Die Erben der sieben Könige
Summery:
Mariella McGrory kommt als neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste nach Hogwarts. Die liebenswerte Chaotin ist sogleich beliebt, nicht zuletzt, weil sie eine der wenigen ist, die Snape die Stirn bieten.
Doch hinter der herzlichen Fassade verbirgt sich ein Geheimnis, das auch Snape zu kennen scheint, denn die beiden verbindet ein ungewöhnliches Band.
Prolog: Dunkle Zeiten
Das schmiedeeiserne Tor des alten Friedhofes quietschte protestierend als es langsam geöffnet wurde. Das unangenehme Geräusch vermischte sich mit dem dunklen Glockenklang mit dem die Turmuhr Londons der schlafenden Stadt unter sich Mitternacht ankündigte. Hier und da raschelte es in einer der vielen Büschen und Hecken die, zusammen mit mächtigen alten Eichen, die altertümliche Friedhofsmauer aus rotem Ziegelstein bedeckten. Ab und an huschte eine Maus, die hier ihr zu Hause gefunden hatte, über den zugewucherten Kieselweg, beobachtet von den hungrigen Augen einer Eule.
Für Mitte August war es bereits schon ungewöhnlich kühl und der eisige Wind veranlasste die junge Frau dazu, ihren Mantel enger um ihren zierlichen Körper zu schlingen als sie sich vorsichtig zwischen Mauer und Türspalt hindurch schob. Der breite Weg dahinter lag in völliger Dunkelheit. Die flackernden Gedenkkerzen, die auf einigen der wenigen noch gepflegten Gräbern standen, kamen mit ihrem Licht nicht weit genug und so musste die Frau sich halbblind zur verfallenen Kapelle vortasten, die etwa zweihundert Meter vor ihr stand.
Da der Friedhof schon seit Anbeginn der Gründung Londons bestand, befand er sich jetzt in einem grauenhaften Zustand. Gräber, um die sich schon lange gar niemand kümmerte, wurden langsam aber sicher unter langem ungemähten Gras bedeckt, Grabsteine waren zerbrochen, die Schrift schon seit Jahren verblasst und die Blumen verrottet. Die ehemals wunderschöne im gotischen Stil errichtete Kapelle glich nun eher einer Ruine als einem Gotteshaus und man lief Gefahr, jeden Moment von herunterfallenden Ziegeln oder Schutt erschlagen zu werden. Daher hatte die Regierung beschlossen, die Gräber, die noch in halbwegs gutem Zustand waren, auf den Friedhof am anderen Ende der Stadt zu verlegen, die Kapelle abzureißen und das Gelände von Grund auf neu zu sanieren.
Im Herbst und Winter standen diese Pläne jedoch still.
Die Frau im schwarzen Mantel störte der Zustand dieses Ortes jedoch herzlich wenig. Sie schob sich langsam voran und versuchte vergeblich, etwas von dem Weg vor ihr zu erkennen. Neben ihr raschelte und bewegte es sich und ließ ihr sowieso schon klopfendes Herz noch schneller schlagen. Dies war nicht gerade der Lieblingsort, dennoch tastete sie sich mutig weiter vorwärts und erreichte schließlich die Kapelle. Aufatmend blieb sie ihm Schein des Vollmondes stehen, der nun ihren weiteren Weg beschien. Durch einen Blick auf ihre Uhr vergewisserte sie sich, dass sie ihre Verabredung nicht allzu lange hatte warten lassen und wandte sich schließlich nach links auf einen der Nebenwege.
Hier wucherte das Gestrüpp noch erbarmungsloser und hatte fast den gesamten Kiesweg eingenommen. Leise fluchend kämpfte sie ihre Schuhe und Beine frei und bahnte sich langsam ihren Weg durch die kratzenden Sträucher.
Zum wahrscheinlich hundertsten Mal in dieser Nacht fragte sie sich, was sie eigentlich dazu bewogen hatte, sich hier mit ihm zu treffen. Niemand, aber auch wirklich niemand, wäre so blöd, sich mitten in der Nacht auf einem verlassenen Friedhof einen Schnupfen zu holen, außer ihr. Und ihrer Verabredung.
Sie passierte Grab um Grab, bei denen man meistens nur sehr schwer erkennen konnte, dass es sich überhaupt um eines handelte. Sie war anscheinend am ältesten Teil des Geländes angelangt. Keuchend blieb sie schließlich stehen und blickte sich suchend um. Viel konnte sie wegen der Dunkelheit nicht erkennen, dennoch glaubte sie, nur wenige Meter vor ihr eine Gestallt ausmachen zu können, die vor einem der Grabsteine stand und diesen betrachtete.
