Liebe Leserinnen und Leser, seit langer Zeit wage ich mich einmal wieder mit einer Fanfiction an die Öffentlichkeit. Das ist ein Oneshot - aber vielleicht fällt mir noch ein wenig mehr dazu ein? Ich freue mich über Eure Feedback.
Disclaimer: Bond gehört mir leider nicht, sondern dem großartigen Ian Fleming und MGM.
Zeitpunkt: Post-Skyfall.
Ein Prolog im Winter
Das Mädchen lag mit verdrehten Gliedern rücklings im Schnee, der im schwachen Licht der nahen, nächtlichen Straße mit der Intensität von tausend Diamanten funkelte. Glasscherben sprenkelten ihren Körper, unter dem sich langsam eine Lache bildete, die rot sein musste, aber schwarz wirkte, wenn man aus der Höhe des soeben von ihrem Körper durchbrochenen Fensters darauf blickte. Eine Märchenallegorie der morbiden Art.
Bond wandte sich ab und ließ seine Walther in das Holster unter seinem Arm zurück gleiten. Sein Pulsschlag flachte auf das gewohnte Maß ab. Die Scheinwerfer eines leise auf der Straße vorbeigleitenden Wagens beleuchteten den Flur im ersten Stock des kleines Vororthauses, so unauffällig und anonym wie alle anderen Behausungen in diesem Stadtteil Londons, der in den Zeiten des industriellen Revolution aus dem Boden gewachsen war.
Bonds eigentliches Ziel lag im Wohnzimmer und hatte keinen Widerstand geleistet, als Bond ihn exekutiert hatte. Für Quantum zu arbeiten und dann noch im MI6-Hauptquartier für eine Untersektion verantwortlich zu sein – für einen flüchtigen Moment fragte sich Bond, was den Mann wohl dazu getrieben haben mochte. Doch solche Fragen und ihre Antworten waren nicht seine Aufgabe. Sein eigentlicher Auftrag war eindeutig gewesen. M neigte selten dazu, eine Exekution direkt zu befehlen, doch Bond wusste immer, was sie meinte, wenn sie schöngefärbte Worte für seine dreckige Arbeit fand. Worte, die man auch einem Minister vortragen konnte.
Mit dem Mädchen hatte er nicht gerechnet. Reine Schlamperei des Aufklärungsteams, dessen Aufgabe es gewesen war, die Situation für ihn einzuschätzen. Ein halbes Kind mit einer Waffe, das im Flur auf ihn geschossen hatte, als er die Treppe hinaufgegangen war, um den Computer zu holen. Die feurige Spur auf der Schulter seines dunkelblauen Maßanzugs sprach eine eindeutige Sprache und auch das Ächzen der verletzten Muskeln darunter.
Er hatte ohne zu zögern geschossen, getrieben von dem namenlosen Instinkt, der ihm in vielen Jahren antrainiert worden war und ohne jegliche sichtbare Regung beobachtet, wie der Einschlag des Projektils einen schmalen Körper durch das Fenster in den jämmerlich kleinen Garten schleuderte.
Den Computer unter dem Arm, verließ er das Haus. Schnee fiel auf London, mit einer Intensität, die der Agent seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Verharschtes Eis knirschte unter seinen Füßen. In der Ferne heulten die ersten Sirenen auf. Wieder ein Auftrag erledigt. Übelkeit stieg in Bonds Kehle auf, doch er schluckte sie herunter. Einige Schritte um eine Straßenecke, ein dunkler Wagen wartete.
Im Fond der Limousine ließ James Bond den Kopf gegen die lederne Nackenstütze fallen und schloss die Augen. Egal wie weiß und unschuldig in diesem Moment alles aussehen mochte – wenn der Schnee schmolz, würde sich der alte Dreck wieder zeigen. Er würde immer wieder zum Vorschein kommen.
