Nur ein gewöhnlicher Dienstag... von Twistzedbiscuit

Summary: Ein SEHR langer Dienstag im Leben von Minerva McGonagall. Mit üppig wuchernder Umbridgitis, unkooperativen Slytherins, Einmischungen vom Ministerium, einem abwesenden Dumbledore und einer schulinternen Kürzung von Heißer Schokolade. Es ist ein Wunder, dass sie noch so nett ist.

Ü/N: Alle Personen, Plätze etc. gehören J.K. Rowling, die Geschichte ist von twistedbiscuit. Ich bin lediglich die Übersetzerin! Ich würde mich aber unheimlich über Reviews freuen, die ich natürlich auch an die Autorin weiterleiten werde.

A/N: Es gibt verschiedene Ansichten über die 'Beziehung' zwischen Snape und Sinistra in dieser Geschichte. Und ich wollte noch anmerken, dass diese Fanfiction in drei größere Bereiche unterteilt ist: Vormittag, Nachmittag und Abend. Viel Spaß beim lesen!

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19. Mai 1996, 6:31,

-Schlafzimmer-

"Aufstehen und Lächeln, Minerva!" rief eine viel zu fröhliche Stimme.

Weit davon entfernt, das zu tun, rollte sich Minerva auf die andere Seite, sodass sie mit dem Rücken zum Verursacher des Lärms lag, und kuschelte sich noch mehr in ihre Bettdecke. Sie war in der Nacht bis zwei Uhr aufgeblieben, weil ein Drittklässler aus Ravenclaw sich in einen Raben verwandeln wollte (natürlich, um sein Quidditchteam zu unterstützen). Bedauerlicherweise wollte er es ohne Vorbereitung und ohne die richtigen Kenntnisse machen, noch hatte er jemals etwas über solche Verwandlungen gelesen, und somit war er im Krankenflügel gelandet und es war an ihr und Poppy hängen geblieben, den geschockten vierzehnjährigen Jungen zurückzuverwandeln, der nur noch aus Federn und Knochen bestand.

Deswegen war sie auf gar keinen Fall bereit, aufzustehen, und es war ihr egal, was Driscoll dazu sagte.

"Aufwachen, Aufwachen, Minnie!" wiederholte er immer und immer wieder.

Minerva wollte schon mit den Augen rollen, als ihr einfiel, dass sie ja geschlossen waren. Sie hasste es, wenn sie so genannt wurde. Sie konnte sich jetzt im Nachhinein nicht mehr erklären, warum sie zugestimmt hatte, dieses entsetzliche, lädierte Portrait als ihren persönlichen Ratgeber aufzuhängen. Nun ja, sie hatte keine große Wahl gehabt, da er damals das einzige freie Portrait gewesen war, als sie Professorin in Hogwarts wurde, aber das war nicht der Punkt.

Für ihre Stelle als Verwandlungslehrerin hätte man ihr ein anderes Portrait anbieten sollen. Eines, das nicht so fröhlich war. Eines, das nicht zu alles und jedem einen dümmlichen Kommentar abgab. Und vor allem nicht jeder Person einen Spitznamen gab. Eines, das nicht ständig in knallroten Roben angezogen war, was sich fürchterlich mit dem dunkelgrünen, glänzenden Hintergrund biss.

"Komm schon, Minnie! Ein neuer Tag steht vor der Tür!"

Leise fluchend setzte Minerva sich auf. Sie nahm ihr Kopfkissen und warf es in Richtung Driscolls Portrait. Dann wollte sie sich wieder hinlegen. Driscoll war beleidigt.

„Na gut," sagte er gleichmütig. „Wenn du zu spät zu Professor Umbridges Konferenz kommen willst..." Innerhalb von drei Sekunden war Minerva aufgesprungen; Nach fünf Sekunden stand sie vor ihrem Kleiderschrank. Und ihre Brille hatte sie auch schon auf, muss man dazu sagen. Driscoll schniefte verächtlich und verschwand dann beleidigt aus seinem Portrait.

Seit Dumbledore weg war, war das Leben in Hogwarts kein Zuckerschlecken gewesen. Jeden Tag kam sich Minerva vor, als würde sie über heiße Kohlen laufen, wenn sie es mit der neuen Schulleiterin zu tun hatte. Und wenn diese Kröte schon so selbstgefällig lächelte, würde sie ihr am liebsten den Hals umdrehen.

Mit einem Schlenker ihres Zauberstabs ordnete sich ihr Haar von selbst und steckte sich zu einer streng nach hinten gekämmten Frisur hoch. Anschließend holte sie ein Set schwarzer Roben und zog sie an. Es waren noch zwanzig Minuten Zeit, als sie sich ihre schwarzen Lederschuhe anzog.

Es würde ein langer und harter Tag werden. Nicht nur wegen der Lehrerkonferenz um sieben Uhr morgens, sondern auch weil sie leider Severus Snape um einen Gefallen bitten musste.

Sie schüttelte sich schon bei dem Gedanken daran. Dabei holte sie einen smaragdgrünen Umhang aus ihrem Schrank und legte ihn um. Abschließens setzte sie einen schwarzen Spitzhut auf. Mit einem Schlenker ihres Zauberstabs räumte sich der Raum von selbst auf. Man konnte den Hauselfen ja wenigstens ein bisschen die Arbeit erleichtern. Sie schaute auf die Uhr und merkte, dass sie noch fünfzehn Minuten bis zum Beginn der Konferenz hatte.

Mehr als genug Zeit, um eine Tasse Tee im Lehrerzimmer zu trinken. Zum Glück…

6:53

-Lehrerzimmer-

Minerva marschierte energisch in das Lehrerzimmer und hatte dafür nur sieben Minuten gebraucht. Ein halbes Dutzend Lehrer waren schon dort, inklusive Severus Snape. Verdammt. Er lächelte ihr leicht zu nickte zum Kaffetisch, wo eine Tasse Tee (ihre Lieblingstasse, nebenbei gesagt) stand und dampfte.

„Na, ein bisschen Mühe gehabt, heute morgen aufzustehen, Minerva?" fragte er trocken. Minerva blickte ihn böse an und setzte sich auf die Couch neben Pomona Sprout, gegenüber von Severus.

"Die Treppe hat sich gestern Nacht schon wieder bewegt", erklärte sie ihm kurz angebunden, als sie die Tasse zu ihren Lippen führte. Sie konnte es nicht fassen, dass sie diesen Schleimer um Hilfe bitten musste. Sobald die heiße, süßliche Flüssigkeit ihre Kehle hinunterrann, fühlte sie sich schon tausendmal besser. Gegen ihren Willen seufzte sie. „Also, weiß irgendjemand, was diese lächerliche kleine Konferenz anbetrifft?" fragte sie sarkastisch. „Oder sieht es unser neuer ‚Chef' nur gerne, wenn wir am frühen Morgen wie aufgescheuchte Rehe herumspringen?"

Severus verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Es scheint so, als wolle sie die häufigen Krankheitsfälle in unserer Schule diskutieren und die mangelnde Kontrolle der Lehrer, die diese über die Schüler haben."

„Häufige Krankheitsfälle?" fragte Professor Sinistra ungläubig. „Welche häufigen Krankheitsfälle? Niemand hat in letzter Zeit in meinen Klassen gefehlt. In den letzten sechs Monaten waren alle Klassen immer vollzählig."

Einige der Lehrer tauschten ein Lächeln. Sinistra, die Professorin für Astronomie war, hielt sich selten mitten am Tag in den Gängen oder in der großen Halle auf. Und da weder ihr Klassenraum noch der praktische Bereich, ihr Quartier oder ihr Büro (alle auf dem Astronomieturm) nahe dem Klassenraum für Verteidigung gegen die dunklen Künste lagen, war sie meistens nicht auf dem aktuellsten Stand der Dinge, was den Klatsch über eine bestimmte Person anbetraf. Aber das war natürlich kein großer Verlust. Es war ja nicht so, dass sie ihre neue Chefin schrecklich vermisste. Und somit waren ihr die Effekte von schwänzenden Snack-boxen gänzlich entgangen. Genauso wie Gilderoy Lockhart, aber nun war es ein bisschen zu spät, um sich darüber zu ärgern.

"Ich denke", begann Filius Flitwick heiter, „dass unsere, äh... liebste Dolores sich über die sich ausbreitenden Krankheiten beschweren will, die hier im Schloss kursieren, seit die Weasley-Zwillinge getürmt sind."

"Umbridgitis nennen sie es", gluckste Professor Vector, die durch die Tür kam. „Sie essen unbemerkt die eine Hälfte von den Süßigkeiten der Weasley-Zwillinge, die garantieren, dass etwas sehr unangenehmes passiert. Das zwingt Dolores, sie in den Krankenflügel zu schicken. Und sobald sie auf dem Flur sind, essen sie das andere Ende der Süßigkeit und sind wieder quietschfidel."

„Ich bin neulich am Klassenraum für Verteidigung vorbeigelaufen," erklärte Pomona belustigt. „Es waren nur noch zwei Schüler im Unterricht."

Professor Sinistra kicherte. „Ach du meine Güte, das haben sie doch nicht wirklich getan?" gackerte sie. „Das ist brilliant! Umbridgitis? Ich liebe unsere Schüler manchmal wirklich."

Minerva versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken. Immerhin hatte sie einen Ruf zu bewahren.

„Ich persönlich", sagte Snape kühl, „bin eher irritiert über den ‚mangelnde Kontrolle' – Kommentar." Er nippte an seinem Kaffee. Er war die einzige Person von allen Lehrern, der als erstes am Morgen einen Kaffee trank. Ganz schwarz. Ohne Zucker. Freak.

"Hat sie wirklich behauptet, dass wir die Schüler nicht kontrollieren könnten?" quietschte Professor Vector. „Ist sie übergeschnappt?"

Minerva rollte mit den Augen. „Habe ich das jetzt so verstanden, dass ich heute um sechs Uhr dreißig nach nur vier Stunden Schlaf aufstehen musste, nur weil diese ekelhafte kleine Kröte ihren Job nicht machen kann?"

