Disclaimer: mir gehört mal wieder nichts und ich verdiene auch kein Geld damit....

Zerbrochen

Tränen strömen über deine Wangen. Ich wünschte ich hätte dir diesen Anblick ersparen können. Ich wünschte ich könnte dir helfen, doch du bist unerreichbar für mich.
Wie soll ich dich nur davon überzeugen zu fliehen, jetzt wo dein Lebenssinn dahin ist?
Ich bin unsicher, weiß nicht, was ich tun soll. Wie damals als ich dich das erste Mal erblickte. Es war als wäre ein Geschöpf des Lichts in den Saal geschwebt.
Doch als ich merkte dass es für mich Hoffnung gab wünschte ich dir alles Glück der Welt, denn du sahst mich und lächeltest, warst mir ein guter Freund.
Und nun ist er gefallen, und du stehst hier, inmitten des Kampfes. Ich gehe zu dir, berühre sanft deine Schulter, halte dich fest, während du weinst. Du wirst daran zerbrechen nicht wahr? Du wirst nicht weiterleben wollen, und doch wirst du alles daran setzen, deinen Herrn in Sicherheit zu bringen. Oh, wie sehr wünschte ich mir, ich könnte dich trösten, könnte dir das Leid erleichtern. Zärtlich fahre ich dir über die nun stumpfen, blonden Haare, die einst glänzten wie geschmolzenes Gold, flüstere dir irgendwelche sinnlosen Dinge ins Ohr, um dich von deinem Verlust abzulenken.
Wir brauchen dich jetzt. Wir brauchen deine starke Hand, deinen wachen Geist und deinen unerschütterlichen Mut.

Von weitem sehe ich sie rennen. Ich weiß, dass wir ihnen folgen müssen durch all den Tod und das Entsetzen. Wie kann ich dich nur überzeugen, weiterzukämpfen?
Wieder erinnere ich mich an den Tag, als du zu Turgon und zu meinem Herrn kamst.

Er war gerade auf dem Weg zu Ecthelion und Turgon gewesen, als er hörte, wie jemand angekündigt wurde. Neugierig blieb er stehen und wandte sich zur Tür des kleinen Saals, der Turgon dazu diente, Strategisches zu besprechen. Sein Herr saß bereits zusammen mit den Oberhäuptern seiner Häuser um den runden Tisch, nur zwei Plätze waren noch frei.
Die Stimmte der Wache klang klar und rein, als er die schicksalshaften Worte sprach:
"Ich darf ankündigen, Glorfindel aus dem Haus der goldenen Blume."

Er traute seinen Augen nicht, sein Atem stockte, seine Knie wurden weich, als er den blonden Elben durch die Türen schreiten sah. Goldenes Haar, das über den Rücken flutete, elegante, fein geschnittene Züge, raubtierhafte Anmut und den geschmeidigen, schlanken Körper eines Kriegers.

Der Anblick des Elben hatte ihn tief in sein Herz berührt. Doch er durfte sich davon nicht ablenken lassen. Geräuschlos trat er hinter den Herrn von Gondolin und legte ihm eine versiegelte Botschaft auf den Tisch.
"Mein Herr, Ihr fordertet den Bericht. Hier ist er." Er wollte sich schon wieder zurückziehen, als er Turgons Hand auf seinem Ärmel fühlte.
"Bleibt noch eine Weile hier. Ich denke ich werde deinen Rat brauchen können", hörte er die Stimme seines Herrn an seinem Ohr. Doch bevor er antworten konnte, hatte dieser sich dem blonden Krieger zugewandt.
"Ich freue mich dass Ihr gekommen seid. Bald werden wir in den Kampf ziehen, und dies wird unsere letzte Beratung hier sein."

Erestor war beiden Worten erzittert, aber Glorfindel schien nur leicht sein Haupt zu beugen, bevor er an Ecthelions rechter Seite Platz nahm. An dessen Linken stand Erestor, der ihn stumm beobachtete.
Wie im Traum hörte Erestor der folgenden Unterhaltung zu, doch die Worte drangen nicht in sein Bewusstsein. Alles war er wahrnahm, war der blonde Krieger, das Oberhaupt eines der zwölf Häuser.

