Disclaimer: „Die Tribute von Panem" samt all ihrer Charaktere gehören Suzanne Collins – der ich wirklich dankbar bin, dass sie uns diese wundervolle, grausame Welt erschaffen hat.
Ist irgendjemand der Meinung, dass es uns an deutschen Cato/Clove-FFs fehlt? Wenn ja, dann seid ihr hier genau richtig. Wenn nicht, gebt mir vielleicht trotzdem eine Chance.
Vorweg, weil ich selber es immer wichtig finde: Meine Geschichte haben nie (wirklich nie) Sad Ends. Das bedeutet nicht, dass es immer ein Happy End gibt, aber es gibt niemals ein Sad End.
Der Schreibstil ist nahe an Catos Wesen gehalten, er wird sich verändern, wie auch Cato sich verändert. Entschuldigt eventuelle Fehler, die Geschichte wird nicht beta gelesen und mein Auge mag einiges übersehen.
Interesse an einer Fortsetzung? Dann wäre ich für ein Review dankbar.
Liebe Grüße
Liz
Kaltblütig verloren
I
Er ist zehn und ungewöhnlich stark für sein Alter.
Andere Kinder dürfen erst ab zwölf Jahren an den Trainings teilnehmen, nur er steht bereits jetzt zwischen ihnen und müsste breit über sein Glück grinsen, wenn er nicht so damit beschäftigt wäre, sein grimmes Starren aufrechtzuerhalten.
Lässig, wie es nur ein zehnjähriger Junge kann, schwenkt er sein Kurzschwert in der Hand, bevor er mit einem schnellen Schlag den Kopf der Strohpuppe von ihrem Rumpf trennt. Fast findet er es schade, dass kein rotes Blut hervor spritzt, sondern nur gelbe Strohhalme aus der Puppe quirlen.
Misstrauisch beäugt er die anderen Kinder. Schwächlinge. Sein Schwert würde schneller in ihren Herzen stecken als sie seinen Namen sagen könnten. Aber er weiß, dass er erst zehn ist und seine Zeit noch nicht gekommen ist.
Denn er ist Cato und er wird die Hungerspiele gewinnen.
…
Er ist zwölf und auf dem Weg, der Beste zu werden.
Schon jetzt zeigt sich seine Stärke. Größer als die anderen seines Alters, schneller, stärker, tödlicher.
Er zuckt nicht mit der Wimper, als er sein Schwert aus dem noch zuckenden Körper des Mannes herauszieht. Schwallweise sickert Blut aus dem Einstich. Der Mann röchelt, windet sich, bevor sein Herz aufgibt. Mitleidslos starrt Cato auf den zusammengesackten Körper vor ihm, bevor er sein Schwert an der braunen Tunika seines ersten Opfers abwischt.
Selbst die zum Tode verurteilten Verbrecher sind in Distrikt 2 noch zu etwas gut.
Die warmen Farben des Sonnenunterganges tauchen den Wald in ein warmes Licht. Unruhig bewegt er sich zwischen den Bäumen, über den weichen Waldboden, immer vorwärts. Es sind nicht die wimmernden Augen des Mannes, das hoffnungslose Flehen, das ihn verfolgt. Wie sollte es ihn auch verfolgen? Er hat ein schwarzes Herz, ein kaltes Herz – gar kein Herz, wie viele sagen. Sie denken, er würde es nicht hören, wenn sie leise von ihm reden, doch er hört alles. Er hört, wie sie ihn loben und preisen, er werde dem Distrikt viel Ehre bringen. Und er hört, wie sich selbst die alten Tribute, die Gewinner, hinter seinem Rücken vor ihm fürchten. Wie sie seinen Namen wispern, als wäre er verboten. Es ist ihre Angst, er kann sie fühlen, und sie gefällt ihm.
Denn er ist Cato und er wird die Hungerspiele gewinnen.
…
Er ist vierzehn und niemand kann ihm mit dem Schwert das Wasser reichen.
Er führt seine Waffe, als wäre sie ein Teil von ihm. Oh ja, sie ist ein Teil von ihm. Und seit dem kleinen Unfall vor wenigen Monaten trainiert er alleine mit ihr – es kann ihm ja doch keiner mehr standhalten, und Loberion, der es als letztes versuchte, wird seinen Schwertarm nun nie wieder benutzen. Ein unglückliches Versehen, versteht sich, doch Cato weiß, dass sie alle von nun an ein noch wachsameres Auge auf ihn haben.
Er ist vierzehn und er weiß, dass er in der Arena Verbündete braucht. Und so fängt er an, seine gutes Aussehen und seinen Charme zu benutzen. Und da er von nun an alleine trainiert und die Menschen zu schnell vergessen, ja viel zu schnell vergessen, fangen die anderen zukünftigen Tribute an, ihn zu mögen, ihn zu achten, ihn zu respektieren, nicht nur, weil er schnell und stark und tödlich ist, sondern weil er witzig ist, weil er gut aussieht, weil er der geborene Anführer ist.
Dass er sich des Nachts vorstellt, wie er in der Arena ihre Kehlen aufschlitzt, das wissen sie nicht.
…
Er ist noch vierzehn, als er sie zum ersten Mal sieht. Sie ist eine der Neuen und sie sieht noch schwächer und noch kleiner und noch zierlicher aus als der Rest von ihnen. Doch als er spät des Nachts die Trainingshalle betritt und sie dort alleine antrifft und seine Schritte laut durch den Gang hallen, da ist er froh, dass er das auf ihn zufliegende Messer schnell genug sieht, sonst läge er wohl genauso da wie die Strohpuppe, hübsch und tot mit einem Messer genau zwischen den Augen.
„Verzeihung."
Ihre Stimme klingt nicht wie die der anderen Mädchen, sondern heiser und belustigt, als würde sie sich dafür entschuldigen, ihn versehentlich angerempelt zu haben. Er zieht das Messer hinter sich aus der Wand und wirft es ihr zu und sieht, wie sie es lässig auffängt und zu den anderen Messern an ihren Gürtel steckt.
„Schon mal jemanden damit getroffen, Kleine?"
„Ich treffe mein Ziel immer." Sie zieht ein weiteres Messer aus der Strohpuppe, bevor sie sich wieder zu ihm umdreht und ihn – ja, und ihn angrinst. „Wenn ich es will."
Als er nicht antwortet, sondern nur schweigt und sie beobachtet, spricht sie weiter. „Aber wer würde schon unsere nächste große Hoffnung auf den Sieg umbringen wollen?"
Sie steht so dicht vor ihm, dass er die Sommersprossen auf ihrer Haut erkennen kann. Sie ist so klein, dass sie ihm gerade bis zur Brust reicht und er fragt sich, wie in alles in der Welt die Oberen die Idee haben konnten, jemand wie sie könnte eines Tages die Spiele gewinnen.
Als er sich schließlich dabei ertappt, wie er sich mehr Gedanken um das kleine Mädchen macht und weniger Sorgen um den Ruhm seines Distrikts, tritt er schnell einen Schritt zurück. Seine Stimme ist noch kälter als sonst, als er sie nach ihrem Namen fragt.
In tiefster Nacht, im künstlichen Licht der Trainingshalle, legt sie ihren Kopf etwas schief und schaut ihn aus schwarz wirkenden Augen an. In einer fließenden Bewegung greift sie eines ihrer Messer, lässt es rückwärts über ihre Schulter auf die Trainingsattrappe zufliegen.
„Ich bin Clove. Ich werde die Spiele gewinnen."
Unnütz zu sagen, dass das Messer direkt ins Herz trifft.
