Disclaimer: Alles nicht meins, gehört alles Ron Moore und David Eick.

Die Versuchung

Misstrauisch starrten Lee, Kara und die Agathons auf das kleine, lilafarbene Viereck auf dem Tisch.

"Meint ihr wirklich, wir können es riskieren?" fragte Lee.

"Du bist der Commander, es ist Deine Entscheidung," sagte Karl und hob das kleine Päckchen leicht an.

"Also gut," sagte Lee und zog sein en Pullover straff. "Meldet sich jemand freiwillig?"

Karl sah an die Decke, während Sharon sich imaginäre Fussel von der Schulter wischte.

Kara tat so, als würde sie den Wartungszustand ihrer Fingernägel prüfen, bis sie merkte, dass Lee sie von der Seite ansah.

"Was?"

"Wir brauchen einen Freiwilligen," sagte Lee.

"Und?"

"Na ja, du meldest dich ja sonst auch immer freiwillig, und da dachte ich..."

"Lee... lass das mit dem Denken besser bleiben. Da kommt nichts Gutes bei raus."

Karl hatte schon den Mund geöffnet, um was zu sagen, als ihn etwas hart am Schienbein traf. Sharon lächelte ihn süss an.

"Komm schon, Kara. Du hasst doch gehört, was Cassie gesagt hat. Es ist nur Schokolade." Er schob die Unterlippe vor und sah Kara gespielt traurig an.

"Vergiss es, Lee, das zieht nicht."

Sharon verdrehte kurz die Augen. "Oh frak," sagte sie. "Manchmal bin ich echt froh, kein Mensch zu sein."

Entschlossen nahm sie das Viereck an sich und öffnete das lilafarbene Papier. Darunter kam ein silbernes Viereck zum Vorschein. Vorsichtig pellte Sharon die silberne Folie ab. Darunter kam etwas braunes zum Vorschein. Sharon hob das Viereck an ihre Nase und roch daran.

"Riechen tut's schon mal wie Schokolade."

Sharon atmete noch einmal tief durch, dann biss sie ein Stück der braunen Masse ab. Kara, Lee und Karl hielten den Atem an, als Sharon plötzlich aufhörte zu kauen und die Augen verdrehte.

"Sharon?"

Vorsichtig berührte Karl den Arm seiner Frau. "Alles okay?"

"Mehr als okay." Sharons Stimme klang merkwürdig. "Ich glaube, meine Geschmacksnerven hatten grade einen gewaltigen Orgasmus."

Lee, Kara und Karl sahen sich kurz an. Dann bewegten sich gleichzeitig vorwärts, um ein Stückchen Schokolade zu ergattern. Sharon sprang auf und drückte ihren neuen Freudenspender an sich.

"Meins!" Sie deutete auf den großen Pappkarton, den sie von einem Vertreter der Erddelegation als Geschenk bekommen hatten. "Da sind noch mehr drin."

Sie hielt die Schokoladentafel zwischen den Zähnen, als sie den Karton hochhob auf dem Tisch auskippte. Jede Menge Schokoladentafeln und -sehr zu Karls Freude- Lollis ergossen sich auf den Tisch.

Nach einem kurzen Moment des Staunens stürtzten sich die anderen drei auf die Süßigkeiten. Kara riss ihre Tafel auf und starrte sie verblüfft an.

"Ich glaub, meine ist schlecht," sagte sie. "Die ist ja ganz weiß."

Lee, der bereits ein großes Stück von seiner abgebissen hatte und glücklich drauf rumkaute, warf einen Blick auf die Verpackung.

"Da fteht daff eff weiffe Fopowade ift."

"Was heißt das übersetzt?"

"Laut Verpackung muss die Schokolade weiß sein. Ist wohl eine spezielle Sorte," sagte Karl und wickelte einen Lolli aus. Er bewunderte ihn einen Moment. Dann steckte er ihn in den Mund, schloss die Augen und lehnte sich zurück, während der Geschmack des Lollis sich in seinem Mund ausbreitete.

"Oh Ihr Götter, ich danke Euch."

Immer noch skeptisch brach Kara zunächst nur ein kleines Stück der weißen Schokolade ab und betrachtete es.

"Ich glaub es nicht," sagte Lee. "Die unerschrockene Starbuck hat Angst, ein kleines Stück Schokolade zu essen? Dass ich das noch erleben darf."

"Ich hab keine Angst!" protestierte Kara lautstark und steckte sich das Stück wie zum Beweis in den Mund. "Siehst Du?"

Mit einem trotzigen Blick in Lees Richtung begann Kara zu kauen. Sekunden später entspannte sich ihr Gesichtsausdruck.