"Nicht ganz, Minerva," verbesserte Severus. „Du musstest um sechs Uhr dreißig aufstehen weil sie ihren Job nicht macht und deswegen annimmt, dass wir unseren auch nicht machen können."

"Vielen Dank, Severus, dass du die Situation so positiv geschildert hast", schnappte Professor Sinistra sarkastisch. Snape sah etwas irritiert bei ihrem Tonfall aus, aber nur ein wenig. Es sah mehr nach Überraschung aus als alles andere. „Warum warst du denn überhaupt bis zwei Uhr wach, Minerva?" fragte Sinistra.

Da sie nicht ein großes Gespräch anfangen wollte, seufzte Minerva erst einmal. „Charlie Harper wollte sich in einen Adler verwandeln und hat dabei einen UTZ – Zauberspruch benutzt und einen Spruch-reflektierenden Spiegel." Sie hörte ein paar Lehrer ungläubig kichern. „Poppy und ich waren sieben Stunden lang im Krankenflügel, um ihn wieder zurückzuverwandeln."

„Da muss ich mich wirklich entschuldigen", sagte Filius verschämt. „Ich hätte nicht gedacht, dass jemand in meinem Haus so... so..."

„Idiotisch sein kann?" half ihm Professor Vector. Einige lachten auf.

"Wo ist Poppy überhaupt?" fragte Pomona neugierig. „Sie ist doch immer so pünktlich. Und es ist schon Sieben Uhr."

„Ich habe nicht die geringste Ahnung", sagte Minerva. „Aber wenn die große Ministeriumspuppe nicht innerhalb der nächsten neununddreißig Sekunden auftaucht, gehe ich."

Einige Lehrer murmelten in Zustimmung, gerade als man Schritte vom Gang aus hörte, sowie Umbridges wütende Stimme. Die Lehrer stöhnten auf.

„Wisst ihr", murmelte Vector, „ich könnte sie von hier aus mit einem Stolperzauber belegen. Sie könnte uns nicht verdächtigen."

„Du würdest auf der Stelle rausgeschmissen werden", zischte Sinistra zurück.

„Nur, wenn sie mich erwischen würde."

"Oh, lasst es sein", schnappte Minerva. „Wir sind doch keine Kinder mehr. Wir sind mehr als fähig, mit dieser armseligen kleinen Bürokratieratte umzugehen, als sie zu verhexen. Und außerdem", fügte sie säuerlich hinzu, „bin ich nicht bereit, einen der Ministeriumsaffen den Platz meiner Arithmantiklehrerin ersetzen zu lassen. Wenn hier noch ein Exemplar ihrer Sorte wäre, wäre ich genötigt, die Unverzeihlichen anzuwenden, und darauf bin ich nicht gerade erfreut."

Vector nickte ihr verstehend zu und löste sich von der Kommode, an die sie sich gelehnt hatte. Sie ging auf die Couch zu und setzte sich zwischen Professor Snape und Sinistra (immer ein gefährlicher Platz). Gerade, als sie sich zurücklehnte, schwang die Tür auf.

7:01

-Neunter Weg zur Hölle-

"Nun ja, sie sind hier ja die Krankenschwester, nicht wahr?" sagte Umbridge zuckersüß, als sie nach Poppy das Lehrerzimmer betrat. Poppy selber hatte eine starre Miene aufgesetzt, ihre Augen waren zugekniffen und ihre Lippen so dünn, dass sich Minerva fragte, ob sie überhaupt welche hatte.

„Ja, das bin ich in der Tat", erwiderte Poppy kühl.

„Und sie können mir nicht sagen, was mit diesen Kindern los ist! Ich denke, sie sollten sich mal daran machen, das zu hinterfragen, Madam Pomfrey! Sie scheinen diese Krankheiten nicht unter Kontrolle zu haben", rief Umbridge garstig.

„Wie sie wünschen, Dolores. Aber ich kann ihnen sagen, dass physisch nichts falsch ist mit den Kindern, die ihre Klasse verlassen müssen. Ich muss ihnen außerdem sagen, dass – egal ob sie es wollen oder nicht – ich nicht mehr hinter diesen Kindern hinterher rennen werde. Wenn sie sich schlecht fühlen, können sie jederzeit zu mir kommen. Aber ich habe besseres zu tun, als meine Zeit damit zu verschwenden, jedem Kind hinterher zu rennen, das sie nicht unter Kontrolle haben."

Minerva hob eine Augenbraue. Es war schon eine ganze Weile vergangen, seit Poppy das letzte Mal so mit jemandem geredet hatte. Um genau zu sein, hatte Minerva diesen verächtlichen Unterton schon seit über zehn Jahren nicht mehr aus Poppys Mund gehört. Nicht mehr, seitdem Poppy gelernt hatte, wie sie mit Snape umgehen sollte. Es war wirklich überraschend. Minerva tauschte einen alarmierten Blick mit Snape aus, der ebenfalls seine Augenbraue höchst majestätisch gehoben hatte.

Umbridges Nasenflügel bebten. „Nun, wenn das so ist, denke ich, dass es nicht mehr angebracht für sie ist, hier zu sein, Madam Pompfrey," schnappe sie. „Vielleicht sollten sie zum Krankenflügel zurückkehren."

Poppy drehte sich auf dem Absatz um und marschierte selbstbewusst aus dem Lehrerzimmer hinaus. „Ich habe mich schon gefragt, warum sie das nicht früher angeordnet haben, Dolores," rief sie der Schulleiterin noch entschieden zu.

Die Temperatur im Lehrerzimmer schien um eine Grade zu sinken, als Poppy die Tür hinter sich zu schlug. Die Blicke jedes Lehrers wanderten automatisch zu Umbridge. Sogar Severus sah mörderisch aus; Minerva dachte sich, dass er sich so fühlte, als wäre es sein Privileg – und nur seines -, Madame Pomfrey wütend zu machen. Die Blicke ihrer Kollegen missachtend ging Dolores auf die Lehrer zu.

Jeder Sitz war besetzt. Ihrem Blick sah man an, dass sie erwartete, dass jemand seinen Sitz für sie frei machte, doch nichts geschah. Als sie Professor Sinistra und Vector fixierte, die die jüngsten und gesündesten Individuelle in dem Raum waren, sendeten ihr beide Frauen einfach einen trotzigen Blick, während sie ihre Beine übereinander schlugen und die Arme verschränkten. Minerva dachte sich, dass die beiden ihre Meinung nicht besser hätten ausdrücken können, als wenn ein leuchtendes Neonschild über ihren Köpfen schweben würde mit der Aufschrift ‚Wir werden uns nicht vom Fleck bewegen!'. Die anderen Lehrer hatten Mühe, ernst zu schauen.

Dolores zog wütend ihren Zauberstab hervor und beschwor einen eigenen Stuhl herauf. Minerva überkam ein Gefühl des Ekels, als das altmodische, pinke Monstrum von Sessel erschien. Er hatte sogar Rüschchen. Severus sah aus, als wäre das das Schlimmste, was seine Augen jemals erblickt hatten. Was wirklich etwas hieß, wenn man das Leben durch Snapes Augen betrachtete.

"Chrm, chrm." Räusperte sich Umbridge, und Minerva hatte Mühe, nicht aufzustehen und der Frau den Hals umzudrehen. „Nun, ich habe sie alle hier zu diesem Treffen heute morgen beordert, um ein sehr wichtiges Thema zu behandeln, das sich um die Schule handelt," säuselte sie. Einen längeren Monolog erwartend beschwor Minerva eine neue Tasse Tee und aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass Severus ebenfalls einen neuen Kaffee zauberte.

„Die Schüler randalieren! Sie nehmen nicht an ihren Klassen teil, sie sind ständig laut und respektlos und ich denke, dass es jetzt genug ist!" sagte Umbridge, wobei ihre Stimme immer lauter wurde und fast schon befehlerisch klang. Oder vielleicht auch nur verzweifelt.

„Oh, das muss ich ihnen zustimmen, Professor Umbridge," piepste Flitwick aufgeweckt. „Ich denke genau so. Wir dürfen uns dieses Verhalten von seiten der Schüler nicht gefallen lassen."

„Danke sehr, Filius," säuselte Umbridge, die jetzt ernsthaft dachte, die Lehrer auf ihre Seite gezogen zu haben.

„Aber sie müssen beachten, Professor," fuhr Filius im gleichen unbeschwerten Tonfall fort, „dass keiner von uns dieses Verhalten bei den Schülern bemerkt hat." Er lächelte breit.

"Verzeihung?" fragte Umbridge perplext.

Professor Vector, die nach wie vor den Stuhl, auf dem die Schulleiterin saß, fixierte, meldete sich zu Wort. „Ich persönlich hatte keinen einzigen fehlenden Schüler seit November, noch musste ich jemals in diesem Schuljahr Punkte abziehen oder Strafarbeiten aus irgendeinem Grund aufgeben."

Umbridge schnaubte verächtlich. "Nun ja, sie unterrichten Arithmantik." Sagte sie betont langsam. Vector löste endlich ihren Blick von dem Stuhl und schaute der Schulleiterin direkt in die Augen.

„Und was möchten sie damit ausdrücken?" fragte sie kühl.

Wieder einmal bemerkte Umbridge ihre heikle Situation nicht. „Ich meine damit, dass die Schüler, die sich in ihren Kurs einwählen, in den seltensten Fällen den durchschnittlichen Schüler repräsentieren, nicht wahr?" sagte sie zuckersüß. „Ihre Schüler sind mehr von der... lernbesessenen Sorte."

"Wie Miss Granger, meinen sie?" fragte Vector im gleichen Tonfall zurück. Das überlegene Lächeln auf Umbridge's Gesicht verschwand und ihr Gesicht nahm harte Züge an.

"Je weniger wir über das Mädchen diskutieren, desto besser", schnarrte sie. Minerva fühle eine Welle der Abneigung in sich aufkommen. Wenn man das zu ihrem generellen Hass auf diese Frau dazu addierte, wunderte sie sich, warum sie die Kröte nicht schon längst mit dem Unverzeihlichen um die Ecke gebracht hatte.

