Disclaimer: Babylon 5 ist Besitz von JMS und Warner Brothers.
Ich bin nur ein Fan.
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Diese Geschichte basiert auf einem Tischrollenspiel in der Welt von "Babylon 5". Ich habe versucht den Charakteren so nahe wie möglich zu schreiben.
Und nun, viel Spaß beim Lesen.
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Als sie die Augen aufschlug, war alles um sie herum schwarz und kühl. Nur ganz langsam kehrte die Wärme wieder zurück. Die ersten Versuche ihre Glieder zu bewegen mißlang völlig, doch auch hier kehrte langsam wieder Gefühl ein. Die Taubheit schwand. Eine kleine Ewigkeit verstrich, bis sie sich wieder Herr ihrer Sinne wähnte. Ein Schrei ertönte aus ihrem Mund, der doch kaum zu hören war. All die Anstrengung erschöpfte sie, müde blieb sie in den Kissen liegen, auf die sie gebettet war. Sie schloß die Augen, fühlte sich hilflos. Als sie sie wieder öffnete konnte sie wieder sehen. Gedämpftes Licht drang zu ihr vor, beleuchtete eine pastellfarben gestrichene Wand. Der Vorhänge neben ihr besaßen den gleichen Pastellton. Eintönigkeit, die doch beruhigend wirken sollte, nur unterbrochen von ihrer Bettwäsche, welche strahlendes Weiß zeigte. Sie krächzte, als sie nach einem Schluck Wasser verlangte. Langsam nur kehrten ihre Sinne wieder, leichter Schmerz, pochend im Kopf sitzend und einen Teppich im Mund fühlte sie sich alles andere als wohl.
Nur Augenblicke später spürte sie frischen Tee ihre trockene Kehle runtergleiten. Sie sah hoch und erblickte eine junge Frau, kaum älter als 20, hochgestecktes Haar und in eine Schwesterntracht gekleidet. "Der Doktor ist schon unterwegs, bitte, bleiben Sie ruhig liegen!" Sie lachte innerlich verbittert auf, wohin sollte sie sich denn schon begeben? Nach nur wenigen Schritten würde sie ja doch zusammenbrechen, so wie sie sich jetzt fühlte. Tatsächlich trat wenig später ein Mann um die 40 ein, angegraute Schläfen und eine Brille auf der Nase. "Mein Name ist Dr. Sibelius, wie fühlen Sie sich?"
"Beschienen, gelinde gesagt!" ein einziges Krächzen erklang aus ihrer Kehle.
"Sie werden sich bald besser fühlen, ganz sicher. Das Schlimmste haben Sie bereits überstanden, keine Sorge. In wenigen Tagen können Sie wieder gehen."
Sie seufzte auf, Hoffnung in den Augen.
"Wenn Sie etwas brauchen, drücken Sie den Knopf, egal ob Tag oder Nacht."
Der Doktor sah sie lächelnd an, drückte kurz ihre Hand und ging dann wieder. Seltsam, er hatte sie nicht mal abgehorcht. Die Schwester stand noch da, lächelte ebenfalls, deutete auf die Geräte neben dem Bett.
"Sie werden ständig überwacht, sollte etwas nicht in Ordnung sein, kommt augenblicklich Hilfe. Doch nun sollten Sie schlafen, das hilft der Gesundung."
Tatsächlich fühlte sie sich müde und nur wenig später war sie wieder eingeschlafen.
Das erste, das sie hörte war klassische Musik. Mozart? Beethoven? Sie konnte es nicht sagen, hatte sie sich doch nie für so was interessiert und eigentlich war das doch eh alles egal. Zwar fühlte sie noch das Kribbeln überall und eine leichte Taubheit, auch das Kopfweh war noch leicht da, ansonsten schien es ihr eigentlich wieder halbwegs gut zu gehen. Sie sah neben sich. Zwar standen immer noch Maschinen neben ihr, aber sie war nicht mehr mit ihnen verbunden.
Seltsam!