"Oh Götter, das ist ja..."

"Besser als Sex?" beendete Sharon ihren Satz.

"Eigentlich wollte ich Ambrosia sagen, aber dein Vorschlag gefällt mir noch besser."

"Kommt drauf an, mit wem man es tut, stimmt's, Schatz?" fragte Karl mit Blick in Sharons Richtung.

Diese tätschelte sanft sein Knie. "Du hast vollkommen recht, Liebling. Du bist der Beste."

Karl grinste daraufhin stolz in Richtung Lee, während Sharon sich zu Kara drehte und die Augen rollte.

Kara ihrerseits biss erneut in ihre Schokolade, so dass niemand das Grinsen sehen konnte, dass sich grade auf ihr Gesicht schleichen wollte.

Schulterzuckend biss Lee in seine Schokoladentafel. Er schluckte die Schokolade fast ohne zu kauen runter. Zwei Minuten später hatte er die Tafel komplett aufgegessen und leckte sich sie Finger ab. Sharon und Kara waren nur geringfügig langsamer als er. Karl dagegen ließ sich ausreichend Zeit mit seinem Lolli.

"Das war des Beste was ich seit langem gegessen habe. Ich glaube ich könnte noch zehn essen," sagte Lee.

'Hah! Du?! Bestimmt nicht," lachte Kara.

"Wollen wir wetten?"

"Wenn Du zehn schaffst, schaff ich elf," tönte Kara und streckte ihre Hand aus. "Die Wette gilt."

"Pah," sagte Sharon, "ihr Zwei habt keine Chance gegen mich."

"Oh Bitte, wenn's um Toast geht vielleicht," schnaubte Kara grinsend, "aber bei Schokoladen verliert ihr Blecheimer."

"Das werden wir sehen. Ich bin dabei."

"Okay! Was ist mit Dir, Karl?" fragte Kara.

"Huh?" Karl, aus dessen Mund mittlerweile schon zwei Lollistiele ragten, sah hoch. Dann nahm er einen Lolli raus. "Nein, danke. Ich bleib bei meinen Lollis. Aber ich mach gerne den Schiedsrichter."

"Ha! Seht ihr, ich wusste, dass ich gewinne," sagte Sharon.

"Wie kommst Du drauf, dass ich parteiisch bin?"

"Weil du sonst die nächsten Wochen auf Handbetrieb umstellen musst."

"Vielleicht ist es doch keine so gute Idee, wenn ich den Schiri mache."

"Gut, dann zählen wir einfach die Verpackungen," schlug Lee vor. "Einverstanden?"

"Kein Problem," sagte Kara.

"Ich bin auch einverstanden," antwortete Sharon.

"Na gut, dann sag ich mal... LOS!"

Eine Stunde später führten Bill Adama und Saul Tigh zum x-ten Male eine Delegation von Politikern und Raumfahrtingenieuren durch die Galactica. Um etwas Zeit bei Erklärungen zu sparen, hatten die beiden Männer das gesamte Schiff nach den Prospekten und Führern gesucht, die gedruckt worden waren, als die Galactica in ein Museum umgewandelt werden sollte. Die Ingenieure hatten zusätzlich noch einen Bauplan mit Anmerkungen des Chefingenieurs erhalten.

"Als nächstes kommen wir zu den Unterkünften. Dort werden Sie auch einige unserer besten Piloten kennen lernen, unter anderem auch meinen Sohn Lee," sagte der alte Mann mit einem Anflug von Stolz in der Stimme. "Er ist der CAG auf diesem Schiff und mit Abstand einer der besten und diszipliniertesten Soldaten, die ich je gesehen habe."

In diesem Moment knallte eine Tür auf...

...und eine splitterfasernackte Kara Thrace stürmte laut johlend heraus und rannte genau auf die Gruppe zu, während sie ein mit Teddybärchen bedrucktes Paar Boxershorts über ihrem Kopf schwenkte.

"Bahn frei! Hi Papadama, bye Papadama! Freiheit für die Boxershorts! Jippieeeee!"

Automatisch wichen ihr alle aus und starrten ihr fassungslos hinterher.

Bill Adama war völlig geschockt. Kara hatte sich schon so einiges geleistet, aber das...

"Daaaaaad!" rief eine extrem fröhliche Stimme. Bill drehte sich um und befürchtete das Schlimmste. Was er sah schockierte ihn fast noch mehr als Blitzer-Kara.

Vor ihm stand Lee, der glücklicherweise nur sein Hemd ausgezogen hatten...

... aber stattdessen einen knallroten Spitzen-BH trug.

