Tata, die nächste Story - das Prequel von Thestrals. Ich kann noch nicht genau sagen, wie lange die FF sein wird - nur, dass es sich wohl ein wenig hinziehen wird!

In der FF werde ich wohl, wie auch in diesem Kapitel schon, öfters mal den POV wechseln - habe da grade so einen leichte inneren Drang nach, da müsst ihr jetzt durch :D

Für alle, die Thestrals nicht gelesen haben und hier neu einsteigen - ich weiß nicht genau, ob ich es euch raten soll, die FF zu lesen. Sie verrät recht viel von dem, was hier noch geschehen wird - es liegt bei euch.

Gut, genug der Vorrede, hier die Geschichte.

XXX

„Ich soll was?" hakte er nach und zog fassungslos seine Augenbrauen hoch, „das kann jawohl unmöglich Ihr Ernst sein!"

„Es ist die einzige Möglichkeit, Harrys Sicherheit zu gewähren!" erwiderte Dumbledore trocken und verschränkte die Arme vor der Brust, „und Sie haben sich, wie Sie sich vielleicht erinnern, letzte Woche ausdrücklich dafür entschieden, unsere Seite – und damit auch ihn – zu unterstützen."

„Ich habe nie zugestimmt, dem großen Harry-Potter-Fanclub beizutreten!" fauchte Draco wütend zurück und ballte aufgebracht die Fäuste, „nur weil ich nicht mehr hinter Voldemort herlaufen will, werde ich ganz bestimmt nicht dem nächsten Volltrottel folgen, der meinen Weg kreuzt!"

„Es ist nicht so, als würde ich Ihnen in diesem speziellen Fall eine Wahl lassen", stellte der Schulleiter klar und lehnte sich in seinem Stuhl weiter vor, „Sie werden tun, was ich Ihnen sage, oder Sie werden nie ein Mitglied des Ordens werden."

Draco presste seinen Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und drehte entnervt den Kopf weg. Soviel also zu der sogenannten Seite des Lichts. Das war Erpressung! „Wieso ich? Ich bin nicht mal mit Potter verwandt. Was ist denn mit seinen Muggel-Verwandten?"

Dumbledore schnaubte und verzog leicht sein Gesicht. „Seine Tante hat abgelehnt, ihn diesen Sommer aufzunehmen, nachdem Sie von den möglichen Folgen gehört hat."

Der Blonde verdrehte die Augen und schürzte leicht die Lippen. Sogar die Muggel erkannten also, dass Potter nur eine Gefahr darstellte – er aber, einer der begabtesten Jungzauberer dieser Zeit, sollte sich zu dessen Schutzschild degradieren lassen. Na super. Als würde es nicht schon genügen, dass er sich während der Schulzeit immer mit diesem aufgeblasenen Gryffindor herumärgern durfte, nein – jetzt verfolgte ihn der Kerl auch noch in die Ferien!

„Das erklärt noch immer nicht, wieso ich auf einmal der letzte Ansprechpartner sein soll", stellte er missmutig fest und seufzte innerlich. Es war ohnehin vergebene Liebesmüh, gegen den Schulleiter anzureden, aber er war es sich und seinem Stolz schuldig, zumindest ein wenig zu protestieren.

„Sie sind mit den Blacks verwandt", erklärte Dumbledore postwendend, „und wie Ihnen bekannt sein dürfte, war Sirius Black Harrys Pate. Mit seinem Tod rücken Sie in der Tabelle auf. Sie können sich also durchaus als mit Harry verwandt betrachten, wenn auch nicht auf die übliche Weise."

Mit Potter verwandt. Das wurde ja immer besser. Er erblasste sichtlich. „Wie Sie meinen", murmelte er dumpf, „dann verbringe ich meinen Sommer eben mit Potter bei Severus, wenn es Ihnen denn das Herz erfreut."

Dumbledore lächelte nachsichtig. „Wenn es Sie beruhigt, Severus war darüber noch viel weniger begeistert als Sie."

Der Ansatz eines Lächelns zeigte sich in Dracos Mundwinkeln. Davon war er überzeugt.

