Summary: Dies ist die Geschichte von Raphael, eines jungen Kaiserlichen, von seiner Familie ausgestoßen wegen eines Verbrechens, das er nicht beging, findet sich plötzlich auf der Straße wieder. Als er von einer Wache dabei erwischt etwas zu klauen, wird er nach einem zweimonatigen Gefängnisaufenthalts von einer Botin der Diebesgilde angesprochen. Aus Neugierde und da er nichts zu verlieren hat, taucht er also um Mitternacht am vereinbarten Ort im Hafenviertel auf und wird vom Gildenältesten Armand für würdig befunden. Da die Gilde im Moment jedoch keine Zeit hat sich um einen Neuling zu kümmern, wird er dem schweigsamen Samuel zugeteilt um von ihm das Handwerk der Diebe zu erlernen. Doch beide ungleichen Begleiter haben Geheimnisse voreinander, die mehr als unheimlich sind. Wird sie das schlussendlich trennen, oder umso enger zusammenschweißen?

Autor: Kai Aquila

Rated: T später M

Warnugen: Gewalt und später vielleicht Slash

Anmerkung: Ich freue mich über jeden Review.

Hallo. Was ihr hier gerade lest, ist meine Lebensgeschichte, zumindest meine Lebensgeschichte nach einem ganz besonderen Ereignis. Also, wie fange ich am besten an? Ach, vielleicht einfach so:

Erstes Kapitel: Ein schweigsamer Begleiter.

Ich war tatsächlich gekommen. Ich, ein ehemaliges Mitglied der Grafenfamilie in Leyawiin stand um Mitternacht in einem Garten des Hafenviertels, dem ärmsten Viertel der Kaiserstadt und wartete drauf, dass ein Gesandter der Diebesgielde auftauchte. Komm, noch ist Zeit zu gehen, dachte ich mir, doch bewegte mich keinen Meter. Eine Fackel schien am Eingang des Hintergartens. Okay, jetzt gab es endgültig kein zurück mehr. Ich richtete mich gerade auf und bemühte mich einen gelassenen Eindruck zu machen. Der Mann, der vor mir stehen blieb war durchschnittlich groß und kräftig gebaut, mit dunkler Haut und schwarzen Haaren. Er trug eine einfache Lederrüstung und wirkte nicht sehr bedrohlich.

„Seid gegrüßt, ich bin Armand Christoph, Gildenältester und Ihr wollt euch, nehme ich an, der Diebesgilde anschließen?", fragte er mich jetzt ruhig.

Ich atmete tief durch um mir Mut zu machen.

„Ja."

Der Gildenälteste wirkte nicht sonderlich glücklich, das zu hören und kratzte sich etwas ratlos am Hinterkopf.

„Hm, ich muss leider sagen, dass wir im Moment leider nicht die Zeit haben, um einen Jungdieb auszubilden. Hieronymus Lex hält uns rund um die Uhr beschäftigt müsst ihr wissen, hm. Was hieltet ihr davon, für einige Zeit bei einem unserer älteren Dieben zu bleiben und unser Handwerk von ihm zu erlernen?"

„Ist in Ordnung, schätze ich.", antwortete ich schulterzuckend.

„Gut. Du wirst dich mit deinem neuen persönlichen Doyen morgen um dieselbe Uhrzeit hier treffen. Schatten mögen euch verbergen.", verabschiedete er mich.

Schatten mögen euch verbergen? Das war wohl ein traditioneller Gruß der Diebesgilde. Dann sollte ich ihn wohl am besten ebenfalls aussprechen.

„Schatten mögen auch euch verbergen", wiederholte ich.

Armand nickte anerkennend und verließ den Garten. Erleichtert seufzte ich. In der nähe waren zwei Strohbetten und ein Bettler saß auf einem von ihnen.

„Wäre da noch frei?", fragte ich ihn vor sichtig und zeigte auf das verbleibende Bett.

Besser erkundigen als sich nachher Streit mit irgendeinem Hünen einzufangen. Der Mann, der Ende der 5oer zu sein schien blickte müde zu mir hoch und nickte.

„Sie haben ihn vor einer Woche schon erwischt.", erklärte er.

Dann musterte er mich misstrauisch.

„Ihr seid wohl nicht von hier, dass ihr es noch nicht mitbekommen habt?"

