Ein ungewöhnliches Plotbunny hatte sich meiner bemächtigt und solange mit seinen Pfoten auf meiner Tastatur rumgetrommelt, bis ich nachgegeben habe...

Richard Armitage sieht in seiner Rolle als Guy of Gisbourne in der BBC-Serie Robin Hood machmal wie eine völlig verrückte Mischung aus Severus Snape und Lucius Malfoy aus... und der Gedanke ging mir nicht mehr aus dem Sinn...

Was wäre, wenn es so jemanden wirklich gäbe?

Ich weiß nicht, wie, wie schnell und ob überhaupt ich an dieser Story weiteschreiben werde. Das hängt vermutlich "auch" davon ab, ob euch dieser etwas skurrile Start gefällt...

Wer zwei Bilder des Mannes sehen will, den ich hier beschreibe, der findet sie hier: (Leerzeichen weglassen)

http: // images2. fanpop. com/ images/ photos/ 3900000/ Guy-Season-3-Promo-Picture-richard-armitage-3971753-500-750. jpg
http: // richardarmitagecentral. co. uk/ d/ 173580-1/ vlcsnap-00176. jpg

Liebe Grüße - Satia


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VERSCHMOLZEN


Die Straße vor ihm glänzte nass. Der Regen prasselte so heftig auf die Frontscheibe des Wagens, dass es den Scheibenwischern kaum gelang, die Sicht freizuhalten.
Er kniff die hellen Augen ein wenig zusammen, als könne er dadurch besser sehen und hielt den Wagen in der Spur.
Die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos blendeten ihn wieder und wieder.
Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er vermutet, dass seine Augen noch nicht genügend Übung hatten...
Aber er wusste, dass nichts an ihm Übung gebraucht hatte.
Er war von der ersten Sekunde seiner Existenz - mit seinem ersten Atemzug - „fertig" gewesen.
Sein erster Gedanke war der eines Erwachsenen gewesen. Genauer gesagt waren es die Gedanken zweier Erwachsener gewesen.
Er hatte genau gewusst, was zu tun war.
Er hatte gewusst, wie er in die Gesellschaft hineinkommen konnte.
Er hatte gewusst, wie die Zielpersonen ausgesehen hatten.
Er hatte die Fähigkeiten und das Wissen beider Männer gebraucht.
Nur gemeinsam waren sie in der Lage gewesen, zu tun, was zu tun war. Aber es durfte nur ein Mann sein. Er kannte jeden einzelnen der Gedankengänge die sie gehabt hatten, während sie ihn geplant hatten. Er wusste, dass sie jedes Für gegen jedes Wider gerechnet hatten. Er wusste, dass ihnen die Entscheidung nicht leicht gefallen war.
Aber er wusste auch, dass nicht die moralischen Bedenken im Vordergrund gestanden hatten, sondern die Tatsache, dass es in extremem Maße riskant gewesen war, ihr gesamtes Wissen, ihre Erinnerungen, ihre tiefsten Geheimnisse und nicht zuletzt ihre Fähigkeiten in dieses eine Projekt – in ihn – hineinzugeben.
Und er wusste, dass sie es nur getan hatten, weil die Magie, die ihn erschaffen hatte, nur einen Tag wirksam war.
Vierundzwanzig Stunden und vierundzwanzig Minuten... länger hätte es ihn nicht geben dürfen...
Zeit genug, den Auftrag zu erledigen, den er in Perfektion erledigt hatte.
Sechs tote Männer, die zu den einflussreichsten ihres Faches gehört hatten, zeugten nun davon, dass seine Erschaffung gelungen war.
Er hatte so sehr gewusst, warum es so außerordentlich wichtig war, dass diese Männer starben – hatte die Gewissheiten zweier Männer in sich, dass es keinen anderen Weg gab, dass er es einfach getan hatte.
Er konnte das Blut noch riechen, das aus ihnen herausgeströmt war, als er sie mit mächtigen Flüchen niedergestreckt hatte.
Und dann war er gegangen...
Er hatte noch etwa sechs Stunden seiner Zeit übrig.
Und er hatte vor dem Haus gestanden, in dem er gerade so erfolgreich gemordet hatte und war vollkommen ratlos, was er mit den verbleibenden sechs Stunden seines Lebens anfangen sollte.

