Am Wendepunkt des Schicksals

von Ramos

Disclaimer: Alle Rechte an Harry Potter liegen bei Joanne K. Rowling, wir haben die Helden nur zum Spielen ausgeborgt.

Übersetzt von Shella LaRoche, Beta-gelesen von Krümelkeks, Lilly und Mike

Das Original ist hier zu finden und unter www . scribblesandscratches . com

(einfach die Leerzeichen entfernen, dort gibt es auch fantastische Illustrationen!)

(B/N: Ich verwende grundsätzlich die englischen Namen Hermione und Miss Granger, denn Harry Potter heißt ja auch nicht Heinrich Töpfer in der deutschen Übersetzung)

Kapitel 1

„Seien Sie doch nicht absurd!"

Es war vielleicht nicht die höflichste Art Madame Pomfreys Diagnose zurückzuweisen, aber es war das Erste, was Hermione in den Sinn kam.

Normalerweise betrachtete Hermione Granger sich selbst als ausgeglichene Person.

Vernünftig, umsichtig und verantwortungsbewusst ebenso so wie rücksichtsvoll und respektvoll den Hexen und Zauberern gegenüber die die Aufsicht über das tägliche Leben in Hogwarts führten. Dies hier, wie auch immer, war zu viel für sie.

Die Schulkrankenschwester presste verärgert ihre Lippen aufeinander, aber der strenge Ton ihrer Stimme wankte nicht. „Es tut mir leid, aber es ist so. Ich habe den Diagnose-Zauber zweimal gesprochen und zusammengenommen mit den anderen Symptomen kann es keinen Zweifel geben!"

„Die Hälfte der Schule hatte eine sich rasend schnell ausbreitende Grippe, als ich letzte Woche aus den Weihnachtsferien wiederkam, Madame Pomfrey. Ich habe Ihnen und Professor Cluny dabei geholfen Dutzende von Defluenza Zaubertränken zu brauen, erinnern Sie sich? Ich habe nur einen leichten Grippe-Anfall!"

„Das ist keine Grippe. Ich habe den Schulleiter gebeten herunterzukommen und mit Ihnen zu reden, junge Dame. Er sollte jeden Moment hier eintreffen. Ich denke, er wird ihnen eine Menge zu sagen haben. Ihre Position als Schulsprecherin wird..."

„Sie haben was ?" unterbracht Hermione sie und scherte sich nicht darum, wie unhöflich sie klang. „Also ehrlich!" Während sie dies aufgeregt ausrief, konnte sie nicht länger sitzen bleiben.

Sie stand von dem engen weißen Bett auf, das ihr zugewiesen worden war, als sie sich am morgen in der Krankenstation gemeldet hatte und begann unruhig zwischen den Reihen identischer Betten auf und ab zu gehen. Glücklicherweise schimpfte sie dabei leise vor sich hin, denn Madame Pomfrey würde es sicherlich nicht begrüßt haben als alterschwache Fledermaus (B/N 1) bezeichnet zu werden, was die kreativste Bezeichnung war, die ihr Gehirn ihr im Moment liefern konnte.

Als ob er auf ihre kaum hörbaren Kommentare antworten würde, erschien Albus Dumbledore im Eingang zur Krankenstation.

„Guten Morgen, Madame Pomfrey, und auch Ihnen, Miss Granger. Ich hoffe es geht Ihnen gut- obwohl das hier in der Krankenstation immer eine fragwürdige Annahme ist."

Dumbledore lächelte mit zwangloser guter Laune und Hermione hatte das Gefühl, das er Madame Pomfrey damit ein wenig necken wollte. Als keine der beiden Frauen zurücklächelte nahm sein Gesicht einen ernsteren Ausdruck an.

„Nun, Poppy. Du hast mich vom Frühstück weggeholt und wie du weißt mag ich Blaubeerpfannkuchen sehr gerne..."

