- Wie immer ist alles nur geliehen und ich verdiene kein Geld damit. Das gilt für das erste, wie auch für alle folgenden Kapitel. -

Für alle, die meine anderen Wolfsgeschichten gelesen haben: Ich mochte Tasha recht geren, daher wollte ich hier noch mal zeigen,w as aus ihr geworden ist.

Diese Geschichte hat eine einfache kleine Romanze ihne Gesellschaftskritik, die man von mir gewohnt ist :-) Trotzdem: viel Spaß!

1. Das Praktikum

„Entschuldigen Sie, Miss Potter, aber etwas anderes können wir Ihnen nicht anbieten. Jedenfalls nicht auf offiziellem Wege."

Lily kochte nach dem letzten Satz vor Wut. Sie stand im Amt für die Regulation von magischen Geschöpfen. Seit der Beamte ihren Namen gehört hatte, hatte er sie unmöglich behandelt. Sie wollte nur ein Praktikum in einem der zahlreichen Reservate, aber das schien aussichtslos.

Ihr Onkel hatte ihr vorgeschlagen in seinem Drachen-Reservat etwas zu organisieren, aber sie hatte darauf bestanden, dass sie die offiziellen Wege ging. Das hatte sie nun davon!

„Aber ich wollte mit Tieren arbeiten, nicht mit Menschen!" Der Beamte sah sie über seine Nase hinweg an. „Wenn sie Werwölfe als Menschen bezeichnen möchten, dann ist das ihre Sache. Vor dem Gesetz zählen sie immer noch als magische Geschöpfe." Er seufzte theatralisch. „Es ist das einzige Praktikum, das es zurzeit gibt. Nehmen Sie es oder lassen Sie es!"

Lily stand auf. „Ich nehme die Bewerbungsformulare mit. Wenn ich mich dafür entscheide, sehen wir uns morgen wieder. Einen schönen Tag noch!" Wütend schnappte sie die Papiere und rauschte aus dem Büro.

Im Gang blieb sie einen Moment stehen. Was nun? Das war so gar nicht gelaufen, wie sie sich das vorgestellt hatte. Angefangen dabei, dass sie nicht einmal gewusst hatte, dass Werwölfe noch unter die 'Regulierung magischer Geschöpfe' fallen.

Sie hörte, wie der Aufzug am Gangende sich mit Klingeln und Scheppern öffnete. Sollte sie nun nach Hause gehen? Sie könnte auch ihrem Vater einen Besuch abstatten. Entschlossen lief sie zum Aufzug. Höfflich lächelnd stieg sie in den Aufzug und nickte den zwei Männern, die sich bereits darin befanden zu.

„Vierte Etage: magische Rechtsprechung und Registrierung von Muggelartefakten" Rechtsprechung? Spontan änderte Lily ihre Pläne. Sie würde ihre Tante besuchen und etwas nachhaken.

Keine zwei Minuten später stand sie vor einer Tür auf der mit goldenen Buchstaben 'Hermine J. Weasley – Leiterin der magischen Justizbehörde' prangte. An der Tür war ein Klingelknopf angebracht. Nachdem Lily ihn gedrückt hatte, hörte sie den Beginn der Arie von Papageno aus der Zauberflöte. Typisch Tante Hermine!

Die Tür wurde geöffnet und Kassandra, die Assistentin ihrer Tante stand in der Tür. Sie grinste Lily an. „Ich habe deiner Tante schon gesagt, dass eine ihrer Nichten heute auftaucht." Lily musste lachen. Kassandra behauptete, sie habe das zweite Gesicht, wie ihre Namensvetterin. Die ganze Familie war sich einig, dass sie es nur sagte, um Tante Hermine auf die Palme zu bringen, wenn diese sich einmal wieder zu sehr verrannte.

„Hallo! Hat Tante Hermine Zeit?" Kassandra wedelte mit der Hand zu einer weiteren Tür. „Kann nicht schaden, wenn sie fünf Minuten Pause von den neuen Gesetzesvorlagen macht!" Und damit setzte sie sich wieder an ihren Schreibtisch und begann einen Ordner mit Pergamenten durchzublättern.