Und so war er an den kleinen See appariert, der in der Nähe des Hauses war, hatte sich dort niedergesetzt und gewartet.
Er war neugierig gewesen, wie es sein würde, wieder zu verschwinden. Hatte sich gefragt, ob es schmerzhaft sein würde, oder ob er einfach aufhören würde zu sein.
In Dunkelheit hatte er den Rest der Nacht dort gesessen und als die Sonne sich langsam über dem Horizont erhob, hatte er im stillen Wasser des Sees sein Spiegelbild betrachtet.
Er hätte beinahe gelacht.
Er war eine Kuriosität.
Hätten die Männer die ihn erschaffen hatten einen gemeinsamen Sohn gehabt, hätte er vielleicht ausgesehen wie er.
Er trug das schwarze, halblange Haar von Severus Snape und seine Nase war, wenn auch nicht so hakig wie die seines Erschaffers doch nicht zu übersehen. Die hellen Augen hingegen und die Gesichtszüge spiegelten die Züge des zweiten Mannes wider, der an dem Zauber beteiligt gewesen war – Lucius Malfoy...
Als die Sonne langsam so hell wurde, dass man nicht mehr hineinsehen konnte, war er davon überzeugt gewesen, dass es sich nur noch um Minuten handeln konnte.
Und plötzlich war er froh deswegen...
Denn ganz unvermittelt war ihm Narcissa eingefallen. Seine über alles geliebte Narcissa. Und als ihm wie mit einem Dolchstoß bewusst wurde, dass „seine" Narcissa, dass all die Erinnerungen an sie, an all das was sie gemeinsam erlebt hatten nicht seine Erinnerungen waren, sondern die des Blonden Zauberers, als er erkennen musste, dass Narcissa Malfoy nicht einmal von seiner Existenz wusste, war der Schmerz darüber so groß, dass er fest in die Sonne hineinsah, in dem sinnlosen Versuch, sie dadurch dazu zu bewegen, dass sie schneller aufsteigen würde – dass seine Wartezeit endlich vorbei sein würde!
Aber sie war immer höher gestiegen und hatte ihn nicht weiter beachtet...
Und die Zeit die dabei verstrichen war, hatte es ebenso wenig getan.
Er war sitzen geblieben und hatte gewartet...
Aber es war nichts geschehen.
Gar nichts.
Und so hatte er sich erhoben und war dorthin appariert, wo man ihn erschaffen hatte.

Die fassungslosen Gesichter von Severus Snape und Lucius Malfoy hatten eine mehr als deutliche Sprache gesprochen.
Es hätte ihn nicht mehr geben dürfen.
Sie hatten über ihn gesprochen, als sei er nicht im Raum. Als sei er ein unbelebtes Ding, das man nach belieben benutzen, aber auch wieder zerstören konnte.
Sie hatten nicht mit ihm geredet – sondern nur miteinander beratschlagt, wie es weitergehen solle.
Dass er leben würde, schien dabei keine Option gewesen zu sein.
Und in ihm war erwacht, was nur durch die Gewissheit der kurzen Lebensspanne überhaupt unterdrückbar gewesen war – etwas, dass stärker als alles andere von diesen beiden Männern in ihn gegeben worden war – der absolute, unbrechbare Wille zu überleben.
Als er sich vor ihren Augen aufgelöst hatte, hatte er ihre Gesichter gesehen. Das Entsetzen darin.
Und weil er sie war, wusste er, dass sie Recht hatten.
Sie DURFTEN ihn überhaupt nicht leben lassen.
Sie MUSSTEN ihn finden und töten.
Er wusste alles über sie...
Fakten, Flüche, Wünsche, Neigungen, Gefühle, Verbindungen... er wusste alles...
Wenn er sie wäre, würde er sich suchen, sich finden und sich töten.
Ohne jeden Zweifel.
Aber da er nicht sie war – sondern da er er selbst war, würde er das zu verhindern wissen.

Durch die Intelligenz beider Männer war er in der Lage gewesen, sich in Eiltempo an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Bei einigen Fähigkeiten wusste er, welchem der Männer er sie zu verdanken hatte, bei anderen konnte er nur raten. Aber er machte sie sich alle – ausnahmslos – zu Nutzen - so wie sie es getan hätten - beide... Er hatte sich einen Wagen besorgt, weil er wusste, dass er ihn lenken konnte und war auf dem Weg, das Land zu verlassen.
Er hatte inzwischen Geld, eine Grundausstattung, Nahrungsmittel und ein paar gute CDs, die er im Wagen gefunden hatte und die er im Player laufen ließ...

Es gab ihn seit drei Tagen.
Er war die mächtigste Waffe, die Severus Snape und Lucius Malfoy jemals erschaffen hatten – und sie hatten ihn besser erschaffen, als es dem Zauber nach eigentlich möglich gewesen war...

... und sie hatten ihn sich aus den Fingern gleiten lassen ...