In nackten Tatsachen wiederholte Madame Pomfrey ihre Diagnose über Hermiones Krankheit, sehr zu deren Verlegenheit.

„Und ich habe Ihnen gesagt, dass es absolut unmöglich ist, dass sie recht haben. Ich habe Grippe!"

„Die einzige Grippe die Sie haben, meine Liebe, ist die ägyptische Grippe und in neun Monaten werden Sie eine Mutter sein. (B/N 2) Sie sind schwanger, Mädchen, machen Sie sich da nichts vor!"

Jedes weitere Streitgespräch wurde unterbunden, als Professor Dumbledore sich leise auf das nächste Krankenbett setzte. Es war mehr als nur das plötzlich Fehlen seines üblichen Augenzwinkerns, er sah plötzlich nach jedem einzelnen seiner 130 Lebensjahre aus. Sogar sein Umhang schien sich vor Müdigkeit schwer über die schmalen, knochigen Schultern nach unten zu senken.

„Bist du sicher, Poppy?" fragte er die in seiner Nähe stehende Kollegin (B/N 3) ohne seine Aufmerksamkeit von Hermione abzuwenden, die abweisend ihre Arme über ihren flachen und offensichtlich nicht schwangeren Bauch gekreuzt hatte.

„Ja, Schulleiter, absolut sicher."

„Würdest du bitte Miss Grangers Krankenakte holen und uns bringen?" Dumbledores Satz war höflich formuliert, aber sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass es eine Anweisung war. Die ältere Frau entfernte sich mit einem missbilligenden Schnalzen und ging in ihr Büro, während Hermione sich, auf sein Nicken hin, auf den in seiner Nähe stehenden Stuhl setzte.

Sie wand sich unter dem prüfenden Blick des Schulleiters, aber ihre selbstgerechte Empörung wollte nicht abebben. „Professor, ich kann nicht begreifen, wie Madame Pomfrey hierbei recht haben kann. Ich weiß, dass sie eine wundervolle Krankenschwester ist, aber das ist...es ist unmöglich!"

„Miss Granger..." Dumbledore reichte zu ihr hinüber und legte eine faltige, mit Altersflecken übersäte Hand auf die ihre. „Es wird heute sicherlich ein anstrengender Nachmittag für sie werden, aber ich glaube, sie haben die Kraft es zu ertragen. Zunächst einmal..." begann er, zog seinen Zauberstab aus seinem Ärmel und sprach, „Finite Memonis Anisthetae" (B/N 4). Der Zauberstab durchschnitt mit Nachdruck die Luft über ihrem Kopf.

„Memonis Anisthetae", wiederholte Hermione zweifelnd. „Was ist das?" Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und umklammerte an den Seiten die Sitzfläche, als ob er versuchen würde, sie auf den Fußboden zu werfen.

„Er entspricht Obliviate (B/N 5), Miss Granger. Allerdings löscht er die Vergangenheit nicht permanent aus. Er unterdrückt lediglich eine schmerzhafte Erinnerung solange, bis das Subjekt sich zufrieden stellend von dem Trauma erholt hat."

Ihre Augen weiteten sich bei dem Wort ‚Trauma' und der Schulleiter nickte gewichtig. „Ja, es tut mir sehr Leid, dass Sie momentan mehrere schmerzhafte Erinnerungen in Ihrem Unterbewusstsein verborgen haben. Und Sie werden jetzt ohne Zweifel früher oder später zum Vorschein kommen. Vielleicht früher als angebracht wäre, nun da ich den Anisthetae-Zauber entfernt habe. Unter den gegebenen Umständen halte ich es jedoch für das Beste, wenn Sie genau wissen, wie Sie in ihren jetzigen Zustand gekommen sind."

„Professor Dumbledore, es ist absolut unmöglich, dass ich schwanger bin!" zürnte Hermione. „Und sollte ich es tatsächlich sein, rufen sie besser den Vatikan an!"

