A/N: Die Hinführung zum aktuellen Plot erfolgt durch Flashbacks. Ich hoffe, es ist einigermaßen übersichtlich. Großes Dankeschön an RielJune, die schnellste Betaleserin der Welt :)


Das frühe Licht des Sonnenaufgangs, das sie im Gesicht kitzelte und die bekannten Geräusche zurückkehrender Menschen im Dorf weckten sie.

Aber etwas war anders als sonst. Die Stimmen der Männer waren lauter, wütender; sie konnte sie durch das kleine Fenster der Holzhütte sehen. Einige waren verletzt.

„Mutter", rief sie aus, musste aber erkennen, dass die Schlafplätze ihrer Mutter und Geschwister bereits leer waren. In aller Eile griff sie ihr Gewand, warf es über und rannte ohne es zuzubinden nach draußen.

Dort waren trotz der frühen Stunde viele Familien versammelt.

„Mutter, Vater. Was ist geschehen?", fragte sie und nahm ihren Vater bei der Hand, glücklich, dass er wohlbehalten wieder zu Hause war.

Er wirkte sehr müde, wie nach jedem Vollmond. „Ein Junge ist ums Leben gekommen", erklärte er seiner Tochter und seufzte. „Wer?", wollte sie wissen und sah sich um, um herauszufinden wer fehlte.

„Niemand aus unserem Dorf.", gestand er, „Mikeals jüngster Sohn"

Ihr entfuhr ein erstickter Laut. Es war das erste Mal in vielen Jahren, dass ihre Nachbarn Schaden genommen hatten.

Stille Tränen rannten ihre Wangen herunter. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlen musste, einen Sohn oder Bruder zu verlieren.

Ihre Mutter rieb beruhigend ihren Arm „Es ist nicht unsere Schuld, Joanah. Sie haben sich raus geschlichen."

Erneut entfuhr ihr ein entsetzter Laut. Es war verboten, sich bei Vollmond außerhalb der Höhlen aufzuhalten.

„Lasst uns reingehen, ich bin müde" Ihr Vater, in zerfetztes Fell und Leder gekleidet, ging voran.

„Komm", sagte Joanah zu ihrem jüngeren Bruder, der sichtlich Schlaf brauchte. Sie strich ihm durch die braunen Locken und nahm ihn bei der Hand.

Die Kinder nutzten die ungewöhnliche Situation, dass die Erwachsenen sie nicht beachteten und spielten ausgelassen. Die älteren Jungen übten sich in Ringen und Schwertkampf, die Mädchen kämmten und flochten ihre Haare, pflückten Blumen und genossen das herrlich Wetter.

Nachdem sich die Männer und Jungen ausgeruht hatten, die die letzten Tage im Wald verbracht hatten, hatte ihr Vater sie zusammen gerufen und nun saßen sie alle in ihrer Hütte und berieten sich, wie man mit der Situation umgehen sollte.

Es war verlockend, heimlich zu lauschen, aber auch das war verboten. Nur die Erwachsenen und Ratsmitglieder durften über Werwolf Angelegenheiten Bescheid wissen.

„Gib es zu, es reizt dich, Näheres zu erfahren", flüsterte ihr Bruder in ihr Ohr und sie erschrak dermaßen, dass sie beinahe von dem Baumstamm gefallen wäre, auf dem sie saß.

„Nathan, du hast mich erschreckt.", gestand sie mit einer Hand an ihrer Kehle. Sie beschloss, seine Anwesenheit zu ignorieren.

Grinsend setzte er sich zu ihr und sah ebenfalls neugierig in Richtung ihrer Hütte.

„Neugierde ist keine Sünde, weißt du", sprach er.

Sie sah ihn dankbar an, wandte sich dann wieder dem Anblick des Hauses zu.

Als er wieder aufstand, wuschelte er ihr liebevoll und doch neckisch durchs Haar.

Lächelnd holte sie nach ihm aus. Hatte er recht?

Einen Moment verblieb sie noch und entschied dann, dass sie es wissen musste. Sie stand auf und ging zielstrebig auf die Holzhütte zu, deren Fenster mit Fellen verhangen waren.

