Titel: Roadtrip
Autor: stroky
Genre: Humor/Drama
Rating: K+
Pairing: House/Wilson Freundschaft
Spoiler: keine
Kapitel: 11
Zusammenfassung: Wenn House Wilson auf eine kleine Reise einlädt, dann kann das ja nur lustig werden. Aber was hat er vor?
Disclaimer: House und sein Universum gehören nicht mir, ich hätte aber nichts dagegen.



Prolog

"...eine ambulante Folgebehandlung wird empfohlen." Wilson murmelte leise vor sich hin während er diverse Patientenakten auf seinem Schreibtisch bearbeitete und Notizen machte. Er hasste die Stapel die sich regelmäßig bildeten, aber anscheinend war er machtlos dagegen.

Mit einem lauten Knall flog seine Bürotür auf und Wilson ließ vor Schreck seinen Stift fallen. Aber nicht bevor er noch einen krakeligen Strich quer über den Biopsiebefund gemalt hatte.

"Kannst du nicht einmal etwas weniger dramatisch hereinkommen? Hast du wenigstens Tipp-Ex mitgebracht? Dieser Strich gehörte nicht unbedingt hier hin." Wilson rollte genervt die Augen.

"Upps, ich hatte nicht erwartet, dass du heute deinen sensiblen Tag hast. Oder hast du deine sensible Woche? In dem Fall solltest du dich mit Cuddy zusammentun und ihr könnt euch der 'Hilfe, wir stecken im falschen Geschlecht'-Selbsthilfegruppe anschließen." House grinste breit und ließ sich melodramatisch in den Stuhl gegenüber von Wilson plumpsen.

Wilson entschloss sich ihn zu ignorieren und widmete sich wieder den Akten. Überraschenderweise blieb House ruhig und machte nur dieses lästige Geräusch mit seinem Stock, das einen zur Weißglut treiben kann. Wilson atmete einmal tief durch, sah House aber nicht an. "Was willst du?"

"Dich über deinen Urlaub informieren."

"Aha." Er schrieb weiter.

"Von deinen 18 Urlaubstagen im letzten Jahr hast du gerade mal vier genommen um deine Mutter in... Wo wohnt sie noch gleich?"

"Georgia." Wilson schrieb einfach weiter. Wer weiß worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte. Er wollte es lieber gar nicht wissen.

"Um deine Mutter in Georgia zu besuchen. Das heißt dir stehen noch...", House fuchtelte mit seinen Fingern aufgeregt in der Luft rum und tat so als rechne er, "...14 Tage zur Verfügung. Von den Tagen aus diesem Jahr mal ganz zu schweigen."

Wilson blickte ihn genervt an. "Wenn du mir klarmachen willst, dass ich ein erbärmliches Leben führe, dann kannst du jetzt aufhören. Das habe ich schon mitbekommen. Sieh dir nur an wer mein bester Freund ist."

"Autsch. Vielleicht habe ich ja heute auch meinen sensiblen Tag. So was kann weh tun, weißt du?" House machte das traurige Gesicht eines Hundewelpen und Wilson rollte wieder die Augen.

"Woher weißt du überhaupt was ich für Urlaub genommen hab? Oder führst du etwa Strichliste?", fragte Wilson.

"Nicht nötig. Die Personalabteilung führt schon Strichliste. Und äußerst besorgten besten Freunden von Onkologen, die ein erbärmliches Leben führen geben sie dort immer gerne Auskunft."

"Nur wenn du vorher drohst dezent aufliegen zu lassen, dass die Personalabteilung für das kleine Feuer im Treppenaufgang unter dem Schild 'Rauchen verboten' letztes Jahr verantwortlich war."

"Du weißt das?"

Wilson warf House erneut einen genervten Blick zu. "House, was willst du?"

"Da ich nun also gerade schon mal da war um nach deinen ausstehenden Urlaubstagen zu fragen, hab ich auch gleich deinen kommenden Urlaub eingereicht. Mit Cuddy geht auch alles klar. Du musst nur noch hier unterschreiben und morgen kann's los gehen." House zauberte einen zerknitterten Zettel aus seiner Jackentasche, strich ihn kurz glatt und schob ihn Wilson über den Tisch zu.

