Ein Garten, den man in der Tasche trägt.

By Bookworm El V

Disclaimer: Mir gehört natürlich weder Harry Potter, noch Hogwarts noch sonstiges geistiges Eigentum von J.K.R. Wenn dem so wäre, würde ich keine Fanfiction schreiben. Und auch sonst: Mir gehört hier fast nichts, nur die Ausführung und ein paar OCs. Geld bekomm ich selbstredend auch nicht.

A/N: Tja, was soll ich sagen? Babs hat mich gegoost. Und hier kommt das Ergebnis zu folgender Aufgabe:
„Liebes Würmchen, Goooose! Ich möchte von dir einen OS mit dem Pairing HG/SS in dem die beiden eine Bücherwurmplage in der Bibliothek von Hogwarts bekämpfen müssen und ein Zauberspruch/ oder Trank daneben geht. Auf die ungeahnten Folgen bin ich gespannt! Länge mind. 1000 Wörter, Abgabe Heilig Abend! Liebe Grüße, Babs"
Oh, da fällt mir ein: Da die Aufgabe nach einem Selfinsert schrie und Babs damit einverstanden war, konnte ich einfach nicht widerstehen; Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind also gewollt.
Und auch ein herzliches Dankeschön an meine unerschrockenen Betas irm63 und Silvia. Sollten trotz zweifacher Betafreude noch Fehler vorhanden sein – alles meins.

Minerva McGonagall ließ die Pergamentrolle mit der Beschwerde sinken, die sie jeden Monat aufs Neue von den Urquharts bekam. Jeden Monat, wenn Vollmond war, verspürten die Urquharts das dringende Bedürfnis, sich bei der Schulleiterin über den Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste zu beschweren.

Minerva seufzte und überflog das Schreiben, in dem – wie immer – auf rassistische Weise über Lupin hergezogen wurde. Ein gefährlicher Werwolf wäre nicht geeignet, Kinder zu unterrichten, reinblütige Kinder natürlich schon gleich gar nicht. Wolfsbanntränke könnten nicht wirken, die zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen versagen, der Himmel könnte einem auf den Kopf fallen...

Mit einem knappen, heftigen Schlenker ihres Zauberstabes, der ihre Verärgerung deutlich zeigte, entsorgte Minerva das Schreiben. Als patriotische Schottin müsste es ja in ihrer Natur liegen, für die Urquharts zumindest ein Quäntchen Sympathie zu empfinden – aber nein, nichts. Sie empfand nur Abneigung gegen diese Leute, die auch zehn Jahre nach dem Krieg gegen Voldemort noch meinten, Reinblüter wären besser als muggelstämmige Zauberer.

Die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst griff Minerva nach ihrer Teetasse. Sie schalt sich selbst dafür, aber jeden Monat aufs Neue war sie versucht, zu den Urquharts zu apparieren und ihnen einmal gehörig die Meinung zu sagen.

Weil sie so tief in Gedanken versunken war, zuckte sie zusammen, als jemand herrisch an ihrer Bürotür klopfte.

Sie verdrehte die Augen. Entweder war es Hermione, die sich bei ihr über Severus aufregen wollte, oder Severus, der wieder versuchen würde, sich vor seinen Nachtwachen zu drücken, oder...

Entsprechend überrascht war Minerva, als Irma Pince auf ihren Ruf hereingestürmt kam, schwer atmend vor dem Schreibtisch stehen blieb und ihr ein Buch unter die Nase hielt.

„Irma", grüßte Minerva die Bibliothekarin verblüfft. „Was ist denn mit dir passiert?" Als sie genau hinsah, merkte sie, dass Madam Pinces Haare sich aus der strengen Frisur lösten und dass rote Flecken ihr Gesicht zierten.

Minerva grübelte, was die Schüler dem vorliegenden Buch denn dieses Mal „angetan" haben konnten, um Madam Pince so aufzuregen, während die Bibliothekarin um Atem rang.

