Quickies down under
By Aello (März 2001)
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A/N: Diesen Titel hat sich nicht die Autorin ausgedacht, sondern ihre kleine Schwester! Die Unterhaltung, aus der dieses Zitat entsprang, drehte sich um allerlei Albernheiten, unter anderem auch um einen Film ähnlichen Titels mit Alan Rickman und Tom Sellek, der eigentlich "Quigley down under" heißt. Und weil es eine Schande wäre, eine solche Vorgabe einfach ins Nichts laufen zu lassen, wurde folgende Kurzgeschichte geschrieben. Eigentlich ist der Titel reißerischer als der Inhalt, es gibt eigentlich keine wirklichen "expliziten" Szenen. Diese muß sich die geneigte Leserschaft selbst ausdenken! Was aber es statt dessen gibt: eine ganze Menge eindeutiger erotischer! Andeutungen, die fast noch schlimmer sind... (-:
Rating: PG 13, um ganz sicher zu gehen
Summary: Elliot Marston sucht einen Revolverhelden. Doch wie so oft liegen Welten zwischen dem, was man(n) sich wünscht und dann bekommt.
Widmung: Für Steffi â€" tut mir leid wegen Quigley, ich mag ihn wirklich. Als Magnum. In Quigley ist Alan Rickman nicht wirklich gut, aber schön fies.
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Der Mann fiel ihr schon beim An-Bord-Gehen auf, er war groß und kräftig und schien sich selbst für unheimlich clever zu halten. Er war nicht unattraktiv, gestand sie sich ein, obwohl seine dunklen, lockigen Haare ein wenig zu lang für ihren Geschmack waren. Hätte sie geahnt, daß er in Australien dasselbe Ziel hatte wie sie, von dem sie noch nichts wußte, hätte sie ihn noch unsympathischer gefunden.
***
"Und was wollen sie HIER?" Elliot Marston musterte die junge Frau.
Er hatte in seinem Inserat nach Scharfschützen, nicht nach einer Köchin gesucht. Sie war einen Kopf kleiner als er, schlank und hatte schwarze Haare, die sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte. An ihrer Hüfte hing ein Halfter mit zwei Colts und wie er trug sie dunkelbraune Lederhosen und eine passende Weste, ein weißes Hemd und einen dunklen Hut. Sie war zwar hübsch, ziemlich hübsch sogar, aber er hatte für diese Dinge keine Zeit, er war Farmer und die Dingos waren zur Zeit sein größtes Problem. Eine Frau wäre ein zusätzliches Problem, das er nicht brauchen konnte!
*
Sie musterte ihn. Er war groß und schlank und wirkte sehr maskulin. Vermutlich lag das an seinem Bart. Das Auffälligste waren seine Katzenaugen, die sie zu durchbohren schienen. Ein Schauer lief ihren Rücken hinunter als sie seine Hände musterte, die er in die Hüften gestemmt hatte. Ob der Bart beim Küssen kitzelte?
Sie rief sich zur Ordnung. Sie hatte Amerika wegen eines Kerls verlassen und würde nicht den Fehler machen, sich nun gleich dem nächsten an den Hals zu werfen, auch wenn dieser ein ausgesprochen attraktives Exemplar Mann war.
In einem Saloon hatte sie von seiner Suche gehört. Schon seit ein paar Tagen hatte er Bewerber wieder weggeschickt, die nicht seinen Anforderungen entsprachen.
Elliot Marston suchte einen Scharfschützen und sie schoß scharf. Sie brauchte einen Job und er hatte einen zu vergeben.
Sie lächelte. "Ich denke, sie suchen einen Schützen?"
*
Ihr Lächeln war wirklich einnehmend, gestand er sich. Mit finsterer Mine antwortete er: "Stimmt. Ich suche einen Schützen, Lady, keine Köchin."
*
Ein ziemlich voreingenommener Mensch, dachte sie ärgerlich.
"Ich bin nicht hier, weil ich meine Tage vor dem Herd verbringen will. Sie suchen einen Schützen, Mister, und ich bin die beste, die sie kriegen können!" Sie lehnte gegen den Balken der Veranda, sie würde ihn schon überzeugen, daß sie DIE Person war, die er brauchte, um die Dingos zu verjagen.
*
Marston lächelte sie nachsichtig an. Sie war ziemlich keß. Aber sehr attraktiv. Diese Augen und dieser Mund. Nur kamen so unartige Worte daraus...
"So, so." meinte er.
Das würde sie ihm erst einmal beweisen müssen.
"Und sie sind sicher, daß sie mit den Dingern umgehen können?" Herablassend lächelnd deutete er auf die Colts an ihrer Hüfte.
*
Sie nickte. "Sicher." Und eher er begriff, was sie tat, hatte sie, während des Umdrehens, mit der rechten Hand den Colt gezogen, und mit zwei Schüssen aus der Hüfte das Schild, das fünfzig Meter hinter ihr am Stall über dem Eingang hing, heruntergeschossen. Während er mit offenem Mund dastand und sie anstarrte, schob sie mit dem Colt lächelnd den Hut zurück.
Sie hatte Mühe, das triumphierende Lächeln, dem sie zu gerne nachgegeben hätte, zurückzuhalten. Offensichtlich hatte er sie für eine Aufschneiderin gehalten und nun hatte er ziemliche Mühe, seine Verblüffung zu verbergen. Mit Genugtuung stellte sie fest, daß es ihm schwerer fiel, seine Verwunderung zu unterdrücken, als ihr, ihren Triumph zu verbergen.
"Na?" fragte sie lässig.
*
Marston zog die Augenbraue nach oben. Vielleicht hatte sie doch nicht übertrieben, aber vielleicht hatte sie auch einfach nur Glück gehabt.
"Nun ja, nicht... schlecht. Zumindest für den Anfang."
*
Vielleicht hatte sie zuviel erwartet. Aber sie gestand sich ein, daß sie gerne von Marston Worte der Anerkennung gehört hätte. Und vielleicht ein Lächeln geschenkt bekommen hätte. Doch statt dessen?
Wahrscheinlich war er es nicht gewohnt, Komplimente zu machen. Im Outback herrschten andere Sitten, das mußte es sein.
"Und nun, Mister?" Fragte sie schließlich.
*
Was nun? Schießen konnte sie, keine Frage. Und sie war auch ... anziehend.
"Sehen sie, Miss..."
Hatte sie ihm überhaupt ihren Namen genannt?
*
Noch nicht einmal ihren Namen hatte er sich gemerkt, dieser Kerl!
"Forrester, Trisha Forrester."
*
Marston hörte den gekränkten Unterton in ihrer Stimme sehr wohl und fragte sich, wie sie wohl reagieren würde, wenn er sie wirklich einstellen... Das Leben auf einer Farm war kein Zuckerlecken und die Jungs waren nicht zimperlich. Würde sie auch gleich beleidigt sein? Wenn er sie einstellte, dann müßte sie auch was wegstecken müssen, nicht nur ausgezeichnet schießen können.
Vielleicht würde er einen noch besseren Schützen finden. Einen Mann, mit dem man solche Probleme nicht haben würde...
"Miss Forrester. Sehen sie, sie sind nicht die einzige, die sich um diesen Job bewirbt."
Bevor er fortfahren konnte, um ihr zu erklären, daß er in den folgenden Tagen noch mehrere Kandidaten erwartete, unterbrach sie ihn.
*
"Aber ich bin die einzige, die so gut schießen kann."
Sie wollte diesen Job, sie mußte ihn einfach haben! Wozu hatte sie die USA verlassen? Um in Australien allein und ohne Geld dazustehen?
"Außerdem bin ich auf einer Farm aufgewachsen. Mein Dad hat mich alles gelehrt, das man als Farmer wissen muß. Ich kann nicht nur schießen, reiten und Pferde beschlagen, ich..."
*
Sie schien wirklich Wert darauf zu legen, diesen Job zu bekommen. Warum nur?
"Sie werden sich schon einige Tage gedulden müssen, bis ich die anderen Bewerber..."
*
Nun gut, dachte sie, wenn er die harte Tour will, kann er sie haben. Er schien ziemlich wählerisch zu sein, aber was würde es ihm nützen, wenn er keinen Schützen hätte, der ihm die Dingos verjagte, die sein Land heimsuchten?
"Mister Marston, ich brauche diesen Job und ich bin die Beste, die sie bekommen können. Seit Tagen schicken sie Leute wieder weg, die nicht ihren Erwartungen entsprechen. Denken sie, Schützen wachsen auf den Bäumen und sie brauchen nur zu warten, bis diese reif sind und sie einen pflücken können?"
*
Marston lächelte. Ärgerlich war sie ja noch attraktiver! Sie hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und blitzte ihn mit ihren dunklen Augen an.
Warum sollte er ihr nicht eine Probezeit gewähren? Zumindest solange, bis er einen besseren Schützen gefunden haben würde?
"Nun gut, Miss Forrester." Meinte er und lächelte. "Sie können sehr überzeugend sein, wissen sie das?"
*
Klar wußte sie das. Aber es ging ja auch um einiges. Wollte er sie nun einstellen? Sie beruhigte sich ein wenig und lächelte.
"Sie haben den Job." Meinte er lässig und schob seinen Hut aus der Stirn.
Ihre Augen weiteten sich. Sollte sie es wirklich geschafft haben? War etwa ein Haken bei der Sache?
*
Er lächelte. Anscheinend bedeutete es ihr viel, diesen Job zu bekommen, doch er mußte ihren Enthusiasmus bremsen.
"Allerdings..."
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Es war ein Haken bei der Sache! Würde sie Kochen oder ihm Gefälligkeiten anderer Art erweisen müssen?
Sie sah ihn kritisch an. "Wo ist der Haken?"
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Er mußte an seine Farm denken, auch wenn sie enttäuscht sein würde.
"Nur so lange, bis ich einen besseren Schützen gefunden habe."
*
Nun gut, wenn er meinte, daß er ihr mal eben kurz einen Job anbieten und sie dann wieder loswerden könnte, dann hatte er sich geirrt.
Sie lächelte überlegen. "Sie werden 'ne Weile brauchen, bis sie einen finden, Mister."
*
Sie war ziemlich überzeugt von sich, und auch seine Ankündigung, daß sie den Job nur solange hätte, bis er einen besseren Schützen fände, schien dieser Überzeugung keinen Abbruch getan zu haben. Vielleicht war sie doch nicht ganz so zickig wie er zuerst angenommen hatte...
Auf jeden Fall würde er ihr Respekt beibringen müssen, denn daran schien es ihr zu mangeln.
"Wir werden sehen. Schon morgen wird sich ein gewisser Mister Quigley vorstellen, der ziemlich gut sein soll."
*
Quigley? War das nicht der Kerl auf dem Schiff, der ihr auffiel, als sie an Bord gegangen war? Das wäre aber auch ein ziemlich großer Zufall...
***
"Warum sind sie nach Australien gekommen?" Fragte Marston und griff nach dem Glas.
*
Es mußte an der braunen Flüssigkeit in ihrem Glas liegen, die es Trisha schwerfallen ließ, ihm nicht die Wahrheit zu sagen.
"Es gab einen Mann..."
*
Marston stutzte. Wollte sie überhaupt einen Job oder war sie auf der Flucht? Wenn es das wäre, dann war sie für seine Zwecke nicht geeignet. Er mußte mehr wissen.
"Es gab einen Mann?" Fragte er wie beiläufig und sah sie genau an. Sie starrte auf das Glas in ihrer Hand und schien ganz weit weg in Gedanken.
*
Sie sah von dem Glas auf und direkt in seine Augen. "Gab." Wiederholte sie bestimmt. Sie nahm einen Schluck und stellte das Glas weg.
Glaubte er, daß George ihr nachreisen würde und sie hier ein Beziehungsdrama inszenieren würde?
"Er hat 'ne andere und ich bin hier, weil sie 'nen Schützen brauchen, der Dingos abknallt, Okay?"
*
Ihre Augen funkelten und ihre Blicke schienen ihn zu durchbohren.
Er nickte nur.
Das war eindeutig! Vielleicht sollte er wirklich ein paar Tage abwarten, bis sie sich eingelebt hatte... Er ertappte sich dabei, sich ernsthaft vorzustellen, daß sie länger bliebe. Nun ja, er würde sehen...
*
Vielleicht hatte sie zu schroff reagiert, befürchtete sie und hoffte, ihn nicht brüskiert zu haben. Er saß einfach da und starrte ebenfalls in sein Glas. Hoffentlich dachte er nicht schlecht von ihr.
Sie ertappte sich bei dem Gedanken daran, wie es wohl wäre, wenn sie länger bleiben könnte. Vielleicht würde er wirklich einen Schützen finden, der besser wäre, einen Mann, mit dem er besser klarkäme als mit ihr...
*
Sie sah ein wenig traurig aus, fand Marston. Vielleicht war sie noch traurig, weil dieser Mann sie verlassen hatte? Warum er sie wohl verlassen hatte? Sie war hübsch, sie hatte Köpfchen und sie war eine verdammt gute Schützin. So schnell würde er keinen besseren Schützen finden, da war er sich sicher.
