Disclaimer: Ihr wisst ja alles gehört J. K. Rowling.
Vorwort
Einige werden diese Geschichte vielleicht kennen, deswegen hier ein paar Worte vorweg. Diese FF hatte über ein ganzes Jahr lang auf Eis gelegen, aber schließlich habe ich es geschafft sie fertig zu stellen und nicht nur das, ich habe sie sogar komplett überarbeitet und auch von einer Beta Korrekturlesen lassen. (An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Razi, die sich durch all die Fehler gequält hat :))
Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen sie komplett neu reinzustellen. Es sind insgesamt 24 Kapitel und ich werde alle 2 Tage ein neues Kapitel hochladen. Ich hoffe auf neue und alte Leser und sage Danke fürs reinschauen!
Liebe Grüße Aer
Gestrandet
I
Eine kühle Briese verströmte die Frische der frühen Meeresluft, weiche Sonnenstrahlen wärmten Severus` Rücken und ein nasses, körniges Gefühl unter seinem Gesicht ließ ihn endlich wieder zu sich kommen. Er hob den Kopf um einen großen, schönen Sandstrand zu sehen, der sich ins Innere des unbekannten Ortes, in einem Dickicht aus Palmen, verlor. Die Geschehnisse der letzten Nacht waren nur noch verschwommene Fetzen und einige wenige Bilder, die sich fest in seinen Kopf gebrannt hatten.
Er setzte sich auf und versuchte so viel wie möglich wieder in Erinnerung zu rufen. Sie waren auf der Santa Rovena. Welch idiotischer Einfall es wieder mal von Albus war, eine Abschlussfahrt zu genehmigen, noch dazu auf einem Kreuzfahrtschiff. Ab hier schienen sich die Geschehnisse zu verdunkeln. Wie lange war er auf diesem schrecklichen Schiff, zusammen mit diesen schrecklichen Kindern? Es können nur ein oder zwei Tage gewesen sein, dann kam der Sturm. Keiner hatte ihn erwartet, sie reagierten zu spät, viel zu spät. Es hatte das Schiff in Stücke gerissen. Sein Leben zog an ihm vorbei, während er darum kämpfte, nicht zu ertrinken und tatsächlich, er lebte noch.
Was ist mit den anderen passiert? Sind diese Menschen alle gestorben?
Vielleicht nicht alle. Ein Stück weit neben ihm, vernahm er etwas, wie ein leises Stöhnen. Er drehte den Kopf nach links und erkannt eine junge Gestalt tief im warmen Sand vergraben. Ein zerzauster Lockenkopf erhob sich und ließ den Sand herunter rieseln. „Wo bin ich? Was ist passiert?", die Stimme war leise, doch die See war ruhig und hier draußen in der Einsamkeit gab es nichts, was sie hätte übertönen können.
„Das Schiff ist in einen Sturm geraten, worauf wir Schiffbruch erlitten haben und an diesen unbekannten Strand gespült wurden, Miss Granger." Er war noch nie ein Mann vieler Worte gewesen und zu guter Letzt, spie er ihren Namen auf die Art und Weise aus, die ihr sofort klar machte, wie töricht ihre Frage war.
„Wo sind die anderen?", sie sprach mehr zu sich selbst und erwartete von dem mürrischen Mann keine Antwort. Ohne lange zu überlegen, war sie bereits auf den Beinen und schritt den Strand auf und ab, wobei sie immer lauthals nach ihren Freunden rief, „ROOOON? HAAAARRY? GIIIINNY? KÖNNT IHR MICH HÖREN?"
Dumme Göre, wo will sie denn hin, ganz alleine, hier an diesem fremden Ort? Severus stand auf und folgte ihr, stets bedacht ein paar Meter Abstand zu lassen. Warum musste er eigentlich ausgerechnet mit dieser Besserwisserin Granger hier stranden und bei seinem Glück, fand sie wohlmöglich gleich auch noch ihre hirnlosen Freunde.
Und tatsächlich schien jemand auf ihr Rufen zu reagieren.
„HERMINE? BIST DU DAS?" Vier Gestalten liefen auf sie zu, und Hermine umarmte jeden Einzelnen heftig, Ron und Lavender, die selbst jetzt noch, oder vielleicht gerade jetzt, aneinander klebten, dann Harry und zu guter Letzt Ginny.