„Nein, ich bin nur auf der Durchreise.", erwiderte ich darauf bedacht, nicht zu viel zu sagen.

Gib niemals mehr von dir preis, als eine Situation es erfordert, das war eine der ersten Gesetze, die ich in meiner Zeit auf der Straße gelernt hatte. Alles, was jemandem mehr Informationen lieferte als er benötigte, konnte gegen einen verwendet werden. Ich schlief schnell ein.

„Hey kleiner."

Weckte mich eine raue Stimme. Der andere Bettler schüttelte mich an der Schulter.

„Hm?"

„Dein neuer Freund ist da.", teilte er mir mit.

„Welcher Freund?", wunderte ich mich laut.

Ich war ein wenig perplex. Welcher Freund? Der Bettler schnaubte irritiert, legte sich wieder zum schlafen hin und drehte mir den Rücken zu. Verwirrt rappelte ich auf und da fiel es mir siedendheiß wieder ein. Die Diebesgilde, natürlich! Ich schlug mir die Hand vor die Stirn. Mit meinem ‚Freund' war sicherlich mein neuer Mentor oder, wie die Diebesgilde dazu sagt, Doyen, gemeint. Schnell rannte ich in den Garten und dort stand auch bereits eine, der Silhouette nach, männliche Gestalt. Ich eilte zu ihm.

„Verzeiht, ich habe geschlafen.", entschuldigte ich mich hastig.

Intensive rote Augen musterten mich für einen kurzen Augenblick kühl und ließen mir einen Schauer über den Rücken laufen, bevor mein Gegenüber selbige wieder abwandte und stattdessen irgendeinen Punkt hinter meinem Rücken beobachtete. Ich sah mich um, um zu erkennen, was meinen Doyen so in seinen Bann zog, konnte jedoch nichts ausmachen und blickte sofort wieder zu ihm, als er das Wort an mich richtete.

„Ich weiß."

Noch immer waren seine Rubinaugen auf den Punkt jenseits meines peripheren Sichtfeldes fixiert. Ich dachte immer, rot sei eine warme Farbe, zumindest ist das in der Kunst so, doch dieses Rot war derart kalt, dass auch jeder noch so kräftige Blau Ton bei seinem Anblick mit schweren Erfrierungen ins Lazarett eingeliefert werden müsste.

„Ja…"

Ich hatte keine Ahnung, wohin diese Unterhaltung führen sollte. Ruckartig fuhr er herum, schwang sich über die Steinmauer, die den Garten umgrenzte und versteckte sich in einer Nische. Ich kletterte ihm etwas weniger elegant hinterher.

„Was soll das?", flüsterte ich ihm zu.

Er schwieg und deutete in Richtung der Häuser, wo sich jetzt einige Wachen tummelten.

„Oh."

Eine Weile blieben wir dort und betrachteten die Männer vom Kaiservolk wie sie in ihren silbern glänzenden Rüstungen herumstolzierten, Rüstungen, die, wie ich wusste, weit mehr Gold kosteten als ich jemals in meinem Leben wieder besitzen würde, bis mein Begleiter sich neben mir in Bewegung setzte und verschwand. Hektisch sah ich mich nach ihm um und entdeckte ihn bereits viele Meter von mir entfernt. Wie hatte er das gemacht? Als ich ihn eingeholt hatte, liefen wir stumm gemeinsam in die Kaiserstadt. Nachdem wir das Eingangstor zum Marktbezirk überwunden hatten, bei dem mein Doyen den Soldaten knapp zunickte, steuerte er die Herberge zum Kaufmann an. An der Rezeption überreichte er Velus 20 Gold und erklomm wortlos die Stufen hinauf zu den Zimmern. Er sperrte die schwere Holztür auf und steckte den Schlüssel dann zurück in seinen weiten Umhang. Ich setzte mich nervös aufs Bett und wippte angespannt vor und zurück. Seelenruhig packte mein Begleiter derweil eine Schriftrolle aus und begann etwas zu schreiben, was wahrscheinlich ein Bericht sein sollte. Ich bemerkte, dass er seine Kapuze noch immer nicht heruntergezogen hatte, ebenso, wie er weiterhin seinen Umhang trug. Neugierig beugte ich mich vor, um zu erfahren, was er da so wichtiges zu berichten hatte.

„Hat dir nie jemand gesagt, dass es unhöflich ist, anderer Leute Briefe zu lesen?", fragte er ohne aufzublicken.