Er beschloß, sie ein wenig aufzuheitern. Doch wie sollte er das tun? Er hatte kein Glück mit Frauen, er konnte nicht mit ihnen umgehen. Die meisten waren so zart und er war nun mal kein Poet, sondern ein Farmer. Vielleicht würde sie ein Gespräch aufmuntern?
Er räusperte sich. "Äh, wie war denn die Überfahrt?"
*
Seine Stimme unterbrach ihre Gedanken.
Was sollte denn diese Frage, wunderte sie sich. Plötzlich wurde ihr klar, daß er wohl ihre trübe Stimmung bemerkt haben mußte und dies seine Art war, zu versuchen, sie aufzuheitern.
Sie überlegte, wie er wohl ohne den Bart aussähe und merkte, wie sich ihre Stimmung besserte.
"Nun ja, es war... eine lange Überfahrt." Sie lächelte zaghaft.
*
Wenigstens lächelte sie wieder. Lächelnd sah sie noch viel attraktiver aus, fiel ihm auf.
***
"Mister Quigley?" Elliot Marston sah sein Gegenüber fragend an. Der Mann war groß, hatte schwarzes, lockiges Haar und trug einen Bart.
Der Angesprochenen nickte und grinste. "Ja, Sir, ich bin der Schütze, den sie suchen."
Marston zog die Augenbraue nach oben. Anscheinend gab es irgendwo ein Nest mit Schützen, die nur darauf gewartet hatten, ihm zu begegnen!
Er blickte über die Schulter zum Stall, wo Forrester ihr Pferd sattelte. Quigley war in dem Augenblick gekommen, als er mit ihr losreiten wollte, um ihr seinen Besitz zu zeigen. Nun, warum sollte er sie nicht begleiten? Vielleicht konnte er bei dieser Gelegenheit herausfinden, wer von Beiden besser schoß? Er mußte sich eingestehen, daß er hoffte, sie würde die bessere Schützin sein.
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Marston hatte Quigley und Forrester mit Argwohn beobachtet, war immer ein wenig abseits geritten. Sie kannten sich, angeblich von der Überfahrt. Er hatte sich gefragt, ob er dem Glauben schenken konnte. Die beiden hatten sich anscheinend prächtig verstanden, was seine Stimmung nicht besserte.
Quigley hatte sich die Farm angesehen und schien nicht abgeneigt, den Job anzunehmen. Marston hatte beschlossen, eine endgültige Entscheidung auf den anderen Tag zu verschieben.
Sie aßen zusammen zu Abend und Forrester und Quigley scherzten und unterhielten sich über Amerika. Ihn schienen sie nicht zu beachten. Ärgerlich versuchte Marston seine Übellaunigkeit mit der klarbraunen Flüssigkeit herunterzuspülen, was ihm nicht so recht gelingen wollte, weil er ziemlich oft von dieser Flüssigkeit trank.
Sie saßen auf der Veranda, als Marston nach dem Mahl Quigley eine Zigarre anbot, die dieser ablehnte. Er entschuldigte sich und ging zu Bett.
*
"Möchten sie eine Zigarre, Miss Forrester?"
*
Sie nickte und griff nach der Zigarre, die er ihr angeboten hatte. Er war den ganzen Abend verschlossen gewesen und hatte kaum gesprochen. Was er wohl hatte? Sorgen wegen der Farm? Waren die Dingos so schlimm?
*
Er hatte nicht damit gerechnet, daß sie rauchte und überrascht sah er sie an, als er ihr Feuer gab. Sie hustete. Also rauchte sie doch nicht. Er lächelte.
"Sie müssen nicht rauchen, Miss."
*
Sie hustete und betrachtete die Zigarre. Naja, sie hatte versucht, sich wie ein Kerl zu benehmen und das kam davon! Aber wenigstens lächelte er wieder.
"Naja." meinte sie. "Eigentlich rauche ich wirklich nicht."
*
Marston mußte einfach herausfinden, was es mit ihr und Quigley auf sich hatte.
"Quigley." Begann er und nahm einen Zug von der Zigarre. Er versuchte, seine Stimme normal und die Frage wie beiläufig klingen zu lassen. "Sie haben ihn auf der Überfahrt kennengelernt?"
*
Er wollte sicher mehr über Quigley herausfinden. Nun, sie hatte nichts, was sie ihm anbieten oder verschweigen konnte.
"Ja, Mister Marston. Ich habe ihn gesehen, als ich an Bord ging."
*
Verdächtig. Sie gab also zu, ihn zu kennen! Sie waren auf demselben Schiff nach Australien gekommen und hatten sich ganz zufällig hier wieder getroffen.
Er musterte sie. Sie tat harmlos, hatte sich zurückgelehnt und paffte nun mit Genuß an seiner Zigarre.
Ein Zufälliges Treffen mit Quigley! Das konnte sie jemand anders erzählen, nicht Elliot Marston! Es brodelte in ihm, doch er mußte ruhig bleiben, wenn er herausfinden wollte, was es mit den beiden auf sich hatte. Und wenn es da etwas gäbe, das sie vor ihm zu verbergen versuchte, dann würde er es herausfinden!
Er kniff die Augen zusammen und starrte an ihr vorbei in die Dunkelheit. "Und?"
*
Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an und stieß langsam den Rauch aus, so wie er es getan hatte.
Was wollte er nur von diesem Quigley? Das grenzte ja fast an ... Verfolgungswahn! Vielleicht wollte er wirklich nur wissen, mit wem er es zu tun hatte und würde Quigley genauso über sie ausfragen. Aber sie hatte ja nichts zu verbergen.
"Und vielleicht, ein, zwei Mal während der Überfahrt selbst. Gesprochen haben wir allerdings nichts."
*
Das behauptete sie zumindest!
"Ah." Meinte er nur.
*
Was sollte denn das werden?
Forrester sah ihn scharf an und nahm die Zigarre aus dem Mund. "Was wollen sie eigentlich wissen, Mister Marston? Haben sie ein Problem damit, daß ich Quigley zufällig auf der Überfahrt gesehen habe?"
*
Sie hatte ihn ertappt und sah ihn erbost an.
"Sie müssen verstehen, Miss Forrester." begann er und betrachtete die Zigarre, die er mit den Fingern drehte. Dann sah er auf und ihr direkt in die Augen. "Hier draußen ist man auf sich selbst gestellt und darauf angewiesen, daß man seinen Mitarbeitern absolut vertrauen kann."
*
Warf er ihr etwa vor, ihn anzulügen? Nun gut, so dringend brauchte sie diesen Job nicht. Nicht, wenn er ihr noch nicht mal ins Gesicht sagen konnte, daß er ihr nicht glaubte!
Langsam drückte sie die Zigarre auf der Lehne des Schaukelstuhls aus und erhob sich.
"Mister Marston, wenn sie denken, daß ich sie belüge, was meine Bekanntschaft mit Mister Quigley betrifft, dann wird es das beste sein, wenn sie sich einen anderen Schützen suchen."
*
Ihre Stimme war tonlos und sie sah ihn kalt an mit ihren dunklen, funkelnden Augen. Sie war aufgestanden und... Sie würde doch nicht wirklich gehen?
Er schalt sich einen Narren. Quigley mochte ein guter Schütze sein, doch was sie ihm vorgeführt hatte, als sie das Schild über dem Stall heruntergeschossen hatte, hatte ihn ziemlich beeindruckt.
Daß sie jetzt so aufbrausend reagierte, beeindruckte ihn weniger. Es ärgerte ihn. Was glaubte sie, WER sie war? Was glaubte sie, wie sie mit IHM, mit Elliot Marston, umgehen konnte!
"Miss Forrester, bleiben sie da!" rief er ihr zu als er sah, daß sie zum Stall ging.
Wollte sie etwa noch zurück in die Stadt reiten? Drei Stunden Ritt durch die Dunkelheit? Zwar schien der Mond, doch wer konnte schon sagen, welches Gesindel sich dort draußen herumtrieb?
*
Mistkerl, dachte sie und stürmte auf den Stall zu. HIER würde sie nicht bleiben. Schließlich war sie Trisha Forrester, die Tochter von Jacob Forrester! Und SIE hatte es nicht nötig, sich von IRGENDEINEM dahergelaufenen australischen Farmer der Lüge bezichtigen zu lassen!
Wütend stieß sie die Stalltüre auf und ging zu ihrem Pferd. Fahles Mondlicht fiel durch die Fenster. Als das Tier sie mit großen, braunen Augen betrachtete, beruhigte sie sich ein wenig. Sie griff nach den Lederbändern und zäumte das Pferd auf. Als sie den Sattel holen wollte, stand Elliot Marston vor ihr und versperrte ihr den Weg.
*
Sie hatte tatsächlich das Pferd aufgezäumt und wollte gerade den Sattel holen. Sie mußte entweder verrückt sein oder ziemlich ungehalten über das, was er gesagt hatte. Oder BEIDES!
Er nahm ihr den Sattel aus den Händen und unterdrückte seinen Ärger. "Miss Forrester! Sie werden doch nicht JETZT noch zurückreiten wollen?"
*
Sie blitzte ihn an. Was glaubte er, wer er war?
"Doch!"
Sie zerrte an dem Sattel, den er ihr weggenommen hatte, doch er hielt ihn zu fest.
*
Marston schüttelte den Kopf und überlegte, ob er amüsiert oder ärgerlich sein sollte. Er merkte, daß sie Kraft hatte, als sie an dem Sattel zerrte, doch sie hatte längst nicht soviel Kraft wie er, auch wenn sie sich bemühte.
"Nein, werden sie nicht!"
*
Sie würde hier verschwinden, so schnell sie konnte.
"Doch, werde ich!"
*
"Nein, werden sie NICHT!"
Wenn es etwas gab, das er nicht ertragen konnte, dann war es Widerspruch. Wütend zerrte sie an dem Sattel und ebenso heftig zerrte er zurück.
*
Dann eben nicht, dachte Forrester und lies den Sattel plötzlich los.
*
Erst als er nach hinten taumelte und auf dem Hosenboden saß, merkte Marston, daß sie den Sattel einfach losgelassen hatte.
*
Forrester sah ihn fallen, legte den Kopf in den Nacken und lachte laut los. Hochmut kommt vor dem Fall, fiel ihr plötzlich ein.
*
Er saß auf dem Boden, den Sattel auf dem Schoß und sah verärgert nach oben. Sie stand vor ihm - und lachte! Sie LACHTE! Eine Unverschämtheit!
*
Marston, der große, tolle Elliot Marston saß mit dem Hosenboden auf der Erde in seinem Stall und starrte sie ärgerlich an. Sie versuchte erst gar nicht, das Lachen zurückzuhalten. Warum auch? Sie würde hier nicht bleiben und anscheinend sagten ihm viel zu wenige Leute die Meinung, so daß es nicht schaden konnte, wenn er sähe, was sie von ihm hielt!
*
Trisha Forrester stand immer noch vor ihm und lachte ihn AUS. Noch nie hatte ihn jemand so respektlos behandelt!
Wütend schlug er mit der Faust auf den Sattel. Er würde ihr schon noch beibringen, daß Elliot Marston mit Respekt behandelt wurde!
*
Auch wenn es ein köstlicher Anblick war, Marston im Staub sitzen zu sehen, an dem sie sich kaum satt sehen konnte, beschloß sie, ihn einfach sitzen zu lassen.
Sie bückte sich nach dem Sattel und grinste Marston an. "Danke, Mister Marston."
*
Frech blinzelte sie ihn an und nahm ihm den Sattel vom Schoß. Sie drehte sich um und schlenderte zur Box ihres Pferdes. Abermals schlug er mit der Faust in den Staub und zischte einen Fluch, den sie nicht hören konnte. So konnte SIE nicht mit ihm umgehen. So konnte KEINER mit ihm umgehen! Marston holte tief Luft und sprang auf.
*
Grinsend ging sie zu ihrem Pferd und wuchtete den Sattel hoch. Doch als sie ihn auf dem Pferderücken niederlassen wollte, wurde sie am Oberarm nach hinten gerissen.
Es war dunkel, der Mond schien zwar durch das Fenster auf der anderen Stallseite, einige Strahlen fielen in die Box vor ihr, doch im Gegenlicht konnte sie nicht viel erkennen.
Sie stolperte zwei, drei Schritte rückwärts, drehte sich zur Seite und lies den Sattel fallen.
Marston! Durchfuhr es sie, als sie wieder einigermaßen gerade stand.
*
Forrester hatte ihn beim Zurückweichen mit dem Sattel angestoßen und ihm dann vor die Füße fallen lassen. Ihren Oberarm loslassend war er instinktiv in die richtige Richtung ausgewichen.
Marston beschloß, daß es nun WIRKLICH genug war. Das war kein Spaß mehr! Er fluchte und ärgerte sich, daß er im Halbdunkel so wenig erkennen konnte.
*
Kaum zwei Meter neben sich hörte sie ihn laut fluchen. Offensichtlich war er ziemlich verärgert. Aber sie war auch verärgert und SIE hatte, im Gegensatz zu ihm, allen Grund dazu! Er war schließlich selbst schuld, wenn er sich zuerst auf den Hosenboden setzte und nun stolperte!
Sie mußte weg! Doch als sie sich umdrehen wollte, prallte sie gegen Marstons kräftigen Körper. Instinktiv griff sie nach ihm, um sich festzuhalten und nicht zu fallen.
