Tears of Anger
Diese FF ist die Fortsetzung von Diamond Tears, vielleicht wollt ihr die lesen (falls ihr es nicht schon getan habt). Diamond Tears ist natürlich nicht zwingend zu lesen, für diejenigen die sie nicht gelesen haben, hier eine kurze Zusammenfassung:
Celebnîn hat ihren Verlobten im Krieg verloren und ist danach am Boden zerstört. Sie trauert so sehr, dass sie fast daran zerbricht bis Legolas auf sie aufmerksam wird und sie langsam wieder aufbaut. Dabei merkt er, dass er mehr für sie empfindet als nur Freundschaft, doch bald taucht ein Nebenbuhler auf, Legolas´ Freund Arod. Nach einem gemeinen Streich, den Arod Legolas spielt will Celebnîn nach Bruchtal zu ihrer Tante und reitet mit Arod, der in der Nähe eine eigene Stadt, Calentawar hat. Legolas beschließt ihr zu folgen, doch als er in Imlardis ankommt erfährt er, dass sie nicht dort ankam. Sofort reitet er nach Calentawar und findet sie dort völlig aufgelöst auf, doch sie möchte ihm nicht sagen was passiert ist.
Die beiden kehren in den Düsterwald zurück, wo sie sich nach einer Weile endlich ineinander verlieben...
Kleine Warnung: Diese FF enthält mindestens ein Kapitel das erst ab 16 Jahren geeignet ist, jedoch gibt es immer auch eine jugendfreie Version des Kapitels Tears of Anger
Kapitel 1 Das Geheimnis
Nachdem Legolas Celebnîn nach Calentawar gefolgt war, sie von Arod zurückgeholt hatte, und sie endlich die Trauer um ihren verstorbenen Verlobten verarbeitet hatte, verbrachte er jede freie Minute mit ihr.
Seine Gefühle für sie steigerten sich jede Sekunde in der er mit ihr zusammen oder von ihr getrennt war. Aber etwas trübte ihr Glück, Celebnîn sprach noch immer nicht über die Ereignisse in Calentawar und langsam begann Legolas zu ahnen, dass dort etwas schlimmes passiert sein musste, sonst hätte sie sich ihm schon längst anvertraut.
Sie sprachen über alles nur nicht über diese Ereignisse und das machte Legolas langsam große Sorgen. Aber er wollte sie nicht ständig danach fragen, denn er wusste sie würde es ihm erst dann sagen wenn sie bereit dazu war. Doch langsam begann er daran zu zweifeln, dass sie überhaupt irgendwann bereit war, ihm zu erzählen was passiert war.
Sie saßen eines Abends an dem Bergsee, ihrem liebsten Platz. Die Sterne begannen am Himmel zu erscheinen und spiegelten sich in Celebnîns tiefblauen Augen. Sie war so wunderschön und Legolas war so glücklich, dass sie sich für ihn entschieden hatte, nicht für ihre Trauer.
Er hielt ihre Hand, sie war so zart und zerbrechlich so dass er Angst hatte sie zu zerbrechen, würde er sie zu fest halten. Er konnte seinen Augen nicht von den ihren lassen, obwohl sie im Moment nicht ihn sondern die Sterne ansah. Aber in diesem wunderschönen Blau konnte er nicht nur Zufriedenheit sehen. In ihren Augen spiegelte sich auch Schmerz. Nicht so wie damals, als Valandil gestorben war, sondern anders.
Es war ein Schmerz der tief saß, ein Ereignis hatte ihn verursacht und er würde wohl niemals ganz verschwinden. Doch den Grund für diesen Schmerz kannte er noch immer nicht und das bereitete ihn ernsthafte Sorgen.
Dieser unterschwellige Schmerz in Celebnîns Augen traf ihn nach einer Weile so sehr, dass er wieder hoch zu den Sternen blickte.
