Disclaimer: Also ... wenn mir die Charaktere gehören würden ... dann wäre ich erstens ein Mann ... und zweitens tot! Da beides irgendwie nicht zutrifft, gehören bis auf ein paar winzige Ausnahmen alle Charaktere J.R.R. Tolkien! Ich habe auch nicht vor mit dieser Geschichte Geld zu verdienen ...
Anmerkungen: Diese Geschichte spielt nach RotK! Wer also nicht die Bücher gelesen hat, sondern nur die Filme gucken will, sollte diese Geschichte nicht lesen. Weiterhin ist diese Geschichte leicht AU ... warum werdet ihr noch merken. Das Rating habe ich so hoch angesetzt, weil ich mich richtig austoben möchte ... aber bis jetzt sind alle Kapitel noch sehr handzahm ... mal gucken ... vielleicht bin ich auch ausnahmsweise mal nett zu meinen Hauptdarstellern. sfg
Kurze Inhaltsangabe: Aragorn, mittlerweile König von Gondor, bekommt eines Tages Besuch von einem Boten aus einer fernen Stadt in seinem Königreich, der ihm berichtet, dass aus seiner Stadt beinahe sämtliche Kinder verschwunden sind. Natürlich macht Aragorn sich mit seinen Freunden (drei mal dürft ihr raten, wen ich meine) und einer wenig vertrauenserweckenden Person auf den Weg, um diesen seltsamen Geschehnissen auf den Grund zu gehen. Doch noch während sie sich fragen, wer ihr Gegner ist und welche Ziele er verfolgt, hat dieser sich bereits neue Opfer gesucht ... aber diesmal keine Kinder ...
Kapitel 1: Unverhofftes Wiedersehen
Aus der Sicht von Aragorn
Ein Jahr war es her, dass der eine Ring vernichtet und ich König von Gondor wurde. Auch von meinen ehemaligen Gefährten hatte ich länger nichts mehr gehört. Gimli und Legolas hatten uns gemeinsam verlassen, um sich die Wälder und Grotten Mittelerdes anzusehen. Ob sie sich mittlerweile wieder getrennt hatten und jeder in seiner Heimat war, wusste ich nicht. Die Nachrichtenübermittlung in Mittelerde war nicht sehr fortschrittlich und im Gegensatz zu gewissen Zauberern konnte ich keine Vögel als Späher benutzen. Womit ich beim nächsten Thema war. Auch von Gandalf hatte ich lange nichts mehr gehört. Ich wusste nur, dass er die Hobbits bis kurz vors Auenland begleitet hatte und dann Tom Bombadil besuchen wollte. Um es also kurz zu fassen: ich hatte keine Ahnung wie es irgendeinem meiner Freunde ging! Obwohl, das entsprach auch nicht ganz der Wahrheit. Es waren immer noch einige Waldläufer vorhanden, die die Grenzen des Auenlandes bewachten und die versorgten mich hin und wieder mit Informationen über die Hobbits. Also wusste ich wenigstens, dass es Frodo und seinen Freunden gut ging und der Wiederaufbau des Auenlandes zügig voranschritt. Nicht zuletzt durch den Verdienst von Sam und dem Geschenk, dass er von Lady Galadriel erhalten hatte.
Betrübt schritt ich durch die Flure des Palastes und blickte hin und wieder aus einem der Fenster. Die Schäden, die Minas Tirith während des Ringkrieges hatte hinnehmen müssen, waren so gut wie beseitigt. Die Mauern, die sich um die Stadt zogen, waren erneuert worden, ebenso wie die beschädigten Häuser. Und nach einigen Monaten florierte die Stadt wieder wie zu ihren Glanzzeiten. Aber trotz allem fühlte ich mich seltsam leer. Irgendwie ruhelos. Unglücklich ... nein, das war das falsche Wort. Ich war mit Arwen sehr glücklich, aber irgendetwas fehlte mir. Ich wusste nur noch nicht was. Ohne dass ich es bemerkte, hatten mich meine Füße in den Garten getragen. Ich sah mich langsam um. Der Garten war um diese Jahreszeit herrlich. Dutzende verschiedene Pflanzen blühten, in der Mitte plätscherte ein Springbrunnen, weiter hinten befand sich ein kleiner Teich mit einer Bank in der Nähe und um ihn herum standen schöne Bäume mit tiefhängenden Ästen. Ein Ort der zum Verweilen einlud. Aber heute konnte der Anblick des schönen Gartens mein Herz nicht erfreuen und auch die verschiedenen Tiere, die sich in ihm tummelten und den Garten zu ihrem Königreich auserkoren hatten, vermochten es nicht meine Stimmung zu heben. Gerade wollte ich den Garten wieder verlassen, als ich Arwen im hinteren Teil des Gartens bemerkte. Ich seufzte und ging langsam auf sie zu. Als sie bemerkte, wie sich ihr jemand näherte, sah sie alarmiert auf, es legte sich jedoch gleich ein Lächeln auf ihr Gesicht, als sie mich erkannte. Dieses Lächeln währte allerdings nicht lange, denn sie bemerkte wohl, dass mich irgendetwas bedrückte. Ihr Stimme klang besorgt, als sie das Wort an mich richtete: „Was hast du, Elessar?" Ich setzte mich neben sie auf eine Bank.
