Darth Plagueis und die Passion der Shaak Ti

0. Prolog

Ich habe ja bereits einige Spin-Offs aus dem Darth Plagueis-Roman geschrieben. Diese Geschichte hier jedoch wird dessen Fortsetzung sein. Eine Fortsetzung mit etwas anderen Mitteln als denen der PT und OT. Eine Fortsetzung für all diejenigen, die von diesem Roman von James Luceno noch nicht genug bekommen haben.

Meine Geschichte fußt auf einer Begebenheit, die sich kanonmäßig so nicht abgespielt hat, aber dem Kanon auch nicht widerspricht. Ganz im Gegenteil fand ich, daß sich die Begegnung zwischen Shaak Ti und Darth Plagueis und deren Folgen nahtlos in die folgenden Ereignisse in den Filmen einfügen.

Außer grundlegenden Star-Wars-Kenntnissen braucht man nichts Besonderes zu wissen, um diese Geschichte verstehen zu können.

Die Geschichte selbst ist absolut kanontreu und wird Ereignisse aus dem Roman „Darth Plagueis" von James Luceno, der Prequel-Trilogie, der Original-Trilogie, aus "The Clone Wars" und einigen im Zusammenhang mit dieser TV-Serie erschienenen Comics, dem Roman zum Spiel "The Force Unleashed", der X-Wing-Romanreihe, sowie dem Roman "Nachspiel" von Chuck Wendig enthalten, welcher die Zeit nach der Schlacht von Endor beschreibt. Ich habe die Quellen in den Fußnoten kenntlich gemacht.

Die Geschichte wird sich ausgehend von Ep. I der Prequel-Trilogie bis einige Jahre nach der Zerstörung des zweiten Todessterns erstrecken. Es wird also ein Zeitraum von etwa vierzig Jahren abgedeckt, der Shaak Tis und Darth Plagueis' Leben in ausgewählten Ereignissen verfolgt.

Bitte zögert nicht, mich anzumailen, wenn Ihr Unstimmigkeiten, sei es mit dem Kanon oder in der Logik der Geschichte entdecken solltet.

Ich freue mich auch immer über Reviews.

Und nun viel Spaß mit meiner Geschichte!


1. Eine spontane Idee

Gedankenverloren schaute Darth Plagueis auf den grauen scheibenförmigen Staubsaugerdroiden, welcher nun schon seit einer Stunde seine Bahnen durch diesen weitläufigen Raum des riesigen, die gesamte obere Hälfte des Kaldani-Turmes ausfüllenden Apartmentkomplexes zog, welchen der Sith-Lord bewohnte, wenn er auf Coruscant weilte. Er bewohnte diesen Apartment-Komplex nicht nur, sondern er gehörte ihm, so wie der gesamte Kaldani-Turm, welcher im gutsituierten Manarai-Distrikt des galaktischen Hauptstadtplaneten stand. Plagueis war gerade dabei, das zweite Glas des schweren Weines zu leeren, welchen ihm Jedi-Meister Yan Dooku von einer seiner neuerdings häufigen Kurzreisen zu dessen Heimatplaneten Serenno mitgebracht hatte. Hego Damask wußte diese kleinen Aufmerksamkeiten des mit seinem Orden unzufriedenen Jedi-Meisters außerordentlich zu schätzen. Er und sein Schüler waren sich darüber einig, daß der ehrgeizige und elitär denkende Dooku wie geschaffen für die Dunkle Seite der Macht war. Es würde nur noch eine Frage von Tagen sein, bis er bereit sein würde, das ultimative Opfer zu bringen, welches eine Rückkehr zur Hellen Seite der Macht unmöglich machen würde. Dann wäre Dooku sein, genauso wie Sidious bereits sein war.

Plagueis hätte sich beinahe verschluckt, als er gerade von dem edlen Tropfen einen tiefen Zug mit seiner Nase genommen hatte. Er war gezwungen, sämtliche Nahrung mit der Nase aufzunehmen, seit er vor zwanzig Standardjahren in jenem verhängnisvollen Attentat der Maladianer beinahe das Leben verloren hatte. Seither mußte er diese Transpirator-Maske tragen, die es ihm wohl ermöglichte, weiterhin Luft ein- und auszuatmen, nicht jedoch, Essen und Trinken mit dem durch das Attentat zerstörten Mund aufzunehmen. Gerade noch rechtzeitig beförderte er mit seiner Kehlmuskulatur den Schluck Wein von der Öffnung der Luftröhre in Richtung Speiseröhre, dann wandte er sich der Ursache des Verschluckens zu.

Der Staubsaugerdroide war urplötzlich stehengeblieben und gab seltsame Geräusche von sich. Das hatte er noch nie getan. Seit vierzig Jahren verrichtete dieser Droide nun schon hier in seinem Apartment sein säuberndes Werk.

Verärgert stellte Plagueis sein Glas Wein auf einem Tischchen ab und stand auf, um den Droiden zu untersuchen. Eigentlich wäre so eine Arbeit etwas für Handwerker, aber er reparierte gerne Dinge. Er hob den Droiden vom Boden hoch, um nun in der Saugöffnung ein Knäuel silbergrauer Haare zu entdecken. Angewidert entfernte er das Knäuel, um es sogleich in dem in der Wand eingelassenen Müllschlucker zu entsorgen.