Langsam versuchte sie sich aufzusetzen, was ihr zwar gelang, aber nicht ohne gräßlichen Schwindel zu verursachen. Das war ihr egal, sie wollte unbedingt endlich mal wieder sitzen. Tatsächlich ließ der Schwindel langsam nach. Auf dem Tischchen neben ihr stand ein Krug mit Tee. Sie schenkte sich davon etwas ein und trank. Das tat gut.
"Miss Mallory."
Sie drehte sich um und sah wieder den Arzt.
"Wie lange habe ich geschlafen?"
"Die letzten zwei Tage. Sie haben durchgeschlafen."
"Die Maschinen?"
"Werden nicht mehr benötigt. Sie sind soweit wieder hergestellt, daß Sie sie nicht mehr brauchen."
"Das heißt?"
"Sie sind auf dem besten Wege."
"Der Tumor?"
"Den haben wir entfernt. Es war nicht ganz einfach, ist aber inzwischen eine Art Standardoperation. - Ich wollte nur noch einmal nach Ihnen sehen, bevor ich Feierabend mache."
"Welches Jahr haben wir?"
Er lächelte sie an, sagte aber kein Wort.
"Bitte, welches Jahr haben wir?"
"Sie werden noch rechtzeitig Bescheid bekommen, jetzt ist nicht der rechte Moment dafür."
"Wie lange muß ich noch hierbleiben?"
"Voraussichtlich können Sie in ein paar Tagen die ersten Schritte nach draußen wagen, bis dahin bleiben Sie aber bitte in diesem Zimmer und strengen sich nicht zu sehr an!"
Mit einem freundlichen Lächeln verabschiedete er sich und ging. Nun war sie wieder allein, alleine mit ihren Gedanken, als sie eine Stimme hörte.
"Auch wieder wach?"
Sylvia sah hinter sich, zog den Vorhang beiseite und sah ein bekanntes Gesicht.
"Richard?"
"Ja, Schlafmütze."
Er grinste, seine Narbe nahm immer eine ganz eigene Form an, wenn er so dreinsah, aber es stand ihm.
"Noch Kopfweh?"
"Ja, aber was soll's, wir haben es geschafft."
"Ja, das ist wohl wahr", sie machte eine Pause, fuhr dann aber fort, "Wo sind wir hier eigentlich?"
"Ich weiß es nicht, auf diese Frage wollte man mir nicht antworten."
"Genausowenig wie auf das Jahr, nicht wahr?"
"Ja, das ist schon eigenartig, wieviel Zeit haben wir wohl verschlafen?" Er wurde wieder ernst, auch ihm hatte man die Antwort darauf verweigert.
In Gedanken wanderten sie zurück, als sie sich einfrieren ließen in der Hoffnung, man könne ihre Tumore bald entfernen. In ihrer Zeit war das noch nicht möglich, ohne irreparable Schäden zu hinterlassen und sie dann zu töten. Aber so im Nachhinein betrachtet, warum verweigerte man die Antwort? Waren sie so weit in der Zukunft gelandet, daß man sie nicht schocken wollte? Oder was verbarg sich sonst dahinter? Stundenlang blieben sie alleine mit ihren Gedanken und sich selber. Sie lernten sich besser kennen als zuvor, hatten sie doch die Zeit dafür. Auch ihre Sachen, die sie damals mitgenommen hatten, fanden sie wieder in einer Schachtel unter dem Bett. Die Erleichterung war groß, hingen sie doch beide an ihren Erinnerungsstücken.
Die nächsten Tage verbrachten sie vor allem mit Erholen, Entspannen, Musik hören und Reden. Sie lernten sich gut kennen, erfuhren die Geschichte des jeweils anderen.
Richard, einst GI, beurlaubt wegen des Tumors, der ihn binnen eines halben Jahres getötet hätte und Sylvia, Mitinhaberin eines Restaurants, die ebenfalls binnen eines halben Jahres gestorben wäre, wegen eines Tumors.
Beiden war angeboten worden sich einfrieren zu lassen, wenn sie Teile ihres Tumors der Forschung zur Verfügung stellen würden. Warum sie eingewilligt hatten?