Lange habe ich dich an diesem Tag beobachtet, und an den darauf folgenden. Ich habe versucht jede Möglichkeit zu nutzen dich zu sehen, dir nahe zu sein. Aber erst kurz vor eurem Auszug habe ich das erste Mal mit dir gesprochen.

Stumm eilte er durch die Gänge Gondolins. Er wollte heute Abend einfach nur alleine sein, wollte vergessen was er soeben gesehen hatte, vergessen wie sein blonder Krieger in Ecthelions Armen gelegen hatte. Oh warum hatte er ausgerechnet in diesem Augenblick eine Bitte von Turgon überbringen müssen? Nicht, dass er ein Laufbursche war, aber Persönliches ließ Turgon gerne von seinem Beraterstab ausrichten. Nur diesmal war es nicht so verlaufen, wie geplant. Die Tür zu Ecthelions Arbeitszimmer hatte ein wenig offen gestanden, und hatte sich, in dem Moment in dem Erestor geklopft hatte, weiter geöffnet und den Blick auf ein Bild freigegeben, das er niemals hatte sehen wollen: Glorfindel, völlig unbekleidet, und eng in die Arme des Noldo geschmiegt, welcher ebenfalls nackt war.
Mit flammenden Wangen hatte er die Nachricht ausgerichtet, und war dann geflüchtet.

Endlich erreichte er den etwas abseits gelegenen Brunnen. Nicht oft kamen Elben hierher, und so wusste er, er konnte hier seinen Gefühlen freien lauf lassen. Tränen rannen ihm über die Wangen und sein Körper wurde von Schluchzern geschüttelt. Er wusste nicht, wie lange er dort saß, verborgen in der Dunkelheit der Nacht, doch irgendwann spürte er eine Hand auf seiner Schulter.

Ein warmer Körper hatte sich neben ihn gesetzt und in seine Arme gezogen, hielt ihn tröstend. Ein unbekannter Geruch stieg ihm in die Nase, diesen Elb kannte er nicht. Langsam hob Erestor seine Lider, und sah auf eine Masse goldener Harre, die vor seinem Gesicht hingen. Vor Schreck riss er sich los und blickte in ein Paar strahlend blauer Augen, die ihn mitfühlend anschauten.
"Es hat lange gedauert, bis ich Euch finden konnte. Turgon gab mir den entscheidenden Rat." Erestor konnte nur zu deutlich erkennen, dass der Blonde nicht wusste was er sagen sollte.
"Ich wollte auch nicht gefunden werden, wollte für mich alleine sein. Es gibt Dinge, die möchte man einfach nicht so direkt vor Augen geführt bekommen."
Ein rötlicher Schimmer zierte Glorfindels Wangen bei diesen Worten, und er schien sich unwohl zu fühlen. Erestor wandte sich ab und blickte hinauf an den Sternenhimmel. Wieder liefen einige wenige Tränen seine Wangen hinunter

Sanfte Hände wischten sie fort, drehten sein Gesicht so dass er wieder in diese blauen Augen blicken musste.
"Ich weiß es bedeutet Euch nichts, aber ich wünschte für Euch, Ihr wäret in diesem Moment nicht hereingekommen." Der Herr des Hauses der goldenen Blume wirkte bekümmert. "Auch weiß ich, dass Ihr allein zu sein wünscht, doch ich..." er brach ab und blickte Erestor an. Undurchschaubar war sein Blick und Erestor konnte nicht verhindern, dass er erzitterte.

"Wieso habt Ihr mich aufgesucht? Wollt Ihr mir noch mehr Schmerz bereiten?", fragte der Noldo und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme bitter klang. Erstaunt sah er, wie der blonde Krieger bekümmert den Kopf schüttelte.
"Damals, als ich Euch das erste Mal hinter Turgon sitzen sah, wusste ich, dass Ihr etwas Besonderes seid, und dann sah ich Euren Blick und mir wurde das Herz schwer. Doch ich kann nicht leugnen, auch wenn ich an jemand anderen gebunden bin, dass ich wünsche, Euer Freund zu sein", erklärte er und erkannte in diesem Moment, dass er dem dunkelhaarigen Schmerz zufügte. Dieser blickte ihn aus verdunkelten, tränenverschleierten Augen an und wusste, er hatte die Wahl. Er kannte schon seine Antwort, auf diese stumme Bitte.
"Es wäre mir eine Ehre, Euch einen Freund nennen zu können. Ich habe auch nie erwartet, dass Ihr... aber es hat einfach geschmerzt..." erklärte er und zwang sich zu einem mühsamen Lächeln. Er wusste, der Schmerz würde mit der Zeit vergehen, würde weniger werden und ihn irgendwann verlassen, genauso wie seine Gefühle für den Blonden, der jetzt erleichtert wirkte.