Aus Erfahrung wusste sie jedoch, dass man die Leute aus dem Inneren trotzdem reden hören konnte.

Auf der Hälfte des Weges rief ihr plötzlich jemand hinterher, was sie vorhabe. Sie ignorierte es.

Etwa 1 Monat zuvor

Joanah kniete vor dem kleinen Bach und war damit beschäftigt, die Kleidung ihrer Familie zu waschen, während ihre kleinen Geschwister die Zeit nutzten, um ein Bad zu nehmen.

Hör auf damit!", schrie ihre Schwester mit ihrer hohen Stimme. „Warum sollte ich? Wehr dich"

schlug Lukas vor und sie hörte, wie er Sara weiter nass spritzte.

Ihre Finger waren von dem kalten Wasser taub geworden und ihr Rücken schmerzte von der anstrengenden Haltung, trotzdem hörte sie nicht auf. Sie musste sich beeilen, damit der Stoff noch in der Sonne trocknen konnte. Außerdem wollte sie sich keinen Ärger einhandeln.

Die Geräusche ihrer spielenden Geschwister verstummten und Joanah sah auf, um zu erfahren weshalb.

Im Schatten der Bäume auf der gegenüberliegenden Seite des Bachs stand ein Mann aus dem anderen Dorf, Mikael, glaubte sie und er hatte einen seiner Söhne dabei, etwa in ihrem Alter.

Ihr Blick fiel auf ihre halb nackten Geschwister, die sich bereits zurückgezogen hatten.

Sie erhob sich und fragte bestimmt, aber freundlich „Was wollt ihr?"

Ich bin gekommen, um mit euch zu handeln.", teilte er mit. Sein Akzent war stark.

Mein Sohn Kol begleitet mich", er deutete auf den Jungen, der einen toten Hirsch über der Schulter trug und der sie mit einem Blick betrachtete, als könnte er durch sie hindurch sehen.

Sie fühlte sich unwohl. „Ich bringe euch zu meinem Vater", bot sie an.

Sara, wasch die Kleider", forderte und deutete darauf. Sie nickte ergeben.

Mikael und Kol kamen den kleinen Hang herunter, durchquerten den Fluss und folgten Joanah.

Dass die Leute aus dem benachbarten Dorf mit ihnen Handel treiben wollten war nicht ungewöhnlich, jedoch kamen normalerweise Bauern zu ihnen und nicht die Landbesitzer, wie Mikael es war.

Er war ein imposanter Mann; in seinem Gang lagen Macht und Stolz und Joanah bekam eine Gänsehaut.

Kol musste einiges von seinem Vater geerbt haben, dachte sie. Obwohl es bei ihm viel mehr nach Arroganz aussah.

Der Weg in ihr Dorf führte durch lichten Wald. Während sie voraus lief, hatte sie ständig das Gefühl, die beiden Männer durchbohrten sie mit ihren Blicken.

Nach wenigen Minuten erreichten sie die Lichtung auf der ihr Dorf lag und sobald sie aus dem Wald heraus traten, wurden sie von den anderen Dorfbewohnern bemerkt, die sofort ihre Tätigkeiten einstellten und die Neuankömmlinge skeptisch beobachteten.

Joanah fand ihre Mutter, die am Feuer kniete und das Essen zubereitete; sie beäugte ihre Tochter besorgt und stand auf, um auf sie zuzugehen.

Was gibt es, Liebling?"

Der Herr sucht ein lohnendes Geschäft", berichtete sie.

Kol deutete auf das Wild, das er trug.

Wenn das so ist, folgt mir", bat Eve.

Joanah war erleichtert, als die beiden sich von ihr entfernten. Sie beobachtete sie auf dem Weg, ihren Hirsch zu verkaufen. Sie glaubte nicht daran, dass nicht mehr hinter Mikaels Besuch steckte. Ein solch wohlhabender Mann war nicht auf Geschäfte mit ihnen angewiesen.

Ihre Stirn lag in Falten, als der Junge sich zu ihr umdrehte und sie anlächelte.


Wem es gefallen hat, der sei unbesorgt, ich habe noch einige Kapitel vorgeschrieben (:

Reviews? Ich muss schließlcih wissen, ob ich weiter schreiben soll :D