Ähnliche Gründe, aber mit der gleichen Auswirkung. - Und wo waren die anderen, die mit ihnen zusammen eingefroren worden waren? Bis auf ein paar Besuche der Schwester, die auch das Essen brachte, blieben sie stetig alleine. Keiner fühlte sich dazu bemüßigt ihnen Antwort zu geben. Natürlich wurden sie langsam ungeduldig.
Knapp eine Woche danach durften sie zum ersten Mal das Zimmer verlassen. Der Arzt geleitete sie in ein Sprechzimmer, erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden und wirkte sichtlich zufrieden.
"Ihr Zustand ist ausgezeichnet, besser, als wir es uns binnen so kurzer Zeit erhofft hatten. Nun ist auch Zeit Ihnen ein paar Fragen zu beantworten. Was möchten Sie gerne wissen?"
"Welches Jahr haben wir?" Richard sah dem Arzt fest in die Augen und auch Sylvia wirkte, als wolle sie die Antwort aus ihm heraussaugen.
"Was denken Sie?"
"Keine Ahnung, also..."
"2259."
Das brachte beide zum Schweigen. Sie verstummten, ihre Gedanken kreisten. Hatten sie tatsächlich so lange im Kälteschlaf verbracht? Erst Minuten später hatten sie sich wieder halbwegs gefaßt.
"In Ordnung. Wir sind also Mitte des 23. Jahrhunderts. Es muß sich ja einiges verändert haben."
"Oh, das hat es auch. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Meine Arbeit ist getan, Sie sind wieder wach, es geht Ihnen gut. In der nächsten Zeit werden Sie unter der Obhut eines Kollegen bleiben. Er geht, etwas unkonventionelle Wege, aber vielleicht wird gerade das Ihnen helfen. - Joe!"
Die Tür ging auf und ein junger Farbiger mit Rastalocken kam herein. Die Kleidung war leger, seine grünen Augen schienen beide zu fixieren. Er lächelte.
"Das sind also meine Schützlinge?"
"Ja, Ihr Job für die nächsten paar Wochen." Zu Richard und Sylvia gewandt: "Er wird sich um Sie kümmern, Ihnen diese Welt und Zeit näherbringen, sich aber dann auch für Sie einsetzen, daß Sie einen Job bekommen. Kurzerhand gesagt, er wird Ihnen helfen sich eine neue Existenz aufzubauen."
Richard setzte an, wollte Fragen stellen. Als Sylvia ihm die Hand auf den Arm legte, schwieg er.
"Ich werde für Sie tun, was ich kann. Folgen Sie mir bitte."
"Unsere Sachen?"
"Die holen wir natürlich vorher noch ab!"
Gemeinsam kümmerten Sie sich darum, gingen dann aber weiter. Zum ersten Mal sahen sie das Gebäude von außerhalb ihres Zimmers. Kurz schrack Sylvia zusammen, als sie in einer Glasscheibe ihr Spiegelbild sah, sie hatte abgenommen.
Schließlich waren sie in ihren neuen Räumen angekommen. Feine, moderne Zimmer mit Zimmerpflanzen und einem Bildschirm, Regalen mit ein paar Büchern drauf und ein paar Kleidungsstücke in den Schränken.
"Kleiden Sie sich erst einmal an, die Kleider müßten Ihnen passen, ich hole sie in ein paar Minuten ab."
Joe verabschiedete sich. Neugierig sahen die beiden sich um, eigentlich ja nicht so viel anders, als in ihrer Zeit und doch...
Während Richard ein paar Lockerungsübungen machte, sich ankleidete und ein paar der Früchte aß, sah sich Sylvia die Bücher an, Titel und Autor sagten ihr rein gar nichts. Sie schaltete den Schirm ein. Wetterberichte und Landschaften waren zu sehen und dazwischen eine Werbespanne. Also hatte auch das sich nicht verändert. Schon wollte sie wieder abschalten, als sie eine Werbung sah, durch die ein schwarz gekleideter Mann mit einem alten, griechischen Emblem an der Jacke und Handschuhe führte. Irgendwie erinnerte sie das an die verschiedensten großen Glaubensgemeinschaften. Sie schüttelte sich und schaltete ab. Auch das würde sich wohl nicht ändern.
