Rotkäppchen

Es war einmal vor langer Zeit ein Mädchen namens Hermine, das immer über alle Maßen danach strebte, ihren Ruf als strebsame und eifrige Schülerin zu festigen.

Eines Tages…

„Treten Sie ein, Miss Granger." Etwas nervös öffnete die junge Griffindor die schwere hölzerne Tür zu Dumbledores Büro. „Sie wollten mich sprechen?" fragte sie zaghaft. „Setzen Sie sich doch." Lächelnd deutete der silberbärtige Schulleiter auf einen kunstvoll geschnitzten Stuhl und schob eine Schale Zitronendrops in ihre Richtung. Erwartungsvoll blickte Hermine ihren Schulleiter an und wartete, dass Dumbledore ihr mitteilte, was der Grund für ihr Erscheinen gewesen sein sollte. „Meine Liebe, ich habe eine bedeutungsvolle Aufgabe für Sie." Er schob sich genussvoll ein Zitronenbonbon in den von Lachfältchen umrahmten Mund. „Versehentlich habe ich die ehrenwerte Professor McGonagall etwas verärgert." Er zerbiss krachend den Drops. „Ich bitte Sie darum, an meiner Stelle bei ihr vorbei zu gehen und ein gutes Wort für einen alten Mann einzulegen. Bitte nehmen Sie auch diesen Korb mit etwas Wein für das Denken, etwas Kuchen für den Speck und etwas Marihuana für die Gesundheit mit . Meinen Sie, dass Sie das für mich tun könnten?" Gespannt blickte er sie über die Gläser seiner halbmondförmigen Brille an. Hermine nickte verwundert. Dumbledore klatschte strahlend in die Hände und sogleich schwebte der vollbeladene Korb vor sie. „Sie machen sich am Besten gleich auf den Weg bevor es dunkel wird, Miss Granger." Kurzerhand schob er sie aus dem Büro und schloss di e Tür hinter ihr.

„Was war das denn eben?" murmelte sie verwundert und inspizierte den Korb, der fest mit einem rot-weiß karierten Tuch verschlossen war. An die Seite des Korbes war ein vergilbtes Stück Papier gesteckt. Neugierig zupfte sie es mit spitzen Fingern hervor und faltete es auseinander. Zarte Striche breiteten sich darüber aus und bildeten ein komplexes Netz aus Pfaden, der Karte der Rumtreiber nicht unähnlich. Lächerliche kleine Smileys, die entfernt an die Masken der Todesser erinnerten, wanderten langsam in manchen Teilen des verbotenen Waldes herum. Sie schüttelte den Kopf über Dumbledores Kreativität und vertiefte sich erneut in die detaillierte Karte. In der rechten Kartenhälfte war ein rotes Tintenkreuz, welches den Standort einer Hütte zu markieren schien. Eine gestrichelte Linie markierte einen geschlängelten Weg durch den Verbotenen Wald, der zur Lichtung mit der Hütte führte. Den schweren Korb mit beiden Händen fest umklammert machte sie sich auf den Weg in Richtung des Griffindorturmes, um sich auf den Botengang vorzubereiten. Wenige Minuten später stand sie in ihrem roten Jäckchen und einer ebenso roten, selbstgestrickten Mütze am Rand des Verbotenen Waldes, den Korb neben sich schwebend und die Karte in der Hand.

