Disclaimer: Mir gehört nix, alles gehört Kishimoto-sama.

A/N: Könnte ein paar Spoiler enthalten, also seid gewarnt. Am Ende des Kapitels befinden sich einige Übersetzungen.
Nach Jahren habe ich mich entschieden wieder einmal eine etwas längere Geschichte zu schreiben. Keine Panik, ich hab das ganze Konzept von Anfang bis Ende schon in meinem Kopf, was so viel bedeutet wie, dass ich diese FF wirklich bis zum Ende schreiben werde ^^
Noch etwas zum Schluss: ich habe bewusst durchsickern lassen, wer der Unbekannte ist. Also, viel Spass beim Lesen, auch wenn ich dafür mit Sicherheit keinen einzigen Review bekommen werde, weil, sind wir mal ehrlich, wer liest schon deutsche FFs, ne?

Zusammenfassung: Zeitreisefic. Nach dem Kampf im Tal des Todes zwischen Sasuke (bitte lest es richtig, das 'u' ist stumm) und Naruto wird der junge Uchiha von jemanden abgefangen und endet somit nicht bei Orochimaru. Er akzeptiert einen violetthaarigen 18-Jährigen als seinen Sensei.

Sensei und Gaki

Der Regen hatte bereits aufgehört, als ein Schatten ungesehen und blitzschnell durch den Wald huschte. Er musste sich beeilen, sonst wäre alles zu spät. Ohne lang nachzudenken lenkte er mehr Chakra in seine Füße und trieb sich weiter voran. Er durfte nicht schon wieder versagen. Dies war er seinen Leuten schuldig, die er nicht mehr retten konnte. Dieses Mal würde er Erfolg haben.

Abrupt blieb er stehen, als er den Umriss einer ihm so schmerzlich vertrauten Person erkannte. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er den Jungen, der einfach nur dastand und verloren in das Tal schaute.

„Ich bin nicht deine Puppe. Ich werde meinem eigenen Weg folgen", mit diesen Worten drehte sich der Schwarzhaarige um und schritt den Pfad durch den Wald entlang.

Worauf wartest du noch? Willst du ihn entkommen und zur Schlange gehen lassen?

Auf seine innere Stimme hörend eilte der Unbekannte dem Jungen nach und sprang lautlos von Baum zu Baum. Der Wald war komplett still. Alle Tiere hatten sich aufgrund des vorherigen Kampfes verkrochen und versteckt, nur den Wind kümmerten die jüngsten Ereignisse überhaupt nicht. Als er einige hundert Meter zwischen sich und dem jüngsten Uchiha gebracht hatte, setzte er sich auf einen dicken Ast und wartete ein weiteres Mal. Er liebte gut inszenierte Auftritte, was sein plötzliches Grinsen erklärte.

„Oi, gaki!", rief er, sobald Sasuke in sein Blickfeld geriet, „Wohin des Weges?"

Überrascht blickte der Schwarzhaarige auf und suchte in den Kronen der Bäume nach der zur Stimme gehörigen Person. Er spürte kein Chakra, aber vielleicht konnte er ihn sehen. Rote Augen ersetzten Schwarze und nach nur ein paar Sekunden war der Fremde gefunden.

„Wer bist du?", skeptisch und doch erstaunt betrachtete er den Mann mit der Maske, die die untere Hälfte seines Gesichtes verbarg. Diese Aura, dieses Chakra war um so viel stärker und ausgeprägter als sein eigenes. So viel Macht in nur einem Menschen erschien ihm unmöglich und doch saß der lebende Beweis über seinem Kopf.

Ein Kichern war die Antwort, was der Person das Unmögliche wieder nahm.

„Hn", Sasuke wollte gerade weitermarschieren, als der Fremde plötzlich vor ihm stand. Er war schnell, sogar schneller als er selbst und nicht mal mit dem Sharingan konnte er seine Bewegungen vorausahnen. Ein weiteres Staunen war seine Reaktion.

„Sasuke", graugrüne Augen sahen den jungen Ninja scharf und berechnend an, „Du willst doch nicht wirklich zu Orochimaru?"

Falten zeichneten sich sofort auf Sasukes Stirn ab. Woher wusste er davon und woher zum Teufel kannte er seinen Namen?