Er duzte mich und das störte mich gewaltig. Ich war alt genug, dass das der Vergangenheit angehören sollte. Mit einem Trotzgesicht lehnte ich mich wieder zurück.

„Ich bin 17.", informierte ich ihn, um ihn auf seinen Fehler aufmerksam zu machen.

„Verzeiht."

Es klang nicht, als würde es ihm wirklich Leid tun, sondern eher relativ beiläufig. Stille senkte sich über uns.

„Mein Name ist übrigens Raphael.", stellte ich mich ihm vor.

Da wir zusammenarbeiten würden, war es nur fair, wenn ich ihm meinen Namen verriet und er mir im Gegenzug seinen.

„Samuel.", erwiderte er stoisch.

„Aha… Freut mich eure Bekanntschaft zu machen."

Ich reichte ihm die Hand, doch mein Gruß blieb unerwidert. Ich seufzte, was ich in der folgenden Stunde noch mehrmals tat. Endlich packte Samuel den Federkiel weg und zog sich seinen Umhang und sein Hemd aus. Was die fehlende Kapuze freigab ließ mich den Atem anhalten. Vor mir stand ein junger Mann, vermutlich nicht viel älter als ich selbst und trotzdem schien er schon Jahrhunderte kommen und gehen gesehen zu haben, sie waren an ihm vorüber geschlichen, hatten ihn zwar bemerkt, ihn sogar mit ein paar kleinen Falten an der Stirn und unter den Augen gezeichnet, aber schienen sich nicht die Mühe gemacht zu haben, ihn schlussendlich seiner Bestimmung zuzuführen, dem Tod. Seine Haut war kränklich weiß. Durch seine blasse Lippe bohrten sich zwei Piercingringe, dasselbe galt für seine rechte Augenbraue. Er war knochig, jede seiner Rippen sichtbar und doch extrem muskulös. Seine matt schimmernden schwarzgrünen Haare trug er zu nibenischen Zöpfen. Einige Kratzer zierten sein Gesicht, von Kämpfen vielleicht? Doch was mich am meisten ängstigte waren nicht die scharfen Wangenknochen oder die eingefallenen Wangen darunter, sondern die nadelspitzen langen Fänge, die anstelle seiner Eckzähne leicht über seine bleichen Lippen ragte. Das und seine roten Augen waren eindeutige Zeichen. Er war sicherlich einmal ein ganz ansehnlicher Nord gewesen, doch nun wirkte er einfach nur alt und abgespannt. Mit einem Satz stand ich senkrecht, meine Hände zu Fäusten geballt um das Zittern zu unterdrücken.

„Vampir!"

Ich spie das Wort nahezu aus. Er warf mir einen knappen Seitenblick zu. Er schätzte wohl ab, was ich jetzt tun würde, da ich sein Geheimnis kannte. Ob ich eine Bedrohung für ihn war. Sein Körper war steif geworden, aus Angst?

„Was werdet ihr jetzt tun?", fragte er kontrolliert.

Für jeden, der nicht genauer hingehört hatte, hätte es neutral geklungen, aber ich hörte die Gespanntheit heraus. Man merkte, dass er eigentlich noch jung war, unerfahren, doch mühsam auf Gefasstheit trainiert, vielleicht war er mir gar nicht so unähnlich, bis auf das Vampirsein natürlich. Tja, was würde ich jetzt tun? Ich wusste es nicht. Vampirismus war zwar im strikten Sinne nicht verboten in Cyrodiil, doch wurden Vampire von inoffiziellen Organisationen gejagt und getötet. Vom Rest der Bevölkerung wurden sie gefürchtet und verachtet. Andererseits hatte Samuel mir bis jetzt noch nichts getan und hatte ich mir nicht geschworen, niemanden mehr nach dem Äußeren zu beurteilen? Ich selbst war schließlich ein Bettler. Ein dreckiger räudiger Bettler, der alles stiehlt, was ihm unter die Nase kommt, zumindest war es das, was die Leute über uns Heimatlose behaupteten. Das hieß nicht, dass ich diesen Gerüchten entsprach, im Gegenteil, ich versuchte mich jeden Tag am Fluss zu waschen und ja, ich hatte schon das ein oder andere mitgehen lassen, aber doch nur, weil ich hungrig war, nie, weil es mir Spaß machte, Leute ihrer Existenzgrundlage zu berauben.