„Hermione." Die ruhige Stimme des Schulleiters drang schließlich zu ihr durch, ließ ihren Ärger verpuffen und beruhigte den Teil ihres normalerweise schnell arbeitenden Gehirnes, der sich weigerte die Hinweise zusammenzufügen, die er ihr gegeben hatte.

„Ich möchte, dass Sie zum Ende des Oktobers zurückdenken. Erzählen Sie mir, an was sie sich erinnern!"

Sie unterdrückte das Bedürfnis zu schnauben und dachte an die Zeit vor zwei Monaten. „Meine Nana (B/N 6) Bren starb. Meine Mutter bestand darauf, dass ich zum Begräbnis nach Hause kommen sollte.

„Ah, ja. Brenda Carver. Die Patentante ihre Mutter, nicht wahr?"

„Ja. Mutter war darüber sehr aufgeregt; sie und Nana Bren standen sich sehr nahe, vor allem seit meine Großmutter gestorben war."

„Ich verstehe. Und wie starb Mrs Carver?"

Hermione runzelte die Stirn. „Herzversagen, glaube ich. Sie war weit über achtzig."

„Ein hohes und ehrwürdiges Alter für jemanden, der nicht als Zauberer geboren wurde. Und nach der Beerdigung?"

Mit besonderer Geduld beschrieb Hermione, wie sie mit der Trauer ihrer Mutter umgegangen war, die sie drei Schultag hatte versäumen lassen und das drauf folgende Wochenende. Zum Schuss erzählte sie ihm, wie ihre Mutter sie zum Tropfenden Kessel gebracht hatte und sie mehrere Male umarmt hatte, ehe sie ihr schließlich erlaubt hatte Flohpulver aus der gesprungenen Porzellanschale zu nehmen, die Tom auf der Kaminumrandung bereithielt.

„Ich erinnere mich daran, dass ich ein wenig ärgerlich auf meine Mutter war, denn ich würde ihretwegen zu spät zum Halloween Fest kommen, wenn sie sie sich weiter bei mir ausweinen würde. Sie war immer so mutig gewesen und ich wusste, sie vermisste Nana Bren fürchterlich, aber ich hatte noch einige Aufgaben zu erledigen und würde sie nun nicht mehr rechtzeitig beenden können."

„Und dann?" half Dumbledore leise nach.

„Dann was?" Hermione zuckte mit den Achseln. „Ich reiste mit Flohpulver in die Drei Besen und kam zurück zur Schule."

„Wie war das Halloween Fest?" fragte er milde.

„Es war..." das Wort „schön" zitterte auf der Spitze ihrer Zunge, aber es weigerte sich herauszukommen, denn sie war plötzlich unsicher geworden. „Ich...ich erinnere mich nicht." Zitternd schob sie ihr wild gelocktes Haar hinter ihr Ohr zurück. „Ich begrüßte Madame Rosmerta und befestigte das Schulsprecherinnen-Abzeichen an meinem Mantel. Und ich erinnere mich daran einen Schwebezauber auf mein Gepäck gesprochen zu haben, denn meine Mutter hatte darauf bestanden, mir noch einige Sachen zu kaufen und es war wirklich schwer...und dann...und dann..."

„Und dann war es Montag", schlug Dumbledore vor.

„Ja", flüsterte Hermione. Sie schluckte schwer und durchsuchte verzweifelt ihre Erinnerungen. Es kam nichts weiter zutage. „Was ist passiert, Professor?" fragte sie mit einem angsterfüllten Flüstern. „Ist mir etwas zugestoßen?"

„Zu meinem großen Bedauern leider ja, meine Liebe."

Madame Pomfrey platzte in diesem Moment herein und gab Hermione dadurch einen Moment sich zu fassen. Gleichermaßen begierig darauf die Wahrheit zu erfahren und furchterfüllt vor dem, was aufgedeckt werden würde, passte sie kaum auf, als die Krankenschwester Dumbledore ein Pergament vorlegte.

