Eine Art zweiter Teil zu ‚Spätsommer'. Irgendwie liegen mir die düsteren Sachen mehr. Diesmal wieder mit musikalischer Berieselung, aber ich weiß die Titel nicht. Waren aber schon passend, mit Vogelgezwitscher….
Disclaimer:
PMK gehört nicht mir und ich kriege hier nichts für,
dummerweise. Nanae Chrono gehört es, und wahrscheinlich auch den
Leuten, die für das Anime verantwortlich sind. Und denen, die
Peacemaker sonst noch so vermarkten. Ich gehöre nicht zu denen.
Sonst gäbe es längst eine Susumu-Actionfigur.
Pairing:
Leichtes Hijikata/Souji. Wie auch nicht, die sind schließlich
fast ein Canon-Pairing.
POV: Wechselt vier Mal.
Warnings:
Leichte Spoiler. Nicht wirklich Angst.
Typ: Etwas
Drabble-artiges- oder auch nicht mehr.
Frühlingsanfang
Der voraussichtlich letzte Schnee des vergangenen Winters ist bereits vor ein paar Wochen getaut und die Nächte sind nicht mehr von Frost durchzogen. Überall erwachen die Vogelstimmen, Frühlingsblumen recken die ersten zarten Blätter sehnsüchtig der Sonne entgegen und die Luft erscheint, nach der eisigen, schneidenden Kälte in den Winterwinden, lau und klar.
Die Tautropfen auf den Gräsern und Blättern wirken wie kleine Kristalle, die das frische, satte Grün der jungen Triebe noch mehr leuchten lassen. Die zarten Knospen der Kirschblüten werden bald aufblühen.
An Tagen wie diesen scheint der neu erwachende Lebenswille der Natur unbeugsam und die Leichtigkeit, die alle umfasst kann Flügel verleihen.
Der Page streckt seine Arme dem Himmel
entgegen, blinzelt zwischen seinen gespreizten Fingern hindurch in
die Frühlingssonne und atmet tief ein. Hier an der frischen Luft
kommt es ihm so vor, als ob der Gestank des Schweinestalls sofort von
seiner Kleidung abfällt. Die Schweine haben vor kurzem geworfen
und brauchen deshalb viel Pflege, eine Aufgabe, die er nicht sehr
gerne übernimmt. Er kommt mit Schweinen- besonders mit Ferkeln-
nicht sonderlich gut aus.
Aber es ist seine Arbeit, und in letzter
Zeit hat er sich angewöhnt, sich nicht mehr so viel zu
beschweren. Er kann den Tee nun schon fast ohne größere
Missgeschicke servieren, und auch sonst macht er Fortschritte. Er ist
stärker geworden. Er kann jetzt die Menschen, die er liebt
beschützen.
Sein Bruder lacht wieder häufiger, auch
wenn er dabei oft traurige Augen hat. Er merkt, dass sie sich
allmählich voneinander entfernen.
Auch der Page merkt es,
doch er ist zuversichtlich, dass sie noch lange zusammenbleiben
werden.
Und er hat auch neue Freunde gefunden, Personen, die
einer Familie sehr nahe kommen.
Auch unter seinen Freunden gab es
Verluste, und es wird sie in Zukunft noch häufiger geben als je
zuvor. Aber jetzt kann er wenigstens etwas dagegen tun. Wenigstens
kann er jetzt sagen: Ich habe es versucht.
Die Sonne wärmt
ihn ohne zu brennen oder ihn ins Schwitzen zu bringen. Die munteren
Stimmen der Vögel machen ihm Mut. Er atmet ein letztes Mal tief
durch und macht sich auf den Weg zu seiner nächsten Arbeit.
Vielleicht trifft er auf dem Weg ein paar seiner Freunde.
An Tagen
wie diesen fällt es Tetsunosuke Ichimura nicht mehr so schwer,
glücklich zu sein.
Vergnügt sieht der
Anführer des ersten Korps seinem Haustier zu, wie es seine neuen
kleinen Artgenossen begutachtet.