Blaise' linke Augenbraue hob sich fragend, als sein bester Freund mit offensichtlich äußerst schlechter Laune das Portrait zum Gemeinschaftsraum aufstieß, ein paar Erstklässler anknurrte und sich dann in seinen Lieblingssessel nahe dem grün-flackernden Kaminfeuer niederließ. Selbst Crabbe und Goyle schienen zu merken, wie ausgesprochen miserabel der selbsternannte Prinz der Slytherin heute gelaunt war und suchten rasch das Weite.

Er selbst aber ging, sich wie stets weder von der dunklen Wolke über Dracos Stirn noch von seiner gefürchteten spitzen Zunge abschrecken lassend, scheinbar gelangweilt auf den Blonden zu und setzte sich in einen der benachbarten Sessel.

„Dray", sagte er wie zur Begrüßung, und in dieser einen Silbe ließ er wie stets die Frage nach dem Befinden des Anderen mitschwingen sowie das implizierte Erkunden danach, ob der Malfoy-Erbe seine Gegenwart ertragen wollte.

„Zabini", erwiderte Draco kurz und gab dem Italiener damit die Erlaubnis, sich weiter in seiner Nähe aufzuhalten. Hätte er es anders gewollt, so hätte er seinen Freund entweder ignoriert oder wütend angefahren, so aber zeigte nur die Nutzung von Blaise' Nachnamen, dass er tatsächlich nicht gerade bester Stimmung war. Blaise nahm all diese Informationen wie selbstverständlich auf, kuschelte sich etwas tiefer in seinen Sessel und streckte seine Beine aus, dabei Draco wie aus Versehen anstoßend. Der Blonde schüttelte unmerklich den Kopf und starrte weiterhin grübelnd ins Feuer, woraufhin Blaise kurz nickte und die Augen schloss. Anscheinend konnte oder wollte Draco den Grund seiner Missstimmung nicht im Gemeinschaftsraum ausbreiten, und so würde er sich eben gedulden. Ihre Freundschaft war noch sehr fragil und beruhte eigentlich nur auf ihrer beidseitigen Rücksichtnahme und Vorsicht. Sich so zu verhalten, gleichzeitig noch Slytherin zu sein und im Haus selbst auch noch als Führungsperson anerkannt zu werden verlangte eine Menge von Andeutungen und indirekten Fragen, und die beiden hatten diese Technik perfektioniert. Blaise glaubte kaum, dass es je andere Schüler in Slytherin gegeben hatte, die so eng miteinander befreundet waren wie er und Draco, es aber gleichzeitig so gut verhehlen konnten. Es war eine schwierige Kunst, die vermutlich bei den meisten schon deshalb nicht gelang, weil sie das, was er gerne als das „Wesen des wahren Slytherin" bezeichnete, einfach nicht verstanden hatten. Slytherins hatten im allgemeinen Sinne keine „Freunde" - sie hatten Verbündete, Anhänger oder Führer. Draco beispielsweise war eigentlich der Führer der Slytherins, ihr ungekrönter Prinz, und in dieser Stellung war es ihm praktisch nicht möglich, wahre Freunde zu haben ohne dadurch an Respekt zu verlieren. Schon allein deswegen legte der Blonde so großen Wert darauf, möglichst wenig über sein wahres Ich an die Oberfläche kommen zu lassen um sich nicht verletzlich zu machen.

Die 180°-Wende bezüglich seiner Zugehörigkeit zu den Todessern war daher niemandem im Haus bekannt, mal von Blaise abgesehen. Es war einfach zu gefährlich, man konnte sich in einem Schlangennest unmöglich einen Moment der Schwäche erlauben, vor allem nicht wenn man ein Idol war – nichts war schließlich unterhaltsamer, als den Fall eben jenes Idols mit zu verfolgen. Und als Draco heute mittag von Dumbledore in sein Büro gebeten worden war, hatte sich der Italiener sofort seinen Teil gedacht. Es war ja erst wenige Wochen her, dass Draco sich dem Schulleiter wirklich offenbart hatte und es war mit einer Art Eingangstest von den Motiven des Malfoy-Erben zu rechnen. Was auch immer Dumbledore allerdings wohl verlangt hatte, war anscheinend mehr, als Draco eigentlich bereit war zu geben. Das konnte nur eins bedeuten, wenn er die Gerüchte, die in den letzten Stunden die Runde gemacht hatten, miteinbezog.

