Es war Winter.
Der Wind pfiff heulend um die Gebäude und verteilte den weichen Schnee
über die gesamte Stadt.
Im Schein des Mondes schimmerte der flauschig weiß bedeckte Boden silbrig
wie in einem Traum. Die Stadt war still und die Schönheit der Nacht
unberührt.
Mein Mantel, den ich trotz der Kälte offen trug, umflatterte meine Beine
und ließ mich hier über den Dächern des Friedhofs wie eine Art stoischen
Wächter erscheinen.
Dabei war ich nur hier oben, um meine eigenen Gedanken und meine
Vergangenheit zu vergessen und sie, die mich täglich heimsuchten hier ein
für alle Mal zu begraben.
Ich habe sie verraten. Alle mussten um meines Traumes Willen leiden.
Die Welt, wie wir sie kennen wäre verschwunden und eine neue Welt des
Terrors und der Unterwerfung durch Hexen wäre entstanden, und das alles
hätte ich in meiner verzerrten Traumwelt nicht einmal realisiert.
Doch sie haben mich und meine Herrin geschlagen und besiegt.....wer weiß,
was sonst geschehen wäre.
Sie haben vor den Augen meiner Herrin meine Ehre verletzt, meine Loyalität
zu ihr gebrochen und meinen Stolz verletzt.
Dennoch haben sie mich leben und mich laufen lassen.
Doch Anstelle eines erfüllten Todes schenkten sie mir ein Leben verdammt
zur Einsamkeit, gezwungen zum Exil.
Ich weiß heute noch nicht ob sie es wert sind, sie dafür zu hassen. An
meiner Situation ändert es ohnehin nichts mehr.
Ich wandte meinen Blick von der Stadt ab und sprang auf den kleinen Weg der
durch die Friedhofsanlage führte. Meine Stiefel hinterließen im frischen
Schnee eine vereinzelte Spur die sich über den gesamten gewundenen Weg bis
zu meinem Stammplatz hin hinzog.
Am stillgelegten Teil angekommen verlangsamte ich mein Tempo und ging
langsam hinter einen Baum.
Auf dem Boden waren noch andere Fußstapfen......und auf meiner Bank saß
bereits jemand.....
Aber wer war das? Und was tat er hier?
Anscheinend hatte die Person mich noch nicht bemerkt, also beschloss ich,
sie erst noch ein bisschen zu beobachten.
"Schön, dass du auch nochmal hier auftauchst, Cifer."
Was? Woher wusste er, dass ich hier bin? Und überhaupt...
"Was willst du Leonhart? Ich habe nichts getan, also lass mich in Ruhe."
Ich trat hinter dem Baum hervor und schritt auf Squall zu.
Er stand auf und sah mich an.
"Nun.....ich habe mich gefragt, ob es dich wirklich nicht stört, dein Leben
als Außenseiter zu fristen."
"Wenn du nur das wissen wolltest, dann verschwinde. Es ist mir egal."
Nun kam er auf mich zu.
"Na na na, wer wird denn gleich so unfreundlich sein....."
Seine Hand umfasste meine Schulter, ich zuckte zusammen und ein leichter
Schauer durchfuhr mich.
"Was willst du Leonhart???"
Seine Lippen kamen so nah an mich heran, dass ich seinen Atem auf meiner
Haut spürte und ich eine Gänsehaut bekam.
" Dich."