„Siehst du, genau da. Ich notiere immer solche Sachen, Albus, das weißt du. Genau da am 15. Oktober."

Hermione durchkämmte ihre Erinnerungen und errötete. „Oh, das."

Dumbledore schaute sie durch seine kleinen, halbmondförmigenBrillengläser hindurch an. „Hier steht, Miss Granger, dass sie einen Kontrazeptus-Trank (B/N 7) erbeten und auch erhalten haben." Seine Stimme enthielt keine Anschuldigung, sondern nur trockenes Interesse an ihrer Antwort.

„Nun ja, ich habe danach gefragt."

„Und Madame Pomfrey hat ihnen den Trank gegeben?"

„Ja, Sir". Ihre Wangen färbten sich jetzt signalrot, aber sie hielt ihren Kopf hoch. Sie war über achtzehn, volljährig in der Muggel- und in der Zaubererwelt. Sie hatte das Recht Sex zu haben und ob sie dieses Recht ausübte oder nicht ging Dumbledore nichts an.

„Ich vermute, Sie haben den Trank nicht genommen. Ist das korrekt, Miss Granger?"

„Ja, Sir."

„Warum denn nicht?" begehrte Madame Pomfrey zu wissen. „Hätten Sie es getan, wären Sie jetzt nicht in diesem Schlamassel!"

„Ich bin nicht in diesem Schlamassel!" schnappte Hermione. „Ich habe den Trank nicht genommen, weil er zerbrach, als ich ihn nach... ihm... geschmissen habe!" Sie hatte fast Rons Namen gesagt, sich aber noch im letzten Moment zurückhalten können. „Wir hatten einen fürchterlichen Streit und danach ein langes Gespräch", fügte sie nun ruhiger hinzu. „Wir entschieden, dass wir lieber Freunde als ein Liebespaar sein wollten." Wie sie es schaffte diese Worte laut zu sagen ohne zu stottern, würde sie nie begreifen, aber sie fuhr fort: „ und dann war es unbedeutend, dass ich den Trank zerbrochen hatte, weil ich ihn nicht mehr brauchte."

„Würdest du uns einen Moment allein lassen, Poppy?" Die Krankenschwester war daran gewöhnt, dass Dumbledore sie von gewissen Dingen ausschloss, aber sie nahm es nicht würdevoll hin. Mit einem Schnaufen zog sie sich in ihr Büro zurück und schloss die Tür, nicht mit einem Knall, aber mit einem nachdrücklichen Klicken, das keinen Zweifel über ihre Meinung zu den Vorgängen ließ.

Dumbledore gab Hermione nun das Pergament mit ihrer Krankengeschichte darauf. Oben an war ihr erster Aufenthalt im Krankenflügel, im ersten Schuljahr wegen eines kleinen Wehwehchens, vermerkt. Dann kam ihre Einlieferung wegen des verheerenden Experiments mit dem Vielsaft-Trank, danach die Episode, wo sie vom Basilisken versteinert wurde. Eine nach der anderen wurden ihre Behandlungen durch Madame Pomfrey aufgeführt, von Kleinigkeiten bis zu Katastrophen. Schnell überflog sie das Ende, wo die gestochen scharfe Schrift am 31. Oktober begann:

Patientin wurde durch Hogsmeades Polizisten Randy Blightwell in den Krankenflügel gebracht. Sie wurde angegriffen durch Todesser, im speziellen durch Severus Snape, der ebenfalls eingeliefert wurde. Verletzungen liegen wie folgt vor: gebrochenes Schlüsselbein, drei lose Zähne, geplatzte Lippe, blaues Auge (links), etliche andere kleinere Verletzungen. Sexuell angegriffen worden, mit vaginalen Blutungen und Verletzungen. Vorhergehende Einnahme des Kontrazeptus-Trankes bestätigt, siehe oben...'