Wilson blickte unglaubwürdig zwischen House und dem Zettel hin und her. "Du darfst deinen Mund jetzt ruhig wieder zumachen, Jimmy. Dankesgeschenke nehme ich auch später gerne noch an." House grinste schelmisch.

"Was fällt dir eigentlich ein? Du kannst doch nicht einfach für mich Urlaub einreichen! Warum soll ich überhaupt Urlaub nehmen?" Wilson hatte seine Akten inzwischen zur Seite geschoben, sich nach hinten gelehnt und schaute House nun fragend an.

"Da ich nun also gerade schon mal in der Personalabteilung war, hab ich nicht nur für meinen erbärmlichen Freund Urlaub eingereicht, sondern auch für mein erbärmliches—aber geniales—Ich. Wir haben jetzt also acht Tage gemeinsam frei und müssen noch nicht mal für die Bereitschaft da sein." House machte ein Gesicht, das wohl sagen sollte 'Alles klar, oder?', aber Wilson war noch verwirrter als vorher.

"Wir haben zusammen Urlaub? Wird das unsere Hochzeitsreise? Du hättest mir ruhig sagen können, dass deine Gefühle doch so stark sind."

"Nicht ganz, aber so ähnlich. Ich habe da etwas für uns geplant, was uns acht Tage lang beschäftigen wird." Er schaute Wilson erwartungsvoll wie ein kleines Kind an. "Wir werden zusammen eine kleine Reise machen. Einen Roadtrip sozusagen. Acht Tage lang du, ich, ein Auto und die weite Welt! Na, wie klingt das?"

"Verrückt", sagte Wilson trocken, "Absolut verrückt." Er beugte sich nach vorn und schaute House dramatisch an. Er erhob sich kurz aus seinem Stuhl und tat so als suche er etwas hinter House. House spielte mit und drehte sich unsicher um, um herauszufinden was Wilson suchte.

"Was ist? Ist hinter mir ein Monster? Oder Cuddy?"

"Was hast du mit meinem Freund gemacht? Was ist mit Greg House passiert? Sag es schon!" Wilson fuchtelte anklagend mit seinem Zeigefinger vor der Brust von House herum. "Das bist doch nicht du! Einen Roadtrip? Wir beide? Ich verstehe die Welt nicht mehr." Mit einem lauten Seufzer ließ er sich wieder in seinen Stuhl zurückfallen.

"Du sagst doch immer ich soll mal ein bisschen was unternehmen und aus Princeton herauskommen. Also mache ich mal was und dann ist es dir auch wieder nicht recht. Ich dachte du würdest dich vielleicht freuen." Den letzten Satz brachte House fast etwas kleinlaut heraus und Wilson fühlte sich glatt schlecht.

"Ich hab ja auch nicht gesagt, dass es eine schlechte Idee wäre. Sie ist einfach nur...verrückt. Wie hast du dir das überhaupt vorgestellt? Ich leite hier eine Abteilung, und warte", Wilson legte seinen rechten Zeigefinger an sein Kinn, "ich glaube du leitest auch eine. Im Gegensatz zu dir hab ich aber jeden Tag Patienten. Ich kann nicht einfach von heute auf morgen Urlaub nehmen."

"Doch, kannst du! Cuddy sagt du brauchst ohnehin dringend Urlaub. Also hat sie deine ganzen Termine und Patienten für die kommende Woche an andere Ärzte in deiner Abteilung verteilt. Alles kein Problem. Du bist nicht unersetzbar, Wilson!"

"Ist das eine Verschwörung von dir und Cuddy?"

"Nein, aber wenn du dich weiter so hartnäckig wehrst, dann können wir eine draus machen." House setzte sich aufrecht hin und sah Wilson schon fast bittend an.

"Und wo ist der Haken an der ganzen Sache? Ich meine es muss einen geben, immerhin kenne ich dich ja. Wahrscheinlich ist es sogar ein riesiger Haken. Einer mit dem sich ein Wal fangen lässt. Was ist es? Soll ich etwa alles bezahlen? Willst du mich in die Rocky Mountains entführen und Lösegeld für mich fordern. Ich glaube keine meiner Ex-Frauen ist bereit irgendwas für mich zu bezahlen."

