Inhalt: Es geht um die letzen Wochen der Söhne Elronds vor, während und nach dem Ringkrieg. WIe sie ihre Entscheidung treffen müssen, entweder in ME zu verweilen oder nach Valinor zu segeln.
Disclaimer: mir gehört nichts....
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Verdunkelte Flamme
Teil 1: Heimkehr
Wie lange hatten sie gekämpft? Wie lange hatten sie sich mit den dunklen Kreaturen gemessen? Wie viele hatten sie auf die letzte Wanderung geschickt?Er wusste es nicht, und es bedeutete auch nichts. Es waren zu viele gewesen in seinem Leben, zu viele, seit sie ihre Mutter aus ihren Klauen befreit hatten. Innerlich war er seither abgekühlt, hatte kaum noch Emotionen zugelassen. Mit einem nur schwach wahrnehmbaren Lächeln blickte er auf sein Ebenbild, das neben ihm kniete und gerade das Blut von der Klinge an einem der Getöteten abwischte.
Auch auf seinem Antlitz hatten sich in den letzen Jahrhunderten kaum noch Regungen gezeigt. Oh wie sehr wünschte er sich das echte Lächeln wieder auf den Zügen seines Bruders zu sehen. Dieses jugendliche, unsichere Lächeln, das Elladan nur ihm zeigte.
Nun kniete auch er nieder und wischte das Blut hinfort. Er spürte eine schlanke, starke Hand unter seinem Kinn, als sein Bruder ihn zwang ihm in die Augen zu blicken. Grau waren sie, wie seine eigenen, und leuchteten unheimlich und kalt im Licht der untergehenden Sonne.
"Sag mir mein Bruder, wie lange Kämpfen wir
schon? Wie lange jagen wir sie? Wie lange töten wir sie? Wann werden unsere
Seelen endlich Frieden finden?"
Er konnte der Intensität des Blickes nicht ausweichen,
schien völlig darin gefangen. Nichts wünschte er sich sehnlicher als seinen
Bruder an sich zu ziehen, und ihm das wiederzugeben, was sie verloren hatten.
Die Fähigkeit zu lieben, die Fähigkeit zu fühlen. Gequält streckte er die Hand
nach ihm aus, verschränkte seine langen, biegsamen Finger mit denen seines
Bruders.
"Ich weiß es nicht, es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Manchmal wünschte ich, ich könnte einfach davon laufen, einfach vergessen. Aber jedes Mal sehe ich wieder ihr Gesicht vor mir, wie wir sie fanden. Gebrochen und ohne Lebenswillen."
Nicht einmal mehr bei dieser Erinnerung stiegen ihm Tränen in die Augen. Er hatte damals geweint, beide hatten sie damals geweint, aneinander geklammert, sich gegenseitig Trost gebend. Doch nun war alles, was er fühlte, ein dumpfes Pochen.
"Du fühlst es auch, nicht wahr?" Die Stimme seines Zwillings war nur ein Flüstern, davongetragen vom Wind. Kurz schloss er die Augen, nickte.
"Wie lange ist es her? Und wie lange können wir noch so weitermachen ohne zu zerbrechen?" Geschmeidig erhob er sich, sein Blick glitt in Richtung Osten. Sachte legte sich die Hand Elladans auf seine Schulter, auch er suchte den Himmel nach einem unsichtbaren Zeichen ab.
"Ich weiß es nicht. Aber wir werden es herausfinden. Auf, lass uns weiter gehen, dies war nur einer der Späherposten."
Leise und unaufhaltsam setzen beide ihren Weg der Zerstörung fort.
"Ihr wart lange fort. Ihr werdet erwartet." Mehr sagte er nicht, sondern wandte sich schnell wieder ab und machte sich auf den Weg ins Letzte Heimelige Haus. Verwirrt sahen ihm die Zwillinge nach."Niemals begrüßte er uns so kalt."
"Nein, aber wir kamen auch noch nie so blutbesudelt zurück wie diesmal." Ohne eine weitere emotionale Regung folgten er und Elladan dem Dunkelhaarigen.
An der Tür wartete bereits der blonde Eldar auf sie, nickte ihnen kurz zu und bedeutete ihnen sich erst zu reinigen, bevor sie vor ihren Vater zu treten gedachten.
"Was denkst du?" Elladan hatte sich auf die Seite gerollt und betrachtete seinen Zwilling eingehend. Dieser erwiderte den Blick lange schweigend. Beide waren sie verwirrt, beide waren sie unsicher.
"Was soll ich darüber denken, mein Bruder? Es scheint, als würde sich bald alles entscheiden, so wie auch unser Schicksal und das unserer Schwester." Schwungvoll erhob er sich von dem Bett seines Bruders und trat an den Balkon. Wieder gingen ihm die Bilder der letzen Tage durch den Sinn. Das Gemetzel, das sie angerichtet hatten. Die kalten Augen seines Zwillings, als er das Leben der Orks auslöschte und das schockierte Gesicht Erestors, als er sie begrüßte.
Eine leichte Luftbewegung verriet ihm, dass Elladan neben ihn getreten war. Kein Geräusch, nichts, die Bewegungen eines Kriegers.
"Oder eines Assassinen." Beendete sein Bruder den unausgesprochenen Gedanken. Schweigend blickten sie auf das verschneite Gebirge, über das bald neun Wanderer ziehen würden, die Zukunft zu entscheiden. Hände fanden einander, gewährten dem anderen Trost.
"Was wird aus uns werden? Selbst wenn sich all unsere Hoffnungen erfüllen?"
Verzweiflung hätte wohl in Elladans Stimme gelegen, wenn er dazu noch fähig gewesen wäre.
"Haben wir denn noch Hoffnung? Sind wir
überhaupt noch am Leben, Elladan?" Sanft löste
er sich von seinem Bruder, ging wieder hinein und warf sich auf das Bett.
"Du hast mehr Mut, Elrohir,
ich hätte nicht gewagt dies auszusprechen." Wieder war ihm sein Bruder
gefolgt und blickte nun auf den Jüngeren herab. Dieser erwiderte den Blick und
Bedauern spiegelte sich in den grauen Augen, das jedoch schon bald wieder
daraus verschwand.
"Früher waren sie einmal stürmisch, und voller Leben. Jetzt sehe ich nur noch mich selbst darin."
"Ich weiß, ich sehe das gleiche in den Deinen." Kopfschüttelnd lehnte er sich an seinen älteren Bruder.
"Wir werden warten müssen, warten, was die Zukunft bringt."