Severus betrachtete dieses Schauspiel aus sicherer Entfernung und kämpfte gegen die Übelkeit an, die dieses freudige Wiedersehen in ihm hervorrief, als zum Glück nun zwei weitere, höchst verdächtige Sandhaufen seine Aufmerksamkeit erregten. Er schritt auf die jungen Freunde zu und stellte mit Zufriedenheit fest, wie ihre unschuldigen Gesichter bei seinem Anblick erblassten. Der gefürchtete Professor kniete sich zu ihren Füßen nieder und strich etwas Sand beiseite. Ein blauer Kragen tauchte auf, den Severus packte und mit einem kräftigen Ruck, einen weiteren Jungen aus dem Sand zog. „Mr. Longbottom", er warf dem Jungen einen verächtlichen Blick zu und ließ seinen Kragen wieder los, um sich dem anderen Sandhaufen zu widmen, welcher sich nun ebenfalls regte und einen blonden Schopf preisgab. Der blonde Junge sah sich um und schien einen Funken Trost zu verspüren, als er unter all den verhassten Menschen auch seinen Paten, der ihm die Hand reichte, erblickte. Die kräftige Hand half ihm Draco, und er brachte nur ein fragendes „Professor?" heraus. Severus sah ihn ebenfalls an und nickte, wobei er beinahe verständnisvoll aussah, bis sich sein Blick wieder verfinsterte.
„Was sollen wir jetzt tun?", wimmerte Ron.
Dieser Weasley wird jetzt doch nicht etwa in Panik verfallen. Severus hatte allen Grund zur Sorge, denn Rons Gesicht bekam immer mehr rote Flecken. Nun ja, er war immer noch ihr Lehrer und wenn Albus jemals erfahren würde, dass er einen seiner Schüler seinem Schicksal überlassen hatte, würde er sich sicher wünschen, im Meer ertrunken zu sein. Es blieb wohl an im die Sache in die Hand zu nehmen, also brach er sein Schweigen. „Nun wir müssen heraus finden, ob es noch andere Überlebende gibt, und wir müssen versuchen, auf uns aufmerksam zu machen, da man sicher bereits nach uns sucht." Severus zückte sein Zauberstab, bei dessen Anblick sein Gesicht vor Entsetzen erstarrte. Der Stab war entzwei gebrochen und hing nur noch durch die dünne, magische Faser zusammen.
Auch die anderen holten ihre Zauberstäbe hervor, um mit Entsetzen festzustellen, dass auch ihre liebsten Stücke das gleiche Schicksal ereilt hatte. Anschließend sah Severus auf seine Uhr, die er direkt darauf von seinem Handgelenk löste und in den Sand warf.
„Der Sturm hat alle magischen Gegenstände zerstörte, wir werden wohl mit herkömmlichen Mitteln auskommen müssen."
„Aber wie ist das möglich Professor?", meldete sich nun Hermine zu Wort. „Es war kein gewöhnlicher Sturm, Miss Granger." Damit war für ihn das Gespräch beendet. Severus hatte sich wieder gefasst und verteilte nun einzelne Aufgaben. „Brown, Miss. Weasley und Longbottom, ihr sucht nach weiteren Überlebenden. Granger, der andere Weasley und Potter, ihr sucht Wasser, vielleicht findet ihr ja einen See oder einen Bach, aus dem man trinken kann. Mr. Malfoy und ich erkunden das Gebiet und versuchen herauszufinden wo wir sind. In etwa einer Stunde treffen wir uns wieder genau hier. Habt ihr verstanden?", sagte er und sah zum Himmel, um sich die Position der Sonne zu merken, die er brauchte um eine ungefähre Uhrzeit zu berechnen.
Ihre Gesichter waren zum Boden gerichtet und sie stimmten alle in einen freudloses „Ja." ein. Einzig Draco trug ein Grinsen auf den Lippen.