Überall um sie herum erwacht
neues Leben. Es ist ein wenig ironisch, denkt er, dass man sich über
das Entstehen neuen Lebens freuen kann, während man selbst
nichts anderes kann, als Leben zu vernichten. Doch sind die Menschen
die er tötet keinesfalls unschuldig. Ihre Schuld hält sich
mit der Seinen die Waage, es bedeutet nichts wenn sie sterben und
nichts wenn er stirbt.
Er lässt die frischen Farben auf sich
wirken, nimmt die junge Lebensfreude in sich auf. Für einen
kurzen Augenblick kann er sich nicht mehr vorstellen, bald sterben zu
müssen.
Aber er wird sterben.
Fast zärtlich streicht
er über die Seiten des Buches. Es wurde ihm geschenkt, als es
voll war, unter der Bedingung, es niemals wieder jemandem zu zeigen.
Einige Haikus sind wirklich schön. Manche. Ein paar.
Aber
sie bedeuten ihm viel, gerade weil viele nicht perfekt sind, gerade
weil sie zeigen, dass der Vizekommandant nicht nur ein Dämon
ist. Sondern in erster Linie ein Mensch.
Das Buch beweist ihm,
dass er keinen Teufel liebt.
Mittlerweile hat er eingesehen, dass
es keinen Unterschied macht, ob er nun an einer Krankheit stirbt,
durch die Hand eines anderen Menschen oder irgendwann in ferner
Zukunft an Altersschwäche. Das einzige, was ihn noch traurig
stimmt ist der Gedanke an die, die er zurücklässt. Sie
werden um ihn trauern und er weiß, dass es für einen
besonders schmerzhaft sein wird.
Gerade deshalb will er seine
Schmerzen nicht zeigen. Deshalb will er, dass man denkt, es ginge ihm
wirklich gut. Und er kann nicht so gut lügen.
Er kann nur so
tun als sei er fröhlich wenn er es ihm Grunde seines Herzens
auch ist. Und so hat er gelernt, jede noch so kleine Freude
wertzuschätzen. Er möchte glücklich sein, damit er
wenigstens noch den Rest seiner Zeit dem Menschen den er liebt und
von dem er geliebt wird ein bisschen weniger Sorgen macht.
Und an
Tagen wie diesen fällt es Soujiro Okita nicht mehr so schwer,
glücklich zu sein.
Der angehende Arzt hat gerade
seinen voraussichtlich letzten Patienten des Tages versorgt und der
Ninja bereitet sich auf ein paar Übungen vor. Selbst wenn er
zurzeit häufiger als Arzt arbeitet muss er in Form bleiben. Er
weiß nur zu gut, dass die Situation alles andere als entspannt
ist.
Doch er kann ohne den Befehl nichts tun, daher nützt es
auch nichts, sich unnötige Gedanken zu machen. Ihnen allen tut
die derzeitige Atempause gut, selbst wenn sie nur eine Ruhe vor dem
Sturm ist.
Er überlegt, ob seine Schwester wohl stolz auf ihn
wäre. Vielleicht ja. Vielleicht würde sie ihn auch
antreiben, noch härter zu arbeiten, doch das bezweifelt er. Und
selbst wenn schlösse das Eine das Andere nicht aus.
In den
vergangenen Monaten hat er viel gelernt. Nicht nur sein medizinisches
Fachwissen. Auch Dinge über Gefühle.
Er ist immer noch
nicht bereit, seinen Gefühlen absolut freien Spielraum zu geben,
geschweige denn sie offen zu zeigen. Er wird es sicher nie wirklich
können. Aber manchmal merkt er, dass es ihm gut tut, zu lachen,
zu weinen. Nur für sich. Vielleicht noch vor Tetsunosuke. Aber
das reicht ihm bereits.
Er weiß nicht genau, ob seine
Schwester es sehr befürwortet hätte, doch er glaubt: Ja,
sie hätte. Wenn auch nicht offen.
Es schmerzt ihn immer
noch, dass er sie nie wirklich gekannt hat. Aber er gibt sich nicht
mehr selbst die Schuld an Allem, ertrinkt nicht mehr in
Selbstmitleid. Man kann die Vergangenheit nicht ändern, er war
damals zu schwach, doch nun ist er stärker, auf mehrere Weisen.
Er muss noch lernen, das zu akzeptieren, sein Selbstvertrauen ist
noch nicht das Allerbeste. Doch er hat Menschen, die ihm helfen.