Tief atmete die junge Vertrauensschülerin durch und redete sich selbst Mut zu. Der Wald war es kühl und dunkel, die letzten Sonnenstrahlen des Tages schafften es nicht, das dichte Blätterdach der riesigen, uralten Bäume zu durchbrechen. Die Stille war bedrückend und je tiefer sie in den Wald vordrang, desto kälter schien es zu werden. Mit gezücktem Zauberstab drehte sie sich bei jedem vermein tlichen Geräusch nach allen Seiten um, rechnete jeden Moment mit einem Angriff. Hermine schob sich durch ein Gewirr von Zweigen und musste kurz stehen bleiben, um sich dicke Spinnenweben aus dem Gesicht zu wischen. Sanft streifte etwas ihre Schulter und sie wirbelte mit einem spitzen Schrei herum. Sie riss die Hand mit dem Zauberstab hoch und wappnete sich für alles. Ehe sie richtig realisieren konnte, was geschah, wurde ihr Handgelenk der Zauberstabhand gepackt und sie rückwärts gegen die raue Rinde eines Baumes gepresst. Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie in die dunklen Augenschlitze einer Todessermaske. Ihre Glieder waren gelähmt vor Angst. Sie öffnete den Mund um zu schreien, doch eine behandschuhte Hand presste sich auf ihren Mund und eine ihr vertraute Stimme fauchte leise und bedrohlich: „Seien Sie ruhig, Sie dummes Gör! Ich tue Ihnen schon nichts!" Mit einer fließenden Bewegung zog sich der hagere, hochgewachsene Mann die Maske vom Kopf und schüttelte sich die schweißfeuchten rabenschwarzen Haare aus dem Gesicht. Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen, als sie die harten Züge ihres Tränkemeisters erkannte. Dieser nahm die Hand von ihrem Mund, zog eine Augenbraue nach oben und seine schmalen Lippen pressten sich zornerfüllt aufeinander. „Was haben Sie hier verloren, Miss Granger?" schnitt seine bedrohlich leise Stimme durch den dunklen Wald. Der mühsam unterdrückte Zorn ließ ihr einen kalten Schauer über den Rücken fahren.

„Ich…ich…Professor Dumbledore schickt mich." Versuchte sie sich zu rechtfertigen, doch ihr stieg die Schamesröte ins Gesicht als sie realisierte, wie nahe er ihr war. Beschämt senkte sie ihren Blick doch Snape schob ihr Kinn nach oben und zwang sie, ihm in die Augen zu blicken. „Weshalb sollte Dumbledore sie um diese Uhrzeit in den verbotenen Wald schicken, noch dazu mit einem Picknickkorb?" fragte er mit beißendem Spott in der Stimme. Verärgert und mit noch immer hochrotem Kopf entgegnete sie: „Sir, Professor Dumbledore schickt mich zu Professor McGonagall um ihr diesen Korb zu überbringen. Und Professor, würde es ihnen etwas ausmachen, einen Schritt zurückzutreten?" Betont fest blickte sie in seine tiefschwarzen Augen. Der düstere Kerkermeister machte jedoch nicht die geringsten Anstalten ihr mehr Raum zu lassen, trat sogar noch dichter an sie heran. Sie spürte seinen heißen Atem an ihrem Ohr als er ihr mit rauer Stimme zuflüsterte: „Sie sollten Acht auf sich geben, Sie wissen nicht, mit wem Sie es in diesem Wald zu tun haben. Zur Zeit halten sich hier mehrere Todesser auf, mit denen das Zusammentreffen nicht so glimpflich verlaufen würde wie mit mir. Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Sie sollten den roten Weg auf Ihrer Karte einschlagen." Mit diesen Worten trat er zurück und verschwand eben so lautlos im Unterholz, wie er gekommen war.

Plötzlich fröstelte Hermine, nachdem er von ihr abgelassen hatte spürte sie die Kälte erst unter ihre Kleidung kriechen. Zitternd schlang sie ihre Jacke enger um sich. Ihr Blick blieb an der Karte hängen, tatsächlich, da war in rot ein neuer Weg gekennzeichnet, der vor einigen Minuten dort sicher noch nicht gewesen war. Frei von Todessern und beinahe schnurgerade schnitt der Weg durch den düsteren Wald und schien die Wegstrecke erheblich abzukürzen. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie Snape trauen konnte. Kein Mitglied des Ordens würde es wagen, einen seiner Ratschläge anzuzweifeln, darum entschied sie sich klopfenden Herzens den von ihm empfohlenen Weg einzuschlagen. Zögernd schritt sie voran, in der Hoffnung, dass Snape sie nicht in die Irre geführt hatte.