"Haben sie ein Problem mit Miss Granger, Dolores?" fragte Minerva misstrauisch. Sie hatte es sich vielleicht eingebildet, aber es kam ihr so vor, als hätte Pomona bei dem forschen Unterton ihrer Frage aufgehört. Nicht, dass Minerva McGongalla den Ruf hatte, sehr beschützerisch zu ihren Lieblingsschülern zu stehen. Natürlich nicht.

"Oh, das Mädchen ist unerträglich. Eine kleine Miss Neunmalklug," schnappte Umbridge. „Sie hinterfragt sogar ständig das Lehrbuch. Als ob sie es besser wissen würde als das Zaubereiministerium."

„Darf ich fragen, welches Lehrbuch sie verwenden?" fragte Severus leicht neugierig.

„Das von Wilbert Slinkhard," erklärte ihm Umbridge zuckersüß.

Severus' einzige Antwort war, als er die Augen wie unter Schmerz zusammenkniff. „Verstehe." Egal, was Minerva von ihm dachte, sie wusste, dass er ein enormes Wissen über Bücher in diesem Gebiet hatte und sehr wohl gute von schlechten unterscheiden konnte. Und seine Reaktion hieß wohl, dass das jetzige Lehrbuch der Schüler mehr als fraglich war. Da sie das Thema nicht weiter breittreten wollte, (und weil sie auch endlich frühstücken wollte), räusperte sie sich.

Und zwar richtig. Man hörte kein ‚chrm'. Alle wandten sich ihr zu.

"Ich denke, wir sind alle hier, um etwas zu besprechen. Und wenn ich mich nicht gewaltig irre, hat sich dieses etwas als falsch erwiesen. Und jetzt sind wir fertig, oder?"

Nein, das waren sie nicht. Dolores, die sich ein wenig zurückgesetzt angesichts Minerva's forschem Ton fühlte, fühlte sich gezwungen, jede einzelne Schulregel sowie jeden Erlass des Ministeriums zu wiederholen, um die ernste Situation zu verdeutlichen. Während sie die Regeln vorlas, ertappte sich Minerva dabei, öfters zu ihrem Zauberstab greifen zu wollen, genauso wie ihrer Kollegen. Nun, das war weiter nicht ungewöhnlich, wenn man an Severus dachte (ehemaliger Todesser), oder Filius (ein alter Duellierchampion), aber wenn man schon Pomona Sprout dabei erwischte, wie sie ein paar Flüche um sich schleudern würde... dann musste schon etwas großes im Gange sein.

7:44

-Gang vor dem Lehrerzimmer-

Als sie endlich aus dem Lehrerzimmer flüchten konnte, war Minerva so froh, endlich diese gottverdammte Frau los zu sein, dass sie nicht mehr als schmunzeln konnte, als Professor Vector den Gang zum rechten Flügel (wohin Umbridge zweifellos würde gehen müssen) so verzauberte, dass der Boden wie eine glitschige Eisfläche sein würde, sobald jemand darauf laufen würde. Es war unglaublich witzig, als die Lehrer verzweifelt versuchten, nicht hinzufallen, und Vector, die in Zaubern der Art nicht besonders geschickt war, war stolz, diesen hinbekommen zu haben.

Und wer würde Minerva sein, wenn sie jetzt diese Frau zurechtweisen würde?

Mit einem Seufzer steuerte Minerva auf ihr Büro zu. Am liebsten wäre sie geradewegs zur Großen Halle gegangen, aber da diese verflixte Konferenz ungefähr dreimal so lange gedauert hatte wie sonst die von Dumbledore, war sie ein wenig unter Zeitdruck. Was hieß, dass sie Hausaufgaben während ihrem Frühstück korrigieren zu müssen, um keinen Rückstand an den zu korrigierenden Arbeiten zu haben. Warum war das Leben immer so unfair?

8:05

-Große Halle-

Mal davon abgesehen, dass der Sommer und somit auch die Abschlussprüfufungen immer näher rückten, es in London heißer war als in Barcelona, und dass der Tagesprophet ein Verbot für fließendes Wasser an bestimmten Tageszeiten verordnet hatte („Drehen sie ihren Hahn nicht auf!" stand im Artikel. Als ob die Leute das nicht von selbst kapieren würden), war Hogwarts wie von einer dunklen, traurigen Wolke umgeben. An der Decke der Großen Halle regnete es meistens unaufhörlich. Es gab der Schule fast schon eine gruselige Atmosphäre.

Minerva hatte ein relativ langweiliges Frühstück, nämlich Porridge mit Salz, während sie Hausaufgaben kontrollierte. Es war nocht gerade die schönste Art, den Morgen eines anstrengenden Tages zu verbringen.

Hermine Granger hatte gerade ihre Hausaufgaben mit hundertsiebzehn Prozent bestanden, während hingegen Lavender Brown nur permanente-Locken-Zauber als ein Beispiel für Selbstverwandlungen angegeben hatte. Mit einem irritieren Gesichtsausdruck legte Minerva Miss Browns Arbeit auf den größeren Stapel, der neben ihr lag. Das Papier wurde von einem Lufthauch weitergetragen und landete neben Professor Snape, der entschlossen nicht mit Professor Sinistra, seiner Nachbarin, redete. Snape schnappte sich die Hausaufgabe und überflog den geschriebenen Text, bevor er anfing, leicht zu grinsen. Sinistra, die sich weit herübergelehnt hatte, um mitzulesen, sah ziemlich perplext aus.

"Sicher wurde der Gebrauch des Wortes 'Zauberspruch' verpasst?" fragte sie ungläubig. „Ich meine, ich kann von mir nicht behaupten, dass ich ein Experte in Verwandlung bin, aber du würdest sicher annehmen, dass ein Spruch, der extra als 'Zauber' bezeichnet wird, deutlich macht, in welche Kategorie er gehört, nicht wahr?

"In der Tat," stimmte Snape zu, immer noch lächelnd. "Aber man muss einigen Gryffindors halt ihre mangelnde Kompetenz vergeben, denke ich."

Minerva warf ihm einen bitterbösen Blick zu und riss ihm beleidigt das Pergament aus der Hand. Dabei wünschte sie sich inbrünstig, sie hätte Hermines Hausaufgaben statt Lavenders in die Richtung geworfen. Immerhin hatte diese einige Zaubertränke erwähnt und auch noch mit anderen Methoden verglichen, um sich selbst zu verwandeln...

"Ooh, was ist da los?" fragte Professor Sinistra leise. So leise, dass sie und Severus die einzigen waren, die es hören konnten. Minerva sah auf und erblickte Dolores Umbridge, die wild gestikulierend am Gryffindortisch stand.

Minerva schob ihre Brille hoch, um zu sehen, mit wem sie diskutierte, und sie war nicht sonderlich überrascht, Hermine Granger und Ron Weasley, die mit einer Gruppe von Siebtklässlern am Tisch saßen und versuchten, die Schulleiterin zu ignorieren. Da Minerva genauso wie der Rest der Lehrerschaft wusste, dass Dolores die eifrigen Fragen von Miss Granger oft ignorierte, schien Hermine die gleiche Methode nun im Gegenzug anzuwenden.

"Ach du meine - " flüsterte Sinistra. „Denkst du, dass seine Augen noch weiter hervorstehen können?" fragte sie kichernd. Snape lächelte. Minerva musste zugeben, dass Weasley ziemlich… wütend aussah. Und da sie schon einige Zusammenstöße mit dem Temperament der Weasleys gehabt hatte, konnte sie nur ansatzweise erahnen, welches Ausmaß die nun folgenden Geschehnisse haben würden.

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen legte sie sorgfältig ihre Feder beiseite und beobachtete die Szene interessiert. Snape durchbohrte sie förmlich mit seinem Blick.

"Sie sind in deinem Haus, solltest du nicht etwas darüber unternehmen?" fragte er.

„Worüber?" fragte Minerva zurück. „Sie haben noch nichts verbrochen. Aber sobald das der Fall sein sollte, werde ich sie augenblicklich zur Rede stellen", versicherte sie ihm.

Sinistra grinste. "Du wirst auf sie zeigen und dich kaputt lachen, nicht wahr?"

„Mach dich nicht Lächerlich, Liebes. Es ist unhöflich, auf jemanden zu zeigen", witzelte Minerva.

Von all den explosiven und schrecklichen Reaktionen, die sich ausgemalt hatte, hatte sie garantiert nicht erwartet, dass Ron Weasley einfach die Schulleiterin ignorierte und Hermine in ein Gespräch verwickelte. Er würdigte Dolores keines Blickes. Er lehnte sich mit Hermine noch weiter vor und verwickelte Lee Jordan in ein Gespräch über Quidditch.

Dolores schien endlich zu verstehen, dass Weasley es mehr oder weniger unmöglich machte, mit Hermine zu kommunizieren. Und nebenbei lenkte sie so langsam die Aufmerksamkeit der restlichen Schüler auf sich. Minerva bemerkte schadenfroh, dass Dolores sich gerade zum Affen machte. Diese überlegte einen Moment, bevor sie ihre Schultern straffte. 'chrm chrm' machte sie.

"Miss Granger? Könnten sie einen Moment herkommen?" fragte Umbridge in ihrem üblichen übertrieben-netten Tonfall.

Weasley sendete ihr einen bitterbösen Blick. Wenn es nach Minerva ginge, hätte sie dieser Blick schon abgeschreckt, denn er erinnerte sie sehr an den Spruch ‚wenn Blicke töten könnten'. Hermine andererseits stand auf und ging mit festen Schritten auf den Lehrertisch zu. Ihre Schuhe machten ein klackerndes Geräusch auf dem Boden, und ihr Umhang wehte so elegant hinter ihr her, dass sie Snape hätte Konkurrenz machen können (dieser hatte ja schon immer ein Augenmerk auf hinterherwehende Roben gehabt). Ihre Schultern waren gespannt und ihr Kopf aufrecht. Sie sah so aus, wie man das Wort ‚Würde' definieren würde.

