Prolog
Legolas schaute sich um – die Armee der freien Völker wappnete sich gegen den Ansturm aus Mordor! Neben ihm stand der Zwerg und Freund Gimli Gloinssohn, der gespannt seinen Axtgriff umklammert hielt. Einen weiten Weg waren sie gemeinsam bis hierher zum bevorstehenden bitteren Ende gegangen. Auf dem Hügel hinter ihnen standen Aragorn und Gandalf. Über ihnen wehte das Sternenbanner. Legolas wäre gerne an Aragorns Seite gewesen in dieser dunklen Stunde, aber sein Waffenbruder musste diese Stunde einsam durchstehen. Hier sollte sich nun alles entscheiden. Am Ende dieses Tages waren sie entweder alle tot oder sie siegten gegen den dunklen Herrscher!
Durch den Nebeldunst stiessen mit entsetzlichen Schreien die Nazghul herab. Die Reihen der Menschen erbebte unter dem Schrecken. Aus dem schwarzen Tor ergossen sich die Orks, Trolle und anderes ekliges Geschöpf. Die Zahl der Gegner war immens. Legolas spannte seinen Bogen, Gimli hob drohend seine Axt. Schon waren die ersten Reihen der gegnerischen Flut heran. Der Elb sandte einen Pfeil nach dem anderen auf die Feinde. Gimli fällte die Orks nieder wie Grashalme. Bald schon war Legolas Bogen unbrauchbar – in dem Getümmel fand er keinen Raum, um ihn wirksam einsetzen zu können. Er zog seine Elbenschwerter und focht mit ihnen so gut es ging.
Durch den Ansturm der Feinde wurden der Elb und der Zwerg getrennt. Legolas erhaschte noch einen letzten Blick von Gimli, bevor sich die Reihen der Feinde zwischen ihnen schob. Schlag um Schlag kämpfte Legolas tapfer, aber mit jedem Ork, der sich ihm entgegenstellte, wurde es schwieriger, sich gegen die Gegner behaupten zu können. Rund um ihn herum stritten tapfer die Menschen. Aber es war ein aussichtsloses Unterfangen. Immer mehr Orks und Trolle schienen regelrecht aus dem Boden zu wachsen. Der Boden war durchweicht vom Blute der Gefallenen – das der Feinde als auch das der Freunde. Die Krieger mussten aufpassen, um nicht auszurutschen. Oder über einen der Toten zu stolpern. Jeder falsche Tritt konnte den Untergang bedeuten. Erschwerend kam hinzu, dass unaufhörlich Pfeilregen auf sie niederprasselten.
Legolas blockte den Stoß eines Orkkämpfers ab und zog, eine tödliche Furche im Leib des stinkenden Orks hinterlassend, die andere Waffe durch. Er wollte sich gerade dem nächsten Ork zuwenden, als er einen Schlag an seiner rechten Schulter verspürte. Der Elb taumelte einen Schritt zurück und seine Hand lies das Elbenschwert fallen. Ein tiefer Schmerz durchzuckte ihn. Legolas griff nach dem Pfeil, der ihm aus der Schulter ragte. Noch während er versuchte, ihn herauszuziehen, verliess ihn jedwegige Kraft. Es erschien ihm, dass die Zeit fast stehenblieb, während er auf die Knie fiel und langsam zu Boden glitt. Noch während der Kampf mit unverminderter Kraft um ihm herum weiterwog, schwanden ihm die Sinne und es wurde alles Schwarz!
Aragorn stand während des ganzen Kampfes auf dem Hügel neben Gandalf. Er sah die Verzweiflung, mit denen die Verbündeten, die Flut aus Mordor abzuwehren suchte. Und da, gerade als die Hoffnung versiegen wollte, ertönte Gandalfs Ruf über die Adler. Der künftige König Gondors sah, wie die Nazghul vertrieben wurden und sich das Glück wendete und die Feinde besiegt wurden. Erleichterung und Freude erfüllte sein Herz. Das Böse war vernichtet – Sauron und der unheilvolle Ring dahin.
Als das Kampfgewühl abebbte, sammelten sich die Überlebenden um den Hügel, auf dem Aragorn stolz auf seine Heerscharen blickte.
„Freunde!", begann er seine Rede, „wir haben gesiegt! Und der Ringträger hat seine Aufgabe erfüllt! Sehen wir zu, dass auch nicht ein Ork seiner gerechten Strafe entgeht" und traurig ging sein Blick über das vergleichsweise geringe Häufchen Kämpfer. „Und sucht unter den Toten unsere Freunde. Bringt jeden der Verletzten so schnell es geht in die Häuser der Heiler nach Minas Tirith!" fügte er leiser hinzu. Unter dem Jubel der Umstehenden verliess er den Hügel, während Gandalf mit den Adlern auf die Suche nach Frodo flog.
Gimlis Augen suchten die Ebene ab. Nirgends war ein Zeichen von Legolas zu sehen. Suchend lief er über das Schlachtfeld. Als er an einem Haufen mit Trollleichen vorbeikam, lugten ein paar Füße hervor, die gar nicht zu den Trollen passten. Der Zwerg wuchtete die schwere Masse empor und zog Pippin hervor. Der Hobbitt war bewußtos, aber scheinbar ohne Kratzer davongekommen. Gimli warf sich den kleinen Körper über die Schulter und stapfte weiter. Aber so sehr er sich auch anstrengte, er fand Legolas nicht. Äusserst betrübt und voller Unrast kehrte er nach Minas Tirith zurück und sorgte, dass Pippin schnell den Händen der Heiler übergeben wurde. Dann machte er sich auf die Suche nach Aragorn.
Er fand ihn im Thronsaal im Gespräch mit den Heerführern. Aragorn sah den Zwerg mit hängenden Schultern eintreten und ahnte, was ihm Gimli berichten würde. Er trat auf Gimli zu. Dieser schaute ihn mit wässrigen Augen fragend an: „Legolas?" Aragorn erfasste eine kalte Ahnung. Er schüttelte mit dem Kopf: „Nein, ich hab ihn seit Anbeginn der Schlacht nicht mehr gesehen.!" Gimli senkte den Kopf „Wir wurden getrennt." Einen Moment stockte er, dann fuhr er fort: „ ich habe das Schlachtfeld abgesucht, aber ich hab ihn nicht unter den Toten oder Verwundeten gefunden!"
Stunden später mussten sich die Männer eingestehen, dass Legolas vermisst blieb. Gandalf kehrte mit Frodo und Sam zurück und Aragorn sah sich der Pflicht des Herrschers eines Königreiches gegenüber. Getrübt durch den hohen Preis, den dieser Sieg gekostet hatte, wurde in den kommenden Tagen Aragorns Krönung und seine Hochzeit mit Arwen, der Tochter Elronds gefeiert.
Gandalf, Gimli, die Hobbitts und das Königspaar begleiteten die Ritter Rohans bis nach Helmsklamm zur Hornburg. Gimlis Herz ging in Erinnerung an das Versprechen über, das er vor gar nicht langer Zeit Legolas gegeben hatte, die Höhlen zu erforschen und dann mit dem Elb die Wunder des Fangornwaldes zu entdecken. Es war ein bitterer Abschied, den die Ringgemeinschaft in der Hornburg feierte. Die Erinnerung an den Elbenprinzen würde kostbar in ihrem Herzen wohnen.