„Du schlägst den falschen Weg ein, gaki."

Kakashi hatte ihm dasselbe gesagt. Warum wollten sich immer alle in sein Leben einmischen? Er musste es tun. Er musste stärker werden, kostete es, was es wollte. Er musste den Verräter, der ihn selbst von dieser Aufgabe überzeugt hatte, umbringen.

Ein Seufzer riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn aufblicken. Er sah in alte Augen, obwohl der Körper höchsten 18 Jahre alt war. Augen, die er sehr wohl kannte. Augen, die er jeden Tag im Spiegel sah.

„Du willst dich rächen, obwohl du gar nicht die Wahrheit kennst. Glaub mir, ich will dich nicht von deinen kompletten Plänen abbringen, sondern nur davon, dass Orochimaru die falsche Wahl ist."

„Welche Wahrheit?", trotz seinem inneren Drang zu dem Schlangen-Sannin zu eilen, belehrte Neugierde ihn eines Besseren, „Woher kennst du meine Pläne?"

Durch seine Erfahrungen im Lesen von Kakashis Gesichtszügen wusste der Junge sofort, dass sein Gegenüber ein Lächeln aufgesetzt hatte. Was genau wollte er von ihm? Warum wollte er nicht, dass er zu Orochimaru ging? Warum sollte er die falsche Wahl sein?

„Uchiha Sasuke, ich kenne so einiges und über dich weiß ich mehr, als dir lieb ist. Ich weiß zum Beispiel, dass dein Lieblingsessen Tomaten sind", ein Lachen folgte, als der Unbekannte den Gesichtsausdruck bemerkte, „ich weiß aber auch, dass der Schlangentyp dir nicht so viel beibringen kann wie ich und was für mich noch spricht, ist, dass ich nicht an deinem Körper interessiert bin."

„Was willst du damit sagen?"

„Werde mein Schüler, lerne unter mir und du wirst mehr als nur deine Rache erhalten", seine Stimme klang neutral, fast schon gelangweilt, aber innerlich war der Mann komplett nervös. Was sollte er machen, wenn Sasuke nein sagen würde? Er konnte ihn schlecht zwingen.

Doch, das kannst du. Das müsstest du sogar.

Verwirrt runzelte der 13-Jährige mit der Stirn und betrachtete gedankenverloren den Boden. Mehr als nur seine Rache? Was sollte er denn noch wollen? Er lebte dafür diesen Bastard sterben zu sehen.

Als hätte der Mann mit der Maske seine Gedanken gelesen, fuhr er fort:

„Die Wahrheit über Itachi, zum Beispiel."

Schwarze Augen funkelten gefährlich auf und wie aus der Luft gezaubert befand sich plötzlich ein Kunai in seiner Hand. Niemand hatte das Recht in seiner Gegenwart auch nur diesen verhassten Namen zu denken.

„Was gibt es daran groß zu rütteln. Itachi ist ein Verräter, der meinen gesamten Clan ausgerottet hat. Nur mich ließ er am Leben", flüsterte er gefährlich und ging unbewusst in eine Angriffshaltung, obwohl sein Körper immer noch zu erschöpft war von seinem letzten Kampf. Sein Killer Intent war ebenfalls so kraftlos wie er sich fühlte, aber er konnte einfach nicht anders. Dieser Name war für ihn wie ein rotes Tuch für einen Stier.

„Ach gaki, was soll das? Ich bin nicht dein Feind, ich will dir bloß helfen zu verstehen. Warum glaubst du, hat er dich am Leben gelassen? Warum hat er seine eigene Familie umgebracht? Warum hat er dich mit der Aufgabe betraut nach ihm zu suchen und ihn umzubringen?", ein Seufzer entwich dem Älteren und schaute traurig den Jungen an, „ich kenne die Antworten und ich weiß, wo du nach ihm suchen solltest, aber wenn du lieber zur Marionette werden willst, halte ich dich nicht auf, aber glaub mir eins. Der Schlangentyp wird dir weder Antworten noch deine Rache geben können. Also, dann, ja ne."

Überrumpelt über diesen jähen Wechsel in seiner Stimmung sah der Schwarzhaarige der fortschreitenden Figur hinterher. Er hatte sich selbst immer mit diesen Fragen gequält und nun hatte er jemanden gefunden, der sie ihm beantworten konnte.

