Sein Wille geschehe
Inhalt:
Denethors Wille ist seinen Söhnen heilig. Besonders Boromir als Erstgeborenen und Erben. Dies ändert sich als, er die junge Gwen aus Rohan kennenlernt.....
Disclaimer: Alle Personen und Orte in meiner Geschichte gehören Prof. Tolkien. Ich leihe mir sie nur und gebe sie unbeschadet wieder zurück.
Kapitel 1: Denethor und seine Söhne
Die Sonne ging gerade hinter dem Mindolluin unter, als die zwei Brüder gut gelaunt in die Stadt geritten kamen. Sie waren auf der Jagd in Ithiliens Wälder gewesen und hatten reichlich Wild erlegt. Die Bürger von Minas Tirith grüßten die zwei jungen Männer höflich, denn sie waren die Söhne des Truchsessen. Rasch ritten Boromir und Faramir durch die Zirkel der Stadt, bis sie den sechsten Festungsring erreicht hatten. Dort befanden sich die Ställe. Einige Stallburschen eilten ihnen entgegen. Die zwei jungen Fürsten brauchten sich nun um nichts mehr zu kümmern: die Pferde wurden ihnen abgenommen und einige Knechte luden das frisch erlegte Wildbret vom Packpferd.
Lachend und scherzend durchschritten die Brüder das Tor zum siebten Festungsring. Die Wachen am Weißen Baum nickten ihnen grüßend zu. Als Boromir und Faramir die Zitadelle betreten wollten, um sich bei ihrem Vater zurückzumelden, kam ihnen bereits Falborn, der alte Diener, entgegen. Sein zerfurchtes, gütiges Gesicht wirkte ziemlich besorgt.
„Boromir und Faramir! Ich muß Euch warnen. Euer Vater ist heute sehr verstimmt. Er hat eine schlechte Botschaft aus Lossarnach erhalten: die Weinbauern dort können ihre Steuern heuer nicht zahlen, da es eine Missernte gab. Das bedeutet, dass die Mittel für das Heer Gondors in nächster Zeit gekürzt werden müssen. Ihr wisst, was das für Eueren Vater bedeutet!"
Die zwei Brüder sahen sich entsetzt an.
„Aber als Truchseß hat Vater doch die Macht, die Kürzung der Mittel zu verhindern!" meinte Boromir kopfschüttelnd.
„Ich denke, er wird sich den Ratsmitgliedern diesmal beugen müssen", mutmaßte Faramir nachdenklich. „Er hat sich schon bei der letzten Sitzung über die Entscheidung des Rates hinweggesetzt. Ein weiteres Mal kann er sich das nicht leisten."
„Das dürftet Ihr eigentlich gar nicht laut sagen, Herr Faramir!" warnte Falborn ihn mit gedämpfter Stimme. „Die Zitadelle hat überall ihre Augen und Ohren."
Boromir und Faramir sahen sich bedrückt an. Der heutige Tag war so schön gewesen und jetzt drohte er disharmonisch zu enden. Die beiden Brüder beschlossen, vorerst nicht ihren Vater aufzusuchen, sondern gingen in ihre Privatgemächer, um sich zu waschen und umzuziehen.
Erst als der Gong zum Abendmahl durch die Korridore hallte, machten sie sich in den große Halle auf, um dort mit ihrem Vater zu speisen.
Denethor saß mit finsterer Miene an der gedeckten Tafel. Er hatte noch nichts angerührt. Sonst hatte er meist schon mit dem Essen begonnen, wenn seine Söhne auftauchten.
Als Faramir das grimmige Gesicht seines Vaters erblickte, wurde er ganz blaß. Zuoft hatte Denethor seine schlechten Launen an seinem Zweitgeborenen ausgelassen. Faramir beschloß heute abend lieber den Mund zu halten. Er nickte seinem Vater mit einem verzerrten Lächeln zu und setzte sich an den Tisch. Boromir hingegen begrüßte seinen Vater freudig und begann gleich von der Jagd zu erzählen. Doch selbst für seinen Lieblingssohn hatte Denethor an diesem Abend kein Lächeln übrig.
„Mit eueren Jagdausflügen ist bald Schluß", bemerkte der Truchseß düster. „Der Etat für das Heer wird ab nächstem Monat gekürzt. Ich werde also die beiden Hauptmänner Anborn und Cirdan entlassen müssen. Ich kann mir deren hohe Besoldung nicht mehr leisten."
„Du willst sie entlassen?" fragte Boromir entgeistert. „Die Beiden gehören zu den besten Heerführern Gondors. Ohne sie wird das Heer entscheidend geschwächt. Du muß versuchen, an anderer Stelle Einsparungen vorzunehmen."
Denethor warf wütend seine Serviette auf den Teller.
„Dann sag' mir gefälligst, wo ich das tun soll! Soll ich statt den beiden Hauptmännern ein Viertel des Heeres entlassen? Ist das klüger?"
„Es muß doch eine vernünftige Lösung geben", meinte Boromir kopfschüttelnd und wandte sich dem Essen zu.