„Kommt lasst uns gehen", forderte Hermine ihre beiden Freunde auf, doch diese standen noch immer schmollend da und Hermine wusste schon, warum. Sie beschloss es einfach zu ignorieren und ging los. Die beiden Jungs würden ihr schon folgen, das wusste sie. Sie musste sich nicht mal umdrehen, denn Ron sprudelte sofort los. „Das hat er mit Absicht gemacht! Dieser Bastard! Er wollte es uns nicht gönnen, mit unseren Freundinnen loszugehen." „Ach Ron, halt die Klappe! Immerhin können wir drei so zusammen gehen", konterte Hermine.
„Was bildet er sich überhaupt ein, uns so herumzukommandieren?", Ron wollte gerade erst richtig ansetzen, als Hermine plötzlich anhielt, was dazu führte, dass die beiden Jungs sie beinahe umrannten. Sie drehte sich um und starrte den Rotschopf eindringlich an. „Vielleicht liegt es ja daran, dass er womöglich der Einzige ist, der in der Lage ist, sich ohne Zauberstab alleine hier in der Wildnis zurechtzufinden! Glaubst du, du könntest das etwa besser?" Sie ließ ihm gar keine Gelegenheit zu antworten, denn sie kannte die Antwort bereits, „Dann halt jetzt die Klappe und lass uns nach Trinkwasser suchen!"
Hermine drehte sich wieder um und ging weiter voraus.
Sie gingen immer weiter geradeaus und verbrachten den Rest des Weges in Schweigen. Nach einiger Zeit erregte ein leises Plätschern ihre Aufmerksamkeit. Das Plätschern war kaum hörbar, aber es war da, nur das Wasser, das es verursachte, schien zu fehlen. Harry sah sich um und entdeckte ein dichtes Gebüsch hinter dem sich ein kleines Rinnsal verbarg. „Kommt her, hier ist was!", rief er seinen Freunden zu. „Das ist Wasser, aber das sind nur ein paar Tropfen, das reicht nie", gab Ron seine Überlegungen preis, doch die beiden beachteten ihn nicht. Hermine sah zu Harry. Sie wusste was er meinte und sah sich verpflichtet, es auch dem nun verwirrt dreinschauenden Ron zu erklären. „Ron überleg mal, dieses Wasser fließt doch eindeutig irgendwo hin, und es muss ja auch irgendwo herkommen."
Das Praktische an Ron war, dass man ihm vom Gesicht ablesen konnte, wenn er etwas verstanden hatte. Sein Gesicht schien plötzlich so erleuchtet als wäre ihm im wahrsten Sinn des Wortes ein Licht aufgegangen. Bei diesem Gedanken musste Hermine schmunzeln.
Sie sahen sich um und tatsächlich, ein paar Meter bergab war ein See zu sehen, ähnlich dem See, den sie aus Hogwarts kannten. Ron rannte zum See und kniete sich vor das klare Wasser. „Warte Ron!", hielt ihn Hermine zurück. „Es ist nicht gut von stehendem Wasser zu trinken", erklärte sie ihm, „Lass uns lieber schauen, wo das Wasser herkommt, vielleicht finden wir ja eine Quelle."
Sie folgten dem Rinnsal und stiegen immer weiter einen kleinen Hügel hinauf, bis sie zu einem Felsen gelangten, aus dessen Spalt eine Quelle sprudelte. Das Wasser sammelte sich in einem breiten Spalt am Fuße des Felsen, der wie eine Art kleines Becken diente, welches überlief und das Wasser als besagtes Rinnsal zum See floss. Plötzlich wurden die beiden Jungs still und versuchten nun auch Hermines Aufmerksamkeit zu gewinnen.
„Hermine", zerrte Ron an ihr, „jetzt schau doch endlich mal." Sie blickte auf und sah eine große, alte, verwucherte Blockhütte. Sie war aus langen, massiven Baumstämmen nach alter Handwerkskunst zusammengesteckt. „Glaubt ihr, hier lebt jemand?", wollte Ron wissen. „Ich weiß nicht, es sieht so verlassen aus", entgegnete Hermine.
„HALLOO? IST HIER JEMAND?", rief sie und ging näher an das Haus heran. Sie befanden sich im Vorderhof. Um das Haus herum waren keine Bäume, es sah aus wie eine große Lichtung, auf der es stand. Daneben war ein Schuppen und in der Mitte, direkt vor ihnen, befand sich eine zugewachsene Feuerstelle.