„Ich weiß es selber nicht!", antwortete ich gequält. „Ich meine, ich habe doch alles ... und vor allen Dingen habe ich dich ... aber irgendwas fehlt mir ... ich weiß nur nicht was." Ich senkte meinen Kopf und seufzte. "Ich denke, ich weiß was dir fehlt", sagte sie leise und ich blickte meine Frau mit einem Auge an, „dein ganzes Leben bist du gereist ... hast ferne Orte gesehen ... gekämpft. Du warst nie lange an einem Ort und jetzt bist du König ... und schon seit einem Jahr hast du keine längeren Reisen unternommen. Ich glaube, das ist es, was dir fehlt. Du fühlst dich gefangen! Wie ein Vogel in einem zu kleinen Käfig!" Langsam lehnte ich mich zurück und sah in den wolkenlosen Himmel. „Aber ich bin König", sagte ich leise, „meine Aufgabe ist es bei meinem Volk zu sein!" „Dein Volk befindet sich aber nicht nur in Minas Tirith", antwortete Arwen weise. Meine Augen blitzten, diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht in Betracht gezogen. Aber sogleich verdüsterten sich meine Gedanken wieder. „Ich bräuchte aber einen triftigen Grund um die fernen Städte meines Reiches zu besuchen." Arwen lächelte. „Die Zeit wird dir deinen Weg offenbaren", und damit stand sie auf. „Komm Elessar, König von Gondor, es ist Zeit für das Abendessen!" Ich ergriff ihre Hand und wir gingen beide in den Palast, um mit Faramir und Eowyn unser Abendessen einzunehmen. Doch auch nach dem Abendessen fühlte ich mich nicht besser und mit trüben Gedanken legte ich mich schlafen.
Einen Monat späterIch saß auf meinem Thron und grübelte vor mich hin. Den Boten, der vor meinem Thron stand, beachtete ich nicht mehr. Das was er mir vor wenigen Augenblicken eröffnet hatte, war äußerst besorgniserregend. Ein Räuspern holte mich in die Gegenwart zurück.
„Und wann begann das ungefähr?" „Vor zwei Monaten", antwortete der Bote sofort. „Aha ... und was genau geschah damals?" „Nun ja, es war damals ein stürmischer Tag. Vier ziemlich große und finster aussehende Männer kehrten in die Stadt ein und verlangten vor den Stadthalter gebracht zu werden. Ich weiß nicht worüber sie gesprochen haben, aber ich weiß noch, dass sie ziemlich verärgert noch am gleichen Tag wieder weggeritten sind. Und kurz darauf begann es. Zuerst wurden nur junge Mädchen entführt, mittlerweile aber auch Knaben." „Und ihr glaubt, es gibt einen Zusammenhang zwischen den Männern und dem Verschwinden der Kinder?" „Nun, wir wissen es nicht genau ... aber es wäre ja eine Erklärung." Ich nickte. „Gut, ich werde mir wegen dieser Sache etwas überlegen. Die Diener werden euch ein Zimmer zuweisen. Bitte folgt ihnen!" Der Bote verbeugte sich noch einmal und folgte dann einem der Diener. „Nun Aragorn, was hältst du von dieser Geschichte?" Faramir richtete das Wort an mich. Er hatte die ganze Unterhaltung mitangehört. „Ich halte diese Geschichte für äußerst bedenklich und finde, dass irgendjemand dieser Sache nachgehen sollte." „Und wer sollte das deiner Meinung nach tun?" Faramir blickte mich fragend an. „Nun, das muss ich mir noch überlegen!" Arwen, die neben mir saß, tauschte einen bedeutungsvollen Blick mit Faramir. „Elessar, ich bin der Meinung, dass du dich persönlich mit einigen Männern deines Vertrauens darum kümmern solltest!" Ich blickte meine Frau überrascht an. „Ich kann nicht leugnen, dass ich mir diese Sache gerne selber ansehen würde ... aber kann ich solange von Minas Tirith fernbleiben?" Arwen lächelte. „Keine Sorge! Ich bin ja hier und ich bin sicher Faramir wird mich unterstützen." „Natürlich, meine Königin", erwiderte dieser mit einem Lächeln, bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, aber immer noch blickte ich meine Frau zweifelnd an. „Ich weiß nicht, wie lange das dauern wird ... du würdest es mir wirklich gestatten?" „Natürlich! Und da das jetzt geklärt ist, solltest du dir überlegen wen du mitnehmen möchtest! Außerdem denke ich, dass dir eine kleine Reise gut tun wird", sie legte ihre Hand auf meinen Bauch und lächelte mich verschmitzt an, „du hast nämlich in letzter Zeit ordentlich zugelegt!" „Arwen!", ich sah meine Frau empört an, musste ihr aber im Stillen Recht geben. Die Zeit, die ich am Schreibtisch verbracht hatte, hatte deutliche Spuren hinterlassen. Faramir schmunzelte und ergriff das Wort nachdem er sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. „Du solltest nicht so viele mitnehmen. Ich habe das Gefühl, du wirst in diesem Fall mit wenigen Männern mehr erreichen, als wenn du eine ganze Armee mitnimmst!" „Ja, das habe ich mir auch schon überlegt! Aber wen soll ich mitnehmen? Ich habe zu den Männern meiner Garde noch nicht soviel Vertrauen, dass ich sie mit einer solchen Aufgabe betrauen möchte. Sie sind alle viel zu jung und zu unerfahren." Arwen blickte demonstrativ an die reich verzierte Decke des Thronsaals und Faramir hatte seinen Blick betont unschuldig aus dem Fenster gerichtet. "Schon gut, ich habe verstanden", rief ich lachend, „ich werde Gimli und Legolas eine Nachricht zukommen lassen! Hoffentlich erreicht sie sie rechtzeitig!" Am nächsten Tag saß ich in meinem Arbeitszimmer und betrachtete die beiden Nachrichten, die ich aufgesetzt hatte. Eine für Gimli und eine für Legolas. Ich hoffte wirklich, dass die beiden wieder in ihrer Heimat waren, denn sonst wüsste ich nicht wo ich suchen sollte und dann müsste ich auch andere Männer auswählen, die mich begleiten sollten. Denn eines war klar. Ich konnte nicht allzu lange auf sie warten. Ich wollte in spätestens zwei Wochen aufbrechen und bis dahin mussten beide hier eingetroffen sein. Schweren Herzens versiegelte ich beide Briefe und brachte sie zu dem Boten, der sie überbringen sollte.
