Disclaimer: M*A*S*H gehört mir nicht und ich verdiene auch kein Geld damit...

Unerwarteter Kindersegen

Einer der Ärzte, Trapper McIntyre, schlürfte genüsslich Martinis während sein bester Freund und Chefchirurg Hawkeye Pierce versuchte, eine Schwester zu einer Verabredung im Minenfeld zu bewegen. Ihr Kollege Frank Burns "zählte die Lagerbestände" mit der Oberschwester Margaret Houlihan, der Kommandant Henry Blake telefonierte mit einem General in Seoul und der Kompanieschreiber fütterte seine Tiere. Corporal Klinger jammerte in der Küche, weil sein Fingernagel beim Kartoffrl schälen abgebrochen war und der Kaplan der Einheit Father Mulcahy saß in der Sonne und las einen Brief seiner Schwester. Kurz, es war ein ganz gewöhnlicher Frühlingstag im MASH 4077 in Korea und da keine Verwundeten zu versorgen waren, herrschte überall Langweile und jeder beschäftigte sich nach Belieben.

Auf der Straße, die ins Lager führte, lief unterdessen eine junge Frau, in ihren Armen ein Kind, auf das 4077 zu. Sie schleppte sich müde bis zum Eingang und sah sich dort entmutigt um. Es war niemand zu sehen, der ihr helfen konnte. Ihr schien es, als wäre das ganze Camp verlassen, nicht eine Menschenseele war zwischen den Zelten unterwegs.

Schüchtern trat sie auf den Hof, das kleine Bündel fest an sich gedrückt und bestaunte mit großen Augen das Lager. Plötzlich hörte man einen Knall, dann stand ein dunkelhaariger Mann vor einem der Zelte und blickte ein wenig traurig auf die Tür. Der Soldat wandte sich um und wollte schon gehen, da sah er die Frau. Langsam ging er auf sie zu, während sie beinahe gleichzeitig zurückwich. Schließlich siegte die Neugier jedoch über die Angst und sie wartete auf den Amerikaner.

"Kann ich ihnen helfen?" fragte er mit angenehmer, vertrauenserweckender Stimme. Sie schüttelte nur den Kopf und drückte ihr Kind fest an sich. Der Mann stand nun direkt neben ihr und blickte sie verwundert an. Leise und doch bestimmt sagte die Koreanerin "Father Mulcahy." Der Soldat nickte und streckte ihr die Hand entgegen. "Ich bin Hawkeye, ich bringe sie zum Father." Sie fing an zu lächeln und folgte dem Chirurgen bereitwillig.

Sie liefen durch das Lager ohne ein Wort zu sprechen und hielten schließlich vor einem Zelt. Dort saß ein blonder Mann mit einer Bibel in der Hand. "Da ist er auch schon, unser Father Mulcahy," meinte Hawkeye und verabschiedete sich um einen Drink im Sumpf einzunehmen.

"Na Erfolg gehabt?," wollte Trapper wissen, doch sein Freund schüttelte bloß den Kopf. Er ging zur Destille und goss sich ein Glas voll ein. Er trank es schnell aus und antwortete dann: "Nein, aber so schnell gebe ich nicht auf." Es war ihm ernst damit, ihn hatte eine Ehering noch nie gestört.

Der Chirurg setzte sich auf sein Bett, das direkt gegenüber von dem Foto von Franks Mutter stand. Sie hatten der Frau einen Schnurrbart hingemalt, was ihr ein etwas maskulines Äußeres verlieh.

Der Nachmittag verging ohne große Ereignisse, dafür aber mit viel Martini. Irgendwann kam auch Frank von seiner "Inspektionstour" wieder und begann in der Bibel zu lesen, dort war das Gebot "Du sollst nicht Ehebrechen" von seinen Zeltgenossen besonders hervorgehoben und unterstrichen worden. Die Durchsage, dass es Abendessen gab, war fast eine Erlösung, so konnte man die Langeweile für eine kurze Zeit vergessen und sich über die Mahlzeit aufregen. Alles begab sich ins Messezelt und suchte sich einen Platz. Da Hawkeye mit der Schwester vom Nachmittag beschäftigt warf, setzte sich Trapper allein an einen Tisch. Father Mulcahy gesellte sich zu ihm, er war ganz blass und stocherte lustlos in seinem Essen herum. Der Kaplan schwieg und griff gedankenverloren zu einem Salzstreuer. Er streute und streute, das ganze Tablett war schon voll von den weißen Körnchen, doch er hörte nicht auf. Er schien gar nicht da zu sein und als er den Streuer schließlich abstellte und sich einen Bissen seines Fleisches in den Mund schob, musste er heftig husten. Verwundert blickte er auf seinen Teller und schüttelte den Kopf. "Ist alles in Ordnung?," fragte Trapper, der die ganze Szene beobachtet hatte. "Ähm, ja natürlich...Ich, es ist nichts. Schon gut" Es klang weder überzeugend noch zufrieden, doch der Kaplan wollte nichts mehr dazu sagen. Er warf sein Tablett in den Mülleimer und verschwand in sein Zelt. Nachdenklich blickte ihm Trapper nach, niemand sonst schien die Veränderung in dem Kirchenmann bemerkt zu haben und wenn doch, dann interessierte es wohl niemand.