Hermine öffnete die Tür und betrat das Haus. „HALLOO?", sie rief noch einmal. „IST HIER JEMAND?" Doch es kam keine Antwort. Auch Harry und Ron waren nun eingetreten. „Es ist niemand hier", sagt Harry und legte Hermine eine Hand auf die Schulter. „Es scheint bereits seit vielen Jahren verlassen worden zu sein."
Der Raum in dem sie sich befanden war nur spärlich erleuchtet. Ron ging zu einem der Fenster und öffnete den waagerecht eingeschlitzten Fensterladen, um das Licht hereinzulassen. Harry und Hermine taten es ihm gleich, bis alle Fenster offen waren und der große Raum nun hell erleuchtet war. Das Zimmer hatte ihren ehemaligen Bewohnern scheinbar einst als Küche gedient. Entlang der Wand, gegenüber der Eingangstür, waren fast der ganzen Länge nach, viele verschiedene Schränkchen und Tische aus Holz aufgereiht. Es blieb nur ein kleiner Spalt frei, um eine schmale Tür nicht zu verdecken, die zu einer kleinen Abstellkammer führte. Auf der rechten Seite stand ein großer, steinerner Ofen, in den ein kluges Köpfchen oben eine Metallplatte eingesetzt hatte, auf der sich sicher das ein oder andere braten ließ. Direkt darunter war eine metallene Tür zum Holz nachlegen und seitlich befand sich eine Klappe, die als eine Art Backofen diente.
In der Mitte des Raumes stand ein langer Tisch, rechts und links davon ebenso lange Bänke, und je ein Stuhl an der schmalen Seite des Tisches. Eine breite Holztreppe war bündig an die linke Wand gebaut und daneben befanden sich zwei weitere Türen. Hermine öffnete eine davon und schritt in das nächste Zimmer. Es war kleiner als die riesige Küche. In der Mitte des Raumes stand ein einfaches, aber breites Bett mit Strohmatratze, auf der große weiche Tierfelle lagen, sowie zwei Kissen und eine dünne Leinendecke. In der Ecke stand ein sehr einfacher Schrank und eine große Truhe, in einer anderen noch ein Stuhl und ein kleines Tischchen, mit einer Tonschale, für die Morgentoilette drauf.
Das Zimmer nebenan war identisch und auch die vier Zimmer im ersten Stock.
Harry warf einen Blick auf seine Uhr, sie war das einzige Nichtmagische, und somit auch das Einzige, was noch funktionierte.„Wir sollten langsam zurück gehen", sagte er zu seinen Freunden gewandt, „Die anderen warten sicherlich schon."
Harry, Ron und Hermine waren die letzten, die anderen waren schon seit einer Weile zurückgekehrt, doch sie waren immer noch zu fünft, scheinbar hatten sie keine weiteren Überlebenden gefunden.
„Wir sind auf einer Insel, wo genau wird sich heute Nacht zeigen, wenn der Himmel klar ist. Habt ihr Wasser finden können?" Severus kam sofort zur Sache. „Ja Professor", Hermine übernahm das Reden, „und noch etwas anderes." Severus schaute sie fragend an, was sie zum Fortfahren ermutigte. „Wir haben ein Haus gefunden, aber es scheint bereits seit vielen Jahren verlassen zu sein." „Ein Haus?" Er überlegte. „Bringt uns dort hin."
Es war kein langer Weg, nur etwa 10 Minuten vom Strand entfernt. Sie kamen am See vorbei, zeigten ihnen die Quelle und standen nun zusammen vor der Blockhütte. Es sah alles wirklich verlassen aus. Severus sah sich genauer um. Es war ein sehr einfaches Haus, und doch hatte sich sein Erbauer viel Mühe gegeben. Der Schuppen erregte seine Aufmerksamkeit. Die Tür war nicht verschlossen, also er ging hinein.
Die anderen betraten das Haus und Lavender, Ginny, Draco und Neville sahen sich ein wenig um. „Das ist Harrys und mein Zimmer", hörte man von oben rufen. „Ok, dann schlafen Ron und ich in dem daneben." Auch Draco und Neville entschieden sich ebenfalls für die oberen Zimmer, somit blieb Hermine nur eins von den unteren beiden Zimmern. Und das bedeutet, dass Snape nur noch das Zimmer neben mir bleibt, überlegte sie, wobei sich ihre Miene verzog.
