Escape

Prolog :: Planänderung

POV :: Pratt Lockwood


In seinem bisherigen Leben, den unspektakulär verstrichenen zwanzig Jahren, hatte Pratt nie viel Aufmerksamkeit bekommen, sei es von seinen Freunden auf Hogwarts, den Lehrern oder seinen Eltern. Das Gefühl, nicht im Mittelpunkt zu stehen und eher eine Randfigur zu spielen war ihm nie zuwider gewesen und während er damit aufgewachsen war hatte er gelernt, damit umzugehen.

Doch jetzt, da die Blicke der Gruppe auf ihn gerichtet waren, alle gespannt auf seine Worte warteten, überkam ihn ein wohliger, einlullender Schauer und zufrieden richtete er sich noch ein Stück weit weiter auf, seine Position auf dem Baumstumpf ausnutzend und das Neue genießend.

Als er den Mund öffnete, um die Anweisungen des Herrn weiterzugeben, hallte seine kräftige, dennoch helle Stimme im dichten Unterholz des verbotenen Waldes wieder, verstärkt durch die drohende Anspannung, die sich mit der einbrechenden Nacht unter den Männern breit gemacht hatte.

„Vor 24 Jahren siegten die Rebellen und Freiheitskämpfer gegen den dunklen Lord, der die magische Gesellschaft vereinen und stärken wollte. Seine noblen Absichten, unser Volk zu schützen und uns unseren rechtmäßigen Platz zu zugestehen, wurden von den verblendeten Magiern vereitelt, die es wagten ihn als skrupellos und böse zu bezeichnen.". Zustimmendes Gemurmel machte sich unter der zuhörenden Menge breit, als Pratt fortfuhr: „Heute, 24 Jahre später, werden wir von einem Mann angeführt, der uns seine Fähigkeiten und Weisheit zur Verfügung stellt, um die magische Welt zu reinigen und von seinem Übel zu erlösen!". Begeisterte Schreie unterbrachen ihn, ließen Pratt innehalten, während ein feines Grinsen seine Züge erhellte.

„Macht euch bereit, ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen, wenn wir in einer Stunde Hogwarts angreifen! Vergesst dabei nicht, dass die Potter Kinder unter allen Umständen gefangen genommen werden müssen!". Ein letztes Nicken, dann wandte er sich von der enthusiastischen Menge ab und schritt eiligen Schrittes auf ein Zelt am Rande des Lagers zu, das sich an einer schrägen Anhöhe befand.

Ohne am Eingang stehen zu bleiben oder die Wachen davor zu beachten, glitt er durch die geteilten Stoffbahnen und sah sich in dem komfortabel eingerichteten Zelt um. Nicht weit von ihm entfernt, in einem alten, roten Ledersessel saß ein junger Mann mit dunklen, kurzen Haaren. Sein Blick war auf die züngelnden Flammen im Kamin gerichtet, das Kinn auf den gefalteten Händen aufgestützt. Erst, als Pratt sich verbeugte und ihn vorsichtig ansprach, wandte sein Gegenüber den Blick widerwillig ab, um den Eindringling zu mustern. Ein leichtes Lächeln machte sich auf seinen Zügen breit, als er Pratt zu sich rief und einen weiteren Sessel mit einem Schlenker seines Zauberstabs heraufbeschwor.

„Die Männer sind bereit und warten auf unseren Angriff.", informierte ihn der blonde Ministeriumsmitarbeiter, die dunklen Augen vorsichtig gen Boden gerichtet.

„Du kennst deine Aufgabe?"

„Lily Potter ausfindig machen und unter allen Umständen…"

„In Ordnung.", unterbrach er Pratt, warf einen skeptischen Blick zum Zelteingang, ehe er sich zurücklehnte und leise aufseufzte. „Wir werden nicht viel Zeit haben, bis das Ministerium eintreffen wird und es ist von äußerster Wichtigkeit, dass du deinem Auftrag nachgehst, hast du mich verstanden?". Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen beugte er sich vor und stierte Pratt mit eisigen, hellblauen Augen an.

„Natürlich. Aber… wieso setzen Sie nicht auch die anderen darauf an? Je mehr wir sind, desto eher werden wir Erfolg haben.".

Schnell schüttelte der junge Mann seinen Kopf.

„Sobald das Ministerium sie mit Veritaserum verhört, wissen sie davon."

„Aber…"

„Du wirst der Einzigste sein, der entkommen wird.". Das geschockte Gesicht Pratts ignorierend, setzte er sich auf und mied seinen Blick. „Du denkst doch nicht, dass wir mit knapp dreißig Leuten Hogwarts einnehmen können?! Unmöglich.".

Als Pratt verstand, dass sich alles lediglich um seinen Auftrag zu drehen schien, denn um die mutigen und noblen Vorwände, die er den Männern vor wenigen Minuten genannt hatte, ergriff ihn eine panische Angst, während sein Meister ihm eine Kette in die Hand drückte.

„Das wird dir helfen zu fliehen, wenn es brenzlig wird. Vergiss nicht, Lily Potter ist der entscheidende Faktor. Und jetzt viel Glück."