Lily klopfte an der zweiten Tür und trat auch gleich ein. Von ihrer Tante konnte sie nur den Scheitel erkennen. Der riesige Schreibtisch ging unter Bergen von Büchern unter. „Kassandra, kannst du mir die Gesetzesvorlagen aus Namibia bezüglich der Muggelkontakte heraus suchen?" Lily wollte gar nicht wissen, wozu ihre Tante Gesetze aus Namibia als Vorlage benötigte.

„Hallo Tante Mine!" Der Kopf ihrer Tante erschien hinter einem Bücherturm. „Lily! Wie schön dich zu sehen!" Sie trat um ihren Schreibtisch herum auf Lily zu und umarmte sie. Dann schob sie Lily Richtung eines knallroten Sofas und eines Schaukelstuhls in einer Ecke des Büros.

„Lass' uns einen Tee trinken!" Während Lily sich auf das Sofa fallen ließ, rief Hermine ihrer Assistentin zu, dass sie gerne zwei Tassen Tee hätte. Kaum hatte sie ausgesprochen, schwebte Kassandra auch schon herein, mit einem Tablett mit Tee.

Kopfschüttelnd kam Hermine mit dem Tablett zu der Sitzecke. „Ich schwöre, diese Frau hat keine Ahnung von der Zukunft!" Lily grinste in sich hinein. Nachdem Hermine ihr eine Tasse gereicht hatte und selbst mit einer Tasse im Schaukelstuhl Platz genommen hatte, sah sie ihre Nichte auffordernd an.

„Womit habe ich das Vergnügen verdient?" Schon alleine der Gedanke an diesen schrecklichen Kerl aus der Regulationsbehörde ließ die Wut wieder aufkochen. „Ich war im Amt zur Regulation von magischen Geschöpfen. Ich wollte mich nach einem Praktikumsplatz erkundigen. Es gibt zurzeit nur einen und zwar in einem Werwolfsreservat. Jedenfalls, wenn ich den 'offiziellen Weg' gehen möchte. Was der Heini aus dem Amt permanent in Zweifel zog. Dieser Kerl war unmöglich!"

Hermine sah versonnen in ihre Tasse. „Hubert Hempsley. Ich weiß, der Kerl ist unmöglich! Mach' dir nichts daraus, er unterstellt mir auch dauernd, dass ich mich auf Harrys Lorbeeren ausruhe. Aber wir werden ihn einfach nicht los. Der klebt an seinem Amt, wie Kaugummi im Haar!"

Die Tatsache, dass ihre Tante etwas Schlechtes über den Kerl sagt, war schon Beweis genug, dass er wirklich unausstehlich war. Lily kannte niemanden, der so wenig Schlechtes über andere Menschen sagte, wie ihre Tante.

„Aber, das ist eigentlich nicht der Grund, wieso ich hier bin. Ich wollte dich fragen, wieso die Werwölfe als magische Geschöpfe gelten. Es sind doch Menschen!"

Hermine lächelte traurig. „Nach dem Fall von Voldemort war die Bevölkerung sehr aufgebracht gegen die Werwölfe. Remus Lupin wurde als Ausnahme angesehen. Viele wollten die überlebenden Wölfe sofort auf ewig nach Azkaban schicken oder am besten gleich töten."

Sie sah ihre Nichte an. „Und das ließ sich nur verhindern, indem wir ihnen die Menschlichkeit nahmen. Es wäre eine Katastrophe gewesen, die ganzen Menschen einfach ...Also haben wir uns mit einigen der Wölfe getroffen. Heimlich. Es war vollkommen lächerlich. Jedenfalls kann man ein magisches Geschöpf nicht vor Gericht stellen, weil man ihm die Intelligenz für bewusstes Verhalten abspricht. Die Wahl war damals: menschliche, aber tote Werwölfe oder eben leicht beeinflussbare Tiere, denen man keinen Vorwurf machen konnte. Wir setzten damals das Reservat durch und seither leben die Werwölfe dort friedlich zusammen."

Lily sah sie verblüfft an. „Aber wenn sie doch auf Voldemorts Seite waren ..." Hermine schüttelte den Kopf. „So einfach ist das nicht! Sie waren nicht auf Voldemorts Seite. Sie waren auf ihrer Seite. Sie wollten mehr Rechte und das damalige Ministerium hat sie ihnen nicht gegeben, also haben sie ihre Hoffnung auf Voldemort gesetzt."