Nach einigen Minuten erreichte sie eine kleine Lichtung, die von orange-goldenen Lichtstrahlen erleuchtet wurde. Mücken tanzten unter den Bäumen am Rande der Lichtung und Hermines Blick wurde von dem üppigen Blütenteppich eingefangen. Sie ließ die Schönheit der Natur auf sich einwirken, bis ihr Blick von einer zarten Pflanze mit roten Stängeln und porzellanweißen Blüten angezogen wurde. Diese schlichte kleine Pflanze hatte sie bis dahin nur aus ihren Zaubertränkebüchern gekannt. „Das ist unmöglich!" wisperte sie. Sie trat näher an den zarten Spross heran und sog tief ihren Duft ein. Frisch gemähtes Gras, Pfefferminzzahnpasta und seltsamerweise auch einen kräuterartigen Duft, der ihr irgendwie bekannt vorkam. „Aphodilwurzel" hauchte sie überwältigt, grub die kostbare Pflanze vorsichtig aus dem dunklen Erdboden und ließ sie in ihre Tasche gleiten. Beschwingten Schrittes machte sie sich auf das letzte Stück Weg.

Mit großen Schritten gelangte er zum Eingang der kleinen, von Efeu überwucherten Hütte. Seine langen, knochigen Finger strichen über den abblätternden dunkelbraunen Lack des Türrahmens, hart klopfte er mit den Knöcheln gegen das raue Holz der Tür. „Professor McGonagall, hier ist Hermine. Professor Dumbledore schickt mich, ich muss dringend mit ihnen reden!" Mit einem hinterhältigen Lächeln nahm er den Zauberstab von seinem Hals, mit dem er seine Stimme verstellt hatte. Kurz darauf klickte das Schloss und er stieß die Tür weit auf.

Wenige Minuten später gelangte die echte Hermine an die Hütte. Verwundert musste sie feststellen, dass die Tür einen Spalt breit offen stand. Sie hob ihren Zauberstab, trat zögernd an die Hütte heran ob die knarrende Tür weiter auf. „Professor? Sind sie da? Hier ist Hermine, ich muss dringend mit ihnen sprechen." Fragte sie zaghaft in die düstere staubige düstere staubige Luft im Inneren und trat über die hölzerne Schwelle. „Allerdings." Drang eine tiefe, ölige Stimme aus einem Teil des Zimmers, der im Dunkeln verborgen lag. „Nein, das darf doch nicht wahr sein!" schoss es Hermine durch den Kopf als sie die Stimme erkannte. Mit dem unguten Gefühl in eine Falle getappt zu sein, drehte sie sich um und machte sie einen Schritt zurück in Richtung Tür. Doch ehe sie sie erreichte, schlug diese mit einem unheilverkündenden Krachen ins Schloss. Mit dem Rücken zu Snape ließ sie den Korb zu Boden sinken und atmete tief durch, um ihr wild pochendes Herz zu beruhigen. Sie straffte ihre Schulterblätter, strich sich eine Locke aus der Stirn und drehte sich bemüht selbstbewusst um. „Verzeihen Sie Professor, ich hatte nicht mit ihnen gerechnet." Versuchte sie ihre Stimme selbstsicherer klingen zu lassen als sie sich fühlte. Der düstere Tränkemeister schälte sich aus den Schatten, in der Hand hielt er seinen Zauberstab, der direkt auf die Brust seiner Schülerin gerichtet war. „Professor, Sir, wo ist Professor McGonagall?" wisperte sie und verfluchte sich für das zittern in ihrer Stimme. Bedrohlich langsam kam Snape näher ohne auf Hermines Frage einzugehen. Eingeschüchtert wich sie zurück, seine onyxschwarzen Augen schienen jeden klaren Gedanken zu verhindern.