„Würmer", keuchte Madam Pince schließlich, legte das Buch vorsichtig hin und ließ sich unelegant auf den Stuhl vor Minervas Schreibtisch fallen. „Widerwärtige Würmer!"

Minerva runzelte die Stirn. Sie wusste ja mittlerweile, dass Madam Pince ihre Bücher über alles schätzte, aber sie war bei ihren Beschwerden über die Schüler, die es wagten, ihre Babys zu misshandeln, noch nie so weit gegangen, die Täter als „Würmer" zu beschimpfen.

Gerade als sie die Bibliothekarin bitten wollte, sich zu mäßigen, hob diese die rechte Hand an die Stirn, formte mit zwei Fingern ein V und wackelte damit herum. „Mit solchen Fühlern!"

Nach einer halben Sekunde verständnislosen Blinzelns begriff Minerva, was Madam Pince ihr sagen wollte. Sie hatte das mit den Würmern wohl wortwörtlich gemeint.

„Verstehe", sagte die Schulleiterin langsam und legte die Fingerspitzen aneinander, eine Geste, die sie sich bei Dumbledore abgeschaut hatte. Sie vermisste den alten Zausel immer noch... Mit Gewalt riss sie sich zusammen.

„Bücherwürmer!", keuchte Madam Pince und die roten Flecken in ihrem Gesicht wurden dunkler. „In meiner Bibliothek!"

Wieder rang sie nach Luft; es fiel ihr sichtlich schwer, ihre Empörung angemessen eloquent auszudrücken.

Minerva überlegte kurz, kam aber relativ schnell zu dem Schluss, dass sie nicht genug über Bücherwürmer wusste, um wirklich zu wissen, was zu tun war. Und ausgerechnet jetzt war Vollmond – und Lupin damit aus dem Rennen.

Kurz entschlossen stand sie auf, ging zu ihrem Kamin und rief dort nach Severus und Hermione, die seit dem Ende ihres Studiums Lehrerin für Verwandlung war – und Hauslehrerin von Gryffindor, was ihren andauernden Streit mit Severus noch zusätzlich anheizte.

Fünf Minuten später hatte Madam Pince ihnen ausführlich von den widerwärtigen, gemeingefährlichen, sicherlich schwarzmagischen Wesen berichtet, die ihre Bibliothek heimsuchten.

„Um Irmas... Worte", betonte Severus, weil er nicht „hysterisches Gefasel" sagen wollte, aber eigentlich genau das meinte, „zusammenzufassen: Sie hat in der Bibliothek drei hellgrüne, etwa vier Zoll lange Würmer mit Fühlern gesehen, die in einem alten, reichlich ramponierten Buch verschwunden sind, als sie selber wiederum Irma entdeckt haben."

Hermione beugte sich währenddessen über das alte Buch, das die Bibliothekarin als Beweisstück mitgebracht hatte. Sie blätterte umsichtig durch die Seiten, die so brüchig wirkten, dass Hermione schon fürchtete, sie könnten ihr entgegen fallen.

„Was wissen wir über Bücherwürmer?", fragte Minerva in den Raum und sah dabei abwechselnd von einem Hauslehrer zum nächsten. Immerhin waren beide dafür bekannt, unheimliche Besserwisser zu sein.

Severus hüllte sich in Schweigen und warf seinerseits einen Blick in das Buch, das den Titel „Wunderthaetige Wesen der walisischen Waelder" trug. Ein Blick auf das Erscheinungsjahr zeigte ihm, dass dieses Buch über dreihundert Jahre alt war. Seiner Meinung nach deutete der Zerfall eines so alten Buches noch lange nicht auf Schädlingsbefall hin, aber er musste sich selbst eingestehen, dass er nicht viel über Bücherwürmer wusste. Also schwieg er lieber.

Hermione dagegen legte sich einen Finger ans Kinn und lief auf dem Teppich vor dem Kamin hin und her. „Bücherwürmer... Bücherwürmer... allgemein werden sie als magische Schädlinge bezeichnet, aber man weiß nicht viel über sie."