Celebnîn sah, dass sich Legolas Sorgen um sie machte, doch er konnte ihr nicht mehr helfen. Er hatte ihr schon genug geholfen indem er sie aus Calentawar fort brachte, weg von Arod.
In ihrem Inneren breitete sich wieder dieser dumpfe Schmerz aus. Dieses Gefühl machte sich in ihrem ganzen Körper breit, wie immer wenn sie an Calentawar dachte.
Sie versuchte ihr inneres Schluchzen zu unterdrücken und schloss die Augen. Nie würde sie vergessen was geschehen war, nie würde ihr dieser Schmerz genommen werden können, von niemandem, nicht einmal von Legolas.
Nach einer Weile sah sie wieder zu dem blonden Elb. Er betrachtete nachdenklich die Sterne. Wie so oft konnte sie Besorgnis in ihm sehen, aber sie konnte ihm nichts sagen, sie konnte und durfte nicht. Tröstend lehnte sie sich an seine Schulter und er küsste ihre Stirn. Wäre sie doch bloß nicht mit Arod fort geritten...
Irgendwann schlief Celebnîn an Legolas´ Schulter ein und erwachte erst wieder als es schon dunkel war und nur mehr der Mond und die Sterne die Nacht erhellten.
Sie lag in Legolas Armen, eine Decke wärmte die beiden. Legolas schlief. Sie konnte seinen gleichmäßigen Atem hören.
Vorsichtig befreite sie sich aus seinen Armen ohne ihn zu wecken. Sie ging zum See und setzte sich vor ihn nieder.
Das glatte Wasser spiegelte ihr Gesicht wieder.
Sieh dich nur an. Du siehst so zufrieden und doch so bedrückt aus. Du wirst ihm nicht für immer verschweigen können was passiert ist.´
Nein, das konnte sie nicht, aber sie konnte es so lange wie möglich aufschieben. Sie war nicht bereit ihm alles zu erzählen und sie würde es auch nie sein. Was sollte sie nur tun?
Verzweifelt sah sie ihr Spiegelbild an so als ob sie eine Antwort erwarten würde, doch es blickte ihr nur genauso verzweifelt entgegen. Doch in dem Wasser sah sie nicht nur ihr Spiegelbild, sie sah auch die Sterne.
Sie erinnerte sich plötzlich an Valandils Worte. „Schließe die Augen. Jetzt stelle dir den Nachthimmel vor. Stell ihn dir vor, mit seinen tausend Sternen und dem leuchtenden Mond. Du musst jeden einzelnen Stern sehen, keiner darf vergessen werden.
Und jetzt denke daran, dass du mir das alles zeigen, den Mond und jeden einzelnen Stern. Doch ich bin nicht in deiner Nähe, ich kann mir den Nachthimmel nicht ansehen, du musst ihn mir auf eine andere Weise zeigen. Konzentriere dich. Denk an mich und gleichzeitig an die Sterne, denk daran wie gerne du ihn mir zeigen würdest..."
Und dann war es passiert. Sie hatte all seine Anweisungen befolgt und stellte sich ihn und gleichzeitig den Nachthimmel vor. Auch er hatte seine Augen geschlossen und wartete auf sie. Dann geschah es, zwischen ihr und Valandil entstand eine unsichtbare Verbindung und sie spürte, wie er jeden einzelnen Stern und den strahlenden Mond vor sich sah. Und es war auch so, nachdem sie diesen Versuch beendet hatten. Er erzählte ihr, er hätte alles genau vor sich gesehen. Er hatte sogar die Sternschnuppe gesehen, die sie in das Bild hineingebracht hatte.
Sie hatten diese Verbindung seit damals nicht wieder erstellt, da Celebnîn danach vor Erschöpfung fast zusammengebrochen war, aber es war eine Möglichkeit anderen etwas zu zeigen, ohne nur ein Wort darüber zu sagen.
