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Die Nachricht von Glenns Tod hatte Donna in tiefe Depressionen stürzen lassen. Zumindest wurde er seit einigen Tagen als tot geglaubt, obwohl niemand genau wusste ob dies der Wahrheit entsprach. Das Einzige was die Gemeinde wusste war die Tatsache, dass er es nicht geschafft hatte aus dem Ort zu entkommen, bevor die Beißer-Horde eintraf. Funkverbindung bestand auch keine mehr, weshalb der Glaube in der Gemeinde gewachsen war, dass Glenn nicht mehr unter den Lebenden weilte.
Es war daher keine direkte Nachricht, doch ließen diese Umstände kaum Raum für naive Hoffnungen. Wie hätte er unbemerkt durch die Horde von Beißern zurück nach Alexandria kommen sollen? Dass Nicholas ebenfalls als vermisst und tot geglaubt wurde, störte Donna und auch viele andere aus der Gemeinde nicht weiter. Immerhin hatte er kurz zuvor, außerhalb des Zauns, versucht Glenn zu töten oder ihn den Beißern zu überlassen. Aus diesem Grund war es um ihn nicht sonderlich tragisch gewesen.
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Es war noch nicht mal zwei Monate her, dass Glenn und sie sich gefunden hatten und Donna auf Grund der Liebe zu ihm endlich aus sich herausgekommen war. Dank Glenn und seiner Liebe, hatte sich Donna getraut wieder Freundschaften aufzubauen und Menschen in ihr Leben zu lassen. Tag für Tag war die Angst vor einem Verlust weniger geworden und beinahe vollkommen verschwunden. Es gab oft Gespräche mit ihm, in denen er ihr stets versicherte, dass sie hier in Alexandria sicher waren und sie keine Angst mehr haben bräuchte. Hier würde jeder auf den anderen aufpassen.
Allerdings wurde diese Angst wieder geschürt, als Nicholas versuchte Glenn zu töten. Trotz der aufkeimenden Angst hatte sie versucht diese zu verdrängen und ließ zu, dass die Menschen weiterhin einen Weg in ihr Leben fanden.
Jetzt wo Glenn, so wie es schien, nicht mehr unter den Lebenden war, hatte sie begonnen den Sinn von allem anzuzweifeln. Nicht in Bezug auf die Gemeinde und Alexandria, jedoch in Bezug auf ihr eigenes Dasein. Sie war schon einmal an diesem Punkt gewesen, an dem sie weder ein noch aus wusste. Zum damaligen Zeitpunkt waren ihre Eltern von Beißer und ihre jüngeren Geschwister von Kannibalen gefressen worden. Zu dieser Zeit hatte Donna ebenfalls an dem Sinn ihres Lebens gezweifelt und sah sich oft an der Grenze zum Suizid stehen. Erst das Treffen mit Aaron und die Ankunft in Alexandria hatten ihr neuen Lebensmut gegeben.
Nun stand sie jedoch erneut an dieser Grenze, dieses Mal sogar noch mehr als damals.
Mit ihren Eltern und Geschwistern hatte sie versucht einen Ort wie Alexandria zu finden und hier zu überleben. Alles schien endlich wieder Sinn zu ergeben und sogar schön zu werden, als sie auf Glenn traf und sie zueinanderfanden. Er gab ihr das Gefühl angekommen zu sein und endlich wieder ein Zuhause zu haben. Mit ihren zweiundzwanzig Jahren war Donna weiß Gott kein kleines Kind mehr, doch ihre Familie und ein Zuhause hatten ihr stets alles bedeutet. Außerdem war sie oft noch so unbedarft, ein wenig kindisch und einfach lebensfroh gewesen. Sie war bis zum bitteren Ende das kleine Mädchen ihrer Eltern geblieben und das obwohl sie eine kleine Schwester hatte. Glenn gab ihr ein ähnliches Gefühl, wie ihre Familie damals. Für ihn war Donna sein kleines Mädchen, sein Ein und Alles, dem er, trotz der düsteren Welt drum herum, ein Zuhause bieten und sie immer beschützen wollte.
Der Kampf mit den Beißern und anderen Menschen war Donna nicht fremd und im Laufe der Zeit war sie gut im Kampf geworden, doch Glenn schien ihr zerbrechliches Wesen, in ihrem Inneren nur zu deutlich zu erkennen und hatte ihr versprochen sie vor weiteren bösen Dingen zu beschützen.
Dieses Verhalten hatte Donna früher immer nur in Büchern und Comics gelesen, sowie in Filmen und Serien gesehen. Sie hatte dies jedoch immer nur als einen Mythos zwischen Mann und Frau abgestempelt. Umso überraschter und verlegener hatte sie die Tatsache gemacht, dass Glenn ihr genau diese Seite zeigte und damit den Mythos für sie Wirklichkeit werden ließ. Jetzt war das alles jedoch nur noch eine bittersüße Erinnerung. Ihr geliebter Glenn war fort und es wirkte nicht so, dass er noch am Leben war.