Die behandschuhten Hände tief in die Taschen ihres Mantels schiebend, trat sie auf den Mann zu.
,Eine wunderschöne Nacht, nicht wahr? Etwas kalt aber sonst…!" flüsterte sie um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Anscheinend nicht sonderlich überrascht drehte er sich um und musterte sie für einen Moment. Schließlich nickte er kaum wahrnehmbar und wandte sich wieder dem Stein zu. Sein Gesicht war ausdruckslos und ließ keinen Schluss darüber zu, was er dachte oder fühlte.
Er war etwa Mitte Dreißig und trug genau wie sie einen schwarzen Mantel, der fast bis zum Boden reichte. Seine schwarzen kinnlangen Haare flatterten leicht im Wind.
Einige Minuten standen die beiden schweigend nebeneinander, in denen die Frau versuchte, die Grabsteininschrift zu entziffern, was ihr jedoch nicht gelang. Nur er schien zu wissen, wer hier seine letzte Ruhe gefunden hatte.
Schulterzuckend wandte sie sich schließlich wieder an ihren Gegenüber.
,Hättest du dir nicht einen schöneren Ort aussuchen können, um mit mir zu reden? Das hier ist nicht unbedingt mein favorisierter Treffpunkt."
Der Mann zuckte nur gleichgültig mit den breiten Schultern und sah hinauf in den sternenklaren Himmel Londons.
,Was gefällt dir hier dran nicht? Ist doch schön hier." Er machte eine kleine Pause bevor er fortfuhr. ,Außerdem passt die Umgebung doch, oder, Mariella?" Sein Blick richtete sich auf sie und seine schwarzen Augen streiften teilnahmslos über ihren Körper.
Mariella McGrory schenkte ihm ein schiefes Lächeln. Manchmal war sein schwarzer Humor einfach nur nervtötend.
,Es brechen dunkle Zeiten an, warum sollte man so tun, als wäre es nicht so?"
,Dein Pessimismus ist grauenhaft."
Er gab ein missbilligendes Schnauben von sich. ,Nicht jeder kann so gut Fröhlichkeit vorheucheln wie du, Mariella, und die Augen vor der Wirklichkeit verschließen."
,Das tue ich nicht!"
Er hob eine Augenbraue. ,Nein?"
Um ihr Herz legte sich eine eisige Klammer. Es war jedes Mal das Gleiche. Immer wenn sie sich trafen behandelte er sie mit solcher Kälte, solcher Arroganz, dass es ihr fast das Herz brach. Sie konnte einfach nicht erkennen, inwiefern sein Sarkasmus ernst gemeint war, was er wirklich über sie dachte. Hasste er sie? Aber wenn ja, würde er sie dann jedes mal wieder treffen um Informationen von ihr zu bekommen?
Je mehr sie versuchte, seine meterdicke Schicht aus Ignoranz, Ablehnung und Bosheit zu durchdringen, desto mehr wich er hinter diese Mauer zurück.
Mariella entschied sich gegen eine Antwort und für einen Themenwechsel.
,Du wolltest mich sprechen?"
Wieder nickte er nur, sah sie nicht an.
,Ich braue ein paar Informationen und ich weiß, dass du sie hast."
,Informationen? Worüber?" Obwohl Mariella die Antwort zu wissen glaubte, wollte sie auf Nummer sicher gehen.
Ihr Gegenüber schnaubte verächtlich. ,Du weißt genau über wen, also stell dich nicht dümmer als du bist."
Mariella seufze gespielt enttäuscht. ,Irgendwie hatte ich gehofft, du hättest mich hier herbestellt um mich einfach nur zu sehen, aber ich hätte wissen müssen, dass das nicht deine Art ist."
Ein geringschätziges Lachen erklang und er sah sie verärgert an. Seine Augen blitzten kalt und ließen ihr einen kühlen Schauer über die Wirbelsäule laufen.
,Wenn ich dich hätte sehen wollen," flüsterte er mit sonorer Stimme,,hätte ich dich nicht mitten in der Nacht auf einen Friedhof gelockt, meinst du nicht auch? Selbst du solltest mir genügend Anstand eingestehen."
Mariella errötete gegen ihren Willen und sah zu Boden. Warum konnte sie nicht einmal ihren Mund halten? Warum musste sie immer wieder ins Fettnäpfchen treten?
Er beachtete sie nicht.