Sie hatte gerade mal den halben Weg zum Lehrertisch zurückgelegt, als Ronals Weasley aufsprang und ihr hinterher ging. Beide erreichten den Tisch zu gleicher Zeit. Während sie mit verschränkten Armen da stand und einen entschlossenen Gesichtsaudruck hatte, sah er eher wie ihr Bodyguard aus, der Umbridge hasserfüllt anstarrte. Es war wirklich interessant, diese Szene zu beobachten. Minerva lächelte instinktiv, versuchte aber sofort, wieder ernst zu schauen.

"Ja, Professor Umbridge?" fragte Hermione höflich, aber jeder bemerkte, dass sie nicht lieber tun würde als der Frau einen Fluch auf den Hals zu hetzen.

"Mister Weasley?" säuselte Umbridge. "Ich habe nicht nach ihrer Anwesenheit gefragt."

Ron hob spöttelnd eine Augenbraue, verschränkte seine Atme und stellte sich aufrecht hin, sodass er Umbridge um mehr als einen Kopf überragte. „Ich weiß, dass sie das nicht haben", erwiderte er kalt.

"Und sie sind immer noch hier?" fragte sie gefährlich leise.

Ron schaute an sich herunter und sah überrascht aus. „Das sehen sie doch! Natürlich bin ich noch hier", rief er spöttisch. Dolores fixierte ihn mit einem mörderischen Blick und Hermine grinste leicht.

Sogar Minerva musste zugeben, dass es ziemlich mutig von Ron war, hier zu stehen und so mit der Schulleiterin umzugehen. Sie war sich ziemlich sicher, dass – wenn Fred und George noch hier wären – die beiden ziemlich stolz auf ihren Bruder am Tisch der Gryffindors sitzen würden.

Dolores räusperte sich erneut. ("Chrm chrm.") "Miss Granger, ich wollte mit ihnen ihre letzte Arbeit besprechen," erklärte sie und bemühte sich, Ron zu ignorieren. „Ich könnte schwören, dass ich ihnen schon gesagt habe, was ich über ihre... ähm... ungewöhnliche Meinung über erwiderte Flüche halte", sagte sie mit einem breiten, krötenhaften Lächeln.

Hermione nickte kurz. "Ja, das haben sie," stimmte sie zu. Minerva lauschte der Unterhaltung aufmerksam. Es würde interessant werden.

"Nun ja, Miss Granger, würden sie mit bitte ihren Aufsatz erklären?" fragte Dolores honigsüß.

Hermine hob eine Augenbraue. „Ich dachte, dass es ganz verständlich wäre, Professor Umbridge. Ich widerspreche ihnen." Darauf folgte eine unangenehme Schweigepause, und mittlerweile tat kein Lehrer mehr so, als würde er nicht zuhören. Hermine bemerkte die Aufmerksamkeit, die sie auf sich zog, und es war ihr etwas peinlich, aber sie fasste sich sofort wieder.

"Sie… widersprechen?" wiederholte Umbridge langsam, als wären ihr diese Worte unbekannt.

"Ja. Sie haben sich auf Shlinkhards Theorie berufen, dass erwiderte Flüche eher Flüche wären, die anders benannt wurden, damit sie von der Gesellschaft eher akzeptiert würden. Als ich diese Theorie in meinem Aufsatz behandelt habe, habe ich Gegenargumente dafür niedergeschrieben," sagte Hermine und schaute der Direktorin fest in die Augen. „Ich habe außerdem fierzehn verschiedene vom Ministerium anerkannte Texte mit eingebracht, die mit meiner Meinung zu dem Thema übereinstimmen."

Die Art, in der sie 'vom Ministerium anerkannte' aussprach, war ähnlich dem, wie die meisten sagen würden 'Von Satan höchstpersönlich geschickt, um die Nachricht über die Zerstörung der Menschheit zu bringen'. Sie deutete mit ihrem Tonfall Abneigung mit jeder einzelnen Silbe an.

"Ich verstehe", presste Dolores mit zusammengebissenen Zähnen hervor. "Ich muss sie dazu auffordern, diesen Aufsatz neu zu schreiben, Miss Granger"

Hermione schaute die Schulleiterin an, als hätte diese nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Nein", sagte sie bestimmt.

Dolores war empört. "Nein?"

"Nein. Ich werde es nicht nochmal neu schreiben."

Dolores kochte. "Nun, ich denke solche offensichtlichen Handlungen der Respektlosigkeit -

"Was für eine Respektlosigkeit?" schnitt Weasley ihr agressiv das Wort ab. „Sie haben uns diese Hausaufgaben aufgegeben, sie hat sie gemacht und zwar innerhalb ihrer Vorgaben. Wenn sie sie nicht hätte machen sollen, hätten sie die Hausaufgaben nicht aufgeben sollen, nicht wahr?"

Er war selbst etwas überrascht, dass er so mit der Schulleiterin geredet hatte. Neben sich musste sich Professor Sinistra zusammennehmen, um nicht laut loszulachen.

Umbridges Augen verengten sich. Weasley schaute sie gelangweilt an. Minerva war ein bisschen enttäuscht, dass Potter gerade Quidditchtraining hatte. Es wäre zu schön gewesen, das Trio dabei zu beobachten, wie sie sich ein Gefecht mit Umbridge lieferten. Vielleicht hätte diese dann zu heulen angefangen.

„Wie ich schon sagte," fuhr Umbridge mit einer etwas unsicheren Stimme fort, „Das Missachten des überlegenen Wissens ihrer Lehrerin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, - " (Hermines Augen blitzten zornig auf) „ - Wird ab jetzt nicht mehr toleriert werden. Ich bin eine vom Ministerium ausgebildete Funktionärin, und als diese weiß ich sehr viel besser als sie, was gut und was schlecht für ihre Erziehung ist."

"Ich verstehe, Professor," sagte Hermine geradeaus. „Und wissen sie es auch besser als die vierzehn direkt angegebenen Quellen?" fragte sie. „Oder weiß es das Ministerium besser als ‚Die Dunklen Mächte: Ein Führer zur Selbstverteidigung', ‚Konfrontation des Gesichtslosen', ;Die Dunklen Künste ausgeschaltet', ‚Flüche für die Verfluchten', ‚Leitfaden der Zauberei' und ‚Das definitive Handbuch über die Dunklen Künste und Verteidigung gegen sie', erst vor zwei Jahren vom Zaubereiministerium veröffentlicht, auf das sie sich berufen?" fragte sie ihre Lehrerin scharf. „Weil ich wirklich denke, dass wir einmal klären sollten, welche Quellen man in Zukunft überhaupt verwenden darf und welche nicht."

Mister Weasley hatte den Geist komplett aufgegeben und grinste nun von einem Ohr zum anderen.

"Miss Granger," zischte Professor Umbridge. "Ich weiß was mit ihrer brechenden und zusammenhanglosen Erziehung zu erwarten ist. Aber nichtsdestotrotz hatten sie einige fähige Lehrer in den vergangenen Jahren - "

„Ah ja", sagte Hermine bissig und machte einen Schritt auf den Lehrertisch zu, sodass sie Umbridge genau gegenüber stand. „Quirrel und Moody. Das sind die beiden Lehrer, die sie für fähig halten, nicht wahr, Professor Umbridge? Hmm? Nun ja, wenn man mal davon absieht, dass beide versucht haben, meinen besten Freund heimtückisch an Voldemort auszuliefern, muss ich ihnen wohl recht geben."

Die meisten Lehrer, Minerva eingeschlossen, waren zusammengezuckt, als Hermine das V-Wort ausgesprochen hatte. Dolores selbst hatte einen quietschenden Laut von sich gegeben und war abrupt aufgestanden. Hermine beugte sich mit den Händen abstützend zu ihr über den Tisch.

"Haben sie ein Problem damit, Professor?" fragte sie süßlich. „Wissen sie, ich denke, der einzige Grund, dass die Leute Angst haben, Voldemorts Namen zu benutzen," – sie sprach das Wort sehr gedehnt aus – „ist, dass sie Angst haben, er würde zurückkommen." Sie lächelte Dolores an. „Aber sowohl sie als auch das Ministerium haben ja klar gemacht, dass das niemals geschehen könne. Warum haben sie also Angst?"

Dolores schnaubte entrüstet und suchte scheinbar nach Worten. „Naja... nun, ich habe niemals... ich meine..."

Hermine fuhr fort, ohne die Schulleiterin ausreden zu lassen. „Die Sache ist die, Professor, dass ich ihnen widerspreche. Sowohl in ihrer Meinung über meine Erziehung als auch ihrer Meinung über erwiderte Flüche. Sie können mich durch die Arbeit fallen lassen, wenn sie wollen, Professor Umbridge," zischte sie. „Aber ich werde niemals ein Wort an meiner Arbeit ändern."

Minerva fühlte eine Welle des Stolzes durch sich schwappen, als sie diese Worte hörte, und blickte alle anderen Lehrer triumphierend an.

„Guten Tag", schnappte Hermine und drehte sich auf dem Absatz um, um aus der Halle zu gehen. Sämtliche Schüler schauten ihr nach.

Ron war am Lehrertisch zurückgeblieben und grinste breit, als er sah, dass Dolores Gesicht einen unnatürlich roten Farbton angenommen hatte. „Sie können Miss Granger sagen, - " zischte sie aus zusammengepressten Zähnen hervor, „ – dass, solange ich hier Lehrerin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste bin, sie keine einzige Hausaufgabe bestehen wird.

"Perfekt", sagte Ron. "Ich bin mir sicher, dass es sie nachts aufhalten wird, wenn sie nichts anderes zu tun hat, als für all ihre Os in jedem anderen Fach zu arbeiten," bemerkte er und grinste der Schulleiterin nochmal zu, bevor er sich umdrehte und Hermine folgte.

Minerva lächelte in sich hinein. Sie entschied sich, Neville Longbottoms Hausaufgaben eine Note besser zu benoten, weil er sich ja immerhin dafür angestrengt hatte. „Ist es nicht schön, den Tag mit einer guten Note zu beginnen?" murmelte sie laut vor sich hin. Erfreut stellte sie fest, dass die Ader an Umbridges Schläfe zornig pulsierte, als würde sie gleich platzen.