*
Bevor Marston erfaßt hatte, was geschehen war, hatte er sie instinktiv gepackt und vor dem Fallen bewahrt. Forrester festhaltend taumelte er zur Seite und prallte mit dem Rücken gegen einen Holzpfosten. Wenn er doch nur etwas sehen könnte!
*
Jetzt hielt er sie auch noch fest! DAS ging eindeutig zu weit!
"Lassen sie mich sofort LOS, sie..." Schrie sie Marston an und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien.
*
Marston wußte nicht, wie ihm geschah, als sie plötzlich nach ihm schlug. Schließlich hatte er sie vor dem Fallen bewahrt! Ärgerlich verstärkte er den Druck seines Griffes und schüttelte sie, um sie zur Vernunft zu bringen.
"Wenn ICH sie nicht gehalten hätte, wären sie..." Schrie er zurück, doch sie schnitt ihm das Wort ab.
*
Verdammter Kerl! Was dachte er eigentlich, wer er war, dieser Elliot Marston? Vor Zorn konnte sie kaum einen klaren Gedanken fassen.
"Wenn SIE mir nicht den Sattel..."
Sie wollte sich aus seinem festen Griff befreien und trat nach seinem Schienbein. Doch erst der zweite oder dritte Tritt traf.
*
"Autsch!"
Sie hatte tatsächlich nach seinem Schienbein getreten und getroffen! Weil er gespürt hatte, daß sie es zwei Mal versucht hatte, war er gewarnt gewesen und hatte sie nicht losgelassen. Dennoch spürte er den Schmerz. Und Ärger.
Sie benahm sich wie ein kleines Kind, nicht wie eine erwachsene Frau! Er hatte Mühe, seinen Ärger im Zaum zu halten, sie nicht einfach zu ohrfeigen, wie er es mit einem Mann getan hätte.
Ohne lang zu überlegen drängte er Forrester an die Wand der Box. Wenn sie sich nicht mehr bewegen könnte, keine Möglichkeit hätte, ihn zu treten oder um sich zu schlagen, könnte er sie vielleicht zur Vernunft bringen.
*
Marston war größer und viel stärker als sie und nun setzte er seine körperlichen Vorteile ein, um sie mit dem Rücken gegen die Wand zu drängen.
Sie versuchte, sich zu wehren. Trisha Forrester würde sich nicht einfach geschlagen geben! Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen ihn, einmal, zweimal und ein drittes Mal.
*
Forrester stemmte sich keuchend gegen ihn. Ihr Körper zitterte und Marston fragte sich, ob es die Anstrengung war oder Wut. Er drückte ihre Arme mit den Handgelenken gegen die Wand und lehnte seinen Oberkörper gegen den ihren. Sein Kraftaufwand war geringer als ihrer, zudem war er kräftiger und würde somit länger durchhalten, keine Frage!
Es war zu dunkel als daß er ihre Züge hätte erkennen können, auch wenn ihr Gesicht nur eine Armlänge von seinem entfernt war. Aber er konnte sich lebhaft den ärgerlichen Blick ihrer funkelnden Augen und ihren entschlossenen Schmollmund vorstellen.
Ihr Widerstand wurde schwächer und keuchend verharrte sie.
*
So würde sie nicht freikommen. Erschöpft lies sie sich gegen die Wand sinken. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie mußte tief Luft holen.
Er war einfach zu stark, wegdrücken würde sie ihn nicht können. Doch wie käme sie sonst frei?
Zwischen ihrem und Marstons Oberkörper war ein kleiner Spalt entstanden, als sie sich nach hinten gelehnt hatte, war er ihrer Bewegung nicht gefolgt, vielleicht konnte sie diese Lücke nutzen...
*
Was hatte sie vor? Sie hatte sich zurückgelehnt und schien darüber nachzusinnen, wie sie ihm entkommen konnte. Vielleicht würde sie ihm nun zuhören.
"Miss Forrester, wenn sie mir versprechen, nicht nach mir zu schlagen, dann werde ich sie loslassen, und wir können uns wie zivilisierte Menschen unterhalten."
Vorsichtig lockerte er zuerst den Griff um ihr rechtes Handgelenk.
*
Sie spürte, daß der Druck auf ihr rechtes Handgelenk nachließ. Diesem Kerl würde sie es zeigen! Als sie seine Hand nicht mehr an ihrem Gelenk und Arm fühlte, griff sie, ohne lang zu zögern mit der Hand nach dem Colt, der an seiner linken Hüfte hing.
Sie hatte den Vorteil auf ihrer Seite. Da er nicht mit einer solchen Attacke gerechnet hatte, konnte sie die Waffe ziehen und entsichert an seine Rippen drücken.
Kalt befahl sie ihm: "Nehmen sie SOFORT ihre Hände von mir, Marston!"
*
Er konnte gar nicht so schnell denken, wie sie seine Waffe gezogen und ihm in die Rippen gedrückt hatte. Er spürte den kalten Stahl in seine Seite bohren und fluchte innerlich. Langsam ließ er sie los und spürte, wie sie nach seiner zweiten Waffe tastete. So einfach würde sie nicht davonkommen! Als sie seinen zweiten Colt auf den Boden fallen lies, schnellte seine Hand nach vorn und griff den Colt, der an ihrer linken Seite hing.
"Und nun Miss Forrester?" Fragte er, als er ihr die Waffe an die Rippen drückte. "Werden sie abdrücken? Selbst wenn sie mich abknallen, werde ich noch fähig sein, sie mitzunehmen." Um seine Worte zu unterstreichen verstärkte er den Druck auf ihre Rippen.
*
Schade, daß er ihr Grinsen nicht sehen konnte.
"Der Colt ist nicht geladen." Meinte sie nur.
*
Sie bluffte. Sie mußte bluffen! Wer würde eine ungeladene Waffe mit sich rumtragen?
"Sie bluffen, Forrester."
*
"Wollen sie's drauf ankommen lassen?"
Wenn er ihr nicht glaubte, dann konnte sie ihm gern zeigen, daß sie nicht log.
Er zögerte.
*
Würde er es darauf ankommen lassen? Sie bluffte bestimmt, aber er kannte niemand, der so bluffen konnte. Nicht in solch einer Situation. Was sollte er nun tun?
*
Mit Genugtuung stellte sie fest, daß Elliot Marston verunsichert zu sein schien. Doch was hätte sie davon, ihn niederzuschießen?
"Ein Vorschlag: Wir gehen ein paar Schritte rüber, dorthin, wo's heller ist und sie überzeugen sich, daß ich nicht bluffe."
*
Das war sicher ein ganz abgefeimtes Spiel, daß sie mit ihm trieb. Irgend etwas hatte sie vor, doch was? Aber was blieb ihm übrig?
Zustimmend knurrte er und sie dirigierte ihn mit der Waffe ins Mondlicht.
Sie ließ die Waffe sinken und er überzeugte sich davon, daß sie die Wahrheit gesagt hatte.
Entgeistert starrte er sie an. Keine einzige Kugel in der Trommel.
"Sie müssen verrückt sein."
*
Forrester sah mit Genugtuung sein entgeistertes Gesicht.
"Wieso?"
*
Sie trug tatsächlich einen ungeladenen Colt mit sich herum!
"Warum um alles in der Welt tragen sie einen ungeladenen Colt mit sich herum?"
*
"Sehen sie Marston." Begann sie und zuckte mit den Schultern. "Ich bin eine ganz passable Schützin mit der Rechten."
*
Ganz passabel? Marston hatte schlechtere Schützen überzeugter von sich reden hören.
"Und weiter?"
*
"Ich übe gerade, mit der Linken genausogut zu werden."
*
"Und wie wollen sie üben ohne Munition?"
*
"Wenn ich ÜBE, dann ist die Waffe geladen. Ansonsten ist der Colt ungeladen." erklärte sie. Als sie seinen immer noch fragenden Blick sah, fuhr sie fort. "Jeder hier trägt zwei Colts mit sich herum. Ich auch. Schießen kann ich nur mit der Rechten, so wäre jede Kugel in dem Colt Verschwendung. Und Dad hat mich nun mal Sparsamkeit gelehrt."
*
Marston schüttelte den Kopf. Das war doch nicht zu fassen. Er sah sie an und erkannte, daß sie nicht log. Sie konnte nicht lügen, diese Augen konnten nicht lügen. Das war einfach köstlich. Dieses amerikanische Mädchen trug zwei Colts mit sich herum, weil alle es taten. Er lachte laut los.
*
Erst hatte er sie entgeistert angesehen und nun lachte er sie aus! Ärgerlich stieß sie ihn mit dem Colt an.
*
Sie stupste ihn mit dem Colt in die Rippen. Was wollte sie, ihn kitzeln, bis er sich totlachte? Erschießen würde SIE ihn nicht. Er lachte weiter.
*
Er reagierte nicht auf den Colt, den sie ihm an die Rippen hielt. Ärgerlich ließ sie die Waffe fallen und holte mit der flachen Hand aus.
*
Er spürte den Lufthauch und dann ihre flache Hand mit voller Wucht auf seiner linken Wange landen.
*
"Sie verdammter Kerl, sie!"
*
Sie hatte ziemlich fest zugelangt und er mußte sich beherrschen, sie nicht ebenfalls zu ohrfeigen. Er atmete tief durch und bemühte sich, ruhig zu bleiben.
"Haben sie sich nun beruhigt? Was wollen sie eigentlich, MISS Forrester?"
*
Dieser widerliche Kerl, erst lachte er sie aus und dann auch noch diese Frage! Wenn er sich nicht so unmöglich benommen hätte, dann hätte alles so schön werden können! Aber typisch Mann!
"Ich werde mich erst dann beruhigen, wenn ich es für richtig halte!" Schrie sie ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust.
*
Forrester benahm sich wie ein ungezogenes Kind und sie ärgerte ihn damit gewaltig. Anscheinend hatte es ihr Vater versäumt, ihr beizeiten Manieren beizubringen, Respekt und diese Dinge.
Er spürte den Ärger in sich aufkeimen und fragte sich, wie lange er noch ruhig bleiben könnte.
*
Er stand einfach nur da und sah sie an. Sie wurde aus ihm nicht schlau. Ärgerlich stieß sie ihn an den Schultern an und wollte an ihm vorbei.
*
DAS war zuviel! Er holte aus.
*
Forrester sah seinen Arm auffliegen, doch bevor sie erfaßt hatte, daß er sie ohrfeigte, klatschte seine flache Hand auf ihre Wange.
Sie hielt sich die Wange und spürte Tränen in ihren Augen. War es Schmerz? Wut? Oder beides? Sie konnte es nicht sagen. Er hatte sie geschlagen, und das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen. Sie war unfähig zu sprechen, aber sie konnte sich anders zur Wehr setzen!
Wütend schlug sie mit den Fäusten nach ihm.
*
Sie trommelte mit den Fäusten auf seine Brust. Er hob die Arme, um ihre Schläge abzuwehren. Die Ohrfeige, die er ihr verpaßt hatte, war schon zuviel gewesen! Ohne hinzusehen wich er in den Schatten zurück, er spürte ein Hindernis in seinem Rücken und wich diesem aus.
*
Marston wich vor ihr zurück in den Schatten. Blind stolperte Forrester ihm hinterher und rempelte an einen Holzpfosten. Sie spürte das weiche, glatte Stroh unter ihren Füßen und hatte Mühe, aufrecht zu bleiben.
*
Er taumelte, das Stroh unter seinen Füßen war glatt und bot keinen festen Stand. Fluchend schlug sie nach ihm, er stolperte und im Fallen streckte er die Hände nach vorne und bekam dabei ihren Arm zu fassen.
*
Er riß sie zu Boden und sie versuchte, den Fall abzubremsen. Doch seine Hand abzuschütteln gelang ihr nicht und so fiel sie auf ihn.
*
Sich mit der einen Hand an sie klammernd und mit der anderen sich zu stützen versuchend, fiel Marston mit der rechten Seite zuerst in das Stroh. Sie landete auf ihm und die Wucht ihres Aufpralls drückte die Luft aus seinen Lungen. Erschrocken schnappte er nach Luft und wollte zur Seite rollen, um sich zu befreien.
*
Forrester spürte, wie er Anstalten machte, sich zu befreien. Seine Hand lag auf ihrer Hüfte und er versuchte, sein Bein unter ihrem hervorzuziehen. Sie würde ihm keine Gelegenheit geben, freizukommen. Es war irrational, das war ihr bewußt, irgendwann würde sie ihn loslassen müssen. Früher oder später würde ihre Kraft nachlassen, aber der Zorn, der in ihr kochte, ließ sie nicht auf die Stimme der Vernunft hören. Er hatte sie geschlagen, sie gedemütigt, das würde sie ihm heimzahlen.
Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen ihn, zwängte ihr Bein zwischen seine und rutschte ein wenig nach vorn, um ihn mit der Hüfte gegen den Boden zu drücken.
*
Ihr Knie zwischen seine drängend hatte sie ihn gezwungen, seine Beine zu spreizen und preßte nun ihre Hüfte gegen seinen Unterleib.
Er hielt inne.
