To Be Broken
Prolog::
On The Ground
Dunkelheit.
Das Hotelzimmer ist komplett verdunkelt.
Die Vorhänge sind zugezogen, kein Licht dringt nach innen durch.
Stille.
Es ist ganz ruhig im Zimmer.
Kein Lärm, weder vom Handy, noch von Fernseher oder Radioanlage.
Einsamkeit.
Niemand sonst befindet sich im Zimmer.
Ich bin allein mit meinen Gedanken und kann für einen kurzen, winzigen Augenblick fliehen.
Ein tiefes, gebrochenes Seufzen.
Ich lehne mich zurück an die Wand hinter mir, bleibe sitzen, habe keine Kraft mehr aufzustehen. Meine Augen schließen sich von selbst und nach einiger Zeit geht mein Atem ruhig. Man könnte meinen ich schlafe, vollkommen unbekümmert, nicht wissend, was dort draussen gerade vor sich geht.
Erinnerungen.
Langsam öffne ich die Augen wieder. Kann sie nicht lange geschlossen halten. Zu sehr drängen sich die Erinnerungen zurück, sobald ich versuche mich zu entspannen. Ich seufze auf, stütze mich mit meinen Händen ab, um hochzukommen. Lehne mich an die Wand, halte inne, damit mein Kreislauf sich wieder beruhigt und die Schwärze vor meinen Augen verschwindet. Schließlich geht es wieder.
Ausgelaugt.
Vorsichtig, um in der Dunkelheit nirgends gegen zu stoßen, bewege ich mich vorwärts, greife nach meinem Handy. Neun verpasste Nachrichten in der letzten Stunde. Verwundert hebe ich eine Augenbraue, habe mit mehr gerechnet, nachdem was an der Strecke passiert ist.
Eine Nachricht ist von Heikki.
Bist du okay? Christian kümmert sich um alles, aber es sieht nicht gut aus. Später mehr. Brauchst du heute Abend Gesellschaft? Heikki
Ein Anruf von Christian.
„Hey, ich bin's… Britta versucht die Presse noch zurückzuhalten, aber er hat sein Statement bereits abgegeben. Wo bist du? … Bitte melde dich, wir machen uns Sorgen. Bye."
Fünf verschiedene Anrufe, dessen Nummer mir nicht bekannt ist.
„Hier Bild Sport, Christian Doering. Guten Tag, Herr Vettel. Wir haben einige Fragen an Sie, bezüglich des Vorfalls mit Herrn…"
Gelöscht.
„Guten Tag Herr Vettel, hier Amanda Kyle, ich würde gern mit Ihnen über die Probleme mit…"
Gelöscht.
„Hallo, Olaf Krämer hier. Bestätigen Sie, dass sie heute Nachmittag auf einen Kollegen losgega-…"
Gelöscht.
Die anderen beiden Anrufe sind nicht viel anders.
Zwei Nachrichten von Hanna. Mein Herz macht einen kurzen Aussetzer.
Wo bist du? Wie geht es dir? Melde dich bitte, Christian hat mich angerufen. Mach nichts Dummes! Ich liebe dich, Hanna
„Hey, ich nochmal. Sebastian, wo steckst du? … Na gut, wenn du nicht willst werde ich das anders regeln müssen. Melde mich wieder, mach verdammt nochmal nichts Blödes. Das werden wir schon hinkriegen, hörst du? … Ich muss auflegen, melde mich später nochmal, wenn du es nicht tust. Ich liebe dich, pass auf dich auf. Bis später."
Ein zaghaftes Lächeln huscht über meine Lippen, ich höre die Nachricht nochmal ab. Lehne mich ans Fenster, genieße den Klang ihrer Stimme, selbst wenn sie besorgt scheint. Ich kann mir denken, was sie vorhat. Habe nicht das Geringste dagegen. Vielleicht… Vielleicht kann sie mir sogar helfen. Das Lächeln erreicht meine Augen, für einen Moment lang funkeln sie. Ja, ganz bestimmt sogar.
Ein abruptes Klopfen an der Tür.
Schreckhaft blicke ich auf, warte kurz ab, bis es wieder ertönt.
Sicher Heikki. Oder Christian. Schließlich liegen ihre Zimmer auf demselben Gang.
Ewig werde ich nicht vor ihnen weglaufen können, also setze ich mich langsam in Bewegung.
Erreiche die Tür, öffne sie einen Spalt breit…
„Na, genug versteckt?"
Mein Herz macht einen Aussetzer, als ich meinen Gegenüber erkenne.
Die kalten Augen mit diesem durchbohrenden, hasserfüllten Blick.
Kraftlos stolpere ich zurück. Was macht er hier?! Hat ihm die Szene vorhin nicht gereicht?
„Jetzt wird abgerechnet."