Plötzlich stieß sie mit dem Rücken gegen die hölzerne Tür. Snape überbrückte die letzten Meter zwischen ihnen mit einigen langen Schritten. Unmittelbar vor ihr blieb er stehen und erhob seinen Zauberstab. Hermine blieb für einen kurzen Augenblick das Herz stehen. Langsam setzte er die kühle Spitze seines Zauberstabes auf die bloße Haut knapp oberhalb ihres Schlüsselbeines. Die glatte, hölzerne Spitze glitt nach oben, hielt kurz in der Kuhle ihres Halsansatzes hängen, setzte ihren Weg langsam nach oben fort. Snape fixierte ihre Augen, sein Blick machte es ihr unmöglich, auch nur einen Muskel zu rühren. Der Stab folgte dem Schwung ihres Halses, glitt über ihr Kinn, streifte den Wangenknochen und ihre Schläfe. Unendlich langsam fuhr er durch ihre dichten Locken und strich ihr mit einer langsamen, fließenden Bewegung die Mütze vom Kopf, die ohne ein Geräusch zu Boden glitt. Zitternd sog sie die Luft ein, dabei stieg ihr sein unverwechselbarer, herber, männlicher Duft in die Nase, der mit einer Nuance von Kräutern gewürzt war. Er setzte die Spitze seines Zauberstabes sanft an ihre Schläfe und ein spöttisches Lächeln kräuselte seine Mundwinkel. Vollkommen gelähmt konnte sie nur in seine nachtschwarzen Augen starren, die sie zu verschlingen drohten. Das letzte was sie wahrnahm waren einige undeutlich gemurmelte Worte, ehe sie bewusstlos zu Boden sackte.

Als sie ihre Augen aufschlug umschwebte sie immer noch der Duft getrockneter Kräuter. Die Umgebung erschien ihr fremd und ihre Glieder waren noch taub von der Bewusstlosigkeit. Als sie ihren Kopf leicht nach rechts wandte, erkannte sie neben sich das zarte weißblühende Kraut, welches sie vor einiger Zeit noch so sorgfältig in ihrer Tasche verstaut hatte. Als die Erkenntnis über die Bedeutung des Aphodilkrautes bewusste wurde schnappte sie nach Luft. Fluchtartig versuchte sie sich zu erheben, musste aber feststellen, dass ihre Hände über ihrem Kopf gefesselt waren. Sie zog an den Seilen, die ihre Handgelenke umschlossen und musste feststellen, dass diese zwar fest saßen, aber sich dennoch überraschend weich um ihre Haut schlossen. Energisch zerrte sie daran, doch je mehr sie gegen die Stricke ankämpfte, desto fester wanden diese sich um ihre Arme. „Teufelsschlinge, Miss Granger." Mitten in der Bewegung hielt sie erschrocken inne. Die raue Stimme ihres Tränkemeisters ließ sie jedes Mal zusammenfahren. Gelassen lehnte der schwarz gekleidete Mann im Türrahmen und betrachtete voller Genugtuung die hilflose Gestalt seiner Schülerin. „Das scheint ihnen ja zu gefallen!" fauchte sie ihn an, als sie das selbstgefällige Lächeln auf seinen Lippen erkannte.

Sie begann erneut an den Schlingen zu zerren, die sich prompt so fest um ihre Glieder zurrten, dass ihr ein schmerzerfülltes Keuchen entwich. „Allerdings, Miss Granger, Sie vorlautes Gör in einer solch hilflosen Situation zu sehen, bereitet mir durchaus Vergnügen." Mit seinem geschmeidigen, pantherartigen Gang durchmaß er den Raum und trat an das Bett heran, auf dem Hermine hilflos lag. Als er seinen Zauberstab hob, befürchtete sie ein weiteres Mal bewusstlos zu werden. Doch mit einem kleinen Schlenker des Stabes lösten sich ihre Fesseln von den Bettpfosten, zogen sie vom Bett und auf die Füße. Schlussendlich wanden sie sich um einen der Deckenpfosten, sodass sie bequem stehen konnte, aber es ihr unmöglich war, einen Schritt zu machen. Die panische Angst in ihr flaute etwas ab und sie entspannte sich ein wenige. Die schwarzgekleidete Gestalt trat auf die ängstlich-erwartungsvolle Schülerin zu und hielt den Zauberstab nach wie vor auf sie gerichtet. Sein Blick verschlang ihre hilflos von der Decke hängende Gestalt als er dicht vor sie trat. Erneut fuhr er der Braunhaarigen mit dem Zauberstab an der Schläfe entlang, und strich ihr einige wirre Haare aus der Stirn. Plötzlich griff er fest in ihre dicken, lockigen Haare und zog sie dicht an seinen Körper. Überrascht von seiner plötzlichen Reaktion, brachte Hermine kein Wort heraus. Sie spürte, wie er genussvoll tief den Duft ihrer Haare aufsog und sein Gesicht in ihrer Lockenpracht vergrub. „Professor, warum haben sie eine so große Nase!" fragte sie, um das unangenehme Schweigen zu brechen. Die Atmung des großen Mannes vor ihr wurde flacher, seine Finger gruben sich schmerzhaft fest in die Haare in ihrem Nacken und er schien über die Worte nachzudenken. Hermine war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob diese Frage klug gewesen war. Doch ehe sie genauer darüber nachdenken konnte lachte Snape ein raues, grollendes Lachen, das tief in seiner Brust begann. „Und richtig lachen können sie anscheinend auch nicht!" Erwiderte Hermine auf dieses aus seinem Munde vollkommen ungewohnte Geräusch und versuchte sich aus seinem festen Griff zu winden. Abermals zogen sich die Schlinge um ihre Handgelenke fester zusammen und ein mühsames Stöhnen entwich ihren Lippen.

