Wie oft hatte ich dir bereits gesagt, was mein Herz empfindet? Wie oft hatte ich mir klar machen müssen, dass es nie mehr sein würde, als das, was wir hatten? Schon von Anfang an hatte ich gewusst, dass mein Hoffen umsonst war und ich eines Tages daran zerbrechen würde. Und doch... Ich machte mir vor, dass das, was wir hatten, genug für mich war.

Meine Gedanken kreisten um dein schlafendes Gesicht, Tag ein, Tag aus. Häufig bin ich bereits neben dir erwacht und konnte mir deine Züge einprägen, das Geräusch deines leisen Atmens. Und wenn du dann erwachtest, blicktest du mich aus müden, roten Augen an, formtest mit deinen Lippen stumme Worte, die von mir unbeachtet blieben. Viel mehr zog das feine Grübchen zwischen deinen Augenbrauen meine Aufmerksamkeit auf sich, ließ mich darauf achten, deiner morgendlichen Wut auszuweichen, wenn du anfingst, mit deinem Kissen auf mich einzuschlagen.

Ich vermutete, dass es dir unangenehm war, wenn ich dir nahe war und doch konnte ich nicht anders. Du warst meine Luft zum atmen. Meine Kraft, um mein Herz schlagen zu lassen. Und mit diesem Wissen quälte ich mich weiter, einem ertrinkenden Gleich griff ich nach dem Halm, der sich Freundschaft nannte.

Ein leises Seufzen riss mich aus meinen Gedanken. Schon wieder war ich neben dich gerückt und hatte dein Gesicht betrachtet. Ohne es zu bemerken hatte ich meine Hand nach dir ausgestreckt, fuhr dir immer wieder zärtlich mit den Fingerspitzen über deinen empfindlichen Hals, näherte mich mit meinen Lippen der zarten Haut, um einen sachten Kuss darauf zu hauchen.

Gott sei dank. Noch immer schliefst du fest und doch konnte ich nicht mehr riskieren.

Sachte und vorsichtig schob ich mich von dir weg und erhob mich, nur um neben dem viel zu großen, leer wirkenden Bett innezuhalten. Ich spürte dich in meinem Rücken. Nur zu genau wusste ich, dass ich nie mehr gehen können würde, sollte ich zurück blicken. Und ich durfte nicht.

Mit leisen Schritten trat ich zur Tür, legte meine Hand auf den Griff, ehe ich mich zu meiner Tasche beugte, die unheilvoll neben dem Ausgang ruhte. Ich wusste, ich war für dich ein guter Freund geworden und doch war es unmöglich für mich zu bleiben. Sollte ich es wagen, würde ich irgendwann den Verstand verlieren und dir mehr weh tun, als es nötig sein musste...

Nein. Besser ist, du vergisst mich, mein geliebter Freund. Vergisst, dass ich existierte. Vergisst, was ich für dich empfand. Vergisst... Alles je geschehene.

Ich spürte, wie meine Hand zitternd auf dem Griff ruhte, ehe ich beschloss, ihn zu umgreifen und herunter zu drücken. All dem ein Ende zu setzen, bevor ich mich in meinem Schmerz selbst vergaß und zurück sah.

Und so entfernte ich mich langsam. Schritt für Schritt, bis der Regen mich umschlang, wie ein alter, tröstender Freund.

Ende