,Ich habe nicht viel Zeit, also, was wisst ihr?"
Sie riss sich zusammen und blickte einer Katze hinterher, die von einem Gebüsch zur Mauer huschte.
,Anscheinend ahnt Voldemort, dass nicht alles in seinen Reihen so läuft, wie er es gerne hätte."
,Das bedeutet?"
,Das müsstest du doch am besten wissen, oder?" Mariella seufzte und sah ihn schief an. ,Jedenfalls munkelt man in gewissen Kreisen, es gäbe einen Verräter. So viel ich weiß, glaubt Voldemort diesen Gerüchten und lässt einige seiner Anhänger genauer unter die Lupe nehmen."
Der Mann nickte nachdenklich. ,Er wird misstrauisch."
,Scheint so. Aber ist ihm das zu verdenken? Zu viele seiner Pläne wurden in letzter Zeit vom Ministerium vereitelt. Ich nehme an, zuerst lässt er die Anhänger überprüfen, die Verbindungen zum Ministerium haben. Sie scheinen ihm sicher die eheren Kandidaten zu sein."
,Weißt du, wer das ist?"
Mariella schüttelte den Kopf. ,Nicht genau. Wir haben zwar einige im Verdacht, beweisen können wir es jedoch nicht. Aber vor drei Tagen wurde Tom McKeith tot in seiner Wohnung aufgefunden. Offiziell war es Selbstmord aber inoffiziell hat man herausgefunden, dass er für Voldemort spioniert hatte. Vielleicht dachte der dunkle Lord, er wäre der Verräter."
,Möglich, aber ich glaube nicht, dass er ihn dann einfach hätte töten lassen. Er ist grausam, krank, vergiss das nicht."
Mariella lächelte traurig. ,Sagt dir der Name etwas?"
Ihr Begleiter dachte einen Moment nach und nickte dann.
,Er war ein paar mal auf den Todessertreffen, so weit ich mich erinnern kann. Ein kleiner, rundlicher Trottel, der nicht einmal seinen Zauberstab von einem Ast hätte unterscheiden können. Ich hätte nie gedacht, dass er das Ministerium überwachte."
,Von den meisten erwartet man es nicht. Das ist ja Voldemorts Stärke."
,Gibt es noch etwas?"
,Es gibt Anzeichen dafür, dass er für den finalen Kampf rüstet. Unseren Informationen nach, versucht er neue, stärkere Anhänger auf seine Seite zu ziehen."
,Die da wären?"
,Die Erdzwerge sollen ihm sehr zugetan sein."
Der Mann schnaubte verächtlich. ,Die helfen jedem, der ihnen Geld anbietet."
,Deswegen sind sie für ihn leichtes Spiel. Was glaubst du, wie viele es von diesen Plagegeistern gibt? Hunderte? Tausende? Wenn die nach Hogwarts anrücken, dann gute Nacht."
,Uns stehen also schwierige Zeiten bevor."
,Waren sie jemals einfach?"
Er seufzte und richtete seinen Blick zum sternenklaren Himmel über ihnen. In vier fünf Stunden würden die ersten Annzeichen der Morgendämmerung den schwarzen Himmel in wunderschöne Farbenspiele tauchen. Die Vögel würden anfangen zu singen und sich ihr Frühstück suchen. Doch jetzt, eine Stunde nach Mitternacht war noch nichts davon zu sehen. Der Wind hatte begonnen, kleine Regentropfen herumzuwirbeln und Mariella spürte, wie diese langsam anfingen, ihren Mantel zu durchweichen.
Sie erschauderte und zog den dicken Stoff enger um sich. Ihre Hände fühlten sich bereits eisig und starr an und es war nur eine Frage der Zeit, bis auch der Rest ihres Körpers folgen würde.
Der Mann drehte sich ihr zu und beobachtete sie einen Moment amüsiert, bevor er in seine Manteltasche griff und seinen Zauberstab hervorholte. Mariella wich etwas zurück angesichts der unerwarteten Bewegung, doch er richtete den Holzstab ungerührt auf sie und murmelte eine kurze Abfolge ihr unverständliche Worte. Im nächsten Moment durchströmte angenehme Wärme jede Faser ihres Körpers und ließ in ihr ein Gefühl entstehen als ob sie in warme weiche Watte gehüllt worden wäre.
,Besser?" fragte er und ließ seinen Blick kurz über sie gleiten. Er schien milde besorgt.