Severus wandte sich von dem Buch ab und ging zum Kamin, lehnte sich mit verschränkten Armen an den Sims und trat seiner Kollegin damit in den Weg. Seine Mundwinkel zuckten leicht, als Hermione ihn daraufhin wütend ansah.

Doch sie drehte sich wortlos von ihm weg und nahm ihren ruhelosen Marsch stattdessen vor einem der Bücherregale wieder auf.

„Bücherwürmer tauchten im Lauf der Geschichte immer wieder auf", referierte Hermione als würde sie einen Vortrag halten. „Sie wurden immer wieder einmal vereinzelt in Privatbibliotheken oder auch nur Bücherregalen gesehen. Es waren immer alte oder stark beschädigte Buchbestände, die man mit Bücherwürmern in Zusammenhang gebracht hat."

Hermione deutete auf das Buch, das immer noch aufgeschlagen auf Minervas Schreibtisch lag, während Madam Pince zärtlich eine Ecke des Einbands streichelte. „Dieses Buch ist typisch für ein Bücherwurmbuch. Alt, zerfallen, fragil."

Minerva legte den Kopf schief und runzelte nachdenklich die Stirn. „Und was ist mit großen Bibliotheken, Hermione? Wenn wir hier einen Befall haben... ich stelle mir vor, dass unsere Bibliothek ein wahres Paradies für diese Bücherwürmer ist."

Die Jüngere nickte ernst. „Ich hab noch nichts davon gelesen, dass sie jemals in einer so großen Bibliothek aufgetaucht wären, aber... die Folgen für unseren Buchbestand wären sicherlich entsetzlich."

Madam Pince gab ein Geräusch von sich, das Minerva an eine strangulierte Gans erinnerte. Ein Großangriff auf ihre Babys war sicherlich zu viel für die Bibliothekarin. Minerva nahm sich fest vor, Irma nachher zu Poppy zu bringen; ein großer Schluck eines Beruhigungstrankes würde ihr sicherlich nicht schaden.

Oder ein großer Schluck Whiskey.

„Und wie bekämpft man diese Schädlinge?", wollte Minerva wissen. Irma war so blass als wollte sie in Konkurrenz zu Professor Binns treten, vielleicht würde ihr die Aussicht, etwas gegen die Würmer zu unternehmen, ein bisschen Farbe in die Wangen treiben.

Doch sie bekam keine Antwort. Abwartend sah sie von Hermione zu Severus.

Hermione sah tatsächlich verlegen aus, Severus trug jenen Gesichtsausdruck, den Minerva insgeheim „Spion-der-alle-jahrelang-verarscht-hat-Maske" nannte. Man konnte ihm keinerlei Regung entnehmen.

Sie wurde langsam ungeduldig – außerdem sah Irma wirklich nicht gut aus, sie streichelte immer noch das Buch und wirkte dabei leicht geistesgestört. „Nun? Severus? Hermione?"

Es war Severus, der ihr antwortete: „Nun, Minerva, da Professor Granger die Antwort nicht kennt, kannst du nicht ernsthaft von mir verlangen, dass ich sie kenne, oder?" Seine Augen funkelten.

Hermione fuhr sofort auf: „Und weil Professor Snape keinen Lösungsvorschlag anbieten kann, versucht er vom Thema abzulenken, damit ja niemand merkt, dass er, der mich immer als Besserwisser hinstellt, obwohl er selber einer ist, ausnahmsweise einmal keinen blassen Schimmer hat!"

Minerva schloss die Augen und massierte sich den Nasenrücken. Diese beiden...

„Also", schloss sie und rückte ihre Brille wieder gerade. „Weiß keiner, wie man mit diesen Bücherwürmern umgehen muss?"

„Lupin könnte es wissen", gab Severus schulterzuckend zu. „Schwarzmagische Tierwesen waren schon immer sein Fachgebiet."

