Hallo sehr geehrter Leser! Diese Geschichte passierte vor vielen Jahren. Ich habe damals Tagebuch geführt und aus diesen Ausschnitten habe ich diese, meine Lebensgeschichte zusammengeschrieben. Sie handelt von einer Reise, so unglaublich, dass man von so etwas eigentlich nur träumt. Aber mir ist es wirklich geschehen.

Ach so als kleine Anmerkung, wenn Sätze kursiv geschrieben, sind es Gedanken, diese Zeichen: „…", bedeuten natürlich wörtliche Rede. Da ich aus Aufzeichnungen von Tagebucheinträgen schreibe ist natürlich nicht alles was ich schreibe schriftlich irgendwo festgehalten, sondern kommt auch viel aus meiner Erinnerung. Ich bin nun alt und manche Dinge habe ich ein klein wenig anders in Erinnerung als sie wirklich passiert sind, aber diese kleinen Abweichungen seien mir bitte verziehen, denn schließlich ist dies eine Geschichte, aber wie in jeder Geschichte gibt es einen wahren Kern und ein paar unbescheidene falsche Details ändern nichts an der Geschichte, wie sie mir geschehen ist.

Also begleitet mich in eine zauberhafte Welt…

Die Vergangenheit…

Ich packte meine Tasche. Ich hab genug, niemals will ich hier bleiben. In diesem mittelalterlichen vorsinnflutzeitlichen Haus, deren Bewohner noch ältere Ansichten haben. Seit dem Tod meiner Eltern lebte ich bei meinen Verwandten in einer Stadt hunderte Kilometer entfernt von meinem zu Hause. Mit dem Tod meiner Eltern hatte ich nicht nur mein Zuhause und unsere Habseligkeiten verloren, sondern auch noch meine Freunde. E-mails, Computer und andere technische Geräte waren in dem Haus meines Onkels verbannt, nur in seinem Büro, das immer abgeschlossen war, stand ein Computer. Jeden Tag konnte ich auch nicht mit meinen Freunden telefonieren, hinzukommt, dass mein Onkel es verboten hatte. Er und meine Tante hatten sowieso einen Schuss weg. Meine Eltern waren offene lebenslustige Menschen, die mir mehr als einmal klar machten, dass ohne Fragen und Geheimnisse die Welt langweilig und grau ist. Vaters größter Schatz war seine Büchersammlung: Geschichtsbücher und -atlanten, geographische Karten, Legendensammlungen von alten Kulturen, Tier- und Pflanzenbücher.

Einen ganzen Raum füllte man mit ihnen und wann immer ich eine Frage hatte, die Vater nicht sogleich beantworten konnte, so suchten wir in diesen Büchern unsere Antworten. Mutter hatte Unmengen an Gedichtsammlungen und Büchern von berühmten Dichtern und Autoren, wie zum Beispiel Gothe und Schiller, aber auch Doyle, Melvin und Austen; um nur einige zu nennen; Historienromane bis hin zu Märchenbüchern von Grimm und Anderson. Ich kannte all diese Geschichten und Gedichte, manche sogar konnte ich rezitieren. Aber all dies war Vergangenheit, denn an Halloween im Jahr 2015 war meine ganze Welt im wahrsten Sinne des Wortes in Rauch aufgegangen. Als wir alle in unseren Betten schliefen, fing unser Haus aus irgendeinem, der Polizei unbekannten, Grund an zu brennen. Ich wachte auf und konnte kaum atmen. Mein ganzes Zimmer war voller Rauch. Als ich die Tür zum Flur öffnete, schlugen mir Flammen entgegen. Ich verschluckte mich an dem Rauch und fing fürchterlich an zu husten.

Gott sei Dank, konnte ich mein Fenster öffnen und mein Fotoalbum und mein Märchenbuch, das ich von meiner Urgroßmutter geerbt hatte, aus dem Fenster werfen. Danach sprang ich selbst in unseren Garten. Meine Eltern waren nirgends zu sehen und aus ihrem Fenster schlugen schon die Flammen. Ich weiß nur noch, dass ich mir die Seele nach ihnen ausschrie, aber sie antworteten mir nicht. Ich verlor das Bewusstsein und als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Krankenhausbett und ein Psychologe sagte mir, dass meine Eltern in dem Feuer ums Leben gekommen seien und von unserem Haus stehen nur noch die Grundmauern, alles sei verbrannt. Nach Wochen im Krankenhaus wurde ich in die Obhut meiner Verwandten gegeben. Im Krankenhaus habe ich mich in die Welt der Bücher verzogen. Ich habe die Harry Potter Bücher gelesen, und auch andere Fantasy Romane und Thrillers. Wie sehr ich mir damals wünschte, wie in diesen Büchern magische Kräfte zu besitzen und meine Eltern ins Leben zurück zu holen. Aber das ist leider unmöglich! Der Tod ist der letzte Schritt im Leben und man kann und darf ihn nicht betrügen, dass hatte mir meine Ur- Großmutter mehr als einmal gesagt.