„Woher weiß ich, dass du mich nicht belügst?", murmelte Sasuke vor sich hin, ohne auf eine Antwort zu hoffen.

„Weil es nicht meine Art ist."

Erschrocken drehte sich der junge Genin um und blickte erneut in graugrüne, vor Freude tanzenden Augen. Wie war er so schnell hinter ihn geraten? Verärgert beäugte er sein Gegenüber zum ersten Mal wirklich genau. Der Mann hatte wildes, um die 10 cm langes, violettes Haar und die schwarze Maske im Gesicht. Seine Kleidung war simpel, aber nicht wirklich unauffällig. Er trug einen blutroten, knöchellangen, dünnen Mantel, der ihm die nötige Bewegungsfreiheit für einen Kampf gab, während eine dicke, riesige Schriftrolle hinter seinem Rücken baumelte. Unterm Mantel trug er ein schwarzes Oberteil und eine ebenfalls schwarze Hose, sowie das typische Ninjaschuhwerk.

„Wer zum Henker bist du? Bist du ein Nukenin? Warum bist du so interessiert an mir?"

„Jetzt auf einmal bist du redselig und willst Antworten?", amüsiert wanderte eine violette Augenbraue nach oben und ein weiteres Lächeln war zu erahnen, „nein, ich bin kein Nukenin, da ich weder die falschen Leute verärgert noch getötet habe, meinen echten Namen musst du dir erst noch verdienen, denn nur jenen, denen ich vertrauen kann, verrate ich ihn, und ich brauche einen Schüler, der meine Techniken weiterträgt. Ich sehe Potential in dir, das ist alles. Das einzige, das jetzt noch fehlt ist deine Entscheidung."

„Du bist stärker als Orochimaru", es war keine Frage, sondern eine sehr gute Beobachtung, „du wirst mich trainieren und mich nicht von meiner Rache abhalten?"

„Gaki, deine Antwort", genervt verschränkte der Namenlose die Arme vor der Brust und ließ den 13-Jährigen seine Ungeduld auch spüren, indem er die Luft um ihn herum mit seinem Chakra zum Knistern brachte.

„Hör auf mich so zu nennen."

„Ich höre erst dann auf, wenn du aufhörst dich wie ein Balg zu benehmen. Bis dahin ist das mein neuer Kosename für dich. Ich will jetzt endlich deine verdammte Antwort hören. Ja oder nein?"

„Wie soll ich dich nennen?", fragte Sasuke leise.

„Sensei", grinste sein Gegenüber über seinen ersten, aber wichtigsten Erfolg, „aber zuerst kümmern wir uns um deine Wunden. Gib mir deine Hand."

Zögerlich folgte der Junge dem Befehl und spürte im nächsten Moment wie sich sein Körper in seine kleinsten Partikel zerteilte und Sekunden später an einem völlig fremden Ort wieder zusammensetzte. Er hasste Shunshin no jutsus.

Sie befanden sich in einer kleinen Holzhütte, die anscheinend seinem neuen Lehrmeister zu gehören schien. Überall lagen Schriftrollen, Waffen und Bücher, aber von Möbeln war keine Spur zu sehen. Kein Tisch, kein Schrank, nicht mal eine Kochstelle. Nur ein zusammengerollter Futon war in einer Ecke zu finden.

„Keine Sorge, wir bleiben nur so lange hier, bis du dich erholt hast und ich sicher bin, dass du nicht so leicht getötet werden kannst", vorsichtig bugsierte der Violetthaarige seinen Schüler in die Mitte des Raumes und drückte ihn sanft in eine Sitzhaltung, „zieh dein Hemd aus. Ich bin leider kein ausgebildeter Iryonin, aber kleinere Verletzungen kann ich trotzdem heilen. Ist sehr praktisch ein wenig über Medjutsu zu wissen."

Grünes Chakra legte sich um dessen Hände, welche ohne die Haut zu berühren über die Wunden wanderten. Zelle um Zelle wurde regeneriert, Muskelgewebe wuchs neu nach und angeknackste Knochen wurden wieder heil, während der Schmerz langsam verschwand.

