Hallo,
diese Story hier liegt mir sehr am Herzen. Ich habe da ganz viel Liebe und Sorgfalt hineingesteckt. Bitte nicht wundern, wegen der Ich-Perspektive. Ich bin gerade am Experimentieren. Ich hoffe, ich bin nicht zu OOC. Aber da werde ich mich noch reinfinden. Und wegen der Sprache, es ist mir klar, dass sie nicht zeitgemäß ist. Bitte überseht diesen Faktor einfach.
Wie immer: Viel Spaß beim Lesen
Memories of my Love - Teil 1
Yohjis Erzählung
Habt ihr schon mal den schlimmsten Fehler eures Lebens wissentlich begangen? Bei mir ist es gerade eine Stunde her, da habe ich genau das getan. Und ich fühle mich, als ob ich sterben müsste. Mit vollem Bewusstsein habe ich die größte Liebe meines Lebens - und die einzige Person, die ich je so lieben könnte - weggeschickt. Ich weiß, er hat mir versprochen, zu mir zurück zu kommen. Aber was ist, wenn das nicht geht? Was, wenn ich ihn nie wiedersehe?
Ich könnte mich selbst dafür ohrfeigen. Warum habe ich nicht gesagt, dass er bei mir bleiben soll? Ja, es wäre eigensinnig gewesen, ihn von seiner Familie fernzuhalten. Aber er wäre hier gewesen. Bei mir.
Eine verdammte Stunde und ich bin vollkommen verzweifelt. Ich sehe immer wieder auf die Stelle, an der wir uns getrennt haben. Hoffe, entgegen aller Vernunft, dass er plötzlich wieder auftaucht. Sich mir in die Arme wirft und sagt, dass es nur ein Scherz war. Dass er mich nie verlassen würde. Nicht für eine Sekunde. Nicht für eine Stunde. Niemals.
Doch ich muss warten. Er hat gesagt, er würde zurückkommen. Bald. Wie bald, dass wusste er noch nicht. Er wollte sich von seiner Familie verabschieden und dann für immer bei mir bleiben. Doch wie bald ist bald? Das Warten bringt mich um.
Und während ich hier sitze und auf ihn warte, blättere ich in meinen Tagebuch. Ich habe es aus purer Langeweile vor knapp zwei Wochen angefangen. Und dann habe ich es weitergeführt. Nicht ahnend, dass viele meiner Erinnerungen an ihn nun hier drin aufgehoben sind.
Yohjis Tagebuch
03. August 1605 - Abends
Tja, hallo liebes Tagebuch. Oder wie fängt man den ersten Eintrag an?
Eigentlich kann es mir auch egal sein. Ich will nur sicher gehen, dass, falls
ich in den nächsten Tagen einen gewissen Jemand umbringe, ich anschließend
auch nachweisen kann, warum ich es getan habe.
Eigentlich war mein Leben bis vor zehn Tagen noch ganz in Ordnung. Na ja, wenn man es genau betrachtet, hat bereits vor zwei Jahren jemand hineingepfuscht. Und wenn man es noch genauer nimmt, dann war mein Leben mit Zwölf schon gelaufen. Obwohl, an und für sich kam die erste Tragödie ja, als ich gerade mal sechs war.
Aber vielleicht sollte ich ganz am Anfang anfangen. Willkommen im Leben des Yohji Kudou. Ich glaube ja immer noch, dass das hier mal ein Beweisstück wird. Also will ich zu dem zukünftigen unbekannten Leser auch freundlich sein.
Hallo, also in meinem Leben. Ich wurde im Jahr 1583 geboren, am 3. März. Und
warum ich hier mit der europäischen Zeitrechnung arbeite, das werde ich gleich
klären. Mein Vater, Graf Kudou hatte seinen Wohnsitz in der Nähe von Kyoto.
Dort bin ich auch großgeworden.
Bis dahin also nichts Ungewöhnliches, bis eben auf die Tatsache, dass ich adlig
bin. Meine Mutter hingegen, sie ist der exotische Faktor in unserer Familie. Sie
kam mit ihrer Familie einige Jahre vor meiner Geburt aus Großbritannien nach
Japan. Sie hieß Maria, eine bildschöne Frau. Von ihr habe ich auch meine
grünen Augen und die blonden Haare. Ich war immer sofort als das Kind einer
Ausländerin zu erkennen. Aber es hat mich nie gestört. Im Gegenteil, ich mag
mein Aussehen.
Meine Mutter hatte noch eine Schwester. Und diese Schwester hat den Bruder meines Vaters geheiratet. Es wirkt schon fast lächerlich, aber es entspricht der Wahrheit. Da mein Vater der jüngere Bruder war, haben wir in eher bescheidenen Verhältnissen gewohnt, vergleicht man unser Zuhause mit dem meines Onkel. Seine Kinder sahen übrigens alle eher japanisch aus.