Natürlich, seit er wieder auf Coruscant war und sich sein menschlicher Schüler häufig im Apartment aufhielt, lagen Sidious' Haare überall im selbigen auf dem Boden und auf den Stühlen und Sofas herum. Nicht, daß sich der angehende Kanzler der Galaktischen Republik in Plagueis' Gemächern übermäßig frisieren würde. Aber es lag nun einmal in der Natur menschlicher männlicher Haare, auszufallen, gerade im Alter von Sidious mit dessen neunundvierzig Standardjahren. Plagueis hatte all dies in Erfahrung gebracht, bevor er sich entschied, einen menschlichen Schüler zu wählen. Und in seinem Apartment herumliegende Haare waren ein Unbill, welches er nur allzu gerne in Kauf nahm, wenn er dafür später zusammen mit seinem Schüler die Galaxis beherrschen würde.

Er erinnerte sich noch an den gestrigen Tag, an welchem er gemeinsam mit Sidious in ihrem geheimen Sith-Hauptquartier im Li-Merge-Gebäude in der Hüttenstadt am Fenster gestanden hatte, auf den Jedi-Tempel schauend – wie so häufig. Aber gestern war etwas anders gewesen.

„Die Togruta sieht nicht übel aus, nicht wahr?", hatte Sidious mit einem schelmischen Seitenblick seiner wasserblauen Augen zu seinem Meister gesagt, während die beiden Sith unbehelligt mit Elektroferngläsern das Lichtschwerttraining der ahnungslosen Jünglinge und Padawane auf dem Übungsgrund des weitläufigen Tempelgeländes beobachteten.

„Wer ist sie?", hatte Darth Plagueis seinen Schüler gefragt.

„Shaak Ti. Sie ist häufig mit ihrer Padawan auf ihrem Heimatplaneten Shili, hat Dooku mir erzählt. Ist wohl eine Ausnahme, daß sie heute beim Lichtschwerttraining mitmacht", hatte Sidious geantwortet. Plagueis hatte deutlich gespürt, daß es seinem Schüler nicht entgangen war, mit welch wohlgefälligem Blick sein Meister die hochgewachsene rot-weiß-blaue Togruta bedacht hatte. Das nächste Mal würde er seine Gedanken und Gefühle noch besser abschirmen. Das ging Sidious nichts an!

Jetzt jedoch, wo er wieder allein in seinem Apartment war, kontaktierte er per Komlink Meister Dooku, um ihm sein neuestes Anliegen vorzutragen.

„Seid gegrüßt, Meister Jedi", eröffnete der hochgewachsene Muun die Konversation.

„Ich grüße Euch ebenfalls, Magister Damask, womit kann ich dienen?"

„Wie Ihr vielleicht wißt, sind die Sicherheitsvorkehrungen auf Coruscant im Zuge dieser im Schatten des kommenden Krieges stehenden Kanzlerwahl deutlich erhöht worden. Und da auf mich in der Vergangenheit bereits zwei Attentate verübt wurden, hätte ich gerne für den heutigen Abend ein Mitglied des Ordens in meinem Apartment um mich, welches mich beschützt", kam er sogleich zur Sache.

„Dachtet Ihr da vielleicht an jemand bestimmtes?", hakte Dooku, der seinem heimlichen Verbündeten alles recht machen wollte, begierig nach. Ihm war sehr wohl bewußt, daß der Magister von Muunilinst eigentlich seine berüchtigte Echani-Sonnengarde genau für diese Zwecke hatte. Allerdings war es gerade jene Sonnengarde gewesen, welche bei den beiden vorigen Attentaten auf den Chef von Damask Holdings kläglich versagt hatte. Es würde dem Orden der Jedi sicherlich zur Ehre gereichen, diesen prominenten Geschäftsmann für gewisse Zeit beschützen zu dürfen.

„Die Jedi-Meisterin Shaak Ti wäre ideal", erklärte Hego Damask.

„Das dürfte kein Problem sein", erwiderte Dooku selbstsicher.

„Ihr dürft sie dann morgen Abend gegen siebzehn Uhr zu mir bringen. Ihr wißt ja, wo Ihr mich findet", erklärte der Sith-Lord mit der größten Selbstverständlichkeit.

„Jederzeit gerne", erwiderte Dooku und Hego Damask erspähte ein generöses Lächeln im bläulichen dreidimensionalen Abbild des üblicherweise braungewandeten Jedi-Meisters, welches über seinem Komlink schwebte.

Nachdem Darth Plagueis die Verbindung beendet hatte, nahm er erneut einen tiefen Schluck aus seinem Weinglas und schaute dabei dem Staubsaugerdroiden bei dessen wieder aufgenommener Arbeit zu. Friedlich und unbeirrbar zog der platte graue Geselle wie zuvor seine Bahn. Welch schöne Vorlage zum Meditieren oder Pläne ersinnen. Aber er war einmal stehengeblieben! Und Plagueis hatte das miese Gefühl, daß er schon bald erneut stehen bleiben würde! Dieser bange Gedanke an die nun zutage getretene Fehlbarkeit und Vergänglichkeit dieses bislang unverwüstlich erscheinenden Gesellen ließ dem Sithlord einen kalten Schauer das Rückgrat hinuntersausen.


Die Ereignisse der ersten fünf Kapitel spielen zurzeit von Episode I, in welcher Darth Plagueis noch lebte.