8: 51

-Korridor im ersten Stock-

Als sie das Thema für die erste Schulstunde des Tages gedanklich überflog, lief sie mit schnellen Schritten zum Klassenzimmer. Von weitem sah sie einige der Schüler schon vor ihrem Klassenzimmer stehen.

KRACH!

Sie zuckte zusammen.

BUMM!

Auf dem Absatz drehte sie sich um, um dem Lärm auf die Spuren zu kommen. Sie war nicht sonderlich überrascht, als sie realisierte, dass der Lärm vom Klassenraum für Verteidigung herkommen musste. Und sie war noch weniger überrascht, als sie eine Gruppe Zweitklässler aus Ravenclaw sah, die das Spektakel beobachteten, aber keine Anstalten machten, zu helfen.

Die Schüler wichen sofort zurück, als sie auf die zulief, und sie ging durch die Tür. Dort war Peeves, der Stühle durch den Raum warf sowie Stühle, Bücher und alles andere, was er in die Finger bekam. Hinter Umbridges Schreibtisch erkannte Minerva einen hässlichen Stuhl, der dem aus dem Lehrerzimmer ähnelte. Darauf lag ein großes Chintz-Kissen. Minerva dachte sich, dass die Schulleiterin damit wohl größer als ihre Schüler erscheinen wollte. Idiotische Frau.

Hinter ihr bemerkte sie die Ravenclaws, die sie erwartungsvoll anstarrten und wohl dachten, dass sie etwas unternehmen müsse, statt dumm rumzustehen. Sie schwang ihren Zauberstab und die Tür fiel mit einem lauten Krach ins Schloss. Peeves bemerkte sie und hörte auf, an der Wand herumzufummeln und schaute sie neugierig an.

„Was machst du hier, Peeves?" fragte sie ihn streng. Peeves deutete auf die Wand. Minerva ging einige Schritte vorwärts und sah eine Wasserleitung hinter der von Peeves abgerissen Tapete. Sie bemerkte, dass – wenn das Rohr kaputt gehen würde – sich der gesamte Inhalt auf den Schreibtisch der Schulleiterin ergießen würde und anschließend den Raum überfluten würde. Sie sollte Peeves wirklich Punkte für Originalität geben, oder für vorrausschauendes Planen. Aber leider war das Sicherheitssystem von Hogwarts gegen solche Fälle mit Zaubern abgesichert.

„Ich verstehe," sagte sie kühl. „Peeves, ich kann dir sagen, dass das Rohr nicht brechen wird, selbst wenn du alle möglichen Sache danach wirfst. Und außerdem," fügte sie hinzu, „kann ich es leicht brechen lassen. Und das werde ich auch tun, wenn du mir einen Gefallen tun kannst."

Peeves sah erstaunt aus und flog langsam auf McGonagall zu. Er grinste diebisch und salutierte. „Ja, Missus Lehrer Miss?"

McGongall deutete auf das Kissen auf Dolores' Stuhl. „Mach irgendetwas, um diese Abnormalität loszuwerden. Und zwar etwas fantasievolles."

9:00

-Klassenraum für Verwandlung-

Minerva betrat ihren Klassenraum just in dem Moment, als die Glocke klingelte. Sie erblickte Draco Malfoy, der neben Daphne Greengrass stand, die am heulen war. Malfoy hatte ihre Haarspange in der Hand.

„Warum, Mister Malfoy", fing Minerva mit lauter Stimme an, während sie schwungvoll die Tür hinter sich zufallen ließ, „wenn sie unbedingt eine Haarspange haben wollen, hätten sie es mir doch sagen können."

Mit einem schnellen Schlenker ihres Zauberstabs hatte Malfoy plötzlich langes, blondes Haar, das im Nacken zusammengerafft war und mit einer Haarspange, die der Daphnes identisch war, zusammengehalten wurde. Miss Greengrass bekam ihre eigene zurück. Die gesamte Klasse gaffte erstaunt, bevor sie alle in ein heulendes Lachen ausbrachen. Alle komplett ignorierend marschierte Minerva zu ihrem Pult und holte eine Schachtel mit Bechergläsern hervor.

"Es reicht jetzt," sagte sie kurz und augenblicklich waren alle still. Mit Schadenfreude bemerkte sie, dass Malfoy panisch wurde, als er bemerkte, warum alle so lachten.

„Miss Greengrass, würden sie bitte so freundlich sein und die Hausaufgaben austeilen, danke. Und Mister Nott, bitte teilen sie die Bechergläser aus. Mister Malfoy, sie kommen mal kurz her."

Die drei angesprochenen Schüler gehorchten ihr. Daphne lächelte ihre Lehrerin dankbar an, als sie die Hausaufgaben holte. McGonagall lächelte nicht zurück, aber das hatte das Mädchen wohl auch nicht erwartet. Obwohl es Minerva nie zugeben würde (aus Angst, dass Severus es irgendwie erfahren würde), fand sie in der Tat einige Slytherins tolerierbar. Wie zum Beispiel Miss Greengrass oder Mister Nott.

Dann gab es da natürlich noch die andere Sorte. Die, die sie nicht ausstehen konnte. „Hören sie auf zu schmollen, Mister Malfoy, ich habe besseres zu tun als mich mit ihren kindischen Spielchen zu beschäftigen."

Malfoy starrte sie hasserfüllt an. „Sie haben mir Mädchenhaare wachsen lassen", spie er aus.

Minerva beobachtete ihn scharf. „Ja, das habe ich."

„Die Schulleiterin wird davon erfahren", knurrte er.

Minerva schaute auf. „Oh, wird sie das? Das ist erfreulich, so erspart sie mir die Arbeit. Sie kann ja dann ihre Haare zurückverwandeln. Oder soll ich das jetzt lieber machen?" fragte sie ihn bedächtig, genau wissend, was für eine Reaktion dies hervorrufen würde.

Malfoys graue Augen blitzten erbost auf, als er die Zwickmühle erkannte, in die er geraten war. Minerva fand es köstlich, zu sehen, wie er mit sich selbst haderte: Sollte er seine verhasste Lehrerin um Hilfe bitten oder mit diesen Mädchenhaaren durch das halbe Schloss laufen, bis er zufällig einen Lehrer traf, der ihn zurückverwandeln konnte.

Vor Scham sah er auf den Boden und räusperte sich, bevor er leise sagte: "Ich würde es vorziehen, wenn sie mich jetzt zurückverwandeln, Professor."

„War das eine Bitte?" fragte ihn Minerva unschuldig.

Malfoys Augen blitzten wieder auf. Er sah aus, als würde er ihr am liebsten alle möglichen Beleidigungen an den Kopf werfen, doch er nahm sich zusammen. Fast. „Würden sie bitte den Zauber, den sie auf meine Haare gesprochen haben, zurücknehmen, Professor McGonagall," sagte er kleinlaut durch zusammengebissene Zähne.

Minerva schwang ihren Zauberstab und Malfoy atmete erleichtert aus. Bevor er sich umdrehte, um zu seinem Stuhl zurückzugehen, sprach ihn Minerva an. „Mister Malfoy, ich verstehe, dass sie denken, diese Plakette an ihrer Brust würde ihnen gewisse Privilegien geben und sie höher als einen normalen Schüler einstufen, sozusagen eine Stufe höher in der Nahrungskette. Und in vielerlei Hinsichten," fuhr sie fort, „haben sie absolut recht. Aber lassen sie mich eine Sache klar ausdrücken: Wenn sie sich jemals wieder in meinem Klassenraum so verhalten, wird dies Konsequenzen haben. Und damit meine ich nicht nur eine neue Frisur. Verstanden?"

Malfoy sah ein wenig unsicher angesichts ihres harten Tonfalls aus und nickte. „Gut", sagte Minerva und deutete ihm mit einer Kopfbewegung an, sich zu setzen.

Minerva stand auf und nahm eines der Bechergläser, das übrig geblieben war. „Heute werden wir diese Gläser in Mäuse verwandeln und anschließend die Mäuse in Teekannen. Die Verwandlung von Gegenständen in Lebewesen ist sehr viel schwieriger als andersherum. Außerdem wird es euch auch Schwierigkeiten bereiten, das verwandelte Objekt wieder in etwas anderes zu verwandeln, was nicht die Ursprungsform war."

Sie schwang ihren Zauberstab und ihr Glas verwandelte sich augenblicklich in eine weiße Maus. „Wie bei den meisten Verwandlungen sollte die Verwandlung von der Maus in die Teekanne augenblicklich danach erfolgen. Falls sich ihr Objekt nur teilweise verwandelt hat, wird die weitere Verwandlung nicht funktionieren." Minerva ließ den Blick durch ihr Klassenzimmer schweifen und schaute, ob auch jeder aufpasste. Sie bemerkte, dass Pansy Parkinson es nicht tat, aber sie dachte sich, dass – solange Pansy den Unterricht nicht störte – es zu ihrem eigenen Nachteil war, weil sie später den Spruch nicht richtig können würde.

„Da sie verantwortlich für die Verwandlungen sein werden, müssen sie sich besonders um den aktuellen Zustand ihres Tieres kümmern und gleichzeitig Informationen über den früheren Zustand wissen, um das Tier fachgerecht weiterverwandeln zu können..." Parkinson fing an, sich flüstern mit Millicent Bulstrode zu unterhalten, und gestikulierte wild über etwas unter dem Tisch. Mit einer lauteren Stimme fuhr McGonagall fort. „Sie müssen zum Beispiel das Aussehen des Lebewesens im Kopf haben, während sie es verwandeln."

Pansy deutet auf etwas, von dem McGonagall vermutete, dass es eine Zeitschrift war, und anschließend auf Daphne Greengrass, bevor beide leise lachten. Minerva stoppte ihren Vortrag und blickte ernst in Richtung Pansy, bevor sie laut und deutlich sagte: „Miss Parkinson, wenn sie nicht augenblicklich aufhören, dümmlich zu kichern, werde ich ihnen nicht nur eine Strafarbeit für den Rest der Woche geben, sondern ich werde auch die Verwandlungen von lebenden Objekten in Gegenstände an ihnen höchstpersönlich demonstrieren. Es liegt an ihnen." Pansy sah sie mit schreckensgeweiteten Augen an und begann hastig, das Magazin in ihre Schultasche zu stopfen. Minerva schwang schnell ihren Zauberstab, sodass die Zeitschrift auf ihrem Tisch landete. „Das können sie sich nach dem Unterricht abholen", fügte sie kalt hinzu.