Trapper konnte den Martini gar nicht richtig genießen, was zum einen an Franks Moralpredigt und zum anderen an dem merkwürdigen Verhalten Mulcahys lag. Der Mann hatte sich zwar schon oft seltsam benommen, aber diesmal war es anders. Er schien regelrecht fertig und dass, obwohl er am Morgen noch voller guter Laune und Freude gewesen war. Da Hawkeye sich irgendwo mit seiner Krankenschwester vergnügte, beschloss Trapper selbst etwas zu unternehmen.

Er ging hinaus und ließ den immer noch schimpfenden Burns einfach stehen. Er klopfte an die Tür des Fathers, der öffnete erst nach einigem Rufen. Der Kaplan verhinderte das Trapper einen Blick ins Zeltinnere werfen konnte, in dem er die Tür sofort hinter sich schloss. "Wollen sie mir nicht doch sagen, was los ist?" Mulcahy sah ihn unsicher an, dann nahm er Traps Arm und zog ihn von seiner Unterkunft weg. Etwas quälte ihn, das konnte man deutlich erkennen, doch was es war, wollte er nicht sagen. Die beiden Männer spazierten schweigend durch das Camp und machten schließlich vor Rosies Bar halt. Drinnen hörte man Musik und Männerlachen, Trap wollte schon hineingehen, doch der Father hielt ihn zurück. "Ich werde es ihnen erzählen, aber sie müssen mir versprechen absolutes Stillschweigen zu bewahren. Kein Sterbenswörtchen - zu niemanden!" Der Chirurg nickte und sein Gegenüber begann zu berichten. McIntyre konnte nicht glauben, was er da hörte...

"Sie behauptet was?" McIntyre starrte den Father fassungslos an. Der senkte den Blick und wurde rot im Gesicht. "Und ist das möglich? Ich meine, erinnern sie sich an...ich weiß auch nicht, an sie oder an die Nacht oder...?" Mulcahy antwortete nicht, zwischen den beiden Männern herrschte peinliche Stille. Aus der Bar hörte man immer noch gedämpfte Musik und Lachen.

"Vor etwa einem Jahr war ich in Seoul auf einem Priesterseminar, aber ich erinnere mich nicht mehr so genau daran. Es könnte aber ungefähr hinkommen mit...na sie wissen schon was." Der Father blickte sich nervös um, jedes kleine Geräusch aus der Umgebung ließ ihn zusammenzucken. "Darf ein Pfarrer so was überhaupt?" Margret und Major Burns kamen auf die Bar zu, aber glücklicherweise unterhielten sie sich so laut, dass Trapper und Mulcahy sie sofort bemerkten. Die beiden Majors warfen ihnen verwunderte Blicke zu, verschwanden aber ohne ein Wort in der kleinen Kneipe. "Das ist doch egal McIntyre. Es geht nur um das Wohl des Kindes! Wenn ich nur wüsste, ob das Seminar wirklich zur gleichen Zeit wie...ob ich wirklich..." Der Father stockte, er traute sich nicht, seinen eigenen Satz zu Ende zuführen. "Kommen sie, das finden wir gleich raus!," sagte Trapper und führte den Kaplan durch das Camp bis hin zu Henrys Zelt. "Was wollen wir hier?" Der Chirurg legte einen Finger an die Lippen und zischte ein Sssst. Von drinnen konnte man eine helle Frauenstimme hören, der Kommandant war also beschäftigt.

Leise schlichen die Männer weiter und erreichten so die Kommandantur. Alles war dunkel, um diese Zeit war für gewöhnlich niemand hier. Nur Frank stand manchmal mitten in der Nacht auf und lauerte im Vorraum auf Einbrecher. Doch der war mit Hot Lips in Rosies Bar, um ihn brauchte man sich also keine Sorgen zu machen. "Ist das denn nicht verboten?," fragte Mulcahy schüchtern, doch Trapper ließ sich nicht aufhalten. Er öffnete drei Schubladen im Aktenschrank, bis er gefunden hatte was er suchte. Die Personalakte des Kaplans, mit allen Urlaubstagen und Seminaren.

Der Father war nervös, denn da sie Henrys Lampe angemacht hatten, waren sie leicht zu entdecken. Doch alles ging gut und niemand störte die beiden. "Bingo, hier hab ichs. Das Seminar war vor 11 Monaten." Der Kaplan wurde blass, taumelte ein Stück nach hinten und stieß schließlich an das Pult. "D..das Kind ist drei Monate alt...," flüsterte er und wischte sich gleichzeitig mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. "Ich...ich habe damals ziemlich viel getrunken und ich erinnere mich an kaum etwas. Alles ist verschwommen, aber da war eine junge Koreanerin und wir haben geredet. Was danach war, weiß ich nicht mehr. Was, wenn ich wirklich der Vater des Kindes bin? Kein Wort zu niemanden, nicht mal zu Pierce!" Trapper nickte, er wollte den Father nicht noch mehr aufregen. Er schaffte ihn ins Bett, sein Zelt war glücklicherweise leer, da die junge Mutter in einem Schwesternzelt untergekommen war. Dann kehrte McIntyre in den Sumpf zurück, die Liegen seiner Kollegen waren frei und so hatte er Ruhe zum Nachdenken. Was, wenn Mulcahy tatsächlich der Vater des Kindes war? Er konnte sich das nicht vorstellen, aber wer weiß...