämpften bei den Mitternachtsblauen um Gehör. Schon wieder. Warum kümmerte es ihn, dass Omi auf das gleiche Ende zusteuerte wie er selbst? Genauso wie er vorhin an sein Team gedacht hatte? Früher war er nie so an Anderen interessiert gewesen. Obwohl ... gegen seinen Willen sah Omi sehr niedlich aus. Der Weiß hatte den Mund trotzig verzogen und schien fieberhaft nach einer Entgegnung zu suchen. Er würde sie nicht finden. Der Schwarz ergriff die schlanken Hände des Weiß. Sie fühlten sich warm und weich an.

Nicht dazu geschaffen zu töten.

„Omi, ich weiß, dass ich kaum der richtige bin dir das zu sagen, aber du solltest aufhören zu grübeln" Beschwörend verstärkte er den Druck auf Omis Händen.

„Versuch es so zu sehen, wir garantieren ein Gleichgewicht in dieser Illusion von Sinn. Wir geben den Menschen die Möglichkeit an die Existenz von Gut und Böse zu glauben. Darum gibt es Schwarz und Weiß. Wir sind die Parameter an denen die Welt den Wert ihrer Handlungen messen kann … Hört sich arrogant an oder?" Er kicherte. „ Na ja, aber daran hat es Schwarz ja noch nie gemangelt oder?"

Auch Omi grinste.

„Da hast du wohl recht - " Er wollte gerne noch mehr sagen, aber in diesem Moment schlug in der Ferne eine Turmuhr. Zu spät.

Die Zeit war um.

Der Schwarz erhob sich. Noch einmal sah er in die Erwartungsvollen Augen Omis.

Er sollte jetzt gehen. Wenn er noch länger blieb würde sein Entschluss ins Wanken geraten. Aber war das noch schlimm? Nie hätte er gedacht, dass diese halbe Stunde soviel offenbaren würde. Langsam beugte er sich vor und hauchte dem Sitzenden einen Kuss auf die Stirn. Das hatte er sich nicht nehmen lassen wollen. Die erschrockenen, blauen Augen waren einfach zu niedlich. Amüsiert trat er einen Schritt zurück.

Schlagartig verschwand die Freude aus seinem Gesicht und er blickte ernst und irgendwie traurig hinauf zum Himmel. An niemandem bestimmtes gerichtet kamen weitere, schwere Worte aus seinem Mund:

„Es wird bald schneien, die Luft schmeckt nach Schnee"

Dann blickte er wieder auf die Gestalt auf der Bank, die Hände lässig in den Taschen vergraben.

„Es ist seltsam. Ich möchte auf keinen Fall das du aufgibst, aber für mich …ich sehe einfach keine Zukunft mehr ..."

Mechanisch kramte er nach dem Dolch den er unter seiner Jacke verborgen hatte. Er musste den Plan zuende bringen. Sofort. Ruckartig streckte er ihn Omi entgegen, die Spitze auf seinen eigenen Körper gerichtet.

„Omi würdest du mich töten? Erfüllst du mir diesen einen Wunsch?", seine Stimme zerbrach, genauso wie die zuversichtliche Ausstrahlung die vor Sekunden Omi noch verzaubert hatte.

Eine weitere Maske war enthüllt.

Schmerzerfüllt wandte er den Blick ab, konnte Omis entsetzten Blick nicht aushalten.

Die Zeit verging. Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten in denen die Forderung bestehen blieb und immer lauter nach Aufmerksamkeit schrie.

Der Weiß wusste nicht was er sagen sollte, was er tun konnte um das Fürchterliche abzuwenden. Worte tröpfelten vereinzelt durch seinen Geist, zersprangen bevor er nach ihnen haschen konnte.

Ihm fiel absolut nicht sein, dennoch musste er handeln. Jetzt.

Also griff er nach dem Dolch, seine Finger schlossen sich fest um das glatte Holz. Keine Zweifel trübten seine Stimme. Das war seine Maske, seine Überzeugungskraft. Er konnte nur hoffen das er nicht durchschaut wurde. Behutsam setzte er den Dolch an, direkt über dem Herz des Schwarz.

„Ich weiß, dass du glaubst ich würde dir einen gefallen tun – nur, warum sollte ich das tun? Ich bin schließlich ein Weiß. Ich bin ... wie war das doch gleich? ... ach ja, ich bin ein Parameter des Guten" Ein verschmitztes Grinsen glitt über seine Lippen, er zog den Arm mit dem Dolch langsam zurück und hauchte stattdessen ein Kuss auf die leicht geöffneten Lippen des Schwarz.

Seine Faust öffnete sich, der Dolch fiel zu Boden.

Mit einer letzten schelmischen Verbeugung wandte sich der Weiß ab und ging. Die anderen würden sicher schon auf ihn warten. Am Ende des Kieswegs blieb er stehen und blickte noch einmal zurück. Der Schwarz stand noch immer unbewegt an der Stelle wo er ihn zurückgelassen hatte, deshalb rief der Weiß:

„Ich glaub ich hab vergessen mich zu bedanken, also ... danke! Wir können das gerne mal wiederholen, also wag es ja nicht dir was anzutun hast du gehört, Nagi?!"

Zufrieden registrierte er das leise „Ja" da zu ihm herüberschallte, bevor er aus dem Park verschwand und sich auf den Weg zum Koneko machte.

Er hatte etwas elementares begriffen. Man konnte nicht verlangen, dass eine Maske einfach von allein verschwand, sie war der instinktive Schutz eines jeden Menschen vor der Sinnlosigkeit, wie Nagi es so treffend ausgedrückt hatte. Wenn er wollte, das er jemals in der Lage war Oukas Tod zu akzeptieren musste er lernen auch die dazugehörige Maske zu erlauben, die ihm dies ermöglichen würde. Außerdem ... wenn er Nagi vielleicht ein weiteres Mal von dieser sanften Seite erleben konnte, war ihm das alle erlittenen Qualen wert.

Noch lange nachdem Omi verschwunden war, stand Nagi da, unfähig sich zu rühren. Schließlich, als eine Wolke ihn jäh in Schatten tauchte, stahlen sich seine Finger hoch zu seinen Lippen …und dann begann er zu lachen. Es war ein fröhliches, offenes Lachen.

„Ich hätte nie gedacht, dass es so enden würde", flüsterte er belustigt. Er konnte mit einem Mal wieder die Neugier spüren, die er lange gemisst hatte. Neugier auf die Zukunft und Neugier was sich nun zwischen ihm und Omi entwickeln würde.

„Ich danke dir auch, Omi"

Zeit zu zurückzukehren.

o

Einige Stunden später begann es zu schneien. Leise rieselten die weißen Flocken von Himmel und bedeckten alles mit einer puderigen Schicht; ließen sich sanft auf dem blanken Stahl nieder der vergessen in einem kleinen Park inmitten von Tokyo lag.

Am Abend war die Hauptstadt Japans unter einer dicken Schicht Schnee vergraben und irgendwo in dem Gewimmel der Menschen gab es zwei Fenster gar nicht allzu weit voneinander entfernt aus denen zwei Menschen in die beginnende Nacht starrten.

/Seltsam/, dachten die Beiden, /Wie viel eine halbe Stunde geteiltes Leben verändern kann/

Tbc

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Bitte schreibt mir einen Review, ja? chibibettelblickaufsetz

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ansonsten danke ich allen die dies hier gelesen haben .

Bloodfeather