*
Er rührte sich nicht. Mit anfänglicher Genugtuung stellte sie fest, daß er ganz still unter ihr lag und abzuwarten schien, was sie als nächstes tun würde. Seine Passivität verunsicherte sie und sie stützte sich mit den Armen ab, um ebenfalls abzuwarten.
*
Ihre Weste mußte wohl im Eifer des Gefechtes zur Seite gerutscht sein, als sie sich nach vorn lehnte, und den Schwerpunkt auf ihren Oberkörper verlagerte, fühlte er für einen Moment ihre weichen Brüste. Während er den Eindruck verarbeitete, spürte er wieder ihre Hüfte in seinem Schritt.
Erst als sie wieder still hielt, wurde ihm bewußt, wie erregend die Situation im Grunde war. Er spürte die Wärme ihres Körpers, der auf ihm lag, ihn gefangen hielt. Ihr Atem, der heiß seinen Nacken streifte, ließ ihn erschauern.
*
Sie spürte, wie sich sein Brustkorb regelmäßig hob und senkte. Die Kraft seines Körpers hatte sie gespürt, als er sie gegen die Wand gedrängt hatte. Doch nun lag er nahezu reglos unter ihr, ebenso heftig atmend wie sie selbst.
Warum er sich wohl nicht wehrte?
Erst als sie ein paar Mal tief Luft geholt hatte, wurde ihr klar, wie sie auf ihm lag. Ihr Oberschenkel war zwischen den seinen eingekeilt, und ihr Becken lag auf seinem Schritt.
Plötzlich nahm sie die erotische Spannung wahr, die sich zwischen ihnen gebildet hatte und sie wurde sich ihrer körperlichen Empfindungen voll bewußt.
Die Hitze, die er ausstrahlte. Sein muskulöser Körper, sein Geruch, sein Atem, der ihren Hals kitzelte. Ihr Herz, das immer schneller schlug und die Erregung, die in ihr aufstieg und sie erzittern ließ.
*
Deutlich konnte er das leichte Zittern spüren, das durch ihren Körper lief. Sie war so nah, ihr Gesicht konnte nicht weiter als eine Armlänge von dem seinen entfernt sein. Vor seinem inneren Auge sah er ihre Lippen und stellte sich vor, wie es war, sie zu küssen. Alles was er zu tun brauchte, war, sie zu sich herunter zu ziehen und sie tatsächlich zu küssen. Seine Lippen an die ihren zu pressen, ihre weichen, warmen Lippen.
Er fühlte, wie sein Körper auf seine Vorstellung reagierte und war hin- und hergerissen. Erregung breitete sich in ihm aus, heiß und mächtig. Und er fürchtete, daß sie spüren würde, wie sie ihn erregte und einfach aufstände. Was sollte er tun? Wehren konnte er sich nicht gegen dieses Gefühl, es war zu stark, zu mächtig und er wollte sich dem hingeben.
*
Sein Atem ging unregelmäßig, doch er lag fast völlig still. Daß er erregt war, konnte er nicht vor ihr verbergen. Sie mußte sein Gesicht nicht sehen, um das zu erkennen. Sie konnte es deutlich genug spüren, nicht nur am unregelmäßigen Sich-Heben und Senken seines Brustkorbes.
Die Gewißheit, seine Erregung spüren zu können, erregte sie noch mehr. Und so groß, wie ihr Zorn noch vor ein paar Augenblicken gewesen war, der Wunsch, ihn zu demütigen, zu verletzen, so mächtig empfand sie nun die Lust, ihn zu berühren, seine Haut auf ihrer zu spüren.
*
Würde sie sich noch länger an ihn pressen, ihn zu Boden drücken, würde es ihm immer unmöglicher, seine Erregung zu verbergen. Doch er konnte sich nicht einfach zur Seite rollen und befreien, diese Art und Weise, hier im Stroh und Dunkeln zu liegen, ihren Körper an seinem zu spüren, das alles war zu erregend, als daß er es einfach beenden konnte. Er ballte die Hände, die neben seinem Körper lagen zu Fäusten.
Zu gerne hätte er sie an sich gezogen, sie geküßt, seine Hände über ihre nackte Haut gleiten lassen, ihre weichen Brüste...
*
Ein leichter Ruck ging durch seinen Körper, sie konnte nicht feststellen, ob er nur eine bequemere Lage auf dem Stroh suchte oder ob es etwas anderes war. Sie spürte ihn lediglich seine Hüfte bewegen und instinktiv erwiderte sie die Bewegung indem sie ihre Hüfte fester nach unten preßte.
*
Sie hatte seine unbeabsichtigte Bewegung erwidert und verstärkte den Druck auf seinen Unterleib. Wie von selbst wanderten seine Hände langsam und vorsichtig an ihren Schenkeln entlang. Er spürte ihre festen Muskeln unter dem weichen Leder zucken.
*
Endlich konnte sie seine kräftigen Hände spüren.
Was machte er nur mit ihr? Erst hatte sie ihn angeschrieen, wollte von ihm davonlaufen, hatte ihn mit seinem eigenen Colt bedroht, ihm eine Ohrfeige verpaßt und ihn beschimpft. Und nun lag sie auf ihm in einem dunklen Pferdestall, in dem man die Hand nicht vor den Augen sehen konnte, stöhnend vor Lust und keines klaren Gedankens fähig...
Sie schloß die Augen und ließ den Kopf nach vorne fallen.
*
Er hörte sie leise stöhnen und er hatte lediglich ihre Oberschenkel berührt! Wenn das keine Aufforderung war!
Vorsichtig hob er den Kopf, er mußte sie einfach küssen.
*
Sie spürte seine Wange an ihrer und drehte den Kopf. Sein Bart kitzelte sie ein wenig, doch sie achtete kaum darauf. Sie wollte seine Lippen auf ihren spüren. Spielerisch zupfte sie mit dem Mund an seiner Unterlippe. Er erwiderte ihre Geste und zupfte ebenso sanft zurück. Sie spürte seine Zunge vorsichtig über ihre Lippen gleiten. Seine Zunge glitt in ihren Mund und spielte mit ihrer.
*
Er küßte sie. Sanft zuerst, dann leidenschaftlicher.
Seine Hände lagen auf ihren Hüften und preßten ihren Körper fest an sich. Mit einer Hand schien sie sich abzustützen, die andere lag auf seiner Brust und glitt langsam zu seinem Hals. Mit den Fingerspitzen folgte sie einer imaginären Linie vom Schlüsselbein zum Ohr. Er unterdrückte ein Stöhnen.
*
Sie löste sich von seinen Lippen, sie hatte sein Zittern gespürt, als sie seinen Hals berührt hatte. Sie mußte wissen, wie er reagierte, wenn sie ihn dort küßte...
*
Er spürte ihre Lippen an seinem Hals, sanft glitten sie über seine Haut. Sie brachte ihn um den Verstand.
Erst hatte sie ihn ausgelacht, ihn mit der Waffe bedroht, ihn geschlagen, und nun lagen sie im Dunkeln im Stroh und sie tat Dinge mit ihm...
Wenn sie so weitermachte, würde er für nichts garantieren können. Seine Hände glitten von ihren Hüften nach oben. Mit einem Ruck riß er das Hemd aus der Hose.
*
Sie spürte seine Hände unter ihr Hemd, über ihre Haut gleiten und stöhnte.
Er trieb sie noch in den Wahnsinn mit der Art und Weise wie er sie anfaßte. Sie mußte einfach seine Haut spüren, sofort. Sie richtete sich auf, um mit beiden Händen sein Hemd zu öffnen.
*
Sie schien genau zu wissen, was sie wollte. Rittlings saß sie auf ihm und knöpfte sein Hemd auf. Ohne zu zögern, folgte er ihrem Beispiel und begann, die Knöpfe ihres Hemdes zu öffnen.
Wer auch immer dieser Mann war, auf jeden Fall war er ein Narr gewesen, diese Frau nach Australien gehen zu lassen!
*
Sie spürte seine Hände das Hemd von ihren Schultern streifen. Seine Hände waren groß und kräftig, doch seine Berührung war sanft und erregend und nun zogen sie sie zurück an seine Brust. Sie war muskulös und unbehaart. Als sie an seine Brust sank, hatte sie das Gefühl, sein Herz schlagen spüren zu können.
*
Ihre nackten Brüste zu spüren war noch erregender, als er sich es vorgestellt hatte. Ihre Haut war weich und warm.
Seine Lippen suchten und fanden ihre. Leidenschaftlich küßte er sie. Schließlich löste sie ihre Lippen von seinem Mund.
*
Sie wollte ihn ganz. Doch nicht an diesem Ort.
"Marston?" Sie flüsterte in sein Ohr.
*
Ihre Stimme klang weich.
"Ja?" Fragte er hoffnungsvoll.
*
"Laß uns ins Haus gehen."
*
Er hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. Vor ein paar Minuten hatte sie ihn noch verlassen wollen und fast erschossen, doch er würde sich hüten, darauf zu sprechen zu kommen. Wer konnte ahnen, was sie dann mit ihm tat?
Statt dessen zog er sie an sich und küßte sie leidenschaftlich. Als er spürte, wie sie seinen Kuß erwiderte, unterbrach er den Kuß und flüsterte ihr ins Ohr. "Komm."
***
Elliot Marston blinzelte in das Licht. Verschlafen sah er sich um. Ihm gegenüber saß Trisha Forrester im Schaukelstuhl und lächelte ihn an.
"Na?" fragte sie. "Hast du gut geschlafen?"
Er lächelte zurück, zum Schlafen waren sie erst im Morgengrauen gekommen. "Auch wenn es nicht viel Schlaf war, habe ich dennoch ausgezeichnet geschlafen. Danke der Nachfrage. Und selbst?"
Sie zog die Augenbraue hoch. "Sehr gut, danke."
Versonnen blickte er vor sich hin.
"Was hast du?" Wollte sie wissen.
Er sah sie fragend an: "Vielleicht ist die Frage ja unpassend, gerade jetzt. Aber..." Er mußte einfach wissen, was mit diesem Mann in Amerika war. War es ihr Mann, ihr Verlobter, ein Freund oder ein... Liebhaber?
"Aber was?" Hakte sie nach.
Mit einer Hand nach hinten greifend rückte er das Kissen in seinem Rücken zurecht und richtete sich auf. "Was hat es mit diesem Mann auf sich?"
"George?" Sie zögerte einen Moment und zuckte dann mit den Schultern. "Erst wollte er mich unbedingt heiraten, und dann ist er mit einer Französin auf und davon."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und er hatte Mühe, ihren Gesichtsausdruck einzuordnen. War es Bedauern, oder etwas anderes?
Schließlich lächelte sie. "Jeanette oder Yvette..." Sie imitierte den französischen Akzent und er mußte ebenfalls lächeln. "Ja, ihr Vater hat eine Sattelmacherei und George scheint sich in der Stadt bei ihr und all dem Leder wohler gefühlt zu haben als bei mir auf der Farm."
Er zog die Augenbraue nach oben und meinte: "Was für ein Glück für mich, daß George plötzlich seine Vorliebe für Leder entdeckt hat..." Er schlug das Laken zurück und machte eine einladende Geste. Sie erhob sich aus dem Schaukelstuhl und kam auf ihn zu.
***
"Greifen sie doch zu, Mister Quigley, dieses Gelee wurde nach einem Rezept gekocht, das ich mir selbst ausgedacht habe." Elliot Marston reichte Quigley lächelnd die Schale mit dem Gelee.
"Sehen sie Quigley." begann Trisha. "Sie müssen das sportlich nehmen. Ich bin nun mal die bessere Schützin." Sie bemerkte Elliots Blick, der ihr einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. "Und hier gibt's nun mal nur einen Job für 'nen Revolverhelden." Sie lächelte Quigley aufmunternd an.
"Aber..." Wollte Quigley beginnen, doch Marston unterbrach ihn.
"Sie hören doch. Der Job ist vergeben. Außerdem hat Miss Forrester zusätzliche Qualitäten, die sie nicht haben." Er sah Quigley an und aus den Augenwinkeln, wie Trisha die Augenbraue hochzog.
"Und welche Qualitäten sind das?"
Trisha Forrester sah in lächelnd an. "Ich bin, im Gegensatz zu ihnen auf einer Farm aufgewachsen. Ich kann Pferde beschlagen und habe etlichen Kälbern und Fohlen auf die Welt geholfen. Noch Fragen?"
***
Als sie Quigley davonreiten sah, drehte sich Trisha zu Elliot. "Zusätzliche Qualitäten..." Sie sah ihn an und rollte die Augen. Zum Glück hatte Quigley sie nicht erröten sehen bei Elliots Ausspruch am Tisch.
Er lachte und zog sie an sich. "Ich nehme doch an, daß du nicht nur wegen des Jobs in mein Bett gekrochen bist..."
Sie machte sich frei und sah ihn herausfordernd an: "Woher willst du das wissen?"
"Hat dir dein Vater nicht beigebracht, was Respekt ist?" Er zog die Augenbraue hoch und sie wieder an sich.
"Doch, hat er. Aber auch, daß man sich den verdienen muß." Sie grinste ihn an.
"Na warte, Respekt werde ich dir schon noch beibringen." meinte er kopfschüttelnd. Dann lächelte er sie an und küßte sie.
"Wir werden sehen." meinte sie mit einem schelmischen Lächeln.