Du rennst an meiner Seite, wir versuchen die anderen einzuholen. Dies ist schon einmal passiert, doch diesmal sind deine Augen tot, bar jeden Gefühls. Auch damals waren sie nicht fröhlich gewesen, sondern gezeichnet von Trauer und Verlust. Dies war nach der Schlacht der ungezählten Tränen, als wir uns in die Berge zurückzogen. Damals hast du dich bei mir ausgeweint, während Ecthelion dich aus traurigen Augen betrachtet hat. Damals waren wir Freunde, auch wenn meine Gefühle niemals erstarben, und auch jetzt noch da sind, so habe ich dich doch gehalten.

"Warum, Warum mussten so viele ihr Leben lassen? Warum kämpfen wir diesen sinnlosen Krieg?", fragte er mit erstickter Stimme, keine Antwort erwartend, während Erestor ihn hielt, ihm Belangenloses ins Ohr flüsterte, in der Hoffnung, er würde sich beruhigen. Sein eigenes Herz hatte sich zusammengekrampft, trauerte um die Gefallenen, aber Anblick des blonden Kriegers in seinen Armen schmerzte ihn mehr als er sagen konnte, mehr als er sich selbst eingestehen wollte.

Es dauerte lange, bis der blonde Krieger sich wieder soweit gefangen hatte, dass er bereit war, zu den anderen zurückzukehren. Erschöpft löste er sich aus Erestors Umarmung und trat auf Ecthelion zu, der ihn zu ihrem Zelt führte.

Erestor seufzte tief, seine Gefühle waren in Aufruhr. Sein Herz schmerzte bei dem Gedanken, wie Ecthelion den Blonden trösten würde. Leise stand er auf und entfernte sich noch weiter vom Lagerplatz, zu einem kleinen Bach.
"Verzeiht, wenn ich störe, mein Herr", erklärte er unsicher, als er Turgon auf einem der Felsen sitzen sah.
"Du störst nicht Erestor, setzt dich zu mir und betrachte die Sterne gemeinsam mit mir", antwortete der Herr Gondolins leise. Raschen Schrittes war Erestor bei ihm und blickte hinauf in das sternenüberspannte Zelt.

"Ich danke dir, dass du für ihn da bist, auch wenn es dein Herz zu zerreißen droht", hörte er die Stimme seines Herrn nach langer Zeit.
"Selbst die Sterne scheinen zu weinen, wie könnte ich dann meiner Sonne den Trost verwehren?", fragte Erestor leise.
"Du bist stärker als du selbst glaubst", erwiderte der Turgon traurig lächelnd und verließ Erestor, der noch bis zum Sonnenaufgang an diesem Ort stand, alleine und voller Sehnsucht.

