Nun habe ich es mir in den Kopf gesetzt eine Fanfic aus der Sicht Elronds zu schreiben, et voilá, hier ist sie. Die ersten Kapitel spielen so ungefähr am Anfang des zweiten Zeitalters. Elrond ist also noch sehr, sehr jung (deshalb nicht wundern, dass er noch ein wenig „weich" ist)! Außerdem werden viele Ereignisse aus dem Silmarillion erwähnt. Wenn es jemand nicht gelesen haben sollte, erkläre ich die Figuren oder Ereignisse gern, falls er noch Lust hat meine FF überhaupt zu lesen. Sagt mir nur Bescheid wen ihr nicht kennt. Aber jetzt wollen wir mal nicht lange um den heißen Brei reden. Viel Spaß beim Lesen! Danke noch anDragi für's betalesen und natürlich anSandra für's probelesen! Das erste Kapitel widme ich meiner lieben Anne, weil sie heute Geburtstag hat!
Disclaimer: Ja, natürlich gehört hier fast alles dem Meister Tolkien. Ich benutze es nur, um meiner kranken Fantasie freien Lauf zu lassen. +sich vor Tolkien in den Staub wirft+ Verzeih mir!
Der Fall der Sterne
Kapitel 1: Verlust
„Elros! Ich flehe dich an, Bruder, wende dich ab von dieser schrecklichen Idee!", sagte ich voller Angst und lief raschen Schrittes meinem Zwilling hinterher, der zielstrebig voran ging.
„Nein, Elrond! Ich habe mein Schicksal gewählt. Von nun an will ich zum Volke der Menschen gezählt werden. Meine Entscheidung steht fest!"
Wie nur konnte er sich für die Edain entscheiden und mich im Stich lassen? Wir waren immer beisammen gewesen. Warum? Warum wollte er, dass unsere Wege sich trennten und unsere geschwisterliche Freundschaft ein solches Ende fand?
„Ich bitte dich! Überdenke, was du tust, bevor du es bereust!"
„Ich bleibe bei meinem Entschluss!", rief Elros genervt. „Und nun, entschuldige mich!"
Mit diesen Worten schlug er die Tür seines Gemaches zu, sodass sie mir in die Nase fiel und mich schmerzhaft traf. Eine Weile blieb ich vor seinem Zimmer stehen und hoffte darauf, dass er vielleicht wieder herauskommen und sich entschuldigen, vielleicht brüderlich einen Arm um mich legen würde, doch Elros blieb in seinem Gemach. Gekränkt entschloss ich mich mein eigenes Zimmer aufzusuchen. Wie betäubt legte ich mich auf mein Bett. Wäre Mutter nicht vor Jahren ins Meer gestürzt, wäre sie hier gewesen, sie hätte Elros' Meinung geändert!
Ich konnte mir nicht helfen. Tränen rannen über mein Gesicht. Warum tat er das? Warum nur? Sollte ich Ereinion um Hilfe bitten? Vielleicht würde Elros auf ihn hören, schließlich war er eine Person, der er seinen vollen Respekt zollte. Aber vielleicht würde er auf seiner Idee beharren und es würde alles nichts helfen...
Nein, ich konnte nicht länger hier sitzen bleiben. Ich musste hinaus an die frische Luft! Ein kleiner Spaziergang im Hofgarten würde mir sicher gut tun und mich auf andere Gedanken bringen. Gil-galads Festung erinnerte noch an den alten Glanz der früheren Elbenreiche, bevor Doriath und Gondolin gefallen waren, doch sie vermochte ihnen kaum gleichzukommen, denn schon jetzt geriet vieles, was die Noldor einst an Wissen und Kunstfertigkeit aus Aman mit sich gebracht hatten, verloren. Ich selbst konnte mich an kaum eine der alten Städte und Länder erinnern. Nachdem Elwing, meine Mutter, bei dem Gemetzel an der Mündung des Sirion in die See stürtzte, wurden Elros und ich von Maglor, einem der Söhne Feanors, gefangen genommen. Wir können von Glück reden, dass sein Mitleid für uns, über die Wut darüber, dass Naneth(1) einen der Silmaril bei sich hatte, siegte, denn sonst hätte er uns wohl köpfen lassen.