"Hidadhastdukaragesehensieistgrademitmeinenshortsabgehauenundichhabihrgesagtdasssieihrenlieblingsbherstwieder
kriegtwennsiedieshortswiederrausrücktabervielleichtauchdannnichtweilermirvielbesserstehtalsihrauchwennichihnnicht
braucheobwohlersichsehrangenehmanfühltaberjetztmussichlossiewiedereinfangenbevorsiedieshortsalsflaggeanihreviper
hängtichsehdichbeimessenbyedad!" sagte Lee ohne einmal Luft zu holen und stürmte davon.

"Das war ihr Sohn?" fragte einer der Politiker.

Bill antwortete nicht.

"Der ist Ihnen aber gut gelungen, Commander Adama," sagte eine Raumfahrtingenieurin mit einem begeisterten Unterton in der Stimme und einem anerkennenden Blick in den Augen.

"Würden Sie mich kurz entschuldigen?" presste Bill hervor und stürmte in das Quartier der Piloten, wo seine vier besten eigentlich in ihren Ausgehuniformen warten sollten.

Saul Tigh widerstand dem Drang, seinen Kopf wiederholt gegen die Wand zu donnern und schlug sich stattdessen mit der flachen Hand gegen die Stirn.

So eine verfrakte Scheiße. Da hab ich mir 'nen tollen Zeitpunkt ausgesucht um mit der Sauferei aufzuhören. Heute hätte ich mal Grund einen zu kippen.

Im Quartier der Piloten traf den armen Bill gleich der nächste Schlag.

Überall auf dem Fußboden lagen Schokoladenverpackungen, Kleidungsstücke und Federn. Eine arg mitgenommene Kissenhülle hing halb von einer der Kojen runter.

Und quer über dem Tisch in der Mitte des Raumes lag Karl Agathon, des irgendwie geschafft hatte, sich vier Lollis gleichzeitig in den Mund zu stecken.

"Was in Hades' Namen ist denn hier passiert?"

Karl drehte langsam den Kopf zur Tür und grinste Adama selig an, während er die Lollis aus dem Mund nahm.

"Oh hallo Boss. Schokolade?" Er hielt Adama eine Tafel hin. "Oder lieber einen Lutscher?"

"Wie wärs mit einer Erklärung??"

"Erklärung?"

"JA!" Bill musste sich zusammen reißen um nicht vor Wut zu schreien. "Zum Beispiel warum Starbuck hier vollkommen nackt durch Schiffs rennt und mit Unterhosen wedelt!"

"Ach sooooooooo. Ihr war nur warm, und sie meinte, dass die Unterwäsche nicht länger von Kleidung unterdrückt werden sollte."

Völlig fassungslos starrte Bill den jungen Mann an. Ihm kam ein schrecklicher Verdacht.

"Was habt ihr genommen?"

"Schokolade, Sir," sagte eine wehleidige weibliche Stimme hinter Bill. Er drehte sich um und blickte direkt in das leichenblasse Gesicht von Sharon Agathon. "Viel zu viel davon. Die Erddelegation hat uns doch ein Paket mit Schokolade zukommen lassen, und Lee," sie hielt kurz inne und hielt sich eine Hand vor den Mund, "Lee, Kara und ich sind auf die verfrakte Idee gekommen, ein Schokoladenwettessen zu veranstalten. Lee hat 12 Tafeln gefuttert, Kara zehn und ich acht."

Fast fielen Bill die Augen aus dem Kopf.

"Ihr habt zusammen DREISSIG Tafeln Schokolade gegessen?"

"Ja leider, Sir, Entschuldigen Sie mich." Sie presste wieder die Hand auf den Mund und rannte in Richtung Waschraum.

Kopfschüttelnd drehte Bill sich wieder zu Karl um.

"Wo kommen die ganzen Federn her?"

"Kissenschlacht."

"Kissenschlacht?"

"Yup!"

"Verstehe."

Rückwärts verließ Bill das Quartier und lehnte sich dort gegen die Wand.

Das ist kein Kampfstern, das ist ein Irrenhaus.

"Bill? Ich habe die Erddelegation an Dee übergeben. Sie bringt sie ins CIC. Ansonsten bliebe nur noch die Krankenstation, aber ich glaube nicht, dass die Delegation reif ist für Doc Cottle. Die Marines hab ich auch schon losgeschickt, um Starbuck und Apollo einzufangen."

"Sehr gut. Haben wir noch starken Alkohol?"

"Ich habe da noch eine Flasche Ambrosia."

"Davon werd ich nicht schnell genug betrunken."

"Ich besorg uns was von Chief Tyrols Hausbrand. Wir brauchen das heute. Dringendst!"