Er legte sich eine großes Stück Braten auf dem Teller.
Faramir hatte zu alldem geschwiegen. Seine Meinung war sowieso nie bei solchen Gesprächen erwünscht. Natürlich wusste der junge Mann, wo man am besten Geld einsparen konnte. Aber er traute sich nicht, seinen Vorschlag anzubringen. Hilflos blickte er zu Boromir hinüber, dessen gute Laune inzwischen auch verflogen war. Doch dieser hatte den Kopf über seinen Teller gesenkt und säbelte missmutig an seinem Fleischstück herum.
„Was ist mit dir, Faramir?" fragte Denethor jetzt spöttisch. „Hast du vielleicht einen Einfall wegen der Einsparungsmaßnahme?"
Faramir sah seinen Vater verblüfft an. Interessierte den Truchsessen tatsächlich, was er zu dieser Sache zu sagen hätte?
„Nun, Vater, es gibt tatsächlich Möglichkeiten, beim Heer Sold einzusparen, ohne wichtige Männer entlassen zu müssen", begann der junge Mann vorsichtig.
Denethor runzelte die Stirn und blickte Faramir verächtlich an.
„So sprich!"
„Jeder Offizier im Heer hat seinen eigenen Pferdeknecht", fuhr Faramir mit leicht zitternder Stimme fort. „Ein Pferdeknecht bekommt einen Sold von 10 Goldstücken im Monat. Wir haben ingesamt etwa 250 Pferdeknechte im Heer. Wenn wir die Pferdeknechte entlassen und in ihre Dörfer zurückschicken, wo sie eigentlich nötiger gebraucht werden, dann sparen wir eine Menge Geld im Monat. Außerdem tun wir den Bauern einen Gefallen, indem wir ihnen wichtige Arbeitskräfte zurückgeben."
„Oh, der Herr Faramir ist wieder einmal zu Großmut geneigt!" spottete Denethor gehässig. „Und wer soll sich dann um die Pferde der Offiziere kümmern, wenn keine Knechte mehr vorhanden sind? Hast du das überhaupt bedacht?"
Boromir sprang jetzt gereizt auf.
„Vater, Faramir hat recht! Jeder Offizier kann sich selbst um sein Pferd kümmern. Das mit den Pferdeknechten ist wirklich Luxus! Auf diese Weise können wir die Stärke des Heeres erhalten."
Denethor lächelte seinem Erstgeborenen jetzt zu.
„Jetzt leuchtet mir das Ganze ein. Natürlich können sich die Offiziere selbst um ihre Pferde kümmern. Soviel Zeit muß sein!"
Er wandte sich vorwurfsvoll an Faramir:
„Warum hast du das nicht gleich gesagt? Muß man dir jedes Wort aus der Nase ziehen, du verstockter Mensch?"
Faramir senkte den Blick. Er hatte schon fast damit gerechnet, kein Lob von seinem Vater für seinen exzellenten Vorschlag zu bekommen. Denethor hatte immer etwas an ihm auszusetzen.
Der Truchseß ließ seinen jüngsten Sohn links liegen und beratschlagte mit Boromir, wie man am besten dieses Vorhaben in die Tag umsetzte.
Plötzlich kam ein Bote in Rohan-Tracht in die Halle geeilt. Er fiel vor Denethor auf die Knie.
„Seid gegrüßt, Truchseß von Gondor! Ich überbringe eine wichtige Botschaft von meinem Herrn, Prinz Theodred von Rohan."
„Nun, was hat mir der Prinz zu melden?" fragte der Truchseß ungehalten.
Er hasste es , wenn er bei den Mahlzeiten gestört wurde.
Während sich Denethor mit dem Boten befasste, nickte Boromir aufmunternd seinem Bruder zu, der recht bedröppelt dreinsah.
„Das war sehr gut", lobte er leise Faramir.
Ein Lächeln huschte kurz über das Gesicht des jungen Mannes.
„Prinz Theodred und Ritter Werhold mit seiner Tochter Gwen werden morgen in Minas Tirith eintreffen", berichtete der Bote dem Truchsessen.
„Was wollen sie denn hier bei uns?" fragte Denethor mit strenger Miene.
Er mochte ungebetene Besucher nicht.
„Sie führen einige Zuchtpferde mit sich, die sie Euch anbieten wollen", fuhr der Bote unbeirrt fort.
„So, ist der Prinz von Rohan also unter die Pferdezüchter gegangen", lachte Denethor kopfschüttelnd auf.
Der Bote blickte den Truchseß empört an, sagte aber nichts.
„Gut", nickte Denethor schließlich. „Sagt Euerem Herrn und seinem Ritter, dass sie hier willkommen sind."
Der Bote verneigte und entfernte sich schließlich.
„Habt ihr das gehört?" wandte sich der Fürst ernst an seine Söhne. „Wir erwarten morgen Besuch hier in der Zitadelle. Ich wünsche, dass ihr morgen ordentlich gekleidet erscheint, wenn die Besucher eintreffen."