Jahre später hatte Gil-galad uns zu sich geholt, denn er meinte, er könne es nicht zulassen, dass mein Bruder und ich unter einem solchen Elben erwachsen würden. Der Abschied war mir schwer gefallen, denn Maglor war wie ein Onkel für mich gewesen. Doch nun vermochte niemand zu wissen, wo er sich befand, denn er war verschwunden.
Ereinion aber hatte uns herzlich in seinem Hause aufgenommen und wurde schnell zu einem engen Freund, ja, fast zu einem Familienmitglied. Wir hatten ihn gern um uns, denn er gab uns oft einen väterlichen Rat oder half uns, wenn wir in Schwierigkeiten waren.
Ich trat hinaus unter die Sonne. Der Wind wehte mir ins Gesicht und blies die salzige Meeresluft sogar bis hierher. Ich war in Schwierigkeiten. Aber ich wollte Ereinion auch nicht mit den Problemen eines Jungelben belasten und doch; würde Elros mich verlassen, ich glaubte, es würde mein Tod werden. Es machte mich nervös. Ich konnte nicht aufhören an etwas anderes zu denken, als an meinen Bruder und an das, was wir gemeinsam erlebt hatten.
Die Idee, er könne nie mehr bei mir sein, lag mir schwer auf dem Herzen. Es war absurd, einfach absurd! Allmählich begriff ich, dass mir dieses Thema wohl auf ewig im Kopf herumspuken würde. Krampfhaft versuchte ich an etwas anderes zu denken. Mein Schwert, nein... Die Elbenfrauen am Hofe, auch nicht... Ich war weder verliebt noch hatte ich das heiratsfähige Alter erreicht.
Meine Bücher, ja, meine Bücher!, dachte ich.
Dies empfand ich als eine gute Idee, denn es gab viel, was ich für den Unterricht bei Meister Palanorn, meinem Lehrer und Berater Gil-galads, lernen musste bis er von seiner Reise zurückgekehrt war. Ein dickes Buch namens „Die Geschichte der Noldor – Von Finwe bis Ende des Ersten Zeitalters" (eine sehr neue Lektüre) hatte er mir vor zwei Monaten in die Hand gedrückt. Vieles hatte ich schon in meinem Kopf verankert, sodass es kaum noch möglich war, es dort wieder herauszureißen, aber ich war noch nicht einmal bis zur Mitte des Buches gekommen und es gab noch viel zu tun für mich.
Ich liebte es zu lernen. Wenn ich in meinen Geschichtsbüchern oder in den Werken elbischer Heiler las, vergaß ich ganz Arda um mich herum. So konnte ich meine Gedanken für wenige Stunden von den Entschlüssen meines Bruders abwenden, auch wenn sie mich später mit Sicherheit wieder einholen würden. Ich vergaß die Zeit.
Während ich noch in Gedanken das Gelernte wiederholte, trat ein Elb an meine Seite und dies war Ereinion. Er sagte nichts, denn er wartete darauf, dass ich ihn ansah. Es war eine Gewohnheit von ihm – wenn er nicht gerade im Rat saß – still zu bleiben, bis derjenige, von dem er es beliebte, ihm seine gesamte Aufmerksamkeit schenkte. Ich wollte kaum wagen meinen Kopf zu ihm zu drehen, aber am Ende tat ich es doch. Ereinion wirkte zufrieden, aber dann seufzte er und versuchte so sanft, wie möglich, zu lächeln.
„Elrond, dein Bruder erzählte mir von seiner Entscheidung." Ich kniff die Augenbrauen zusammen. Genau an der Stelle, wo sie aufeinander trafen, würde ich in ein paar tausend Jahren eine tiefe Sorgenfalte haben. „Und er erzählte mir davon, dass du es nicht akzeptieren willst."
„Mein Herr, ihr müsst ihn davon abhalten!", flehte ich. „ Er darf das nicht tun!"
Abermals seufzte der König.
„Du und dein Bruder, ihr seid nun beide erwachsene Elben", begann er. „Wenn es seine Entscheidung ist, dann müssen wir es billigen. Nicht umsonst haben die Valar es den Angehörigen deiner Familie freigestellt, ob sie das Leben eines Menschen oder eines Eldars wählen."
Ein kalter Schauer erfasste mich von Kopf bis Fuß. Er würde nicht... Er konnte nicht...