Hermione, die einen Seitenhieb auf ihren Lieblingskollegen witterte, wollte schon auffahren, doch Severus hob die Hand. „Professor Granger, kein Grund, sich sinnlos zu echauffieren, ich habe lediglich eine Tatsache festgestellt."

„Es ist auch eine Tatsache, dass Lupin uns gerade keine Hilfe sein kann, immerhin liegt er eingerollt in seinem Körbchen", entgegnete Minerva trocken, ehe Hermione etwas sagen konnte. Dass sie etwas sagen wollte, stand außer Frage, zweifellos etwas Gepfeffertes, wenn die Art, wie ihr die Haare zu Berge standen, etwas aussagte.

Severus zuckte wieder mit den Schultern. „Ich kann dir nichts über diese Bücherwürmer sagen, Minerva. Sie sind ein seltenes Phänomen, es gibt – interessanterweise – kaum Bücher, in denen sie erwähnt werden. Da wir auch nicht wissen, wie intelligent sie sind, wissen wir auch nicht, ob das vielleicht so von ihnen beabsichtigt ist."

Minerva schnaubte. „Jetzt mach mal halblang, Severus, wir reden hier von Würmern. Sie sind höchstwahrscheinlich nicht intelligent genug, um... eine Verschwörung zu planen!"

Hermione bewegte nachdenklich den Kopf hin und her. „Höchstwahrscheinlich sind sie es nicht, aber genau können wir es nicht sagen. Wir sollten auf jeden Fall vorsichtig sein."

Severus zog eine Braue hoch und legte sich eine Hand an die Brust. „Hat Professor Granger mir gerade vor Zeugen, um nicht zu sagen öffentlich Recht gegeben? Mein Herz, schweig still, was für ein Wunder", murmelte er samtig und grinste offen in Hermiones Richtung.

Die Lehrerin für Verwandlung richtete sich kerzengerade auf. „Wenn die alte Fledermaus aus dem Kerker einmal etwas Vernünftiges von sich gibt, dann bin ich auch Frau genug, um das zugeben zu können! Trotzdem sind Sie der mit Abstand unerträglichste..."

„Das reicht!", schrie Irma plötzlich los. „Können Sie beide Ihre Liebesangelegenheiten nicht klären, nachdem man meine Bücher gerettet hat?"

Minerva musste ihr Lachen in einem Hustenkrampf umwandeln, als sie sah, wie sowohl Severus als auch Hermione bei dieser „Anschuldigung" die Gesichtszüge entgleisten.

Sie räusperte sich. „Ihr beide kümmert euch gemeinsam um die Bücherwurmplage", erklärte Minerva kategorisch. Vielleicht konnte sie so zwei Probleme auf einmal lösen...

„Minerva", setzte Severus an, doch er wurde sofort unterbrochen.

„Nein, Severus! Du kümmerst dich mit Hermione zusammen um die Bücherwurmplage oder du wirst von heute an bis zum Ende des Schuljahres immer Nachtwache halten, wenn ich es für nötig halte! Außerdem werde ich dafür sorgen, dass du..."

„Schon gut! Schon gut!", Severus hob eine Hand. „Wirklich, wenn du dich so aufregst, klingst du wie eine fauchende Katze, Minerva."

„Schön!", fauchte Minerva. „Ihr beide nehmt das in Angriff, verstanden?" Sie ließ ihnen nicht die Zeit für eine Antwort. „Ausgezeichnet. Komm, Irma, wir sehen mal nach, ob Poppy nicht etwas für deine Nerven hat."


Hermione ging Madam Pinces Beschuldigung nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte größte Schwierigkeiten, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, die Minerva ihr gegeben hatte – ihr und diesem arroganten, besserwisserischen, unausstehlichen, unwiderstehlichen Bastard von Fledermaus, der... Moment! Hatte sie gerade „unwiderstehlich" gedacht? Sie meinte natürlich... unausstehlich. Sonst nichts. Jawohl.

