6:30 Uhr – was für eine unmenschliche Zeit um aufzuwachen. Der Wecker hatte noch nicht geklingelt, aber Aara wusste genau, dass sie besser sofort aufstehen sollte, wenn sie schon mal wach war. Wie oft hatte sie sich noch einmal umgedreht und war dann nur mit viel Mühe aus dem Bett gekommen?!

Ächzend warf sie die Decke zurück. War es morgens wirklich kälter in ihrem Quartier oder bildete sie sich das nur ein?

Sie reckte und streckte sich in der Dunkelheit noch ein wenig, setzte sich dann an den Bettrand und suchte nach ihren Schuhen.

„Licht", kommandierte sie genervt. Sofort sprang eine sanfte Beleuchtung im Raum an. Frustriert über die halbe Stunde Schlaf, die sie jetzt aufgegeben hatte, tapste Aara ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Wenigstens das Wasser war warm. Während das angenehme Nass auf sie herab rieselte, spielte sie den kommenden Tag in ihrem Kopf einmal durch.

Es stand nichts Besonderes an soweit sie wusste. Zwei Routineuntersuchungen, eine schon länger geplante OP… dafür, dass über 400 Mann Besatzung zu versorgen waren, war das nicht viel. Vielleicht bestand sogar die Chance auf einen frühen Feierabend.

Nachdem sie sich gewaschen hatte, wickelte Aara sich in einem warmen Frotteehandtuch ein und betrachte sich im Spiegel. Ihre langen schwarzen Haare, fielen in nassen Strähnen auf ihre Schultern und hinterließen kleine Rinnsale, die sich im Handtuch verloren. Ihre eigenen dunklen Augen blickten sie erwartungsvoll an.

„Auf in einen neuen Tag, Ms. Urumi", sagte sie zu sich selbst, straffte die Schultern und setzte ihr typisches Krankenschwesterlächeln auf – beruhigend, charmant und ein wenig frech.

Dann föhnte sie sich die Haare, schlüpfte in einen frischen blauen Rock und das dazugehörige Oberteil und band sich die widerspenstigen Haare in einem Pferdeschwanz zusammen. Die gemütlichen Hausschuhe ersetzte sie durch die schwarzen Stiefel, die zu ihrer Uniform gehörten.

Dann warf sie das Handtuch neben das Bett und verließ ihr Quartier ohne sich noch einmal umzudrehen.

Wie jeden Morgen führte Aaras erster Gang sie zum Speisesaal der Besatzung. Dort holte sie sich ihren obligatorischen Tee und stopfte eine Breze in sich hinein. Sie wollte eigentlich nicht frühstücken. Essen bevor sie richtig wach war, widerstrebte ihr schon immer. Aber Dr. McCoy hatte sie schon vor langer Zeit dazu verdonnert – zum Einen um den anderen ein gutes Vorbild zu sein als Frau der Medizin und zum Anderen, weil er forderte, dass möglichst alle auf dem Schiff gesund lebten – und da gehörte ein anständiges Frühstück anscheinend dazu.

Also würgte Aara ihr Essen in sich hinein, stürzte ihren Tee herunter und grüßte die wenigen verschlafenen Gesichter, die ebenfalls in den Speisesaal kamen. Die meisten kamen gerade von der Nachtschicht und wollten nur ein versäumtes Abendessen nachholen bevor sie sich schlafen legten.

Mit dem letzten Bissen noch im Mund, machte Aara sich auf den Weg zur Krankenstation. Sie war gerne vor ihrem CMO da. Sollte er nämlich schlechte Laune haben – was durchaus häufig vorkam um diese Uhrzeit – konnte er sie schon nicht anmeckern, weil sie später kam als er.

Dort angekommen warf sie in aller Gemütlichkeit einen Blick auf den Dienstplan. Gegen Mittag sollte Schwester Chapel kommen, zwei weitere Schwestern und ein Arzt standen auf Abruf falls etwas passieren sollte.

Als Aara den Tagesplan überflog kam Dr. McCoy gerade zur Tür herein.

„Guten Morgen, Aara", grüßte er sie.

„Guten Morgen, Dr. McCoy!" Aara war dankbar, dass ihr Vorgesetzter sie nicht mit `Yeoman´ ansprach. Militärische Titel waren ihr schon immer ein Dorn im Auge gewesen.

Er schien recht gute Laune zu haben, denn als er seinen Kaffeebecher abgestellt hatte pfiff er eine Melodie, die Aara zwar nicht kannte, die aber fröhlich klang.

„Woher kommt die Freude so bald am Morgen", fragte Aara.

McCoy sah sie verschmitzt an. „Heute bin ich derjenige, der gewinnt", antwortete er triumphierend und deutete auf den Tagesplan.

Aara überflog die Patienten noch einmal genauer bis sie verstand und auch ihr ein Kichern entfuhr. Es war für alle Außenstehenden amüsant mit anzusehen wie Dr. McCoy seit Wochen versuchte Captain Kirk zu seiner Routineuntersuchung zu zwingen, die schon längst überfällig war. Aber immer wieder kam etwas dazwischen. Entweder Kirk tauchte nicht auf, weil er auf der Brücke zu viel zu tun hatte oder er kam mit Entschuldigungen um die Ecke, die sogar Baron Münchhausen die Haare zu Berge stehen ließen.

„Was macht Sie da so sicher?", fragte Aara neugierig.

McCoy griff in seine Tasche und holte einen kleinen Gegenstand hervor. Er war gerade mal fünf Quadratzentimeter groß, eine flache gelbe Diskette auf der etwas geschrieben stand, das Aara nicht lesen konnte auf die Entfernung.

„Ganz einfach", sein Grinsen wurde immer breiter, „ich habe sein persönliches Logbuch gestohlen und er wird es bestimmt schnell wieder haben wollen."

Aara lachte auf. Es versprach heute ein lustiger Tag mit ihrem CMO zu werden.