Maike setzte sich seufzend auf ihre Couch und stütze das Gesicht in die Hände. Langsam beruhigte sie sich. Etwa vor einer Stunde waren urplötzlich zwei seltsame Gestalten aus dem Nichts aufgetaucht und hatten seitdem versucht sie zu beruhigen. Ja, sie zu beruhigen. Sie hatte geschrieen, auch wenn ihr klar war, dass sie in diesem leeren Haus mitten in Krefelder Feldern niemand hören würde. Doch diese beiden hatten sie festgehalten und auf sie eingeredet. Ihre Versuche um sich zu treten um sich zu befreien ignorierten sie gänzlich. Langsam kamen Maike Zweifel was den Verstand der beiden vermeintlichen Einbrecher anging. Anstatt sie zusammenzuschlagen und sich einfach zu nehmen was sie wollten standen sie einfach mitten im Raum herum. Einer der Beiden blieb vor ihr stehen und sah sie verwirrt an, nachdem er zum zehnten mal versucht hatte sich zu erklären.
„Du willst mir also weiß machen, dass du aus einer anderen Welt kommst, die hier zufällig jeder aus Büchern und Filmen kennt, und du keine Ahnung hast wie du hergekommen bist. Du bist eigentlich Aragorn, Sohn Arathorns und der da hinten iss so n Prinz Namens Legolas. Ja ne, ist klar. Ist das eure übliche Masche?" Maike verließ die Angst langsam vor Erschöpfung und sie wurde trotzig. Es war drei Uhr in der Nacht als sie plötzlich aus dem Schlaf aufgeschreckt war und diese zwei Gestalten in ihrem Zimmer standen und sie blöd angeguckt hatten.
Seit dem behaupteten die beiden Männer aus Mittelerde zu kommen und keine Ahnung zu haben, wie sie in ihr Zimmer gelangt sein könnten.
„Könnt ihr euch nicht wenigstens setzen?", fuhr sie die Beiden nach einer Zeit an. Die beiden sahen sich kurz an und setzten sich im Schneidersitz auf den Fußboden.
Maike seufzte erneut. Langsam zweifelte sie sogar an ihrem eigenen Verstand. „Jetzt mal ehrlich. Was wollt ihr hier? Und wer seid ihr?"
Der blonde, der bisher nichts gesagt hatte fing an etwas stockend an zu erzählen: „Ich bin Legolas, das ist Aragorn. Wir kommen aus Mittelerde, ich aus dem Düsterwald, er aus Gondor. Wir wollten zusammen jagen gehen als auf einmal alles hell wurde und wir hier standen. Wir wollen nirgendwo einbrechen und auch nichts klauen." Der vermeintliche Aragorn nickte.
„Ihr sprecht aber gar nicht so! Und es ist bestimmt nur n Zufall, dass über euch und den Ringkrieg hier Filme gedreht wurden und so." Maike glaubte noch immer kein Wort. Sie wollte sich wieder in die Decke kuscheln und weiter schlafen aber nein...
„Alter Vatter, was können wir dafür, dass man seit 200 Jahren bei uns nicht mehr Alt-hoch-Rohirric spricht und man das in euren Filmen alles verdreht hat. Unsere Vorfahren haben angeblich was mit nem dunklen, gefährlichen Ring zu tun gehabt, wir tragen Modeschmuck", mischte sich Aragorn ein.
Maike war hin und her gerissen. Sie schalt sich selbst//Als wenn das stimmen würde, fast glaubst du denen ihre Nummer./
Sie seufzte wieder. „Na eure Klamotten scheinen jedenfalls überdauert zu haben." Legolas und Aragorn sahen gleichzeitig an sich hinunter. Maike musste jetzt doch über ihre Gesichter lachen. Aragorn zuckte mit den Schultern. „Bei uns trägt man das halt so." „Ich sag ja auch nichts gegen dein komisches Hemd da." Legolas deutet leicht beleidigt auf Maikes Schlafshirt. „Hey, das ist ja auch ein Nachthemd. Das ist mal ganz was anderes."
„Und was trägst du sonst?" fragte Aragorn. „Na Jeans und so." Maike vergaß für den Moment, dass sie den Beiden ja gar nichts glaubte. „Jeans?" fragten beide gleichzeitig.
„Was ist an Jeans verkehrt?"
„Dass man die seit ca. 100 Jahren nicht mehr trägt?"
„Dass Jeans total aus der Mode sind?"
Maike sah in die belustigten Gesichter ihrer seltsamen Besucher. Ungläubig fragte sie: „Ihr tragt das da", sie deutete auf Legolas Tunika, „weil Jeans bei euch Out sind?"
„Natürlich. man wo lebst du denn?"
„In einem Zimmer in dem ihr seit ner Stunde seid um mich vom Schlafen abzuhalten! Ja hier wohne ich!" Sie wedelte mit den Armen in der Luft rum.