Anmerkung der Autoren: Um die folgende Stmmung zu untermalen empfehlen wir dieses Lied: Jace Everett - Bad Things [link href=" watch?v=f6LNaYX8HK8"] watch?v=f6LNaYX8HK8[/link]

„Dennoch komme ich zu der Annahme, dass es ihnen zu gefallen scheint!" Wisperte Snape in ihr rechtes Ohr und jagte ihr einen kribbelnden Schauer über den Rücken. Mit der augenblicklichen Situation vollkommen überfordert versuchte sie erneut sich zu wehren, hob ihr Knie um es ihrem Professor zwischen die Beine zu rammen. Doch der schien ihr Vorhaben vorauszuahnen, er blockte den Stoß geschickt ab und presste seinen schweren Körper noch dichter an sie, sodass sie nun nicht einmal mehr ihre Beine bewegen konnte. Sein Arm schlang sich besitzergreifen um ihre Taille und zog ihre Hüfte eng an die seine. Seine Zauberstabhand lag in ihren Haaren vergraben und dirigierte ihr Kinn leicht nach oben. Sein Atem kitzelte sie sanft im Nacken und sie spürte, wie er seine rauen Lippen kurz auf ihre Halsbeuge legte. Schnell riss Hermine ihre Augen wieder auf, als sie realisierte, dass sie diese bei der Berührung der alten Fledermaus genießend geschlossen hatte. Das durfte doch nicht wahr sein, dass seine Berührungen so angenehm für sie sein konnten! „Sir." Fing sie zögerlich an. „Warum…" Ihre Stimme erstarb als sie seine brennenden schwarzen Augen fixierten. Sie schienen sie zu lähmen, in sich aufzusaugen und sie nicht mehr loszulassen. Nach quälend langen Sekunden löste sich sein intensiver Blick von ihren Augen und folgte den Konturen ihres Gesichtes. Sein Daumen folgte dem Schwung ihres Kinnes und strich federleicht ihre Lippen entlang. Ein siegessicheres Lächeln zeichnete sich auf seinem schmalen Mund ab, als er wahrnahm, dass Hermine unbewusst leicht ihre Lippen öffnete und ihn ängstlich-erwartungsvoll ansah. Sein Gesicht näherte sich dem ihren und erwartungsvoll leckte er sich über die trockenen Lippen. Er hielt zögernd inne, schien auf eine Einladung von ihr zu warten.