Als das erledigt war, stieg ich auf einen der Wachttürme und beobachtete, wie der Bote eiligst über die offene Ebene ritt. Ich sah ihm nach, bis ich ihn nur noch als kleinen schwarzen Fleck wahrnehmen konnte, dann drehte ich mich um und sah in die entgegengesetzte Richtung. Aber ich konnte den Ausblick nicht lange genießen, denn plötzlich fing eine der Wachen an zu schreien. „Hoheit, der Bote hat irgendjemanden getroffen!" Ich wirbelte herum und versuchte etwas aus dieser Entfernung zu erkennen. Aber alles was ich erkennen konnte, waren zwei Flecke. „Sollen wir dem Boten nachreiten?" Die Wache sah mich fragend an. „Nein, bis ihr da seid, ist es ohnehin zu spät." Aufmerksam beobachtete ich weiterhin die Flecke in der Ferne und nach einigen endlos anmutenden Minuten setzten sich beide wieder in Bewegung. Einer von der Stadt weg und der andere bewegte sich zielstrebig auf die Stadt zu. Ich schirmte meine Augen mit der Hand von der Sonne ab, um besser sehen zu können. Aber es dauerte lange, bis ich die verschwommen Umrisse des Reiters erkennen konnte. Aber immerhin konnte ich erkennen, dass er ein weißes Pferd ritt ... und blonde Haare hatte ... sehr lange, blonde Haare. „Bei Illuvatar! Ist das möglich?" Die Wachen sahen mich entgeistert an. Der Reiter war unterdessen immer näher gekommen und jetzt konnte ich ihn genau erkennen.
„Er ist es tatsächlich!" Ohne ein weiteres Wort ließ ich die verdutzten Wachen stehen und rannte hinunter zum Palast. Kaum hatte ich den Hof erreicht, als die berittene Gestalt auch schon im Torbogen erschien. „Legolas, mellon nin!", rief ich aus. „Das muss Gedankenübertragung gewesen sein!" Der Elb blickte mich von seinem Pferd herab schmunzelnd an. „Das, oder Schicksal!" Mit einer eleganten Bewegung sprang er von seinem Pferd. Kaum hatten die Füße des Elben den Boden berührt, rannte ich auf ihn zu und riss ihn in eine stürmische Umarmung. Legolas lies einen überraschten Laut über seine Lippen kommen, war aber ansonsten zu keiner Reaktion fähig. „Aragorn ... ich freue mich auch dich zu sehen", keuchte der Elb nach einer Weile, „aber ich bekomme keine Luft mehr!" „Wie? Oh ... bitte entschuldige", ich ließ den nach Luft schnappenden Elben betreten los. Legolas rang nach Atem und blickte mich dann staunend an. „Ich hatte wirklich keine Ahnung, dass Menschen solche Kräfte entwickeln können. Wirklich, ich war mir sicher, du würdest mir meine Rippen brechen." Ich hustete verlegen und suchte dann nach einer Antwort. Schlussendlich fand ich eine. „Nun, nimm es als Revanche dafür, dass du mir immer so hart auf den Rücken schlägst, dass ich glaube, der Länge nach auf den Boden zu fliegen ... mit dem Gesicht voran", grinste ich ihm entgegen. Der Düsterwaldelb blickte leicht verlegen zu Seite und räusperte sich, kurz bevor er sein Gesicht wieder mir zuwendete und mich anlächelte. „Ich sag es doch ... ihr Menschen seid einfach zu zerbrechlich! Haltet nicht mal einen freundschaftlichen Klaps aus." „Müsst ihr gerade sagen, Herr Elb! Ringt stöhnend nach Luft, wenn euch ein Mensch in eine zarte Umarmung zieht!" „Zarte Umarmung? Wenn du so etwas unter zart verstehst, dann wundert es mich wirklich, dass Arwen noch immer mit der zusammenlebt!" „Du ...", ich schlug im Spaß nach im, doch Legolas wich ohne große Mühen aus und wurde dann schlagartig wieder ernst. "Wir haben uns wirklich lange nicht gesehen ... Aragorn!" „Du hast Recht", ich legte ihm eine Hand auf die Schulter ... es ist viel zu lange her ... aber sag mir, was du in dieser Gegend machst ... ich wollte dir nämlich eine Nachricht zukommen lassen, wie du sicherlich bemerkt hast." Der Elb wandte sich ab und fixierte die gegenüberliegende Wand.