Nicht mehr in der Lage weiter zu lesen, ließ Hermione das Pergament auf den Fußboden fallen und schoss zum Fenster. Sie stieß den schweren Metallrahmen auf und lehnte sich hinaus, während sie tiefe Züge der winterlichen Luft nahm, um dem schmierigen Gefühl in ihrem Magen entgegen zu wirken.

„Sie hatten keine anderen Liebesbeziehungen, seitdem Sie und Mr Weasley sich getrennt haben?" fragte Dumbledore milde, fast schon traurig. Hermione schüttelte den Kopf und kämpfte gegen die plötzlich aufsteigende Übelkeit und das Chaos an, das in ihrem logischen Gehirn entstand, als sie versuchte den quadratischen Klotz des sexuellen Angriffes durch das runde Loch Schwangerschaft zu schieben. Die zwei weigerten sich, sich miteinander zu verbinden, hinterließen ihre Gedanken in einem unübersichtlichen Wirrwarr und ihren Magen in doppelter Hinsicht ebenso. Sie schien nicht genug Luft bekommen zu können.

Dumbledore wartete geduldig, bis ihre Atemzüge wieder gleichmäßiger wurden und sprach dann ihren Rücken an, als ob er wusste, dass sie es im Moment nicht ertragen konnte sich umzudrehen und ihn anzusprechen.

„Ich schulde ihnen eine große Entschuldigung, Miss Granger. Die Ereignisse an diesem Abend waren...extrem dramatisch und ich bedauere, das ich übereilt gehandelt habe. Ich will keinesfalls abwerten, was ihnen zugestoßen ist, aber ein Leben hing in der Nacht am seidenen Faden und ich sprach den Anisthetae Zauber, um mich dem zuzuwenden, was ich als dringenderen Notfall empfand."

Hermiones Gedanken wandten sich der einen Sache zu, die nichts mit ihr selber zu tun hatte. „Professor...Professor Snape...wurde er verwundet?"

„Ja", sagte Professor Dumbledore mit ernsthafter Stimme. Aus seinem Tonfall konnte sie schließen, dass die Verletzung schwerwiegend gewesen war.

„Er ist also nicht auf Studienurlaub?" stellte sie fest. Fast jeder Gryffindor hatte sich beschwingt gefühlt, als der Zaubertränkeprofessor vor zwei Monaten seinen Studienurlaub angetreten hatte. Und doch war Harrys, Rons und ihre feierliche Stimmung ein wenig durch eine leichte Besorgnis über das Wohlergehen des Doppelagenten abgemildert worden. Die Ereignisse des vergangenen Jahres, während dessen sie mit der ständig wachsenden Bedrohung eines Krieges zurechtkommen mussten, hatten ihren Respekt vor dem nun abwesenden Lehrer wachsen lassen, wie unerfreulich er auch als Lehrer gewesen war. Nun erschien es, als ob ihre Bedenken berechtigt gewesen wären.

„Nein, meine Liebe, das ist er nicht. Er wurde schwer verwundet und war dem Tode nahe, als er in dieser Nacht hierher gebracht wurde. Es hat nicht viel gefehlt."

Hermione öffnete ihren Mund erneut, als mehr und mehr Fragen ihr Gehirn überschwemmten, aber Dumbledore hob eine warnende Hand.

„Ich weiß, dass Sie eine Menge Fragen haben, Miss Granger. Ich kann Sie nur um Verzeihung dafür bitten, dass ich sie im Moment nicht beantworten kann. Cornelius Fudge erwartet mich in einer Stunde in seinem Büro und danach muss ich eine Gruppe im Ministerium ansprechen um einen weiteren Versuch zu unternehmen...machen Sie sich darüber keine Gedanken, Miss Granger, Es betrifft Sie in diesem Moment nicht und Sie haben über eine Menge anderer Dinge nachzudenken."