ENDE
By Aello (März 2001)
***
A/N: Diesen Titel hat sich nicht die Autorin ausgedacht, sondern ihre kleine Schwester! Die Unterhaltung, aus der dieses Zitat entsprang, drehte sich um allerlei Albernheiten, unter anderem auch um einen Film ähnlichen Titels mit Alan Rickman und Tom Sellek, der eigentlich "Quigley down under" heißt. Und weil es eine Schande wäre, eine solche Vorgabe einfach ins Nichts laufen zu lassen, wurde folgende Kurzgeschichte geschrieben. Eigentlich ist der Titel reißerischer als der Inhalt, es gibt eigentlich keine wirklichen "expliziten" Szenen. Diese muß sich die geneigte Leserschaft selbst ausdenken! Was aber es statt dessen gibt: eine ganze Menge eindeutiger erotischer! Andeutungen, die fast noch schlimmer sind... (-:
Rating: PG 13, um ganz sicher zu gehen
Summary: Elliot Marston sucht einen Revolverhelden. Doch wie so oft liegen Welten zwischen dem, was man(n) sich wünscht und dann bekommt.
Widmung: Für Steffi â€" tut mir leid wegen Quigley, ich mag ihn wirklich. Als Magnum. In Quigley ist Alan Rickman nicht wirklich gut, aber schön fies.
***
Der Mann fiel ihr schon beim An-Bord-Gehen auf, er war groß und kräftig und schien sich selbst für unheimlich clever zu halten. Er war nicht unattraktiv, gestand sie sich ein, obwohl seine dunklen, lockigen Haare ein wenig zu lang für ihren Geschmack waren. Hätte sie geahnt, daß er in Australien dasselbe Ziel hatte wie sie, von dem sie noch nichts wußte, hätte sie ihn noch unsympathischer gefunden.
***
"Und was wollen sie HIER?" Elliot Marston musterte die junge Frau.
Er hatte in seinem Inserat nach Scharfschützen, nicht nach einer Köchin gesucht. Sie war einen Kopf kleiner als er, schlank und hatte schwarze Haare, die sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte. An ihrer Hüfte hing ein Halfter mit zwei Colts und wie er trug sie dunkelbraune Lederhosen und eine passende Weste, ein weißes Hemd und einen dunklen Hut. Sie war zwar hübsch, ziemlich hübsch sogar, aber er hatte für diese Dinge keine Zeit, er war Farmer und die Dingos waren zur Zeit sein größtes Problem. Eine Frau wäre ein zusätzliches Problem, das er nicht brauchen konnte!
*
Sie musterte ihn. Er war groß und schlank und wirkte sehr maskulin. Vermutlich lag das an seinem Bart. Das Auffälligste waren seine Katzenaugen, die sie zu durchbohren schienen. Ein Schauer lief ihren Rücken hinunter als sie seine Hände musterte, die er in die Hüften gestemmt hatte. Ob der Bart beim Küssen kitzelte?
Sie rief sich zur Ordnung. Sie hatte Amerika wegen eines Kerls verlassen und würde nicht den Fehler machen, sich nun gleich dem nächsten an den Hals zu werfen, auch wenn dieser ein ausgesprochen attraktives Exemplar Mann war.
In einem Saloon hatte sie von seiner Suche gehört. Schon seit ein paar Tagen hatte er Bewerber wieder weggeschickt, die nicht seinen Anforderungen entsprachen.
Elliot Marston suchte einen Scharfschützen und sie schoß scharf. Sie brauchte einen Job und er hatte einen zu vergeben.
Sie lächelte. "Ich denke, sie suchen einen Schützen?"
*
Ihr Lächeln war wirklich einnehmend, gestand er sich. Mit finsterer Mine antwortete er: "Stimmt. Ich suche einen Schützen, Lady, keine Köchin."
*
Ein ziemlich voreingenommener Mensch, dachte sie ärgerlich.
"Ich bin nicht hier, weil ich meine Tage vor dem Herd verbringen will. Sie suchen einen Schützen, Mister, und ich bin die beste, die sie kriegen können!" Sie lehnte gegen den Balken der Veranda, sie würde ihn schon überzeugen, daß sie DIE Person war, die er brauchte, um die Dingos zu verjagen.
*
Marston lächelte sie nachsichtig an. Sie war ziemlich keß. Aber sehr attraktiv. Diese Augen und dieser Mund. Nur kamen so unartige Worte daraus...
"So, so." meinte er.
Das würde sie ihm erst einmal beweisen müssen.
"Und sie sind sicher, daß sie mit den Dingern umgehen können?" Herablassend lächelnd deutete er auf die Colts an ihrer Hüfte.
*
Sie nickte. "Sicher." Und eher er begriff, was sie tat, hatte sie, während des Umdrehens, mit der rechten Hand den Colt gezogen, und mit zwei Schüssen aus der Hüfte das Schild, das fünfzig Meter hinter ihr am Stall über dem Eingang hing, heruntergeschossen. Während er mit offenem Mund dastand und sie anstarrte, schob sie mit dem Colt lächelnd den Hut zurück.
Sie hatte Mühe, das triumphierende Lächeln, dem sie zu gerne nachgegeben hätte, zurückzuhalten. Offensichtlich hatte er sie für eine Aufschneiderin gehalten und nun hatte er ziemliche Mühe, seine Verblüffung zu verbergen. Mit Genugtuung stellte sie fest, daß es ihm schwerer fiel, seine Verwunderung zu unterdrücken, als ihr, ihren Triumph zu verbergen.
"Na?" fragte sie lässig.
*
Marston zog die Augenbraue nach oben. Vielleicht hatte sie doch nicht übertrieben, aber vielleicht hatte sie auch einfach nur Glück gehabt.
"Nun ja, nicht... schlecht. Zumindest für den Anfang."
*
Vielleicht hatte sie zuviel erwartet. Aber sie gestand sich ein, daß sie gerne von Marston Worte der Anerkennung gehört hätte. Und vielleicht ein Lächeln geschenkt bekommen hätte. Doch statt dessen?
Wahrscheinlich war er es nicht gewohnt, Komplimente zu machen. Im Outback herrschten andere Sitten, das mußte es sein.
"Und nun, Mister?" Fragte sie schließlich.
*
Was nun? Schießen konnte sie, keine Frage. Und sie war auch ... anziehend.
"Sehen sie, Miss..."
Hatte sie ihm überhaupt ihren Namen genannt?
*
Noch nicht einmal ihren Namen hatte er sich gemerkt, dieser Kerl!
"Forrester, Trisha Forrester."
*
Marston hörte den gekränkten Unterton in ihrer Stimme sehr wohl und fragte sich, wie sie wohl reagieren würde, wenn er sie wirklich einstellen... Das Leben auf einer Farm war kein Zuckerlecken und die Jungs waren nicht zimperlich. Würde sie auch gleich beleidigt sein? Wenn er sie einstellte, dann müßte sie auch was wegstecken müssen, nicht nur ausgezeichnet schießen können.
Vielleicht würde er einen noch besseren Schützen finden. Einen Mann, mit dem man solche Probleme nicht haben würde...
"Miss Forrester. Sehen sie, sie sind nicht die einzige, die sich um diesen Job bewirbt."
Bevor er fortfahren konnte, um ihr zu erklären, daß er in den folgenden Tagen noch mehrere Kandidaten erwartete, unterbrach sie ihn.
*
"Aber ich bin die einzige, die so gut schießen kann."
Sie wollte diesen Job, sie mußte ihn einfach haben! Wozu hatte sie die USA verlassen? Um in Australien allein und ohne Geld dazustehen?
"Außerdem bin ich auf einer Farm aufgewachsen. Mein Dad hat mich alles gelehrt, das man als Farmer wissen muß. Ich kann nicht nur schießen, reiten und Pferde beschlagen, ich..."
*
Sie schien wirklich Wert darauf zu legen, diesen Job zu bekommen. Warum nur?
"Sie werden sich schon einige Tage gedulden müssen, bis ich die anderen Bewerber..."
*
Nun gut, dachte sie, wenn er die harte Tour will, kann er sie haben. Er schien ziemlich wählerisch zu sein, aber was würde es ihm nützen, wenn er keinen Schützen hätte, der ihm die Dingos verjagte, die sein Land heimsuchten?
"Mister Marston, ich brauche diesen Job und ich bin die Beste, die sie bekommen können. Seit Tagen schicken sie Leute wieder weg, die nicht ihren Erwartungen entsprechen. Denken sie, Schützen wachsen auf den Bäumen und sie brauchen nur zu warten, bis diese reif sind und sie einen pflücken können?"
*
Marston lächelte. Ärgerlich war sie ja noch attraktiver! Sie hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und blitzte ihn mit ihren dunklen Augen an.
Warum sollte er ihr nicht eine Probezeit gewähren? Zumindest solange, bis er einen besseren Schützen gefunden haben würde?
"Nun gut, Miss Forrester." Meinte er und lächelte. "Sie können sehr überzeugend sein, wissen sie das?"
*
Klar wußte sie das. Aber es ging ja auch um einiges. Wollte er sie nun einstellen? Sie beruhigte sich ein wenig und lächelte.
"Sie haben den Job." Meinte er lässig und schob seinen Hut aus der Stirn.
Ihre Augen weiteten sich. Sollte sie es wirklich geschafft haben? War etwa ein Haken bei der Sache?
*
Er lächelte. Anscheinend bedeutete es ihr viel, diesen Job zu bekommen, doch er mußte ihren Enthusiasmus bremsen.
"Allerdings..."
*
Es war ein Haken bei der Sache! Würde sie Kochen oder ihm Gefälligkeiten anderer Art erweisen müssen?
Sie sah ihn kritisch an. "Wo ist der Haken?"
*
Er mußte an seine Farm denken, auch wenn sie enttäuscht sein würde.
"Nur so lange, bis ich einen besseren Schützen gefunden habe."
*
Nun gut, wenn er meinte, daß er ihr mal eben kurz einen Job anbieten und sie dann wieder loswerden könnte, dann hatte er sich geirrt.
Sie lächelte überlegen. "Sie werden 'ne Weile brauchen, bis sie einen finden, Mister."
*
Sie war ziemlich überzeugt von sich, und auch seine Ankündigung, daß sie den Job nur solange hätte, bis er einen besseren Schützen fände, schien dieser Überzeugung keinen Abbruch getan zu haben. Vielleicht war sie doch nicht ganz so zickig wie er zuerst angenommen hatte...
Auf jeden Fall würde er ihr Respekt beibringen müssen, denn daran schien es ihr zu mangeln.
"Wir werden sehen. Schon morgen wird sich ein gewisser Mister Quigley vorstellen, der ziemlich gut sein soll."
*
Quigley? War das nicht der Kerl auf dem Schiff, der ihr auffiel, als sie an Bord gegangen war? Das wäre aber auch ein ziemlich großer Zufall...
***
"Warum sind sie nach Australien gekommen?" Fragte Marston und griff nach dem Glas.
*
Es mußte an der braunen Flüssigkeit in ihrem Glas liegen, die es Trisha schwerfallen ließ, ihm nicht die Wahrheit zu sagen.
"Es gab einen Mann..."
*
Marston stutzte. Wollte sie überhaupt einen Job oder war sie auf der Flucht? Wenn es das wäre, dann war sie für seine Zwecke nicht geeignet. Er mußte mehr wissen.
"Es gab einen Mann?" Fragte er wie beiläufig und sah sie genau an. Sie starrte auf das Glas in ihrer Hand und schien ganz weit weg in Gedanken.
*
Sie sah von dem Glas auf und direkt in seine Augen. "Gab." Wiederholte sie bestimmt. Sie nahm einen Schluck und stellte das Glas weg.
Glaubte er, daß George ihr nachreisen würde und sie hier ein Beziehungsdrama inszenieren würde?
"Er hat 'ne andere und ich bin hier, weil sie 'nen Schützen brauchen, der Dingos abknallt, Okay?"
*
Ihre Augen funkelten und ihre Blicke schienen ihn zu durchbohren.
Er nickte nur.
Das war eindeutig! Vielleicht sollte er wirklich ein paar Tage abwarten, bis sie sich eingelebt hatte... Er ertappte sich dabei, sich ernsthaft vorzustellen, daß sie länger bliebe. Nun ja, er würde sehen...
*
Vielleicht hatte sie zu schroff reagiert, befürchtete sie und hoffte, ihn nicht brüskiert zu haben. Er saß einfach da und starrte ebenfalls in sein Glas. Hoffentlich dachte er nicht schlecht von ihr.
Sie ertappte sich bei dem Gedanken daran, wie es wohl wäre, wenn sie länger bleiben könnte. Vielleicht würde er wirklich einen Schützen finden, der besser wäre, einen Mann, mit dem er besser klarkäme als mit ihr...
*
Sie sah ein wenig traurig aus, fand Marston. Vielleicht war sie noch traurig, weil dieser Mann sie verlassen hatte? Warum er sie wohl verlassen hatte? Sie war hübsch, sie hatte Köpfchen und sie war eine verdammt gute Schützin. So schnell würde er keinen besseren Schützen finden, da war er sich sicher.