Lily versuchte das Gehörte mit ihrem Wissen in Einklang zu bringen, aber das war schwer. „Also, im Krieg war Fenrir Greyback der Anführer der Wölfe, richtig?" Hermine nickte. „Ja, zumindest von denen, die sich in einem Rudel organisiert hatten. Es war damals nicht leicht, vernünftige Informationen zu bekommen. Keiner wusste, was wirklich los war.

Greyback hatte eine gut ausgebildete Armee aus Werwölfen herangebildet. Er hat sie ausbilden lassen wie Spezialeinheiten der Muggelarmee. Nicht alle waren für Voldemort, aber alle wollten mehr Rechte für die Werwölfe. Dann begann Fenrir, die frei lebenden Wölfe zu verfolgen. Das brachte wohl noch mehr Unruhe.

Das Leben in einem Rudel ist aber nicht so einfach, wie unser Leben. Der Anführer wird nicht infrage gestellt. Jedenfalls nicht, wenn man nicht bereit ist, mit ihm zu kämpfen. Und Fenrir war ein starker Anführer.

Harry, Kingsley, Ron und ich haben uns damals mit einigen der Wölfe zusammengesetzt und versucht die Wahrheit zu erfahren. Die weibliche Anführerin, Tasha, hat uns erklärt, wie entsetzt sie über die Tatsache war, dass Fenrir ein Todesser wurde. Damit hat er sich unter Voldemort gestellt, was einem Schoßhund gleichkam.

Außerdem traute sie Voldemort nicht."

Lily unterbrach. „Aber war Remus Lupin nicht als Spion bei ihm? Hat er nicht mehr in Erfahrung gebracht?"

Hermine sah versonnen wieder in ihren Tee. „Daran würde so viel hängen, aber er hat nur das Nötigste übermittelt. Oma Molly war seine Kontaktperson, später dann Andromeda. Beiden hat er damals gesagt, dass er nur militärische Informationen weiter reichen würde. Es gab zu Anfang noch Kinder im Lager und ... Es war nicht einfach für ihn."

Lily war noch verwirrter als zu Anfang. Das alles war so viel komplizierter, als sie es sich gedacht hatte. Ihre Tante sah zu ihr auf. „Wirst du das Praktikum machen? Es würde mich sehr interessieren, wie es im Reservat nun ist. Ich habe leider keinen Kontakt mehr mit den Wölfen. Nachdem wir die dringlichsten Dinge geregelt hatten, kam das nächste Thema. Ich wollte immer darauf zurückkommen, aber es kam immer wieder etwas dazwischen."

Lily seufzte. „Ich weiß nicht. Ich wollte mit Tieren arbeiten – Drachen, Wolpertinger oder so. Aber Menschen? Und das Praktikum beinhaltet, dass ich die Kinder im Reservat unterrichte. Das kann ich doch gar nicht!"

Hermine sah sie erstaunt an. „Die Kinder unterrichten? In Magie?" Lily holte die Papiere aus ihrer Tasche. „Auch, aber es gibt nicht viele Kinder, die Zauberer oder Hexen sind. Nein, ich soll die Kinder im Grundschulalter unterrichten. Ihnen Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen."

Hermine hielt ihre Hand auffordernd in Richtung Pergament. Lily reichte es ihr und sah dann zu, wie ihre Tante von Zeile zu Zeile aufgebrachter wurde. Am Ende sah sie Lily wutschnaubend an. „Das kann ja wohl nicht deren Ernst sein! Wer hat denn diesen Mist verzapft? Das ist unglaublich!"

Sie stand auf und lief hin und her. Dann bleib sie vor Lily stehen. „Ich weiß, dass es nicht das ist, was du dir vorgestellt hast, aber könntest du mir den Gefallen tun und das Praktikum machen? Ich würde gerne wissen, was da los ist!"

Lily sah ihre Tante an und seufzte dann. „In Ordnung, aber ich hoffe nur, dass ich das mit den Kindern nicht vollständig in den Sand setze!"