Jedenfalls habe ich aufgrund der Herkunft meiner Mutter einen britischen Lehrer bekommen. Und deswegen rechne ich auch jetzt noch in britischen Maßen. Wahrscheinlich werde ich das noch mein ganzes Leben lang tun.
Wir waren eigentlich eine glückliche kleine Familie, nur eben mit ein paar Leuten, die uns im Haushalt geholfen haben. Dann kam der erste tiefe Einschnitt in meinem Leben. Meine Mutter starb, kurz nachdem ich sechs Jahre alt geworden bin. Man hat mir später gesagt, dass es wohl Schwindsucht war. Ich weiß es nicht genau, dafür war ich noch zu klein.
Wenige Tage später brachte mein Vater ein kleines Kind mit nach Hause. Dunkle Haare und türkisfarbene Augen. Das war Ken, mein Halbbruder. Drei Jahre jünger als ich und aus einer Affäre meines Vaters entstanden. Bis heute kann ich nicht verstehen, was ihn dazu gebracht hat, mit einer anderen Frau zu schlafen, wenn er doch angeblich glücklich mit meiner Mutter war.
Ken hat mich auf jeden Fall von dem Verlust meiner Mutter abgelenkt. Erst konnte ich mit ihm nicht sonderlich viel anfangen. Ich glaube mich auch zu erinnern, dass ich ihn einmal mit in den Wald genommen habe und dort "vergaß". Aber er fand den Weg zurück zu unserem Haus. Mann, war ich sauer auf das Balg.
Im Laufe der folgenden Jahre haben wir uns aber irgendwie zusammengerauft.
Und irgendwann fing Ken an mich zu beschützen, obwohl er jünger und kleiner
war als ich. Es störte ihn nicht, dass ich ihn anfangs nicht wirklich
freundlich behandelt habe.
Heute sind wir die besten Freunde. Mein Vater hat Ken zwar bei sich aufgenommen
und ihn auch erziehen lassen, ihn aber nie offiziell anerkannt. Da mein Bruder
mich ständig beschützen wollte, fiel ihm sehr bald die Rolle eines
Leibwächters zu, was er auch heute noch ist.
Wo war ich gleich? Ach ja. Ken kam zu uns. Es vergingen ein paar Jahre und dann segnete auch mein Vater das Zeitliche. Und wir beide wurden von unserem Onkel aufgenommen. Ich als der adlige Sohn (der sein Erbe aber wegen der Gesetze erst mit 25 antreten kann) und Ken als... tja eigentlich als Bastard... aber er wurde dazu erzogen mein Leibwächter zu sein.
Dann vergingen noch ein paar Jahre mehr. Ich musste wohl die Gene meines Vaters geerbt haben, denn kaum eines der Mädchen auf dem Gut meines Onkels war vor mir sicher. Meine erste große Liebe war meine Cousine Asuka. Als mein Onkelchen merkte, was ich für sie empfand, unternahm er große Anstrengungen, um sie zu verheiraten. Leider war er erfolgreich - und ich damit ohne Asuka. Ich habe sie bis heute nicht wiedergesehen. Und inzwischen sind fünf Jahre vergangen.
Das Verheiraten von Asuka hatte sie zwar in "Sicherheit" vor mir gebracht, aber es gab ja immer noch genügend andere Schönheiten auf dem Gut. Was Onkelchen reichlich in Panik versetzte. Ich war ja immer noch sein Verwandter und sollte nicht durch zahllose Affären auffallen. Also war ich schön vorsichtig, wenn ich mich verabredete und die jungen Damen traf.
Irgendwann hatte auf der politischen Ebene das Gezanke ein Ende und Tokugawa richtete seine neue Hauptstadt in Edo ein. Schön weit weg von uns und Kyoto. Hatte ich zumindest gedacht. Tenno Tokugawa war sich nämlich nicht ganz sicher, ob seine Vasallen ihm treu ergeben waren, also durften zahlreiche Verwandte eben dieser Vasallen ein sicheres Leben am Hof des Kaisers führen. Genauer gesagt waren sie Geiseln, damit die Untergebenen auch nicht aus der Reihe tanzten.
Diese Regelung kam meinem Onkel genau recht. Also bin ich dann vor zwei Jahren an den Hof des Kaisers übergesiedelt (worden) und habe mir hier ein gemütliches Leben gemacht.
Und eigentlich war mein Leben bis vor zehn Tagen noch in Ordnung. Wie ich
oben schon gesagt hatte. Hier am Hof gibt es zahllose attraktive Damen und
Herren. Ich habe nämlich festgestellt, dass junge Männer auch gar nicht so
unattraktiv sind.
Und dann, vor zehn Tagen, ist herausgekommen, dass ich eine Affäre mit dem
Neffen des Kaisers hatte. Was so gesehen gar nicht das Problem war. Das
eigentliche Problem war und ist, dass ich gleichzeitig noch mit fünf anderen
Schönheiten liiert war. Und DAS hat dem Kaiser so gar nicht gepasst.