Er beschloß, sie ein wenig aufzuheitern. Doch wie sollte er das tun? Er hatte kein Glück mit Frauen, er konnte nicht mit ihnen umgehen. Die meisten waren so zart und er war nun mal kein Poet, sondern ein Farmer. Vielleicht würde sie ein Gespräch aufmuntern?
Er räusperte sich. "Äh, wie war denn die Überfahrt?"
*
Seine Stimme unterbrach ihre Gedanken.
Was sollte denn diese Frage, wunderte sie sich. Plötzlich wurde ihr klar, daß er wohl ihre trübe Stimmung bemerkt haben mußte und dies seine Art war, zu versuchen, sie aufzuheitern.
Sie überlegte, wie er wohl ohne den Bart aussähe und merkte, wie sich ihre Stimmung besserte.
"Nun ja, es war... eine lange Überfahrt." Sie lächelte zaghaft.
*
Wenigstens lächelte sie wieder. Lächelnd sah sie noch viel attraktiver aus, fiel ihm auf.
***
"Mister Quigley?" Elliot Marston sah sein Gegenüber fragend an. Der Mann war groß, hatte schwarzes, lockiges Haar und trug einen Bart.
Der Angesprochenen nickte und grinste. "Ja, Sir, ich bin der Schütze, den sie suchen."
Marston zog die Augenbraue nach oben. Anscheinend gab es irgendwo ein Nest mit Schützen, die nur darauf gewartet hatten, ihm zu begegnen!
Er blickte über die Schulter zum Stall, wo Forrester ihr Pferd sattelte. Quigley war in dem Augenblick gekommen, als er mit ihr losreiten wollte, um ihr seinen Besitz zu zeigen. Nun, warum sollte er sie nicht begleiten? Vielleicht konnte er bei dieser Gelegenheit herausfinden, wer von Beiden besser schoß? Er mußte sich eingestehen, daß er hoffte, sie würde die bessere Schützin sein.
***
Marston hatte Quigley und Forrester mit Argwohn beobachtet, war immer ein wenig abseits geritten. Sie kannten sich, angeblich von der Überfahrt. Er hatte sich gefragt, ob er dem Glauben schenken konnte. Die beiden hatten sich anscheinend prächtig verstanden, was seine Stimmung nicht besserte.
Quigley hatte sich die Farm angesehen und schien nicht abgeneigt, den Job anzunehmen. Marston hatte beschlossen, eine endgültige Entscheidung auf den anderen Tag zu verschieben.
Sie aßen zusammen zu Abend und Forrester und Quigley scherzten und unterhielten sich über Amerika. Ihn schienen sie nicht zu beachten. Ärgerlich versuchte Marston seine Übellaunigkeit mit der klarbraunen Flüssigkeit herunterzuspülen, was ihm nicht so recht gelingen wollte, weil er ziemlich oft von dieser Flüssigkeit trank.
Sie saßen auf der Veranda, als Marston nach dem Mahl Quigley eine Zigarre anbot, die dieser ablehnte. Er entschuldigte sich und ging zu Bett.
*
"Möchten sie eine Zigarre, Miss Forrester?"
*
Sie nickte und griff nach der Zigarre, die er ihr angeboten hatte. Er war den ganzen Abend verschlossen gewesen und hatte kaum gesprochen. Was er wohl hatte? Sorgen wegen der Farm? Waren die Dingos so schlimm?
*
Er hatte nicht damit gerechnet, daß sie rauchte und überrascht sah er sie an, als er ihr Feuer gab. Sie hustete. Also rauchte sie doch nicht. Er lächelte.
"Sie müssen nicht rauchen, Miss."
*
Sie hustete und betrachtete die Zigarre. Naja, sie hatte versucht, sich wie ein Kerl zu benehmen und das kam davon! Aber wenigstens lächelte er wieder.
"Naja." meinte sie. "Eigentlich rauche ich wirklich nicht."
*
Marston mußte einfach herausfinden, was es mit ihr und Quigley auf sich hatte.
"Quigley." Begann er und nahm einen Zug von der Zigarre. Er versuchte, seine Stimme normal und die Frage wie beiläufig klingen zu lassen. "Sie haben ihn auf der Überfahrt kennengelernt?"
*
Er wollte sicher mehr über Quigley herausfinden. Nun, sie hatte nichts, was sie ihm anbieten oder verschweigen konnte.
"Ja, Mister Marston. Ich habe ihn gesehen, als ich an Bord ging."
*
Verdächtig. Sie gab also zu, ihn zu kennen! Sie waren auf demselben Schiff nach Australien gekommen und hatten sich ganz zufällig hier wieder getroffen.
Er musterte sie. Sie tat harmlos, hatte sich zurückgelehnt und paffte nun mit Genuß an seiner Zigarre.
Ein Zufälliges Treffen mit Quigley! Das konnte sie jemand anders erzählen, nicht Elliot Marston! Es brodelte in ihm, doch er mußte ruhig bleiben, wenn er herausfinden wollte, was es mit den beiden auf sich hatte. Und wenn es da etwas gäbe, das sie vor ihm zu verbergen versuchte, dann würde er es herausfinden!
Er kniff die Augen zusammen und starrte an ihr vorbei in die Dunkelheit. "Und?"
*
Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an und stieß langsam den Rauch aus, so wie er es getan hatte.
Was wollte er nur von diesem Quigley? Das grenzte ja fast an ... Verfolgungswahn! Vielleicht wollte er wirklich nur wissen, mit wem er es zu tun hatte und würde Quigley genauso über sie ausfragen. Aber sie hatte ja nichts zu verbergen.
"Und vielleicht, ein, zwei Mal während der Überfahrt selbst. Gesprochen haben wir allerdings nichts."
*
Das behauptete sie zumindest!
"Ah." Meinte er nur.
*
Was sollte denn das werden?
Forrester sah ihn scharf an und nahm die Zigarre aus dem Mund. "Was wollen sie eigentlich wissen, Mister Marston? Haben sie ein Problem damit, daß ich Quigley zufällig auf der Überfahrt gesehen habe?"
*
Sie hatte ihn ertappt und sah ihn erbost an.
"Sie müssen verstehen, Miss Forrester." begann er und betrachtete die Zigarre, die er mit den Fingern drehte. Dann sah er auf und ihr direkt in die Augen. "Hier draußen ist man auf sich selbst gestellt und darauf angewiesen, daß man seinen Mitarbeitern absolut vertrauen kann."
*
Warf er ihr etwa vor, ihn anzulügen? Nun gut, so dringend brauchte sie diesen Job nicht. Nicht, wenn er ihr noch nicht mal ins Gesicht sagen konnte, daß er ihr nicht glaubte!
Langsam drückte sie die Zigarre auf der Lehne des Schaukelstuhls aus und erhob sich.
"Mister Marston, wenn sie denken, daß ich sie belüge, was meine Bekanntschaft mit Mister Quigley betrifft, dann wird es das beste sein, wenn sie sich einen anderen Schützen suchen."
*
Ihre Stimme war tonlos und sie sah ihn kalt an mit ihren dunklen, funkelnden Augen. Sie war aufgestanden und... Sie würde doch nicht wirklich gehen?
Er schalt sich einen Narren. Quigley mochte ein guter Schütze sein, doch was sie ihm vorgeführt hatte, als sie das Schild über dem Stall heruntergeschossen hatte, hatte ihn ziemlich beeindruckt.
Daß sie jetzt so aufbrausend reagierte, beeindruckte ihn weniger. Es ärgerte ihn. Was glaubte sie, WER sie war? Was glaubte sie, wie sie mit IHM, mit Elliot Marston, umgehen konnte!
"Miss Forrester, bleiben sie da!" rief er ihr zu als er sah, daß sie zum Stall ging.
Wollte sie etwa noch zurück in die Stadt reiten? Drei Stunden Ritt durch die Dunkelheit? Zwar schien der Mond, doch wer konnte schon sagen, welches Gesindel sich dort draußen herumtrieb?
*
Mistkerl, dachte sie und stürmte auf den Stall zu. HIER würde sie nicht bleiben. Schließlich war sie Trisha Forrester, die Tochter von Jacob Forrester! Und SIE hatte es nicht nötig, sich von IRGENDEINEM dahergelaufenen australischen Farmer der Lüge bezichtigen zu lassen!
Wütend stieß sie die Stalltüre auf und ging zu ihrem Pferd. Fahles Mondlicht fiel durch die Fenster. Als das Tier sie mit großen, braunen Augen betrachtete, beruhigte sie sich ein wenig. Sie griff nach den Lederbändern und zäumte das Pferd auf. Als sie den Sattel holen wollte, stand Elliot Marston vor ihr und versperrte ihr den Weg.
*
Sie hatte tatsächlich das Pferd aufgezäumt und wollte gerade den Sattel holen. Sie mußte entweder verrückt sein oder ziemlich ungehalten über das, was er gesagt hatte. Oder BEIDES!
Er nahm ihr den Sattel aus den Händen und unterdrückte seinen Ärger. "Miss Forrester! Sie werden doch nicht JETZT noch zurückreiten wollen?"
*
Sie blitzte ihn an. Was glaubte er, wer er war?
"Doch!"
Sie zerrte an dem Sattel, den er ihr weggenommen hatte, doch er hielt ihn zu fest.
*
Marston schüttelte den Kopf und überlegte, ob er amüsiert oder ärgerlich sein sollte. Er merkte, daß sie Kraft hatte, als sie an dem Sattel zerrte, doch sie hatte längst nicht soviel Kraft wie er, auch wenn sie sich bemühte.
"Nein, werden sie nicht!"
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Sie würde hier verschwinden, so schnell sie konnte.
"Doch, werde ich!"
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"Nein, werden sie NICHT!"
Wenn es etwas gab, das er nicht ertragen konnte, dann war es Widerspruch. Wütend zerrte sie an dem Sattel und ebenso heftig zerrte er zurück.
*
Dann eben nicht, dachte Forrester und lies den Sattel plötzlich los.
*
Erst als er nach hinten taumelte und auf dem Hosenboden saß, merkte Marston, daß sie den Sattel einfach losgelassen hatte.
*
Forrester sah ihn fallen, legte den Kopf in den Nacken und lachte laut los. Hochmut kommt vor dem Fall, fiel ihr plötzlich ein.
*
Er saß auf dem Boden, den Sattel auf dem Schoß und sah verärgert nach oben. Sie stand vor ihm - und lachte! Sie LACHTE! Eine Unverschämtheit!
*
Marston, der große, tolle Elliot Marston saß mit dem Hosenboden auf der Erde in seinem Stall und starrte sie ärgerlich an. Sie versuchte erst gar nicht, das Lachen zurückzuhalten. Warum auch? Sie würde hier nicht bleiben und anscheinend sagten ihm viel zu wenige Leute die Meinung, so daß es nicht schaden konnte, wenn er sähe, was sie von ihm hielt!
*
Trisha Forrester stand immer noch vor ihm und lachte ihn AUS. Noch nie hatte ihn jemand so respektlos behandelt!
Wütend schlug er mit der Faust auf den Sattel. Er würde ihr schon noch beibringen, daß Elliot Marston mit Respekt behandelt wurde!
*
Auch wenn es ein köstlicher Anblick war, Marston im Staub sitzen zu sehen, an dem sie sich kaum satt sehen konnte, beschloß sie, ihn einfach sitzen zu lassen.
Sie bückte sich nach dem Sattel und grinste Marston an. "Danke, Mister Marston."
*
Frech blinzelte sie ihn an und nahm ihm den Sattel vom Schoß. Sie drehte sich um und schlenderte zur Box ihres Pferdes. Abermals schlug er mit der Faust in den Staub und zischte einen Fluch, den sie nicht hören konnte. So konnte SIE nicht mit ihm umgehen. So konnte KEINER mit ihm umgehen! Marston holte tief Luft und sprang auf.
*
Grinsend ging sie zu ihrem Pferd und wuchtete den Sattel hoch. Doch als sie ihn auf dem Pferderücken niederlassen wollte, wurde sie am Oberarm nach hinten gerissen.
Es war dunkel, der Mond schien zwar durch das Fenster auf der anderen Stallseite, einige Strahlen fielen in die Box vor ihr, doch im Gegenlicht konnte sie nicht viel erkennen.
Sie stolperte zwei, drei Schritte rückwärts, drehte sich zur Seite und lies den Sattel fallen.
Marston! Durchfuhr es sie, als sie wieder einigermaßen gerade stand.
*
Forrester hatte ihn beim Zurückweichen mit dem Sattel angestoßen und ihm dann vor die Füße fallen lassen. Ihren Oberarm loslassend war er instinktiv in die richtige Richtung ausgewichen.
Marston beschloß, daß es nun WIRKLICH genug war. Das war kein Spaß mehr! Er fluchte und ärgerte sich, daß er im Halbdunkel so wenig erkennen konnte.
*
Kaum zwei Meter neben sich hörte sie ihn laut fluchen. Offensichtlich war er ziemlich verärgert. Aber sie war auch verärgert und SIE hatte, im Gegensatz zu ihm, allen Grund dazu! Er war schließlich selbst schuld, wenn er sich zuerst auf den Hosenboden setzte und nun stolperte!
Sie mußte weg! Doch als sie sich umdrehen wollte, prallte sie gegen Marstons kräftigen Körper. Instinktiv griff sie nach ihm, um sich festzuhalten und nicht zu fallen.