„Ich war gerade in der Gegend und dachte, ich könnte dir einen Besuch abstatten", antwortete er betont ungezwungen und betrachtete scheinbar interessiert seine Umgebung. Misstrauisch zog ich eine Augenbraue hoch. Ich kannte Legolas mittlerweile gut genug um zu wissen, dass er mir nicht die volle Wahrheit sagte, aber ich fragte nicht weiter nach. Er würde von selbst kommen und es mir erzählen, wenn er es für richtig hielt. Und ganz wie ich es vermutet hatte, wechselte er schnell das Thema, indem er meine Nachricht hochhielt. „Aragorn, bitte erklär mir das hier!" Er schwenkte den Brief vor meinem Gesicht hin und her. "Na ja, da gibt es nicht viel zu erklären", ich bedeutete Legolas mir zu folgen und erklärte ihm alles während wir liefen. „Wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du der Sache also selber auf den Grund gehen?", fragte er nachdem ich geendet hatte. „Ja, das haben mir Faramir und Arwen geraten", ich seufzte und machte eine kurze Pause bevor ich fortfuhr, „und ehrlich gesagt, brauche ich mal etwas Abwechslung." Legolas lächelte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. „Und wieso möchtest du Gimli und mich dabei haben?" „Nun, dich, Gimli und noch jemanden, den ich erst finden muss. Und zwar weil ihr die Einzigen seid denen ich vertraue ... außerdem habt ihr mehr Erfahrung was Kämpfe im freien Feld angeht ... und ihr würdet auch überleben, wenn wir voneinander getrennt werden ... ... und diese Voraussetzungen erfüllen nicht viele meiner Krieger, so bedauerlich ich das auch finde!" „Soweit verstehe ich dich ... aber was meintest du gerade? Du musst noch erst eine vierte Person finden?", er blickte mich leicht ungläubig an.
„Ja, ich brauche jemanden, der sich in allen Teilen Mittelerdes auskennt wie in seiner Westentasche ... ich bin zwar weit gereist ... aber anscheinend nicht weit genug, denn dort wo uns diese Reise wahrscheinlich hinführen wird, bin ich noch nie gewesen ... und wenn dann nur auf der Durchreise", ich machte eine Pause und lachte einmal kurz auf, „ich erzähle dir das alles und dabei weiß ich noch nicht einmal, ob du mich überhaupt begleiten möchtest!" Legolas blickte mich beinahe gekränkt an. „Natürlich werde ich dich begleiten, Aragorn", erwiderte er, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. „Aber nur, wenn du auch wirklich keine anderen Verpflichtungen hast", antwortete ich besorgt. Immerhin war Legolas Prinz. „Mach dir keine Sorgen, ich habe keine wichtigen Verpflichtungen. Du kannst also frei über mich verfügen!", antwortete er mit einem undefinierbaren Unterton in der Stimme. „Gut, das ist sehr gut! Aber jetzt komm erst einmal mit hinein. Du bist bestimmt hungrig und außerdem musst du die anderen begrüßen!" Während wir uns unterhielten, hatte die untergehende Sonne der weißen Stadt einen feurig-goldenen Glanz verliehen und sagte mir, dass es Zeit für das Abendessen war. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu dem großen Speisesaal, wo ich gewöhnlich mit Arwen, Faramir und Eowyn zusammen speiste. Es wurde ein geselliger und sehr fröhlicher Abend. Wir erzählten uns viele Geschichten aus der Vergangenheit und mussten über so manche Begebenheit lachen. Außerdem war Legolas sehr begierig zu erfahren, was wir neues von den Hobbits gehört hatten und er wiederum erzählte uns von den vielen, teils äußerst kuriosen Begebenheiten, die er mit Gimli erlebt hatte. Aber irgendwann forderte die Müdigkeit ihren Tribut und wir zogen uns alle in unsere Räume zurück um zu ruhen.
Die nächsten Tage vergingen viel zu schnell. Während Legolas und ich auf eine Nachricht von Gimli warteten, hielten wir in den Gasthäusern der Stadt bereits Ausschau nach einem geeigneten Kandidaten, der uns auf unserer Reise begleiten sollte, aber wir fanden keinen passenden. Dann, bereits fünf Tage nach Legolas' Ankunft in Minas Tirith stand plötzlich Gimli vor uns – viel früher als ich ihn erwartet hatte. „Gimli! Du bist schon hier?" „Gimli Gloinssohn", erwiderte der Zwerg würdevoll, „wie immer zu euren Diensten, Majestät!" Danach überzog ein breites Grinsen, das Gesicht des Zwergen und er ließ sich von mir bereitwillig umarmen. „Gimli, wie kommt es, dass du jetzt schon hier bist?" „Na, dein Bote hat mich auf halber Strecke abgefangen. Ich hatte nämlich ohnehin vor nach Minas Tirith zu kommen und danach wollte ich einen Abstecher ins Auenland machen. Aber jetzt werde ich dir natürlich meine Axt zur Seite stellen."
Gimli sah sich um: „Nun, dann fehlt ja nur noch das Spitzohr und es kann losgehen! Habe ich mir doch gleich gedacht, dass der wieder rumtrödelt. Das kommt nur, weil er nicht mehr mit mir zusammen ist ... und dabei hatte ich es beinahe geschafft einen vernünftigen Kerl aus ihm zu machen, aber er wollte ja unbedingt wieder in diesem spinnenverseuchten Wald", Gimli schüttelte sich. „Du irrst dich, Zwerg", ertönte eine melodische aber harte Stimme aus dem Halbdunkel und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, „das Spitzohr ist bereits seit fünf Tagen hier!" „Wa...", Gimli sah erstaunt auf die Gestalt, die sich aus dem Dunkel der Gassen löste. „Legolas! Mein guter Freund! Lass dich umarmen!" Gimli rannte mit Geschrei auf den Elben zu und vergrub sein Gesicht in dessen Magengegend. „Ach? Auf einmal bin ich wieder ein guter Freund?", fragte der Elb gespielt beleidigt. „Gerade eben war ich noch ein rumtrödelndes Spitzohr!" Der Zwerg sah lachend zu ihm auf und auch Legolas konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Elb, du kennst mich doch! So bin ich nun mal!" „Ich weiß, Zwerg, und ich will dich kein Stück anders haben", sagte Legolas jetzt offen lachend. „Jetzt, wo wir ja alle versammelt sind, lasst uns den angebrochenen Abend nutzen, um uns weiter nach einem geeigneten Gefährten umsehen! Vorausgesetzt natürlich, Gimli braucht keine Pause, um wieder zu Kräften zu kommen!" „Ein Zwerg muss nicht wieder zu Kräften kommen", antwortete Gimli entrüstet und stemmte seine Hände in die Hüften, „aber von was für einem Gefährten redet ihr da?" Ich erklärte ihm mit knappen Worten meinen Plan. Gimli war – höflich ausgedrückt – schockiert. „Einfach einen wildfremden Kerl von der Straße mitnehmen? Hältst du das für klug, Aragorn?", fragte Gimli mich zweifelnd. „Ist es nicht besser, wenn du einen deiner Soldaten mitnimmst?" Bevor ich etwas erwidern konnte, erklärte Legolas ihm, warum ich niemanden aus meiner Wache mitnehmen wollte. Gimli verstand es zwar, aber man konnte ihm deutlich ansehen, wie wenig er von dieser Idee hielt. Trotzdem folgte er Legolas und mir in das Wirtshaus. Es lag in einem der ersten Stadtringe und deswegen kehrten hier viele Reisende ein und auch manches merkwürdiges Gesindel. Es war das einzige Wirtshaus in dem Legolas und ich noch nicht unser Glück versucht hatten. Vielleicht würden wir ja hier fündig werden ... und wenn nicht, dann würden wir unsere Suche von vorn beginnen müssen.