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Seit Glenns Fernbleiben war alles was Donna tat in ihrem Bett zu liegen und zu schlafen. Wenn sie nicht gerade schlief, dann lief sie wie eine leere Hülle ihrer Selbst durch das Haus, trank etwas und verschwand wieder im Bett. Manchmal geschah es sogar, dass sie sich duschte und das Haus verließ. Jedoch endeten solche Ausflüge nur damit, dass sie irgendwo weinend im Grünen saß oder Deanna darum bat Alexandria verlassen zu dürfen, um nach Glenn zu suchen.
Nicht selten eskalierten diese Bittgesuche bei Deanna, wobei es dann Maggie, Rosita oder Carol waren die Donna wieder beruhigten und sie nach Hause brachten. Im Nachhinein taten Donna ihre Ausraster Deanna gegenüber dann immer furchtbar leid, wobei diese sehr nachsichtig mit ihr war und ihr jedes Mal sofort verzieh. Sicher wusste Donna, dass sie ebenfalls ihren Mann verloren hatte, doch Deanna wusste, dass ihr Gatte verstorben war. Bei Glenn nahm es die Gemeinde nur an, denn bestätigen konnte es keiner.
Auch an diesem Mittag lag Donna, wie so oft in ihrem Bett. Sie war vor einigen Minuten wach geworden und hatte wieder diesen Traum gehabt. Beinahe jedes Mal träumte sie davon, dass Glenn zurück nach Alexandria kam. Am Leben und bis auf ein paar Schrammen, vollkommen unverletzt. Heiße Tränen kullerten über ihre Wangen, obwohl Donna mittlerweile der Überzeugung war, dass sie kaum noch Tränen zum Weinen hatte. Unglücklich starrte sie durch ihre tränenverschleierten Augen vor sich hin und konnte nicht anders als an Glenn zu denken.
Die Ungewissheit quälte sie ungemein und das Verbot von Deanna, dass sie ihn nicht suchen durfte zermürbte sie noch viel mehr. Ihr Herz trauerte um den Mann, den sie so sehr liebte, doch ihr Verstand glaubte noch daran, dass er irgendwo da draußen war. Langsam begann sie wieder in einen Halbschlaf zu fallen, bei dem sich eine Idee in ihrem Kopf formte. Eine Idee, die rasch zu einem Vorhaben wurde.
Schlagartig war Donna hellwach, setzte sich in ihrem Bett auf und sah zum Fenster des Schlafzimmers hinaus. Die Sonne strahlte, wie zum Hohn, in ihrer schönsten Pracht, die Vögel zwitscherten ihre Lieder und eine warme Brise zog durch das Schlafzimmer. Ihre Gedanken kreisten um ihren geliebten Glenn und um ihr neues Vorhaben, wobei ihr beinahe schwindelig wurde. Das Vorhaben wurde zu einem handfesten Plan, weshalb die junge Frau rasch aus dem Bett stieg und an ihren Kleiderschrank ging. Sie nahm sich frische Kleidung aus diesem heraus und verschwand im Badezimmer, wo sie sich ausgiebig duschte. Während dieser Dusche überlegte sie, wie sie am besten und vor allem ungesehen aus Alexandria verschwinden könnte. Es war ihr vollkommen egal was Deanna sagte, denn Donna war sich sicher, dass sie einen Suchtrupp zusammengestellt hätte, wenn es hierbei um ihren eigenen Mann gegangen wäre.
In der Küche sammelte Donna so viel Proviant zusammen wie sie es als nötig erachtete, während sie sich nebenbei stärkte und sich für die Suche ausrüstete. Ihre Halterung mit dem Messer hatte sie um ihren Oberschenkel gebunden, während sie ein zweites Messer in der Seitentasche ihrer dunkelblauen Stoffjacke verstaute. Sie richtete ihre schwarzen Jeans, stopfte den Saum ihres weißen Tops in diese und zog sich ihre Jacke über. Ihr dunkelbraunes Haar, was man nur als dunkelbraun erkannte, wenn man genau hinsah oder es von hellem Licht beschien wurde, hatte sie zu einem strengen Zopf gebunden, wobei ihr dennoch einige Strähnen ins Gesicht fielen. Donnas hellbraune Augen waren voller Entschlossenheit und diese würde sie sich auch von niemanden nehmen lassen.
Sie würde Glenn suchen und nicht aufhören bis sie ihn gefunden hatte. Tot oder lebendig.
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