„Wir sollten hier ein wenig sauber machen", rief sie nach oben, „und etwas zu Essen müssen wir auch auftreiben." Neville kam als Erster wieder runter und wurde direkt von Hermine unter die Fittiche genommen. „Sag mal Neville, kennst du dich nur mit magischen Pflanzen so gut aus, oder auch mit gewöhnlichen?"
„Oh nein, ich interessiere mich für alle Gewächse", gab er stolz zurück. „Gut", sagte Hermine und sah sich wieder im Raum um, „dann schnapp dir Ron und schau, ob ihr etwas Essbares finden könnt. Ach, warte noch." Sie holte aus dem Abstellraum einen großen Korb, der ihr bereits beim letzten Mal aufgefallen war. Danach öffnete sie eine Schublade nach der anderen auf der Suche nach etwas Scharfem, mit dem man schneiden konnte, bis sie ein altes verschlissenes Messer fand und legte es in den Korb, den sie Neville in die Hand drückte. Wieder sah sie sich im Raum um, nun war auch der Rest von ihnen wieder unten in der Küche. „Lasst uns das Haus ein wenig auf Vordermann bringen", verkündete Hermine strahlend.
„Du glaubst doch nicht im ernst, dass ich hier anfange zu putzen, Schlammblut? Ich bin doch kein Hauself", warf ihr Draco voller Abscheu entgegen. „Also gut", sie war fest entschlossen sich nicht von ihm provozieren zu lassen, „du könntest zum Strand gehen und schauen, ob vielleicht nützliche Überreste vom Schiff angespült wurden."
„Was glaubst du eigentlich wer du bist, mich hier so rumzukommandieren? Ich bin nicht einer deiner hirnlosen Freunde!" Ehe Ron und Harry sich gegen die Beleidigung zur Wehr setzen konnten, schnitt ihnen eine tiefe, leise Stimme das Wort ab. „Tu was sie sagt, Draco", Severus stand in der Eingangstür, seine Stimme klang ruhig, aber es war deutlich, dass er keine Widerreden duldete, „und nimm Potter mit." Wie lange er wohl schon da stand und zuhörte?, fragte sich Hermine. Harry und Draco schienen nicht gerade glücklich, doch sie wagten es nicht zu widersprechen, also machten sie sich zum Strand auf.
Erst jetzt fiel Hermine auf, dass Snape einen großen Bogen in der Hand, ein Bündel Pfeile auf dem Rücken und einen alten abgenutzten Dolch in seinem Gürtel trug. „Professor, was haben sie vor und woher haben sie dieses Zeug?", Sie klang schockierter als sie es wollte und der leicht ängstliche Ton in ihrer Stimme ließ ihn innerlich auflachen. Er setzte einen leicht überheblichen Tonfall auf, bevor er ihr antwortete. „Vorausgesetzt, dass Longbottom tatsächlich etwas Essbares finden sollte, hatte ich nicht vor mich von SALAT zu ernähren. Ich werde uns also unser Abendessen fangen, Miss Granger und dieses "Zeug" hier", er deutete auf den Bogen in seiner Hand, „wird mir dabei helfen." Mit diesen Worten verließ er die Hütte.
„Gut gemacht Hermine", zwinkerte ihr Ginny zu, „Jetzt sind wir die Männer los und die Fledermaus noch dazu, dann lasst uns mal loslegen." Ginny schien der Putzteufel gepackt zu haben. Sie durchsuchte das Haus und den Schuppen um ihnen stolz ihre Ausbeute zu präsentieren. Vor ihnen standen, zwei Holzeimer, ein paar sehr alte Lappen und ein aus kleinen Ästen zusammengebundener Besen. Hermine nahm den Besen in die Hand und begann im ganzen Haus zu kehren, wobei sie immer mehr in Gedanken verfiel.