Die gesamte Klasse saß nun aufmerksam da und lauschte ihren Anweisungen. Langsam schienen alle zu begreifen, dass sie die Leute vom Inquisitorenteam nicht bevorzugen würde, egal, ob die Schulleiterin das tat oder nicht. Minerva verwandelte die Maus in eine makellose Teekanne. Einige sahen sehr beeindruckt aus.

"Fangt an", befahl Minerva.

9:46

-Klassenraum für Verwandlung-

"P-professor McGonagall?" stotterte eine nervöse Stimme.

"Miss Parkinson."

"Kann ich meine Z-zeitschrift jetzt zurückhaben?"

Minerva schaute ihre Schülerin tadelnd n, bevor sie nach der Zeitschrift griff, die den Unterricht über auf dem Tisch gelegen hatte. Es war eine Ausgabe der Hexenwoche, und niemand anderes als Harry Potter war auf dem Titelbild abgebildet. „Wenn sie jemals wieder Sachen wie diese hier in meinem Unterricht lesen, Miss Parkinson, dann zweifeln sie nicht daran, dass das, was ich tun werde, Mister Malfoys Frettchenverwandlung im letzten Jahr in den Schatten stellen wird," sagte sie kühl. Pansy sah sehr erschrocken aus, und nahm zitternd ihre Hexenwoche entgegen. "Sie dürfen gehen."

Sie fing an, die Teekannen vor ihr zu kontrollieren und dachte sich dabei, dass Pansy ihre Warnung im Gedächtnis behalten würde. Sie wusste es einfach. Für ein Mädchen, das so dermaßen herumstolzierte, war sie ein überraschender Feigling.

"Professor McGonagall?" fragte eine zurückhaltende Stimme. Minerva schaute erstaunt auf.

"Miss Greengrass", stellte sie höflich fest. "Wie kann ich ihnen behilflich sein?"

"Naja, ich... Ich wollte ihnen erstmal das hier geben." Sie hielt ihrer Lehrerin eine kleine weiße Teekanne hin. Sie war makellos. Die Kanne hatte sogar ein regelmäßiges Muster.

"Exzellente Arbeit, Miss Greengrass", erwiderte Minerva erfreut. „Aber ich frage mich, warum sie sie nicht Mister Goyle gegeben haben, als er alle anderen Kannen eingesammelt hat." Daphne murmelte etwas vor sich hin und ihr Gesicht nahm einen leicht pinken Ton an. „Entschuldigung, ich habe sie nicht verstanden. Können sie es wiederholen?"

Daphne sah etwas verschämt aus, als sie leise sagte: „Ich war mit dem Muster nicht so zufrieden."

Minerva lächelte leicht. „Es ist doch alles wunderbar. Ich denke aber, dass sie aus einem andren Grund hier sind."

"Ähm… Ich – ich wollte ihnen danken. Dass sie Malfoy zurecht gewiesen haben." Daphne fingerte nervös in ihrem Haar herum. „Er ist in letzter Zeit so unerträglich geworden und... es... meine beste Freundin gab mir diese Haarspange, kurz bevor sie weggezogen ist. Sie bedeutet mir sehr viel. Also... vielen Dank."

Minerva nickte verstehend. „Ich werde es nicht tolerieren, dass Schüler in meinem Klassenraum bestohlen oder sonst etwas in der Art werden, Miss Greengrass, egal, wie sehr sie den Wert des Gegenstandes schätzen."

„Ich weiß", sagte Daphne lächelnd. „Und... da gibt es noch etwas, über was ich mit ihnen reden wollte. Ich wollte ihnen danken für... nun ja... das, denke ich."

Minerva war verwirrt. Und das passierte nicht oft. „Verzeihung?"

Daphne atmete tief aus, als müsse sie sich selbst zu etwas überwinden, bevor sie sagte: "Sehen sie, Professor, ich weiß dass, ich weiß dass der Dunkle Lo... dass V-Voldemort zurück ist. Und ich weiß, dass viele Leute der Meinung sind, dass alle Slytherins... ich weiß nicht... etwas damit zu tun haben."

Minerva beobachtete ihre Schülerin sorgfältig. „Sie haben seinen Namen ausgesprochen", stellte sie fest. In Daphnes Augen blitzte Angst auf.

"Er ist nicht mein Lord", sagte Daphne entschieden, „und er wird es auch niemals sein." Minerva hörte die Bitterkeit in Daphnes Stimme und machte sich die gedankliche Notiz, sich den familiären Hintergrund ihrer Schülerin anzuschauen. „Und ich weiß auch, dass... dass vor allem sie eigentlich keinen Grund haben, uns zu mögen und uns fair zu behandeln. Aber sie tun es. Auch wenn einige der anderen Lehrer uns wie kleine Todesser in der Ausbildung behandeln, gehen sie fair mit uns um. Das ist mehr, als die meisten von uns erwaren könnten. Und... nun ja, dafür wollte ich ihnen danken."

Minerva nickte langsam und schenkte Daphne eines ihres raren Lächelns. „Vielen Dank, Miss Greengrass."

Beide lächelten sich einen Moment lang scheu an, bevor sie ziemlich unhöflich von Justin Finch-Fletchey unterbrochen wurden, der ziemlich außer Atem an der Tür zum halten kam. "Professor Mc… (keuch)… McGonagall?"

"Ja?" schnappte Minerva.

"Professor Umbridge will sie sehen. Im Krankenflügel. Sie sagte, dass es dringen wäre."

"Vielen Dank, Mister Finch-Fletchley. Sie dürfen gehen", sagte sie missmutig.

Daphne wandte sich zum gehen, blieb aber noch mal im Türrahmen stehen und schaute zurück zu ihrer Lehrerin, die weiter Teekannen begutachtete. „Äh... Professor?"

„Hmm?" machte Minerva und schaute auf und bemerkte, dass Daphne Justin nachschaute, der den Korridor entlang rannte, als wäre ein Schwarm Hornissen hinter ihm her. „Oh, keine Sorge, Miss Greengrass. Ich werde mich um die ‚dringenden' Angelegenheiten der Schulleiterin so bald wie möglich kümmern. Ich gehe hin, wenn ich die Teekannen benotet habe und vielleicht noch meine Post durchgelesen habe. Und jetzt beeilen sie sich, sonst kommen sie zu spät zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde."

Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht tat Daphne, was Minerva angeordert hatte.

9:59

-Krankenflügel-

"Professor McGonagall!" zischte Umbridge laut, als Minerva den Krankenflügel betrat. „Ich habe schon vor über zwanzig Minuten nach ihnen holen lassen!" schrie sie schon fast. Minerva bemerkte, dass ihre Haare unordentlich aus dem Knoten fielen und ihr Gesicht einen ungesunden rötlichen Ton angenommen hatte. Hinter der Schulleiterin standen Alicia Spinnet, Angelina Johnson und Kenneth Towler, und alle drei sahen rachsüchtig aus, während sie etwas betreten ihre Hauslehrerin anguckten.

"Das ist mir bewusst", erwiderte diese knapp und ignorierte Umbridges Rage. „Ich wurde leider unvermeidlich aufgehalten." Von einem wunderbaren zwei-für-eins Angebot für sämtliche Artikel der Hexen-Kosmetik und einer gratis Handtasche beim Kauf von Artikeln im Wert von über zwanzig Galleonen, fügte sie innerlich hinzu. „Wie kann ich ihnen helfen?" fragte sie und wandte sich dabei demonstrativ an ihre Schüler.

Erst da bemerkte Minerva Lee Jordan, der bewusstlos auf einem der Betten lag. Sie blickte besorgt drein. Dann bemerkte sie, dass Poppy nirgendwo zu sehen war und auch seine Freunde nicht besonders besorgt aussahen. Ihre Besorgnis wich ihrem Ärger.

"Ihr Schüler sind krank, Minerva!" krisch Umbridge und gestikulierte wild. „Diese vier Schüler sind... nun... sie", rief sie und deutete auf Angelina, die belustigt zu sein schein, „hat nicht eine einzige meiner Schulstunden länger als fünf Minuten besucht in den vergangenen vier Monaten! Und die beiden anderen sind auch nicht unbedingt besser." Sie deutete auf Kenneth und Alicia. „Und der da", kreischte sie in Richtung Lee, „hat es in den letzten zwei Wochen nicht einmal über die Türschwelle geschafft!"

Minerva sendete Dolores einen gefährlichen Blick. „Wollen sie damit sagen, dass die Gesundheit meiner Schüler zweitrangig zu ihrer Teilnahme am Unterricht ist?" fragte sie leise.

„Nein, das meinte ich doch gar nicht, es ist nur... die können doch nicht alle auf einmal krank sein!" schrie sie. „Die können doch nicht einfach wie auf Kommando ohnmächtig werden! Sie trixen da irgendwie herum!"

"Warum prüfen wir das nicht einfach?" fragte Minerva trocken und ging auf Lee zu. „Mister Jordan? Mister Jordan! Lee Jordan, wenn sie nicht sofort aufrecht dasitzen, werde ich sie zwingen, bis zum Ende ihrer Tage Professor Snape's persönlicher Kesselschrubber zu werden!" reif sie ihm laut ins Ohr. Lee lag da wie zuvor. Minerva richtete sich auf. „Nun, ich bin kein Heiler, aber ich würde sagen, dass er wirklich bewusstlos ist."

Hinter ihr hörte sie Alicia und Angelina leise kichern. Dolores starrte Minerva an. „Also können sie nichts dagegen tun?" fragte sie scharf.

Minerva sandte ihr einen einschüchternden Blick. „Nun, anscheinend nicht", erwiderte sie knapp. „Ich möchte aber trotzdem hier bleiben und meinen Schülern beistehen."