„So ist 's schon besser, ne? Jetzt müssen wir uns nur noch um dieses Juin kümmern. Keine Proteste. Wir spielen nach meinen Regeln und deine Meinung zählt in dieser Hinsicht gar nichts. Durch dieses Mal kann dich der Schlangentyp überall aufspüren und wird sich früher oder später deinen Körper holen. Ob du willst oder nicht, ich werde es versiegeln. Ich kann 's nicht verschwinden lassen, aber es wird somit deaktiviert und du kannst es nicht mehr nutzen."

„Das hat auch Kakashi gesagt", meinte der Junge hämisch grinsend und blickte über seine Schulter.

„Erstens, es heißt Kakashi-sensei. Zoll deinem alten Lehrmeister ein wenig mehr Respekt. Darüber werden wir noch reden müssen. Zweitens, Kakashi ist kein Meister, was Siegel betrifft, ich aber schon. Dreh dich wieder um."

Mit einem Kunai stach sich der 18-Jährige in den Daumen, zeichnete einen Kreis aus Blut um Sasuke herum und ließ sich im Schneidersitz dem Jungen gegenüber nieder.

„Schließe die Augen und atme entspannt ein und aus. Konzentriere dich auf meine Stimme und auf mein Chakra", schnelle Fingerzeichen folgten, nachdem einige meditative Minuten verstrichen waren, „Senpo: Gogyo Fuja Hoin!"

Sasuke spürte wie eine Hand seinen Hinterkopf festhielt, während die andere in einer Zehntelsekunde verschiedene Schriftzeichen auf seine Stirn und Schulter schrieb. Ein Schrei zerbrach die Stille, als ein unvorstellbarer Schmerz sich durch seine Gliedmaßen bohrte. Dunkelheit schlich sich in sein Bewusstsein, vernebelte seine Sinne und schlussendlich war alles zu viel. Der junge Uchiha fiel in Ohnmacht.

Glaubst du er ist stark genug für das alles?

Du solltest doch wissen, dass er stark genug für dieses Jutsu ist. Er ist fast so stur wie ich.

Niemand ist so stur wie du. Sieh nur, was du aus mir, den mächtigsten der Dämonen, gemacht hast. Das Ungetüm schnaubte einmal empört.

Zwei Jahre und du hast dich noch immer nicht damit abgefunden? Ich leih dir sogar ab und zu mal einen eigenen Kage Bunshin.

Der Violetthaarige kicherte vor sich hin, rollte einen weiteren Futon aus und legte seinen Schüler behutsam darauf. Eilig suchte er ein paar Shuriken und Kunai zusammen und machte sich auf für die Jagd. Schließlich wollte sicher auch ein Uchiha mal was zwischen die Zähne bekommen.


„Hmm", ein himmlischer Duft riss den jungen Uchiha aus seiner Traumlosen Bewusstlosigkeit zurück in die Realität. Langsam öffnete er onyxfarbene Augen, richtete sich auf, wobei eine Decke in seinen Schoß fiel. Es verwunderte ihn ein wenig, denn eigentlich hatte er damit gerechnet dort aufzuwachen, wo er niederfiel.

„Hier", eine Schüssel mit dampfenden Inhalt tauchte plötzlich in seinem Blickfeld auf, „Du solltest etwas essen, damit wir bald mit dem Training loslegen können. Wir wollen dich stärker und nicht noch schwächer machen."

Sein Sensei drückte ihm noch Essstäbchen in die Hand und ließ sich mit einem Buch vor ihm auf dem Boden nieder. Hoffentlich war das nicht auch eines der perversen Romane, die sein alter Lehrer immer las. Nachdenklich betrachtete er ihn, den Umschlag und den Eintopf. Dies war wirklich nicht das, wie er sich seinen neuen Weg vorgestellt hatte. Es war viel zu emotional, das gab ihm Kopfzerbrechen. Es fühlte sich zu sehr nach Konoha an und diese Bande hatte er eigenhändig durchtrennt.

„Keinen Hunger?", so etwas wie Besorgnis lag in der Stimme des Älteren, „So viel Chakra hab ich gar nicht verwendet, dass es dich so arg mitnimmt."

Ein sturer Blick und Schweigen war alles, das er zurückbekam, was den eh schon relativ ungeduldigen Mann noch mehr zur Weißglut trieb.