Mit einem Stöhnen ließ Hermione den Kopf auf ihre Tischplatte sinken. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, nicht der richtige Ort... und schon gar nicht der richtige Mann.

Sie schloss die Augen und sah sofort Severus' Gesicht vor sich. Er hatte in der Zeit nach dem Krieg einiges durchgemacht, hatte Naginis Biss wie durch ein Wunder überlebt, hatte einen unheimlich langen Prozess überstanden, war dem Hype um seine Person danach irgendwie aus dem Weg gegangen und war seit fünf Jahren wieder Lehrer für Zaubertränke in Hogwarts.

Als sie, Hermione, nach ihrem Studium nach Hogwarts zurückgekehrt war, hatte sie Snape zum ersten Mal wieder gesehen, seit dem Tag, als er das Gericht als freier Mann verlassen hatte.

Sie war angenehm überrascht gewesen von seiner Erscheinung. Er war immer noch hager, aber er schien sich aufrechter zu halten, als wäre eine große Last von ihm abgefallen. Was ja wohl auch der Wahrheit entsprach. Außerdem wirkte er nicht mehr so... unangenehm wie früher. Selbst seine Zähne hatte er richten lassen und seine Haare waren etwas kürzer, lässiger und – wie Hermione sich niemals nicht eingestand – sie luden geradezu dazu ein, einmal mit der Hand durchzustreichen.

Natürlich hatte sie das nicht getan, sondern war auf ihn zu getreten, um sich bei ihm für seinen heldenhaften Einsatz für das Gute zu bedanken, dafür, dass er ihnen so oft das Leben gerettet hatte.

Und in diesem Augenblick hatte sie schmerzlich gelernt, dass er immer noch der Bastard war, der sie noch in der dritten Klasse zum Weinen gebracht hatte. Ihren Dank hatte er mit einer höhnischen Bemerkung abgeschmettert, dann hatte er sie angesehen als würde er sie fragen, seit wann sie denn mit den großen Jungs spielen wollte, und letzten Endes hatte er sie einfach stehen lassen.

Hermione knurrte leise und biss die Zähne zusammen, die Stirn immer noch auf der kühlen Tischplatte. Severus Snape, ihre persönliche Nemesis...

Ein leises „Plopp" riss sie aus ihren Gedanken und sie sah auf.

Winky stand vor ihrem Schreibtisch und sah sie unsicher an. Seit Winky sich um Severus' Sachen kümmerte, war sie trocken. Hermione wusste nicht, wie der Tränkemeister es geschafft hatte, die Hauselfe vom Trinken abzubringen, aber sie freute sich darüber, dass es Winky besser ging. Dennoch war die Hauselfe immer noch zögerlich im Umgang mit Hermione, die ja so seltsame Ansichten vertrat und alle Hauselfen befreien wollte.

„Professor Granger, Miss", fing Winky an und zupfte an ihrem Rock – sie war immer noch eine freie Hauselfe, aber da sie ja trocken war, vermutete Hermione, dass sie sich langsam an diese „Schande" gewöhnte.

„Hallo Winky", grüßte Hermione freundlich. „Sollst du mir eine Nachricht von Professor Snape bringen?"

Winky nickte. „Ja, Miss Granger. Er möchte, dass Sie ihn heute Nachmittag nach dem Mittagessen mit Ihren Ergebnissen aufsuchen, damit Sie beide Ihr weiteres Vorgehen absprechen können."

Hermione bedankte sich bei Winky, die Elfe knickste und verschwand mit einem leisen „Plopp" wieder.

Seufzend wandte Hermione sich wieder den wenigen Aufzeichnungen zu, die sie über Bücherwürmer gefunden hatte.


Nach dem Mittagessen wartete Severus in seinem Büro auf Hermione. Er trommelte mit den Fingern seiner linken Hand ein gereiztes Stakkato. Was Irma da vorhin gesagt hatte... Es ließ ihn nicht mehr los.