Sollte sie das auch bei Legolas versuchen? Sollte sie ihm zeigen was passiert war ohne darüber sprechen zu müssen? Aber das verlangte unglaublich viel Kraft und sie müsste sich dabei an jedes kleinste Detail erinnern. Ob sie das wohl konnte? Würde sie das verkraften? Außerdem mussten sie dazu seelenverwandt sein und sie war sich zwar sicher, dass sie es waren, doch vielleicht wurde sie in dieser Frage nur durch ihre Gefühle für Legolas beeinflusst.
Sie musste sich genau überlegen, ob sie es wirklich probieren wollte und ob sie überhaupt noch die Fähigkeit dazu hatte.
Legolas erwachte. Er vermisste etwas. Celebnîn lag nicht mehr in seinen Armen und sofort vermisste er ihre Wärme und ihre weiche, zarte Haut. Auch das sanfte Geräusch ihrer Atmung und ihren Duft nach Wildblumen.
Sie saß ein Stück von ihm entfernt und blickte nachdenklich in den See. Legolas wollte sie noch nicht stören, sie schien sehr in ihre Gedanken versunken.
Aber nach einer Zeit vermisste er ihre Nähe schon zu sehr. Er stand auf und ging langsam zu ihr hin. Sie sah zu ihm auf und lächelte. „Du bist erwacht?" Er setzte sich zu ihr und schlang die Arme um ihren zarten Körper. „Wie könnte ich ohne deine Wärme weiterschlafen?"
Celebnîn begann zärtlich seine Hand zu streichelten. Sie war so warm. „Diese Hände haben schon in vielen Schlachten gekämpft." Sie sah es nicht, aber sie spürte dass er nickte. „Du hast doch nicht vor deine Hände wieder ein Schwert in einer Schlacht halten zu lassen? Ich hätte zu viel Angst dich fortgehen zu sehen." Er drückte sie sanft etwas enger an sich. „Wie könnte ich freiwillig in eine Schlacht ziehen wenn ich wüsste, dass ich deshalb von dir fort müsste?"
Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn an. Sie sah in seine blauen Augen, die ihr seine völlige Aufrichtigkeit zeigten. „Versprichst du es mir?" Er sah sie fragend an. „Versprichst du mir, dass du nicht mehr in einem Krieg kämpfen wirst?"
Legolas sah sie etwas überrascht an. Sie wollte, dass er nie wieder in einem Krieg kämpfte? Aber er konnte ihr das doch nicht versprechen. Wenn Aragorn ihn Beispielsweise brauchte würde er ihn nicht enttäuschen.
Doch dann sah er in Celebnîns verzweifeltes Gesicht. Wie konnte er ihr einen Wunsch abschlagen? Alleine schon ihre traurigen Augen ließen ihn alles tun was sie wollte.
„Ich verspreche dir, dass ich niemals mehr in den Krieg ziehe, wenn ich nicht gebraucht werde." Damit schien sie zufrieden und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Aber dafür verlangte er jetzt auch etwas von ihr. „Celebnîn, bitte, sag mir endlich was dich bedrückt, ich mache mir solche Sorgen um dich."
Celebnîn hatte so etwas schon erwartet, aber sie konnte es ihm nicht sagen, noch nicht... Doch Legolas wendete seine stärkste Waffe an, diesen unwiderstehlichen Blick. Es war der Blick eines abgemagerten Hundes, der jemanden um ein kleines Stück Fleisch anbettelt.
Nein, nicht, lass dich nicht von ihm beeinflussen, du kannst es ihm noch nicht sagen.´
„Tut mir Leid, Legolas, ich kann nicht. Gib mir noch etwas Zeit." Er nickte und legte seine Arme wieder um sie.
Als sie noch mitten in der Nacht nach Hause ritten, dachte Celebnîn über die vergangene Nacht nach. Er hatte ihr versprochen nicht wieder in einen Krieg zu ziehen. Er würde um ihretwillen bei ihr bleiben. Damit hatte sie genug Vertrauen in ihn gewonnen. Bald würde sie ihn sagen was er so dringend wissen wollte.