„Das hängt ganz von euch ab.", erwiderte ich langsam.

Er nickte zögernd.

„Was wollt ihr?"

Verdutzt runzelte ich die Stirn.

„Was ich will?"

Samuel nickte wieder.

„Was fordert ihr?", wiederholte er.

Nun verstand ich, was er meinte. Ein sadistisches Grinsen breitete sich über mein Gesicht aus, das seine blieb ausdruckslos.

„Also zuerst mal möchte ich, dass ich meinen Hals in Sicherheit weiß."

Nun schlich sich auch auf seine Züge ein leicht obszönes Lächeln, seine Augen wanderten zu meinem unbedeckten Hals und er leckte sich suggestiv über die Lippen. Ich fluchte leise und wünschte mir, ich hätte einen hohen Kragen. Ein leises Glucksen entkam Samuels zusammengepressten Mund.

„Ja oder Nein?", rief ich lauter und ängstlicher als beabsichtigt.

Noch immer das hämische halb Lächeln auf den Lippen sah er fast bedauernd aus.

„Ich verspreche euch, dass meine Zähne eure Kehle nie streifen werden. Allerdings kann ich nicht für meine dunklen Brüder und Schwestern garantieren. Die Kinder der Nacht sind immer hungrig.", antwortete er, Gefahr war allgegenwärtig in seiner Stimme.

Seltsamerweise entspannte ich mich danach.

„Nun, dagegen habe ich ja euch. Ich bin mir sicher, dass Armand es nicht gerne sähe, wenn er hörte, dass euer Schützling durch eine Vampirattacke umkam oder?" Er warf mir einen düsteren Blick zu, bei dem ich nur lache konnte. „So, wie alt seid ihr?", erkundigte ich mich neugierig.

Allmählich erschlafften auch seine Muskeln wieder.

„19.", meinte er kurz.

Ich rollte mit den Augen.

„Sicher.", erwiderte ich sarkastisch.

„Das ist die Wahrheit.", sagte er ernst.

„Uh-hu und wie lange seid ihr schon 19?", hakte ich nach.

„Eine Weile.", antwortete er ausweichend.

„Versucht nicht, euch rauszureden.", mahnte ich ihn. „Ich kann auch gleich zu Velus runter gehen und ihm ein paar sehr pikante Details über seinen Gast erzählen, also?"

Damit hatte ich ihn in der Hand. Er schnitt eine Grimasse.

„Seit über 100 Jahren, ich habe aufgehört zu zählen."

Ich hob erstaunt die Augenbrauen.

„Wow."

„Ja, Wow.", kommentierte er meine Überraschung trocken.

Ich gähnte herzhaft und legte mich hin.

„Nacht.", murmelte ich schläfrig.

„Seid ihr sicher, dass das eine gute Idee ist?", fragte er mich leicht befremdet.

„Was?"

„Euch ist klar, dass ihr euch mir praktisch anbietet?"

„Ihr habt es versprochen.", erinnerte ich ihn zuversichtlich, doch konnte nicht umhin, ihn noch einmal absichernd anzusehen.

„Und ihr traut mir?"

Er hob amüsiert eine Augenbraue.

„Bis auf weiteres. Ich bin auch nicht ganz wehrlos, wisst ihr.", unterrichtete ich ihn.

Ein Straßenkind zu sein lehrte einen so einiges und eine Grundausbildung im Militär war auch ganz nützlich.

„Sicher."

Die Art wie er dies sagte, ließ darauf schließen, dass er nicht glaubte, ich könnte etwas gegen ihn ausrichten, sollte er beschließen von meinem Lebenssaft zu kosten. Samuel stand auf und zog den Vorhang vor dem Fenster zu, durch den schon das Licht des neuen morgens gefallen war. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Nacht verstrichen war. Samuel schwieg und lehnte sich an die Wand neben dem Fenster.

„Schlaft ihr nicht?", fragte ich Stirn furchend.

„Vampir.", erinnerte er mich nonchalant.

„Vampire müssen nicht schlafen? Gruselig."

„Kaum, wir müssen ja auch nicht essen."

„Ah, deswegen seid ihr auch so dürr."

Samuel verzog das Gesicht.

„So war ich schon immer."

Abermals gähnte ich und wenig später war ich dann auch weg.