Davon abgesehen, dass es überhaupt nicht stimmte, was die verrückte Bibliothekarin da von sich gegeben hatte – war er als Spion mittlerweile so durchschaubar?

Er runzelte die Stirn, als er merkte, was er da gedacht hatte. Lächerlich, er war nicht in die kleine Granger verliebt. Verdammt, er hatte sie schon als kleine Göre mit Hasenzähnen und buschigen Haaren gekannt!

Unattraktive Zähne und unschöne Haare, da musst gerade du reden, hörte er eine leise, spöttische Stimme in seinem Kopf, eine Stimme, die ziemlich nach seiner eigenen klang.

Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und zog einmal kräftig an einer Strähne. Er würde jetzt sofort aufhören, so über Granger zu denken! Das war ja... einfach unerhört.

Als es an seiner Tür klopfte, wusste er sofort, wer sein Besucher war. Miss... nein, Professor Granger glänzte in allem, auch in Pünktlichkeit. Mit einem Wink seines Zauberstabes öffnete er ihr die Tür. Wäre ja noch schöner, wenn er sofort an die Tür gestürmt wäre, sobald sie davor stand.

Sein Körper agierte plötzlich aus eigenem Antrieb heraus, denn Severus konnte sich nicht daran erinnern, je beschlossen zu haben, aufzustehen, sobald Hermione seinen Schreibtisch erreichte.

„Professor Snape", grüßte sie ihn mit einem kühlen Nicken.

Er erwiderte das Nicken ebenso knapp. „Setzen Sie sich und sagen Sie mir, was Sie herausgefunden haben."

Erst als sie saß, setzte er sich wieder, wobei er sich fragte, welcher Teufel ihn hier eigentlich ritt.

„Was haben Sie herausgefunden?", fragte er, harscher als beabsichtigt, und lehnte sich zurück.

Hermione sah ihn gradewegs an. „Nicht viel, muss ich gestehen. Es gibt kaum Aufzeichnungen zu Bücherwürmern und die wenigen, die ich gefunden habe, waren... nun ja, vielleicht nicht unbedingt aufschlussreich, fürchte ich."

Severus nickte. „Mir ging es ähnlich. Kaum einer der Berichte über Bücherwürmer ist belegt, oft genug sind die Aufzeichnungen widersprüchlich. Einer ging sogar soweit, die Bücherwürmer als Nützlinge zu bezeichnen, die in Büchern leben und diese restaurieren."

„Xenophilius Lovegood?", warf Hermione ein.

Severus warf ihr einen überraschten Blick zu. „Dann haben Sie diesen Bericht auch gelesen?"

Hermione schüttelte den Kopf und lächelte leicht. „Nein. Aber es klang einfach wie etwas, was er schreiben würde – Sie wissen schon, wie der Schrumpfhörnige Schnarchkackler oder etwas in der Art."

Völlig gefangen von diesem kleinen Lächeln brauchte Severus ein paar Sekunden, ehe er in der Lage war, Hermione zu antworten. „Verstehe. Wenn wir diesen Bericht also außer Acht lassen – und das Risiko, dass Lovegood Recht haben könnte, betrachte ich als vernachlässigbar – dann müssten wir mit einem Anti-Schädlingszauber eigentlich zurande kommen."

Die junge Professorin nickte, sodass ihre weichen Locken wippten. „Da bin ich Ihrer Meinung. Vielleicht sollten wir einen gewöhnlichen Schädlingszauber nehmen und auf eine entsprechende Größe modifizieren, um die ganze Bibliothek auf einmal zu behandeln – nur zur Sicherheit."

Er erlaubte sich, das Grinsen zu zeigen, das an seinen Lippen zupfte, seit sie ihm Recht gegeben hatte. „Sie stimmen mir ja schon wieder zu, Professor Granger. Man wird noch meinen, Madam Pince hätte Recht."