*
Bevor Marston erfaßt hatte, was geschehen war, hatte er sie instinktiv gepackt und vor dem Fallen bewahrt. Forrester festhaltend taumelte er zur Seite und prallte mit dem Rücken gegen einen Holzpfosten. Wenn er doch nur etwas sehen könnte!
*
Jetzt hielt er sie auch noch fest! DAS ging eindeutig zu weit!
"Lassen sie mich sofort LOS, sie..." Schrie sie Marston an und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien.
*
Marston wußte nicht, wie ihm geschah, als sie plötzlich nach ihm schlug. Schließlich hatte er sie vor dem Fallen bewahrt! Ärgerlich verstärkte er den Druck seines Griffes und schüttelte sie, um sie zur Vernunft zu bringen.
"Wenn ICH sie nicht gehalten hätte, wären sie..." Schrie er zurück, doch sie schnitt ihm das Wort ab.
*
Verdammter Kerl! Was dachte er eigentlich, wer er war, dieser Elliot Marston? Vor Zorn konnte sie kaum einen klaren Gedanken fassen.
"Wenn SIE mir nicht den Sattel..."
Sie wollte sich aus seinem festen Griff befreien und trat nach seinem Schienbein. Doch erst der zweite oder dritte Tritt traf.
*
"Autsch!"
Sie hatte tatsächlich nach seinem Schienbein getreten und getroffen! Weil er gespürt hatte, daß sie es zwei Mal versucht hatte, war er gewarnt gewesen und hatte sie nicht losgelassen. Dennoch spürte er den Schmerz. Und Ärger.
Sie benahm sich wie ein kleines Kind, nicht wie eine erwachsene Frau! Er hatte Mühe, seinen Ärger im Zaum zu halten, sie nicht einfach zu ohrfeigen, wie er es mit einem Mann getan hätte.
Ohne lang zu überlegen drängte er Forrester an die Wand der Box. Wenn sie sich nicht mehr bewegen könnte, keine Möglichkeit hätte, ihn zu treten oder um sich zu schlagen, könnte er sie vielleicht zur Vernunft bringen.
*
Marston war größer und viel stärker als sie und nun setzte er seine körperlichen Vorteile ein, um sie mit dem Rücken gegen die Wand zu drängen.
Sie versuchte, sich zu wehren. Trisha Forrester würde sich nicht einfach geschlagen geben! Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen ihn, einmal, zweimal und ein drittes Mal.
*
Forrester stemmte sich keuchend gegen ihn. Ihr Körper zitterte und Marston fragte sich, ob es die Anstrengung war oder Wut. Er drückte ihre Arme mit den Handgelenken gegen die Wand und lehnte seinen Oberkörper gegen den ihren. Sein Kraftaufwand war geringer als ihrer, zudem war er kräftiger und würde somit länger durchhalten, keine Frage!
Es war zu dunkel als daß er ihre Züge hätte erkennen können, auch wenn ihr Gesicht nur eine Armlänge von seinem entfernt war. Aber er konnte sich lebhaft den ärgerlichen Blick ihrer funkelnden Augen und ihren entschlossenen Schmollmund vorstellen.
Ihr Widerstand wurde schwächer und keuchend verharrte sie.
*
So würde sie nicht freikommen. Erschöpft lies sie sich gegen die Wand sinken. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie mußte tief Luft holen.
Er war einfach zu stark, wegdrücken würde sie ihn nicht können. Doch wie käme sie sonst frei?
Zwischen ihrem und Marstons Oberkörper war ein kleiner Spalt entstanden, als sie sich nach hinten gelehnt hatte, war er ihrer Bewegung nicht gefolgt, vielleicht konnte sie diese Lücke nutzen...
*
Was hatte sie vor? Sie hatte sich zurückgelehnt und schien darüber nachzusinnen, wie sie ihm entkommen konnte. Vielleicht würde sie ihm nun zuhören.
"Miss Forrester, wenn sie mir versprechen, nicht nach mir zu schlagen, dann werde ich sie loslassen, und wir können uns wie zivilisierte Menschen unterhalten."
Vorsichtig lockerte er zuerst den Griff um ihr rechtes Handgelenk.
*
Sie spürte, daß der Druck auf ihr rechtes Handgelenk nachließ. Diesem Kerl würde sie es zeigen! Als sie seine Hand nicht mehr an ihrem Gelenk und Arm fühlte, griff sie, ohne lang zu zögern mit der Hand nach dem Colt, der an seiner linken Hüfte hing.
Sie hatte den Vorteil auf ihrer Seite. Da er nicht mit einer solchen Attacke gerechnet hatte, konnte sie die Waffe ziehen und entsichert an seine Rippen drücken.
Kalt befahl sie ihm: "Nehmen sie SOFORT ihre Hände von mir, Marston!"
*
Er konnte gar nicht so schnell denken, wie sie seine Waffe gezogen und ihm in die Rippen gedrückt hatte. Er spürte den kalten Stahl in seine Seite bohren und fluchte innerlich. Langsam ließ er sie los und spürte, wie sie nach seiner zweiten Waffe tastete. So einfach würde sie nicht davonkommen! Als sie seinen zweiten Colt auf den Boden fallen lies, schnellte seine Hand nach vorn und griff den Colt, der an ihrer linken Seite hing.
"Und nun Miss Forrester?" Fragte er, als er ihr die Waffe an die Rippen drückte. "Werden sie abdrücken? Selbst wenn sie mich abknallen, werde ich noch fähig sein, sie mitzunehmen." Um seine Worte zu unterstreichen verstärkte er den Druck auf ihre Rippen.
*
Schade, daß er ihr Grinsen nicht sehen konnte.
"Der Colt ist nicht geladen." Meinte sie nur.
*
Sie bluffte. Sie mußte bluffen! Wer würde eine ungeladene Waffe mit sich rumtragen?
"Sie bluffen, Forrester."
*
"Wollen sie's drauf ankommen lassen?"
Wenn er ihr nicht glaubte, dann konnte sie ihm gern zeigen, daß sie nicht log.
Er zögerte.
*
Würde er es darauf ankommen lassen? Sie bluffte bestimmt, aber er kannte niemand, der so bluffen konnte. Nicht in solch einer Situation. Was sollte er nun tun?
*
Mit Genugtuung stellte sie fest, daß Elliot Marston verunsichert zu sein schien. Doch was hätte sie davon, ihn niederzuschießen?
"Ein Vorschlag: Wir gehen ein paar Schritte rüber, dorthin, wo's heller ist und sie überzeugen sich, daß ich nicht bluffe."
*
Das war sicher ein ganz abgefeimtes Spiel, daß sie mit ihm trieb. Irgend etwas hatte sie vor, doch was? Aber was blieb ihm übrig?
Zustimmend knurrte er und sie dirigierte ihn mit der Waffe ins Mondlicht.
Sie ließ die Waffe sinken und er überzeugte sich davon, daß sie die Wahrheit gesagt hatte.
Entgeistert starrte er sie an. Keine einzige Kugel in der Trommel.
"Sie müssen verrückt sein."
*
Forrester sah mit Genugtuung sein entgeistertes Gesicht.
"Wieso?"
*
Sie trug tatsächlich einen ungeladenen Colt mit sich herum!
"Warum um alles in der Welt tragen sie einen ungeladenen Colt mit sich herum?"
*
"Sehen sie Marston." Begann sie und zuckte mit den Schultern. "Ich bin eine ganz passable Schützin mit der Rechten."
*
Ganz passabel? Marston hatte schlechtere Schützen überzeugter von sich reden hören.
"Und weiter?"
*
"Ich übe gerade, mit der Linken genausogut zu werden."
*
"Und wie wollen sie üben ohne Munition?"
*
"Wenn ich ÜBE, dann ist die Waffe geladen. Ansonsten ist der Colt ungeladen." erklärte sie. Als sie seinen immer noch fragenden Blick sah, fuhr sie fort. "Jeder hier trägt zwei Colts mit sich herum. Ich auch. Schießen kann ich nur mit der Rechten, so wäre jede Kugel in dem Colt Verschwendung. Und Dad hat mich nun mal Sparsamkeit gelehrt."
*
Marston schüttelte den Kopf. Das war doch nicht zu fassen. Er sah sie an und erkannte, daß sie nicht log. Sie konnte nicht lügen, diese Augen konnten nicht lügen. Das war einfach köstlich. Dieses amerikanische Mädchen trug zwei Colts mit sich herum, weil alle es taten. Er lachte laut los.
*
Erst hatte er sie entgeistert angesehen und nun lachte er sie aus! Ärgerlich stieß sie ihn mit dem Colt an.
*
Sie stupste ihn mit dem Colt in die Rippen. Was wollte sie, ihn kitzeln, bis er sich totlachte? Erschießen würde SIE ihn nicht. Er lachte weiter.
*
Er reagierte nicht auf den Colt, den sie ihm an die Rippen hielt. Ärgerlich ließ sie die Waffe fallen und holte mit der flachen Hand aus.
*
Er spürte den Lufthauch und dann ihre flache Hand mit voller Wucht auf seiner linken Wange landen.
*
"Sie verdammter Kerl, sie!"
*
Sie hatte ziemlich fest zugelangt und er mußte sich beherrschen, sie nicht ebenfalls zu ohrfeigen. Er atmete tief durch und bemühte sich, ruhig zu bleiben.
"Haben sie sich nun beruhigt? Was wollen sie eigentlich, MISS Forrester?"
*
Dieser widerliche Kerl, erst lachte er sie aus und dann auch noch diese Frage! Wenn er sich nicht so unmöglich benommen hätte, dann hätte alles so schön werden können! Aber typisch Mann!
"Ich werde mich erst dann beruhigen, wenn ich es für richtig halte!" Schrie sie ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust.
*
Forrester benahm sich wie ein ungezogenes Kind und sie ärgerte ihn damit gewaltig. Anscheinend hatte es ihr Vater versäumt, ihr beizeiten Manieren beizubringen, Respekt und diese Dinge.
Er spürte den Ärger in sich aufkeimen und fragte sich, wie lange er noch ruhig bleiben könnte.
*
Er stand einfach nur da und sah sie an. Sie wurde aus ihm nicht schlau. Ärgerlich stieß sie ihn an den Schultern an und wollte an ihm vorbei.
*
DAS war zuviel! Er holte aus.
*
Forrester sah seinen Arm auffliegen, doch bevor sie erfaßt hatte, daß er sie ohrfeigte, klatschte seine flache Hand auf ihre Wange.
Sie hielt sich die Wange und spürte Tränen in ihren Augen. War es Schmerz? Wut? Oder beides? Sie konnte es nicht sagen. Er hatte sie geschlagen, und das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen. Sie war unfähig zu sprechen, aber sie konnte sich anders zur Wehr setzen!
Wütend schlug sie mit den Fäusten nach ihm.
*
Sie trommelte mit den Fäusten auf seine Brust. Er hob die Arme, um ihre Schläge abzuwehren. Die Ohrfeige, die er ihr verpaßt hatte, war schon zuviel gewesen! Ohne hinzusehen wich er in den Schatten zurück, er spürte ein Hindernis in seinem Rücken und wich diesem aus.
*
Marston wich vor ihr zurück in den Schatten. Blind stolperte Forrester ihm hinterher und rempelte an einen Holzpfosten. Sie spürte das weiche, glatte Stroh unter ihren Füßen und hatte Mühe, aufrecht zu bleiben.
*
Er taumelte, das Stroh unter seinen Füßen war glatt und bot keinen festen Stand. Fluchend schlug sie nach ihm, er stolperte und im Fallen streckte er die Hände nach vorne und bekam dabei ihren Arm zu fassen.
*
Er riß sie zu Boden und sie versuchte, den Fall abzubremsen. Doch seine Hand abzuschütteln gelang ihr nicht und so fiel sie auf ihn.
*
Sich mit der einen Hand an sie klammernd und mit der anderen sich zu stützen versuchend, fiel Marston mit der rechten Seite zuerst in das Stroh. Sie landete auf ihm und die Wucht ihres Aufpralls drückte die Luft aus seinen Lungen. Erschrocken schnappte er nach Luft und wollte zur Seite rollen, um sich zu befreien.
*
Forrester spürte, wie er Anstalten machte, sich zu befreien. Seine Hand lag auf ihrer Hüfte und er versuchte, sein Bein unter ihrem hervorzuziehen. Sie würde ihm keine Gelegenheit geben, freizukommen. Es war irrational, das war ihr bewußt, irgendwann würde sie ihn loslassen müssen. Früher oder später würde ihre Kraft nachlassen, aber der Zorn, der in ihr kochte, ließ sie nicht auf die Stimme der Vernunft hören. Er hatte sie geschlagen, sie gedemütigt, das würde sie ihm heimzahlen.
Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen ihn, zwängte ihr Bein zwischen seine und rutschte ein wenig nach vorn, um ihn mit der Hüfte gegen den Boden zu drücken.
*
Ihr Knie zwischen seine drängend hatte sie ihn gezwungen, seine Beine zu spreizen und preßte nun ihre Hüfte gegen seinen Unterleib.
Er hielt inne.