„Gaki", gab er scharf von sich, „Das Essen ist weder vergiftet noch ungenießbar, falls das deine Sorge sein sollte."

Sasuke schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf, nahm einen Bissen und kaute langsam darauf herum. Es war gut, aber nicht wirklich umwerfend, trotzdem füllte es seinen Magen und gab ihm die nötige Kraft zurück.

„Was genau hast du mit dem Juin gemacht?"

„Ich hab das Jutsu, das Kakashi verwendet hatte, ein wenig umgemodelt. Diesmal ist das Siegel ebenso von Willenskraft abhängig wie das alte, mit nur einem Haken."

„Ich verstehe nicht ganz. Kann ich das Siegel wieder brechen? Scheint mir nicht sehr sinnvoll."

„Unterschätze mich lieber nicht. Du kannst gern versuchen es zu aktivieren, aber bevor du das schaffst, werde ich zum König der Welt gekrönt", wieder schwang dieses Lächeln in seiner Stimme mit und Sasuke war sich sicher, dass dieser Mensch ihm ebenso sehr auf die Nerven gehen würde wie ein gewisser Blondschopf. Konzentriert und mit aller noch verbliebenen Kraft versuchte er das Juin zu aktivieren, aber ohne Erfolg, stattdessen spürte er wie es zu brennen anfing.

„Geht nicht, ne? Mit meinem Blut hab ich ein wenig Chakra an das Juin gebunden, das als Blockade funktioniert. Sprich, du wirst es nie wieder aktivieren können."

„Was ist, wenn du stirbst?", ernst und mit gerunzelter Stirn blickte er den Violetthaarigen an.

„Nach nur einem halben Tag planst du schon meinen Tod?", amüsiert legte er sein Buch neben sich, „Der Tag, an dem du mich töten könntest, wird erst in ein paar Jahren kommen. Bis dahin musst du dich mit mir abfinden, aber selbst wenn ich nicht mehr bin, bleibt das Siegel blockiert."


„Aufstehen!", donnerte die Stimme seines Sensei durch den Raum und seine warme Decke wurde ihm blitzschnell weggenommen, „wir fangen bald mit deinem Training an. Zeig mir, was du kannst und ich entscheide wie es weitergehen wird."

Verschlafen und etwas unbeholfen stand der junge Genin auf, nahm seine Klamotten und wollte gerade das Badezimmer, so weit man einen Raum mit einem Klo einer Waschschüssel so nennen konnte, aufsuchen, als ihm auffiel, dass die Sonne noch gar nicht aufgegangen war. Ein kleines Lächeln trat auf seine Lippen. So hatte er es sich schon eher vorgestellt. Anscheinend nahm ihn sein Sensei doch ernst und das gefiel ihm.

„Hopp hopp, gaki. Mach dich fertig. In zehn Minuten will ich dich unten sehen", das gesagt shunshinte sich der Sensei 'nach unten', wo auch immer das sein sollte.

Angezogen, gewaschen und mit neuem Eifer trat Sasuke durch die Tür hinaus, kletterte eine Leiter hinunter und fand seinen Sensei sitzend auf der großen Lichtung vor, wie er meditierte.

„Hn", murrte er als Begrüßung und erhielt keine Antwort, „Sensei?"

Immer noch nichts. Keine Bewegung, keinen Laut. Nichts. Genervt und ungläubig hoffte er inständig, dass der 18-Jährige nicht eingeschlafen war. Nicht genau wissend, warum er tat, was er tat, setzte sich Sasuke neben ihn und imitierte seinen neuen Lehrmeister. War es nur Einbildung oder hatte er gestern wirklich dunklere Haare als heute?

„Eines solltest du für das nächste Mal wissen, wenn ich meditiere, rede mich nicht an. Ich brauche meine ganze Konzentration um mich auszubalancieren. So und nun zeig mal was du kannst. Wir beginnen mit Nahkampf, dann Fernkampf, als nächstes dein Sharingan, Chakrakontrolle und zu guter Letzt zerpflücken wir deine Jutsu", dieses fröhliche Stimmlage kannte er nur allzu gut. Es war die gleiche, die Kakashi immer benutzte, wenn Team 7 kurz vor einer kleinen, nein, großen Katastrophe stand. Unwillkürlich schluckte der Junge, nickte aber zuversichtlich. Bald war es so weit, dann würde er Itachi den Gar ausmachen.