Die Empörung, die sie zeigte, als sie nach Luft schnappte, war wie ein Schlag in die Magengrube für ihn. Trotzdem grinste er sie weiterhin wölfisch an. „Ein einfacher Schädlingszauber also, mit einem kleinen Trick auf die entsprechende Größe gebracht. Da Sie hier für das Zauberstabgefuchtel zuständig sind, werden Sie meinen Schädlingszauber modifizieren."

„Kennen Sie einen angemessenen Spruch, Professor?", fragte Hermione ihn zuckersüß. „Oder soll ich Ihnen Molly Weasleys Exemplar von ,Gilderoy Lockharts Ratgeber für Schädlinge in Haus und Hof' besorgen?"

Severus' linke Augenbraue erreichte beinahe seinen Haaransatz. „Ich weiß nicht, welche Drohung schlimmer ist, Professor Granger – Molly Weasley oder Gilderoy Lockhart."

Hermione errötete wütend und Severus stellte – natürlich absolut ohne die Zustimmung seines Gehirns – fest, dass sie reizend aussah, wenn sie sich so aufregte.

„Keine Sorge, Professor Granger", fuhr er mit einem leisen Lächeln fort. „Auch ohne die Unterstützung von Gilderoy Lockhart sollte ich in der Lage sein, ein paar Bücherwürmer zu bekämpfen."


Zehn Minuten später standen sie in der Bibliothek, die zur allgemeinen Freude für Schüler gesperrt worden war. Wie sollte man auch bitteschön seine Hausaufgaben machen, wenn man nicht recherchieren konnte? Gut, viele Schüler recherchierten normalerweise gar nicht, aber heute, oh ja, heute wären sie alle in die Bibliothek gegangen!

„Hier hat Irma die Bücherwürmer entdeckt", meinte Hermione und zeigte auf ein Regal.

Severus nickte. Es fehlte nicht nur „Wunderthaetige Wesen der walisischen Waelder", auch Irmas Tasche lag auf dem Boden vor dem Regal, wo sie sie panisch hatte fallen lassen. Die Tasche war offen und Irmas Sachen waren auf dem Boden verstreut: ein Lippenstift, Puderquaste, Schokolade – Severus' linke Augenbraue hob sich von selbst – und ein... war das ein Schlüpfer?

Jaah, das war ein schwarzer, spitzenbesetzter Schlüpfer, der da neckisch aus Madam Pinces Handtasche lugte.

Severus konnte nicht widerstehen und warf einen Blick auf Hermione, die das Höschen auch entdeckt hatte und prompt wieder knallrot anlief.

„Nun sagen Sie bloß, Sie hätten nicht von Irmas Affäre mit Mister Filch gewusst", grinste Severus.
Hermione zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, es wäre ein Gerücht."

„Sie sollten doch wissen, dass an jedem Gerücht ein Körnchen Wahrheit ist, Professor Granger", schnurrte Severus.

Hermione hob eine Augenbraue – nicht so elegant wie er es bisweilen tat, aber immerhin – und sagte: „Wie an dem Gerücht, das Irma vorhin erwähnt hat? Dass Sie mich lieben?"

Während Severus noch nach Luft schnappte, wandte Hermione sich ab und marschierte zum Zentrum der Bibliothek.

Zwei Minuten später standen die beiden Rücken an Rücken in der Mitte der Bibliothek und Hermione verstärkte den schädlingsvernichtenden Zauber, den Severus mit monotoner Stimme sprach.

Severus spürte ein unangenehmes Ziehen hinter dem Bauchnabel, das ihn an einen Portschlüssel erinnerte, und ein mieses Gefühl beschlich ihn. Er spürte, dass Hermione sich hinter ihm verkrampfte; auch sie musste es merken, dass hier etwas nicht stimmte.

Doch ehe sie den Zauber abbrechen konnten, ertönte ein Knall und alles um sie beide herum versank in Dunkelheit.

Zwei Sekunden später lag die Bibliothek friedlich und verlassen da. Keine Spur von Hermione und Severus.