*
Er rührte sich nicht. Mit anfänglicher Genugtuung stellte sie fest, daß er ganz still unter ihr lag und abzuwarten schien, was sie als nächstes tun würde. Seine Passivität verunsicherte sie und sie stützte sich mit den Armen ab, um ebenfalls abzuwarten.
*
Ihre Weste mußte wohl im Eifer des Gefechtes zur Seite gerutscht sein, als sie sich nach vorn lehnte, und den Schwerpunkt auf ihren Oberkörper verlagerte, fühlte er für einen Moment ihre weichen Brüste. Während er den Eindruck verarbeitete, spürte er wieder ihre Hüfte in seinem Schritt.
Erst als sie wieder still hielt, wurde ihm bewußt, wie erregend die Situation im Grunde war. Er spürte die Wärme ihres Körpers, der auf ihm lag, ihn gefangen hielt. Ihr Atem, der heiß seinen Nacken streifte, ließ ihn erschauern.
*
Sie spürte, wie sich sein Brustkorb regelmäßig hob und senkte. Die Kraft seines Körpers hatte sie gespürt, als er sie gegen die Wand gedrängt hatte. Doch nun lag er nahezu reglos unter ihr, ebenso heftig atmend wie sie selbst.
Warum er sich wohl nicht wehrte?
Erst als sie ein paar Mal tief Luft geholt hatte, wurde ihr klar, wie sie auf ihm lag. Ihr Oberschenkel war zwischen den seinen eingekeilt, und ihr Becken lag auf seinem Schritt.
Plötzlich nahm sie die erotische Spannung wahr, die sich zwischen ihnen gebildet hatte und sie wurde sich ihrer körperlichen Empfindungen voll bewußt.
Die Hitze, die er ausstrahlte. Sein muskulöser Körper, sein Geruch, sein Atem, der ihren Hals kitzelte. Ihr Herz, das immer schneller schlug und die Erregung, die in ihr aufstieg und sie erzittern ließ.
*
Deutlich konnte er das leichte Zittern spüren, das durch ihren Körper lief. Sie war so nah, ihr Gesicht konnte nicht weiter als eine Armlänge von dem seinen entfernt sein. Vor seinem inneren Auge sah er ihre Lippen und stellte sich vor, wie es war, sie zu küssen. Alles was er zu tun brauchte, war, sie zu sich herunter zu ziehen und sie tatsächlich zu küssen. Seine Lippen an die ihren zu pressen, ihre weichen, warmen Lippen.
Er fühlte, wie sein Körper auf seine Vorstellung reagierte und war hin- und hergerissen. Erregung breitete sich in ihm aus, heiß und mächtig. Und er fürchtete, daß sie spüren würde, wie sie ihn erregte und einfach aufstände. Was sollte er tun? Wehren konnte er sich nicht gegen dieses Gefühl, es war zu stark, zu mächtig und er wollte sich dem hingeben.
*
Sein Atem ging unregelmäßig, doch er lag fast völlig still. Daß er erregt war, konnte er nicht vor ihr verbergen. Sie mußte sein Gesicht nicht sehen, um das zu erkennen. Sie konnte es deutlich genug spüren, nicht nur am unregelmäßigen Sich-Heben und Senken seines Brustkorbes.
Die Gewißheit, seine Erregung spüren zu können, erregte sie noch mehr. Und so groß, wie ihr Zorn noch vor ein paar Augenblicken gewesen war, der Wunsch, ihn zu demütigen, zu verletzen, so mächtig empfand sie nun die Lust, ihn zu berühren, seine Haut auf ihrer zu spüren.
*
Würde sie sich noch länger an ihn pressen, ihn zu Boden drücken, würde es ihm immer unmöglicher, seine Erregung zu verbergen. Doch er konnte sich nicht einfach zur Seite rollen und befreien, diese Art und Weise, hier im Stroh und Dunkeln zu liegen, ihren Körper an seinem zu spüren, das alles war zu erregend, als daß er es einfach beenden konnte. Er ballte die Hände, die neben seinem Körper lagen zu Fäusten.
Zu gerne hätte er sie an sich gezogen, sie geküßt, seine Hände über ihre nackte Haut gleiten lassen, ihre weichen Brüste...
*
Ein leichter Ruck ging durch seinen Körper, sie konnte nicht feststellen, ob er nur eine bequemere Lage auf dem Stroh suchte oder ob es etwas anderes war. Sie spürte ihn lediglich seine Hüfte bewegen und instinktiv erwiderte sie die Bewegung indem sie ihre Hüfte fester nach unten preßte.
*
Sie hatte seine unbeabsichtigte Bewegung erwidert und verstärkte den Druck auf seinen Unterleib. Wie von selbst wanderten seine Hände langsam und vorsichtig an ihren Schenkeln entlang. Er spürte ihre festen Muskeln unter dem weichen Leder zucken.
*
Endlich konnte sie seine kräftigen Hände spüren.
Was machte er nur mit ihr? Erst hatte sie ihn angeschrieen, wollte von ihm davonlaufen, hatte ihn mit seinem eigenen Colt bedroht, ihm eine Ohrfeige verpaßt und ihn beschimpft. Und nun lag sie auf ihm in einem dunklen Pferdestall, in dem man die Hand nicht vor den Augen sehen konnte, stöhnend vor Lust und keines klaren Gedankens fähig...
Sie schloß die Augen und ließ den Kopf nach vorne fallen.
*
Er hörte sie leise stöhnen und er hatte lediglich ihre Oberschenkel berührt! Wenn das keine Aufforderung war!
Vorsichtig hob er den Kopf, er mußte sie einfach küssen.
*
Sie spürte seine Wange an ihrer und drehte den Kopf. Sein Bart kitzelte sie ein wenig, doch sie achtete kaum darauf. Sie wollte seine Lippen auf ihren spüren. Spielerisch zupfte sie mit dem Mund an seiner Unterlippe. Er erwiderte ihre Geste und zupfte ebenso sanft zurück. Sie spürte seine Zunge vorsichtig über ihre Lippen gleiten. Seine Zunge glitt in ihren Mund und spielte mit ihrer.
*
Er küßte sie. Sanft zuerst, dann leidenschaftlicher.
Seine Hände lagen auf ihren Hüften und preßten ihren Körper fest an sich. Mit einer Hand schien sie sich abzustützen, die andere lag auf seiner Brust und glitt langsam zu seinem Hals. Mit den Fingerspitzen folgte sie einer imaginären Linie vom Schlüsselbein zum Ohr. Er unterdrückte ein Stöhnen.
*
Sie löste sich von seinen Lippen, sie hatte sein Zittern gespürt, als sie seinen Hals berührt hatte. Sie mußte wissen, wie er reagierte, wenn sie ihn dort küßte...
*
Er spürte ihre Lippen an seinem Hals, sanft glitten sie über seine Haut. Sie brachte ihn um den Verstand.
Erst hatte sie ihn ausgelacht, ihn mit der Waffe bedroht, ihn geschlagen, und nun lagen sie im Dunkeln im Stroh und sie tat Dinge mit ihm...
Wenn sie so weitermachte, würde er für nichts garantieren können. Seine Hände glitten von ihren Hüften nach oben. Mit einem Ruck riß er das Hemd aus der Hose.
*
Sie spürte seine Hände unter ihr Hemd, über ihre Haut gleiten und stöhnte.
Er trieb sie noch in den Wahnsinn mit der Art und Weise wie er sie anfaßte. Sie mußte einfach seine Haut spüren, sofort. Sie richtete sich auf, um mit beiden Händen sein Hemd zu öffnen.
*
Sie schien genau zu wissen, was sie wollte. Rittlings saß sie auf ihm und knöpfte sein Hemd auf. Ohne zu zögern, folgte er ihrem Beispiel und begann, die Knöpfe ihres Hemdes zu öffnen.
Wer auch immer dieser Mann war, auf jeden Fall war er ein Narr gewesen, diese Frau nach Australien gehen zu lassen!
*
Sie spürte seine Hände das Hemd von ihren Schultern streifen. Seine Hände waren groß und kräftig, doch seine Berührung war sanft und erregend und nun zogen sie sie zurück an seine Brust. Sie war muskulös und unbehaart. Als sie an seine Brust sank, hatte sie das Gefühl, sein Herz schlagen spüren zu können.
*
Ihre nackten Brüste zu spüren war noch erregender, als er sich es vorgestellt hatte. Ihre Haut war weich und warm.
Seine Lippen suchten und fanden ihre. Leidenschaftlich küßte er sie. Schließlich löste sie ihre Lippen von seinem Mund.
*
Sie wollte ihn ganz. Doch nicht an diesem Ort.
"Marston?" Sie flüsterte in sein Ohr.
*
Ihre Stimme klang weich.
"Ja?" Fragte er hoffnungsvoll.
*
"Laß uns ins Haus gehen."
*
Er hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. Vor ein paar Minuten hatte sie ihn noch verlassen wollen und fast erschossen, doch er würde sich hüten, darauf zu sprechen zu kommen. Wer konnte ahnen, was sie dann mit ihm tat?
Statt dessen zog er sie an sich und küßte sie leidenschaftlich. Als er spürte, wie sie seinen Kuß erwiderte, unterbrach er den Kuß und flüsterte ihr ins Ohr. "Komm."
***
Elliot Marston blinzelte in das Licht. Verschlafen sah er sich um. Ihm gegenüber saß Trisha Forrester im Schaukelstuhl und lächelte ihn an.
"Na?" fragte sie. "Hast du gut geschlafen?"
Er lächelte zurück, zum Schlafen waren sie erst im Morgengrauen gekommen. "Auch wenn es nicht viel Schlaf war, habe ich dennoch ausgezeichnet geschlafen. Danke der Nachfrage. Und selbst?"
Sie zog die Augenbraue hoch. "Sehr gut, danke."
Versonnen blickte er vor sich hin.
"Was hast du?" Wollte sie wissen.
Er sah sie fragend an: "Vielleicht ist die Frage ja unpassend, gerade jetzt. Aber..." Er mußte einfach wissen, was mit diesem Mann in Amerika war. War es ihr Mann, ihr Verlobter, ein Freund oder ein... Liebhaber?
"Aber was?" Hakte sie nach.
Mit einer Hand nach hinten greifend rückte er das Kissen in seinem Rücken zurecht und richtete sich auf. "Was hat es mit diesem Mann auf sich?"
"George?" Sie zögerte einen Moment und zuckte dann mit den Schultern. "Erst wollte er mich unbedingt heiraten, und dann ist er mit einer Französin auf und davon."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und er hatte Mühe, ihren Gesichtsausdruck einzuordnen. War es Bedauern, oder etwas anderes?
Schließlich lächelte sie. "Jeanette oder Yvette..." Sie imitierte den französischen Akzent und er mußte ebenfalls lächeln. "Ja, ihr Vater hat eine Sattelmacherei und George scheint sich in der Stadt bei ihr und all dem Leder wohler gefühlt zu haben als bei mir auf der Farm."
Er zog die Augenbraue nach oben und meinte: "Was für ein Glück für mich, daß George plötzlich seine Vorliebe für Leder entdeckt hat..." Er schlug das Laken zurück und machte eine einladende Geste. Sie erhob sich aus dem Schaukelstuhl und kam auf ihn zu.
***
"Greifen sie doch zu, Mister Quigley, dieses Gelee wurde nach einem Rezept gekocht, das ich mir selbst ausgedacht habe." Elliot Marston reichte Quigley lächelnd die Schale mit dem Gelee.
"Sehen sie Quigley." begann Trisha. "Sie müssen das sportlich nehmen. Ich bin nun mal die bessere Schützin." Sie bemerkte Elliots Blick, der ihr einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. "Und hier gibt's nun mal nur einen Job für 'nen Revolverhelden." Sie lächelte Quigley aufmunternd an.
"Aber..." Wollte Quigley beginnen, doch Marston unterbrach ihn.
"Sie hören doch. Der Job ist vergeben. Außerdem hat Miss Forrester zusätzliche Qualitäten, die sie nicht haben." Er sah Quigley an und aus den Augenwinkeln, wie Trisha die Augenbraue hochzog.
"Und welche Qualitäten sind das?"
Trisha Forrester sah in lächelnd an. "Ich bin, im Gegensatz zu ihnen auf einer Farm aufgewachsen. Ich kann Pferde beschlagen und habe etlichen Kälbern und Fohlen auf die Welt geholfen. Noch Fragen?"
***
Als sie Quigley davonreiten sah, drehte sich Trisha zu Elliot. "Zusätzliche Qualitäten..." Sie sah ihn an und rollte die Augen. Zum Glück hatte Quigley sie nicht erröten sehen bei Elliots Ausspruch am Tisch.
Er lachte und zog sie an sich. "Ich nehme doch an, daß du nicht nur wegen des Jobs in mein Bett gekrochen bist..."
Sie machte sich frei und sah ihn herausfordernd an: "Woher willst du das wissen?"
"Hat dir dein Vater nicht beigebracht, was Respekt ist?" Er zog die Augenbraue hoch und sie wieder an sich.
"Doch, hat er. Aber auch, daß man sich den verdienen muß." Sie grinste ihn an.
"Na warte, Respekt werde ich dir schon noch beibringen." meinte er kopfschüttelnd. Dann lächelte er sie an und küßte sie.
"Wir werden sehen." meinte sie mit einem schelmischen Lächeln.
ENDE