„Potters Familie will ihn wohl diesen Sommer nicht aufnehmen", sagte er wie nebenbei und legte die Beine hoch, dabei seinen Freund aus den Augenwinkeln heraus betrachtend, „sogar Muggel werden schlauer, man glaubt es kaum."

Draco zog kurz seine Augen zusammen, für alle anderen nicht weiter von Bedeutung, für Blaise allerdings schon eine Bestätigung seiner Theorie. „Ich bemitleide das arme Wesen, das sich mit dem Vorzeige-Gryffindor den Sommer versüßen darf", antwortete er bloß und erntete dafür von einigen Lauschern ein kleines Lachen, während der Italiener leicht süffisant grinste.

„Und ich erst", bestätigte er und zog seine Augenbraue hoch, woraufhin sich die silbernen Augen seines Freundes kurz strafend in seine bohrten.

Somit hatte er seine Antwort: Dumbledore wollte wohl, dass Draco mit Harry die Ferien verbrachte. Das konnte nur in einer Katastrophe enden.

Ohne weiter auf die restlichen Schüler im Gruppenraum zu achten, stand er auf und machte sich auf den Weg in das Zimmer, das er mit Draco teilte. Er war sich ziemlich sicher, dass der Blonde ihm bald folgen würde nachdem er ein entsprechendes Maß an Bissigkeit und Sarkasmus gezeigt und damit seine Position als Oberhaupt des Hauses bestätigt hatte. Blaise seufzte leise und schüttelte den Kopf. Auch für all den Respekt, der ihm entgegen gebracht wurde, oder die Macht, die der Blonde offensichtlich über den Rest des Hauses hatte, hätte er nicht mit Draco tauschen wollen. Lieber lebte er sein Leben etwas mehr im Schatten, sponn seine eigenen Intrigen und blieb dabei unbehelligt.

Mit einer eleganten Bewegung seines Zauberstabs entfachte er ein kleines, fröhlich knisterndes blaues Feuer, für das er, falls es die falschen Leute sahen, wegen der Farbe für die nächsten Monate gemieden werden würde. Slytherin war schließlich grün bis aufs Blut, und seine leichte Manie für Blau würde niemanden besonders interessieren.

Einzig Draco ließ es zu, dass Blaise ab und an die Flammen anders tönte als gewöhnlich, und falls er bemerkte, dass der Farbton ziemlich nah an das eisige Silberblau seiner Augen herankam, so erwähnte er es nicht.

Kurze Zeit später öffnete sich die Tür erneut, und wie nicht anders zu erwarten war betrat der jüngste Malfoy-Spross den Raum. Seine Augen wanderten kurz zu dem Feuer und ein ironisches Funkeln legte sich in seine Augen, ehe er die Tür hinter sich verschloss und mit einem Zauber versiegelte. Diese Maßnahme war in Slytherin Standard – man vertraute niemandem, nicht mal seinen Mitbewohnern. Deswegen wurden des Nachts meist auch noch um die Betten Zauber errichtet, damit man ungestört schlafen konnte und am nächsten Morgen nicht mit einer Nase aufwachte, die doppelt so groß war wie am Vortag. In Slytherin zu sein bedeutete einen ständigen Kampf und nichtendenwollende Konkurrenz, die schon mit dem ersten Tag begann. Schon ein ums andere Mal hatte sich der Italiener still bei seinen Eltern dafür bedankt, dass sie ihn zumindest mit seinem guten Aussehen gesegnet hatten, das ihn vor allem im ersten Jahr den größten Stress vom Hals gehalten hatte. Draco hatte da ähnliches Glück gehabt, doch zu seinem fast zu perfekten Aussehen kam auch noch sein anerzogener Malfoy-Stolz, der ihn von vornherein von den restlichen Slytherins abgehoben hatte. Wahrscheinlich würde Draco immer noch als Slytherin-Prinz gelten, selbst wenn er das wenig anziehende Aussehen von Goyle hätte, allein durch sein Wesen.