Ich öffnete die Tür um in die Gaststube eintreten zu können. Auf Anraten von Faramir und Legolas hin hatte ich am Morgen meine Waldläuferkleidung wieder angelegt und deswegen zog mein Erscheinen nicht viel Aufmerksamkeit auf sich – überhaupt hatte mich heute nicht einer meiner Untertanen erkannt. Ich fühlte mich wie befreit. Meine Augen brauchten einen Moment um sich an das dämmrige, nebelige Licht zu gewöhnen, aber bald sah ich so gut wie draußen auf der Straße. Meine Freunde und ich sahen uns um - die Gaststube war gut besucht. „Es wird nichts bringen, wenn wir hier herumstehen und Maulaffen feilhalten", knurrte Gimli mir zu, „wir sollten den Wirt fragen, ob er uns jemanden empfehlen kann." Ich nickte zur Antwort und begab mich zielstrebig zur Theke. „He Wirt!" Der Wirt – ein dickbauchiger Kerl, mit großem Schnauzer, wenig Haaren, schmutzig-grauer Kleidung und weißer, fleckiger Schürze - blickte einmal in meine Richtung und kam dann zu mir herüber. Er musterte mich aufmerksam, erkannte mich aber nicht – das war gut. „Wat wollt ihr?" „Eine Information!" Der Wirt zog eine Augenbraue hoch. „Informationen gib's hier nich'! Entweder ihr bestellt wat, oder ihr verschwindet", antwortete er barsch. „Wenn das so ist, nehme ich ein Bier und meine Gefährten", ich blickte fragend zu ihnen rüber. „Bier", grummelte Gimli und bedachte den unfreundlichen Wirt mit einigen bösen Blicken.
„Gut, zwei Krüge Bier ... und ..." „Einen Becher Wein", antwortete Legolas auf meine unausgesprochene Frage hin. Ihr habt es gehört, Wirt!" Der Wirt zog sich grummelnd zurück und brachte uns wenige Augenblicke später die bestellten Getränke. Als er einfach wieder gehen wollte, hielt ich ihn am Arm fest. „Wir haben etwas bei euch bestellt und jetzt hoffe ich, dass wir eine kleine Auskunft von euch bekommen werden", ich sprach freundlich aber bestimmt und der Wirt blieb stehen. „Also gut, wat wollt ihr", grummelte er in meine Richtung. „Wie gesagt, nur eine Information. Meine Gefährten und ich wollen demnächst eine kleine Reise unternehmen und brauchen noch einen vierten Mann. Dieser sollte sich in Mittelerde gut auskennen und auch über einige andere Talente verfügen", sagte ich unbestimmt. „Und ihr wollt, dass ich euch einen empfehle?" Ich beugte mich weiter zu ihm hin. „Nun, ich bin mir ziemlich sicher, dass euch hier einiges zu Ohren kommt ... und ihr kennt bestimmt jemanden, der für eine gefährliche Reise in Frage kommt." „Welches Ziel hat die Reise denn? Ich muss schließlich wissen, wat für Talente der Kerl haben muss." „Das Ziel unserer Reise geht euch nichts an. Aber der Mann sollte flexibel sein und nicht dumm." „Hmm", der Wirt strich sich über seinen Bart, „dat ist schwierig. Viele der Leute, die ihr hier seht, sin' noch nich' weiter als Rohan gekommen und die Mutigsten sin' es auch nich'. Überhaupt sin' gute Leute schwer zu finden." Ich wandte mich enttäuscht ab: „Dann könnt ihr uns also auch nicht weiter helfen?" „Ich fürchte nein ............... dat heißt .... wartet!" Der Wirt rief mich wieder zurück, weil ich im Begriff stand die Schenke zu verlassen. Auf sein Rufen hin, kam ich zurück.
„Euch ist doch jemand eingefallen?", fragte ich hoffnungsvoll. „Ja, hab' nich' gleich an ihn gedacht, weil er sich wirklich darauf versteht nich' gesehen zu werden und aus den Gedanken der Menschen fast vollkommen zu verschwinden." Das hörte sich vielversprechend an. „Erzählt mir mehr über den Mann", bat ich den Wirt freundlich. „Tja ... da gib's nich viel zu erzählen ... der kam vor drei Tagen in strömenden Regen hier an. Seine Kleidung war vollkommen schwarz ... und wie der aussah! Dem Dreck nach zu urteilen, ist er einmal quer durch Mittelerde gelaufen. Hat hier nen Zimmer genommen ... ... sagte er wäre auf der Durchreise. Macht auch nen cleveren Eindruck auf mich ... aber ... der is echt furchteinflössend. Erinnert mich irgendwie ... an ... an einen Ringgeist." Das letzte Wort flüsterte er ängstlich.
