Schon wieder dieser Regen. Ich hasse ihn. Doch zum Glück bin ich bald weg hier, obwohl mir Osaka jetzt schon fehlt. Ja Osaka. Für mich die schönste Stadt in Japan, nein auf der Welt. Jedoch verließ ich sie. Aber ich hatte auch einen guten Grund dafür. Man bekommt ja schließlich nicht jeden Tag angeboten für ein Jahr studieren zu gehen an einer Schule in L.A.
Sein Vater hatte ihm den Platz dort besorgt, da er einige der Professoren dort kannte. Morgen um diese Zeit würde er im Flieger Richtung L.A sitzen. Komisches Gefühl, doch er freute sich drauf. Klar würde er alle seine Freunde vermissen. Shinichi, Ran, Kenji und seine Eltern, doch am Meisten tat sein Herz weh, dass er Kazuha alleine ließ. Als er ihr seine Entscheidung mitteilte schwieg sie zu erst, doch dann zeigte sich ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht, wobei er wusste, dass es kein ehrliches war. Nein sie war traurig und vielleicht sogar enttäuscht gewesen, das wusste er, denn sie kannten sich schon seit dem Kindergarten und es wäre ja echt peinlich, wenn er nicht wüsste, wie sie ticken würde.
Seufzend stand er von der Fensterbank auf, auf der er in der letzten Stunde gesessen hatte und ging nach unten.
„Oh hi mein Schatz.", grüßte ihn seine Mutter, wie immer fröhlich, anders kannte er sie nicht.
„Hey, ich geh noch mal zu Kazuha. Bis später.", antwortete er ihr, doch er konnte ihr lächeln nicht erwidern, denn ihm war nicht danach.
Mit einem Regenschirm in der Hand ging er vor die Tür und seufzte zum wiederholten Mal.
Gedankenverloren ging er durch die Straßen. Mittlerweile kannte er den Weg zu seiner Sandkastenfreundin auswendig und sogar im Schlaf würde er zu ihr finden.
Er stand vor dem Gartentor und sah, wie Kazuha gerade die Tür hinter sich schloss und ihren Schirm aufmachte.
„Huch, was machst du denn hier Heiji?", fragte sie ihn verblüfft.
„Ich wollte eigentlich zu dir, aber anscheinend hast du schon etwas vor. Kannst dich ja melden, wenn du mal Zeit hast und dir langweilig ist.", antwortet er ihr traurig und dreht sich weg, um den Weg zurück zu gehen.
„Bleib doch mal stehen! Ich hab nichts vor. Ich wollte nur einkaufen gehen, da ich heute alleine zu Hause bin, weil Papa arbeiten muss, wieder einmal.", erklärt sie ihm, nachdem sie ihm sanft aber doch bestimmend am Arm festgehalten hatte.
Ohne eine Antwort abzuwarten sprach sie weiter.
Heiji, ich weiß, dass es schwer für dich ist, hier wegzugehen. Doch wir alle freuen uns für dich. Du wirst dort an der Uni sicher viel lernen und wenn du nach Hause kommst, dann kannst du doch hier eine Detektei aufmachen und mir erzählen wie es dort war."
Langsam und mit gemischten Gefühlen drehte er sich um. Er sah in ihr fröhliches und aufbauendes Gesicht, doch die Trauer in ihren Augen konnte man deutlich erkennen. Für sie würde es am Schlimmsten sein, wenn er weg war.
Ohne auch nur weiter nachzudenken, ließ er seinen Schirm fallen und zog sie zu sich ran. Auch sie ließ ihren Schirm erschrocken fallen und erwiderte seine Umarmung. Sie merkte, wie ihr Tränen die Wange runter liefen.
Ja sie würde ihn vermissen, dass war ihr klar. Ihr Herz schmerzte als er ihr von seinen Plänen erzählte, doch als sie sein glückliches Gesicht sah, konnte sie nicht anders und musste auch lächeln. Damals dachte sie, dass er nicht gemerkt hatte, dass es nur gekünstelt war, doch in dem Moment, in dem er sie an sich zog, merkte sie, dass er sie damals schon durchschaut hatte. Sie wollte ihn nicht gehen lassen, wollte ihn hier bei sich behalten, ihm sagen, was sie für ihm empfand, doch es ging nicht. Er drückte sie so fest an sich, wie es nur ging. Er wollte sie für immer bei sich behalten, doch auch er wusste, dass es nicht ging. Sie vergrub ihre Finger in seiner Jacke und weinte, weinte all den Schmerz und Enttäuschung aus sich raus.
„Kazuha?", flüsterte er ihr nach einer zeit ins Ohr.
„J…Ja?", flüsterte sie ebenso leise zurück, doch sie konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht unterdrücken, was ihn dazu trieb sie noch fester an sich zu drücken.
„Warte auf mich.", bat er sie.
„Ich werde immer auf die warten.", flüsterte sie, doch es war ein Versprechen, was sie nie vergessen würde und auch halten würde.
Sie ließ ihn los, schaute ihn ein letztes mal an, stellte sich auf Zehnspitzen und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund, dann drückte sie ihn noch mal und sagte:
„Ich werde genau hier auf dich warten, hörst du? Bis in ein Jahr. Leb wohl.", sagte sie und lief zurück in Richtung Haus. Als sie die Tür hinter sich schließen wollte wurde sie noch einmal zurück gerufen.
„Kazuha!", es war Heiji, der sie rief.
Verwundert schaute sie ihn an.
„Nicht ‚Leb wohl', auf Wiedersehen!", sagte er leise, aber bestimmend und doch wusste er, dass sie ihn gehört hatte.
Sie nickte verstehend und schloss die Tür hinter sich.