Ich bin nur ein Fan.
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Diese Geschichte basiert auf einem Tischrollenspiel in der Welt von "Babylon 5". Ich habe versucht den Charakteren so nahe wie möglich zu schreiben.
Und nun, viel Spaß beim Lesen.
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Als sie die Augen aufschlug, war alles um sie herum schwarz und kühl. Nur ganz langsam kehrte die Wärme wieder zurück. Die ersten Versuche ihre Glieder zu bewegen mißlang völlig, doch auch hier kehrte langsam wieder Gefühl ein. Die Taubheit schwand. Eine kleine Ewigkeit verstrich, bis sie sich wieder Herr ihrer Sinne wähnte. Ein Schrei ertönte aus ihrem Mund, der doch kaum zu hören war. All die Anstrengung erschöpfte sie, müde blieb sie in den Kissen liegen, auf die sie gebettet war. Sie schloß die Augen, fühlte sich hilflos. Als sie sie wieder öffnete konnte sie wieder sehen. Gedämpftes Licht drang zu ihr vor, beleuchtete eine pastellfarben gestrichene Wand. Der Vorhänge neben ihr besaßen den gleichen Pastellton. Eintönigkeit, die doch beruhigend wirken sollte, nur unterbrochen von ihrer Bettwäsche, welche strahlendes Weiß zeigte. Sie krächzte, als sie nach einem Schluck Wasser verlangte. Langsam nur kehrten ihre Sinne wieder, leichter Schmerz, pochend im Kopf sitzend und einen Teppich im Mund fühlte sie sich alles andere als wohl.
Nur Augenblicke später spürte sie frischen Tee ihre trockene Kehle runtergleiten. Sie sah hoch und erblickte eine junge Frau, kaum älter als 20, hochgestecktes Haar und in eine Schwesterntracht gekleidet. "Der Doktor ist schon unterwegs, bitte, bleiben Sie ruhig liegen!" Sie lachte innerlich verbittert auf, wohin sollte sie sich denn schon begeben? Nach nur wenigen Schritten würde sie ja doch zusammenbrechen, so wie sie sich jetzt fühlte. Tatsächlich trat wenig später ein Mann um die 40 ein, angegraute Schläfen und eine Brille auf der Nase. "Mein Name ist Dr. Sibelius, wie fühlen Sie sich?"
"Beschienen, gelinde gesagt!" ein einziges Krächzen erklang aus ihrer Kehle.
"Sie werden sich bald besser fühlen, ganz sicher. Das Schlimmste haben Sie bereits überstanden, keine Sorge. In wenigen Tagen können Sie wieder gehen."
Sie seufzte auf, Hoffnung in den Augen.
"Wenn Sie etwas brauchen, drücken Sie den Knopf, egal ob Tag oder Nacht."
Der Doktor sah sie lächelnd an, drückte kurz ihre Hand und ging dann wieder. Seltsam, er hatte sie nicht mal abgehorcht. Die Schwester stand noch da, lächelte ebenfalls, deutete auf die Geräte neben dem Bett.
"Sie werden ständig überwacht, sollte etwas nicht in Ordnung sein, kommt augenblicklich Hilfe. Doch nun sollten Sie schlafen, das hilft der Gesundung."
Tatsächlich fühlte sie sich müde und nur wenig später war sie wieder eingeschlafen.
Das erste, das sie hörte war klassische Musik. Mozart? Beethoven? Sie konnte es nicht sagen, hatte sie sich doch nie für so was interessiert und eigentlich war das doch eh alles egal. Zwar fühlte sie noch das Kribbeln überall und eine leichte Taubheit, auch das Kopfweh war noch leicht da, ansonsten schien es ihr eigentlich wieder halbwegs gut zu gehen. Sie sah neben sich. Zwar standen immer noch Maschinen neben ihr, aber sie war nicht mehr mit ihnen verbunden.
Seltsam!