,Ja, vielen Dank." Sie lächelte und kuschelte sich enger in die wohlige Wärme ihres Mantels. ,Ich wünschte, ich könnte dir noch mehr geben, aber auch für uns sind die Zeiten gefährlicher geworden. Wir haben nicht mehr viel Zeit, nicht wahr?" fragte sie.
Er nickte und richtete seinen Blick wieder auf den Grabstein.
,Nein und ich kann nicht verlangen, dass du dich noch weiter in Gefahr begibst. Wenn Voldemort jemals etwas von eurem Orden erfährt, seid ihr in Lebensgefahr." Er drehte sich zu ihr und hob seine linke Hand. Sanft strich er über ihre kühle Wange. Mariella schloss die Augen und genoss die seltene Berührung seinerseits. Sie konnte förmlich spüren, dass er lächelte und erwiderte es fröhlich.
Nach einigen Sekunden wollte er seine Hand zurückziehen, doch Mariella hielt ihn davon ab, indem sie ihre auf seine Hand legte und sie auf ihrer Wange festhielt. Entgegen seiner üblichen Art ließ er es zu.
,Du hast nie von mir verlangt, mich in Gefahr zu bringen, nie. Ich tue es freiwillig."
,Was tut man in diesen Zeiten schon noch freiwillig? Du weißt, was für uns alle auf dem Spiel steht. Für Zauberer und Muggel gleichermaßen. Nicht auszudenken, sollte Voldemort jemals wieder die Macht erlangen, die er damals hatte."
Zum ersten Mal in dieser Nacht flackerte in seinen Augen Emotion auf. Er sah sie besorg aber auch nachdenklich an, sein Blick musterte sie intensiv. Es schien, als wolle er jedes Detail ihrer selbst in sich aufsaugen, jede Gefühlsregung ergründen, die sich in ihrem Gesicht und ihren Augen widerspiegelte.
,Ich könnte mir nie verzeihen, sollte dir etwas passieren, Mariella. Es wäre wirklich sehr schade um dich."
Sie grinste. ,Oh, vielen Dank! Sehr charmant, wirklich."
,Du weist, wie ich es meine!"
,Ja."
,Schön, ich muss jetzt gehen, gute Nacht." Mit diesen Worten drehte er sich um und bahnte sich seinen Weg zurück zum Hauptweg. Sein langer Mantel verhedderte sich in den Sträuchern und er strauchelte einen Moment, fand seine Balance jedoch schnell wieder. Mariella unterdrückte ein Kichern. Wie immer, wenn sie sich trafen, wartete sie etwa zehn Minuten bevor auch sie sich in Richtung der Kapelle kämpfte. Die Zeiten waren gefährlich und es war besser, wenn man sie nicht zusammen sehen würde, besonders nicht, wo Voldemort misstrauisch wurde.
Die Dunkelheit verschluckte seine und ihre Silhouette als sie nacheinander das Gelände verließen.
Außerhalb der Mauern blieb sie stehen und betrachtete den Himmel über ihr.
Er könnte sich nicht verzeihen, sollte ihr etwas passieren? Seit sie ihn kannte, hatte er nie irgendwelche Anzeichen gezeigt, die darauf hätten schließen lassen können, dass er sich um sie sorgte, mehr in ihr sah, als eine Informantin. Andererseits könnte er sich auch lediglich nur darum sorgen, dass seiner Informationsquelle etwas zustieß.
Aber vielleicht begann nach knapp zwanzig Jahren endlich sein Panzer zu bröckeln.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen machte sie sich auf den Rückweg in die Stadt. Sie nahm ihr Fahrrad aus seinem Versteck hinter an der Wand wachsendem Efeu und schwang sich auf den Sattel. Sie würde versuchen, noch etwas Schlaf zu bekommen, bevor sie sich in wenigen Stunden in Hogwarts würde blicken lassen müssen. Und eine an ihrem ersten Tag todmüde Lehrerin machte nicht unbedingt den besten Eindruck.
Noch einmal sah sie hinauf in den Himmel. Obwohl sich keine Sterne hatten blicken lassen blitzte nun eine Sternschnuppe durch die Dunkelheit und zauberte ein warmes Lächeln auf ihr, vor Kälte gerötetes Gesicht.
,Bitte, beschütze ihn Gott. Lass nicht zu, dass ihm etwas zustößt. Ich könnte ohne ihn nicht leben." Murmelte sie leise, dann verschwand auch sie in den bedrohlichen Schatten der Dunkelheit.
Tja, das wärs zum Prolog……..hoffe, irgendwen interessierts……..P.S.: liebe Kommis, alsoo
bitte, bitte, bitte….