„Mein Herr, ihr dürft dies nicht zulassen! Was soll ich tun, ohne Elros?"
„Es tut mir sehr Leid, Elrond", meinte Ereinion. „Ich werde ihn zu nichts zwingen. Außerdem möchte ich, dass du eines weißt – und ich meine dies nicht bös' – aber du musst endlich lernen selbständiger zu sein."
Dies war es nun, das kleine Sätzchen, das mich alle Beherrschung verlieren ließ. Vor dem hohen Elbenkönig begann ich zu weinen. Beschämt vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Nein! War ich nicht selbstständig genug? Konnte es vielleicht sein, dass Ereinion schon vor mir gewusst hatte, was Elros tun würde?
Er umarmte mich. So etwas tat er sehr selten und ich selber war nie einer der Elben gewesen, die es verdient hatten, in seine Arme genommen zu werden. Doch ich weinte nur noch mehr, war froh jemanden zu haben, der mich tröstete. Ich konnte fühlen, dass es Ereinion auch schmerzte, dass Elros diese Entscheidung getroffen hatte, aber genau wie ich hatte er eingesehen, dass es unmöglich war ihn davon abzubringen. Wir würden ihn gehen lassen.
Dies war für die nächste Zeit das einzige Mal, dass ich von dem Hochkönig umarmt wurde. Von diesem Zeitpunkt an wollte er, dass ich lerne, wie ich auf mich allein gestellt zurechtkam, wenn ich keine Hilfe von anderen hatte. Auch wenn ich darüber zürnte, dass er Elros nicht überredet hatte, war ich ihm dankbar, denn sonst hätte ich wohl nie gelernt auf meinen eigenen Beinen zu stehen.
Des Abends saßen Elros und ich gemeinsam in der Küche zum Abendmahl. Beide waren wir still, denn niemand traute sich dem anderen in die Augen zu schauen. Immer langsamer führte ich den Löffel mit Suppe an meinen Mund und schließlich rührte ich nur noch in meiner kleinen Schüssel herum. Meinem Bruder schien es nicht anders zu gehen. Doch wir sprachen kein Wort miteinander, selbst die nächsten Tage und Wochen nicht.
Nachricht empfing uns von den Valar, denn Eonwe, der Herold Manwes, berichtete die Herrn des Westens hätten für die Menschen, die tapfer gegen Morgoth gekämpft hatten, eine Insel aus den Wassern des Meeres erhoben und sie luden sie ein in das Land Andor (Anm. der Autorin: die Sindarinform ist Númenor) zu segeln und dort zu leben. Wie zum Zeichen, das alles bereit für die Ankunft der Edain war, ging im Osten ein neues Licht auf, das man den Stern Earendils taufte. Denn man erzählte sich mein Vater würde mit seinem Schiff Vingilot über den Himmel segeln, den Silmaril, den meine Mutter verwahrt hatte auf der Stirn, sodass er leuchtete wie kein anderer Stern am Firmament.
Elros nun, sah seine Gelegenheit, denn diese Insel reizte ihn. Freudig nahmen die Edain ihn als einen von ihnen auf und die Valar erwählten ihn zum ersten König Númenors. Sie begannen viele Schiffe zu bauen und sie zu beladen. Je begeisterter mein Bruder bei den Vorbereitungen für seinen Aufbruch war, desto schlechter ging es mir. Nie würde ich es verkraften, dass er so weit von mir entfernt leben wollte. Niemals würde ich seinen Tod ertragen. Wie hätte ich das nur gekonnt? Er war mein Zwilling, man könnte sogar sagen mein Gegenstück. Wäre seine Seele erst einmal verloren, würde auch ich nie wieder Elrond sein.
Wohin kamen die Seelen der Menschen nach dem Tod? Diese Frage beschäftigte viele Elben. Wir wussten, dass sie keinen Platz in den Hallen Mandos' hatten, aber ob es auch Unterkünfte für sie gab, vermochte niemand zu sagen. Man vermutete sie verschwanden ins Nichts.
Diese Aussicht machte mir Angst. Wenn ein Elb starb, hatten seine Angehörigen immer noch die Möglichkeit ihn eines Tages in Mandos' Hallen wieder zu sehen. Was tat man nur, wenn man zur Hälfte Mensch war und der Bruder sich genau für diese Hälfte entschied?