Es gab so viel, dass sie zurückgelassen hatte, wie lange es wohl dauerte bis man sie finden würde? Würde man sie überhaupt finden? „Daran darfst du gar nicht erst denken", sagte sie sich selbst. Sie hatte schon die Zusage von der Godrics University in London. Das war die beste Universität für Magieheilkunde. Ihre Eltern waren so stolz auf sie, als sie beschlossen hatte Heilerin zu werden, sie setzte ja sozusagen die Familientradition der Ärzte fort. In den Sommerferien hatten sie ihre Eltern oft in die Praxis mitgenommen und ihre Großeltern, die — wer hätte es anders erwartet —, auch Ärzte waren, ins Krankenhaus. So spektakulär die Medizin der Zauberwelt auch war, hatte Hermines Wissensdurst auch die Muggelmedizin begeistert, aber was würde ihr das jetzt schon nützen.
Wie lange sie es wohl, so ganz alleine hier in der Wildnis, aushalten würden? Irgendwie war sie froh, dass ausgerechnet Snape hier mit ihnen gelandet war. Sicher, er war übellaunig, ungerecht und absolut unausstehlich, aber irgendwie gab er auch Sicherheit.
Sie hatte nun alle Räume durch und war an der Eingangstür angelangt durch die sie einen großen Haufen Staub nach draußen kehrte. In der Ferne waren zwei kleine Gestalten zu sehen, die jeweils eine Koffer hinter sich her zogen.
„Harry", rief Hermine entgegen, „was habt ihr gefunden?" Die beiden waren endlich am Haus angekommen und offenbarten ihre Beute, was auch Ginny und Lavender aufmerksam gemacht hatte. Sie standen nun alle um die Koffer versammelt und warteten, dass Harry und Draco sie öffneten. Es hatte einen kräftigen Ruck erfordert, doch beide Koffer waren offen und gaben ihren Inhalt preis. Hermine trat näher und zog ein paar nasse Kleidungsstücke heraus, die sie, wo nur Platz war, zum Trocknen aufhängte. Unter den Kleidern befanden sich ein paar Bücher, die das Meer bis zur Unlesbarkeit zugerichtet hatte. Sie kniete sich hin und fand eine kleine Nagelschere und eins von den üblichen Schweizer Taschenmessern, sowie ein kleines Reisenähset, das, bis auf die darin enthaltenen drei Nadeln, ebenfalls unbrauchbar geworden war. Die Koffer waren nun leer und sie stellten sie ebenfalls zum Trocknen auf.
„Wo bleiben wohl Neville und Ron?", fragt sich Hermine, die einen Blick auf ihre Uhr warf, „Sie sind schon bald zwei Stunden weg." „Ach ja", schien Ginny etwas eingefallen zu sein, „Ron war vor etwa einer Stunde hier." „Alleine?", wunderte sich Hermine, worauf Ginnynickte. „Er hat den anderen Korb mitgenommen, scheinbar haben sie was zu Essen gefunden." Kaum hatte Ginny ihren Satz beendet, erschienen zwischen den Bäumen zwei Silhouetten, die jeder einen vollen Korb trugen.
„Was sind das für Sachen?", Ron zeigte auf die zum Trocknen hängende Kleidung, nachdem er und Neville bei den anderen angekommen waren. „Harry und Draco haben am Strand zwei angespülte Koffer gefunden", erklärte Lavender, „Wir haben die Sachen zum Trocknen aufgehängt und was habt ihr da?" „Oh, ich sag's euch, das ist ein Paradies", prustete Ron aufgeregt los, „Hier wächst so ziemlich alles!"
Draco nahm eine Banane aus dem Korb und ging ins Haus, ohne den beiden Neuankömmlingen weiter Beachtung zu schenken, während die anderen freudig den Inhalt der Körbe durchstöberten. Hermine zog ein merkwürdiges Kraut raus, das sie skeptisch betrachtete, „Das kann man aber nicht essen", sagte sie zu Neville gewandt. „Ja, ich weiß. Das ist Muggelalraune, sie ist nicht nur ungenießbar, sondern in großen Mengen auch giftig", antwortete ihr Neville wobei Hermines Blick nur noch verirrter wurde. „Aber in geringen Mengen kann sie sehr nützlich sein", fügte er bei ihrem fragendem Anblick schnell dazu, „Sowie einige andere Kräuter", wobei er ein großes Bündel verschiedener Kräuter zur Verdeutlichung aus dem Korb nahm. „Magische Pflanzen konnte ich leider nicht finden."
Fortsetzung folgt…