Umbridge schnaubte entrüstet angesichts Minervas Unverschämtheit. Sie sah aus, als wollte sie noch etwas sagen, drehte sich dann aber um und marschierte erhobenen Hauptes aus dem Krankenflügel. Als die Tür zuschlug, wollte Kenneth etwas sagen, doch Minerva hob die Hand und brachte ihn zum schweigen. Sie wartete eine Minute, bevor sie einen Unerschütterlichkeitszauber auf die Tür sprach.

„In Merlins Namen, jetzt geben sie ihm schon das andere Ende dieser vermaledeiten Süßigkeit", schnappte sie und nickte mit dem Kopf zu Lee über. Die drei Schüler sahen sie entsetzt an.

"Sie… äh… sie wissen über…?" startete Angelina nervös.

„Bewusstlosen Bonbons? Natürlich. Und von Feurigen Feuerbohnen, Panik-Pasteten, und dem ganzen Rest der Schwänzenden Snack-boxen. Und jetzt geben sie ihm schon diese Süßigkeit." Alicia gehorchte und stopfte Lee das schwabbelige Zeug in den Mund.

Er erwachte augenblicklich und sah sehr selbstzufrieden aus. Bis er Minerva erblickte. „Oh-oh", murmelte er.

"Erraten", stimmte Minerva ihm kühl zu und erinnerte sehr an Professor Snape. „Lassen sie mich eine Sache absolut klar machen. Ich werde nicht mehr für ihr kindischen Spielereien meinen Kopf hinhalten. Ich werde es nie mehr machen, verstanden? Ich werde nicht zulassen, dass sie mit diesem Schwachsinn den Ruf meines – unseres – Hauses in Verruf bringen, solange ich Hauslehrerin bin. Nein; solange ich unter den Lebenden weile! Haben sie mich verstanden!?"

Alle vier nickten beschämt und starrten konzentriert auf den Boden. „Gut," schnappte Minerva. „Von jetzt an werden sie bitte einer nach dem anderen im Unterricht ohnmächtig, und bleiben sie lange genug in der Klasse, um diese Frau in den Wahnsinn zu treiben." Vier Köpfe schauten überrascht auf. Minerva wurde freundlicher im Tonfall. „Ich könnt doch wenigstens die Hälfte ihres Unterrichts aushalten. Fragt sie schwere Fragen oder... fragt immer das gleiche, oder verschüttet ‚ausversehen' irgendwelche Tränke in ihrem Klassenraum, oder verhext eure Sandwiches so, dass sie den Schriftzug bilden ‚Löwen gegen Kröten'! Ich meine, bei Merlin, ihr könntet wenigstens erfinderisch sein!" Die Schüler starrten sie stumm an. „Versteht mich nicht falsch, Fred und George wären sicher stolz, dass ihre Süßigkeiten so gut wirken und so beliebt sind, aber sie wären sicher stolz, wenn ihr ein wenig phantasievoll seid, was Streiche angeht."

"Professor?" fragte Lee tief beeindruckt. "Geht es ihnen gut?"

„Ich bin nicht derjenige, der gerade ohnmächtig war, Mister Jordan", wies sie ihn kühl zurück. „Und nun gehen sie auf direktem Weg in die Bücherei. Ob mit Schwänzenden Snack-Boxen oder nicht, sie werden diese Zeit sinnvoll nutzen. Und außerdem werden sie sich mit ihrer Arbeit für Verteidigung gegen die Dunklen Künste auf dem Laufenden halten. Ich will es nicht erleben, dass auch nur ein einziger meiner Siebtklässler seine Schullaufbahn mit weniger als einem „Erwartungen übertroffen" bei den UTZen abschneidet. Und jetzt gehen sie schon. Und zwar alle. Und erwarten sie bloß nicht, dass ich ihnen noch mal aus der Patsche helfe!" schnappte sie.

Alle vier verließen den Krankenflügel wie vom Schlag getroffen. Minerva schaute ihnen verärgert hinterher.

10:30 (Pause)

- Lehrerzimmer-

Minerva öffnete die Tür des Lehrerzimmers und erwartete, eine dampfende Teekanne zu sehen und, wenn sie Glück hatte, vielleicht etwas Ginger Newt. Aber sie hatte nicht erwartet, Sybill Trelawney zu sehen, auf Severus Snape's Schoß sitzend und 'Regentropfen auf Rosen und Schnurrhaare bei Kätzchen' singend, wobei sie nach jeder Zeile Snape ein Küsschen auf die Wange drückte. Und Minerva musste wieder einmal feststellen, dass die unerwarteten Sachen manchmal besser waren als die erwarteten... Sie überlegte sich schon, wem sie alles davon erzählen konnte, als sie amüsiert die Szene vor ihr beobachtete.

"Gehen sie weg von mir, sie verrückte Frau!" zischte Snape, während er versuchte, Trelawney von seinem Schoß zu schubsen.

„MÄDCHEN IN WEIßEN KLEIDERN MIT BLAUEN SATINBÄNDERN - "

„Ich werde sie verhexen, die betrunkene Versagerin - "

"SCHNEEFLOCKEN DIE AUF MEINE NASE UND AUGENLIDER FALLEN!"

"Ich kann sie verletzen, wissen sie!"

„SILBER WEIßER WINTER, DER IN DEN FRÜHLING VERSCHMILZT - "

„Um Himmels Willen... Ich bin ein Todesser, wissen sie!? Ich könnte sie in eine vermummte Statue verwandeln ohne mehr als mit der Wimper zu zucken, sie verdrehte Tussi!"

„DAS SIND MEINE LIEBSTEN SACHEN!"

Minerva, die sich wirklich stark zusammennehmen musste, um nicht laut loszulachen, lehnte sich gegen den Türrahmen und räusperte sich. Trelawney hörte augenblicklich auf und starrte mit einem verschwommenen Blick zu ihr herüber. Minerva bemerkte triumphierend, dass Severus aschfahl wurde, als er bemerkte, in was für einer prikären Situation er gesehen wurde. Er würde jetzt sehr viel gesprächiger sein, dachte Minerva sich.

"Hallo Minerva!" grüße Sybill, als Minerva die Tür hinter sich zumachte. "Ginger Newt? (hicks)"

"Oh, vielen Dank, Sybill Sybill," stimmte sie zu. Als Trelawny mit wackelnden Beinen aufstand, drehte sich Minerva um und sendete ihren Patronus (schottische Wildkatze natürlich) in Richtung Krankenflügel, um Poppy zu informieren.

Als sie dies getan hatte, setzte sich Minerva auf den Stuhl neben Severus, damit Sybill sich dort nicht hinsetzen konnte. Er sandte ihr einen dankbaren Blick. Minerva konnte es ihm nicht verübeln. Lord Voldemort war eine Sache, aber eine betrunkene Trelawney eine ganz andere.

„Hier," sagte Sybill und reichte ihr schwankend ein Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. „Du siehst wundervoll aus, Minerva. Blau ist wirklich deine Farbe!"

Minerva blickte auf ihren smaragdgrünen Umhang sowie die schwarzen Roben darunter. Severus blickte sie mit einem seiner ‚ich weiß, ich weiß'-Blicke an. „Äh... danke Sybill."

Grüne Flamme erschienen plötzlich im Kamin, gefolgt von einer Flasche violetter Flüssigkeit, die Madam Pomfrey selbst zusammenstellt hatte. Minerva kannte diese Medizin (von einer kleinen Erfahrung. Natürlich nur eine). Dieser Trank ließ den Patienten in einen tiefen Schlaf verfallen und erst einmal ausnüchtern. Snape schaute die Flasche an, als wäre sie in Heilsbringer.

"Sybill? Wärst du so nett und würdest mir die Flasche aus dem Kamin reichen?" fragte Minerva langsam. Trelawney beeilte sich wie ein Cockerspaniel, der einem Stöckchen hinterher jagte. „Vielen Dank. Würdest du mir einen Gefallen tun und ein wenig davon probieren? Ich äh... will sicher gehen, dass er gut schmeckt."

„Oh, toll!" rief Trelawney und hüpfte begeistert auf und ab. Sie öffnete die Flasche und begann gierig zu trinken.

Minerva beobachtete mit mildem Interesse, wie Sybill strauchelte und schließlich wie bewusstlos hinfiel. Ihr Haar war um sie gefächert und sie redete noch kurz wirres Zeug, bevor sie verstummte und leise zu schnarchen anfing. „Sollten wir nicht etwas deswegen tun?" fragte Minerva, während sie sich eine Tasse Tee eingoss.

„Absolut", stimmte Severus zu und fuhr sich müde mit der Hand über das Gesicht. „Stell ein Warnschild auf für den nächsten armen Teufel, der hier rein kommt."

Minerva gluckste. „So, wir haben ein kleines Problem, Severus. Ich habe gerade beschlossen, dass es die unterhaltsamste Szene war, die ich jemals von Betrunkenen erlebt habe." Severus durchbohrte sie mit einem mörderischen Blick. „Nicht zu vergessen dein Geschrei ‚Ich bin ein Todesser, wissen sie', dass du aus vollen Hals geschrieen hast."

Es war wirklich interessant zu sehen, wie weit sich Snapes Augen insgesamt weiten konnten. „Ach du meine Güte. Das habe ich nicht wirklich, oder?"

"Doch, hast du", versicherte Minerva ihm. "So sehr ich dein Handeln auch nachvollziehen konnte, bin ich hin und hergerissen, ob ich diese kleine Episode mit dem Rest unserer Kollegen teilen sollte. Professor Sinistra wäre zum Beispiel bestimmt sehr interessiert, diese Geschichte zu hören."

Wäre sie nicht total sicher in ihrer Annahme gewesen, dass Snape und Sinistra miteinander anbandelten, wäre sie jetzt 100 prozentig in ihrer Annahme bestätigt worden. Der schreckensgeweitete Blick von Snape sprach Bände. "Das würdest du nicht machen", sagte er.

Minerva lächelte überlegen. "Oh doch." Sie nippte an iherem Tee, während die Information in Snape einsickerte. "Aber zuerst einmal muss ich einige meiner Probleme klären. Und zwar kannst du mir bei allen helfen", sagte sie ihm.