"Kein Haken. Einfach nur eine kleine Reise. Lass dich doch mal überraschen! Ich habe schon den Weg geplant und du kannst unmöglich wollen, dass mein ganzer Planungsaufwand umsonst war. Ich musste deswegen extra fünf meiner Clinic-Stunden an Chase und Cameron abgeben."

Wilson rollte mit den Augen. Er konnte das Ganze immer noch nicht wirklich verstehen. Was bezweckte House damit? Es kam äußerst selten vor, dass er ihn überhaupt zu etwas einlud und jetzt wollte er gleich eine Reise mit ihm machen. Und trotzdem war er nun kurz davor nachzugeben.

"Es geht also alles klar? Meine Patienten werden versorgt und ich nehme an dein Team übernimmt deine Abteilung?" House nickte heftig. "Wo soll es denn hingehen?"

"Wie schon gesagt, eine kleine Rundreise. Wohin genau wird noch nicht verraten, aber ich verspreche dir jede Menge Spaß. Vielleicht nicht unbedingt mit mir aber vielleicht triffst du ja 'Mrs. Wilson No. 4'. Dann wirst du mir ewig für diese Reise dankbar sein. Na gut, nur bis zur Scheidung." House machte eine Grimasse und sah wieder zu Wilson.

"Ich habe keine Ahnung warum du das machst und was du damit bezweckst. Falls du böse Hintergedanken hast, so gnade dir Gott..."

"...Gott ist überschätzt."

"Bekomme ich auch irgendwas dafür? Ich meine abgesehen von jeder Menge Spaß, Mrs. Wilson No. 4 und deiner reizenden Gesellschaft?", fragte Wilson ironisch.

"Von mir aus machen wir einen Deal: Du lässt dich auf meine verrückte Idee ein und im Gegenzug darfst du dir jetzt irgendwas wünschen. Aber bitte nichts perverses!" House machte ein angewidertes Gesicht.

Wilson überlegte ein paar Augenblicke, dann kam ihm eine Idee. "Okay, im Gegenzug musst du mir jeden Tag unserer Reise etwas über dich erzählen, was ich noch nicht weiß. Ein Geheimnis."

House sah ihn verwirrt an. "Ein Geheimnis? Ich habe zwar keine, aber ich lasse mich auf den Deal ein." Gemeinsam grinsten die beiden jetzt zufrieden. "Du kommst also mit?"

"Ja, ich komme mit. Ich weiß ja nicht wie weit du vor hast zu fahren, aber bist du sicher, dass deine alte Klapperkiste, die sie dir mal als Auto verkauft haben, das durchhält?"

"Nein. Und genau deshalb fahren wir auch mit deinem Auto!" House entfuhr ein leises Lachen, dass sich durch Wilsons genervtes Gesicht nur noch verstärkte.

"Ich wusste, dass es einen Haken gibt..."

"Hey, das ist aber keiner mit dem man einen Wal fangen kann. Höchstens einen Goldfisch. Und wo wir schon dabei sind, bring deine Angelausrüstung mit." House stand langsam auf und machte sich auf den Weg zur Tür.

"Gibt es noch weitere Tipps? Was soll ich zum Anziehen mitnehmen?"

"Unterwäsche wäre gut." House hatte die Türklinke schon in der Hand und drehte dich noch mal zu Wilson um, der immer noch ein wenig verwirrt hinter seinem Schreibtisch saß. "Morgen früh um acht Uhr bei mir. Nimm nicht zu viel mit, denn mein Zeug muss auch noch ins Auto. Ich erwarte, dass du vorher tankst."

Mit diesen Worten verließ House Wilsons Büro und ließ die Tür hinter sich gewohnt dramatisch zuknallen. Auftritt House: beendet. Nach all den Jahren, die er House nun inzwischen kannte, wurde er manchmal immer noch nicht schlau aus ihm. Das kann ja was werden, dachte er sich und widmete sich wieder dem Aktenstapel.