Er stand auf und schaute sie ruhig an. „Ich werde in zwei Tagen nach Hogwarts zurückkehren, Hermione. Kommen Sie dann in mein Büro und ich werde ihnen nichts vorenthalten. Ich werde Sie vom Unterricht entschuldigen, wenn Sie es wünschen. Nein?" fragte er und als sie ihren Kopf schüttelte legte er seinen in stiller Anerkennung auf die Seite. „Wie Sie wünschen, meine Liebe. Ich muss Sie nun bitten, mich zu entschuldigen und vielleicht auch eines Tages meine Täuschung zu vergeben. Bis Samstag, dann."

Automatisch wünschte Hermione dem Schulleiter einen guten Tag, suchte ihre Sachen zusammen und ging. Sie ging leer zum Zaubertränkeunterricht, wo der Ersatzlehrer, Professor Cluny, ohne weitere Nachfrage ihre Antwort akzeptierte, dass sie bei Madame Pomfrey gewesen war und ihr einen Kessel und Zutaten bereitstellte. Sie fertigte mechanisch ihren Trank an – einen, den Snape sie schon im fünften Schuljahr gelehrt hatte und mit dem nur Neville noch Schwierigkeiten hatte, während ihre betäubten Gedanken in ihrem Kopf herumschwirrten ohne zu einem erkennbaren Ergebnis zu kommen.

Als sie schließlich einen klaren Gedanken fasste, suchte sie in ihrem Zaubertränkebuch nach dem Kontrazeptus-Trank. Er war ohne ein Rezept aufgeführt, nur als Referenz in Zusammenhang mit einem anderen, aber im Buch stand schwarz auf weiß, dass beide in der Flasche mehrere Monate lang haltbar waren und die Wirkungskraft im Körper für länger als einen Monat erhalten bleiben würde.

Das Bedeutete, das wenn sie den Trank genommen hätte, als Madame Pomfrey ihn ihr gegeben hatte, eine Schwangerschaft für mehr als einen Monat ausgeschlossen gewesen wäre. So sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte keine weiteren Erinnerungen an den Nachmittag, an dem sie in den Drei Besen angekommen war, heraufbeschwören. Ihr Abzeichen, der kurz anhaltende Schwebezauber, die Tür der Kneipe, als sie der fröhlichen Besitzerin zuwinkte und dann...nichts. Ihre nächste klare Erinnerung war das Frühstück, das sie am Montag gegessen hatte, besorgt über eine Aufgabe, die sie schnell abschließen musste und sich darüber Gedanken machte, ob sie noch Zeit hätte einige weitere Notizen hinzuzufügen.

An diesem Abend saß Hermione im Gryffindorgemeinschaftsraum, aber ihre Gedanken folgten immer denselben Pfaden, sie fand keine Spuren oder Erinnerungen, denen sie folgen konnte. Das Feuer knisterte fröhlich auf dem Rost als sie es ausdruckslos anstarrte und erst, als jemand sie hart piekste, erschreckte sie und kehrte wieder in die Gegenwart zurück.

„Eh, Hermione. Hast du deine Aufgabe schon fertig? ...Hermione?" Harrys Brillengläser reflektierten das Kaminfeuer, als er sie fröhlich angrinste. Sie schaute auf die drei Sätze hinab, die sie innerhalb der letzten Stunde geschrieben hatte.

„Nein, nein...habe ich nicht"

„Ich glaube das nicht. Ich habe doch tatsächlich meine Hausaufgaben vor Hermione Granger fertig. Den Tag muss ich im Kalender rot ankreuzen!" Ron, der immer noch an einem nahen Tisch über ein Pergament gebeugt saß schaute Harry mit einem schmutzigen Blick an und machte sich finster blickend wieder an seine Aufgabe.

„So, was ist los, Hermione? Hast du einen schlechten Tag?" Harry ließ sich neben sie auf das Sofa plumpsen. Sein Gesichtsausdruck war offen und hilfsbereit, voller Freude und Hermione konnte ihren Mund nicht öffnen um ihm zu sagen, wie schlecht ihr Tag gewesen war.