Langsam versuchte sie sich aufzusetzen, was ihr zwar gelang, aber nicht ohne gräßlichen Schwindel zu verursachen. Das war ihr egal, sie wollte unbedingt endlich mal wieder sitzen. Tatsächlich ließ der Schwindel langsam nach. Auf dem Tischchen neben ihr stand ein Krug mit Tee. Sie schenkte sich davon etwas ein und trank. Das tat gut.
"Miss Mallory."
Sie drehte sich um und sah wieder den Arzt.
"Wie lange habe ich geschlafen?"
"Die letzten zwei Tage. Sie haben durchgeschlafen."
"Die Maschinen?"
"Werden nicht mehr benötigt. Sie sind soweit wieder hergestellt, daß Sie sie nicht mehr brauchen."
"Das heißt?"
"Sie sind auf dem besten Wege."
"Der Tumor?"
"Den haben wir entfernt. Es war nicht ganz einfach, ist aber inzwischen eine Art Standardoperation. - Ich wollte nur noch einmal nach Ihnen sehen, bevor ich Feierabend mache."
"Welches Jahr haben wir?"
Er lächelte sie an, sagte aber kein Wort.
"Bitte, welches Jahr haben wir?"
"Sie werden noch rechtzeitig Bescheid bekommen, jetzt ist nicht der rechte Moment dafür."
"Wie lange muß ich noch hierbleiben?"
"Voraussichtlich können Sie in ein paar Tagen die ersten Schritte nach draußen wagen, bis dahin bleiben Sie aber bitte in diesem Zimmer und strengen sich nicht zu sehr an!"
Mit einem freundlichen Lächeln verabschiedete er sich und ging. Nun war sie wieder allein, alleine mit ihren Gedanken, als sie eine Stimme hörte.
"Auch wieder wach?"
Sylvia sah hinter sich, zog den Vorhang beiseite und sah ein bekanntes Gesicht.
"Richard?"
"Ja, Schlafmütze."
Er grinste, seine Narbe nahm immer eine ganz eigene Form an, wenn er so dreinsah, aber es stand ihm.
"Noch Kopfweh?"
"Ja, aber was soll's, wir haben es geschafft."
"Ja, das ist wohl wahr", sie machte eine Pause, fuhr dann aber fort, "Wo sind wir hier eigentlich?"
"Ich weiß es nicht, auf diese Frage wollte man mir nicht antworten."
"Genausowenig wie auf das Jahr, nicht wahr?"
"Ja, das ist schon eigenartig, wieviel Zeit haben wir wohl verschlafen?" Er wurde wieder ernst, auch ihm hatte man die Antwort darauf verweigert.
In Gedanken wanderten sie zurück, als sie sich einfrieren ließen in der Hoffnung, man könne ihre Tumore bald entfernen. In ihrer Zeit war das noch nicht möglich, ohne irreparable Schäden zu hinterlassen und sie dann zu töten. Aber so im Nachhinein betrachtet, warum verweigerte man die Antwort? Waren sie so weit in der Zukunft gelandet, daß man sie nicht schocken wollte? Oder was verbarg sich sonst dahinter? Stundenlang blieben sie alleine mit ihren Gedanken und sich selber. Sie lernten sich besser kennen als zuvor, hatten sie doch die Zeit dafür. Auch ihre Sachen, die sie damals mitgenommen hatten, fanden sie wieder in einer Schachtel unter dem Bett. Die Erleichterung war groß, hingen sie doch beide an ihren Erinnerungsstücken.
Die nächsten Tage verbrachten sie vor allem mit Erholen, Entspannen, Musik hören und Reden. Sie lernten sich gut kennen, erfuhren die Geschichte des jeweils anderen.
Richard, einst GI, beurlaubt wegen des Tumors, der ihn binnen eines halben Jahres getötet hätte und Sylvia, Mitinhaberin eines Restaurants, die ebenfalls binnen eines halben Jahres gestorben wäre, wegen eines Tumors.
Beiden war angeboten worden sich einfrieren zu lassen, wenn sie Teile ihres Tumors der Forschung zur Verfügung stellen würden. Warum sie eingewilligt hatten?