Dreieinhalb Stunden und der 50ste Aufprall gegen einen Baum später war Sasuke völlig verschwitzt, blutüberströmt und doch zufrieden mit sich selbst und seiner Wahl Orochimaru in den Wind geschossen zu haben.

„Muskeln sind zwar nicht deine Stärke, aber deine Schnelligkeit gleicht das wieder aus. Deine Zielgenauigkeit mit Wurfwaffen ist exzellent. Sehr gut und jetzt komm her, damit ich weiß, dass du dir nichts gebrochen hast", grinsend untersuchte er seinen stolzen Schüler und heilte ihn so gut es ihm möglich war, „wir machen eine kleine Pause, essen etwas und dann geht 's weiter. Hol mir von drinnen den grünen Sack."

„Ich bin nicht dein Diener."

„Ach ja?", Killer Intent tränkte die Luft um die beiden herum und ein sadistischer Ausdruck befand sich auf dem Gesicht des Violetthaarigen, während seine Augen sehr viel Schmerz versprachen, „Und jetzt?"

Zitternd wischte sich der junge Uchiha Schweiß von der Stirn, versuchte einen Befehl an seine Beine zu senden und es gelang ihm nach einer weiteren Minute sogar einen Fuß vor den anderen zu setzen. Das letzte Mal als er so zitterte war beim Killer Intent von Zubaza.

Ich hatte ganz vergessen, wie er damals war.

Dennoch besser als das letzte Mal, als wir ihn sahen.

Wütend legte der Violetthaarige einige Holzscheite übereinander, entfachte ein Feuer und wärmte sich auf. Hier im Norden konnte es ziemlich kalt werden und die letzten Stunden waren nicht mal ein Aufwärmprogramm für ihn gewesen.

„Hier", emotionslos reichte Sasuke seinem Lehrer den Sack und akzeptierte das Brot und den Becher Wasser, „Danke."

„Zeig mir dein Sharingan. Hmm, zwei Tomoe. Warum hast du Naruto nicht getötet? Du wolltest doch das Mangekyou Sharingan."

Hmpf.

„Weil ich nicht Itachis Puppe werden wollte."

„Aber Orochimarus? Das nehm ich dir nicht ab. Gib 's zu, du konntest es nicht."

„Hn", Zorn wallte in Sasukes Magengrube auf und wurde immer stärker, „Was weißt du denn schon?"

„Manche Verbindungen kann man nicht einfach so zerreißen. Ob es dir gefällt oder nicht, Naruto ist dein schwacher Punkt und das ist gut, glaub mir. Solang man noch Menschlichkeit in sich trägt, ist man auf dem richtigen Weg. Bewahre es dir. Man muss nicht voller Hass und Dunkelheit sein, um stark zu werden. Wenn man etwas beschützen will, ist man am stärksten. Merke dir meine Worte, gaki. Du wirst sie früher oder später verstehen und auch danach leben können."

Überrascht blickte der Junge auf und sah die Wahrheit und Entschlossenheit in den graugrünen Tiefen darin verborgen. Er konnte sehen, dass sein Sensei daran glaubte und es schon erlebt hatte. Etwas war ihm widerfahren, dass nicht jeder verstand. Er hatte die Dunkelheit gesehen, ihre Fänge gespürt, aber er wusste nicht, ob der Mann der Versuchung unterlegen war oder ihr widerstanden hatte.

Seinem inneren Drang nachzufragen ignorierend biss er ein weiteres Stück ab und begann nachdenklich darauf herumzukauen. Naruto hatte etwas ähnliches gesagt.

„Was weißt du alles über dein Sharingan und das Mangekyo Sharingan?"

„Das was mir Kakashi-sensei erzählt hat und das was ich aus den Schriften meines Clans gelesen habe. Je länger man damit umgeht, desto mehr Tomoe bilden sich. Drei ist das Maximum. Ich kann Auren erkennen, schärfer und besser sehen, Jutsus kopieren und bis zu einem gewissen Grad Bewegungen vorausahnen. Das Mangekyo erreicht man, wenn man seinen besten Freund umbringt. Man kann damit besondere Jutsus aktivieren, den Verstand manipulieren und irgendeine Tafel lesen."