Plötzlich presste er seinen rauen, warmen Mund beinahe grob auf den ihren. Hermines Augen weiteten sich vor Schreck und Überraschung und sie stand starr da, unfähig sich zu bewegen. Seine Zunge strich an ihrer Unterlippe entlang und stieß fordernd in ihre Mundhöhle vor. Sie schmeckte die Kräuter und die Verbittertheit des Älteren auf ihren Lippen. Seine Finger krallten sich in ihre Hüfte und seine Zunge stieß gegen die ihre. Ohne recht zu wissen warum ließ sie alle Hemmungen fallen, drückte ihren Oberkörper gegen seinen und erwiderte zögernd den Kuss ihres Lehrers. Überrascht zog er sich ein Stück zurück und fixierte ihre Augen, die unsicher zurückschauten. Erstaunt stellte er fest, dass ihre Augen aufgeregt flackerten und ihr Mund sich öffnete und schloss als ob sie etwas sagen wollte. Im Lichte der einzigen Kerze schienen ihre Augen begehrlich zu funkeln und ihr Gesicht erschien unvertraut weich und weiblich. „Warum ich das mit ihnen mache, Miss Granger?" flüsterte er heiser. „Diese Frage kann ich ihnen beantworten." Sein Gesicht schob sich erneut näher an das ihre und seine Lippen verharrten nur Zentimeter vor ihren. Sie zitterte vor Nervosität. „Machen Sie einfach weiter. Ich will es!" unterbrach sie die Worte, die sich über seine Lippen zu bahnen versuchten. „Sir." Setzte sie nach, als sie seinen Blick sich verdüstern sah.

Der Blick des Professors wurde weicher und diesmal wesentlich sanfter zog er sie an sich und ließ seine Lippen mit den ihren verschmelzen. Der Kuss wurde stürmischer, leidenschaftlicher. Ohne sich dessen bewusst zu sein ließ Hermine den letzten Rest Angst fallen und gab sich ihm vollständig hin. Die Schlingen um ihre Handgelenke lösten sich und sie schlang ihre Arme um den Hals des Tränkemeisters. Snape hob sie mühelos hoch und sie spürte, wie ihr Rücken gegen die hölzerne Wand gepresst wurde. Ihr Atem ging unregelmäßig und ihr Herz hämmerte so laut gegen ihren Brustkorb dass sie dachte, dass er das unmöglich überhören konnte. Seine große Hand umfasste ihren Oberschenkel und sie schloss die Beine um seine Hüfte. Seine fordernden Lippen glitten über die weiche Haut ihrer Wange und er knabberte leicht an ihrem Ohrläppchen. Sein warmer Mund wanderte ihren Hals entlang nach unten und verweilte in ihrer Halsbeuge. Sein heißer Atem ging stoßweise und Hermine spürte sein Begehren, dass von seinem in ihren Körper floss. Mit geschlossenen Augen gab sie sich seinen Berührungen hin und genoss seine immer selbstsicherer werdenden Liebkosungen. Fest wanden sich ihre Finger in sein verblüffend weiches Haar und zogen ihn in einen weiteren hungrigen Kuss. Ein überraschtes Stöhnen entkam ihm.

Mit einem lauten Knall und einer aufwirbelnden Staubwolke flog die Tür auf und schlug gegen die Wand. Ein nach Luft schnappender Ron stürmte herein, den Zauberstab kampfbereit erhoben. Als hätte er sich verbrannt ließ Snape Hermine zu Boden gleiten und wirbelte mit fliegenden Roben herum. Als Ron Hermine und ihren Tränkemeister erkannte blieb ihm das Wort im Hals stecken und er stolperte rückwärts wieder zur Tür hinaus. Ohne zu zögern stürmte Professor Snape hinterher und zückte seinen Zauberstab. Hermine saß benommen auf den staubigen hölzernen Dielen und versuchte das Geschehene zu begreifen. Ruckartig erhob sie sich, strich ihre verrutschte Kleidung glatt und folgte den Männern aus der Hütte. Aufgrund der aufgekommenen Dunkelheit orientierungslos stolperte sie einige Schritte auf die Lichtung hinaus und hielt dann lauschend inne, versuchte ein Geräusch aufzufangen, dass ihr etwas über die beiden verraten konnte. Hinter ihr ertönte plötzlich ein berstendes Geräusch, ein Knallen, laute Rufe und Lichtblitze erhellten die Wipfel der Bäume hinter der Hütte. So schnell sie ihre Füße trugen eilte sie zum Ort des Kampfgeschehens.