Aragorn stand auf und ging auf ihren Fernseher zu. „Sehr interessant, und was für ein Schrank ist das hier? AU!" Er packte auf den Bildschirm und bekam eine gewischt. Legolas kicherte. „Man Moppel bist du blöd!" „MOPPEL?" Maike blieb der Mund offen stehen. Aragorn warf einen fast tötenden Blick zu Legolas. „Ach, der nennt mich seit Jahren so, weiß auch nicht warum..."
„Soll ich es euch noch mal erklären?" Legolas, oder wer auch immer er war, grinste breit.
„NEIN!"
„JA!"
„Wehe dir Legolas, ich zieh dir den Schwertknauf über den Schädel!" Er zog tatsächlich das Schwert. Maike wich nervös in die hinterste Ecke der Couch zurück. „Nun mal ruhig Jungs, okay, erklärs uns halt nicht." Legolas grinste noch immer spöttisch, aber Aragorn steckte das Schwert wieder zurück. „Man, wow, wo hast du denn das Dingen her?", fragte Maike und zeigte auf das wieder sicher verwarte Kampfwerkzeug.
„Hat bei uns jeder. Außer den Elben halt", er nickte zu Legolas, „die schwören ja auf Pfeil und Bogen."
„Du willst also immer noch sagen, dass du n echter Elb bist?" Maike sah skeptisch zu dem Blonden hinüber. Nur weil er lange Haare hatte und Pfeil und Bogen mit sich rumschleppte hieß das ja noch gar nichts, dachte sie.
„Klar, guck mal", er deutete auf seine Ohren.
„Die
können auch angeklebt sein."
"Quatsch, fühl mal!"
Maike stand auf und ging langsam auf ihn zu. Dann bückte sie sich und tastet misstrauisch mit dem ausgestreckten Zeigefinger nach den Ohr. Vorsichtig tippte sie es an. Legolas zuckte zusammen und räusperte sich. „Hmh, siehst du?"
„Hm, coole Sache." Maike überlegte gerade, ob man so empfindliche Ohren irgendwie dran kleben konnte.
Aragorn grinste dreckig. „Oh, glaub mir mal wie cool Legolas das finden würde wenn du ihm weiter am Ohr kraulst."
„Ach halt die Klappe!" verlegen maulte dieser seinen Freund an.
„Und ähm, was habt ihr jetzt so geplant?" fragte Maike gähnend. Wieder sahen sich ihre beiden Besucher ratlos an. „Ich weiß nicht, gibt's hier zufällig ´nen Zug nach Mittelerde oder so?" Legolas war recht Hoffnungslos.
„Ihr kennt Züge? Cool. Aber von hier aus kannst du nur nach Düsseldorf, Köln oder Bonn fahren. Ne mal ehrlich, ihr müsst doch irgendwas im Sinn gehabt haben mit eurer Show."
Aragorn stöhnte auf. „Jetzt glaub uns doch mal, wir wollten hier nicht hin. Wir wollen wieder nach Hause, wenn du ne Idee hast wie, ich bin ganz Ohr."
„Eigentlich find ich das hier ganz cool", mischte sich Legolas ein und erntete einen strengen Seitenblick von Legolas.
Maike hatte sich wieder aufs Bett gesetzt, die Beine angezogen und die Arme drum geschlungen. Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe rum. /Das glaubt denen keiner, ich glaubs ja selbst nicht. Die müssen doch irgendwo hersein./
Aragorn betrachtete gerade weiter den Fernseher und drückte neugierig auf den Power Knopf. Erschrocken sprang er zurück als ein Musikvideo auf dem Bildschirm erschien und Meat Loafs ‚I do anything for love' erklang. Auch Legolas zuckte zusammen.
/Aber kann man eine Rolle so gut spielen/
„Wie geil ist das denn?" Auf Aragorns Gesicht breitete sich ein breites Grinsen aus. „Das ist der Fernseher" murmelte Maike in Gedanken. Aragorn packte noch mal auf den flimmernden Monitor und schien erstaunt. „Sind die... da drin?", fragte er.
Maike sah nun doch auf. „Willst du mich verarschen? Hör doch auf mit der Nummer jetzt! Ich will weiter schlafen, geht! Lasst mich in Ruhe!" Sie war den Tränen nahe. „Wo sollen wir denn hin?" Legolas schien nun doch ein wenig zerknirscht zu sein. „Mir doch egal, geht doch dahin wo ihr hergekommen seid."
„Sehr witzig." Legolas stellte sich jetzt neben Aragorn. Maike reagierte nicht mehr. „Lass uns mal gucken, Alter." Aragorn zuckte mit den Schultern und ging auf Maikes Zimmertür zu. Sobald sie draußen waren drückte Maike den Fernseher aus, zog sich die Decke bis zu den Ohren und hoffte, dass das alles nur ein böser Traum war. Kurz später war sie über ihre wirren Gedanken eingeschlafen.