Ich tauschte einen Blick mit Legolas und Gimli. Scheinbar waren wir am Ziel unserer Suche angekommen. „Und wo finden wir diesen Mann?" Der Wirt deutete mit dem Daumen in eine dunkle Ecke. „Dort hinten! Is' gar nicht zu verfehlen. Der sitzt nämlich immer alleine. Die anderen haben alle Angst vor ihm." Ich bezahlte die Getränke und zeigte mich außerdem für die Information erkenntlich und dann machten wir uns auf den Weg zu der beschriebenen Ecke. Kurz vorher hielt der Wirt uns noch einmal auf. „Wenn sie ohnehin mit dem da reden, fragen sie ihn doch wie lange er noch bleiben will. Der vergrault mir nämlich die Kundschaft." Ich nickte dem Wirt gedankenversunken zu und setzte meinen Weg fort. Wenige Augenblicke später standen wir vor dem Tisch, an dem die gesuchte Person saß. Der Vergleich des Wirtes mit einem Ringgeist war gar nicht so unpassend, wie ich jetzt feststellen musste. Er war komplett in schwarz gekleidet – schwarze, lederne Hose, schwarze Stiefel, schwarzes Hemd, schwarze Handschuhe und eine schwarze turbanähnliche Kopfbedeckung. Über dem Hemd und der Jacke trug er noch so etwas wie einen Poncho – auch in schwarz – und von seinem Gesicht waren nur die Augen zu sehen, über Mund und Nase hatte er ein schwarzes Tuch gewickelt. Vor ihm stand ein leerer Weinkrug. „Dürfen wir uns setzen?"
Der Mann hob provozierend langsam seinen Kopf und sah mich dann direkt an. Seine Augen waren ebenfalls pechschwarz. „Ich werde euch wohl kaum daran hindern können! Immerhin seid ihr drei gegen einen, mein Herr!" Er nahm langsam seine Füße von einem Stuhl, der ihm gegenüber stand und setzte sich aufrecht hin. Ich schob den Stuhl näher an den Tisch und setzte mich. Gimli und Legolas nahmen die anderen noch freien Stühle und setzten sich zu uns. „Nun", begann ich das Gespräch, „wir hätten euch wohl kaum zu einem Kampf aufs Messer herausgefordert, wenn ihr uns die Plätze nicht überlassen hättet." Der Mann zuckte nur mit den Schultern. Damit war das Thema für ihn anscheinend beendet und er betrachtete äußerst interessiert die anderen Gäste. Ich räusperte mich und zog damit wieder seine Aufmerksamkeit auf mich. „Es hat einen bestimmten Grund, warum wir uns zu euch gesetzt haben!" „Lasst mich raten", antwortete er ironisch und mit einer umfassenden Handbewegung, „es war nicht, weil hier die einzigen noch freien Plätze waren und ihr nicht so feige seid, wie der Rest dieser Herumtreiber", sagte er ohne mich anzusehen, dann fügte er erklärend hinzu, „ich habe gesehen, wie ihr euch mit dem Wirt unterhalten habt, bevor ihr zu mir kamt. Also was wollt ihr? Macht es kurz, denn ich werde nicht mehr lange in dieser Stadt verweilen." „Gut, aber bevor ich euch genaueres erzähle, würde ich doch gerne euren Namen wissen", antwortete ich höflich.
Der schwarze Mann zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe viele Namen. In dieser Gegend heiße ich Ionduath, der Sohn der Finsternis, aber im Allgemeinen nennt man mich nur den Kopfgeldjäger." Ich zog meine Augenbrauen nach oben. Kopfgeldjäger, es schien, wir waren hier auf die richtige Person gestoßen. „Und wie wollt ihr genannt werden?", fragte ich höflich. „Das bleibt euch überlassen. Wenn euch Kopfgeldjäger oder Ionduath nicht gefällt, könnt ihr mich auch noch Gwath-um (böser Schatten) oder Gwanu-dinen (leiser Tod) nennen. Meinen richtigen Namen werde ich euch zu meiner Sicherheit nicht verraten. Aber nun erzählt mir, warum ihr mit mir reden wolltet." „Meine Gefährten und ich wollen eine Reise unternehmen!" „Ach wirklich?", fragte er gelangweilt. „Und mich wollt ihr als Fremdenführer? Da muss ich euch enttäuschen ... so was interessiert mich nicht!" „Es wird keine gewöhnliche Reise ... unser Ziel ist eine Stadt am Rande der Grenzen von Gondor", ich senkte meine Stimme damit nicht alle mithören konnten. „Dort hat es einige Entführungen gegeben ... und die wollen wir aufklären!" Ich blickte Ionduath an und mir fiel auf, dass er mich nicht ansah. Unauffällig folgte ich seinem Blick und erkannte auch bald die Person, die er so eindringlich musterte – Legolas. Oder um es treffender auszudrücken: er ließ seine Blicke ungeniert über den Körper des Elben spazieren gehen. Legolas ließ nicht erkennen, ob er sich irgendwie gestört fühlte, oder ob er diese Blicke überhaupt wahrnahm und wenn er sie bemerkte, dann war ich mir auch nicht vollkommen sicher, ob er über ihre Bedeutung Bescheid wusste. „Nun?" Ich blickte Ionduath auffordernd an. Dieser konnte nur schwerlich sein Augenmerk von Legolas losreißen und ich war mir beinahe sicher, trotz des Tuches, das sein Gesicht verbarg, ein lüsternes Grinsen zu erkennen. Aber schlussendlich blickte er mir fest in die Augen. „Ihr wollt also, dass ich euch begleite und ein paar Entführungen aufkläre?" „Ja! Und außerdem handelt es sich nicht um ein paar Entführungen." Er winkte ab.