Mit diesen Lehren bin ich aufgewachsen und auch wenn meine Eltern tot waren, hatten diese mich nicht verlassen. Ich spürte sie jeden Tag in mir und jeder Tag bei meinen Verwandten zeigte mir, wie ich niemals werden wollte. Mein Onkel war der Chef und meine Tante musste sich ihm unterordnen. Sie hatte keine Meinung, keine Stimme und kein Rückgrat. Mein Onkel nahm das Geld meiner Eltern und kaufte davon überflüssigen Luxus und Prestige. Er nahm es mir weg und ich hatte genug. Ich war zwar noch nicht offiziell erwachsen (17 Jahre), aber ein Kleinkind war ich auch nicht mehr und ich hatte genug von meinen Eltern gelernt und geerbt um es allein zu schaffen, dessen war ich mir sicher.

Deswegen packte ich. Es war nicht viel, nur mein Album, das Märchenbuch und das restliche Geld, das ich in Scheinen von der Bank geholt hatte. Es waren über 300000 Euro. Ich wollte wieder lernen und leben und nicht nur überleben. Deswegen hatte ich mich entschieden davon zu laufen, auch wenn ich wusste, dass Weglaufen eigentlich keine Lösung war. Aber ich hatte keine Wahl!

Am Abend des 26. Juli 2016 nahm ich meine Tasche und schlich aus dem Haus, aber bevor ich mich vom Grundstück entfernen konnte, packte mich eine harte Hand am Oberarm und schleuderte mich dabei herum. Meine Tasche flog in der Dunkelheit in die Büsche am Rand des Weges. Das wütende Gesicht meines Onkels tauchte im Schein der aufleuchtenden Taschenlampe auf „Wohin willst du? Auf dem Weg zu einer Party, nicht wahr? Du aufmüpfiges Ding, dich werde ich Gehorsam lehren!" Und damit zog er mich hinter sich her ins Haus zurück. Was dann geschah werde ich nicht im Detail erzählen, aber das Endergebnis war, dass ich mit blauen Flecken über meinem ganzen Körper und roten Striemen an Beinen, Po und Rücken und einem schmerzenden Kopf in einem Kellerraum auf einer dünnen Matratze aufwachte.

Mein Onkel hatte die ganze Zeit geschrien, was für eine Belastung ich sei und dass ich dankbar sein sollte, dass sie mich aufgenommen haben nach dem Tod meiner Eltern. Von nun an würde es immer so sein. Wenn ich aufmüpfig bin und meinen Platz nicht kenne, werde er ihn mir zeigen. Ich muss hier weg! Ich stand wankend auf. Alles tat weh und meine Beine fühlten sich wie Gummi an. Als ich die Kellertür erreichte war diese abgeschlossen. Der hat mich ehrlich eingesperrt. Er hat wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank!, dachte ich wütend. Ich rüttelte eine Weile an der Tür und da sprang sie plötzlich auf. Ich war total baff, aber jetzt war dafür nicht die Zeit. Leise schlich ich die Treppe ins Erdgeschoß hinauf und in die Eingangshalle.

Als ich die Tür öffnete, hörte ich meinen Onkel von oben rufen: „ Wer ist da?" Ich dachte nicht weiter nach, riss die Tür auf und rannte nach draußen. Im Gebüsch fand ich meine Tasche. Da erschien auch schon die Silhouette meines Onkels in der Tür: „DU! Wo willst du hin? NA WARTE, wenn ich dich erwische…" Er rannte auf mich zu, aber ich hatte die Tasche schon vor mich geschnallt und rannte weg, sprang über die Mauer und die Straße hinunter. Mein Onkel war mir dicht auf den Fersen. Beinahe hatte er mich erreicht. Bitte, bitte lass ihn mich nicht erwischen. Mutter, Vater bringt mich in Sicherheit! betete ich still. Da plötzlich leuchtete alles um mich herum hell auf und ich hatte das Gefühl in einer Achterbahn zu sitzen. Die Welt fing an sich zu drehen und im Rausch der Geschwindigkeit zu verschwimmen. Ich fühlte, wie ich gestreckt wurde und dann wieder zusammengedrückt. Mir wurde richtig übel und dann wurde alles dunkel um mich…