Verflucht sei das Blut meiner Familie!
Immer wieder fragte ich mich, weshalb Lúthien, meine Urgroßmutter, so vernarrt in Beren gewesen war. Hätte sie einen Elben geheiratet, hätte ich nicht vor meinem Problem gestanden. Wie konnte eine Elbe (zumal Lúthien zur Hälfte sogar eine Maia gewesen war) sich nur in einen Menschen verlieben? Fragen über Fragen, auf die es keine Antworten gab. Seufzend setzte ich mich in meinen bequemen Sessel, am Feuer meines kleinen Kamins.
Ich sollte aufhören darüber nachzudenken..., sagte ich zu mir selbst.
Das Feuer tanzte in glimmenden Rottönen. Mein kaltes Gesicht wurde warm und ich glitt über in einen unruhigen Schlaf, träumte seltsame Dinge.
Ich stand am Meer. Das Wasser rauschte laut im Wind. Der Sand wehte mir ins Gesicht. Unten in der See stand eine Frau, die ihre Hand nach mir ausstreckte. Ich lief weiter heran, um zu sehen, wer sie war, doch sie schien nicht näher kommen zu wollen. Nebel zogen plötzlich auf, aber sie stach trotz allem klar aus ihm hervor. Ihr silbrig weißes Haar glänzte, obwohl die Sonne nicht durch den Dunstschleier schien und zwei Augen von einem blau, das ich noch nie gesehen hatte, leuchteten aus ihrem alabasternem Gesicht. Ihr Haupt schien von Sternen gekrönt. Sie war eine Frau von einer solchen Schönheit, dass ich nicht wusste, wie ich sie hätte beschreiben sollen. Mit einem Mal riss sie ihre Augen auf, gleichzeitig sah sie mich an.
„Galadwen", sagte sie mit rauchiger Stimme.
Die Nebel wurden dichter. Sie verschwand aus meiner Sicht, obwohl ich immer schneller lief und versuchte sie zu erreichen, doch sie war verschwunden.
Jäh schreckte ich aus meinem Schlaf auf, denn es hatte an meiner Tür geklopft.
„Herein!", rief ich verwirrt.
Zu meiner Verwunderung war es Elros. Er schloss die Tür und blieb dann stehen, wo er war. Er wollte mich nicht ansehen, aber er wollte mir etwas sagen, das war sicher, sonst wäre er nicht hierher gekommen. Auch ich rührte mich nicht. Traurig wartete ich darauf, dass er mir sagte, weswegen er zu mir kam, doch Elros schwieg. Aber ich würde nicht der erste sein, der sprach. Ich war gekränkt.
Dann ergriff er schließlich doch das Wort, ohne einen Schritt näher zu kommen: „Unser Schiff läuft in drei Tagen aus. Ich wollte nur, das du es weißt."
„So...", meinte ich niedergeschlagen.
„Und es würde mich freuen, wenn du... wenn du kommen würdest", fuhr Elros fort.
„Aha..."
„Elrond?"
„Hm...?"
„Ach, nichts..."
Jetzt sah er mich doch an. Ich konnte ihm ansehen, dass es ihm nicht leicht fiel mit mir zu sprechen, aber das tröstete mich nicht. Elros seufzte, nickte mir zu und öffnete die Tür.
„Dann, gute Nacht, Elrond."
Ohne ein weiteres Wort oder eine Antwort von mir abzuwarten, verschwand er im Gang. Ich war froh, dass er mir wenigstens gesagt hatte, wann er gehen wollte, sodass ich mich darauf einstellen konnte. Doch es kränkte mich noch mehr, dass er mir nur drei Tage vor der Abreise davon erzählte, denn dies war wenig Zeit, um sich auf einen wahrscheinlich endgültigen Abschied vorzubereiten. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, meine Hände begannen zu zittern, ein unerträgliches Gefühl breitete sich in meinem gesamten Körper es. Nein, ich wollte nicht, dass er ging, ich wollte es nicht.
Fortsetzung folgt...
(1)Mutter
So, das war es nun, das erste Kapitel. Ich hoffe ihr habt es gemocht und lest noch ein wenig weiter. Dann will ich mich auch schon verabschieden! Bye, bis zum nächsten Mal!
Soph
