Elbenliebe – Chapter 1 – Angst und Mut
Legolas begann zu weinen. Er hatte sich unauffällig in einer kleinen Kammer verschanzt, da er sich auf keinen Fall seine Angst und seine Zweifel anmerken lassen wollte.
Ein Sieg schien aussichtslos. Die Ankunft der Elben hier in Helms Klamm hatte ihm zwar kurz ein wenig Hoffnung gegeben. Diese wurde aber schnell wieder betrübt, als Legolas sich auf einen Aussichtsposten begab und die Armee von über 10000 Uruk-Hais auf die Burg zumarschieren sah. Legolas wusste, dass er seine Freunde jetzt nicht im Stich lassen durfte. Aber es erschien ihm einfach nur Sinnlos, sich in den sicheren Tod zu stürzen. Er hatte versucht dies Aragorn klar zumachen, doch dieser hatte ihn vor den Menschen bloßgestellt und gleich darauf den Raum verlassen, ohne Legolas eine Chance zu geben, sein Verhalten zu erklären. Er wollte nicht sterben, nicht jetzt, er hatte noch nicht all zu viel erlebt im Leben und erst jetzt wurde ihm dies bewusst.
Legolas setzte sich auf den kalten Steinboden. Er blickte kurz um sich. In der Kammer standen ein paar Werkzeuge, Putzkram und Eimer. Der Boden war staubig und die Wände feucht. Offensichtlich war dieser Raum in den Berg hineingebaut, denn die Wände waren eigentlich nur abgeschlagene und begradigte Felsen.
Der Elb legte seinen Kopf auf seine Knie, um nun seinen Tränen, auf jeden Fall unbemerkt, freien Lauf zu lassen. Doch sein Schluchzen und Wimmern blieb nicht ungehört. Ein anderer Elb näherte sich der Kammertür.
‚Hallo?' klang es durch die Tür. Wobei sich der Klang dieser Worte mit den Schritten und dem Geschreie der Soldaten, die Draußen die Burg weiter auf den baldigen Angriff vorbereiteten vermischte. ‚Ist da jemand?' Als der Elb dies sagte, versuchte Legolas ganz ruhig zu sein, damit er wieder abzog. Doch er blieb hartnäckig. Die Türklinke wurde nach Unten gedrückt: Ohne Erfolg, denn Legolas hatte die Tür zuvor verschlossen. Der Elb klopfte und versuchte weiter Kontakt zu ihm herzustellen.
Schließlich schob sich ein dünnes Messer durch den seitigen Türspalt, welcher den ‚Türverschluss' im Inneren der Kammer aufschob. Ein großer, kräftig gebauter
Elb trat ein. Er warf kurz einen Blick auf Legolas. Dann verschloss er die Tür hinter sich.
Legolas konnte das Gesicht des Elbenmannes nicht erkennen, doch der rot leuchtende Umhang verriet ihm, wer es war: Der Hauptmann der Elbentruppe und sein langwähriger Freund.
‚Haldir? Was willst du hier?'
‚Ich hab mir schon gedacht, dass du es bist! Aragorn sucht dich.'
Der große Elb trat näher und hockte sich vor Legolas hin: ‚Was hast du?'
‚Gar nichts! Geh und sag Aragorn, dass ich ihn gleich aufsuchen werde!'
Haldir packte den Prinzen an den Oberarmen, um ihn nach Oben zu ziehen: ‚Keine Sorge Legolas! Du brauchst keine Angst zu haben! Das Gute gewinnt immer!'
Die Beiden lächelten sich kurz an. Es war ein komisches Gefühl für die beiden Männer so dicht beieinander zu stehen, doch die enge Kammer bat ihnen keine andere Möglichkeit.
‚Gehen wir!' sagte Legolas, als er sich noch die Überreste seiner Tränen aus dem Gesicht wischte. Legolas ging auf die Tür zu und wollte sie öffnen, doch Haldir hielt ihn davon ab:
‚Legolas... warte... ich muss dir noch etwas sagen!'
Legolas guckte ihn verwundert an: 'Was gibt es?'
‚Ich bin voller Hoffnung, dass wir diesen Krieg gewinnen..., aber falls es doch das Ende von einem von uns sein sollte... . Mir liegt schon lange etwas auf dem Herzen... wir sind schon seit viele Jahrhunderten gute Freunde... und.. also in Lothlorien, als wir uns das letzte Mal gesehen habe... ich ... wie soll ich dir das erklären... wir haben noch solange miteinander
geredet... und... es war ein schöner Abend. Ich danke dir..., dass ihr mir damals so viel Sorgen genommen und Hoffnung gegeben habt. Das war nicht das erste Mal, dass ihr mir geholfen habt... ihr habt immer so gute Ratschläge... '
Legolas lächelte: ‚Dafür sind Freunde doch da!'
‚Also... ich habe euch doch von der Elbin erzählt, die ich schon lange kenne, aber... in die ich mich...'
‚Ja die Elbin, in die ihr euch verliebt habt' erwiderte Legolas: ‚Habt ihr meinen Rat befolgt und ihr endlich die Wahrheit gesagt?'
‚Nein... noch nicht, weißt du... das ist nicht so einfach. Ich habe Angst davor... Ich hab dir... nicht die ganze Wahrheit erzählt...' Haldir guckte sich aufgeregt um und suchte einen Gegenstand, mit dem er irgendwie von der Situation ablenken konnte, doch er fand keinen und schließlich trafen seine Augen wieder die von Legolas, der ihn zugleich erwartungsvoll, aber auch ein Bischen ungeduldig endlich zu erfahren was Sache war, ansah.
‚Weißt du... es geht gar nicht um irgendeine Elbin..., sondern um dich' Haldir schluckte und einige Tränen bahnten sich den Weg durch sein Gesicht, da er keine große Hoffnung hatte, Legolas könne seine Liebe erwidern.
Legolas blickte ihn erschrocken an.
‚Ich weiß, dass du mich dafür hasst... aber... ich liebe dich...' schluchzte Haldir ... ‚wir sollten jetzt besser gehen'