Ähnliche Gründe, aber mit der gleichen Auswirkung. - Und wo waren die anderen, die mit ihnen zusammen eingefroren worden waren? Bis auf ein paar Besuche der Schwester, die auch das Essen brachte, blieben sie stetig alleine. Keiner fühlte sich dazu bemüßigt ihnen Antwort zu geben. Natürlich wurden sie langsam ungeduldig.
Knapp eine Woche danach durften sie zum ersten Mal das Zimmer verlassen. Der Arzt geleitete sie in ein Sprechzimmer, erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden und wirkte sichtlich zufrieden.
"Ihr Zustand ist ausgezeichnet, besser, als wir es uns binnen so kurzer Zeit erhofft hatten. Nun ist auch Zeit Ihnen ein paar Fragen zu beantworten. Was möchten Sie gerne wissen?"
"Welches Jahr haben wir?" Richard sah dem Arzt fest in die Augen und auch Sylvia wirkte, als wolle sie die Antwort aus ihm heraussaugen.
"Was denken Sie?"
"Keine Ahnung, also..."
"2259."
Das brachte beide zum Schweigen. Sie verstummten, ihre Gedanken kreisten. Hatten sie tatsächlich so lange im Kälteschlaf verbracht? Erst Minuten später hatten sie sich wieder halbwegs gefaßt.
"In Ordnung. Wir sind also Mitte des 23. Jahrhunderts. Es muß sich ja einiges verändert haben."
"Oh, das hat es auch. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Meine Arbeit ist getan, Sie sind wieder wach, es geht Ihnen gut. In der nächsten Zeit werden Sie unter der Obhut eines Kollegen bleiben. Er geht, etwas unkonventionelle Wege, aber vielleicht wird gerade das Ihnen helfen. - Joe!"
Die Tür ging auf und ein junger Farbiger mit Rastalocken kam herein. Die Kleidung war leger, seine grünen Augen schienen beide zu fixieren. Er lächelte.
"Das sind also meine Schützlinge?"
"Ja, Ihr Job für die nächsten paar Wochen." Zu Richard und Sylvia gewandt: "Er wird sich um Sie kümmern, Ihnen diese Welt und Zeit näherbringen, sich aber dann auch für Sie einsetzen, daß Sie einen Job bekommen. Kurzerhand gesagt, er wird Ihnen helfen sich eine neue Existenz aufzubauen."
Richard setzte an, wollte Fragen stellen. Als Sylvia ihm die Hand auf den Arm legte, schwieg er.
"Ich werde für Sie tun, was ich kann. Folgen Sie mir bitte."
"Unsere Sachen?"
"Die holen wir natürlich vorher noch ab!"
Gemeinsam kümmerten Sie sich darum, gingen dann aber weiter. Zum ersten Mal sahen sie das Gebäude von außerhalb ihres Zimmers. Kurz schrack Sylvia zusammen, als sie in einer Glasscheibe ihr Spiegelbild sah, sie hatte abgenommen.
Schließlich waren sie in ihren neuen Räumen angekommen. Feine, moderne Zimmer mit Zimmerpflanzen und einem Bildschirm, Regalen mit ein paar Büchern drauf und ein paar Kleidungsstücke in den Schränken.
"Kleiden Sie sich erst einmal an, die Kleider müßten Ihnen passen, ich hole sie in ein paar Minuten ab."
Joe verabschiedete sich. Neugierig sahen die beiden sich um, eigentlich ja nicht so viel anders, als in ihrer Zeit und doch...
Während Richard ein paar Lockerungsübungen machte, sich ankleidete und ein paar der Früchte aß, sah sich Sylvia die Bücher an, Titel und Autor sagten ihr rein gar nichts. Sie schaltete den Schirm ein. Wetterberichte und Landschaften waren zu sehen und dazwischen eine Werbespanne. Also hatte auch das sich nicht verändert. Schon wollte sie wieder abschalten, als sie eine Werbung sah, durch die ein schwarz gekleideter Mann mit einem alten, griechischen Emblem an der Jacke und Handschuhe führte. Irgendwie erinnerte sie das an die verschiedensten großen Glaubensgemeinschaften. Sie schüttelte sich und schaltete ab. Auch das würde sich wohl nicht ändern.