„Mehr nicht?"

Ein Kopfschütteln war die Antwort.

„Man muss nicht unbedingt seinen besten Freund töten, es geht lediglich nur um das emotionale Trauma. Das Mangekyo kommt mit einem Preis. Je länger, öfter und stärker man es einsetzt, desto mehr erblindet man, aber dafür gibt es ein Gegenmittel, zwar keines was sehr toll wäre, aber es funktioniert. Man lässt sich ein fremdes Mangekyou Sharingan transplantieren. Früher haben sich deswegen Brüder getötet. Man nennt es das ewige Mangekyo Sharingan, da man nicht mehr erblindet, wenn man es einsetzt. Die einzige bekannte Person mit dem Eien no Mangekyo Sharingan heißt Madara Uchiha, der Gründer der Akatsuki.
Hier", er kramte einige Zeit im Sack herum, bis er fand, was er suchte, „Ich kann dir leider nicht so leicht wie Kakashi zeigen, wie man das Sharingan einsetzt, aber diese Schriftrollen dürften dir dabei helfen."

„Akatsuki? Kennst du einen anderen Uchiha außer mir oder warum weißt du soviel über die Geheimnisse meines Clans?"

Du willst ihm doch hoffentlich nicht sagen, dass noch einer aus seinem Clan am Leben ist. Wenn doch, dann sag ihm jetzt schon Lebewohl und bereite schon mal ein nettes, kleines Grab für ihn vor.

„Ein andermal, gaki. Wir müssen uns auf das Training konzentrieren. Die Pause ist vorbei. Mal sehen, wie lange du dein Sharingan halten und dich gleichzeitig verteidigen kannst", grinsend warf sich der Lehrer auf Sasuke, überraschte diesen mit einem Kinnhaken und setzte mit einem Tritt hinterher.


Die Sonne war gerade beim Untergehen, als Sasuke plötzlich während der Vorbereitung eines Jutsus umkippte und mit dem Gesicht voraus im Dreck landete.

„Chakraerschöpfung", murmelte der 18-Jährige, ging neben dem Bewusstlosen in die Hocke und trug ihn Richtung Hütte, wo er ihn auf dem Futon niederlegte.

„Hoffentlich klappt das ganze wie geplant."

Du weißt, dass du es tun musst, wenn du versagst.

Ja.

Du musst ihn dann töten.

Ja!

Sonst haben wir wieder den gleichen Scheiß am Laufen.

Chikuso, ich weiß es doch! Also, halt jetzt einfach deine Klappe. Bereitet es dir wirklich so große Freude mich damit zu quälen?

Gaki, wir wissen beide, dass du die Wahrheit nicht immer so ganz verkraftest und deswegen ein wenig verzerrst. Ich will nur sicher gehen, dass du wirklich begreifst, warum wir hier sind. Und wenn du es nicht kannst, dann werde ich es machen.


Gaki: bedeutet so viel wie Balg, Kind

Oi: Hey

ne: am Ende eines Satzes; so etwas wie oder?

Nukenin: verstoßene Ninja, Verräter

Killer Intent: hab ich einfach aus dem Englischen übernommen, weil es auf Deutsch einfach nur scheiße klingt; Aura, die man aussendet, wenn man jemanden töten will

Ja ne: Tschüss, Bis später

Konoha: Blätter, Laub

Genin: unterster Rang der Ninja

Shunshin no Jutsu: Jutsu des Körperflimmerns, ein Raum-Zeit-Jutsu, um Personen oder Gegenstände von einem Ort zum nächsten transportieren zu können

Iryonin: Ninja, die in der Medizin ausgebildet sind

Juin: Das Fluchmal, das Orochimaru durch seine Bisse verteilt

Senpo: Gogyo Fuja Hoin: Eremitenmethode: Fünfelementeversiegelung des Bösen, komplett von mir erfunden, aber ich glaube, es wäre möglich

Kage Bunshin: Schattendoppelgänger

Shuriken: Wurfstern

Kunai: kurzes Messer, das man werfen und im Nahkampf verwendet

Chikuso: stärker als kuso, scheißdreck, gottverdammt