Erstarrt blieb sie stehen und musterte die sich ihr bietende Situation. Ron befand sich auf dem Rückzug, konnte sich nur mühsam dem viel erfahreneren Professor für Zaubertränke erwehren. Ein weiteres Krachen, gefolgt von einem Lichtblitz ertönten und Ron wurde in die Luft geschleudert und krachte in ein verwildertes Blumenbeet. Vor Schreck hielt sie sich die Hand vor den Mund und eilte auf den reglos daliegenden Rotschopf zu. Als sie sich neben ihn kniete öffnete dieser stöhnend seine Augen, richtete sich halb auf und hob den Zauberstab. Aus dem Augenwinkel nahm Hermine wahr, dass die dunkle Gestalt einige Meter von ihnen entfernt verharrte und nicht mit einem Fortgang des Kampfes rechnete. „Avada" „Nein Ron!" schrie Hermine panisch auf und stieß Ron zur Seite. „Kedavra!" Ein grüner Lichtblitz zischte durch die Nacht und prallte harmlos gegen die Wand aus Bäumen die die Lichtung umschloss. Kreischend erhoben sich einige nachtschwarze Vögel aus den Wipfeln. Durch die Wucht ihres Stoßes ohnmächtig geworden sackte Ron zur Seite weg und lag mit leicht geöffnetem Mund zwischen einigen verwilderten Kürbispflanzen.

Leicht benommen drehte sie ihren Kopf in Richtung der schwarzen Gestalt, die wie versteinert an derselben Stelle stand. Langsam und beherrscht trat er auf sie zu, seine Augen waren in der Dunkelheit wie schwarzer Stein. Kalt sah er zu Ron hinüber, dem ein leichter Faden Speichel aus dem Mundwinkel rann. Vor ihr blieb er stehen und blickte auf sie hinab. „Dummes kleines Gör." Kam es kalt über seine Lippen und ließ sie frösteln. Erstaunt blickte sie auf de Hand, die er ihr hinhielt, ergriff sie und ließ sich auf die Beine ziehen. Die Worte des Dankes erstarben auf ihren Lippen als sie die Besorgnis in seinen Augen bemerkte, die sie dort noch nie zuvor gesehen hatte. Es war, als hätte er seine kalte Maske zum zweiten Mal an diesem Tag fallen gelassen und ließe sie hinter seine mühsam über all die Jahre aufrecht erhaltene Fassade blicken. „Was haben Sie sich dabei gedacht, Sie törichtes Mädchen?" Erklang erneut seine kalte Stimme, die sie so sehr an ihren Tränkemeister erinnerte und in absolutem Kontrast zu seinem Blick stand. „Sich zwischen einen Unverzeihlichen Fluch zu werfen, Sie können von Glück reden, dass er Sie verfehlt hat! Haben Sie denn gar nichts gelernt?" Mit offenem Mund starrte sie ihn an, hatte sie doch zumindest etwas Dankbarkeit von ihm erwartet. „Geben Sie bitte etwas mehr Acht auf sich, ich wäre es nicht wert, dass Sie Ihr Leben für mich aufs Spiel setzen." Fügte er weicher, aber mit einem verbitterten Unterton in der Stimme hinzu, als er ihren Blick bemerkte. Er hob langsam seine Hand und strich ihr sanft, beinahe zögernd eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Die Berührung seiner Finger hinterließ eine warme Spur auf ihrer Haut und kurz schloss sie die Augen, doch eben so schnell wie die federleichte Berührung gekommen war ließ er seine Hand wieder sinken und sie spürte erneut, wie ihr die Kühle der Nachtluft unter die rote Jacke kroch. „Bitte, achten Sie auf sich, Miss Granger, ich erwarte Sie morgen pünktlich zur ersten Stunde zum Zaubertränkeunterricht." Er hauchte ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn und verschwand anmutig und lautlos im Wald und verschmolz mit den Schatten.

… und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Anmerkung der Autoren:

Professor McGonagall verbrachte in Folge eines leichten Schlafzaubers eine traumreiche Nacht auf ihrer geblümten Couch und erschien morgens mit einer Flasche Wein in der einen und einem etwas eingetrockneten Kuchen in der anderen Hand beim Frühstück in der großen Halle und ließ sich mit einem versöhnlichen Lächeln neben ihrem Schulleiter nieder.

Es spielten mit:

Rotkäppchen: Hermine

Wolf: Snape

Jäger: Ron

Mutter: Dumbledore

Oma: McGonagall