„Das macht für mich keinen Unterschied ... ob eine oder hundert ... es scheinen ja immer die Gleichen dahinter zu stecken. Aber sagt mir, warum ihr mich dabeihaben wollt!" „Ihr scheint von allen anderen am Besten dafür geeignet zu sein." „Na jetzt fühle ich mich aber geehrt", war die sarkastische Antwort. „Wisst ihr ... was einen Kopfgeldjäger ausmacht?", fragte er zischend und gab die Antwort kurz darauf selbst. „Sie werden dafür bezahlt Leute umzubringen, nicht um irgendwelche Kinder wiederzufinden. Und außerdem ... woher wollt ihr wissen, dass ich wirklich am Besten geeignet bin ... wenn ich mich nicht irre, habt ihr meine Fähigkeiten noch nicht testen können." „Ihr werdet uns also nicht behilflich sein!"
Ionduath lehnte sich zurück und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. „Das habe ich nicht gesagt. Ich habe momentan nichts Großartiges zu tun. Und wer weiß ... wenn ihr mir die richtige Bezahlung bietet ...", sein Blick wandte sich in eindeutiger Absicht zu Legolas. Ich hörte Gimli lautstark nach Luft schnappen und auch auf Legolas' schönem Gesicht zeigte sich erstmals heute Abend eine Gefühlsregung. Aber gleich darauf hatte Ionduath Gimlis Axt an der Kehle. „Jetzt hör mir mal gut zu, du erbärmlicher Mensch ...", weiter kam der Zwerg nicht, weil Legolas ihm eine Hand auf die Schulter legte und ihn bestimmt wieder auf den Stuhl zurückdrückte. „Lass es Gimli ... er ist es nicht wert, dass du dich so aufregst und deine Axt mit seinem Blut besudelst." Legolas versuchte Gimli wieder zu beruhigen. „Also hör mal, der wollte ...", knurrte Gimli, aber Legolas schnitt ihm das Wort ab. „Wenn es wirklich das war, was er wollte, so wird er es nicht bekommen. Allerdings ließen wir ihn nicht ausreden." „Hmmm, kluger Elb! Nicht so stürmisch, wie der ungehobelte Zwerg! Aber euer Gefühlsausbruch war gar nicht so abwegig", erwiderte der Mann vage in Gimlis Richtung. „Doch wenn ich euch wirklich begleiten sollte ... gebe ich mich fürs Erste ..." er beugte sich so weit zu Legolas, dass Gimli augenblicklich seine Axt fester packte. Der Elb jedoch begegnete seinem Blick ruhig und gefasst als Ionduath mit einer Hand über sein Gesicht strich und dann einige Strähnen seines silberblonden Haares durch seine Finger laufen ließ.
„Fürs Erste ...", wiederholte Ionduath sich und auch ich ließ meine Hand jetzt zu meinem Schwert gleiten, „gebe ich mich mit ein paar Haarsträhnen von eurem süßen Begleiter zufrieden." „Ähhhh was?", Gimli ließ fassungslos seine Axt sinken und Ionduath blickte unschuldig in die Runde. „Ich brauche ein paar Haare um meinen Bogen auszubessern. Aber wie gesagt ... ich bin mir noch nicht sicher, ob ich euch begleite ... und solange wird dem Elb kein Härchen gekrümmt. Allerdings glaube ich nicht, dass ihr auf meine Hilfe zählen könnt", gähnte er, „denn solche Aufträge nehme ich nicht an ... wenn ihr jemanden hättet, den ich umbringen soll, in Ordnung ... aber ich bin doch kein Retter der Witwen und Waisen ... ich habe schließlich einen Ruf zu verlieren. Und nun entschuldigt mich bitte, meine Herren ... und Herr Zwerg." Er bedachte den wütenden Gimli mit einem amüsierten Blick und stand auf. „Ihr werdet uns also nicht begleiten?", fragte ich vorsichtshalber und wurde mit einem genervten Blick bedacht. „Zum Balrog, seid ihr eigentlich immer so nervig?" Ich grinste.
„Nur wenn ich unbedingt etwas erreichen oder jemanden überzeugen will!" „Na dann kann ich mich aber geehrt fühlen", konterte der Kopfgeldjäger, „ ... aber damit ich endlich meine Ruhe habe ... ich werde es mir überlegen. Wenn ich kein lukrativeres Angebot bekomme ... ... ach", er winkte genervt ab, als ich seinem Blick abermals begegnete. „ Ich gebe euch in den nächsten Stunden Bescheid ... und keine Sorge, ich werde euch finden!" Langsam entfernte er sich von seinem Tisch und ging auf die Tür zu. Während ich ihn beobachtete, richtete Gimli das Wort an Legolas. „Sag mal, Legolas, warum hast du den Kerl nicht aufgespießt? Ich wusste ja, dass Elben es mit den Geschlechtern nicht so genau nehmen ... aber das du auch dazu gehörst...", der Zwerg schüttelte gespielt entrüstet seinen Kopf. „Gimli!", die empörte Stimme von Legolas hallte durch die Schenke. Die anderen Gäste nahmen von dem freundschaftlichen Streitgespräch, das jetzt entbrannte keine Kenntnis. Der Kopfgeldjäger war jedoch stehen geblieben und hatte sich umgedreht als Gimli anfing zu sprechen und hatte Legolas aufmerksam ... und wie mir schien auch etwas ungläubig gemustert. Als er jedoch bemerkte, dass ich ihn beobachtete, verließ er schnell die Gaststube. Nachdem wir unsere Becher geleert hatten, machten wir uns ebenfalls auf den Weg.