Snape sah ungläubig aus. „Ich kann es nicht fassen. Du erpresst mich",

„Erpressen ist ein hässliches Wort. Ich würde es eher Gegenleistung nennen. So, bist du jetzt einverstanden?"

Snape beobachtete sie. „Warum bist du nicht nach Slytherin gekommen?" fragte er sie gereizt.

"Meine Mutter war ein Muggel," erklärte sie kurz angebunden und bemerkte, dass Snape bei diesem Geständnis kurz zusammenzuckte, sich aber sofort wieder gefasst hatte. Interessant. „Aber egal, ich brauche zwei Sachen von dir. Erst einmal brauche ich ein Alibi. Ich will heute Abend jemanden in London treffen und ich will nicht, dass die Schulleiterin davon erfährt."

Snape sprang auf. „Du meinst doch nicht etwa...?"

Minerva schüttelte genervt den Kopf. „Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wo Dumbledore sein könnte. Wenn doch, würde ich es dir sagen. Nein. Was ich zu tun habe, hat überhaupt nichts mit dem Orden zu tun, dem dunklen Lord oder Umbridge. Aber die Kröte darf trotzdem nichts davon erfahren. Und ich denke, dass sie einige von euch nach meinem Verbleib fragen wird, und du bist einer der wenigen Kollegen, denen sie glauben würde, mich nicht zu decken. Einverstanden?"

Severus rollte mit den Augen. „Okay. Und was noch?"

Minerva lächelte. „Informationen. Ich will alles über Daphne Greengrass wissen. Oder eher, was sie gegen Du-weißt-schon-wen hat und warum."

Was auch immer Snape erwartet hatte, das wäre es nicht gewesen. Und was auch immer Minerva erwartet hatte, war es ganz sicher nicht, dass Severus ihr sagte, dass es nicht an ihm lag, ihr etwas zu erzählen.

„Was meinst du damit, dass es nicht an dir liegt?" schnappte sie. „Du bist der Kopf des Hauses. Wenn es nicht an dir liegt, an wem dann?"

Severus zuckte mit den Schultern. „Ich würde sagen, es liegt an ihr," erklärte er Minerva. „Aber alles, was ich über sie weiß, werde ich dir sagen." Er lief an den Fenstern des Lehrerzimmers auf und ab, in Gedanken versunken. „Sie ist eine exzellente Schülerin in Zaubertränke. Nicht übermäßig begabt, aber definitiv besser als der Durchschnitt. Ihre Noten sind in den meisten anderen Fächern ebenfalls sehr gut, mit der einzigen Ausnahme von Arithmantik, was sie überhaupt nicht zu verstehen scheint. Sie ist relativ beliebt unter den älteren Schülern, aber nicht bei denen in ihrem Jahrgang. Ich habe sie ein paar mal mit Susan Bones zusammen gesehen, aber da die beiden nicht im selben Haus sind, ist das wohl nicht weiter erwähnenswert."

Minerva stockte. "Warum ist sie in ihrem eigenen Jahrgang nicht beliebt, aber bei den älteren schon?" fragte sie verwirrt. „Ich würde eher sagen, dass es nicht aufs Alter ankommt, ob man jemanden mag."

Severus lächelte gequält. „Ah. Naja. Die älteren Schüler sind nicht von den Machenschaften der Fünftklässler betroffen, und daher können sie mögen wen sie wollen. Pansy Parkinson allerdings hat dafür gesorgt, dass in ihrem eigenen Jahr niemand etwas mit ihr zu tun hat. Mit Ausnahme vom Theodor Nott, dem das alles relativ egal ist."

Minerva nahm ihre Brille ab und sprach einen Reinigungszauber. „Könntest du mir sagen, warum Miss Parkinson die anderen aufgehetzt hat?" fragte sie und nippte wieder an ihrem Tee.

Severus zuckte wieder mit den Schultern. „Ich glaube, dass Miss Greengrass sie vor dem ersten Schuljahr im Zug beleidigt hat. Seitdem scheint Miss Parkinson verrückte Geschichten um sie herum zu spinnen. Das letzte Gerücht ist glaube ich, dass sie in Harry Potter verliebt sei."

Minerva spuckte fast ihren Tee aus, so überrascht war sie. „Das ist doch wohl ein Scherz, oder?"

Severus rollte mit den Augen. „Ganz sicher nicht. Ich war dabei, als dieses Gerücht entstanden ist. Draco hat es nämlich provoziert," sagte er grinsend. „Sehr unterhaltsam, die Analyse von Potters mentalem Wohlbefinden am Slytherin-Tisch. Miss Greengrass hat gesagt, dass Potter nicht einfach Geschichten über den dunklen Lord erzählen würde, solange er nicht wissen würde, dass sie wahr sind. Miss Parkinson hat die unvergängliche Frage gestellt: ‚Bist du in Harry Potter verliebt?', und Miss Greengrass hat sarkastisch bejaht. Parkinson, die scheinbar Ironie nicht von Wahrheit trennen kann, hat es für eine ernste Antwort genommen."

Minerva dachte an ihre Klasse am Vormittag zurück, an Parkinsons nerviges Kichern, als sie auf einen Artikel in der Hexenwoche gezeigt hatte. Das erklärte wirklich viel. „Was ist mit Malfoy?" fragte Minerva.

„Verzeihung?"

"Draco Malfoy. Sie hat gesagt, dass er in letzter Zeit unerträglich war. Ich frage mich, ob es dafür einen speziellen Grund gibt." Man konnte an Severus' Gesichtsausdruck ablesen, dass er sehr wohl etwas wusste, aber nicht damit herausrücken wollte. „Severus, ich könnte Professor Sinistra holen und - "

„Oh, in Ordnung. Nun, mit Malfoy... reine Spekulationen. Ich weiß nichts genaues", sagte er überbetont langsam. Minerva nickte skeptisch. Er seufzte. „In Ordnung. Pansy wollte sich mal wieder über Greengrass hermachen. Ich denke, dass sie gerade anfing, sie zu mögen. Sie kann ziemlich interessant sein, wenn du mal auf ihrem Level bist. Sehr schwarzer Humor." Minerva war sehr erstaunt darüber, kommentierte das eben gesagte aber nicht. „Aber egal, nach dem Sommer, als Greengrass zurück zur Schule gekommen ist, sah sie... äh... anders aus."

"Sie ist gewachsen", erwiderte Minerva. Man sah Snape an, dass er sich bei diesem Gespräch unwohl fühlte, einfach zu sagen, dass sie hübscher geworden war.

"In der Tat. Und ich nehme an, dass Mister Malfoy diese Tatsache ebenfalls bemerkt hat. Und so machte er ihr das Leben schwerer. Miss Parkinson, die seine schwindende Aufmerksamkeit bemerkte, fing mal wieder an, sie zu nerven," erklärte er ohne Emotionen. Es war hart, neutral davon zu reden, wenn man selbst eine sehr klare Meinung zu dem Thema hatte.

Minerva seufzte. Snape nahm an, dass en angebracht war. Irgendwie. "Also hat Mal… äh… Draco bemerkt, dass Miss Parkinson rasend vor Eifersucht Miss Greengrass genervt hat, er hat sich schuldig deswegen gefühlt und quält nun seinerseits Daphne ebenfalls. Miss Parkinson sieht das mehr Beachtung von ihm, was ihre Einfersucht anschellen lässt, Mister Malfoys Schuld anzuschwellen, und so weiter und so weiter, bis Daphnes Kopf explodiert."

„So ziemlich", stimmte Snape zu.

"Ganz toll. Na ja. Ich denke, dass ich ein Auge auf sie werfen werde. Gibt es noch etwas, was man über sie erwähnen sollte?" fragte sie ich vorsichtig. Ihr Gespräch neigte sich dem Ende zu und Snape wurde nach dem Vorfall mit Trelawney wieder selbstbewusster und schaute sie wieder in dieser arroganten Art an, die sie ganz und gar nicht leiden konnte. „Severus?" hakte sie noch einmal nach.

"Nicht wirklich. Darf ich fragen, was auf einmal dein Interesse geweckt - "

Die Schulglocke klingelte und signalisierte das Ende der morgendlichen Pause. Noch nie hatte sich Minerva erleichterter gefühlt, die Klingel zu hören (Oder vielleicht doch, vor einigen Jahren beim Unterricht mit den neuen Erstklässlern, die sie zum Verzweifeln gebracht hatten). Sie machte eine hilflose Geste zu Severus und stand auf. Ohne noch ein Wort zu sagen, schritt sie aus dem Raum.

11:00

- Klassenzimmer für Verwandlung-

Alles, was Minerva tun konnte, war nicht laut auszuseufzen, als sie ihren Klassenraum betrat und acht Fünftklässler vorfand, die geduldig und 8was viel wichtiger war) ruhig auf sie warteten. Sie lief zu ihrem Pult und holte eine Box hervor sowie die korrigierten Hausaufgaben, die sie am Morgen beim Frühstück noch zu Ende gemacht hatte.

„Wir machen weiter mit unserer Arbeit der letzten Stunde. Mister Potter, teilen sie die Hausaufgaben der letzten Stunde aus, Miss Brown, verteilen sie diese Kissen. Es gibt extra Noten, wenn sie es schaffen, ihre Kissen innerhalb der ersten fünfzehn Minuten zu verwandeln. Fangen sie an."

Alle Schüler beeilten sich, ihren Forderungen nachzukommen, als sie sich auf ihren Stuhl setzte und den Blick durch ihren Klassensaal schweifen ließ. Es sprach Bände über die aktuelle Situation in Hogwarts, dass sie zum ersten Mal an diesem Tag etwas Ruhe hatte.

„Ah. Neunzig ganze Dolores-freie Minuten. Welch eine Wohltat", murmelte sie.

„Wie war das, Professor?" fragte Harry Potter, als er den Stapel Hausaufgaben vom Tisch nahm. Minerva versuchte augenblicklich, streng zu schauen.

"Nichts, Potter. Machen sie schon weiter."

Er tat wie sie ihm befahl, aber sie war sicher, dass sie ein wissendes Lächeln in seinem Gesicht sah. Verdammt. Sie musste sich in Zukunft wirklich zurückhalten…