1. Der Jahrmarkt
Eragon stand schweigend auf der Mauer der Stadt, nach der großen Schlacht hatten die Varden sich zurückgezogen. Überall wurde gefeiert, nur ihm und Saphira war nicht danach zu Mute. Ein Drache ist geschlüpft und dann müssen wir gegeneinander Kämpfen,grummelte Saphira vor sich hin. Was sollte er denn sagen, er würde gegen seinen Bruder Kämpfen müssen. Es störte Eragon kaum noch, dass durch seine Adern Morzans Blut floss, dafür konnte er nun einmal nichts, aber gegen seinen eigenen Bruder kämpfen zu müssen, war etwas ganz anderes.
Dann war da noch Roran, kaum eine Minute ließ sein Cousin ihn in Ruhe, natürlich verstand Eragon, was in ihm vorging, aber sein Cousin übersah ein wichtiges Detail. Katrina lebte noch, konnte das nicht eigentlich nur eines bedeuten, sie liefen direkt in eine Falle. Was Roran nicht verstand, war, dass man um so eine Situation gut zu überstehen, einen guten Plan brauchte. „Du machst dir schon wieder Sorgen", erklang Nasuadas Stimme hinter ihm. Eragon wirbelte herum. Einen Augenblick lang überlegte er, was er antworten sollte, doch dann nickte er einfach nur. Die Herrin der Varden warf einen Blick auf Saphira. „Vielleicht solltet ihr beide euch ein wenig ablenken, bevor ihr euch in die nächste Schlacht stürzt." Ein sachtes Lächeln legte sich über ihre Lippen. „Ich habe gehört, dass ein Jahrmarkt in die Stadt kommt, die Spielleute haben wohl einen großen Bogen um das Schlachtfeld gemacht. Doch nun sind sie hier. Lasst euch ein wenig ablenken. Nehmt Arya mit, seht euch alles an." Eragon und Saphira tauschten einen unschlüssigen Blick. Eigentlich hatte weder der Drache noch ihr Reiter Lust auf derartiges. Doch Nasuada ließ nicht locker. „Wenn es sein muss, befehle ich es euch auch." Warum nicht, grummelte Saphira. Sehen wir uns an, wie sich normale Menschen verrenken um besonders zu sein. Eragon seufzte kaum hörbar. „Wenn du es befiehlst, können wir wohl kaum nein sagen." Doch ein wenig freute er sich auf die willkommene Abwechslung, ob Arya sie wohl begleiten würde.
Zu Eragons großer Überraschung brauchte er nicht lange um Arya zu überzeugen. Er vermutete sogar, dass Nasuada mit der Elfe gesprochen hatte. Die Spielleute hatten ihren Jahrmarkt vor den mauern der Stadt aufgebaut. Auf Podesten erzählten Geschichtenerzähler ihre Legenden. Feuerspucker und Schwertschlucker, verzauberten die Surdaner, auf ihre ganz eigene Art. Die Menschen machten Saphira überall Platz, obwohl die Wege eng waren, kam die Drachendame überall problemlos weiter, wenn sie es gewollt hätte, hätte sie auch mitten in der Menge stehenbleiben können und niemanden hätte es gestört. Doch noch hatte sie nichts entdeckt, was sie interessierte. Arya und Eragon hatten sich hier und dort einige der Spielleute angesehen, doch auch ihr Interesse hatte bis jetzt noch niemand geweckt. Doch dann blieben sie doch stehen. Dann blieb Arya doch stehen. Sie sah einer jungen Frau zu, die zur Musik tanzte. Ihre Bewegungen erinnerten Eragon ein wenig an den Abend der Blutschwurzeremonie. Saphira hob ihren Kopf um ebenfalls zu sehen, was ihr Reiter sah. Die junge Frau, die sie dort sah, war nicht sehr groß, vielleicht einen halben Kopf kleiner als Eragon. Sie wirkte sehr blass, hatte flammendrote, wilde Haare und ungewöhnlich grüne Augen. Mit jeder einzelnen Bewegung schien sie ihr Publikum mehr in den Bann zu schlagen. Doch das war es eigentlich nicht, was Saphira interessierte. Der Blick der Drachin fiel auf die Kette, die das Mädchen trug. An einem ledernen Band hing etwas, dass man auf den ersten Blick für einen Edelstein halten konnte, doch Saphira sah das anders. Eragon, entfuhr es ihr aufgeregt.Sie trägt ein Stück der Schale eines Dracheneis um den Hals. Die Drachin drängte Vorwärts und stieß dabei einige umstehende zur Seite. Das Mädchen hielt sofort inne und starrte Saphira an, die immer weiter auf sie zu kam. Sie schien nicht erschrocken, nur ein wenig überrascht, im nächsten Augenblick, wandte sie sich um und rannte davon. Schnell hatten sie sie aus den Augen verloren und auch der Musikant war verschwunden. „Bist du dir sicher?" Ich weiß was ich gesehen habe, fauchte Saphira ihn an. Eragon nickte seufzend: „Es dürfte unmöglich sein sie in diesem Gedränge zu finden." Die Drachin knurrte nur zustimmend
Noch als sie schon lange in ihren Gemächern waren, ging Saphira dieses Mädchen nicht aus dem Kopf, sie war sich sicher, dass die Kette die sie trug, ein Stück eines Dracheneis war. Doch wo sollte jemand wie sie es her haben. Die Drachin konnte es sich einfach nicht erklären. Sanft kuschelte Eragon sich an sie. „Ich verspreche dir, wir werden sie morgen suchen gehen."
Unter normalen Umständen wäre ein Mädchen wie dieses wohl aufgefallen. Eragon rief sie sich ins Gedächtnis. Sie war hübsch, die roten Haare, die grünen Augen. Sie hatte einen bunten Rock getragen und eine einfache Bluse. Eragon hoffte, er würde sie wieder finden, schon allein, damit es seiner schönen, wieder besser ging, doch er zweifelte.