Als wir vor das Gasthaus traten, war es bereits finstere Nacht. Legolas atmete tief durch und auch ich war dankbar der stickigen Luft in dem Raum entkommen zu sein, lediglich Gimli schien der Qualm überhaupt nichts ausgemacht zu haben und gemeinsam machten wir uns schweigend auf dem Weg zum Palast. Nachdem wir fünf Minuten schweigend gelaufen waren, brach Gimli das Schweigen. „Sag mal, Aragorn, du willst den doch nicht wirklich mitnehmen, oder?", brummte der Zwerg. „Es ist noch nichts entschieden. Letztendlich hängt alles von seiner Entscheidung ab. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich hoffe, dass er uns begleitet." Gimli sah mich fassungslos an. „Was? Nachdem was der da drin abgezogen hat?", fragte der Zwerg entrüstet. „Ja, bitte versteh mich nicht falsch ... ich fand sein Benehmen auch sehr", ich suchte nach Worten, „... unpassend ... aber ich denke, er könnte uns sehr nützlich sein. Er scheint Verbindungen zu den Verbrechern haben und wird wahrscheinlich mehr aus ihnen herauskriegen ... und ich müsste mich schwer täuschen, wenn er nicht einige Verstecke kennt, die dieses Gesindel zeitweilig nutzt." „Dein Wort in den Ohren der Götter", grummelte Gimli und blickte dann zu Legolas – offensichtlich hoffte er auf Unterstützung, „und was sagst du zu diesem Kerl, Elb?" „Ich stimme Aragorn zu", sagte er schlicht. „WAS? Der Kerl wollte dir an die Wäsche gehen! Und ich bin mir sicher, er wird es bei der nächstbesten Gelegenheit wieder versuchen, wenn er uns begleitet." Legolas verzog beleidigt das Gesicht. „Ich muss schon sagen, du scheinst ja sehr viel von mir zu halten, wenn du glaubst, ich könne es nicht einmal mit einem gewöhnlichen Menschen aufnehmen." „So meinte ich das nicht", antwortete der Zwerg kleinlaut, „aber Kopfgeldjäger arbeiten mit gefährlichen Tricks. Wer weiß, was der sich einfallen lässt, um sein Ziel zu erreichen." Legolas klopfte dem geknickten Zwerg versöhnlich auf die Schulter, das heißt, er versuchte Gimlis Schulter zu erreichen, aber weil er sich im Laufen nicht bücken wollte, erreichte Legolas nur seinen Helm. „Schon gut, Gimli, ich weiß ja, wie du es meinst und deine Sorge ehrt mich." Sofort erhellte ein grimmiges Lächeln Gimlis Gesicht.
„Ich verspreche dir, wenn der mitkommt, dann lasse ich euch keine Sekunde aus den Augen!" „Dann werdet ihr viel zu tun haben, Herr Zwerg", ertönte plötzlich eine samtige Stimme aus dem Dunkel. Kurz darauf löste sich eine geschmeidige, dunkle Gestalt von einer Mauer – es war Ionduath. Als er näher kam, bemerkte ich, dass er nicht gerade klein war – er war größer als Legolas und er bewegte sich so geschmeidig wie eine Raubkatze. Außerdem hielt er ein Stück Pergament in der Hand, auf dem offensichtlich etwas geschrieben stand. „Ich werde euch begleiten, schon deswegen, um herauszufinden wie wachsam ein Zwerg ist", redete er weiter mit einem seltsamen Glitzern in den Augen. Ich ging nicht auf die Provokation ein, Gimli jedoch schien vor Zorn zu beben. „Wachsamer, als ein Kopfgeldjäger wie ihr, es euch vorstellen könntet", brauste Gimli auf. Der Angesprochene zuckte gleichgültig mit den Schultern und kam in meine Richtung gelaufen, um mit mir zu reden. Ich konnte mir auch schon denken, worüber er reden wollte. „Ich freue mich aufrichtig, dass ihr euch dazu entschlossen habt, uns zu begleiten. Und was eure Bezahlung angeht ...", aber er ließ mich nicht zu Ende reden.
„Das regeln wir, wenn der Auftrag erledigt ist. Ich kann hier schließlich schlecht sagen, wie teuer euch meine Dienste werden und Stundenlohn nehme ich nicht. Außerdem will ich euch nicht mehr berechnen, als ich tatsächlich geleistet habe. Wann wollt ihr aufbrechen?" „In ... äh ... zwei Tagen!" Dieser Kopfgeldjäger war unglaublich. „Gut, in zwei Tagen bei Sonnenaufgang vor dem Tor, ich werde da sein! Und jetzt möchte ich die kleine Schönheit hier, um eine Anzahlung bitten", er ging fordernd auf Legolas zu, aber bevor er auf Armeslänge herangekommen war, hielt der Elb ihm ausdruckslos einige Haarsträhnen entgegen. „Kluges Kerlchen ... hast meine Worte nicht vergessen", er nahm die Haare in Empfang und wandte sich zum Gehen. „Ach und Zwerg, passt gut auf euren Elb auf ... es gibt immer noch so viele böse Geschöpfe in Mittelerde ... eins davon bin ich", seine Augen blitzten unheilvoll als er sich zu Gimli umwandte und ich fragte mich, ob ich wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte.