Das alles schoss Blaise in den wenigen Sekunden durch den Kopf, die der Blonde benötigte um die notwendigen Zauber auf ihr Zimmer zu legen und seine Robe über die Stuhllehne zu hängen, damit er die Ärmel seines dunkelgrünen Hemdes leger hochkrempeln konnte. Mit dem immer präsenten Ausdruck von gelangweilter Coolness ließ er sich in der Nähe des Feuers auf den Boden gleiten und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf.

Blaise beobachtete ihn eine Weile, ehe er sich räusperte und den Kopf schief legte. „Potter also", stellte er fest, woraufhin der Blonde leicht sein Gesicht verzog, jedoch kurz nickte. Blaise lächelte leicht.

„Wo?"

„Snape Manor", sagte Draco düster, woraufhin der Italiener leicht seine Fassung verlor.

„Snape Manor?! Aber Snape ist doch...", begann er stockend, ehe ihm langsam die Erleuchtung kam. Snape mochte in ganze Slytherin als bekennender Todesser gelten, aber anscheinend war er auch Mitglied des Ordens. Draco hatte das offensichtlich gewusst, ihm aber nichts gesagt. Kurz wallte Enttäuschung in ihm auf, die er aber rasch wieder unterdrückte. Der Andere war bloß vorsichtig, was durchaus begründet war – schließlich hatte er sich bisher weder für die eine noch für die andere Seite entschieden, auch wenn ziemlich klar war, was er tun würde. Diese Entscheidung hatte sein Herz schon vor ziemlich langer Zeit getroffen: Er würde da sein, wo auch immer Draco war.

„Snape ist mein Patenonkel, von daher werden meine Eltern nichts dagegen haben", erklärte Draco knapp, „sie werden von dem anderen Hausgast nichts wissen – niemand wird etwas davon wissen, bis auf unser verehrtes Goldenes Trio und den Orden. Und vom Orden weiß niemand, dass ich noch da bin, nicht mal der Held der Zaubererwelt. Bisher. Nur ich, Snape und Dumbledore sind eingeweiht." Er machte eine kurze Pause und richtete dann seinen Blick auf Blaise. „Und du."

Eine kleine, unerwartete Welle der Dankbarkeit schoss durch seinen Körper und er musste mit Mühe ein glückliches Lächeln unterdrücken. Stattdessen zuckte er nonchalant mit den Schultern und erwiderte den Blick gelassen. „Und wieso du?"

Draco schnaubte und ein Ausdruck tiefster Ironie zog über seine Züge. „Ich bin, so unglaublich es auch sein mag, auf verquere Weise mit Potter verwandt. Ohne mich ist er nicht sicher." Er schüttelte den Kopf. „Ich spiele seinen Wachhund, aber glücklicherweise muß ich dafür nicht aktiv werden."

Blaise fragte nicht weiter sondern nickte bloß. Zwar verstand er nicht, wie Draco plötzlich mit Potter verwandt sein sollte, aber eigentlich spielte das auch keine Rolle. Die Details waren nicht wichtig, nur die Fakten zählten – sie waren schließlich Slytherins und nicht Problemforscher wie Ravenclaws. Mit einem kleinen, leicht fiesen Lächeln warf er Draco seinen Zauberstab zu, den dieser aus einem Reflex heraus fing. „Na dann schlaf besser mit dem Ding unterm Kissen, denn ich nehme stark an, dass Potter kein so angenehmer Zimmergenosse sein wird wie ich."

Dracos Züge wurden etwas weicher als er seinen Blick erneut auf Blaise richtete und ein leises Lächeln umspielte seine Lippen, als er in einem Ton, der dem Anderen einen langersehnten Schauer über den Rücken jagte, antwortete: „Das wäre auch schwer möglich."

Sie schwiegen beide, sich der gegenseitigen Anziehung durchaus bewusst, sich jedoch genauso der Unmöglichkeit ihrer Situation im Klaren. Eine Beziehung wäre einfach undenkbar, wenn sie ihre Stellung im Haus halten wollten, und noch dazu würden sie damit die einzige echte Freundschaft gefährden, die sie je erlebt hatten. Irgendwann stand Blaise auf, fuhr kurz sehnsüchtig durch das seidenglatte Haar des Blonden, und legte sich dann auf sein Bett. Schlaf fand er trotzdem nicht.