Harry Potter hatte sich dramatisch von dem dürren Jungen verändert, den sie vor sieben Jahren im Hogwarts Express kennen gelernt hatte. Er war nun fast so groß wie Ron, aber immer noch dürr. Seine Brust hatte sich im Laufe der letzten zwei Jahre ein wenig verbreitert, die Muskeln eines fanatischen Quidditch-Spielers umwanden seine Knochen und gaben ihm eine Stärke, die man ihm nicht ansah. Der Tod von Cedric Diggory hatte ihn ernster werden lassen, vielleicht seine Kindheit von ihm abfallen lassen und er hatte sich mit dem Gedanken an Rache in das Studium der Magie verbissen. Seine Konzentration und sein Sinn für das Wesentliche war bis an den Punkt geschärft worden, an dem seine Noten in Verteidigung gegen die dunklen Künste und Zaubertränke mit Hermiones rivalisierten. Ihm waren seine anderen Fächer egal und seine Noten zeigten das, aber alles was man anwenden konnte um es gegen Voldemort einzusetzen, war eines intensiven Studiums wert.

Irgendwann im Verlauf des letzten Jahres hatte sich fast jedermann in seiner Nähe ohne Fragen damit abgefunden, dass Harry Potter und Voldemort sich in einer letzten Begegnung gegenüberstehen würden um die Welt zu retten oder zu verdammen. Es war nicht länger eine Frage, die debattiert wurde. Es war einfach so und die Lehrer von Hogwarts gaben ihr bestes ihn auf eine Schlacht vorzubereiten, deren Ausgang keinesfalls sicher war.

In der Zwischenzeit war Harry immer noch ein siebzehn Jahre alter Junge und obwohl er ihr bester Freund war, konnte Hermione es nicht über sich bringen ihren Mund zu öffnen und ihm zu erzählen, was ihr an diesem Tage enthüllt worden war. Sie starrte ihn einfach an und zitterte.

Es mag der Ausdruck seines Mitgefühls gewesen sein, oder der Arm, den er um ihre Schulter gelegt hatte, aber sie fand sich plötzlich mit ihrem Gesicht und seine drahtigen Schultern gepresst wieder , als leise Schluchzer ihren Körper schüttelten. Harry streichelte verlegen ihren Rücken.

„Hey, Hermione. Ist doch in Ordnung. Es kann doch nicht so schlimm sein, oder?"

Sie schüttelte nur ihren Kopf und verbarg ihn weiterhin an seiner Schulter.

Sie sah nicht, wie er Ron fragend ansah und lautlos „Was ist los mit ihr?" formulierte.

Ron zuckte heftig mit den Schultern. „Woher soll ich das Wissen?" gab er ebenso zurück. Ihm war die plötzliche Verwandlung ihrer sonst so sensiblen und unerschütterlichen Freundin in ein Mädchen genauso rätselhaft.

Anmerkungen des Babelfisches:

Original Dingbat, wurde von Dumbledore für Rita Skeeter verwendet, bedeutet verzierter und auffälliger, aber vollkommen überflüssiger Platzhalter, im Bereich Journalismus. Da Poppy keine Journalistin ist, habe ich mich für die Bezeichnung Fledermaus in Anlehnung an die spöttische Bezeichnung der französischen Krankenschwestern mit ihren gewaltigen Hauben entschieden.

Unübersetzbares Wortspiel: mummy Mumie aber auch Mami, Mutti, Mama

Matron: Matrone, altes Wort für alte, ehrwürdige Frau, wird im Sprachgebrauch heute nicht mehr benutzt, daher hier Kollegin

Finite Memonis Anisthetae: „beende den Gedächtniszauber", der Zauber löscht ausgewählte Erinnerungen

Obliviate: Gedächtniszauber, der im Gegensatz zu Memonis Anisthetae alle Erinnerungen löscht

Nana: in diesem Fall Nenn-Oma, kann aber auch eine Tante etc. sein

Kontrazeptus-Trank: Verhütungstrank

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