Deine Verletzungen Quälen dich, aber was kann ich tun? Ich wünschte mir, ich könnte die Last von deinen Schultern nehmen. Bemerkst du überhaupt wie wir ihnen immer näher kommen, den letzen Flüchtenden? Bist du dir überhaupt bewusst, dass ich dich halte? Dich mit mir ziehe? Oh wie sehr wünsche ich mir dir zu helfen, doch diesmal ist es mir verwehrt. Ich durfte es oft genug.
Es gibt so viele schöne Erinnerungen an dich, so viel Freude und Glück, doch nun zerreist es mein Herz, dich so zu sehen, mein Freund.
Ich höre Idrils Ruf, sie hat uns bemerkt. Wir werden langsamer, gesellen uns zu ihnen, laufen an ihrer Seite die Flanken der Berge hinauf. Ein schmaler Pfad, so schmal wie der Faden an dem dein Lebenswille hängt.
Wieso kann ich dein Herz nicht erhalten? Wieso muss ich mit ansehen, wie du innerlich stirbst? In deinen stumpfen Augen sehe ich, dass du schwinden wirst, selbst wenn wir dies überleben. Glorfindel, warum kann nicht ich derjenige sein, der mit dem Balrog starb? Was würde ich alles geben? Selbst mein Leben...
Nun laufen die Tränen auch mir über die Wangen, doch spüre ich sie nur schwach. Dein Gewicht zerrt an mir, du stützt dich schwer auf mich, und auch meine Wunden schmerzen. Ich bin erschöpft, doch wir müssen weiter und weiter eilen, an Idrils und Earendils Seite. Du weißt wie ich, dass sie überleben müssen. Das einzige was dich aufrecht hält.
Fahrig wische ich die Tränen aus meinen Augen, als ich ihn sehe. Die Feuerkreatur, geschaffen durch Eru, verführt von Melkor, steht in all ihrer Macht vor uns, versperrt uns den Weg. Earendil will sich ihm entgegenstellen. Doch ich spüre wie du dich neben mir aufrichtest, vortrittst. Was geht in dir vo,r mein goldener Krieger? Der Wunsch dich fest zu halten überwältigt mich fast, als du der Bestie entgegen trittst, doch würdest du mich hassen, hielte ich dich auf. Und so lasse ich dich gehen, beobachte, wie du dich vor ihn stellst, das Schwert erhoben, den Tod auf deinen Zügen. Du glaubst nicht daran zu überleben - ich sehe es in deinen Augen - du willst es auch nicht. Aber du willst uns das Leben ermöglichen.
Die Bestie greift schnell an, doch deine Instinkte warnten dich schon vor, und du konntest ausweichen. Bangen Herzens verfolge ich den Kampf, wünsche so sehr, dass du es überlebst, dass du ihn besiegst.
Ich sehe den Streiche, sehe, wie du dein Schwert in sein Herz bohrt, wie sich die Arme des Balrog um dich schlingen, dich mit sich ziehen, sehe wie dein eigener Körper sich nicht mehr wehrt. Dein goldenes Haar weht im Wind. Du hast gesiegt, wir können fliehen. Doch alles was ich noch sehen kann, ist dein Körper, wie er mit dem Balrog über die Klippe stürzt, wie du fällst.
Tiefer.... Immer tiefer... Deine Augen sind tot... du bist zerbrochen.


"Du denkst wieder daran oder?", hörte er die leise, vertraute Stimme an seinem Ohr.
"Die Erinnerungen werden nie vergehen, genauso wenig wie meine Gefühle", flüsterte Erestor zur Antwort, während er sich in die Umarmung schmiegte. Oftmals stand er abends draußen in den Gärten und beobachtete, wie die Sonne über dem letzen Heimeligen Haus unterging und die ersten Sterne erstrahlten. "Meine Sonne sah ich fallen, und ich erlebte, wie sie sich erneut erhob. Es tut manchmal noch immer weh."
"Es hat dein Leben sehr durcheinander gebracht, als du einen längst Totgeglaubten damals in Gil-Galads Hallen wieder sahst. Es tut mir leid."
"Es brauch dir nicht leid tun. Ich habe gelernt, das Chaos, das entstand, zu ordnen", erklang Erestors ruhige Stimme. Lächelnd dreht er sich zu demjenigen um, der ihn fest umschlungen hielt, den Hüter seines Herzens.
"Lass uns hineingehen", flüsterte der andere.
Der Winde spielte mit ihren Haaren, verwob sie zu einem Netz aus Gold und Ebenholz, während sie Seite an Seite zurück zu ihren gemeinsamen Gemächern schritten.

A/N: sollten einige reviews zusammenkommen, würde ich mich auch überreden lassen noch eine paar weitere Dinge näher zu betrachten... sprich zu schreiben, wie es wirklich war als sie sich wieder trafen... wieso sie jetzt zusammen sind... vielleicht auch, was sie tun, nachdem sie in ihr Zimmer zurück sein :)