Es wurde ein Bote nach Kyoto geschickt, mit dem Befehl meine Wenigkeit durch
eine andere Person aus unserer Familie zu ersetzen. Mich hat man in meine
Gemächer geschickt und seitdem nicht mehr an die frische Luft gelassen. Ich
habe hier lieb und brav gewartet und war froh darüber, dass ich noch am Leben
war.
Vor wenigen Stunden ist dann Ken mit Begleitung eingetroffen. Eine unserer
Cousinen, die zwar leicht beschränkt ist, dafür aber auch bestimmt keine
Affären am Hof hat. Sein anderer Begleiter ist ein Rotschopf, den ich noch
nicht kannte.
Ken hat ihn mir als Aya vorgestellt. Sohn des neuen Verwalters unseres Onkels. Da Ken mit seiner Ausbildung fast fertig ist und dieser Verwaltersohn endlich mal Verantwortung tragen soll, haben es die beiden übernommen Tot (meine Cousine) nach hier zu überführen und mich mit zurückzunehmen. Angeblich ist Onkelchen wenig begeistert über die ganze Aktion.
Jetzt aber mal was zu Aya. Ich kenne den Mann gerade mal drei Stunden und würde ihn am liebsten umbringen. Es geht ja schon mit dem Namen los. "Aya". Mal ehrlich, welcher Mann läuft mit einem Frauennamen durch die Gegend? Und dann die roten Haaren und violette Augen. Woher kommt der? Aber gut, für die beiden Punkte kann er vermutlich nichts. Das macht ihn dennoch nicht sympathischer.
Dann sieht er mich die ganze Zeit an, als ob es meine persönliche Schuld
ist, dass er fünf Tage in hohem Tempo durch die Gegend reiten musste. OK,
vielleicht bin ich daran schuld. Aber muss er deswegen so starren? Und besonders
gesprächig ist er auch nicht. Ich habe beim Essen vorhin versucht mit ihm eine
Unterhaltung zu führen. Völlig Fehlanzeige. Der reagiert überhaupt nicht auf
mich.
Und wenn ich mal etwas sage, was offenbar nicht seine Zustimmung findet, dann
blickt er wieder, als ob er mich töten wolle. Ich meine auch zweimal ein "Shi-ne"
gehört zu haben, dass er in meine Richtung gezischt hat. Ehrlich, wir haben uns
heute kennengelernt und er will mich sofort umbringen. Sind ihm die paar Tage
auf dem Pferd so schlecht bekommen?
Aber Ken braucht nur mal in die Richtung von etwas zu essen zu schauen, schon
legt sich der Typ ins Zeug. "Ja, junger Herr." "Kann ich Ihnen
helfen, junger Herr." Und so weiter. So, wie Aya Ken ansieht, vermute ich
da allerdings noch mehr.
Frage mich, wie die das anstellen. Ob dieser rothaarige Teufen Ken im Bett auch
mit "junger Herr" anspricht? Ich stelle mir das ja zu komisch vor.
Aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass Aya bei den beiden privat die
Kontrolle übernimmt.
Obwohl, wenn ich es mir genau betrachte, dann läuft zwischen den beiden wohl doch nichts. Sie haben sich den ganzen Abend über nicht ein einziges Mal berührt. Ich bin mir aber ganz sicher, dass zumindest Aya nur zu gerne würde. Und Ken? Hin und wieder, wenn er glaubte, Aya würde es nicht merken, hat er ihn ziemlich verträumt angelächelt. Die kennen sich jetzt seit über einem Jahr, laut der Aussage von Ken, ziehen sich mit den Blicken gegenseitig fast aus und dennoch passiert nichts weiter?
Bei mir wäre das nicht der Fall gewesen. Aber ich würde mir ja auch eher
den linken Arm abhacken, bevor ich was mit Aya anfange. Ähm... OK... Einmal.
Aber auch nur, weil er verdammt sexy ist. Und wenn er sich mir gegenüber noch
so arrogant verhält. Doch wenn ich die Gelegenheit hätte, diesen Bastard im
Bett einmal so richtig hart ranzunehmen, dann würde ich nicht nein sagen.
Irgendjemand muss dem Kerl ja mal beibringen, was Respekt ist. OK und natürlich
auch, was guter Sex ist. Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass dieser Typ
noch nie Sex hatte. Vermutlich ist er deswegen so schräg drauf.
Na ja, jedenfalls ist Aya ein Arschloch. Wenn der noch einmal in meine Richtung zischt, weil ihm mal wieder etwas nicht passt, was ich getan oder gesagt habe, denn gibt's Ärger. Aber so richtig. Und da sollen wir morgen früh aufbrechen und zusammen fünf Tage zu Pferd und in Gasthöfen verbringen? Irgendwie sehe ich der Aktion nicht sonderlich positiv entgegen. Gute Nacht.
TBC.
Und? Wie hat es euch gefallen? Wie findet ihr den Plot bis hier? Schreibt mir doch bitte ein Review.
