Alexis saß bereits seit zwei Stunden am Flughafen in London, hatte bereits alle Shops begutachtet, nur um dann wiederum zu beschließen, dass sie doch nichts kaufen würde. In zwanzig Minuten würde sie beim Gate sein müssen, um endlich wieder nachhause zu können. Endlich. Die letzten zwei Wochen hatten sich wie eine Ewigkeit angefühlt. Meredith war die ganze Zeit unterwegs gewesen. Damit hätte sie ja eigentlich leben können, immerhin war Jason ja der wahre Grund für ihre Reise gewesen. Der jedoch hatte eine nette britische Brünette gestern Abend interessanter gefunden. Die Tränen schossen Alexis wieder in die Augen. In diesem Moment spürte sie ihr Handy. Zwei Nachrichten. Eine sinnlose Entschuldigung, die Alexis sofort wieder löschte und eine Nachricht ihres Dads „Cheerio, Lasertag und Cheesecake warten auf dich!" Dieses Alexis-Notfallpaket zauberte ihr sogar jetzt ein Lächeln auf die Lippen.
Mit einem tiefen Atemzug hob sie ihren Blick wieder von dem Display. Als sie Augen wieder öffnete und langsam ausatmete, konnte sie ihren Augen nicht glauben. Ein bekanntes Gesicht saß ihr gegenüber, die blauen Augen in eine Zeitung vertieft. „Kevin?" Der gut gekleidete junge Mann hob seinen Blick „Alexis! Was tust du denn hier?", „Genau das wollte ich dich auch fragen!". „Komme gerade aus Dublin. Ich war bei Jennys Eltern. Uhm...ja...is' ja jetzt drei Jahre her..." Alexis hätte sich ohrfeigen können. Jennys Todestag. Ihr Vater hatte ihr davon erzählt. Jedes Jahr zu Silvester flog Kevin nach Irland, um mit Sarah Grace seine Schwiegereltern zu besuchen. Doch scheinbar war es ein ungeschriebenes Gesetz im Revier, nicht viel darüber zu sprechen. Jenny wurde damals aus Rache von einem Mitglied der irischen Mafia erschossen. Kevin hatte Monate gebraucht um wieder zu sich zu finden. Alexis und ihr Vater hatten gemeinsam mit Espo, Lanie und Kate regelrechte Dienste an seiner Seite gehabt.
Ihn hier lächelnd vor ihr sitzen zu sehen war alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Sie erinnerte sich noch genau an den Kevin Ryan, der schweigend in seiner Küche gesessen hatte und ins Leere gestarrt hatte. Doch irgendwie hatte er sich aufgerafft. Weitergemacht. Viel anderes war ihm für Sarah Grace auch nicht über geblieben. In diesem Moment hörte sie eine Kinderstimme: „Daddy!"
„Daddy!" Kevin begann unwillkürlich zu grinsen. Sarah Grace stürmte auf ihren Vater zu. „Tante Catelyn hat gesagt ich soll schnell zu dir laufen." „Da hat Tante Catelyn vollkommen recht." Kevin drehte sich um und winkte seiner Schwägerin zu. Die lächelte und ging wieder zurück. „Sarah Grace, kennst du noch Alexis, die Tochter von Onkel Rick?" Sarah Grace setzte ihr breitestes Lächeln auf und stürmte auch auf Alexis zu. Die beiden hatten nach Jennys Tod viel Zeit miteinander verbracht. Er dachte nicht gern an das Häuflein Elend zurück, dass er damals war. Unfähig sich um seine Tochter zu kümmern. Unfähig seinen Job zu tun. Doch die Zeiten lagen hinter ihm. Diese Silvester war das erste gewesen, an dem er Spaß hatte. Natürlich erinnerte ihn alles an Jenny, aber es war anders. Keine Weinkrämpfe. Kein Schweigen. Kein schlechtes Gewissen, wenn er sich wohl fühlte. Alexis' Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Wollen wir drei zum Flieger gehen?" Kevin nickte und stand auf und folgte der hübschen Rothaarigen, die seine Tochter im Arm hielt.