Selbst wenn sie es nicht wissen.
Jeder der Verletzten die er
versorgt beweisen ihm, dass er stark ist. Das Vertrauen, dass ihm der
Vizekommandant entgegenbringt zeigt es ihm gleichermaßen, eine
Tatsache, die er früher nicht erkannt hat. Dabei hatte seine
Schwester ihm genau das gesagt.
Er schließt die Augen und
lauscht. Er hört den Wind, die Vögel, die rauschenden
Bäume. Jemand ruft seinen Namen, und er glaubt, seine Schwester
gehört zu haben. Er glaubt fast, dass er sie wenn er die Augen
öffnet vor sich sehen wird, das Gesicht freundlich und mit einem
Lächeln versehen. Einen Moment lang verharrt er mit
geschlossenen Augen bis die Vorstellung verblasst. Er blinzelt und
sieht Tetsunosuke, der ihm winkt. Er erlaubt sich ein schiefes
Lächeln und nickt ihm zu.
An Tagen wie diesen fällt es
Susumu Yamazaki nicht mehr so schwer, glücklich zu sein.
Mit
gerunzelter Stirn betrachtet der Vizekommandant die halbbeschriebene
Seite vor sich. Rauch kräuselt aus der Kiseru (1) und wird vom
leichten Wind zerfasert.
Die Vögel gehen ihm ein wenig auf
die Nerven, denn er will schreiben. Ihm fehlt die letzte Zeile für
das Haiku.
‚Der Frühling ist nah/ deutlich ist es zu
spüren/ …'
Was spürt er? Die Anspannung, weil er
weiß, das der Kampf gerade erst richtig anfängt? Ärger
über die Ungeschicktheit Tetsunosukes? Angst vor Soujis Tod?
Er
schreibt eine Zeile und liest sie sich einige Male nachdenklich
durch.
‚Der Frühling ist nah/ deutlich ist es zu
spüren:/Regen in der Luft'
Passend. Regen, der die Sonne
vertreibt. Grauer Himmel und schlechte Laune statt Sonne und
zwitschernder Vögel.
Souji mag Regen nicht sehr gerne. Er
langweilt sich, weil er wegen seiner Gesundheit nicht mehr bei Regen
hinaus soll. Wenn sich Souji langweilt ist der Vize meistens das
Opfer.
In letzter Zeit ist Souji wieder fröhlicher. Doch der
Vize glaubt fast, dass es der Mut der Verzweiflung ist.
Vor kurzem
hat er Souji sein altes Haikubuch geschenkt, auf die Gefahr hin, dass
er sich wieder zum Gespött der halben Shinsengumi machen würde.
Bis jetzt war nichts dergleichen geschehen.
Die Vögel
zwitschern immer noch und er starrt gereizt in Richtung der Bäume,
in denen die Tiere sitzen. Aber immer noch besser als ein gewisses
Haustier einer gewissen Person…
Leise hört er Soujis Lachen
von irgendwoher.
Er weiß, dass die Aussichten auf eine
Heilung nicht gut stehen. Aber wenn der Mensch, den er mehr liebt als
alles andere, wenigstens noch den Rest seines Lebens lachen kann und
glücklich ist, will er sich bemühen, das gleiche zu tun.
Auch wenn er nicht lacht. Zumindest nicht offiziell.
Die Vögel
wollen keine Ruhe geben, aber jetzt, da sich Soujis Lachen zu dem
Gezwitscher gesellt hat ist es erträglich. Das es ihm vielleicht
sogar gefällt ist allerdings nicht wahr.
Er streicht die
letzte Zeile des Haikus durch und schreibt etwas widerstrebend eine
neue.
‚Der Frühling ist nah/ deutlich ist es zu spüren:/
Das Leben erwacht.'
An Tagen wie diesen fällt es Toshizo
Hijikata nicht mehr so schwer, ein wenig glücklich zu
sein.
(1) Kiseru ist der Name für die Pfeife, die Hijikata raucht. Verbessert mich falls es nicht stimmt.
Ich mag Susumus Part am liebsten. Ich mag aber auch Susumu am liebsten, vielleicht besteht da ein Zusammenhang.
